| Titel: | Ueber die verbesserte Jacquardmaschine der HHrn. d'Homme und Romagny; von Hrn. Prof. Rabenstein. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. XLVI., S. 195 | 
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                        XLVI.
                        Ueber die verbesserte Jacquardmaschine der HHrn.
                           d'Homme und
                           Romagny; von Hrn. Prof.
                           Rabenstein.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Rabenstein, uͤber die verbesserte
                           Jacquardmaschine.
                        
                     
                        
                           So gewiß es ist, daß Jacquard genau mit den
                              Beduͤrfnissen der Weberei bekannt war und diesen zufolge seinem Stuhle eine
                              bis jezt noch unuͤbertroffene Zwekdienlichkeit gab, so ist derselbe doch in
                              einzelnen Punkten noch einiger Verbesserungen faͤhig. Unter diese Punkte
                              gehoͤrt namentlich die Einrichtung, daß die Nadeln durch Spiralfedern gegen
                              die Karden gedruͤkt werden, wodurch Stoͤrungen beim Gebrauche der
                              Maschine veranlaßt werden; denn wenn schon uͤberhaupt Federn bei Maschinen
                              moͤglichst vermieden werden muͤssen, da ihre Spannkraft sich nach und
                              nach vermindert, so ist auch besonders die Anwendung so vieler einzelner Federn
                              wegen mangelnder Gleichfoͤrmigkeit der Spannung zu widerrathen.
                           Durch die Mechaniker d'Homme und Romagny in Paris ist an der Jacquardmaschine eine Einrichtung getroffen
                              worden, durch welche die Federn entbehrlich gemacht werden. Fig. 1 ist eine
                              Seitenansicht in 1/4 der natuͤrlichen Groͤße, welche links oben und
                              rechts unten ein Stuͤk Durchschnittszeichnung enthaͤlt, um die
                              erwaͤhnte Einrichtung deutlicher zu zeigen. Fig. 2 zeigt ein einzelnes
                              Platin in natuͤrlicher Groͤße; dasselbe besteht aus einem am obern
                              Ende gekruͤmmten Drahte a und einem zweiten b, welcher durch ein Oehr mit dem Drahte a verbunden ist. Sizt a im
                              Punkte c auf einer Flaͤche auf, so wird, wenn
                              kein Hinderniß vorhanden ist, b durch seine Schwere den
                              Haken a herabziehen und den Theil d noͤthigen, nach Links auszuschlagen. In Fig. 1 zeigt sich nun
                              aber, daß das verlaͤngerte Ende d an dem
                              Winkelstuͤk e anliegt und auf demselben zugleich
                              aufsizt. Eine Zweihundert-Maschine besizt acht solcher Winkelstuͤke,
                              die durch die ganze Breite der Maschine hindurchgehen und an den Seiten zu einem
                              Roste verbunden sind. Bei der gezeichneten Stellung wuͤrden durch den
                              aufbewegten Rost alle Platinen gehoben werden, folglich auch alle
                              eingehaͤngten Schnuͤre f, f aufgehen.
                              Liegt aber nun auf dem Prisma P (welches
                              gewoͤhnlich Cylinder genannt wird) eine durchloͤcherte Karde, so wird,
                              wie gewoͤhnlich, ein Theil der Nadeln g, g nach
                              Rechts vorgeschoben, und die mit denselben durch die Oehre h,
                                 h in Verbindung stehenden Draͤhte dadurch von dem Roste
                              weggeschoben, wodurch verursacht wird, daß der Rost, ohne sie zu heben, aufgeht.
                              Platinen und Schnuren der weggeschobenen Nadeln bleiben in Ruhe und bilden so mit
                              den aufgehobenen den Sprung in der Kette. Sobald der Rost niedergeht, sezen sich die
                              Enden d, d der Platinen wieder auf und koͤnnen
                              nun von Neuem wieder herabgestoßen werden. Die Nadeln g,
                                 g liegen etwas schraͤg, um leichter zuruͤkgehen zu
                              koͤnnen und damit die Oehre h, h in ihrer
                              Hoͤhe nicht zu sehr abweichen.
                           Die Verbindung des Rostes zeigt Fig. 3, wo A ein abgebrochenes Winkelstuͤk ist, B die vertikale Fuͤhrung im eisernen Geleise
                              bewirkt, C einen Henkel vorstellt, deren zu beiden
                              Seiten einer angebracht ist, um die Gurte D (Fig. 1) zu
                              befestigen, welche mit der Rolle R verbunden sind und
                              durch deren Umdrehung gehoben werden.
                           Eine andere Verbesserung, welche jedoch minder wesentlich ist, zeigen ebenfalls Fig. 1 und 3. Das Prisma
                              P bewegt sich gewoͤhnlich im Bogen, wird aber
                              durch den hier angegebenen Mechanismus mit sich selbst parallel horizontal
                              ausgeschoben und eingezogen. Auf dem Stabe m ist der
                              Rahmen n festgeschraubt; in dem Schlize o desselben bewegt sich die Rolle p, welche sich gleichzeitig mit dem Roste hebt und senkt, und dabei gegen
                              die schiefe Ebene q druͤkt, wodurch n und m in der Richtung des
                              angezeichneten Pfeiles bewegt werden. Mit m steht das
                              Prisma P in Verbindung; senkt sich p, so wird daher P gegen die
                              Nadeln bewegt, hebt sich p, so wird P von den Nadeln abgeruͤkt; P ist dabei immer rechtwinkelig gegen die Nadeln gerichtet. Hiedurch
                              wird auch die bei der alten Einrichtung nothwendige freistehende Feder entbehrlich
                              gemacht. Das Umdrehen des Prismas geschieht uͤbrigens hier genau so wie
                              fruͤher.
                           Der beschriebene Stuhl wird nicht nur Alles leisten, was der bisherige leistete, und
                              seine Bewegungen werden dabei sicherer und leichter und fuͤr
                              sorgfaͤltige Fabrication geeigneter seyn, um so mehr, wenn die ganze
                              Vorrichtung von Eisen ausgefuͤhrt ist, wie dieß die Zeichnung voraussezt. In
                              Chemnitz werden bereits drei der angegebenen Maschinen bearbeitet, an deren Leistung
                              man um so weniger zweifelt, als sich eine technische Deputation des
                              Handwerkervereins schon guͤnstig uͤber dieselbe aussprach.
                           (Gewerbebl. f. Sachsen, 1838, S. 74-75.)
                           
                        
                     
                  
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