| Titel: | Ueber die Gewinnung eines rothen Farbstoffs aus dem Krapp und dessen Anwendung zum Zeugdruk; von Ed. Collomb. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XII., S. 48 | 
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                        XII.
                        Ueber die Gewinnung eines rothen Farbstoffs aus
                           dem Krapp und dessen Anwendung zum Zeugdruk; von Ed. Collomb.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, No. 58.
                        Collomb, uͤber die Gewinnung eines
                           Krapp-Tafelroths.
                        
                     
                        
                           Die Arbeiten, welche bisher über den Krapp unternommen wurden, haben uns
                              hauptsächlich nur solche Thatsachen geliefert, welche für die Wissenschaft von
                              Interesse sind; dahin gehören insbesondere die Entdekung des Alizarins und Purpurins
                              von den HHrn. Robiquet und Colin, die Analysen der Krappwurzel von Buchholz und John, Kuhlmann, Gaultier und Persoz. Dagegen ist aus allen diesen Thatsachen nicht
                              viel hervorgegangen, was eine unmittelbare Anwendung auf die Industrie gestattet
                              hätteDie zahlreichen Arbeiten von Heinrich Schlumberger, welche der Verfasser gar nicht erwähnt, sind unter allen
                                    Untersuchungen des Krapps für die Praxis die wichtigsten: man vergleiche
                                    darüber polytechn. Journal Bd. LVII. S.
                                       455, Bd. LVIII. S. 283,
                                    Bd. LXV. S. 214, und Bd. LXX. S. 124. A. d. R.: im Befestigen der Beizmittel, im Färben und Aviviren sind seit mehreren
                              Jahren keine Veränderungen von solcher Wichtigkeit vorgenommen worden, daß man
                              annehmen könnte, die Wissenschaft sey hier der Industrie zu Hülfe gekommen. Der
                              Krapp scheint eine Ausnahme von der allgemeinen Regel zu machen; in Bezug auf ihn
                              machten die Wissenschaft und Industrie immer gleiche Fortschritte, ohne sich jemals
                              zu begegnen. Es ist mir nun durch ganz praktische Versuche, die ich nicht zu
                              erklären suchen werde, gelungen, aus dem Krapp einen Farbstoff auszuziehen und
                              denselben auf Gewebe aufzudruken, so daß ich ein achtes Rosenroth erhalte, wie man
                              es sonst nur durch das Färben und Aviviren darzustellen vermag. Vielleicht gelingt
                              es in der Folge durch Abänderung oder Verbesserung des Verfahrens auch Dunkelroth,
                              Violett und Püce auf diese Art zu druken. Bis jezt habe ich mich nur mit dem
                              Rosenroth beschäftigt, welches unter allen Farben, die der Krapp liefert, das größte
                              Interesse darbietet.
                           Es wäre unnüz, die zahlreichen Versuche hier anzuführen, welche keine genügenden
                              Resultate gaben; ich werde sie nur im Vorbeigehen erwähnen, damit nicht andere mit
                              Wiederholung derselben die Zeit verlieren. Folgendes Verfahren gelang mir am besten
                              und ich wende es auch zu
                              Wesserling seit mehreren Jahren an: Ich weiche 1 Kil. (2 Pfd.) vom besten
                              Avignonkrapp in 5 Liter (10 Pfd.) kaltem Wasser ein, so daß ein ganz gleichartiger
                              Brei entsteht. Der Krapp ist bisweilen so hart, daß er im Wasser schwer zu
                              zertheilende Klumpen bildet; dieß läßt sich jedoch vermeiden, wenn man das Wasser
                              nur in kleinen Portionen zusezt und dabei das Ganze sorgfältig umrührt. Diese
                              Operation nimmt man in einem Gefäß aus Steingut oder Holz vor, welches 20–24
                              Liter (40–48 Pfd.) Wasser zu fassen vermag. Dann sezt man auf den Krapp 250
                              Gramme (16 2/3 Loth) Salpetersäure von 40° Baumé, die mit ihrem
                              vierfachen Gewichte Wasser verdünnt wurde, zu, und vermischt das Ganze gut. In dem
                              Augenblike, wo man die Säure zugießt, erfolgt ein schwaches Aufbrausen, weil der
