| Titel: | Ueber die Anwendung von hölzernen Keilen an den Gefügen der Wasserleitungsröhren. Von Hrn. Thomas Wicksteed, Ingenieur an den East London Water-Works. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XLII., S. 183 | 
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                        XLII.
                        Ueber die Anwendung von hoͤlzernen Keilen
                           an den Gefuͤgen der Wasserleitungsroͤhren. Von Hrn. Thomas Wicksteed, Ingenieur
                           an den East London Water-Works.
                        Aus den Transactions of the Society of arts. Vol. LI. P.
                              II. S. 242.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Wicksteed, uͤber hoͤlzerne Kelle fuͤr
                           Wasserleitungsroͤhren.
                        
                     
                        
                           Nachdem ich mich im Verlaufe der lezten sieben Jahre zur Herstellung der
                              Gefuͤge unserer Wasserleitungsroͤhren anstatt der Bleigefuͤge
                              oder jener aus Eisenkitt hoͤlzerner Keile bedient habe, und nachdem ich mich
                              hiebei von den großen Vortheilen uͤberzeugt hatte, welche aus der neuen
                              Einfuͤhrung dieser bereits vor langen Jahren uͤblichen Methode
                              erwachsen duͤrften, erlaube ich mir die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf
                              sie zu lenken.
                           Ich wurde, kurz nachdem ich als Ingenieur in Dienst der
                              East-London-Wasserwerke getreten war, von einem der Directoren, Hrn.
                              Grout, auf die Anwendung hoͤlzerner
                              Keilgefuͤge aufmerksam gemacht, indem man sich an den Wasserwerken in Norwich
                              durch eine Reihe von 40 Jahren solcher Gefuͤge bedient habe, und indem man
                              sie weit dauerhafter und minder kostspielig befunden als die Gefuͤge mit Blei
                              oder Eisenkitt. Nach einigen Erkundigungen, welche ich in dieser Hinsicht einzog,
                              erfuhr ich, daß man sich in den Steinkohlengruben um
                              Newcastle-upon-Tyne derselben seit mehr dann 50 Jahren bediene.
                              Hierauf gestuͤzt empfahl auch ich, obwohl gegen die Ansichten mancher
                              Maͤnner vom Fache, diese Methode; das Resultat entsprach in vollem Maaße.
                           Nach fuͤnfjaͤhriger guͤnstiger Erfahrung machte ich mehrere
                              Ingenieurs mit dem gewonnenen Resultate bekannt. Ihre Antwort war, daß die
                              hoͤlzernen Gefuͤge wohl bei geringem Druke, wie z.B. bei dem Druke
                              einer Wassersaͤule von 100 bis 120 Fuß, gute Dienste leisten duͤrften,
                              daß aber bei einem groͤßeren Druke, wie sie z.B. eine Wassersaͤule von
                              2–300 Fuß ausuͤbt, die Keile ausgetrieben werden wuͤrden. Dieß
                              veranlaßte mich, die fraglichen Gefuͤge auch bei einem hoͤheren Druke
                              zu probiren. Der Bericht, den ich uͤber diese meine Versuche der
                              Wasserwerk-Compagnie erstattete, enthaͤlt im Wesentlichen
                              Folgendes.
                           
                              „Da ich zu wiederholten Malen gegen die an den Wasserwerken der
                                 Gesellschaft eingefuͤhrten Holzkeilgefuͤge die Einwendung
                                 hoͤren mußte, daß diese Gefuͤge bei jedem etwas
                                 außergewoͤhnlichen Druke nachgeben wuͤrden, so ließ ich mir zwei
                                 3zoͤllige, zwei 5zoͤllige und zwei 18zoͤllige derlei
                                 Gefuͤge machen, und trieb den Druk, nachdem die Roͤhren gelegt
                                 und zusammengefuͤgt waren, mittelst der Probirmaschine in Old-Ford
                                 allmaͤhlich so weit, daß er einer Wassersaͤule von 733 Fuß gleich
                                 kam. Die Gefuͤge blieben hiebei vollkommen unversehrt, und ich fand mich
                                 daher nicht bewogen, den Druk noch weiter zu treiben: um so weniger, da ich
                                 befuͤrchten mußte, daß mein Apparat eher brechen wuͤrde, als ich
                                 im Stande waͤre, die Gefuͤge aus einander zu treiben; und da ich
                                 die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß die Roͤhren eher bersten
                                 wuͤrden, als die Gefuͤge.
                              
