| Titel: | Ueber die Behandlung der fetten Körper zur Fabrication der Stearinlichte, das Bleichen und Hartmachen der Fette, die Gewinnung des Talg- und Oehlstoffs aus der Talg- und Oehlsäure, und ihre verschiedenen Anwendungen; von Golfier-Besseyre. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LXIX., S. 284 | 
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                        LXIX.
                        Ueber die Behandlung der fetten Koͤrper
                           zur Fabrication der Stearinlichte, das Bleichen und Hartmachen der Fette, die Gewinnung
                           des Talg- und Oehlstoffs aus der Talg- und Oehlsaͤure, und ihre
                           verschiedenen Anwendungen; von Golfier-Besseyre.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Febr. 1839, S.
                              154.
                        Golfier, uͤber die Fabrication der
                           Stearinkerzen.
                        
                     
                        
                           Durch die schönen Untersuchungen Chevreul's über die fetten Körper, welche er im Jahre 1811 begann
                              und im J. 1823 insgesammt bekannt machte, wurde erwiesen, daß alle Talgarten, Fette
                              und Oehle Gemenge von
                              mehreren Substanzen sind; daß sie hauptsächlich einen festen Bestandtheil, Talgstoff genannt, und einen flüssigen, den sogenannten
                              Oehlstoff enthalten; ferner, daß diese beiden
                              Substanzen bei der Verseifung Veränderungen erleiden, die ihnen ganz verschiedene
                              Eigenschaften ertheilen: sie werden nämlich zu Säuren und verbinden sich als solche
                              mit den Alkalien zu Seifen; zersezt man diese Seifen, so erscheinen der Talgstoff
                              und Oehlstoff nicht mehr so, wie sie vor der Verseifung waren, sondern bleiben
                              Talgsäure und Oehlsäure, welche man leicht von einander trennen kann, weil die
                              Talgsäure sehr zur Krystallisation geneigt ist.
                           Wir wollen im Nachfolgenden zuerst die technischen Verfahrungsarten angeben, welche
                              bisher angewandt wurden, um den Oehl- und Talgstoff der fetten Körper von
                              einander zu trennen; dann ausführlich die Methoden beschreiben, wonach man bisher
                              die fetten Körper in Oehlsäure und Talgsäure umänderte, endlich die
                              Verfahrungsarten, um diese Säuren von einander zu trennen und zu reinigen. Ueberdieß
                              werden wir auch die Gestehungskosten der verschiedenen Producte, welche man aus den
                              fetten Körpern fabricirt, einer genauen Prüfung unterziehen.
                           
                        
                           Ueber die Gewinnung des Talgstoffs und
                                 Oehlstoffs.
                           Bisweilen ist es sehr leicht, den Oehlstoff von dem Talgstoff, womit er in den Fetten
                              gemengt ist, zu trennen; wenn man z.B. ein Stük Talg, Schmalz oder Butter mehrmals
                              mit Löschpapier umwikelt und dann zwischen den Fingern zusammendrükt, so wird nur
                              der Oehlstoff absorbirt werden, der Talgstoff aber darin zurükbleiben; wikelt man
                              nun den Talgstoff in neues Papier, welches wieder eine Quantität Oehlstoff
                              verschütten kann, so erhält man endlich sehr reinen Talgstoff. Wäre der fette Körper
                              flüssig, wie z.B. die Oehle, worin Floken oder kleine Krystalle von Talgstoff
                              suspendirt sind, so müßte man ihn vorher durch sehr dichte Leinwand filtriren,
                              welche nur den Oehlstoff hindurchläßt. Die Temperatur, bei welcher man operirt, ist
                              jedoch nicht gleichgültig, denn wenn sie nur etwas hoch ist, hält der Oehlstoff
                              bisweilen den größeren Theil des Talgstoffs in Auflösung zurük; man muß also in der
                              Regel nicht bloß die Temperatur des angewandten Körpers erniedrigen, sondern ihn
                              auch möglichst lange kalt erhalten, weil der Talgstoff sich nicht immer sehr schnell
                              vom Oehlstoffe, worin er aufgelöst ist, trennt. Im Allgemeinen ist gehöriges
                              Auspressen das beste technische Verfahren zur Trennung der festen Fette von den
                              flüssigen.
                           Bisweilen sind die fetten Körper an und für sich in einem solchen Zustande, daß sie sich
                              auspressen lassen. Ich besaß ein Muster Palmöhl und Cacaobutter, welche sich sehr
                              gut auspressen ließen.
