| Titel: | Ueber die Ersezung der an den Spindelbänken gebräuchlichen Treibschnüre durch Getriebe. Von Hrn. Eugène Saladin. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LVI., S. 254 | 
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                        LVI.
                        Ueber die Ersezung der an den
                           Spindelbaͤnken gebraͤuchlichen Treibschnuͤre durch Getriebe. Von
                           Hrn. Eugène
                              Saladin.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, No. 57.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Saladin, uͤber die Ersezung der Treibschnuͤre an den
                           Spindelbaͤnken durch Getriebe
                        
                     
                        
                           Es bestehen an den sogenannten Spindelbänken (bancs à
                                 broches) mit Treibschnüren einige Unvollkommenheiten, deren Wichtigkeit man
                              noch nicht ganz gewürdigt zu haben scheint. Ich begreife hierunter namentlich das
                              Aufwinden des Wiklers oder Dochtes (mècke) auf
                              die Spulen, welches durch das Emporsteigen und Herabsinken des Wagens wandelbar
                              gemacht ist. Wenn nämlich das Aufwinden für den Moment, in welchem der Wagen in
                              Bewegung zu kommen beginnt, ohne Zug regulirt ist, so werden die Spulen, wenn der
                              Wagen am Ende seines Laufes angelangt ist, und je nachdem der Wagen nach der einen
                              oder anderen Richtung gelaufen ist, bei jedem Kommen und Gehen des Wagens eine der
                              Spulenlänge gleichkommende Dochtlänge mehr oder weniger aufwinden, als von den
                              Cylindern geliefert wurde. Da die erste auf die Spulen gelegte Dochtreihe eine
                              geringere Länge hat als die lezte, so wird dieser Zug beim Beginnen des Auswindens
                              eine ganz andere Wirkung haben, als gegen das Ende desselben.
                           In Fig. 3 sieht
                              man einen Querdurchschnitt, an welchem zwischen der Hauptwelle und den Spulen die
                              Transmission durch Treibschnüre Statt findet. a ist die
                              Hauptwelle; b, c Rollen, die an dem Wagen fixirt sind;
                              e der Wagen; d eine an
                              dem Längenbalken des Wagens fixirte Rolle. Nimmt man nun die Rolle a für einen Augenblik als unwandelbar fixirt an, so wird
                              man finden, daß, wenn man den Wagen e die ganze, für
                              eine Spulenlänge erforderliche Streke e, e durchlaufen
                              läßt, die Rolle b eine dem Laufe des Wagens
                              gleichkommende Schnurlänge absorbiren, die Rolle c
                              hingegen eine solche Schnurlänge abgeben wird.
                           Der hiedurch nachgewiesene Uebelstand besteht dagegen nicht an den Bänken mit
                              Getrieben und mit Transmission durch Ziehstangen (transmission à bielles), deren Beschreibung sogleich folgen soll.
                              In Fig. 4 ist
                              nämlich a ein an einer Welle (arbre de commande) aufgezogenes Zahnrad; b ein
                              in dieses eingreifendes Zwischenrad, welches zugleich auch in das Zahnrad c, das mit dem Rade a von gleichem Durchmesser
                              ist, eingreift; d ein Zwischenrad, welches einerseits in
                              das Zahnrad c und andererseits in das Zahnrad e eingreift. Lezteres hat denselben Durchmesser wie das
                              Rad a, und ist an der Welle des Wagens, der hier an dem
                              oberen Ende seines Laufes dargestellt ist, aufgezogen. Die Ziehstange (bielle), welche die beiden Räder b, e trägt, ist mit dem Ende f mit sanfter
                              Reibung an der Hauptwelle aufgehängt. Die zweite Ziehstange h, i, welche das Rad d trägt, ist an dem Ende
                              i gleichfalls mit freier Reibung an der Welle des
                              Wagens, an dem anderen Ende h dagegen an dem Ende der
                              ersteren Ziehstange g aufgehängt. Die punktirten Linien
                              deuten die Stellungsveränderung, welche eintritt, wenn der Wagen das Ende seines
                              Laufes erreicht hat, an.
