| Titel: | Beschreibung eines von Hrn. John M'Naught, Ingenieur in Glasgow, erfundenen Apparates zum Probiren von Oehlen. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XXVI., S. 108 | 
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                        XXVI.
                        Beschreibung eines von Hrn. John M'Naught, Ingenieur in
                           Glasgow, erfundenen Apparates zum Probiren von
                           Oehlen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 774, S.
                              154.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        M'Naught's Apparat zum Probiren von Oehlen.
                        
                     
                        
                           Der Apparat, dessen Beschreibung wir hier geben, ist zum Probiren der zum Schmieren
                              und Brennen dienenden Oehle bestimmt. Er deutet bestimmt und genau an, welchen Grad
                              von Klebrigkeit dieses oder jenes Oehl besizt, und in welchem Grade es die Reibung
                              verhindert oder die Schluͤpfrigkeit erhaͤlt. Mit seiner Huͤlfe
                              ist Jedermann im Stande, in einigen wenigen Minuten den Werth einer Waare, die er zu
                              kaufen gedenkt, zu erproben, oder die abgelieferte Waare mit dem vorher genommenen
                              Muster zu vergleichen.
                           In der beigegebenen Zeichnung, Fig. 54, ist A eine Schraubenklammer, womit man das Instrument
                              befestigen kann. Die Rolle P dient zum Treiben einer
                              Welle, auf deren Scheitel das Messingstuͤk d
                              geschraubt ist. In lezteres ist ein Stuͤk Achat oder Kiesel eingesezt. e ist eine mit hartem Stahle belegte, bewegliche
                              Messingplatte. Das obere Ende der Welle geht, um sie stetig zu erhalten, durch ein
                              in der oberen Platte befindliches Loch.
                           Das der Probe zu unterwerfende Oehl wird zwischen den Achat und die obere Platte,
                              welche beide vollkommen eben und so abgerieben sind, daß sie genau auf einander
                              passen, gebracht. f ist ein in der oberen Platte
                              befestigter Zapfen, der, wenn er gegen den Sonnenlauf herumgedreht wird, mit dem
                              Zapfen P in Beruͤhrung kommt, und ihn gegen den
                              der Klammerseite zunaͤchst gelegenen Zapfen g zu
                              draͤngen sucht. Die beiden in das Gestell eingelassenen Zapfen oder
                              Aufhaͤlter verhuͤten eine zu bedeutende Abweichung von der senkrechten
                              Stellung. W ist ein verschiebbares Gewicht, welches
                              mittelst einer kleinen Feder in jeder beliebigen Stellung erhalten werden kann. C ist der Zapfen, um den sich der Hebel dreht, und
                              welcher in dem oberen Theile des messingenen Rahmens eingelassen ist. Der Hebel oder
                              Waagebalken ist in 150 gleiche Theile eingetheilt. B ist
                              ein Gegengewicht. Wenn die an dem verschiebbaren Gewichte angebrachte Marke mit 0
                              correspondirt, so wird der graduirte Schenkel des Waagebalkens horizontal, der
                              Schenkel P hingegen vertical und frei zwischen den
                              Zapfen p, p stehen, ohne irgend einen derselben zu
                              beruͤhren; hiemit ist das Gleichgewicht hergestellt. V ist eine Rolle mit 6 oder 8 Kehlen, von denen eine beilaͤufig um
                              einen Achtelzoll von der
                              anderen verschieden ist, damit man die gewuͤnschte Geschwindigkeit erzielen
                              kann. Die Rolle V kann man sich an der Spize der Spindel
                              einer Drehebank, die Klammer hingegen an der Auflage befestigt denken. Zu
                              staͤndiger Benuzung soll man das Instrument jedoch an irgend einem geeigneten
                              Orte, an welchem eine stetige gleichmaͤßige Bewegung erlangt werden kann,
                              fixiren. Auch waͤre in diesem Falle das Ganze mit einem Gehaͤuse zu
