| Titel: | Auszug aus dem Berichte des Hrn. Vallot über den verbesserten Fensterverschluß des Hrn. Andriot. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LXIII., S. 279 | 
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                        LXIII.
                        Auszug aus dem Berichte des Hrn. Vallot uͤber den
                           verbesserten Fensterverschluß des Hrn. Andriot.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. August 1838, S. 304.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Ueber Andriot's verbesserten Fensterverschluß.
                        
                     
                        
                           Die sogenannten Cremonen, deren man sich lange Zeit zum Schließen der
                              Fluͤgelfenster bediente, kamen kurz nach der Erfindung der Spanioletten,
                              welche den Pariser Schlossern zugeschrieben wird, sehr in Abnahme. Es unterliegt
                              keinem Zweifel, daß diese lezteren große Vorzuͤge vor allen bisher zum
                              Fensterverschlusse benuzten Vorrichtungen haben; da aber auch sie ihre
                              Unannehmlichkeiten haben, so kamen verschiedene Verbesserungen der Cremonen in
                              Vorschlag, wozu denn auch jene des Hrn. Andriot
                              gehoͤren.
                           Die Vorwuͤrfe, welche man den Spanioletten machen kann, betreffen
                              hauptsaͤchlich zwei Punkte. Erstens erheischen sie, wenn beim Schließen der
                              Fenster die Vorhaͤnge und Draperien nicht beschaͤdigt werden sollen,
                              von Seite der Dienerschaft eine Aufmerksamkeit, an welche man diese Classe von
                              Leuten nur selten gewoͤhnen kann. Zweitens verstoßen sie, da der Griff, auf
                              dessen Verzierung der Arbeiter am meisten Geschiklichkeit verwendet, an der Seite
                              angebracht wird, gegen die Regeln der Symmetrie, die man heut zu Tage nicht mehr
                              unberuͤksichtigt lassen darf. Manche anderweitige Einwendungen, die noch
                              gemacht wurden, scheinen von geringerem Belange.
                           Das von Hrn. Andriot empfohlene System, beruht auf dem
                              Principe der alten Cremonen, von denen es sich jedoch in Folgendem unterscheidet. 1)
                              endigt sich der obere Riegel nicht in einen Haken, sondern in ein Oehr, welches eine
                              bewegliche Schließkappe bildet, in die ein an dem oberen Querholze des ruhenden
                              Rahmens befestigter Haken eintritt. 2) ist die Zahnstange nicht an der Seite,
                              sondern senkrecht gegen die Vorderseite des Kreuzstokes angebracht. Sie pflanzt die
                              Bewegung an die Stange fort, in die sie von einem Getriebe versezt wird, welches
                              seinerseits durch ein Stuͤk eines Zahnrades in Thaͤtigkeit gebracht
                              wird. Lezteres befindet sich an einer Art von Hebel, der sich in einer
                              Flaͤche bewegt, welche auf jener des Kreuzstokes senkrecht steht.
                           Durch diese beiden Modificationen ist allerdings den beiden oben angefuͤhrten Gebrechen
                              abgeholfen. Allein reichen sie auch hin, um die Spanioletten, die vor den neuen
                              Cremonen das voraus haben, daß sie drei Befestigungspunkte darbieten, zu
                              verdraͤngen? Die Erfahrung allein kann hieruͤber entscheiden; wir sind
                              indessen der Ansicht, daß die neue Vorrichtung alle Beachtung verdiene, und zwar um
                              so mehr, als sie sich auch zum Schließen innerer Fenster- und Sommerladen
                              eignet.
                           In Fig. 32
                              sieht man vorne einen mit der neuen Cremone ausgestatteten Kreuzstok,
                              waͤhrend Fig. 33 ein senkrechter Durchschnitt desselben und des Pfostens des
                              Fensterrahmens ist.
                           a ist eine platte, aus einem Stuͤke bestehende
                              Eisenstange, welche an dem rechten Pfosten des Kreuzstokes angebracht ist, und zwar
                              ohne irgend eine andere Incrustation, als einen leichten Ausschnitt an der gebogenen
                              Stelle der Stange, welcher Ausschnitt zur Aufnahme der Zahnstange dient. Die
                              Laͤnge dieser Stange richtet sich nach der Hoͤhe des Kreuzstokes; an
                              ihrem oberen Ende befindet sich ein Ringloch b, womit
                              sie in den leicht nach Vorne gebogenen Haken c
                              eingehaͤngt wird. Dieses Ringloch muß sich gut an den Haken anlegen, weil
                              sich sonst kein genuͤgender Verschluß erzielen ließe. Der untere Theil der
                              Stange ist schief abgeschnitten, damit sie leichter in die in das Querholz des
                              ruhenden Rahmens eingelassene Schließkappe d eindringe.
                              Gegen ihre Mitte hin befindet sich an ihr eine Verzahnung e, in die das Getrieb f eingreift, in welches
                              seinerseits der mir dem Griffe h aus einem Stuͤke
                              bestehende verzahnte Sector g eingreift. Ist das Fenster
                              geschlossen, so befindet sich der Griff in der aus Fig. 33 ersichtlichen
                              Stellung; oͤffnet man es, so kommt er in die durch punktirte Linien
                              angedeutete Stellung, i ist eine flache hoͤlzerne
                              Leiste, welche die Eisenstange verstekt, und an deren Enden sich eine blechene
                              Schließkappe k befindet, welche die Stange durchtreten
                              laͤßt. l, l sind die Haken oder Riegel, welche
                              verziert und mit zwei Schrauben an der Stange, deren Bewegung sie folgen, befestigt
                              sind. Diese Haken sind zum Schließen der Fensterfluͤgel bestimmt, und
                              erfassen deren Baͤrte, die sich gegen die hoͤlzerne Leiste auf
                              einander legen.
                           In Fig. 34
                              sieht man eine neue Einfuͤgung der Pfosten der Fensterrahmen. Man bemerkt
                              daran zwei Aufhaͤlter n, o, welche einen
                              luftdichten Verschluß sichern, so daß man am Fenster arbeiten kann, ohne von Zugluft
                              belaͤstigt zu werden.
                           
                        
                     
                  
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