                           Das Rad e behält seiner Ortsveränderung ungeachtet stets
                              seinen Parallelismus mit dem ersten Rade a bei, so daß
                              es an den Spulen keine andere Umlaufsbewegung erzeugt, als jene, welche von dem Rade
                              a hervorgebracht wird. Es erhellt dieß klar aus Fig. 5, wo die
                              beiden Kreise a, c die gleichen Durchmesser haben, mit
                              einem dritten Kreise b in Berührung stehen. Wenn man
                              nämlich nach gehöriger Fixirung des Kreises a den Kreis
                              c den Umfang c, c', c''
                              etc. und den Kreis b den Umfang b, b', b'' durchlaufen läßt, so werden nach und nach sämmtliche Punkte des
                              Umfanges des Kreises c jenen des Kreises a dargeboten worden seyn, ohne daß der Kreis c sich um sich selbst umgedreht hätte. Dabei wird
                              dennoch der Kreis b durch seine Ortsveränderung eine
                              Umlaufsbewegung vollbracht haben, die, welches auch sein Durchmesser und die
                              Stellung des Mittelpunktes seiner Bewegung seyn mag, wenn er nur mit den Kreisen a, c in Berührung bleibt, den Erfordernissen dieser
                              beiden lezteren entspricht. In der That wird, wenn man sich den Kreis c frei an seiner Achse beweglich, und diese Achse an
                              einem Hebel, dessen Drehpunkt sich in a befindet,
                              befestigt denkt; und wenn man, nachdem an dem Ende d des
                              Radius c, d ein Gewicht aufgehängt worden, den Hebel
                              einen ganzen Umgang um den Kreis a machen ließ, der
                              Radius c, d stets seinen Parallelismus beibehalten
                              haben, obwohl alle Punkte des Umfanges des Kreises c
                              nach einander dem Kreise a dargeboten worden, und
                              seinerseits der leztere in Bezug auf den Kreis c
                              dasselbe gethan hat. Der Kreis b erfüllt hier nun
                              dieselben Verrichtungen wie das Gewicht; er rollt zwischen den beiden Kreisen a, c, ohne eine andere Wirkung hervorzubringen als die,
                              daß er den Kreis c am Umlaufen verhindert, wenn der
                              Kreis a unbeweglich bleibt. Man kann seine
                              Umlaufsbewegung, welche in seinen verschiedenen Stellungen durch die Radien b, f, b', f, b'', f etc. angedeutet ist, leicht
                              verfolgen.
                           
                           Dieselbe Wirkung von zwei zu zwei findet Statt, wenn man die Zahl der Kreise
                              vermehrt, vorausgesezt, daß sie von zwei zu zwei denselben Durchmesser beibehalten,
                              wie in Fig. 6
                              zu ersehen.
                           Die beiden Ziehstangen f, g, h, i mit ihren Zahnrädern,
                              wie man sie in Fig.
                                 4 sieht, schienen mir die hier ausgesprochenen Bedingungen zu erfüllen.
                              Läßt man die Welle e statt der Curve einer geraden Linie
                              folgen, so wird die Wirkung dessen ungeachtet dieselbe bleiben.
                           Um eine Beschreibung, welche doch immer noch Vieles zu wünschen übrig lassen dürfte,
                              nicht zu sehr in die Länge zu ziehen, will ich zur Unterstüzung des Gesagten der
                              Zeichnung nur eine im Kleinen angeführte Idee dieser Art von Transmission beifügen.