                              umgeben, damit es rein erhalten wird und gegen Erschuͤtterungen
                              geschuͤzt ist. Zu einzelnen zeitweisen Versuchen wird sich uͤbrigens
                              eine gewoͤhnliche Drehebank sehr gut eignen. Man befestigt das Instrument in
                              diesem Falle wie gesagt, mit der Klammer an einer T
                              Auflage oder an einem in der Scheide der Auflage festgemachten Stuͤke Holz;
                              und fixirt an der Spize der Spindel eine 1 1/2 bis 2 zoͤllige Rolle, welche
                              man kegelfoͤrmig abdreht, und an der man 6 bis 8 Kehlen, deren Durchmesser um
                              1/8 Zoll von einander abweicht, anbringt. Es wird nicht schwer halten, hiebei die
                              fuͤr den Versuch noͤthige Geschwindigkeit zu erzielen. Die Auflage
                              wird aus- oder eingeschoben, damit die Treibschnur einer jeden der Kehlen
                              entspricht. Besser ist es, wenn man fuͤr jeden Versuch hinreichend Zeit
                              gestattet, und die Geschwindigkeit nicht zu sehr erhoͤht. Bei einer
                              Geschwindigkeit von 360 Umgaͤngen in der Minute, welche beilaͤufig die
                              noͤthige ist, ist nur wenig von einer Zunahme der Temperatur zu besorgen.
                           Um sich nun dieses Apparates zu bedienen, soll man die obere Platte abnehmen, beide
                              Platten abwischen und vier Tropfen oder so viel von dem Oehle darauf bringen, daß
                              der Achat bis zu dem ihn umgebenden Ringe damit bedekt ist. Eine geringere Menge
                              Oehl wuͤrde die Platten nicht hinreichend benezen; eine groͤßere Menge
                              dagegen waͤre uͤberfluͤssig und wuͤrde ausgesprizt
                              werden. Bei einiger Erfahrung wird man leicht das richtige Maaß zu treffen wissen.
                              Hat man das Oehl auf den Achat getropft, so sezt man die obere Platte wieder auf,
                              bringt die Spindel in Bewegung und erhaͤlt sie fuͤr jeden Versuch 10
                              Minuten lang in solcher. Durch die Bewegung wird der in der oberen Platte
                              befindliche Zapfen so weit herumgefuͤhrt werden, daß er auf den an dem
                              unteren Theile des gebogenen Hebels angebrachten Zapfen wirkt, wodurch er diesen
                              wegzudraͤngen und das Gewicht emporzuheben streben wird. Das Gewicht muß
                              daher an dem Hebel verschoben werden, bis die Klebrigkeit des Oehles und das Gewicht
                              einander aufwiegen. Dasselbe kann auch nach Ablauf der Versuchszeit geschehen. Das
                              untere Ende des Hebels muß frei zwischen den beiden oben angegebenen Zapfen spielen,
                              und darf keinen derselben beruͤhren. Wenn der Apparat seine Zeit uͤber
                              gelaufen ist, so beobachte man die Eintheilung, auf welche das Gewicht deutet. Jeder
                              Versuch soll waͤhrend einer gleichen Zeit hindurch angestellt werden. Nach
                              jedem Versuche sind auch die Platten ganz rein abzuwischen, da jede Unreinigkeit,
                              jedes Baumwollfaͤserchen die innige Beruͤhrung beider Platten
                              stoͤren und also zu einem irrigen Resultate Anlaß geben wuͤrde. Die
                              untere Platte wird durch das Umlaufen am besten gereinigt; zum Abwischen der oberen
                              dient ein weicher Lumpen weit besser als Baumwollabfaͤlle. Probirt man ein
                              besseres Oehl nach einem schlechteren, so ist es, da etwas von lezterem an den
                              Platten haͤngen geblieben seyn wird, am geeignetsten, vorher die Platten mit
                              dem zu untersuchenden Oehle abzureiben, da dieß die Ueberreste des ersteren am
                              besten beseitigt. Dasselbe Verfahren kann man auch einschlagen, wenn man ein
                              schlechteres Oehl nach einem besseren probiren will.