                           
                              „Was die geringere Dauerhaftigkeit, die man den hoͤlzernen
                                 Gefuͤgen zum Vorwurfe machen wollte, betrifft, so bemerke ich nur, daß
                                 das Holz, wenn es gegen die Einwirkung von Luft und Wasser geschuͤzt ist,
                                 wie es hier mit dem den Keil bildenden Theile des Gefuͤges der Fall ist,
                                 nicht leicht der Zerstoͤrung unterliegt; und daß die in Norwich und
                                 Newcastle gemachten Erfahrungen, denen gemaͤß es erwiesen ist, daß
                                 50jaͤhrige Gefuͤge noch jezt bestehen, dieß bekraͤftigen.
                                 Die seit 5 Jahren an unseren Wasserwerken hergestellten Holzgefuͤge sind
                                 noch saͤmmtlich unversehrt, und keines hat noch Wasser ausgelassen, wenn
                                 es sorgfaͤltig gearbeitet worden ist.
                              
                           
                              „Schließlich will ich, da der Druk, dem die Roͤhren bei den
                                 angefuͤhrten Versuchen ausgesezt worden, so bedeutend groͤßer war,
                                 als jener Druk, den derlei Roͤhren gewoͤhnlich zu erleiden haben,
                                 noch deren Dike und Gewicht anfuͤhren. Die 18zoͤllige
                                 Roͤhre hatte bloß 3/4 Zoll Metalldike, und wog 11 Cntr.; die
                                 5zoͤllige wog bei 1/2 Zoll Metalldike 2 Cntr. 14 Pfd.; die
                                 3zoͤllige wog bei 5/8 Zoll Metalldike 1 Cntr. 14 Pfd. Alle diese
                                 Roͤhren hielten den Druk einer Wassersaͤule von 733 Fuß aus, ohne
                                 zu bersten.
                              
                           Ich habe fuͤr die Wasserwerke der Gesellschaft seit Anwendung der
                              Holzkeilgefuͤge bereits eine Roͤhrenstreke von 38558 Yards oder 21,9
                              engl. Meilen gelegt; und ich kann versichern, daß weit weniger Reparaturen
                              erforderlich waren, als an den Roͤhren mit Blei- oder
                              Eisenkittgefuͤgen vorzukommen pflegen.
                           Folgende Tabelle zeigt die Kosten, welche die dreierlei verschiedenen Gefuͤge
                              an einer Roͤhrenstreke von 1 engl. Meile in der Laͤnge
                              veranlassen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 70, S. 185
                              Bohrung der Roͤhren in
                                 Zollen; Kosten der Holzgefuͤge fuͤr eine
                                 Roͤhrenlaͤnge von 1 engl. Meile; Kosten der Gefuͤge aus
                                 Eisenkitt fuͤr eine Roͤhrenlaͤnge von 1 engl. M.; Kosten
                                 der Bleigefuͤge fuͤr eine Roͤhrenlaͤnge von 1 engl.
                                 Meile
                              
