| Titel: | Verbesserungen an den Dampfkesseln und Dampferzeugern zur Verhütung von Incrustationen derselben, worauf sich Augustus William Johnson, in Upper Stamford-Street, Lambeth in der Grafschaft Surrey, auf die von einem Ausländer erhaltenen Mittheilungen am 30. Jun. 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XVIII., S. 87 | 
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                        XVIII.
                        Verbesserungen an den Dampfkesseln und
                           Dampferzeugern zur Verhuͤtung von Incrustationen derselben, worauf sich Augustus William Johnson, in
                           Upper Stamford-Street, Lambeth in der Grafschaft Surrey, auf die von einem
                           Auslaͤnder erhaltenen Mittheilungen am 30. Jun.
                              1838 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Mai 1839, S.
                              110.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Johnson's verbesserte Dampfkessel zur Verhuͤtung von
                           Incrustationen .
                        
                     
                        
                           Gegenwärtige Erfindung beruht: 1) auf der Anwendung von vegetabilischen Stoffen oder
                              Extracten, welche, wenn man sie in das zur Speisung der Kessel oder Dampferzeuger
                              bestimmte Wasser gibt, alle die erdigen oder metallischen Theilchen, welche in dem
                              Wasser schweben oder bei der Einwirkung der Hize aus demselben niederfallen, in
                              Folge einer chemischen Einwirkung schwebend erhalten und mit einer dünnen Schichte
                              umhüllen. Hiedurch wird nicht nur das Aneinanderkleben dieser Theilchen, sondern
                              auch das Ansezen derselben an den Wänden und dem Boden der Kessel, wodurch die
                              Incrustationen entstehen, verhütet. Man kann zu diesem Behufe alle Arten
                              vegetabilischer Stoffe oder Extracte in festem, breiigem oder flüssigem Zustande
                              ohne Unterschied benuzen; den Vorzug verdienen jedoch solche, welche die größte
                              Menge Farbstoff abgeben, wie z.B. Blauholz und andere Farbhölzer, ferner Gerberlohe
                              und Fette aller Art in frischem, trokenem oder verwestem Zustande. Besonders zu
                              empfehlen sind verweste oder gefaulte vegetabilische Stoffe, wie z.B. Torf, Dünger,
                              abgefallene Blätter und andere derlei Substanzen. Das Wesentliche dieses Theiles der
                              Erfindung beruht in Kürze auf Sättigung des zu dem angegebenen Zweke bestimmten
                              Wassers mit vegetabilischen Stoffen, wodurch das Zusammenkleben der in ihm
                              enthaltenen erdigen und metallischen Substanzen und das Festsezen derselben an den Kesselwänden
                              verhütet wird. Das Verhältniß und die Art und Weise, auf welche die angegebenen
                              Substanzen anzuwenden sind, muß je nach Umständen und je nach der Beschaffenheit des
                              Wassers verschieden seyn. Wo es thunlich ist, rathe ich den Zusaz in dem Behälter
                              vorzunehmen, von dem aus der Kessel gespeist wird. So läßt er sich z.B. leicht
                              bewerkstelligen, indem man das Wasser über einen Bündel Heu, Gras, Gestrüpp, Wurzeln
                              oder anderen derlei vegetabilischen Stoffen fließen läßt. Noch besser fand ich es
                              aber, einen Absud von Blauholz oder einem anderen wohlfeilen Farbholze oder von
                              einem sonstigen vegetabilischen Farbstoffe zu bereiten, und diesen mit dem Wasser im
                              Wasserbehälter zu vermengen. Da es jedoch in vielen Fällen mit Schwierigkeiten
                              verbunden oder sonst ungeeignet ist, vorläufig und bevor das Wasser in den Kessel
                              gelangt, die vegetabilische Substanz in demselben abzusieden, so kann man in solchen
                              Fällen zu den beiden folgenden Methoden seine Zuflucht nehmen. Nach der ersten soll
                              man mit einer kleinen Pumpe oder Sprize eine mit der Menge des Speisungswassers im
                              Verhältnisse stehende Quantität eines starken Absudes des vegetabilischen
                              Farbstoffes in den Kessel eintreiben. Nach der zweiten dagegen soll man in
                              Zwischenräumen von einigen Tagen oder in sonstigen durch die Umstände gebotenen
                              Zeiträumen Blauholz oder andere Farbhölzer in Stüken, oder auch feste Extracte aus
                              solchen oder anderen vegetabilischen Farbstoffen in gehöriger Menge in den Kessel
                              bringen. Das Mischungsverhältniß wird auch hier bedeutend wechseln müssen. Als
                              allgemeine Regel läßt sich aufstellen, daß der fragliche Zwek durch irgend eine der
                              angegebenen Substanzen erreicht wird, wenn das Wasser dadurch eine merkliche Färbung
                              bekommt; und daß in Ueberschuß zugesezter Farbstoff der Wirkung keinen Schaden
                              bringt, sondern im Gegentheile derselben förderlich ist. Ich habe daher nur noch
                              beizufügen, daß diese meine erste Methode hauptsächlich da anwendbar ist, wo die
                              Kessel mit süßem Wasser gespeist werden.
