| Titel: | Ueber den Kraftverbrauch und Nuzeffect der Locomotiven. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LXXII., S. 327 | 
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                        LXXII.
                        Ueber den Kraftverbrauch und Nuzeffect der
                           Locomotiven.
                        Aus dem Irish Railway Report im Civil Engineer and Archit. Journal. October 1838, S. 343.
                        Ueber den Kraftverbrauch und Nuzeffect der Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Einer der Hauptmomente, welche bei Erwaͤgung der Vortheile, die der
                              Eisenbahn-Verkehr im Vergleiche mit dem Verkehre auf den Canaͤlen und
                              Landstraßen bietet, in Betracht zu ziehen kommen, liegt in der Summe der Kraft,
                              welche aufgewendet werden muß, bevor noch irgend eine Zugkraft auf die Last ausgeuͤbt
                              werden kann. Dieser Aufwand oder Verbrauch an Kraft uͤbersteigt bei weitem
                              das, was man bei oberflaͤchlicher Betrachtung der Frage fuͤr
                              wahrscheinlich halten duͤrfte. Wenige duͤrften vielleicht wissen, daß
                              an den groͤßeren der dermalen an der
                              Liverpool-Manchester-Eisenbahn gebraͤuchlichen Maschinen die
                              Kraft, welche absorbirt wird, um die Maschine etc. in die zur Bewegung
                              erforderlichen Bedingungen zu versezen, ganz unabhaͤngig von der Kraft,
                              welche auf die Bewegung der Last selbst verwendet wird, gegen den dritten Theil des
                              Gesammtverbrauchs an Kraft betraͤgt. Hieraus ergibt sich, wie wesentlich es
                              fuͤr das Gelingen des Betriebes einer Eisenbahn mit Locomotivkraft ist, daß
                              eine große Menge Guͤter und Personen, und zwar nicht in einzelnen kleinen
                              Abtheilungen, sondern in großen Massen auf einmal fortzuschaffen sind. Großer
                              Verkehr ist demnach eine der Grundbedingungen fuͤr das Gelingen einer
                              Eisenbahn in finanzieller Hinsicht; und wenn es auch unstreitig Faͤlle gibt,
                              in denen durch die Errichtung einer Bahn die Ressourcen einer Gegend, und folglich
                              auch deren Verkehr in hohem Grade gesteigert werden, so erscheint es jedenfalls als
                              geeignet, sich vollkommen daruͤber ins Klare zu sezen, um wieviel der
                              Transport einer Tonne per Meile bei geringem Verkehre
                              nothwendig hoͤher zu stehen kommt.
                           Die Quellen, aus denen die Absorption von Kraft erwaͤchst, sind:
                           1) Die Reibung der Maschinerie abgesehen von aller Ladung.
                           2) Die Reibung der Raͤder, Achsen etc. der Locomotive selbst.
                           3) Die Reibung der Raͤder, Achsen etc. des Munitionswagens.
                           4) Der constante Widerstand des Drukes, den die Atmosphaͤre gegen die Bewegung
                              der Kolben ausuͤbt. Alle diese Retardationen muͤssen nothwendig
                              uͤberwunden werden, bevor die hienach als Ueberschuß bleibende Kraft zur
                              Fortschaffung der Last verwendet werden kann.
                           Wir hielten es nicht fuͤr geeignet, in den Bericht selbst Zahlenberechnungen
                              hieruͤber aufzunehmen; aus der angehaͤngten Note, auf die wir
                              verweisen, wird man aber ersehen, daß man im Allgemeinen annehmen kann, daß beinahe
                              der dritte Theil der gesammten Dampfkraft darauf verwendet wird, die Last in einen
                              zur Fortschaffung geeigneten Zustand zu versezen (in
                                 preparing to move a load). Dieß gilt sowohl fuͤr große als
                              fuͤr kleine Lasten. Die nothwendig hieraus hervorgehende Folge ist, daß der
                              Kraftaufwand zur Fortschaffung einer Tonne per Meile bei
                              einer Last von 10 Tonnen beinahe sechsmal groͤßer ist, als bei einer Last von
                              100 Tonnen. In eben diesem Verhaͤltnisse findet auch eine Steigerung des
                              Aufwandes an Lohn des Maschinisten, des Heizers und der uͤbrigen mit der
                              Fuͤhrung des Wagenzuges beschaͤftigten Individuen Statt. Die
                              Abnuͤzung der Maschine haͤlt gleichfalls wenigstens eben dasselbe
                              Verhaͤltniß ein. Die Kosten der Direction, der Beaufsichtigung der Bahn u.
                              dgl. steigern sich in noch weit hoͤherem Maaße. Hier handelt es sich jedoch
                              nur von den relativen Kosten des Bahnbetriebes bei verschiedenen Lasten, welche man
                              in der hier folgenden Note in eine Tabelle gebracht findet.
                           
