| Titel: | Ueber die Prüfung der Braunsteinerze auf ihren Sauerstoffgehalt; von F. C. Fikentscher. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XLVII., S. 205 | 
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                        XLVII.
                        Ueber die Pruͤfung der Braunsteinerze auf
                           ihren Sauerstoffgehalt; von F. C.
                              Fikentscher.
                        Fikentscher, uͤber die Pruͤfung der
                           Braunsteinerze.
                        
                     
                        
                           Hr. F. C. Fikentscher, Besizer
                              der großen chemischen Fabrik zu Redwiß, beschreibt in Erdmann's und Marchand's Journal für praktische Chemie, Bd.
                              XVII. S. 173 ein Verfahren zur Prüfung der Braunsteinerze, welches sich auf das
                              Princip der Fuchs'schen Eisenprobe gründet, die wir im 1sten Juliusheft S. 36 des polytechnischen
                              Journals mitgetheilt haben. Durch Fikentscher's Prüfungsmethöde ist man im Stande, mit großer
                              Genauigkeit und dabei doch in weniger Zeit als nach irgend einer der bisher bekannt
                              gewordenen, den Sauerstoffgehalt der Manganerze zu bestimmen, denn bei einiger
                              Uebung kann man leicht zwei Proben in einer Stunde machen. Er sagt:
                           
                              „In den Fabriken Deutschlands, welche Braunstein zur Entwikelung von Chlor
                                 gebrauchen, wird gewöhnlich Pyrolusit (weicher Braunstein) von Ilmenau oder
                                 Mähren verwendet, der mit mehr oder weniger Gestein vermengt ist, seltener
                                 Psilomelan (harter Braunstein) von Ilmenau oder Schneeberg. Ersterer wird von
                                 concentrirter Salzsäure ziemlich langsam, lezterer dagegen sehr rasch
                                 angegriffen. Da das bei der Probe gebrauchte Kupferblech der Wirkung des Chlors
                                 nur langsam nachgibt, so ist es nöthig, die Auflösung des Braunsteins zu
                                 verlangsamen, außerdem verflüchtigt sich Chlor.
                              
                           
                              Zu einer Probe mit Pyrolusit nehme ich auf 100 Gran des feingepulverten Erzes 400
                                 Gran Kupferstreifen, welche zusammen 10 bis 12 rheinl. Quadratzoll groß sind.
                                 Diese werden ein wenig gewunden, damit sie in der Flüssigkeit nicht dicht auf
                                 einander liegen können. Diese Menge Kupfer gibt dem Versuche größere Sicherheit
                                 und Schnelligkeit. Erz und Kupfer werden in einen Glaskolben gebracht, welcher 4
                                 bis 5 Unzen Wasser hält, mit 700 Gran Salzsäure von 1,12 spec. Gewicht
                                 (16º Baumé) übergossen und nun fleißig geschüttelt. Nach 10 bis 12 Minuten ist
                                 der größte Theil des Erzes aufgelöst und die Flüssigkeit dunkelgrün geworden.
                                 Durch darauf folgendes anhaltendes Kochen verwandelt sich deren Farbe in
                                 Dunkelbraun, welches allmählich heller wird und nach etwa 20 Minuten so weit
                                 entfärbt ist, daß lange fortgeseztes Kochen nichts mehr daran ändert. Die Arbeit
                                 wird durch den größeren Zusaz von Salzsäure beschleunigt, durch weniger oder
                                 schwächere Säure verzögert, indessen wird durch ersteres eine sehr lästige Menge
                                 Salzsäuredampf entwikelt.Das Auswaschen wird, wie in der Abhandlung von Fuchs angegeben wurde, bewirkt.
                                 
                              
                           
                              Zur Prüfung von Psilomelan wird obige Menge Salzsäure mit 500 Gran Wasser
                                 verdünnt, übrigens wie oben verfahren. Das Schütteln der Probe darf noch weniger
                                 versäumt werden, weil die Einwirkung sehr schnell ist, weßhalb es im Sommer gut
                                 ist, den Kolben durch Eintauchen in kaltes Wasser abzukühlen.
                              
                           
                              Die gebrauchten Kupferbleche haben bei den angegebenen Verhältnissen nur etwa den
                                 dritten Theil ihres Gewichtes verloren und können, nachdem der darauf haftende
                                 schwärzliche Ueberzug abgescheuert ist, wieder gebraucht werden. Es ist jedoch
                                 nicht rathsam, die Abnuzung weiter zu treiben, weil die sehr dünnen zerfressenen
                                 Kupferreste das Auswaschen unbequem machen.
                              
                           
                              Enthielte das Erz zugleich Eisenoxyd in erheblicher Menge, so wird ein zweiter
                                 Versuch angestellt, indem man die Probe vorher ohne
                                    Kupferstreifen aufkocht, so lange als sich Chlor entwikelt, dann erst
                                 solche nachträgt und nun noch so lange kocht, bis sie sich nicht mehr entfärbt.
                                 Die aufgelöste Menge Kupfer wird von dem bei der Hauptprobe erhaltenen Verluste
                                 abgezogen.
                              
                           
                              Der reine Pyrolusit von Ilmenau gab bei vielen
                                 Untersuchungen Resultate, welche nur sehr wenig unter einander abwichen, wenn
                                 dieselbe Kupfersorte zur Probe genommen wurde; der Kupferverlust schwankte auf
                                 100 Braunsteinerz zwischen 142,3 und 142,8, was im Mittel 79,85 Chlorprocenten
                                 entspricht.
                              
                           
                              Psilomelan von Ilmenau ist meist innig verwachsen mit Pyrolusit, so daß er in
                                 verschiedenen Exemplaren verschiedenen Sauerstoffgehalt zeigt. Man findet
                                 Abstufungen, welche von 60 bis 70 Chlorprocente zeigen. Jener von Schneeberg,
                                 welcher einen glänzend muschligen Bruch zeigt, ist gleichförmiger und gibt 60,2
                                 Chlorprocente.
                              
                           
                              Von den gewöhnlich im Handel vorkommenden Braunsteinsorten von Ilmenau und dessen
                                 Umgegend habe ich sehr viele untersucht und dabei Abweichungen (nach
                                 entsprechenden Chlorprocenten) von 55 bis 79 erhalten; da diese aber nur von der mehr oder
                                 weniger guten Scheidung an der Grube und von der Laune oder Gewissenhaftigkeit
                                 der Verkäufer, und nicht von der Eigenthümlichkeit der Erze abhängen, so würde
                                 eine Aufzählung der Resultate ohne allgemeines Interesse seyn.“