                              Ich finde mich um so mehr hiezu veranlaßt, als es mir scheint, daß sie auf demselben
                              Principe beruhen dürfte, wie der Mechanismus, dessen man sich in der Astronomie
                              bedient, um den Parallelismus der Erdachse an den verschiedenen Punkten der Erdbahn
                              zu zeigen. Bemerken muß ich übrigens, daß es fern von mir ist, die Anwendung der
                              Ziehstangen zur Transmission der Spulen an die Spindelbänke als von mir ausgehend
                              auszugeben, indem ich diese Anwendung bereits zu Manchester gesehen habe. Dagegen
                              ist es mir gelungen, die aus der Ortsveränderung des Wagens erwachsende
                              Rotationsbewegung (einen Uebelstand, den ich nicht nur an allen mit Schnüren
                              getriebenen Spindelbänken, sondern auch den mit Getrieben versehenen, an welchen ich
                              die Transmission mittelst Ziehstangen angewendet sah, beobachtete), aufzuheben.
                           Da die durch Riemen bewerkstelligten Transmissionen, deren man sich an gewissen
                              Spindelbänken bedient, demselben Geseze unterstellt werden können, wie die
                              Transmissionen mit Getrieben, so glaubte ich hier eine derartige Transmission in
                              einem Querdurchschnitte darstellen zu müssen, und zwar in einer Stellung, in welcher
                              deren Nachtheile am besten in die Augen springen.
                           In Fig. 7 ist
                              a die Hauptwelle; b, c
                              sind die Spannungsrollen; d die an dem Wagen befindliche
                              Rolle.
                           In Fig. 8 sieht
                              man dieselbe Art der Transmission mit Hinweglassung der Spannungsrollen, damit sich
                              die Umlaufsbewegung leichter schäzen läßt. In Fig. 9 sieht man dieselbe
                              Transmission mit Riemen und zwei Rollen von gleichen Durchmessern.
                           In Fig. 7 und
                              8 läuft
                              die Rolle d um, wenn sie ihren Ort verändert, was in
                              Fig. 9
                              keineswegs der Fall ist. Wenn man nämlich Fig. 8 nimmt, und den
                              Kreis d die verschiedenen Stellungen d', d'' durchlaufen läßt, so wird man finden, daß das
                              Ende b des Riemens, indem es sich um den Kreis a aufrollt, die Curve oder Kreisabwikelung 
                              b, b'b'' beschreibt. Wenn man ferner erwägt, daß der an
                              dem Riemen befindliche Punkt b, welcher anfänglich mit
                              der Rolle d in Berührung stand, um nach b', b'' zu gelangen, sich von der Rolle d abwikeln mußte, die also eine Umlaufsbewegung erlitt,
                              deren Werth man erhält, wenn man den Riemen b', d
                              ' um den Kreis d'
                              aufwikelt, so wird das Ende b' die Curve b', b''' beschreiben. Die Rolle d' wird also den Bogen b⁴, b⁵,
                                 b³ beschrieben haben; und verfolgt man denselben Gang bei der
                              dritten Stellung, so wird man finden, daß die Rolle den Bogen b⁶, b⁷, b⁸ beschreibt.
                           In Fig. 9, wo
                              die Rollen gleiche Durchmesser haben, wird das Ende b
                              des Riemens in seiner zweiten Stellung in b' und in
                              seiner dritten in b'' angekommen seyn; ferner wird
                              dasselbe Riemenende bei der Aufwikelung auf d', d'' in
                              b''', b⁴ angelangt seyn, während der Radius
                              b, c in seinen drei Stellungen d, d', d'' seinen Parallelismus beibehalten haben
                              wird.
                           Ich glaube hienach den Schluß ziehen zu können, daß man an den Spindelbänken die
                              directe Transmission durch Riemen vom Kegel an die Spulen vermeiden sollte, indem es
                              nur einen einzigen Fall geben kann, in welchem die übergetragene Bewegung dieselbe
                              wie die gegebene ist; nämlich den, in welchem sich der Riemen an jener Stelle des
                              Kegels befindet, die mit der an dem Wagen befindlichen Rolle von gleichem
                              Durchmesser ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