                           Meine Erfindung betrifft 2) eine Methode, welche ohne Unterschied sowohl bei der
                              Speisung mit süßem, als auch bei jener mit salzigem oder Seewasser anwendbar ist.
                              Sie beruht darauf, daß ich grob gestoßenes Glas in den Kessel oder Gaserzeuger
                              bringe, damit dieses durch die Bewegung, in der es durch das Sieden des Wassers
                              erhalten wird, die Wände und den Boden des Kessels beständig abscheuere und dadurch
                              die Incrustation verhüte. Die Wirkung dieses Mittels ist offenbar rein mechanisch;
                              sie kann daher ebenso gut auch durch andere ähnliche Mittel, wie z.B. durch
                              zerschlagene Flintensteine oder Kiesel, durch Porzellanscherben oder durch Scherben
                              von irdenen Geschirren, durch Eisen-, Kupfer-, Zink- oder
                              andere Metallstüke, durch
                              Kugeln, und durch irgend andere harte, in Wasser unauflösliche Substanzen
                              hervorgebracht werden. Für Salz- oder Zukersiedpfannen und andere derlei
                              Geschirre, für welche sich Glasscherben oder andere derlei zerschlagene Körper nicht
                              wohl eignen, empfehle ich irdene, metallene, gläserne oder andere Kugeln von
                              verschiedener Größe. Die Anwendung dieser zweiten Methode ist auf Kessel oder Gefäße
                              von gewissem Baue, in denen die Schuzmittel frei circuliren und mit allen dem Feuer
                              ausgesezten Stellen in Berührung kommen können, beschränkt. Ich muß daher bemerken,
                              daß diese Methode an gewissen Röhrenkesseln nur unvollkommene Resultate geben wird
                              und geben kann.
                           Meine Erfindung betrifft 3) eine Modification der Kessel selbst, wodurch gleichfalls
                              deren Incrustation verhütet werden soll, und welche man in der beigegebenen
                              Zeichnung in Fig.
                                 29 an einem waggonförmigen, in Fig. 30 hingegen an einem
                              cylindrischen Kessel angebracht sieht. A ist der Kessel,
                              außerhalb welchem sich bei B ein zweiter kleiner Kessel
                              befindet, der durch die Röhre a mit ersterem
                              communicirt, und von solcher Stärke ist, daß er dem in diesem stattfindenden Druke
                              zu widerstehen vermag. Statt eines einzigen derlei äußeren Kessels oder Gefäßes kann
                              man ihrer auch zwei oder mehrere anbringen, und der Communicationsröhre eine
                              Gabelform geben, wie man sie in Fig. 30 sieht. b ist ein dampfdichtes Ventil, welches beliebig geöffnet
                              und geschlossen werden kann, und durch welches, wenn es geschlossen ist, die
                              Communication zwischen dem Hauptkessel A und dem kleinen
                              Nebenkessel B aufgehoben wird. Der Hahn c dient zum Ablassen des Inhaltes des Kessels B, zu dem man bei dem Loche d Zutritt hat. Die Röhre a steigt in dem
                              Kessel A empor; ihre obere Mündung muß sich jedoch stets
                              unter der Wasserfläche dieses Kessels befinden. Das Feuer wirkt bloß auf diesen
                              lezteren Kessel; der kleine Nebenkessel B soll nie mit
                              demselben in Berührung kommen. Wenn nun das Wasser in Folge der Einwirkung der Hize
                              in Bewegung geräth, so werden die in demselben schwebenden Theilchen einem bekannten
                              Geseze gemäß jenen Theil des Kessels aufsuchen, wo die Bewegung am schwächsten ist;
                              und da dieß an der oberen Mündung der Röhre a der Fall
                              seyn wird, so werden die Theilchen durch diese Röhre hinab in den Kessel B gelangen und daselbst zu Boden fallen, während der
                              Hauptkessel beinahe gänzlich rein und frei von ihnen bleibt. Hat sich in dem
                              Nebenkessel eine bedeutende Menge Bodensaz gebildet, so braucht man, um ihn zu
                              reinigen, nur das Ventil b zu schließen, und seinen
                              Inhalt durch den Hahn c zu entleeren, wobei auch noch
                              das Loch d zu Hülfe genommen werden kann. Um die
                              Communication zwischen beiden Kesseln wieder herzustellen, braucht man bloß den Nebenkessel mit
                              siedendem Wasser zu füllen, und nach Absperrung des Hahnes c und Verschließung des Loches d das Ventil
                              b zu öffnen. Man hat in den Kesseln selbst schon
                              öfter Röhren und andere Gefäße, welche zur Aufnahme der sich aus dem Wasser
                              absezenden Stoffe bestimmt waren, angebracht; neu ist aber die Benuzung eines
                              äußeren oder Nebenkessels zu diesem Zweke und die hier beschriebene
                              Reinigungsmethode desselben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