                           Vor Allem kommt es hiebei darauf an, den Talgstoff unter Umstände zu versezen, welche
                              seiner Krystallisation günstig sind, und in sehr vielen Fällen bewirken seine
                              Abscheidung scheinbar sehr unbedeutende Mittel, z.B. die Temperatur, bei welcher man
                              die Fette schmilzt, der Wasserdampf, sehr viele Salze, Säuren, Alkalien, eine
                              geringe Menge Alkohol oder irgend eines wesentlichen Oehls; man kann sogar auf diese
                              Art den Talgstoff beim Reinigen der Oehle gewinnen; in vielen Fällen scheidet er
                              sich aber in so kleinen Körnern ab, daß er sich nicht leicht in dem Filtrirzeuge
                              zurükhalten läßt.
                           Bei den vielen Versuchen, welche ich über die Bereitung einer Kalkseife anstellte,
                              beobachtete ich, daß wenn man Wasserdampf durch Talg streichen läßt, welchen man
                              nach und nach mit 3 Proc. Aezkalk (als sehr dünne Kalkmilch) versezt, und den man
                              sodann mit Schwefelsäure sättigt, der Talg sehr weiß, hart und zusammendrükbar wird;
                              er ist dann etwas schwierig auszupressen, ich erhielt aber daraus doch 21,7 Proc.
                              sehr schönen Oehlstoff, indem ich die Masse in sehr dünne Kuchen zertheilte, welche
                              ich zwei bis drei Tage in der Presse ließ, wobei ich den Druk jedesmal nur wenig
                              verstärkte. Dieses Verfahren ist gewiß auch eines der wohlfeilsten, um die zur
                              Kerzenfabrication bestimmten Talgsorten zu bleichen und hart zu machen.
                           Ein sehr gutes Verfahren gab hiezu Hr. Lecanu an: man versezt nämlich den geschmolzenen Talg mit
                              Terpenthinöhl und läßt ihn erkalten; der Oehlstoff läßt sich dann durch das Pressen
                              sehr leicht abscheiden. Bei einem quantitativen Versuche, welchen ich nach diesem
                              Verfahren anstellte, erhielt ich 36,5 Proc. Oehlstoff; man kann dann leicht ohne
                              sonderliche Kosten das Terpenthinöhl bis auf die lezten Spuren absondern, welches
                              wegen seines Geruchs natürlich nicht in den Producten bleiben darf. Ich würde dieses
                              Verfahren allen anderen vorziehen, wenn ich mich überzeugen könnte, daß die aus
                              Talgstoff verfertigten Kerzen so gut sind, wie diejenigen aus Talgsäure; Kerzen,
                              welche ich aus sehr reinem TalgstoffEr war nach Lecanu's
                                    Verfahren bereitet und schmolz bei 58º C. darstellte und zwar mit denselben Dochten, die ich zu Kerzen aus Talgsäure,
                              welche nur einmal kalt ausgepreßt worden war, verwendete, schienen mir aber bei
                              weitem kein so starkes Licht zu geben. Doch habe ich diesen Gegenstand nicht mehr
                              weiter verfolgt.
                           
                        
                           
                           Verseifung der Fette oder Verwandlung
                                 ihres Oehlstoffs und Talgstoffs in Oehlsäure und Talgsäure.
                           Man hat lange Zeit nach Art der Seifensieder die Soda zur Fabrication dieser Körper
                              angewandt; da uns aber die Erfahrung auf ein anderes Verfahren führte, so wollen wir
                              dasselbe umständlich beschreiben.
                           Auf hundert Theile irgend eines Fettes, es mag nun Talg, Schweinefett, ranzige Butter
                              oder Palmöhl seyn, welches leztere jezt im Handel häufig vorkommt, nimmt man 16 oder
                              17 Theile gebrannten Kalk und verfährt folgendermaßen: man bringt den Talg mit ein
                              wenig Wasser in eine Kufe aus astfreiem Tannenholze; in den Boden derselben muß eine
                              von einem Dampfkessel hergeleitete Röhre einmünden, welche durch einen Hahn
                              abgesperrt werden kann; diese Röhre muß ferner an ihrem Ende ringsherum durchlöchert
                              seyn oder sich in eine Brause endigen, damit sich der Wasserdampf gleichförmiger in
                              der Masse vertheilt.
                           Während das Fett schmilzt, löscht man den Kalk ab und verdünnt ihn mit Wasser zu
                              einer Milch, welche man durch ein Sieb in die geschmolzene Masse in die Kufe gießt
                              (sollte der Kalk Steine enthalten, so bleiben diese auf dem Siebe zurük und können
                              dann durch ein gleiches Gewicht reinen Kalks ersezt werden).
                           Der Wasserdampf muß ohne Unterbrechung bis zum Ende der Operation einströmen; die
                              Dauer derselben hängt von der Quantität des angewandten Fetts ab (bei 59 Kilogr.