                              Krapp bekanntlich kohlensauren Kalk enthält. Nachdem das Aufbrausen aufgehört hat,
                              läßt man die Masse einige Stunden stehen, indem man sie von Zeit zu Zeit umrührt;
                              hierauf gießt man 15 Liter (30 Pfd.) kaltes Wasser hinzu, rührt um und läßt die
                              Masse 12 Stunden lang ruhig stehen. Die Salpetersäure löst die verschiedenen
                              Kali- und Kalksalze, das Gummi, den Zuker auf, wirkt auf das Harz und
                              wahrscheinlich auch auf andere Substanzen; nach 12 Stunden ist sie dunkelbraun
                              gefärbt. Man gießt nun die Flüssigkeit von dem auf dem Boden des Gefäßes
                              befindlichen Krapp ab, sezt noch einmal 15–20 Liter kaltes Wasser zu, läßt
                              den Krapp sich wieder absezen und gießt die Flüssigkeit nochmals ab; leztere ist
                              jezt goldgelb. Endlich werden zum drittenmal 15–20 Liter Wasser auf die Masse
                              gegossen, und nachdem sich der Krapp wieder abgesezt hat, davon abgezogen; dasselbe
                              zeigt sich nun blaßgelb gefärbt. Wollte man den Krapp in diesem Zustande vier, fünf
                              oder sechs Mal mit kaltem Wasser auswaschen, so würde er sich nicht mehr von selbst
                              ganz absezen, sondern die feineren Theile blieben in der Flüssigkeit schwebend; man
                              könnte also leztere nicht mehr abgießen, sondern müßte sie filtriren, wobei sich
                              aber das Filter verstopfen würde; wenn man mit großen Massen arbeitet, wäre dieses
                              Filtriren fast unmöglich.
                           Nach beendigtem Auswaschen gießt man aus den Krapp 400 Gramme (26 2/3 Loth)
                              Aeznatronlauge, welche bei 15 oder 20° R. an Baumé's Aräometer
                              12° zeigt; rührt das Ganze von Zeit zu Zeit um und läßt es 12 Stunden lang
                              weichen. Das Aeznatron dringt in den Holzstoff ein und bläht ihn auf; die Wurzel,
                              welche goldgelb war, wird dadurch dunkelviolett. Bei dieser Operation werden die
                              verschiedenen Farbstoffe des Krapps, nämlich ein rother, ein rosenrother und ein
                              orangegelber aufgelöst. Man gießt hierauf 15 bis 20 Liter Wasser in das Gefäß und
                              sezt dann 125 Gramme (8
                              1/3 Loth) Salpetersäure von 40° Baumé, die man mit ihrem vier-
                              bis fünffachen Gewicht Wasser verdünnte, zu; es entsteht sogleich ein reichlicher
                              Niederschlag, der so voluminös und dik ist, daß ein hölzerner Rührer mitten in dem
                              Gefäße stehen bleiben kann. Nun bringt man die ganze, aus dem klumpigen
                              Niederschlage und Holzstoffe bestehende Masse auf ein Filter von weit gewobener
                              Leinwand und sezt, nachdem alle orangefarbige Flüssigkeit durchgelaufen ist,
                              neuerdings kaltes Wasser zu, wiederholt das Auswaschen sodann noch einmal und drükt
                              den Rükstand zulezt schwach aus. Hierauf bringt man denselben in ein Gefäß aus
                              Steingut oder Kupfer, welches 20–25 Liter faßt, und versezt ihn darin mit 2
                              1/2 Kil. (5 Pfd.) gepulvertem Alaun und 12 Liter (24 Pfd.) Wasser. Man leitet eine
                              Dampfröhre in das Gefäß und steigert seine Temperatur in zehn Minuten bis zum
                              Kochen, erhält die Masse unter Umrühren zehn Minuten im Sieden, schließt dann den
                              Dampfhahn und gießt das Ganze noch kochend auf ein Leinwandfilter; dasselbe muß von
                              einem etwas enger gewobenen Zeuge als das vorher erwähnte seyn. Die durchlaufende
                              Flüssigkeit ist dunkelroth; man wascht den Krapp auf dem Filter mit kochendem Wasser
                              aus, bis die Flüssigkeit nur mehr blaß rosenroth gefärbt ist; zwei- oder
                              dreimaliges Auswaschen reicht hin, wenn man vor dem Zusezen frischen Wassers die
                              erste Flüssigkeit vollständig ablaufen ließ. Sämmtliche Flüssigkeiten werden in ein
                              hölzernes Gefäß, welches beiläufig 40 Liter faßt, zusammengegossen und allmählich,