                        
                           Note.
                           Der Umfang und bis Groͤße der drei oben erwaͤhnten Widerstandsquellen
                              haͤngt zum Theile von der Vollkommenheit der Maschinen ab, und wurde deßhalb
                              auch an verschiedenen Maschinen verschieden befunden. Nach den Erkundigungen, die
                              wir einzuziehen bemuͤht waren, und in die man, wie wir glauben, Vertrauen
                              sezen kann, lassen sich hiefuͤr folgende mittlere Anschlage annehmen.
                           1) Die Reibung der Maschinerie, abgesehen von aller und jeder Ladung, ist auf jede
                              Tonne des Gewichtes der Maschine aequivalent mit 6 Pfd., welche auf den Umfang des
                              Rades wirken. D.h. wenn die Maschine vom Boden aufgehoben waͤre und man auf
                              den Umfang des Rades eine Kraft wirken lassen wuͤrde, so wuͤrde, wenn
                              beide Seiten des Kolbens dem Zutritte der Luft zugaͤngig sind, eine Kraft von
                              6 Pfd. per Tonne noͤthig seyn, um die
                              Raͤder zu veranlassen, daß sie den Kolben und die Maschinerie in Bewegung
                              sezen. Wenn daher umgekehrt die Kolben die Raͤder treiben, so wird es eine
                              ebenso große Dampfkraft beduͤrfen, um die Maschinerie in Bewegung zu
                              bringen.
                           2) Die Reibung und der Widerstand der Locomotive selbst, abgesehen von der
                              Maschinerie, betraͤgt per Tonne 8 Pfd., welche
                              auf den Umfang des Rades wirken. D.h. wenn man die Maschinerie von dem Rade trennt,
                              so ist eine Zugkraft von 8 Pfd. auf die Tonne erforderlich, um den durch die Reibung
                              der Achsen und durch die auf der Bahnlinie Statt findende Retardirung bedingten
                              Widerstand zu uͤberwinden.
                           3) Die Reibung des Munitionswagens an und fuͤr sich betraͤgt mit
                              Einschluß der durch ihn bewirkten Steigerung der Reibung in der Maschinerie auf die
                              Tonne seines Gewichtes 9 Pfd.
                           4) Der Druk der Atmosphaͤre auf den Kolben betraͤgt notwendig 14,7 Pfd.
                              auf den Quadratzoll oder 11 1/2 Pfd. auf den Circularzoll des Flaͤchenraumes
                              beider Kolben. Diese Kraft muß jedoch, da sie auf das Ende der Kolbenstange wirkt,
                              und da sie nur mit der Geschwindigkeit des Kolbens uͤberwaͤltigt wird,
                              nach dem zwischen den Geschwindigkeiten des Rades und des Kolbens bestehenden
                              Verhaͤltnisse, welches an verschiedenen Maschinen ein verschiedenes ist, reducirt werden.Dieses Verhaͤltniß ist jenes des doppelten Kolbenhubes zu dem Umfange
                                    der Treibraͤder. Es ist ein in der Mechanik wohl bekannter Grundsaz,
                                    daß, wenn eine Kraft von einem Theile eines Systemes auf ein anderes
                                    uͤbertragen wird, das Product des Drukes in die Geschwindigkeit ein
                                    konstantes ist. Das Product des auf den Kolben wirkenden Drukes in die
                                    Geschwindigkeit des Kolbens ist gleich dem Producte des auf die Achse
                                    resultirenden Drukes in die Geschwindigkeit der Achse, die sich zu der
                                    erstgenannten Geschwindigkeit verhaͤlt, wie der Umfang des Rades zu
                                    dem doppelten Hube des Kolbens. (Vergl. de
                                       Pambour uͤber die Locomotiven.)A. d. O.
                              
