| Titel: | Beschreibung einer von den HHrn. André Köchlin und Comp. und von Hrn. Köchlin-Ziegler in Mülhausen construirten Maschine zum Druken seidener Bänder in sechs Farben. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XXXI., S. 110 | 
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                        XXXI.
                        Beschreibung einer von den HHrn. André Koͤchlin
                           und Comp. und von Hrn. Koͤchlin-Ziegler in
                           Muͤlhausen construirten Maschine zum Druken seidener
                           Baͤnder in sechs Farben.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, No. 57.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        And. Koͤchlin's und Koͤchlin-Ziegler's
                           Maschine zum Druken seidener Baͤnder.
                        
                     
                        
                           A, Fig. 1 und 2, ist eine gußeiserne
                              Säule, welche mit Schrauben an der Deke und am Boden des Zimmers befestigt ist und
                              der ganzen Maschine als Gestell dient. 1 sind an die Säule angegossene Oehre, worin
                              die Zapfenlager der gravirten Walzen, der Pressionswalzen und auch der
                              Zwischenräder, welche dem ganzen System die Bewegung mittheilen, befestigt werben.
                              Der Träger J, worin die Walze mit den zu überdrukenden
                              Bändern, die Walze für das Druktuch und die polirte Schraube zum Ausbreiten der
                              Bänder (mit Gängen, die von der Mitte aus rechts und links auseinanderlaufen)
                              liegen, ist an den beiden unteren Oehren der Säule befestigt. 2 sind an die Säule
                              gegossene Knöpfe; sie haben schraubenförmig ausgebohrte Löcher und dienen um die
                              Charnierstüke der Pressionshebel zu befestigen.
                           B sind die an die Oehre angeschraubten Zapfenlager der
                              gravirten Walzen und der Pressionswalzen. 3 sind die verschiebbaren messingenen
                              Anwellen der Pressionswalzen; 4 die Anwellen der gravirten Walzen. 5 ist ein an die
                              Seite der Zapfenlager angeschraubtes Stük aus Schmiedeeisen, wodurch die
                              Charnierdekel der Anwellen an ihrem Plaze erhalten und mittelst eines
                              Zugstängelchens mit Flügelmutter mehr oder weniger angedrükt werden können.
                           C sind andere verschiebbare Stüzen, welche an denselben
                              Oehren der Säule angeschraubt sind, aber nur an einer Seite; sie halten die Stüke,
                              worauf die Zwischenräder und die auf der Achse der gravirten Walzen befestigten
                              Räder angebracht sind. 6 sind Stüke, welche in den Stüzen gleiten, und worauf sich
                              diese Zahnräder befinden. 7 ist die Drukschraube dieser mit Gegenmuttern versehenen
                              Stüke; sie dient, um den Rapport zwischen den verschiedenen gravirten Walzen, welche
                              ein Muster bilden, zu reguliren.
                           D ist eine Stange aus Schmiedeeisen, an welcher die
                              Stüzen C mit ihrem einen Ende befestigt sind, um dem
                              ganzen System eine größere Festigkeit zu geben; sie ist selbst an der Deke und am
                              Boden des Zimmers gut befestigt.
                           
