| Titel: | Verbesserte rotirende Dampfmaschine, worauf sich Duchemin Victor aus London am 19. März 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XXXVII., S. 164 | 
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                        XXXVII.
                        Verbesserte rotirende Dampfmaschine, worauf sich
                           Duchemin Victor aus
                           London am 19. Maͤrz 1838 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, August
                              1838, S. 65.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Victor's verbesserte rotirende Dampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung beruht hauptsaͤchlich auf der vereinten Anwendung folgender
                              Dinge, und zwar: 1) eines constanten Gleichgewichtes des Drukes auf den inneren
                              concentrischen Cylinder; 2) eines aͤußeren Cylinders, der so gebaut ist, daß
                              er, welches sein Durchmesser seyn mag und wie groß auch seine Hoͤhe von einer
                              Basis bis zur anderen ist, den Widerstand gegen den Druk soviel als erforderlich
                              seyn kann, verhindert; 3) eines Apparates, wodurch jene Theile, auf die der Dampf
                              seinen Impuls ausuͤbt, die Verrichtungen von Kolben vollbringen, ohne sich an
                              irgend einer anderen Oberflaͤche als der inneren Cylinderflaͤche zu
                              reiben, und ohne also eine groͤßere Abnuͤzung zu erleiden als die
                              gewoͤhnlichen Kolben. Meine Maschine, deren Kraft eine beliebige seyn kann,
                              ist frei von den Maͤngeln der bisherigen rotirenden Maschinen, und
                              gewaͤhrt dagegen alle die großen Vortheile, die von einem guten rotirenden
                              Systeme zu erwarten sind. Dieses System allein beseitigt naͤmlich den großen
                              Verlust an Kraft, der aus der Umwandlung der geradlinigen Bewegung in eine kreisende
                              mittelst Anwendung der Kurbel erwaͤchst. Meine Maschine ist, kurz gesagt,
                              eine durch Dampf oder andere luftfoͤrmige Fluͤssigkeiten zu treibende,
                              rotirende Maschine mit zwei oder vier beweglichen Kolben, die mittelst einer
                              aͤußeren mechanischen Vorrichtung in einen inneren concentrischen Cylinder
                              eintreten, an der dieser Cylinder stets einem gleichen Druke ausgesezt ist, da der
                              Druk gleichzeitig auf gleiche und gegenuͤberliegende Oberflaͤchen
                              wirkt, und an welcher der große, innen allerwaͤrts cylindrische Cylinder
                              nirgendwo zum Behufe des Durchganges eines Kolbens ausgeschnitten ist, so daß er
                              nicht nur die ganze Staͤrke des Metalles besizt, sondern daß er auch einen
                              großen Durchmesser, und von einer Basis zur anderen eine große Hoͤhe haben
                              kann.
                           Ich besize nicht hinreichende Geldmittel, um meine nach England gebrachte Erfindung
                              hier im Großen auszufuͤhren. Ich wuͤnsche jedoch sehr, daß dieß
                              geschehe, indem ich uͤberzeugt bin, daß sie in diesem Falle von allen
                              Ingenieurs guͤnstig aufgenommen werden wuͤrde, da die unendlichen
                              Vortheile, welche sie sowohl fuͤr den Fabrikbetrieb, als fuͤr die
                              Dampfschifffahrt gewaͤhrt, in die Augen fallen. Meine Maschine, welche sich
                              wegen einer bedeutenden Ersparniß an Brennmaterial hauptsaͤchlich fuͤr
                              die Dampfschifffahrt eignet, beseitigt nicht nur, wie gesagt, den durch die
                              Anwendung der Kurbel bedingten Verlust an Kraft, sondern sie nimmt auch bei großer
                              Leichtigkeit einen sehr kleinen Raum ein. Ich hoffe daher um so mehr, daß sich ein
                              englischer Ingenieur ihrer Ausfuͤhrung im Großen unterziehen wird, als ich
                              geneigt bin, ihm alle meine Rechte unter sehr billigen Bedingungen abzutreten.