                           Um sicher zu gehen, kann man die Versuche wiederholen und dann das Mittel aus ihnen
                              nehmen; doch wird, wenn der Versuch gehoͤrig angestellt worden und die
                              Geschwindigkeit unveraͤndert blieb, auch das Resultat dasselbe bleiben. Um zu
                              erproben, welches Oehl am laͤngsten anhaͤlt, kann man das fragliche
                              Oehl in den Apparat bringen, und zugleich die Spindeln einer Mule damit schmieren.
                              Wenn der Apparat 10 Minuten gelaufen ist, so beobachte man die Eintheilung, auf der
                              das Gewicht steht. Nach Ablauf von 6–8 Stunden wird man sehen, um wieviel die
                              Klebrigkeit des Oehles zunahm, und um wieviel folglich auch die Reibung der
                              Maschinerie hiedurch erhoͤht wurde. Es ist zweifelhaft, ob irgend ein
                              vegetabilisches Oehl diese harte Probe aushalten wird; Wallrathoͤhl
                              haͤlt sie aus, ohne daß an der Scala ein Unterschied von mehr dann zwei
                              Eintheilungen zu bemerken waͤre.
                           Wenn man sich von der Richtigkeit der Angaben des Apparates uͤberzeugen will,
                              so braucht man bloß mit einem Gemische, welches aus gleichen Theilen bekannter Oehle
                              zusammengesezt ist, einen Versuch anzustellen. Denn ein Gemisch aus gleichen Theilen
                              zweier Oehle, von denen das eine 30 und das andere 60 an der Scala zeigt, wird bei
                              dem Versuche 45 als Resultat geben. Da die unter einem und demselben Namen im Handel
                              vorkommenden Oehle in der Qualitaͤt sehr verschieden sind, so laͤßt
                              sich nicht mit Bestimmtheit angeben, bei welcher Geschwindigkeit ein bestimmtes Oehl
                              auf eine bestimmte Zahl der Scala deuten wird. Damit jedoch die verschiedenen Oehle
                              mit Leichtigkeit einiger Maßen mit einander verglichen werden koͤnnen,
                              verkauft der Erfinder zugleich mit seinem Apparate ein kleines Buͤchschen
                              Schweinfett, welches weniger Verschiedenheiten darbietet als die Oehle, und leichter
                              mit sich zu fuͤhren ist. Wenn das Gewicht bei der Anwendung von diesem und
                              bei einer gewissen Geschwindigkeit auf 70 deutet, so soll es bei gleicher Geschwindigkeit bei der
                              Anwendung von gutem Wallrathoͤhle auf 20, bei der Anwendung von gutem
                              Olivenoͤhle auf 60, und bei der Anwendung von Klauenfett auf 60 bis 70
                              deuten. Die weitere Scala gehoͤrt dann fuͤr Gemenge aus Oehl und Talg,
                              deren man sich zum Schmieren von Wagenraͤdern und groͤßeren
                              Raͤderwerken bedient. Sollte irgend ein Gemenge außer dem Bereiche der Scala
                              fallen, so muͤßte man die Geschwindigkeit vermindern, was zu demselben
                              Resultate fuͤhren wuͤrde, wie eine Verlaͤngerung der Scala.
                           Aus dem Gesagten ergibt sich das dem Apparate zum Grunde liegende Princip zur
                              Genuͤge. Wenn ein Oehl vermoͤge seiner Klebrigkeit das Gewicht nur bei
                              20 heben sollte, waͤhrend ein anderes Oehl dasselbe bei 40 hebt, so folgt
                              hieraus, daß die Klebrigkeit des ersteren um die Haͤlfte geringer
                              waͤre als jene des lezteren; und daß also bei lezterem die Reibung um das
                              Doppelte groͤßer seyn muͤßte. Es bleibt dann jedem Maschinenbesizer
                              uͤberlassen, ob er beim Oehle an Geld ersparen und es dagegen fuͤr den
                              Ankauf von Brennstoff hinauswerfen will: die Abnuͤzung der Maschinerie gar
                              nicht in Anschlag gebracht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
