| Titel: | Ueber die Gefüge für Gas- und Dampfröhren der HHrn. Lambert und Söhne in New Cut, Lambeth. Von Hrn. Wm. Baddeley. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LXIII., S. 264 | 
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                        LXIII.
                        Ueber die Gefuͤge fuͤr Gas-
                           und Dampfroͤhren der HHrn. Lambert und Soͤhne in New Cut,
                           Lambeth. Von Hrn. Wm.
                              Baddeley.
                        Aus dem Mechanics' Magazine No. 811, S.
                              355.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Baddeley, uͤber neue Gefuͤge fuͤr Gas-
                           und Dampfroͤhren.
                        
                     
                        
                           Es gibt nur wenige Künste und Erfindungen, die schon von ihrem ersten Erscheinen an
                              einen hohen Grad von Vollkommenheit besaßen; bei weitem die Mehrzahl durchwanderte
                              eine Reihe von Stufen, bis sie auf den dermaligen Standpunkt gelangten. Eines der
                              merkwürdigsten Beispiele hiefür gibt die Gasbeleuchtung, wenn man die Oefen,
                              Retorten, Scheidungs- und Reinigungsapparate der frühesten Gaswerke mit dem
                              vergleicht, was man in den jezigen Anstalten dieser Art trifft.
                           In der siebenten Ausgabe der Encyclopedia britannica
                              heißt es unter dem Artikel Gaslicht: „die Gasbeleuchtung machte so rasche
                                 Fortschritte, daß sie wenige Jahre nach ihrer Einführung bereits auch schon in
                                 allen größeren Städten Englands zur Beleuchtung der Straßen, der Kaufläden und
                                 der öffentlichen Gebäude angenommen war. Minder rasch fand sie ihren Weg in die
                                 Wohnungen der Privaten, theils weil diese, und zwar nicht ohne Grund, eine
                                 gewisse Furcht vor den mit der Benuzung des Gases verbundenen Gefahren hegten,
                                 theils weil die Sorglosigkeit und Unvollkommenheit, womit die Leitungsröhren
                                 früher verfertigt und gelegt wurden, mancherlei Unannehmlichkeiten mit sich
                                 brachten.“ Welches aber auch die Fehler der Vorgänger gewesen seyn
                              mögen, so ist soviel gewiß, daß man dermalen größten Theils über dieselben weg ist.
                              Einer der ersten Mißgriffe, welche man beging, war, daß man sich ungeeigneter
                              Materialien bediente; und zunächst hieran reihte sich der Umstand, daß man sich in
                              der Schäzung der Reibung, welche das Gas auf dem Durchgange durch die Röhren
                              erleidet, so sehr verrechnete, daß man Röhren nahm, welche viel zu klein waren, als
                              daß mit Leichtigkeit ein gleichförmiger und entsprechender Zufluß an Gas zu erzielen
                              gewesen wäre. Dazu kam noch, daß die Gefüge selten die nöthige Genauigkeit darboten.
                              Allen diesen Mängeln wußte die Erfahrung, welche man in der Handhabung des Gases
                              gewann, und die Vertrautheit mit dessen Eigenschaften größten Theiles, wo nicht
                              gänzlich, abzuhelfen. An
                              die Stelle der engen kupfernen Röhren sind nunmehr als Hauptröhren eiserne und als
                              Nebenröhren biegsame Röhren aus Blech getreten. Wesentliche Verbesserungen erfuhren
                              die Brenner, die Ventile, die Hähne und die ganze Einrichtung, so daß nunmehr
                              Wohlfeilheit und Sicherheit mit Eleganz Hand in Hand gehen. Eine der neuesten
                              Verbesserungen jedoch sind die Gasröhrengefüge der HHrn. Lambert, auf welche ich hier aufmerksam machen
                              will.
                           An den gewöhnlichen Arm- oder Hängelampen bewegte sich ein Zapfen in einer
                              Scheide oder Dille, und um diesen Zapfen herum lief eine schmale Furche, welche
                              einen engen gewundenen Canal für das Gas bildete. Die Folge hievon war, daß das Gas
                              in seinem Fortströmen sehr gehindert war, und daß sehr leicht Verstopfungen oder
                              andere Unordnungen eintraten. An den Armlampen etc. der HHrn. Lambert hingegen kann das Gas frei strömen; es
                              trifft nirgendwo auf scharfe Winkel, sondern höchstens auf sachte Curven.
                           In Fig. 15
                              sieht man eine der neuen Lampen mit doppeltem Gefüge in zusammengebogenem Zustande.
                              Fig. 16
                              zeigt einen Durchschnitt derselben Lampe, aber in ihrer vollen Ausdehnung. Fig. 17 gibt
                              eine Ansicht einer Hängelampe. Die Gefüge befinden sich bei a und b: c ist der Sperrhahn und d der Brenner. Fig. 18 gibt einen in
                              größerem Maaßstabe gezeichneten Durchschnitt eines Gefüges. Dasselbe besteht aus
                              einer convexen Halbkugel e, welche in eine entsprechende
                              Concavität an dem Ende der unteren Röhre f einpaßt und
                              durch die Schraubenmutter g auch in inniger Berührung
                              damit erhalten wird. Nach gehöriger Adjustirung wird die Schraubenmutter mittelst
                              einer kleinen bei h ersichtlichen Stellschraube
                              unbeweglich fixirt. Es erhellt hieraus zur Genüge, mit welcher Freiheit das Gas
                              durch diese Gefüge strömen kann.
                           Die HHrn. Lambert erzeugen
                              diese Gefüge mit einer eigenen Maschine, und liefern sie nicht nur von einer
                              Genauigkeit, die nichts zu wünschen übrig läßt, sondern auch sehr billig. Ich
                              bemerke nur noch, daß man sich dieser Gefüge auch an Dampfleitungsröhren bedienen
                              kann, da sie bei keinem Druke Dampf entlassen. Man darf die neuen Gefüge nicht mit
                              den alten und wohlbekannten Nußgelenken verwechseln. An diesen ist nämlich nach
                              allen Richtungen eine in einem gewissen Grade beschränkte Bewegung möglich, während
                              an den neuen Gefügen nur nach einer Richtung eine Bewegung Statt findet, aber hier
                              in unbeschränktem Maaße. Zwei unter rechten Winkeln gestellte Gefüge der neuen Art
                              geben ein Universalgefüge, dessen man sich in vielen Fällen mit großem Vortheile
                              bedienen kann.
                           
                        
                     
                  
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