                           Ich habe meine Maschine in der gegenwaͤrtiger Beschreibung beigegebenen
                              Zeichnung als mit vier, den Impuls des Dampfes erhaltenden Kolben versehen,
                              dargestellt, indem ich diese Einrichtung fuͤr die Dampfschifffahrt am
                              geeignetsten halte. Die Kraft ist naͤmlich bei gleichem Umfange
                              groͤßer und in jedem Theile des Laufes eine und dieselbe, da der Dampf stets
                              auf zwei dieser Kolben seinen Nuzeffect ausuͤbt. Ich glaube, daß diese
                              Maschine hauptsaͤchlich dann eine große Reform in der Dampfschifffahrt
                              bewirken duͤrfte, wenn sie mit Dampf arbeitet, der in Kesseln erzeugt wird,
                              welche aus einer großen Menge kleiner Roͤhren bestehen, die eine große
                              Heizoberflaͤche darbieten, und welche also im Vergleiche mit der in ihnen
                              enthaltenen Wassermasse eine große Menge Dampf erzeugen. Diese Kessel, die dem
                              Bersten nicht ausgesezt sind, lassen sich selbst auf weiten Seereisen leicht mit
                              Suͤßwasser speisen, wenn man den verbrauchten Dampf in Roͤhren, die
                              außen am Schiffe unter der Wasserlinie hinlaufen, verdichtet und das verdichtete
                              Wasser wieder in den Kessel pumpt. Zum Fabrikbetriebe seze ich meine Maschine
                              dagegen lieber aus zwei Kolben zusammen, indem ich in diesem Falle vorziehe,
                              waͤhrend eines Theiles der Bewegung von der Ausdehnung des Dampfes Nuzen zu
                              ziehen. Es wird dann ein Schwungrad und ein Schieber noͤthig, der die
                              gewuͤnschte Zeit uͤber den Dampf einstroͤmen laͤßt.
                              Stets muͤßte aber der Dampf in dem Momente abgesperrt werden, in welchem die
                              beweglichen Kolben an den in dem großen Cylinder fixirten Scheidewaͤnden
                              voruͤbergehen. Dessen ungeachtet kann man auch mit dieser Maschine unter
                              Anwendung von jedwedem Druke und mit Verdichter und Luftpumpen arbeiten. Auch ließe
                              sie sich ebenso gut mit Gasen betreiben, im Falle man welche ausmitteln
                              koͤnnte, die wohlfeiler zu stehen kommen als der Dampf.
                           Fig. 72 ist
                              ein Aufriß der Maschine; Fig. 73 zeigt dieselbe
                              von der Seite betrachtet. Fig. 72 ist ein
                              Durchschnitt nach der Linie C, D, und Fig. 75 ein solcher nach
                              A, B, A, C. Saͤmmtliche Theile, aus denen die Maschine
                              zusammengesezt ist, ruhen auf der Grundplatte a. Auf ihr
                              bemerkt man zuvoͤrderst den aͤußeren oder großen Cylinder b; dieser ist an beiden Enden, wie man in Fig. 74 sieht,
                              mittelst eines Ringes geschlossen, der zugleich auch den fixirten und unebenen Theil
                              einer Stopfbuͤchse bildet. Der zwischen diesem und dem inneren Cylinder
                              befindliche Raum ist durch Scheidewaͤnde, welche gegen den Druk des Dampfes
                              Widerstand leisten, in zwei gleiche Theile geschieden. Diese Scheidewaͤnde
                              sind mit Platten ausgestattet, die in Hinsicht auf Laͤnge der Hoͤhe
                              des inneren Cylinders gleichkommen, und an denen eine solche Anordnung getroffen
                              ist, daß jener Theil, der sich allmaͤhlich und zur Ersezung des
                              Abgenuͤzten annaͤhert, stets dieselbe Laͤnge haben kann. Auf
                              diese Platten, welche zur Erzielung eines genauen Verschlusses dienen, wirken
                              bestaͤndig kleine Federn. Der innere und concentrische Cylinder c ist an dem Wellbaume befestigt. Seine vier Arme, Fig. 75, sind
                              nach Außen zu verlaͤngert, Fig. 72 und 74, und ihrer
                              ganzen Laͤnge nach so tief gespalten, Fig. 74, daß die Kolben,
                              welche die der Welle mitzutheilende Bewegung von dem Dampfe her erhalten, in
                              dieselben eindringen koͤnnen, wenn sie an den Scheidewaͤnden, Fig. 75,