                              während sie noch heiß sind, mit 900 Grammen (60 Loth) krystallisirter Soda, die in
                              ihrem zehnfachen Gewichte Wasser aufgelöst ist, versezt; vorher gießt man jedoch
                              einige Tropfen Oehl auf die Flüssigkeit, damit sie durch das Aufbrausen nicht über
                              die Ränder des Gefäßes hinaussteigt. Es bildet sich, besonders beim Erkalten, ein
                              reichlicher Niederschlag, welcher eine Verbindung von Thonerde mit rothem und
                              rosenrothem Farbstoff ist; mehr als 900 Gramme Soda darf man jedoch nicht zusezen,
                              weil sonst der Niederschlag, welcher dunkelpurpurroth seyn muß, schmuzig ziegelroth
                              würde. Man bringt nun das Gefäß auf eine erhöhte Stelle, um das Abgießen der
                              Flüssigkeit leichter vornehmen zu können. Nachdem das Ganze erkaltet ist und der
                              Niederschlag sich abgesezt hat, wascht man ihn mit heißem Wasser aus, bis dieses
                              klar und farblos wird; gewöhnlich reicht dreimaliges Auswaschen hin. Nur durch
                              Auswaschen mit heißem Wasser erhält man einen Lak von reiner Nüance und kaltes
                              Wasser ist hiezu nicht ausreichend; wenn sich lezteres nämlich nicht mehr färbt,
                              zieht kochendes noch eine orangefarbige Substanz aus, welche man absondern muß. Man
                              bringt sodann den Niederschlag auf ein leinenes Filter und preßt ihn, nachdem alles
                              Wasser abgelaufen ist,
                              aus, so daß man eine harte und consistente Masse erhält. Anstatt des Auspressens
                              kann man die Masse auch mehrere Tage an der Luft ausbreiten, um das Wasser zu
                              verdunsten.
                           Man rührt nun den Thonerdelak in einem kupfernen Gefäß mit 1 Kilogr. (2 Pfd.)
                              Essigsäure von 8 bis 9° Baumé an, die man in kleinen Portionen und
                              unter beständigem Umrühren zusezt. Hierauf erwärmt man die Masse auf
                              40–45° R., aber nicht stärker. Man könnte glauben, daß eine geringe
                              Menge essigsaures Kupfer, welches durch Einwirkung der concentrirten Essigsäure auf
                              das kupferne Gefäß entsteht, der Schönheit der Farbe schaden würde; dieß ist aber
                              nicht der Fall, sondern das Kupfer macht die Farbe im Gegentheil etwas lebhafter.
                              Benuzt man zur Operation ein verzinntes Gefäß, so muß man aus diesem Grunde der
                              Flüssigkeit auch ein wenig essigsaures Kupfer zusezen. Aus 1 Kil. Krapp erhält man
                              stets 2 Liter Farbe.
                           Die so bereitete Auflösung von essigsaurer Thonerde nebst rothem und rosenrothem
                              Krapppigment ist schön dunkelroth, zeigt 17 bis 18° Baumé, und braucht
                              zum Druken nur noch verdikt zu werden. Sie enthält jedoch noch eine körnige falbe
                              Substanz, wovon man sie entweder durch Filtriren oder Abgießen befreien muß; am
                              besten ist es sie durch Papier zu filtriren. Man verdikt sodann den Liter Farbe mit
                              5 bis 6 Grammen (1/3 bis 2/5 Loth) Traganth. Beim Verdiken sind einige
                              Vorsichtsmaßregeln zu befolgen: man bringt nämlich zuerst den feingepulverten
                              Traganth in das Gefäß und gießt die Auflösung in kleinen Portionen darauf, so daß
                              ein Brei entsteht; hierauf sezt man die übrige Flüssigkeit zu, läßt das Ganze 12
                              Stunden lang stehen und erhizt es endlich noch über einem schwachen Feuer oder im
                              Wasserbade auf 25° R.; eine höhere Temperatur würde die Flüssigkeit zersezen
                              und einen reichlichen rothen Niederschlag hervorbringen, der sich selbst in einem
                              großen Ueberschüsse von Essigsäure und sogar in Salzsäure nicht mehr auflöst.
                              Nachdem der Traganth aufgelöst ist und man die Farbe durch ein feines Sieb passirt
                              hat, eignet sie sich zum Druken.
