| Titel: | Ueber Hrn. J. Hülsse's Brahmapumpen mit hölzernem Stiefel. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XLI., S. 180 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLI.
                        Ueber Hrn. J. Huͤlsse's Brahmapumpen mit
                           hoͤlzernem Stiefel.
                        Aus dem polytechnischen Centralblatt, 1838, Nr.
                              44.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ueber Huͤlsse's Brahmapumpen mit hoͤlzernem
                           Stiefel.
                        
                     
                        
                           Nachdem auf der Saline bei Koetzschau verschiedene Pumpen theils von Holz, theils von
                              Metall zum Heben der Soole theils aus dem Schachte, theils auf die
                              Gradirhaͤuser gebaut worden waren, welche theils wegen der Schwierigkeit
                              gehoͤriger Instandhaltung, theils wegen minder gutem Effecte, theils auch
                              wegen zu großer Anlagekosten nicht vollkommen zwekentsprechend gefunden wurden, gab
                              der Salineninspector J. Huͤlsse daselbst
                              Brahmapumpen an, die den Vortheil darbieten, daß der Kolbenliederung
                              noͤthigenfalls von Außen und augenbliklich nachgeholfen werden kann, und bei
                              denen, um Kosten zu sparen, ein hoͤlzerner Stiefel in Anwendung gebracht
                              wurde. Sie rechtfertigen die Erwartungen vollkommen, welche man von ihnen hatte, und
                              zeigen sich bei laͤngerem Kolbenhube und geringerem Kolbendurchmesser viel
                              vortheilhafter als fruͤher angewendete mit geringerer Hubhoͤhe und
                              groͤßerem Kolbendurchmesser. Sie sind aber, da sie als Saug- und
                              Drukpumpen wirken, namentlich bei Bewegung durch Wasserraͤder zu empfehlen,
                              so bald die Soole auf die Gradirhaͤuser gehoben wird, weil man bei ihnen
                              nicht noͤthig hat, wie bei bloßen Saugsaͤzen, die Bewegkraft bis auf
                              die groͤßte Hoͤhe der Wasserhebung fortzupflanzen, und daher an Einfachheit in
                              den Verhaͤltnissen der bewegenden Maschinerie gewinnt.
                           Bei fruͤheren Anlagen solcher Pumpen, welche auf die allgemein
                              gewoͤhnliche Art eingerichtet waren, nach welcher das Gurgelrohr vom tiefsten
                              Punkte des Kolbenrohres ausging, zeigte sich bald eine nicht unbedeutende
                              Verminderung der Ausgußmenge im Druksaze, als deren Ursache bald das Vorhandenseyn
                              einer Luftblase zur Seite des Kolbens in dem zwischen demselben und dem Cylinder
                              befindlichen abgeschlossenen Raume erkannt wurde, welche nicht entweichen konnte und
                              beim Saugen durch Vergroͤßerung ihres Volumens, beim Druͤken durch
                              Verringerung desselben nachtheilig wirkte. Um wenigstens auf kurze Zeit den
                              schaͤdlichen Einfluß derselben zu entfernen, wurde am hoͤchsten Punkte
                              des Stiefels ein Loch in denselben gebohrt, das mit einer Schraube verschlossen
                              wurde, und durch welches man zuweilen die gefangene Luftblase auspfeifen lassen
                              konnte, wenn ihr Einfluß zu schaͤdlich wurde. Da dieß jedoch nur ein
                              unzureichendes Palliativmittel ist, so wurde bei einer neuen Construction solcher
                              Pumpen der ganz genuͤgende Ausweg eingeschlagen, das Gurgelrohr unten aus dem
                              Cylinder zu fuͤhren und oben unmittelbar unter der Cylinderdeke ein kleines,
                              durch ein Ventil verschlossenes Rohr nach dem Steigrohre zu fuͤhren; hiebei
                              wird durch lezteres alle Luft, die den hoͤchsten Punkt des Stiefels einnimmt,
                              ebenfalls in die Steigroͤhre abgefuͤhrt, ohne daß doch die Hauptmasse
                              des Wassers genoͤthigt waͤre, durch den engen Raum zwischen Kolben und
                              Stiefel hindurchzutreten, was nur mit Erregung eines bedeutenden Hindernisses
                              geschehen koͤnnte.