                              voruͤbergehen. Diese Kolben sind so an den Enden, Fig. 75, angebracht, daß
                              der Ring, der einen Theil der Stopfbuͤchse bildet, Fig. 73 und 74, dessen
                              Oberflaͤche polirt ist, und der sich selbst mit dem inneren Cylinder bewegt,
                              fixirt werden kann. An den Enden der Arme, Fig. 72, 74 und 75, befinden sich auch
                              kleine Platten, welche dem Dampfe den Austritt zu versperren haben. Die beweglichen,
                              die Stelle der Kolben vertretenden Theile, Fig. 74 und 75, sind an
                              den Scheidewaͤnden mit Platten versehen, auf welche stets kleine Federn
                              druͤken. Diese Platten, in Verbindung mit einer eigenthuͤmlichen
                              Einrichtung der Enden des Cylinders, Fig. 74, bedingen zu
                              beiden Seiten einen gaͤnzlichen Verschluß. Das Hervortreten dieser Platten
                              ist durch kleine Zapfen, Fig. 74,
                              beschraͤnkt. Kleine Austiefungen, welche zu beiden Seiten an den Armen, Fig. 74 und
                              75,
                              angebracht sind, dienen zur Verhinderung der Reibung der Kolben. d ist ein Kreuz, dergleichen an jedem Ende des Cylinders
                              eines an der Welle aufgezogen ist. An der Mitte eines jeden Armes des Kreuzes ist
                              den Kolben genau gegenuͤber ein zur Fuͤhrung dienender Schieber, Fig. 73 und
                              74,
                              angebracht, der an der einen Seite mittelst einer Walze seine Bewegung mitgetheilt
                              erhaͤlt, und sie an der anderen Seite mittelst einer durch eine kleine
                              Stopfbuͤchse laufenden Stange an die Kolben fortpflanzt. Die Stuͤke,
                              in denen sich die Walzen drehen, und die ihren Mittelpunkt in der Achse der Maschine
                              haben, sieht man bei e. Zu jeder Seite des Cylinders und
                              außerhalb der Kreuze ist auf der Grundplatte eines dieser Stuͤke befestigt. Die
                              Walzen, welche die Bewegung an den Schieber und dann an die Kolben fortpflanzen,
                              laufen in der Achse parallelen Fuͤhrern, Fig. 73, in jenen
                              Theilen, welche den Scheidewaͤnden gegenuͤber und in solchen
                              Entfernungen von diesen angebracht sind, daß die Kolben an den Scheidewaͤnden
                              voruͤber gehen koͤnnen, ohne sie zu beruͤhren. f sind die Buͤchsen mit den Anwellen, in denen
                              die Welle der Maschine laͤuft; sie tragen das Gewicht dieser Welle und sind
                              mit Regulirschrauben ausgestattet, welche die Welle stets und ungeachtet aller
                              Abnuͤzung in der geeigneten Stellung erhalten. Die erste von den vier
                              Schrauben, welche parallel mit der Achse gestellt ist, Fig. 72, 73 und 74, erhaͤlt, indem
                              sie seitwaͤrts von den Anwellen auf einen an der Welle, Fig. 74, fixirten Ring
                              druͤkt, die Welle und ferner die Basen des inneren Cylinders in Beziehung auf
                              jene des aͤußeren Cylinders bestaͤndig in derselben Stellung, obschon
                              die Kolben so eingerichtet sind, daß aus einer geringen Abweichung von dieser
                              Stellung kein Nachtheil entstehen kann. Die zur Rechten unterhalb befindliche
                              Regulirschraube, Fig. 73, dient zum Eintreiben eines Keiles, Fig. 74, damit dieser das
                              Zapfenlager gradweise emporhebe, wenn sich dasselbe ausgerieben hat. Mit den zur
                              Rechten, aber etwas hoͤher angebrachten Schrauben, Fig. 73, kann das
                              Zapfenlager, je nachdem es noͤthig ist, nach Links oder nach Rechts getrieben
                              werden. Das obere Zapfenlager wird von zweien Bolzen festgehalten, welche zugleich
                              auch zu starker Befestigung des unteren Theiles der Buͤchse auf der
                              Grundplatte dienen. Eine an dem unteren und fixirten Theile der Buͤchse
                              befindliche halbkreisfoͤrmige Oeffnung gestattet, daß man sich so oft als man
                              will uͤberzeugen kann, ob eine vollkommene Concentricitaͤt besteht.
