| Titel: | Ueber das Ausschmelzen des Eisens mit Kohlenblende oder Anthracit. Vortrag des Hrn. George Crane vor der British Association in Liverpool. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XXXII., S. 140 | 
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                        XXXII.
                        Ueber das Ausschmelzen des Eisens mit
                           Kohlenblende oder Anthracit. Vortrag des Hrn. George Crane vor der British
                              Association in Liverpool.Wir geben diese Notiz als Ergaͤnzung der Beschreibung des Patentes, die
                                 wir bereits Bd. LXVIII S. 130 unseres
                                 Journales bekannt machten. A. d. R.
                           
                        Aus dem Cambrian im Mechanics' Magazine No.
                              746.
                        Crane, uͤber das Ausschmelzen des Eisens mit
                           Kohlenblende.
                        
                     
                        
                           Die großen Anthracitlager, welche sich in Suͤdwallis zugleich mit einem wahren
                              Ueberflusse an guten Eisenerzen finden, trieben die bei der Wohlfahrt dieser Provinz
                              Betheiligten schon laͤngst an, auf die Entdekung von Methoden zu sinnen,
                              denen gemaͤß dieses Brennmaterial zum Ausschmelzen des Eisens verwendet
                              werden koͤnnte.
                           Eines der ersten hierauf bezuͤglichen Patente ward im J. 1804 von einem Hrn.
                              Martin genommen. Nach der seiner Zeit erschienenen
                              Beschreibung dieses Patentes scheint jedoch die von ihm empfohlene Methode gar
                              nichts Eigenthuͤmliches gehabt zu haben; denn der Patenttraͤger
                              glaubte seinen Zwek erreicht zu haben, indem er einen Ofen der damaligen Zeit mit
                              Anthracit und mit kalter Geblaͤsluft betrieb. Ungefaͤhr 20 Jahre
                              spaͤter erschien ein anderes Patent, in welchem vorgeschlagen ward, ein
                              Kohks-Conglomerat zu erzeugen, indem man Anthracit-Klein, auch Culm
                              genannt, mit soviel bituminoͤsem Steinkohlen-Klein vermengt, daß die
                              Mischung beim Verkohksen derselben in einem Ofen zu Kohks zusammenbakt. Dieses
                              Verfahren waͤre, selbst wenn es sich bewaͤhrt haͤtte, aber
                              immer nur an solchen
                              Orten anwendbar gewesen, wo beide Sorten Brennmaterial zugleich vorgekommen
                              waͤren.
                           Die mir angehoͤrigen Eisenwerke von Ynyscedwin liegen in der
                              Anthracit-Formation, und bis ich dieses mir zu Gebot stehende Brennmaterial
                              zum Ausbringen von Eisen benuͤzen lernte, war ich gezwungen, mir die
                              fuͤr meine Hohoͤfen noͤthigen Kohlen aus der Nachbarschaft
                              zufuͤhren zu lassen. Ich versuchte daher waͤhrend 14 Jahren, in denen
                              ich im Huͤttenwesen beschaͤftigt bin, mit bedeutendem Kostenaufwande
                              hoͤchst mannigfache Methoden des Hochofenbetriebes mit Anthracit. Alles war
                              jedoch vergebens, bis ich auf die Idee kam, daß eine nach dem Neilson'schen Patente erhizte Geblaͤsluft in Folge ihrer
                              groͤßeren Kraft mich allenfalls meinem Zweke naͤher bringen
                              duͤrfte.
                           Es ist mir nun vollkommen gelungen, einen Schmelzproceß der Eisenerze mit Anthracit
                              auszumitteln, und bereits seit dem Februar 1837 arbeitet einer meiner
                              Cupolo-Oefen ausschließlich mit diesem Brennmateriale. Mein Verfahren, so wie
                              ich es in dem im Maͤrz 1837 genommenen Patente beschrieben habe, entspricht
                              mir sowohl in Hinsicht auf die Menge, als bezuͤglich der Qualitaͤt des
                              erzielten Eisens, und der Ausbringungskosten so vollkommen, daß ich seit drei
                              Monaten hauptsaͤchlich damit beschaͤftigt bin, dasselbe an meinen drei
                              Hohoͤfen einzufuͤhren, und meine Bauten nach Anthracit zum Behufe der
                              Ausdehnung meiner Fabrication zu erweitern.