                           Bevor sich demnach die zulezt erwaͤhnte Retardirung numerisch in Anschlag
                              bringen laͤßt, muͤssen jene Dimensionen der Maschinen angegeben
                              werden, welche die Directoren der Liverpool-Manchester- und anderer
                              Eisenbahnen nach sechsjaͤhriger Erfahrung anzunehmen fuͤr gut fanden:
                              Diese sind:
                           
                              
                                 Fuͤr Maschinen
                                 Durchmesser der    
                                    Cylinder
                                   Kolbenhub.
                                 Raddurchmesser
                                 Gewicht der  Maschine
                                    Gewicht
                                    desMunitionswagens.
                                 
                              
                                 1er Classe
                                      14 Zoll.
                                     16 Zoll.
                                    4 Fuß 6 Z.
                                   12    Ton.
                                       
                                    6      Ton.
                                 
                              
                                 2ter   –
                                      12  
                                    –
                                     16  
                                    –
                                    5  
                                    –  –  –
                                   12      –
                                       
                                    6        –
                                 
                              
                                 3ter   –
                                      11  
                                    –
                                     18  
                                    –
                                    5  
                                    –  –  –
                                    8 1/2 –
                                        5
                                    1/2  –
                                 
                              
                                 4ter   –
                                      11  
                                    –
                                     16  
                                    –
                                    5  
                                    –  –  –
                                    8 1/2 –
                                        5
                                    1/2  –
                                 
                              
                           An allen diesen Maschinen zeigt das Sicherheitsventil einen Druk von 50 Pfd. auf den
                              Quadratzoll, so daß also die wirkliche Spannkraft des im Kessel enthaltenen Dampfes
                              50 + 14,7 Pfd. oder 64,7 Pfd. auf den Quadratzoll betraͤgt.
                           Mit Huͤlfe dieser Daten laͤßt sich der Betrag der in den angegebenen
                              einzelnen Faͤllen absorbirten Kraft leicht berechnen.
                           An den Maschinen 1ster Classe ist naͤmlich die
                           
                              
                                 Reibung
                                 der Maschinerie
                                 6 × 12 =
                                     72 Pfd.
                                 
                              
                                     –
                                 der Locomotive
                                 8 × 12 =
                                     96
                                     –
                                 
                              
                                     –
                                 des Munitionswagens
                                 9 ×  6 =
                                     54
                                     –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   222 Pfd.
                                 
                              
                                 Der Flaͤchenraum beider
                                    Kolben von 307,8 Quadratzoll bei 14,7Pfd. auf den Kolben
                                    gibt,wenn man die Reduction im umgekehrten Verhaͤltnisse
                                    desdoppelten Kolbenhubes zu dem Umfange des
                                    Treibradesvornimmt
                                 
                                   853  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 Mithin Summa der absorbirten
                                    Kraft
                                 
                                 1075 Pfd.
                                 
                              
                           Da nun allgemein angenommen ist, daß auf einer guten Straße und mit gut gebauten
                              Wagen 1 Pfd. 30 Pfd. zieht, so wuͤrde die auf solche Weise absorbirte Kraft,
                              welche an den Locomotiven erster Classe lediglich darauf verwendet wird, die Last
                              fuͤr die Fortschaffung vorzubereiten, hinreichen, um auf einer guten Straße mit
                              Pferdekraft 32,250 Pfd. oder mehr dann 14 Tonnen zu ziehen. Auf einem Canale
                              vollends, auf dem mit den gewoͤhnlichen Barken bei einer Geschwindigkeit von
                              2 1/2 engl. Meilen in der Zeitstunde 1 Pfd. 400 Pfd. Ladung, abgesehen von dem
                              Gewichte der Barke zieht, wuͤrde die angegebene absorbirte Kraft 430,000 Pfd.
                              oder mehr als 190 Tonnen ziehen!
                           Auf gleiche Weise berechnet sich der Betrag der absorbirten Kraft fuͤr die
                              drei uͤbrigen Wagenclassen folgender Maßen:
                           An den Maschinen 2ter Classe ist die
                           
                              
                                 Reibung
                                 der Maschinerie
                                   72
                                 Pfd.
                                 
                              
                                     –
                                 der Locomotive
                                   96
                                  –
                                 
                              
                                     –
                                 des Munitionswagens
                                   54
                                  –
                                 
                              
                                 Der atmosphaͤrische Druk
                                    auf 226,2   Zoll bei 14,7 Pfd. Druk auf den
                                    Zoll    gibt reducirt im Verhaͤltnisse
                                    von    5,9 zu 1
                                 564
                                  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                             Summa
                                    der absorbirten Kraft
                                 786
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 An den Maschinen 3ter Classe
                                    ist die
                                 
                              
                                 Reibung
                                 der Maschinerie
                                   51
                                 Pfd.
                                 