                              Die Welle der Maschine, durch welche die Bewegung vermittelt wird, sieht man bei g. h sind die Roͤhren und Haͤhne, durch
                              die der Dampf in den Cylinder eingelassen wird. Von den beiden Haͤhnen i, Fig. 72 und 74,
                              laͤßt abwechselnd der eine, und zwar je nach der Richtung, in der die
                              Maschine arbeitet, den Dampf eintreten, waͤhrend ihm der andere Ausgang
                              gestartet. Die Roͤhren j dienen abwechselnd
                              fuͤr den Ein- und Austritt des Dampfes; sie sind, wie man aus Fig. 73 und
                              75 sieht,
                              gabelfoͤrmig gebildet, damit der Dampf gleichzeitig an gleichen und diametral
                              gegenuͤberliegenden Oberflaͤchen eintreten kann; damit er
                              bestaͤndig und in entgegengesezter Richtung auf zwei der vier Kolben wirken
                              kann; und damit er, nachdem er seine Wirkung vollbracht, auch gleichzeitig an den
                              beiden entgegengesezten Seiten austreten kann. Zu bemerken ist, daß, wenn Dampf
                              austritt, dieß jedes Mal nur in jener Quantitaͤt Statt findet, welche in dem
                              zwischen zwei Kolben befindlichen Raume enthalten war. Die Roͤhren k gestatten dem verbrauchten Dampfe Austritt.
                           Diese Maschine ist, wie man hienach sieht, sehr einfach, und alle ihre Theile lassen
                              sich leicht untersuchen, wenn man die Grundplatte so einrichtet, daß eines ihrer
                              Enden herabgelassen werden kann, und daß also dem aͤußeren Cylinder ein
                              Gleiten gestattet ist. Die Maschine laͤßt sich nach beiden Richtungen in
                              Bewegung sezen, und auch ebenso leicht anhalten, da es dazu lediglich eines Wechsels
                              in dem Griffe l, Fig. 72, 73, 74, bedarf. Dieser Griff
                              wirkt naͤmlich zugleich auf die drei Haͤhne, Fig. 72 und 74, und zwar
                              mittelst dreier Zahnraͤder, von denen das eine 30 und die beiden anderen 40
                              Zaͤhne haben. In jener Stellung, in der sich der Griff in Fig. 74 befindet, ist der
                              Hahn h und der zur Linken befindliche Hahn i geoͤffnet, damit der Hahn links durch die
                              Roͤhren j in den Cylinder eintreten kann,
                              waͤhrend er rechts durch die Roͤhren j und
                              durch den Hahn i, der die Communication mit der
                              Roͤhre k herstellt, austritt. Bei dieser Stellung
                              des Griffes gestatten die Roͤhren j, Fig. 75, dem
                              Dampfe Austritt aus der Maschine, die sich von Links nach Rechts dreht. Um die
                              Maschine zum Stillstehen zu bringen, braucht man mit dem Griffe nur den sechsten
                              Theil eines Kreises zu beschreiben, d.h. man hat ihn senkrecht zu stellen, indem
                              dann die Oeffnungen des Hahnes h sowohl zur Linken als
                              zur Rechten geschlossen sind. Soll sich die Maschine nach der entgegengesezten
                              Richtung drehen, so hat man den Griff abermal um den sechsten Theil eines Kreises zu
                              drehen, und zwar nach Rechts, indem dann der Dampf bei den zur Rechten befindlichen
                              Roͤhren ein- und bei den Roͤhren zur Linken austreten wird. Bei
                              dieser Stellung werden demnach die Roͤhren j zu
                              Eintrittsroͤhren fuͤr den Dampf, und die Maschine dreht sich also von
                              Rechts nach Links.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
