| Titel: | Beschreibung einer Maschine zum Zufeilen der Räderzähne. Mitgetheilt von Dr. Adolph Poppe jun. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LV., S. 252 | 
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                        LV.
                        Beschreibung einer Maschine zum Zufeilen der
                           Räderzähne. Mitgetheilt von Dr. Adolph Poppe
                           jun.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Poppe, Beschreibung einer Maschine zum Zufeilen der
                           Raͤderzaͤhne.
                        
                     
                        
                           Es dürfte dem technischen Publicum, besonders demjenigen Theile desselben, welcher
                              mit Ausarbeitung von kleinen Rädern viel zu thun hat, nicht ohne Interesse seyn,
                              wenn ich in diesen Blättern die Beschreibung einer zwekmäßigen und sinnreichen
                              Maschine, welche ich auf dem Schwarzwalde eingeführt fand, mittheile. Diese
                              Maschine, ein neueres Product des Schwarzwälder Erfindungsgeistes, findet in dem
                              Districte der Uhrenmanufactur unter dem Namen Zahnwälzmaschine bereits allgemeine Anwendung. Sie dient zum Zufeilen der
                              Zähne kleinerer Räder. Wenn diese nämlich mit Hülfe der Theilscheibe eingeschnitten
                              sind, so müssen ihre scharfen Eken noch mit der Feile abgerundet werden. Lezteres
                              geschah bisher meistens aus freier Hand; die Maschinen aber, welche man etwa dazu
                              verwendete, waren unpraktisch und unverhältnißmäßig kostspielig. Der Schwarzwälder
                              Apparat, von Johann Pfaff in Tryberg erfunden und von
                              Augustin Kienzler ebendaselbst verbessert, ist einfach,
                              billig und leistet Alles, was man nur von einer Maschine verlangen kann. Mit seiner
                              Hülfe kann ein Mann in 3/4 Stunden 120 Räder ausfeilen, wozu er sonst einen Tag
                              gebraucht hatte. Vorliegende Beschreibung und Abbildung ist nach einer Maschine
                              ausgeführt, welche ich für die technologische Modellsammlung in Tübingen von dem
                              Werkzeugmacher Kienzler in Tryberg fertigen ließ. Fig. 1 zeigt
                              die Maschine in der Seitenansicht, Fig. 2 im Grundriß; die
                              Dimensionen sind an dem beigefügten Maaßstabe abzunehmen. Zwischen dem soliden
                              Gestelle A, A, A, A läßt sich eine starke eiserne Welle
                              a, a drehen. Auf dieser sind sechs stählerne
                              Scheiben b, b, c, c, d, d von 3 Zoll Durchmesser in
                              gemessener Entfernung von einander befestigt, deren jede einige vertiefte
                              Schraubenwindungen enthält. Leztere sind inwendig feilenartig so behauen, daß das
                              Profil des Schraubenganges die Gestalt des vollendeten Zahnes hat. Denkt man sich
                              nun das zuzufeilende Rad e mit seiner Stirne gelinde
                              gegen einen der Schraubengänge gedrükt, während die Welle a,
                                 a zugleich in Umdrehung gesezt wird, so liegt die Wirkung des Apparates
                              schon vor Augen. Indem nämlich ein Paar Zähne in die feilenartig behaltenen
                              Vertiefungen der Schraubengänge tritt, werden sie durch dieselben nicht nur
                              zugefeilt, sondern auch, den Wirkungen einer jeden Schraube gemäß, weiter geschoben,
                              so daß, wenn das Rad e 36 Zähne hätte, nach 36
                              Umdrehungen der Welle
                              a, a alle Zähne rund gefeilt wären. Um den
                              Feilscheiben die erforderliche Geschwindigkeit zu geben, ist an der Welle a, a ein eisernes Getriebe f
                              (Fig. 2)
                              mit 16 Zähnen angebracht, welches mit dem messingenen Rade g,
                                 g von 48 Zähnen im Eingriff steht; die Achse des leztern enthält die Kurbel
                              B, von welcher die Bewegung des Apparates ausgeht.
                              Damit Räder von verschiedenen Dimensionen auf derselben Maschine bearbeitet werden
                              können, sind jene 6 Feilscheiben, deren Schraubengänge eine stufenweise verschiedene
                              Tiefe und Breite besizen, auf einer Achse angebracht. Das
                              zu feilende Rad wird zwischen einem messingenen Rahmen h, i,
                                 k, l (Fig.
                                 2) auf eine einfache Art drehbar befestigt. Ein dünner Cylinder m, m läßt sich senkrecht im Rahmen auf- und
                              nieder bewegen und durch eine Schraube in beliebiger Höhe feststellen; an seinem
                              unteren Ende enthält derselbe eine Vertiefung; diese und die Pfanne n sind zur Aufnahme der Achse des Rades e bestimmt. Der Rahmen selbst läßt sich auf einer dünnen
                              runden Stange o, o seitwärts verschieben und mittelst
                              der Schrauben p, p in jeder beliebigen Lage darauf
                              feststellen, um das zu feilende Rad vor die eine oder die andere Schraubenfeile
                              bringen zu können. Ehe das Zufeilen des Rades e beginnen
                              kann, muß seine Ebene möglichst genau nach der Achse der Welle a, a gelichtet werden. Deßwegen ist jener runde Stab,
                              worauf sich der Rahmen h, i, k, l verschieben läßt, auf
                              einem Brett C befestigt, welches, zwischen den Spizen
                              q, q sich drehend, mit Hülfe einer hier nicht
                              angegebenen Schraube im Bogen auf- und nieder bewegt, und in jeder Lage
                              festgestellt werden kann. Wenn das Rad e zwischen dem
                              Rahmen befestigt und nach der Achse der Welle a, a,
                              sowie nach der ihm entsprechenden Feilscheibe gerichtet worden ist, so faßt der
                              Arbeiter mit der linken Hand den Rahmen h, i, k, l und
                              drükt das Rad gelinde gegen die Scheibe, während er zugleich mit der rechten Hand
                              die Kurbel B umdreht. Der Erfolg dieser Manipulation ist
                              der oben bereits angegebene. Zu bemerken ist noch, daß die Welle a, a, sowie das Brett C
                              zwischen Spizen laufen, welche, da sie die Enden der Schrauben r, r bilden, vor- und zurükgeschraubt werden
                              können, wodurch dem Lokerwerden der genannten Theile leicht abgeholfen werden
                              kann.
                           Spannt man die Welle a, a zwischen eine Drehebank, so
                              fällt das Räderwerk und die Kurbel hinweg, und der ganze Apparat wird einfacher. In
                              diesem Falle muß eine Anordnung getroffen werden, um das zu bearbeitende Rad bequem
                              richten und den Feilscheiben nähern zu können. Die Maschine, sowie ich sie hier
                              beschrieben habe, liefert der Werkzeugmacher Kienzler in
                              Tryberg um den Preis von 48 fl. Ein für die Drehebank einzurichtender Apparat kommt auf 16–18
                              fl.
                           
                        
                     
                  
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