                           Das beste Material zu den Holzgefuͤgen fand ich in dem Danziger
                              Foͤhrenholze. Ich lasse aus den Balken Bloͤke von 9 Zoll Laͤnge
                              schneiden, die ich mit Aexten in Stuͤke von 3/4 Zoll Dike auf 2 Zoll Breite
                              spalten, und dann mit Ziehklingen so formen lasse, daß sie dem Inneren der Scheide
                              und dem Aeußeren der Roͤhre, fuͤr die das Keilgefuͤge bestimmt
                              ist, entsprechen. Jedes derlei Stuͤk von 9 Zoll Laͤnge gibt, wenn es
                              in der Mitte entzweigeschnitten wird, zwei Keile von je 4 1/2 Zoll
                              Laͤnge.
                           Die Gefuͤge werden auf folgende Weise gebildet. Man sezt die Keile, von denen
                              jeder einen Kreisbogen bildet, dicht an einander in die Scheide ein; bringt auf
                              deren Ende einen Aufsaz, und treibt sie dann rings herum und regelmaͤßig mit
                              Huͤlfe eines Hammers immer tiefer und tiefer ein, bis sie vollkommen
                              festsizen. Die vorstehenden Keilenden saͤgt man mit einer Handsaͤge
                              ab, damit die Gefuͤge vollkommen eben sind. Wenn so viele Gefuͤge
                              vollendet worden sind, daß der Rest des Tages eben noch zur Ausfuͤllung des
                              Grabens und zur Bedekung der gelegten Roͤhrenlaͤnge hinreicht, so
                              zieht man uͤber das Ende der Roͤhrenleitung eine sogenannte
                              Muͤze, waͤhrend man an dem anderen Ende Wasser einlaͤßt und die
                              Gefuͤge auf solche Weise jenem Druke aussezt, der in den
                              Hauptleitungsroͤhren Statt findet. Sollte sich hiebei bei
                              sorgfaͤltiger Pruͤfung zeigen, daß an irgend einem der Gefuͤge
                              Wasser aussikert, so muͤßte mittelst eines Meißels ein Einschnitt gemacht
                              und in diesen ein hoͤlzerner Pflok eingetrieben werden, wo dann das Aussikern
                              sogleich aufhoͤren wuͤrde. Erst wenn saͤmmtliche Gefuͤge
                              wasserdicht befunden worden, schreitet man zum Ausfuͤllen des Erdgrabens, in
                              den die Roͤhren gelegt sind. Da wo ganz neue Wasserleitungen gelegt werden,
                              und keine bereits mit Wasser gefuͤllten Roͤhren zur Verfuͤgung
                              stehen, wuͤßte man zur Pruͤfung der Gefuͤge eine Drukpumpe oder
                              eine andere derlei Vorrichtung anwenden.
                           In Fig. 68
                              sieht man ein Paar Keile in senkrechter Ansicht; in Fig. 69 von der Seite.
                              Man schneidet dieselben nach der angedeuteten Querlinie entzwei.
                           Fig. 70 ist
                              ein Grundriß und Fig. 71 ein Durchschnitt des Gefuͤges, wodurch zwei Roͤhren
                              mit einander verbunden werden. a, a ist die Scheide der
                              einen Roͤhre; d, d ist das Zapfenende der anderen
                              Roͤhre, und b, b sind die Keile, welche mit
                              Zapfen fest angezogen werden.
                           Schließlich habe ich nur zu bemerken, daß man in solchen Faͤllen, in denen die
                              Roͤhren von der geraden Richtung abweichen muͤssen, um z.B. irgend
                              einem Hindernisse auszuweichen, und in denen daher das Zapfenende der einen
                              Roͤhre nicht in gerader Linie in die Scheide der naͤchstfolgenden
                              Roͤhre eingesezt werden kann, seine Zuflucht besser zu Bleigefuͤgen
                              oder zu Gefuͤgen mit Eisenkitt nimmt. Dieser Fall wird jedoch unter 100 Mal
                              nicht einmal eintreten. Ich halte das Holz fuͤr besser als das Blei, weil es
                              mehr Elasticitaͤt besizt und daher nicht so leicht ausgetrieben wird. Was den
                              Eisenkitt betrifft, so fehlt es ihm nicht nur gleichfalls an Elasticitaͤt,
                              sondern es ist immer einige Zeit zu seiner Erhaͤrtung noͤthig, bevor
                              man ihn mit Sicherheit einem Druke aussezen kann; auch muß, wenn sich irgend ein
                              Fehler an dem Gefuͤge zeigt, dasselbe immer ganz neu gemacht werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