                           E sind Zahnräder, an denen die Achsen der gravirten
                              Walzen befestigt sind; F Zwischenräder, welche die
                              gleichzeitige Bewegung allen gravirten Walzen mittheilen. Alle diese Räder haben
                              gleiche Größe und gleichviel Zähne.
                           G sind an die Knöpfe A, 2
                              der Säule befestigte Winkelhebel. Durch diese Hebel, welche mit verschiebbaren
                              Gewichten versehen sind, gibt man die Pression. Die kleine Seite dieser Hebel ist
                              gabelförmig gestaltet (Fig. 3) und drükt auf die
                              Querstüke 9; durch sie treibt man die Pressionswalzen vor und zurük. 8 sind an die
                              Knöpfe der Säule angeschraubte Charniere. 9 Querstüke, auf welche der Druk ausgeübt
                              wird. 10 Schrauben, welche die Querstüke mit den Anwellen der Pressionswalzen
                              verbinden.
                           H sind die Gewichte der Hebel. I ist ein am unteren Theil der Säule befestigter Träger; auf ihm befindet
                              sich die Walze, worauf die zu bedrukenden Bänder aufgerollt sind, sowie die Walze
                              des Druktuchs; jene ist mit 11 und diese mit 11'' bezeichnet. 12 ist das Stük, womit
                              man mittelst einer Drukschraube an der Seite die Stellung der Bandwalzen, gegenüber
                              den gravirten Walzen, reguliren kann. Zu diesem Ende sind die Achsen der Bandwalzen
                              an einer Seite mit einem vorspringenden Knopf versehen, welcher in ein hohles Stük
                              eingreift, das selbst durch die Drukschraube mit Kurbel bewegt wird.
                           K ist ein auf einer besonderen Welle der Maschine
                              befestigtes Zahnrad, welches seine Bewegung durch irgend einen Motor erhält;
                              dasselbe theilt die Bewegung der ganzen Maschine mit.
                           L ist eine auf der Achse des Zahnrades K angebrachte Treibrolle mit Auslösung. 15 sind die
                              Zapfenlager dieser Trommel und 16 ist der Auslösungshebel.
                           M, Fig. 4 und 5, bezeichnet die
                              kupfernen Farbtröge, an welchen die Streichmesser (Rakeln) befestigt sind. 17 sind
                              Hebel, woraus der Farbtrog befestigt ist; diese sind selbst an den Stab 18
                              befestigt, welcher mit dem Gegenstab 19 das Streichmesser 20 führt. 21 sind an den
                              Hebeln befestigte Zapfen, auf welchen sich der Farbtrog über den Trägern P drehen kann. 22 sind Gewichte am Ende der Hebel, um
                              den Streichmessern den Druk gegen die gravirte Walze zu geben und die überflüssige
                              Farbe abzustreichen. 23 sind Korkstüke, welche innen auf den Seiten des Farbtroges
                              mit Schraubenmuttern befestigt sind; sie umfassen die gravirte Walze genau an den
                              Seiten, so daß, wenn die Walze zwischen diesen beiden Korken und dem Streichmesser
                              eingepaßt ist, durchaus keine Farbe aus dem Trog entweichen kann. 29 sind Knöpfe an
                              den Hebeln, die vermittelst Eisendrähten kleine Gegentröge aus Weißblech halten;
                              leztere nehmen die aus dem darüber befindlichen Trog allenfalls entweichende Farbe auf, so
                              daß sie nicht auf die darunter befindliche Walze fallen kann.
                           N sind die messingenen Charnierdekel, welche die
                              gravirten Walzen an ihrer Stelle erhalten.
                           O sind die Pressionswalzen, welche sich in
                              verschiebbaren Anwellen befinden.
                           P, Fig. 6 und 7, sind messingene
                              verschiebbare Lager für die Zapfen 21 der Farbtröge, womit lezteren nach der
                              Beschaffenheit der Farbe, des Musters und des Streichmessers jede erforderliche
                              Stellung gegeben werden kann. 24 ist ein verschiebbares Stük mit Drukschraube, um
                              den Parallelismus des Streichmessers mit der gravirten Walze zu reguliren. 25 ist
                              das Loch, durch welches das Lager P an das Lager B befestigt ist und durch welches es sich um die
                              Schraube, die es fixirt, drehen kann. 26 ist eine Schraube, welche sich an den
                              unteren Theil der Lager B anstemmt und womit die Höhe
                              des Streichmessers regulirt wird. 27 ist ein bogenförmiger Schliz, um den Farbtrog
                              in geeigneter Höhe befestigen zu können; 28 ist ein Einschnitt, welcher den Zapfen
                              der Farbtröge aufnimmt.
                           Q sind die gravirten Walzen.
                           