                           Einer meiner drei dermaligen Oefen ist ein kleiner Cupolo-Ofen, den ich Nr. 1
                              nennen will; er ist von dem oberen Ende des Herdes aus bloß mit feuerfesten
                              Baksteinen aufgefuͤhrt, und hat 41 Fuß Gesammthoͤhe, an der Rast 10
                              1/2 Fuß im Querdurchmesser. Die Waͤnde haben die Dike von zwei
                              neunzoͤlligen Baksteinen; das Gestell hat 3 Fuß 6 Zoll im Gevierte und 5 Fuß
                              Tiefe. Die beiden anderen Oefen, Nr. 1 und 2, haben dike aus Stein
                              aufgefuͤhrte Mauern. Der Cupolo-Ofen Nr. 2 verzehrte in einer Reihe
                              von Jahren, wie ich vermuthete wegen seiner geringen Dimensionen und wegen seiner
                              duͤnnen Waͤnde, im Vergleiche mit dem nur 50 Fuß davon stehenden Ofen
                              Nr. 1, im Durchschnitte soviel mehr Erz auf die Tonne ausgebrachten Eisens, daß ich
                              beschloß, statt seiner einen Ofen nach Art des Ofens Nr. 1 zu bauen. Da derselbe
                              jedoch eben außer Arbeit war, als ich mit heißer Geblaͤseluft und Anthracit
                              Versuche im Großen anzustellen gedachte, so hielt ich es fuͤr
                              zwekmaͤßig, ihn hiezu zu verwenden.
                           Dieser Cupolo-Ofen Nr. 2 brauchte aus den angegebenen Gruͤnden im
                              Durchschnitte 5 Tonnen 3 Cntr. Steinkohlen per Tonne
                              Roheisen, waͤhrend die Hohoͤsen Nr. 1 und 2 nicht ganz 4 Tonnen Kohlen
                              verzehrten. Auch der Verbrauch an Erz und Kalk war im ersteren groͤßer, jedoch in keinem
                              so bedeutenden Verhaͤltnisse. Waͤhrend der Karren Kohks, welcher
                              beilaͤufig 3 1/2 Cntr. wog, in den Oefen Nr. 1 und 2 gegen 5 bis 5 1/2 Cntr.
                              geroͤstetes Erz trug; trug er im Cupolo-Ofen Nr. 2 von demselben Erze
                              nur 3 bis 3 1/2 Cntr. Unter diesen unguͤnstigen Umstaͤnden nun brachte
                              ich im Cupolo-Ofen nach einem dreimonatlichen Durchschnitte die Tonne Eisen
                              mit weniger als 27 Cntr. Anthracit aus. Das Erhizen der Geblaͤsluft und das
                              Roͤsten des Erzes erfordert demnach meinem Verfahren gemaͤß dieselbe
                              Quantitaͤt Brennstoff, welche in anderen Huͤttenwerken zu gleichem
                              Zweke erforderlich ist.
                           In Hinsicht auf die Quantitaͤt des ausgebrachten Eisens lautet mein Bericht
                              eben so guͤnstig. Doch darf ich hiebei nicht vergessen, daß ich, um meinen
                              Cupolo-Ofen Nr. 2 mit groͤßerer Bequemlichkeit von einem benachbarten
                              Stollen her fuͤllen zu koͤnnen, vor dem Beginnen meiner Versuche mit
                              Anthracit denselben von 36 Fuß 6 Zoll bis auf 41 Fuß erhoͤhte. Dieß mag
                              vielleicht den Verbrauch an Brennmaterial im Vergleiche mit jenem, der im Ofen Nr. 1
                              Statt fand, etwas vermindert, und dagegen dessen Schmelzkraft mit meinem
                              Geblaͤse, welches nur 1 1/4 Pfd. Druk auf den Quadratzoll gab, von der
                              fruͤheren Durchschnittszahl von 22 auf 24 Tonnen erhoͤht haben. Seit
                              ich nun aber Anthracitkohle in Verbindung Geblaͤsluft anwende, gibt mein
                              Cupolo-Ofen Nr. 2 mit Geblaͤsluft von gleichem Druke 30 bis 36 Tonnen
                              Eisen. In einer Woche brachte ich es sogar auf 39 Tonnen weniger drei Centner grauen
                              Gußeisens. Gegenwaͤrtig ist der woͤchentliche Ertrag 35 bis 36
                              Tonnen.
