| Titel: | Verbesserte Zubereitung eines neuen Brennmateriales, worauf sich Richard Goodwin, Steinkohlenhändler von St. Pauls Terrace, Camdentown in der Grafschaft Middlesex, am 26. April 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XXXVI., S. 132 | 
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                        XXXVI.
                        Verbesserte Zubereitung eines neuen
                           Brennmateriales, worauf sich Richard Goodwin, Steinkohlenhaͤndler von St. Pauls Terrace,
                           Camdentown in der Grafschaft Middlesex, am 26. April
                              1838 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Mai 1839, S.
                              117.
                        Goodwin's Zubereitung eines neuen Brennmaterials.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht darin, daß ich gewisse Substanzen, die für sich allein
                              werthlos sind, in verschiedenen Verhältnissen vermische, um auf solche Weise ein
                              wohlfeiles und gutes Brennmaterial zu erlangen. Ich nehme zu meiner Mischung
                              hauptsächlich folgende Stoffe: 7 Theile Walkererde oder fetten blauen Thon, wie er
                              in der Umgegend von London häufig zu finden ist, oder den Schlamm, welcher sich in
                              Flüssen, Canälen, Gräben oder Teichen absezt; 2 Theile Steinkohlen- oder
                              Stekholmer Theer; 8 Theile Steinkohlenklein, welches durch ein viertelzölliges Sieb
                              läuft, und für sich allein für den Hausgebrauch beinahe werthlos ist; 3 Theile
                              Straßenkoth von Macadamisirten sowohl als gepflasterten Straßen.
                           Bei der Vermischung dieser Stoffe verfahre ich wie folgt. Ich bilde zuerst eine Lage
                              aus der Walkererde, dem blauen Thone oder Schlamme, und gieße hierauf einen der zwei
                              Theile des Theeres; dann bilde ich hierauf aus den 8 Theilen Steinkohlenklein eine
                              Lage, und über dieser eine Lage von 3 Theilen Straßenkoth, auf den ich den noch
                              übrigen Theer gieße. Ist der Schlamm oder Straßenkoth flüssig, so reicht
                              wahrscheinlich sein Wassergehalt zur gehörigen Mischung des Ganzen hin; wäre er
                              dagegen troken, so müßte eine hinreichende Menge Wasser zugesezt werden. Die auf
                              solche Art aufgeschichtete Masse lasse ich hierauf durch Umwenden derselben mit
                              einer Schaufel gehörig vermischen; und damit die Mischung noch inniger werde, lasse
                              ich die Masse endlich durch eine Mühle laufen, ähnlich derjenigen, deren man sich
                              zur Zubereitung der Ziegelerde und des Mörtels bedient. Wenn die Masse in dieser
                              Mühle, welche durch Pferde, Dampf oder eine andere Triebkraft in Gang gesezt werden kann, durch und
                              durch gemischt worden, und ungefähr die Consistenz des zur Ziegelfabrication
                              bestimmten Thones erlangt hat, so forme ich sie in Modeln oder mit der Hand, worauf
                              ich sie dann auf dieselbe Weise trokne, nach welcher man die Baksteine zu troknen
                              pflegt. Wenn die Masse ungefähr halbtroken geworden, so kann man ihren Umfang durch
                              Pressen um den sechsten Theil und darüber vermindern. Sie behält hiebei ihre Kraft
                              als Brennmaterial, und kommt in Bezug auf diese der Steinkohle von Merthyr gleich,
                              während sie eine Flamme gibt, welche der Flamme der Kohle von Hartley nichts
                              nachgibt. Für die Dampfschifffahrt ist mein Brennmaterial aus diesen Gründen und der
                              bequemen Aufspeicherung wegen von unberechenbarem Nuzen.
                           Der Walkererde des blauen Thones oder der sonstigen derartigen erdigen Substanzen
                              bediene ich mich als Bindungsmittel für die übrigen Substanzen. Die Verwendung des
                              Straßenkothes zu dem Brennmaterial scheint mir eine unschäzbare Erfindung, da er an
                              und für sich schon brennbar ist, und unzählige, von den Hufeisen und Radkränzen
                              abgeriebene Eisen- und Stahltheilchen enthält, welche mit den
                              Kieselsplittern, die gleichfalls in Menge in diesem Kothe enthalten sind, auch
                              wieder Feuer geben (!). Es scheint mir auch, daß die mineralischen und
                              vegetabilischen Stoffe in diesem Bestandtheile meines Brennmaterials im feinsten und
                              in dem zur Verbrennung geeignetsten Zustande enthalten sind, weit besser als in dem
                              Schlamme, aus welchem bereits der größte Theil ihrer Kraft von dem Wasser ausgezogen
                              wurde. Die Steinkohle wende ich so klein an, damit sie sich mit den übrigen
                              Materialien um so inniger vermenge, und damit sie den Thon so zertheile, daß das
                              Brennmaterial Asche gibt. Der Theer bewirkt, wenn er gehörig mit der Masse vermengt
                              worden, daß diese, nachdem man sie entzündet, gleichsam einen feurigen Körper bildet
                              (!). Der Straßenkoth trägt durch den Sand, den er enthält, mit dazu bei, daß meine
                              Ziegel beim Verbrennen Asche geben, und nicht zu einer baksteinähnlichen Masse
                              zusammenbaken. Seine Eisentheilchen geben eine Hize von solcher Intensität, wie man
                              sie nicht leicht an irgend einer anderen Steinkohle findet (!!). Die vegetabilischen
                              Stoffe, das Heu, Stroh etc., welche er enthält, erhöhen noch die Eigenschaften des
                              Theeres und der Steinkohle, so zwar, daß mein Brennmaterial für den Hausbedarf als
                              eines der besten und wohlfeilsten gelten kann, und in Oefen eine Flamme gibt, wie
                              sie die Steinkohle von Hartley Main nur immer erzeugt.
                           Ich binde mich keineswegs an die angegebenen Mischungsverhältnisse, da diese nach
                              Umständen abgeändert werden müssen. Mein Brennmaterial eignet sich nicht nur für den Hausbedarf,
                              sondern ganz besonders auch für die Dampfschifffahrt, da es im Vergleiche mit dem
                              gewöhnlichen Brennmateriale sowohl an Raum als an Kosten eine Ersparniß von
                              wenigstens einem Drittheile bedingt.