| Titel: | Ueber den neuen Locomotiv-Dampfkessel des Sir James Anderson. | 
| Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LXXXIX., S. 401 | 
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                        LXXXIX.
                        Ueber den neuen Locomotiv-Dampfkessel des
                           Sir James
                              Anderson.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. No. 775.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        [Anderson's Locomotiv-Dampfkessel.]
                        
                     
                        
                           Wir geben hier eine Beschreibung des neuen Patentkessels des Sir James Anderson, da auf diesem das Wesentliche der Dampft wagen
                              beruht, mit denen eine zu diesem Zweke gebildete Gesellschaft ihr Glut auf den
                              Landstraßen Englands versuchen will.
                           Die in Fig. 34
                              ersichtliche Zeichnung gibt eine seitliche Ansicht des fraglichen Kessels, an der
                              mehrere Theile, um sie anschaulicher zu machen, im Durchschnitte dargestellt sind.
                              Man sieht naͤmlich bei a die Feuerkammer mit der
                              unter ihr befindlichen Aschengrube b. Las
                              Geblaͤse c treibt die zur Verbrennung
                              noͤthige Luft durch einen Roͤhrenapparat d,
                                 d, der mit einem Verdichtungscylinder umschlossen ist, in die Aschengrube,
                              aus der sie dann zwischen den Roststangen emportritt, um die Verbrennung zu beleben.
                              Der aus dem Feuer sich entwikelnde Strom erhizter Gase steigt aus der Feuerkammer
                              empor, um sich uͤber die erste der in einer Reihe angebrachten, breiten,
                              Flaͤchen Wasserkammern, welche man bei e, e, e
                              von der schmalen Seite abgebildet sieht, zu schlagen, und dann zwischen den weiteren
                              Wasserkammern abwechselnd auf und nieder zu streichen, bis er endlich in den
                              Schornstein f gelangt. Die Seitenwaͤnde und der
                              Scheitel der Feuerkammer sowohl als des Kessels sind gleichfalls in Wasserkammern
                              umgebildet, theils um innerhalb des gegebenen Raumes die moͤglich
                              groͤßte Menge Dampf zu erzeugen, theils um den Verlust durch
                              Waͤrmeausstrahlung zu verhuͤten. Die Wasserkammern, deren eine man im
                              Durchschnitte abgebildet sieht, bestehen aus zwei Platten von je 15 Fuß
                              Oberflaͤche, welche in Entfernungen von zwei Zoll von einander angebracht
                              sind, und die durch ein zwischen sie, gebrachtes eisernes Gerippe, an das die
                              aͤußeren Platten fest angenietet sind, in ihrer Stellung erhallen werden. Da
                              hiebei auf je drei Zoll Raum eine Befestigung der Platten trifft, so koͤnnen
                              sie durch die Kraft des zwischen ihnen erzeugten Dampfes unmoͤglich
                              auseinander getrieben werden. Die Speisung des Kessels mit Wasser geschieht auf die
                              gewoͤhnliche Weise. Das Wasser gelangt naͤmlich in die untere
                              horizontale Roͤhre, und steigt von hier aus durch kurze senkrechte Roͤhren in den
                              Wasserkammern e, e empoͤr, so daß nicht nur diese
                              Kammern bis zum Scheitel gefuͤllt erhalten werden, sondern daß zum Theil auch
                              die obere horizontale Roͤhre gefuͤllt ist. Der entwikelte Dampf steigt
                              durch durchloͤcherte Dekel h, h in den
                              Dampfbehaͤlter g, g empor. Diese
                              durchloͤcherten Dekel verhindern das Emporreißen von Wassertheilchen durch
                              den Dampf, so daß die Maschine von dem Dampfbehaͤlter aus stets mit
                              gereinigtem, aber dennoch, dichtem Dampfe gespeist wird. Ein Theil des verbrauchten
                              Dampfes wird verdichtet und mittelst der Drukpumpen wieder in den Kessel
                              zuruͤkgetrieben. Die Verdichtung wird bewirkt, indem man den Dampf in zwei
                              große horizontale Cylinder, die unter dem Wagen angebracht sind, und durch welche in
                              kleinen Roͤhren die in die Feuerkammer eingetriebene Luft streicht, eintreten
                              laͤßt.
                           Ein Kessel dieser Art, welcher vor 15 Monaten gebaut wurde, hat seither
                              ununterbrochen gearbeitet, ohne Wasser auszulassen und ohne je in Unordnung zu
                              gerathen, obwohl der Dampf mehrmalen so gesteigert wurde, daß er einen Druk von 500
                              Pfd. auf den Quadratzoll ausuͤbte.Sir Anderson erklaͤrt in einem Schreiben,
                                    welches er spaͤter an die Redaction des Mechanics' Magazine richtete, daß er die Summe von 30,000 Pfd. St.
                                    daran wendete, ehe er seinen Wagen auf jenen Grad von Vollkommenheit
                                    brachte, den er dermalen hat, und mit dem er denselben in Stand glaubt, alle
                                    der Dampfwagenfahrt auf den Landstraßen im Wege stehenden Hindernisse zu
                                    uͤberwaͤltigen. – Dagegen erklaͤrt Hr. W. Hancock, welcher bekanntlich diesen Gegenstand
                                    noch mit dem groͤßten Erfolge und mit der groͤßten Ausdauer
                                    verfolgte, daß er schon im Jahre 1827 einen Kessel mit ebensolchen
                                    Flaͤchen Dampfkammern, wie sie Sir Anderson angibt, patentiren ließ; und daß er lezteren nur deßwegen
                                    nicht wegen eines Eingriffes in seine Patentrechte belangen wolle, weil er
                                    uͤberzeugt sey, daß die weiteren Versuche mit einem Kessel der Art
                                    nur fruchtlos ausfallen koͤnnen.A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
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