                           Die Farbe wird wie gewöhnlich mit dem Model oder der Walze bedrukt. Die Mödel, Siebe,
                              Bürsten müssen aber außerordentlich rein seyn, damit sich die rosenrothe Nüance
                              nicht ändert. Nach dem Aufdruken der Farbe läßt man die Stüke zwei oder drei Tage
                              lang hängen, worauf man sie auf gewöhnliche Art 1/2 oder 3/4 Stunde dämpft, im
                              Flußwasser auswascht und troknet. Das Dämpfen ist nicht durchaus nöthig; man kann
                              sich auch damit begnügen, die Stüke einige Stunden im Flußwasser zu waschen und zu
                              walken; alsdann erhält man aber kein so lebhaftes Rosenroth.
                           
                           Diese Farbe muß immer erst zulezt eingedrukt werden; die Stüke lassen sich nämlich
                              nicht mehr durch Chlor oder Kalk, Aezlauge, saures chromsaures Kali Passiren, ohne
                              daß das Rosenroth leidet; der Luft, dem Licht und der Seife widersteht es aber eben
                              so gut wie die gewöhnlichen Krappfarben.
                           Man kann diese Farbe auch auf Zeuge druken, welche vorher durch eine mit
                              Schwefelsäure versezte Auflösung von Zinnoxyd in Aeznatron passirt worden sind, oder
                              die man zuerst mit salzsaurem Zinnoxyd und hieraus mit kohlensaurem Natron behandelt
                              hat, so wie auch auf solche, welche mit essigsaurer Thonerde grundirt und gut
                              getroknet wurden; lezteres Verfahren liefert eine intensivere Farbe.
                           Die so eben beschriebenen Operationen können durch verständige Arbeiter im Großen
                              eben so gut ausgeführt werden als im Kleinen. Der Avignoner Krapp lieferte mir immer
                              farbstoffreichere Producte und überdieß in größerer Menge, als der Elsässer Krapp;
                              lezterer ist dagegen leichter zu behandeln, denn sein Pulver ist gröber und er kann
                              also schneller ausgewaschen und filtrirt werden.
                           Mehrere Chemiker, welche sich mit der Bereitung des Krapplaks beschäftigten, schlugen
                              vor, man solle die Krappwurzel vor Allem mit vielem Wasser auswaschen oder gähren
                              lassen; durch lang fortgeseztes Auswaschen mit Wasser wird ihr jedoch eine große
                              Menge rothen Farbstoffs entzogen und man erhält nur eine geringe Ausbeute an Lak.
                              Salpetersäure hat diesen Fehler nicht, indem sie die fremdartigen Bestandtheile
                              größten Theils auflöst, ohne auf den Farbstoff zu wirken; sie läßt sich übrigens
                              auch durch verdünnte Schwefelsäure ersezen.
                           Das Aeznatron, womit der Krapp nachher behandelt wird, löst alle Farbstoffe auf, so
                              daß, wenn man dieses Alkali mit einer Säure sättigt und dann das Ganze mit einer
                              hinreichenden Menge Alaun kocht, ein vollkommen entfärbter Rükstand bleibt, der wie
                              Sägespäne von Tannenholz aussieht. Da der weiße Rükstand nur aus Holzstoff zu
                              bestehen scheint, so ließe sich aus seinem Gewichte vielleicht der Werth einer
                              Krappsorte im Vergleiche mit einer anderen bestimmen.