                              
                                     –
                                 der Locomotive
                                   68
                                  –
                                 
                              
                                     –
                                 des Munitionswagens
                                   49 1/2
                                  –
                                 
                              
                                 Der atmosphaͤrische Druk
                                    auf 190,06   Zoll reducirt im Verhaͤltnisse
                                    von 5,23   zu 1
                                 533 1/2
                                  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                             Summa
                                    der absorbirten Kraft
                                 702
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 An den Maschinen 4er Classe
                                    ist die
                                 
                              
                                 Reibung
                                 der Maschinerie
                                   51
                                 Pfd.
                                 
                              
                                     –
                                 der Locomotive
                                   68
                                  –
                                 
                              
                                     –
                                 des Munitionswagens
                                   49 1/2
                                  –
                                 
                              
                                 Der atmosphaͤrische Druk
                                    auf 190,06   Zoll reducirt im Verhaͤltnisse
                                    von 5,9   zu 1
                                 471 1/2
                                  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                             Summa
                                    der absorbirten Kraft
                                 640
                                 Pfd.
                                 
                              
                           Die Gesammtkraft der angegebenen Maschinen findet man, indem man den
                              Flaͤchenraum ihrer Kolben mit dem auf diese wirkenden Druke (64,7 Pfd.)
                              multiplicirt, und das Product auf den Radumfang reducirt. Auf diese Weise ergibt
                              sich:
                           
                              
                                 
                                 1ster Classe.
                                 2ter Classe.
                                 3ter Classe.
                                 4ter Classe.
                                 
                              
                                 als Totalkraft fuͤr die
                                    Maschinen
                                     3,755
                                     2,488
                                     2,337
                                     2,090
                                 
                              
                                 als absorbirte Kraft dagegen
                                     1,075
                                       786
                                       702
                                       640
                                 
                              
                           Hieraus folgt, daß an allen diesen Maschinen beinahe der dritte Theil ihrer
                              Totalkraft absorbirt wird. Diese Absorption findet Statt, es mag die ganze Kraft der
                              Maschine erheischt werden oder nicht, woraus sich der Vortheil fuͤr große Lasten, bei
                              denen die Maschinen stets ihre ganze Kraft aufzuwenden haben, ergibt.
                           Wenn man die Totalkraft einer Maschine und die Summe der Kraft, welche an ihr
                              absorbirt wird, ausgemittelt hat, so ist es nach folgenden Daten ein Leichtes, die
                              Last zu finden, welche die Maschine im aͤußersten Falle fortzuschaffen im
                              Stande ist. Die Kraft, welche im mittleren Durchschnitte erforderlich ist, um auf
                              einer ebenen Bahn mit den besten Wagen die Reibung zu uͤberwinden,
                              betraͤgt 8 Pfd. per Tonne der Bruttolast, d.h.
                              der Last mit Einschluß des Gewichtes der Wagen. Hiezu kommt aber noch 1 Pfd. auf
                              jede Tonne der Bruttolast fuͤr die an der Maschinerie bewirkte
                              Extrareibung.
                           Man erhaͤlt also:
                           
                              
                                 
                                 1ster Classe.
                                 2ter Classe.
                                 3ter Classe.
                                 4ter Classe.
                                 
                              
                                 als Totalkraft fuͤr Maschinen
                                     3755
                                     2488
                                     2337
                                     2090
                                 
                              
                                 als absorbirte Kraft
                                     1075
                                       786
                                       702
                                       640
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 –––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                  9/2680
                                  9/1702
                                  9/1635
                                  9/1450
                                 
                              
                                 
                                    –––––
                                    –––––
                                    –––––
                                    –––––
                                 
                              
                                 
                                       297
                                    Ton.
                                       189
                                    Ton.
                                       182
                                    Ton.
                                       160
                                    Ton.
                                 