                           Was die Qualitaͤt des mit Anthracit und heißer Geblaͤsluft
                              ausgebrachten Eisens anbelangt, so duͤrfte auch hierin das Resultat meiner
                              Versuche allgemein befriedigen. Es ist in meiner ganzen Gegend bekannt, daß das
                              Eisen, welches ich fruͤher mit kalter Geblaͤsluft ausbrachte, zu allen
                              Zweken, bei denen es auf große Staͤrke ankam, ebenso gut taugte wie irgend
                              ein in Suͤdwallis geschmolzenes Eisen. Jenes, welches ich dermalen mit
                              Anthracit und heißer Geblaͤsluft ausbringe, uͤbertrifft aber alle
                              meine fruͤheren Erzeugnisse an Staͤrke. Auf die Angaben der Chemiker,
                              nach denen der Anthracit beinahe aus reinem Kohlenstoffe besteht, bauend, hegte ich
                              immer die Hoffnung, daß wenn es mir ein Mal gelingen wuͤrde, diesen
                              Brennstoff mit Vortheil beim Eisenschmelzprocesse zu benuͤzen, ich auch im
                              Stande seyn wuͤrde ein Eisen zu erzeugen, welches dem mit Holzkohle
                              ausgebrachten sehr aͤhnlich seyn muͤßte. In wie weit diese Erwartung
                              gerechtfertigt werden wird, muß allerdings erst die Zukunft lehren; schon nach
                              meinen bisherigen Erfahrungen darf ich hoffen, daß meine Erwartungen nicht zu
                              sanguinisch waren.
                           
                           Die erste Idee der Anwendung heißer Geblaͤsluft auf den Anthracit kam mir
                              eines Abends, wo ich in meinem Zimmer, in welchem vorher ein Feuer mit
                              bituminoͤser Steinkohle aufgezuͤndet gewesen, ein Stuͤk
                              Anthracit auf dasselbe auflegte. Als dieses Stuͤk zum Rothgluͤhen
                              gekommen, und ich mit einem Blasbalge so stark darauf blies, als es moͤglich
                              war, bemerkte ich an jener Stelle, auf welche der Wind direct einwirkte, einen
                              schwarzen Flek, und als ich fortfuhr auf gleiche Weise und in derselben Richtung
                              einen raschen Luftstrom einwirken zu lassen, hatte ich in Kuͤrze das Feuer
                              ganz ausgeblasen. Hieraus ergab sich mir, daß der starke Luftstrom, den wir in
                              unsere Oefen treiben muͤssen, um seines Durchganges durch die hohe und dichte
                              Saͤule des eingetragenen Materiales versichert zu seyn, die
                              Entzuͤndung nicht nur nicht beguͤnstigt, sondern ihr vielmehr
                              nachtheilig wird. Die Folge hievon war natuͤrlich die Frage, welche Wirkung
                              wohl eintreten wuͤrde, wenn der eingetriebene Luftstrom selbst
                              entzuͤnden und Blei in Fluß bringen wuͤrde? Eine weitere
                              Erwaͤgung dieser Frage, Versuche, die ich bald darauf anstellte und mehrere
                              Monate hindurch mit bedeutendem Aufwande fortsezte, fuͤhrten mich endlich zu
                              dem vollkommenen Gelingen meiner Ideen.