                              sind etwa sechs Stunden erforderlich). Daß die Operation beendigt ist, läßt sich
                              übrigens sehr leicht erkennen, indem sich die Seife fast augenbliklich körnt und ein
                              ganz anderes Aussehen annimmt.
                           Dann schreitet man zur Zersezung der Seife, und bringt sie zu diesem Ende mittelst
                              eines großen Schaumlöffels in eine Kufe, welche neben derjenigen, worin die
                              Verseifung vorgenommen wurde, aufgestellt ist, und worin man bereits zweimal soviel
                              concentrirte Schwefelsäure, als vorher Kalk angewandt wurde, mit ihrem doppelten
                              Volumen Wasser vermischt hat; man läßt den Wasserdampf in diese Kufe strömen, worauf
                              die Zersezung bald erfolgt und die fetten Säuren sich auf der Oberfläche der
                              Flüssigkeit ansammeln, während der schwefelsaure Kalk in dem Maaße, als er sich
                              bildet, die auf der Oberfläche schwimmende Seifenkörnermasse beständig zerreißt und
                              die Flüssigkeit so gut aufrührt, daß die Operation sehr rasch von Statten geht.
                           Nach beendigter Operation sperrt man den Dampfhahn ab, läßt die Masse einige Zeit in
                              Ruhe und bringt dann den fetten Körper in eine andere Kufe (etwa diejenige, worin
                              man die Verseifung vorgenomen hat), wäscht ihn darin mit Wasser aus, wobei man stets einen Dampfstrom
                              einleitet, welcher das Erwärmen und Umrühren zugleich verrichtet; hat man beim
                              Probiren des Wassers gefunden, daß das Product hinreichend ausgewaschen ist, so
                              sammelt man es und gießt es in Krystallisationsgefäße, worin man es bis zum anderen
                              Tage stehen läßt.
                           Die erkaltete Masse wird nun zertheilt, um daraus Kuchen bilden zu können, welche in
                              eine hydraulische Presse gebracht werden; hiebei verfahre ich folgendermaßen. Ich
                              lasse mir einen hölzernen Rahmen verfertigen, welcher für alle Größen und Diken
                              meiner Kuchen ausreicht; ein Mann bringt von der zertheilten Masse mittelst eines
                              hölzernen Rührers schnell möglichst viel in den Rahmen und stellt ihn dann mit Masse
                              gefüllt auf eine rechtwinkelige Platte, die auf demselben Tische befestigt ist;
                              diese Platte oder Tafel muß so zugeschnitten seyn, daß sie den Rahmen genau
                              ausfüllt, denn durch sie soll die Masse aus dem Rahmen verdrängt werden, so daß man
                              sie leicht aus demselben heraus in einen bereits hiezu gefalteten Zeug treiben
                              kann.
                           Zu diesem Auspressen eignen sich die croisirten hanfenen Trilliche des Hrn. Klimmerath und des Hrn. J. D. Kammerer zu StraßburgDie Elle kostet bei 22 Zoll Breite 2 1/2–4 Frcs. besonders gut, deßgleichen die Wollen- und Haargewebe des Hrn.
                              Daniel-Bériot zu Lille. Ehe ich dieselben kannte, habe
                              ich viel Geld unnüz aufgewandt.
                           Die Kuchen werden also in hanfene Trilliche oder in Wollenstoffe (malfil genannt) eingewikelt. Einige Fabrikanten wenden
                              zum kalten Auspressen nur Hanfgewebe und andere zu beiden Operationen nur
                              Wollenstoffe an; diese Zeuge, welche die auszupressende Masse auf allen vier Seiten
                              umgeben, werden gewöhnlich Sake genannt und zu dreien neben einander in die Presse
                              gebracht, deren untere Platte zuvor mit Weidengeflecht belegt worden ist; man bedekt
                              die drei ersten Säke mit einer Platte aus starkem Eisenblech, auf welche man noch
                              ein Weidengeflecht, dann drei andere Säke legt und so fort abwechselnd ein
                              Weidengeflecht, eine Reihe Säke und eine Blechplatte. Wenn die Presse möglichst
                              beschikt ist, gibt man einige Kolbenstöße mit der großen PumpeIch seze voraus, daß die hydraulische Presse mit zwei Kolben, einem großen
                                    zum Beginnen und einem kleinen zum Beendigen des Pressens versehen ist. A.