                           In den Abbildungen auf Taf. III, welche
                              saͤmmtlich im 18ten Theile der natuͤrlichen Groͤße dargestellt
                              sind, ist Fig.
                                 4 eine Seitenansicht, Fig. 5 ein verticaler
                              Durchschnitt durch die Achsen des Stiefels und der Saug- und
                              Drukroͤhre, Fig. 6 ein Durchschnitt durch den Kolben, Fig. 7 ein horizontaler
                              Durchschnitt durch das Gurgelrohr, Fig. 8 eine obere Ansicht
                              des Kolbens, Fig.
                                 9 – 12 Ansichten des Gurgelrohrs, Fig. 13 Ansicht einer
                              Schiene zur Befestigung des Stiefels auf die Bodenflaͤche. A, A ist der hoͤlzerne Stiefel, in welchem
                              oberhalb das gußeiserne Aufsazstuͤk B, B, das die
                              bei den Brahmapumpen gewoͤhnliche Liederung traͤgt, befestigt ist.
                              Dieser Aufsaz bedarf keiner weiteren Erklaͤrung, und es ist nur zu
                              erwaͤhnen, daß er dicht an das Obertheil des Stiefels befestigt werden muß.
                              Der Stiefel ist durch fuͤnf Ringe gebunden, und laͤuft nach Unten
                              verstaͤrkt zu. Die beiden unteren Ringe halten die Schienen c fest gegen den Stiefel, welche mit ihren unteren,
                              horizontal stehenden Lappen D die Befestigung des
                              Stiefels auf der Unterlage zulassen.
                           Das Gurgelrohr E verbindet den Stiefel A mit dem Ventilstoke 
                              E, in welchen von Unten das Saugrohr G mit dem Saugventile H
                              eingesezt ist, und der oben das Drukrohr I und das
                              Drukventil K traͤgt. Zu beiden Ventilen gelangt
                              man durch zwei Spunde, welche auf die gewoͤhnliche Art angebracht sind.
                           Den wesentlichsten Theil der Vorrichtung stellt das zwischen B und I befindliche obere Gurgelrohr dar,
                              welches aus den mit dem Cylinder und mit einander verschraubten Stuͤken N und O besteht, an denen
                              das erste das Ventil Q traͤgt, zu welchem man
                              nach Wegnahme der Platte P gelangen kann; das leztere
                              Stuͤk O ist an seinem Ende konisch
                              verjuͤngt gearbeitet und in das Drukrohr I dicht
                              schließend eingetrieben. Der Kolben R, ein hohler, an
                              seinem Boden verschlossener Gußeisencylinder, ist oben mit einer Oeffnung zur
                              Aufnahme des Keiles S versehen, durch welchen die
                              Kolbenstange T mit ihm verbunden wird, und traͤgt
                              außerdem oben zwei schiefe Abschaͤrfungen U, U,
                              in welche sich das schraͤg zugearbeitete Ende der hoͤlzernen
                              Kolbenstange einlagern kann.
                           Nach angestellten Versuchen mit zwei Pumpen, welche 11'
                              4'' hoch saugen und 27'
                              8'' hoch druͤken, Kolben von 5'' Durchmesser und eine Hubhoͤhe von 35,625 Zoll
                              haben, betrug die wirklich ausgegossene Soolmenge 698,61 Kubikzoll; der vom Kolben
                              beschriebene Raum oder der theoretische Ausguß aber 699,14 Kubikzoll; folglich
                              Verlust 0,53 Kubikzoll, d.h. 0,00076 oder 0,076 Proc. des theoretischen
                              Ausgusses.
                           Bei einer anderen Pumpe betrug die Saughoͤhe 15 Fuß, die Drukhoͤhe 27
                              Fuß 8 Zoll; der Durchmesser des massiven Kolbens 6 Zoll; die Hubhoͤhe 35,75
                              Zoll, und die durch Kubiciren gefundene Ausgußmenge pro
                              Spiel 1003,75 Kubikzoll. Da nun hier die theoretische Ausgußmenge 1010,295 Kubikzoll
                              betraͤgt, so ist der Verlust 6,545 Kubikzoll, d.h. 0,00648, oder 0,648 Proc.
                              der theoretischen Ausgußmenge.
                           Hiebei ist noch zu bemerken, daß die Pumpen seit 4 Monaten in ununterbrochenem Gange
                              waren, ohne daß das Mindeste an der Liederung vorgenommen worden war.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