                           Wenn man die alkalische Auflösung mit Salpetersäure gefällt hat und filtrirt, darf
                              man den Niederschlag nicht mit zu viel Wasser auswaschen; die Flüssigkeit bleibt
                              nämlich sehr lange goldgelb gefärbt, besonders wenn man mit kochendem Wasser
                              aussüßt. Man kann sich hiebei überzeugen, daß der Krapp wirklich einen rothen und
                              einen rosenrothen Farbstoff enthält; denn wenn man diesen Niederschlag 25–30
                              Mal oder so lange mit heißem Wasser aussüßt, bis dasselbe farblos abläuft, und ihn
                              dann mit Alaun und kohlensaurem Natron behandelt, so liefert er einen glänzend rosenrothen Lak,
                              welcher aber, wenn er aufgelöst und auf Zeug befestigt wird, nur ein sehr blasses
                              Rosenroth hervorbringt. Wascht man hingegen den Niederschlag nur zwei oder drei Mal
                              mit kaltem Wasser aus, so erhält man einen dunkelrothen Lak, welcher auf Zeugen ein
                              sattes Rosenroth liefert. Die mit Säure, Aeznatron und dann wieder mit Säure
                              behandelte Krappwurzel enthält also nicht nur einen rothen Farbstoff, welcher in
                              kochendem Wasser oder in einer großen Menge kalten Wassers auflöslich ist, sondern
                              auch einen rosenrothen, in dieser Flüssigkeit ganz unauflöslichen.Diese beiden Bestandtheile des Krapps sind ohne Zweifel dieselben, welche von
                                    Gautier und Persoz
                                    aufgefunden wurden. A. d. O. Es wäre interessant, wenn man diese beiden Farbstoffe von einander trennen
                              und dadurch ihre Eigenschaften ausmitteln könnte. Bei meinen Versuchen erhielt ich
                              keine genügenden Resultate, weil es sehr schwer ist, ein orangefarbiges, mit dem
                              rothen innig verbundenes Pigment abzuscheiden.
                           Das Verhältniß von 2 1/2 Kilogr. Alaun schien mir zum Auflösen der Farbstoffe das
                              geeignetste zu seyn; nach dieser Behandlung ist der Krapp aber noch nicht
                              vollständig erschöpft; er hält noch etwas rosenrothes Pigment zurük, welches man
                              durch ein zweites Auskochen mit 1 1/2 Kilogr. Alaun ausziehen kann; die Farbe,
                              welche lezteres beim Druken liefert, ist jedoch zu schwach, als daß sich seine
                              Darstellung lohnen würde. Wenn man den Krapp (anstatt ihn auf einmal mit 2 1/2
                              Kilogr. Alaun auszukochen) dreimal nacheinander, jedesmal mit bloß 0,8 Kilogr. (1
                              3/5 Pfd.) Alaun auskocht, so erhält man nur sehr wenig rothen Lak, und überdieß eine
                              geringere Qualität, was zu beweisen scheint, daß der rothe Farbstoff nur in einem
                              großen Ueberschuß von Alaun auflöslich ist.
                           Die Alaunauflösung muß, während sie noch heiß ist, niedergeschlagen werden, weil
                              sonst darin ein reichlicher stokiger orangefarbiger Niederschlag entsteht, nebst
                              einem anderen dunkelrothbraunen und überdieß eine Portion krystallisirter Alaun
                              gefällt würde, der viel Farbstoff mit sich risse; wenn man die Auflösung nach dem
                              Erkalten neuerdings erhizt, lösen sich diese verschiedenen Niederschläge nicht
                              wieder auf. Unter allen Alkalien verdient das kohlensaure Natron zum Fällen des Laks
                              den Vorzug; Ammoniak und Kali, sie mögen im äzenden oder kohlensauren Zustande
                              angewandt werden, geben keine so guten Resultate. Die 0,9 Kilogr. kohlensaures
                              Natron sind bei weitem nicht hinreichend, um alle Thonerde aus den 2 1/2 Kilogr.
                              Alaun niederzuschlagen; sezt man aber mehr davon zu, so wird der dunkelrothe Niederschlag
                              ziegelroth und behält diese Farbe bei, so oft man ihn auch auswaschen mag.
                           Um einen dunkelrothen Lak zu erhalten, braucht man nur in dem kohlensauren Natron 32
                              Gramme (2 1/4 Loth) Cochenille aufzulösen, zu filtriren und diese Auflösung zum
                              Niederschlagen des Alauns zu benuzen; die folgende Behandlung ist dann gerade so,
                              als wenn keine Cochenille angewandt worden wäre. Man erhält so auf Zeugen ein
                              lebhaftes Dunkelroth, welches jedoch der Seife nicht ganz so gut widersteht, wie das
                              mit bloßem Krapp dargestellte.
                           Beim Auspressen des Laks verfährt man am besten folgendermaßen: man läßt ihn in dem
                              Zeuge, worin er filtrirt wurde und wikelt ihn dann in ein starkes Leinentuch ein,
                              worin man ihn unter die Presse bringt.
                           Krappe, die bereits zum Färben von Roth und Rosenroth benuzt worden waren, lieferten
                              mir bei derselben Behandlung wie ungebrauchte, sehr schöne Lake. Beim gewöhnlichen
                              Färben wird also der Krapp bei weitem nicht erschöpft und der Rükstand, welchen man
                              wegwirft, enthält noch viel Farbstoff.