                              
                           Es gibt uͤbrigens auch noch eine andere Graͤnze fuͤr die Kraft
                              einer Maschine: naͤmlich die Adhaͤsion zwischen den Raͤdern und
                              den Schienen. Diese Adhaͤsion betraͤgt nach den von George Rennie, Esq. angestellten und in den Philosophical Transactions, Jahrg. 1827 bekannt
                              gemachten Versuchen gegen 10/67 des druͤkenden Gewichtes, so daß, wenn das
                              Gewicht der Treibraͤder 6 Tonnen betraͤgt, die groͤßte
                              Adhaͤsionskraft sich zu 2000 Pfd., und die groͤßte Last
                              beilaͤufig zu 222 Tonnen berechnet. Dergleichen Lasten kommen jedoch,
                              ausgenommen bei Versuchen, selten vor.
                           Theoretisch und vom Standpunkte der Kostenersparnis aus betrachtet, erscheint jene
                              Last als die vortheilhafteste, welche dem Maximum der Last, die eine Maschine auf
                              einer allerwaͤrts horizontalen Bahn fortzuschaffen vermag, am
                              naͤchsten kommt. Da jedoch an den meisten Bahnen Steigungen und
                              Gefaͤlle vorkommen, bei denen ein Mehraufwand an Kraft eintritt, so
                              betraͤgt die Last selten die Haͤlfte des Maximums, welches die
                              Maschine auf ebener Bahn fortzuschaffen im Stande ist. Alles in Anschlag gebracht,
                              wird aber stets die groͤßte Ersparniß erzielt, wenn man sich an die unter
                              allen Umstaͤnden moͤglich groͤßte Last haͤlt.
                           In der beigegebenen Tabelle ist in der zweiten Columne der fuͤr verschiedene
                              Lasten, von 10 bis 290 Tonnen, erforderliche Dampfdruk angegeben. Man erhaͤlt
                              denselben, indem man zu der absorbirten Kraft 9 Pfd. per Tonne addirt.
                              An den Maschinen erster Classe erheischt hienach
                           
                              
                                 eine Last von
                                  10 Tonnen
                                 1075 +   90 =
                                 1165 Pfd.
                                 
                              
                                 eine Last von
                                 100 Tonnen
                                 1075 + 900 =
                                 1975 Pfd.
                                 