                        
                           Bemerkungen über das Druken der
                                 Bänder.
                           Die zu bedrukenden Bänder werden zuerst auf kleine hölzerne Walzen aufgerollt und
                              zwar mit Hülfe einer besonderen kleinen Maschine, ähnlich den zu St. Etienne für das
                              Zusammenrollen der Bänder behufs des Verkaufs gebräuchlichen.
                           Diese Walzen haben gerade die Breite der zu bedrukenden Bänder; leztere müssen so
                              aufgerollt werden, daß ihre Seiten ganz gerade sind und sie am Rand abgeschnitten zu
                              seyn scheinen; dieß läßt sich bei einiger Uebung mit der Maschine leicht
                              bewerkstelligen. Zu diesem Ende werden die hölzernen Walzen zwischen zwei metallene
                              Scheiben eingepaßt, wovon eine mit drei kleinen Spizen versehen ist, welche in das
                              Holz eindringen, so daß sich also die kleinen hölzernen Walzen fixiren und möglichst
                              gut centriren lassen.
                           Mitten durch die kleinen hölzernen Walzen geht ein vierekiges Loch, durch welches
                              eine vierekige eiserne Achse gestekt wird; diese Achse ist mit zwei Ringen versehen,
                              welche man mit Drukschrauben befestigt; auf jeder Seite der Walze ist eine solche,
                              und sie dienen dazu, leztere an der erforderlichen Stelle festzuhalten, damit sich
                              das Band der gravirten Walze gerade gegenüber befindet. Die eiserne Achse hat an
                              einem ihrer Enden einen kleinen knopfförmigen Kopf, dessen Ränder in ein
                              verschiebbares Stük passen, das durch eine Drukschraube bewegt wird und dazu dient,
                              um die hölzerne Walze der Gravirung der kupfernen Walze gerade gegenüber stellen und in ihrer Lage erhalten
                              zu können.
                           Das Druktuch ist auf eine besondere kleine Walze mit Zapfen aufgerollt, welche sich
                              unter oder hinter der Bandwalze befindet.
                           Um zu druken führt man zuerst das Druktuch zwischen den gravirten Walzen und den
                              Pressionswalzen hindurch; erstere müssen mit ihren Zahnrädern versehen und mittelst
                              der Anwellendekel befestigt seyn; die Zwischenräder werden ebenfalls angebracht;
                              dann befestigt man mit einer Steknadel das zu bedrukende Band auf dem Druktuche.
                              Hierauf bringt man die Farbtröge mit ihren Streichmessern an den gehörigen Plaz,
                              regulirt und befestigt sie; deßgleichen bringt man die blechernen Gegenfarbtröge an,
                              welche bestimmt sind, die Farbe aufzunehmen, die ungeachtet aller Vorsichtsmaßregeln
                              während des Drukens entweichen und auf eine untere Walze fallen könnte.
                           Sodann schüttet man in jeden Farbtrog seine Farbe, nachdem man vorher die
                              erforderlichen Gewichte angehängt hat, um die Streichmesser gegen die Walzen
                              anzudrüken. Diejenigen gravirten Walzen, welche am wenigsten Farbe aufnehmen, werden
                              unten, und diejenigen, welche am meisten Farbe abgeben, gegen das Ende oder oben in
                              der Säule eingelegt, damit die aufgedrukten Farben während des Durchgehens der
                              Bänder unter den verschiedenen Pressionswalzen nicht zu sehr zermalmt werden.
                           Endlich führt man das zu bedrukende Band zwischen der ersten gravirten Walze und
                              unter der Pressionswalze hindurch, läßt den Hebel dieser lezteren, der sie von
                              ersterer entfernt hielt, herab und sezt die Maschine in Gang. Nachdem das zu
                              bedrukende Band die zweite gravirte Walze passirt hat, läßt man ihren Hebel
                              ebenfalls herab, und so fort. Wenn man bemerkt, daß der Rapport zwischen den zwei
                              ersten Walzen nicht richtig ist, sezt man die Maschine außer Gang, um ihn zu
                              reguliren, falls nämlich der Fehler bedeutend ist, denn sonst läßt er sich während
                              des Ganges der Maschine berichtigen. Man regulirt auf diese Art den Rapport jeder
                              Walze und fixirt dieselben dann gehörig mittelst der Gegenmuttern, womit jede
                              Drukschraube zum Reguliren dieses Rapports versehen ist.
                           Sobald einmal der Rapport derjenigen Walzen, welche zusammen ein Muster bilden,
                              ausgemittelt ist, bemerkt man sich in ein besonderes, zu diesem Zwek bestimmtes Buch
                              die Stellung jeder Walze, des an ihr angebrachten Zahnrades und des Zwischenrades,
                              damit man in der Folge mit der Ausmittelung des Rapports keine Zeit mehr zu
                              verlieren braucht; zu diesem Ende sind alle Zähne der Räder an den gravirten Walzen
                              mit einer Zahl und diejenigen der Zwischenräder mit einem Buchstaben versehen. Die
                              verschiebbaren Stüke,
                              worauf sich die Zwischenräder befinden, haben ebenfalls ein Zeichen, sowie das
                              Lager, worin sie gleiten; auf diese Art ist man sicher, zu jeder Zeit Alles wieder
                              in dieselbe Stellung bringen zu können.
                           Das bedrukte Band streicht endlich mit dem Druktuche über hölzerne Walzen in einer
                              über der Maschine befindlichen Troknenstube. Dort rollen sich die Bänder entweder
                              über eine hölzerne Walze zusammen oder sie laufen über eine andere hölzerne Walze
                              wieder in die Maschinenstube hinab und werden dort zusammengerollt. Dieses läßt sich
                              mechanisch durch ein Laufband bewirken, welches über eine an der Achse der ersten
                              Pressionswalze befestigte Scheibe und über die Scheibe einer anderen hölzernen
                              Walze, welcher sie die Bewegung mittheilt, geschlungen ist. Eine zweite hölzerne
                              Walze wird mit Hebeln gegen jene angedrükt; das Seidenband und das Druktuch werden
                              zwischen diese zwei hölzernen Walzen gestekt, welche also beim Umlaufen das Band und
                              das Druktuch anziehen und sie in eine Kiste oder einen Korb fallen lassen. Das Ganze
                              wird so regulirt, daß die zwei hölzernen Walzen, welche die Seidenbänder gegen sich
                              anziehen, ein wenig schneller als die gravirten Walzen umlaufen, damit die
                              Seidenbänder stets ein wenig gestrekt sind, aber doch nicht so stark, daß sie
                              zerreißen könnten; die Belastung der Hebel muß hienach regulirt werden.
                           Um einen guten Druk zu erhalten, darf man die Maschine nicht zu schnell gehen lassen.
                              Die anzuwendenden Farben müssen sehr stark verdikt seyn, und zwar mit Gummi.
                           