                           Die Krappextracte, welche im Handel unter dem Namen Garancin, Colorin etc. vorkommen,
                              lieferten mir nur schlechte Lake.
                           Die Kosten 1 Liters verdikter Drukfarbe berechnen sich in Frankreich auf 2 Fr. 90
                              Cent.
                           
                        
                           Bericht des Hrn. Heinrich Schlumberger
                                 im Namen des Ausschusses für Chemie, über das Krapp-Tafelrosenroth des
                                 Hrn. Collomb.
                           Das Tafelrosenroth des Hrn. Collomb ist ein in Essigsäure
                              aufgelöster Krapplak, mit Traganth verdikt. Er versichert durch sein Verfahren ein
                              Rosenroth zu erhalten, welches eben so acht ist, als das durch Färben mit Krapp und
                              Aviviren erhaltene; doch sagt er später in seiner Abhandlung, daß sein Rosenroth die
                              Passagen in Chlor, Aezkalk und Aeznatron, sowie in chromsaurem Kali nicht
                              aushält.
                           Hr. Collomb hat seiner Abhandlung mehrere Muster
                              beigelegt, bei welchen das Schwarz, Püce, Roth etc. auf gewöhnliche Art im Krapp
                              gefärbt, das Rosenroth aber zulezt nach seinem Verfahren eingedrukt ist. Lezteres
                              ist rein und sehr lebhaft, so daß man versucht werden könnte, es für ein in Krapp
                              gefärbtes und avivirtes zu halten.
                           Ich habe das von Hrn. Collomb beschriebene Verfahren genau
                              wiederholt und es gelang mir auch, dadurch ein Helles Rosenroth zu erzielen, ähnlich demjenigen auf
                              den eingeschikten Mustern. Ich glaube jedoch bemerken zu müssen, daß manches
                              gefärbte Rosenroth den von Hrn. Collomb erhaltenen
                              Nuancen vorzuziehen ist, und daß uns von einigen Seiten Proben von
                              Krapp-Tafelrosenroth zukamen (worunter namentlich das schon vor einigen
                              Jahren von Hrn. Leitenberger in Reichstadt dargestellte
                              zu zählen ist), welches lebhafter als dasjenige auf den Mustern des Hrn. Collomb ist.
                           Obgleich wir aber nach dem von Hrn. Collomb beschriebenen
                              Verfahren ein ähnliches Rosenroth wie auf seinen Mustern zu erzeugen im Stande
                              waren, so erhielten wir doch hinsichtlich der Aechtheit desselben oder seines
                              Verhaltens gegen verschiedene Agentien Resultate, welche von seinen Angaben sehr
                              abweichen.
                           Hr. Collomb behauptet, daß sein auf Baumwollenzeuge
                              aufgedruktes Rosenroth ächt ist und sich beim Aviviren wie das gefärbte Rosenroth
                              verhält. Als ich jedoch die von Hrn. Collomb selbst
                              eingeschikten Muster, sowie die nach seinem Verfahren von mir dargestellten, mit
                              einem sehr schwachen kochenden Seifenbad behandelte, wurde dasselbe in kurzer Zeit
                              Heller und bald darauf blieb nur noch eine schwache schmuzige Farbe zurük, während
                              das gefärbte Rosenroth in einem solchen Seifenbad nicht nur aushält, sondern noch
                              lebhafter wird.
                           Chlorkalk, Alkalien, Säuren wirken auch nachtheilig auf dieses Tafelrosenroth,
                              während sie auf das gefärbte und avivirte Rosenroth fast gar nicht einwirken. Nur am
                              Licht und unter dem Einfluß der Feuchtigkeit verhält sich dieses Tafelrosenroth eben
                              so wie das durch die gewöhnlichen Färbeoperationen erhaltene.
                           Hr. Collomb verdikt seine Farbe mit Traganthgummi und
                              dieser ist auch das einzige für sie taugliche Verdikungsmittel; nun wissen aber alle
                              Druker, daß der Traganth für sich allein ein schlechtes Verdikungsmittel der
                              Handdrukfarben ist, besonders für feine und zarte Muster. Dasselbe gilt auch für die
                              Walzendrukfarben, indem es unmöglich ist, mit diesem Verdikungsmittel irgend ein
                              Muster ganz rein zu druken.