                              
                           D.h. eine zehnmal groͤßere Last wird durch eine Kraft
                              fortgeschafft, welche bedeutend unter der doppelten Kraft steht. In dem Maaße als
                              die Last uͤber 100 Tonnen, was als die gewoͤhnliche Last angenommen
                              wird, steigt, faͤllt der Vergleich in Hinsicht auf den Verbrauch an
                              Brennmaterial minder unguͤnstig aus, und uͤber diese Last hinaus ist
                              der Verbrauch geringer als in dem als Mittel angenommenen Falle.
                           Um zu zeigen, welches Verhaͤltniß in dieser Hinsicht in allen in der Praxis
                              vorkommenden Faͤllen besteht, haben wir in der vierten Columne der ersten
                              Tabelle den verhaͤltnißmaͤßigen Kraftbetrag, welcher per Meile oder fuͤr irgend eine beliebige Distanz
                              auf die Tonne trifft, angegeben. Gefunden wurden diese Zahlen auf folgende Art: die
                              fuͤr 100 Tonnen erforderliche Kraft betraͤgt 1975 Pfd. oder 19,75 Pfd.
                              auf die Tonne; fuͤr 10 Tonnen betraͤgt sie 1165 oder 116,5 Pfd. auf
                              die Tonne. Nimmt man daher Ersteres als Einheit an, so ergibt sich die Proportion:
                              19,75 : 116,5 = 1 : 5,89; d.h. mit 10 Ton. ist der Kraftaufwand, welcher in jeder
                              Meile auf die Tonne trifft, beinahe sechsmal groͤßer als mit 100 Tonnen. Auf
                              dieselbe Weise sind auch alle die uͤbrigen Zahlen der vierten Columne
                              berechnet.
                           Die dritte Columne enthaͤlt die mit verschiedenen Lasten erreichbaren
                              relativen Geschwindigkeiten, die folgendermaßen berechnet wurden. Es besteht
                              naͤmlich zwischen den Geschwindigkeiten das umgekehrte Verhaͤltniß,
                              wie zwischen dem in der zweiten Columne angegebenen, constant bleibenden,
                              erforderlichen Kolbendruk und der gleichfalls als constant angenommenen Kraft der
                              Maschine oder der Dampferzeugung; d.h. die Geschwindigkeit, mit der Dampf von einer
                              durch 1,975 ausgedruͤkten Kraft erzeugt werden kann, verhaͤlt sich zu
                              der Geschwindigkeit bei einem Druke von 1,165 umgekehrt wie 1,975 : 1,165, oder wie
                              1/1975 : 1/1165. Nennt man daher erstere Geschwindigkeit 1, so wird leztere 1,70
                              seyn; oder 10 Tonnen werden mit einer 1 7/10 Mal groͤßeren Geschwindigkeit
                              fortgeschafft werden, als 100 Tonnen.
                           Wir haben bisher bloß von dem Mehrverbrauch an Brennmaterial gesprochen, man wird
                              aber gleich sehen, daß sich der Verbrauch auch in allen uͤbrigen Punkten bei
                              kleinen Lasten mehr oder minder steigert. Die Zeit des Maschinisten und des
                              uͤbrigen Personales z.B. kostet bei kleinen Lasten auf die Stunde ebensoviel
                              wie bei großen. Waͤre daher die Dauer der Fahrt dieselbe, so wuͤrde
                              der in der Meile auf die
                              Tonne treffende Arbeitslohn bei 10 Ton. 10 Mal groͤßer seyn, als bei 100 Ton.
                              Da jedoch diese Dauer nicht dieselbe ist, so verhaͤlt sich hier der auf die
                              Tonne per Meile treffende Kostenaufwand direct wie die
                              Zeit, und umgekehrt wie die Last, oder umgekehrt wie die Last und die
                              Geschwindigkeit. Nimmt man daher auch hier wieder den fuͤr Beaufsichtigung
                              der Locomotive auf eine Tonne treffenden Kostenaufwand als Einheit an, so
                              verhaͤlt sich dieser Aufwand bei 10 Tonnen zu jenem bei 100 Tonnen, wie 1/10
                              × 1,7 zu 1/100 × 1, oder wie 100 zu 1,7, oder wie 5,98 zu 1. Hienach
                              sind saͤmmtliche Ziffern der fuͤnften Columne berechnet.
                           Ein anderer, mit Benuͤzung der Locomotivkraft verbundener Kostenaufwand
                              erwaͤchst aus der Abnuͤzung der Maschine, der Schienen, der
                              Schienenstuͤhle etc. Dieser laͤßt sich jedoch nicht so leicht auf
                              Zahlen reduciren. Es duͤrfte vielleicht keine sehr gegen die Wahrheit
                              verstoßende Annahme seyn, wenn man annimmt, daß eine Maschine, welche mit einer Last
                              von 10 Tonnen eine gewisse Distanz mit einer Geschwindigkeit von 34 engl. Meilen in
                              der Zeitstunde zuruͤklegt, eine ebenso große und vielleicht sogar noch
                              groͤßere Abnuͤzung erleidet, als mit einer Last von 100 Tonnen bei
                              einer Geschwindigkeit von 20 engl. Meilen in der Zeitstunde. Hienach wuͤrde
                              sich also der Aufwand, welcher hier in der Meile auf die Tonne trifft, umgekehrt wie
                              die Last verhalten, so daß mit 10 Tonnen die Abnuͤzung per Tonne sich 10 Mal groͤßer berechnete als mit 100 Tonnen. Wenn
                              wir jedoch nur die momentane Abnuͤzung als constant annehmen, so
                              verhaͤlt sich auch hier, wie bei dem Arbeitslohne, die in der Meile auf die
                              Tonne treffende Auslage umgekehrt wie die Last und die Geschwindigkeit, wonach diese
                              Auslage also durch die naͤmliche Zahl wie in den vorhergehenden
                              Faͤllen ausgedruͤkt werden kann. Diese Zahlen findet man in der
                              sechsten Columne.
                           Ganz auf gleiche Art wurden auch die Tabellen 2, 3 und 4 berechnet, mit dem einzigen
                              Unterschiede, daß bei den Maschinen 2ter und 3ter Classe 80 Tonnen, und bei den
                              Maschinen 4ter Classe 60 anstatt 100 Tonnen als mittlere Last angenommen wurden.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 70, S. 334
                              Betrag der Last; Dampfdruk;
                                 Relative Geschwindigkeit; Verbrauch an Dampfkraft per Tonne in der engl. Meile; Lohn per
                                 Ton. in der engl. Meile; Kostenbetrag der Abnuͤzung per Tonne in der engl. Meile; Tabelle I. Locomotiven
                                 erster Classe; Tabelle II. Locomotiven zweiter Classe
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 70, S. 335
                              Betrag der Last; Dampfdruk;
                                 Relative Geschwindigkeit; Verbrauch an Dampfkraft per Tonne in der engl. Meile; Lohn per
                                 Ton. in der engl. Meile; Kostenbetrag der Abnuͤzung per Tonne in der engl. Meile; Tabelle III.
                                 Locomotiven dritter Classe; Tabelle IV. Locomotiven vierter Classe