                        
                           Bericht des Hrn. Emil Köchlin im Namen
                                 des Ausschusses für Mechanik über diese Drukmaschine.
                           Diese Maschine wurde im Jahre 1834 von den HHrn. André Köchlin und Comp. und Hrn. Köchlin-Ziegler ausgeführt und die ersten Versuche damit bei
                              lezterem angestellt, wo sie mehrere Mitglieder des Ausschusses in Gang sahen.
                           Die mit dieser Maschine gedrukten Seidenbänder lassen hinsichtlich der Genauigkeit
                              der Rapporte und Eindrüke, sowie auch der Reinheit des Druks nichts zu wünschen
                              übrig. Hinsichtlich der Leistungen dieser Maschine und der Vortheile, welche sie dem
                              Fabrikanten darzubieten vermag, kann jedoch der Ausschuß nach der bloßen Ansicht
                              derselben kein Urtheil fällen.
                           Das System der Maschine ist ganz neu und hat gar keine Aehnlichkeit mit allen bisher
                              bekannt gewordenen mehrfarbigen Walzendrukmaschinen; da es also wohl möglich ist,
                              daß einzelne Mechanismen derselben später bei anderen Drukmaschinen, selbst für
                              breitere Gewebe, benuzt
                              werden, so schlägt der Ausschuß vor, die Beschreibung und Zeichnung derselben im Bulletin mitzutheilen.
                           
                        
                     
                  
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