                           Der Umstand, daß man genöthigt ist die Farbe mit Traganth zu verdiken, die schwache
                              Intensität dieses Rosenroths und besonders seine geringe Haltbarkeit sind nach
                              unserer Ansicht ein Hinderniß für seine vortheilhafte Anwendung.
                           Die von Hrn. Collomb vorgeschlagene Bereitung des
                              Farbstoffs oder vielmehr des Laks ist keine neue Idee, denn seit mehreren Jahren
                              kommen im Handel Krapplake vor, welche noch lebhafter und dunkler sind, als sie das
                              Verfahren des Hrn. Collomb liefert. Dahin gehören vor
                              allen die von Hrn. Schweighäuser in Straßburg und der Mad. Gobert in Paris; leztere sind überdieß noch ziemlich
                              wohlfeil. Ferner müssen wir hier die ungemein lebhaften Lake erwähnen, welche Hr.
                              Leitenberg er in Reichstadt schon vor einigen Jahren
                              zum Bedruken der Baumwollenzeuge benuzte.
                           Das Dictionaire technologique; hat im Jahr 1827 eine
                              Vorschrift zur Bereitung der Krapplake bekannt gemacht, wonach man freilich nur
                              geringere Sorten erhält und zu derselben Zeit stellten die HHrn. Robiquet und Colin schöne
                              Krapplake mit ihrer schwefelsauren Kohle dar. Diese beiden Chemiker schlugen schon
                              damals das Purpurin zur Darstellung eines Krapp-Tafelrosenroths vor, welches
                              jedoch nicht acht ist, wie sie es auch selbst angaben.
                           Im Mai 1833 überschikte Hr. Peter Köchlin in Lörrach der
                              (Mülhauser) Industriegesellschaft einige Flaschen einer Auflösung von Krapplak in
                              Essigsäure zur Darstellung von Krapp-Tafelrosenroth und auf unserer
                              Ausstellung im vorigen Jahre sahen wir Meubleszeuge mit türkischrothem Grund und mit
                              Krapp-Tafelrosenroth eingedrukt, von demselben Fabrikanten eingesandt.
                           Hr. Collomb wurde durch seine Versuche veranlaßt, zwei
                              Farbstoffe im Krapp anzunehmen: einen rothen, in kochendem Wasser auflöslichen, und
                              einen rosenrothen, welcher darin unauflöslich, aber in Alaun auflöslich ist. Eine
                              solche Annahme scheint uns jedoch durch seine Versuche keineswegs hinreichend
                              unterstüzt zu seyn. Ich habe schon in meinen früheren Abhandlungen über den Krapp
                              gezeigt, daß der Holzstoff der Krappwurzel eine sehr große Verwandtschaft zum
                              Farbstoff hat, und selbst durch die geeignetsten Lösungsmittel nur sehr schwierig
                              ganz davon getrennt werden kann; da Hr. Collomb den Krapp
                              zuerst mit kochendem Wasser behandelt, so darf man sich also nicht wundern, daß,
                              wenn dieses nichts mehr auflöst, eine Alaunauflösung daraus doch noch Farbstoff
                              auszieht.
                           Hr. Collomb sagt in seiner Abhandlung auch, daß der
                              Avignon-Krapp dunklere, sattere Lake und überdieß mehr davon liefert, als der
                              Elsässer Krapp. Ich habe mich aber seit mehreren Jahren durch Versuche im Großen
                              überzeugt, daß man mit beiden Krappsorten gleich gute Lake erhält und dieselbe
                              Beobachtung machte auch Hr. Schweighäuser.
                           Hr. Collomb gibt dem kohlensauren Natron zum
                              Niederschlagen der Krapplake den Vorzug. Ich habe bei meinen Versuchen keinen
                              Unterschied zwischen den durch kohlensaures Natron und kohlensaures Kali gefällten
                              Laken gefunden, wenn ich lezteres Alkali in klarer Auflösung und hinreichend rein
                              anwandte. Dieselbe Beobachtung machten auch mehrere Krapplak-Fabrikanten
                              schon vor mir.
                           Uebrigens sind wir Hrn. Collomb für seine uneigennüzige
                              Mittheilung sehr
                              verbunden, weil Niemand vor ihm die Bereitung der Krapplake und das Verfahren sie
                              zum Zeugdruk anzuwenden, so genau und umständlich beschrieben hat.