                                    d. O.; nachdem man dann mehrmals den Cylinder steigen ließ, öffnet man den Hahn,
                              um die Pression aufzuheben und sezt neuerdings Reihen von Weidengeflecht, Säken und
                              Blechplatten ein. Endlich, wenn man glaubt, daß die Presse gehörig gefüllt ist, fängt man
                              an vollständig auszupressen; während ein Mann die Pumpe spielen läßt, muß ein
                              anderer sehr aufmerksam die ganze Beschikung beobachten und bei dem geringsten
                              nachtheiligen Umstand die Erhöhung der Pression einstellen lassen, z.B. wenn er Fett
                              in feinen Nudeln austreten sieht, in welchem Falle das Pumpen eingestellt wird und
                              man die Nudeln mit den Fingern auf den Oeffnungen zerdrükt, um die kleinen Löcher
                              mit der daraus entweichenden Substanz selbst zu verstopfen. Uebrigens ist es gut,
                              wenn man das kalte Auspressen, besonders Anfangs, nicht zu sehr beschleunigt; besser
                              ist es, nur von fünf zu fünf Minuten einen oder zwei Kolbenstöße zu geben und die
                              ganze Operation auf zwei Tage zu vertheilen; man erhält dann auch mehr und
                              vorzüglicheres Product. Ich traf nicht selten im Handel Oehlsäure an, welche mir
                              17,3 Proc. Talgsäure lieferte; hätte man das kalte Auspressen langsamer vorgenommen,
                              so würde man auch, wie ich, Producte erhalten haben, die in fünf Jahren und darüber
                              noch keine Spur Talgsäure absezen.
                           Ich habe bei dem beschriebenen Verfahren empfohlen, 1) daß man die fette Substanz in
                              einem Rahmen sammelt, damit in alle Säke gleich viel davon kommt und besonders auch,
                              damit sie gleichförmig vertheilt wird, wo dann die Säke fast niemals zerreißen, was
                              sonst sehr oft der Fall ist; 2) daß das kalte Auspressen sehr langsam vorgenommen
                              wird, besonders Anfangs, weil man der Oehlsäure Zeit lassen muß, sich die kleinen
                              Canäle, wodurch sie ausläuft, zu öffnen, wogegen sie bei raschem Auspressen
                              nothwendig Talgsäure mitreißen muß; 3) empfahl ich Weidengeflechte unter die
                              auszupressende Masse zu legen, um die Oberflächen zu vermehren, durch welche die
                              Oehlsäure abläuft; 4) endlich wendet man Platten aus starkem Eisenblech an (welche
                              so breit seyn müssen, daß sie fast das Gestell der Presse berühren), um die Bewegung
                              der bedeutenden Anzahl von Säken, welche in eine große hydraulische Presse
                              eingeschichtet werden, zu reguliren.
                           Nachdem das kalte Auspressen beendigt istEs versteht sich von selbst, daß man in Zwischenräumen und in dem Maaße als
                                    Oehlsäure ausgepreßt worden ist und folglich der Druk nachläßt, die
                                    Operation unterbrechen muß, um hinreichend dike Holzstüke in die Presse zu
                                    steken. A. d. O. (wenn nämlich zwei Arbeiter die kleine Pumpe der Presse an ihrem längsten
                              Hebel nur mehr mit Mühe in Wirksamkeit sezen können) und keine Oehlsäure mehr
                              abläuft, dreht man den Hahn der Pumpe und entleert die Preßtücher; alle Kuchen wirft
                              man in den Rumpf einer Schneidmaschine mit schiefen Klingen; die Preßtücher, aus
                              welchen der Inhalt genommen ist, werden umgefaltet und in Ordnung gebracht, worauf
                              man zum Füllen der
                              für das heiße Auspressen bestimmten Säke schreitet; hiebei sind Säke mit doppelter
                              Naht, welche an ihrer Oeffnung breiter als am Boden sind, unentbehrlich; auch eignen
                              sich hiezu nur dichte Wollenzeuge.
                           Zum heißen Auspressen ist eine horizontale Presse viel bequemer als eine senkrechte
                              und da man sehr rasch operiren muß, so richtet man auf einer Seite die heißen
                              Platten und auf der anderen die Säke und Haargewebe her.
                           Ueber die Presse stellt man ein Dampfgehäuse, welches alle erforderlichen
                              Eisenplatten und Haargewebe (étindelles) zu
                              fassen vermag; die Eisenplatten sind beiläufig 3 Centimeter (1 Zoll) dik und die
                              Haargewebe bilden eben so dike Tafeln; nachdem alles Nöthige in das Dampfgehäuse
                              gebracht ist, stellt man die Verbindung des Dampfkessels mit demselben und mit dem
                              Kasten der Presse her, und wenn Alles gehörig erhizt ist, beschikt man die Presse
                              möglichst rasch; hiezu ist natürlich nöthig, daß alle Säke vorher hergerichtet und
                              auch ihr oberes Ende schon umgeschlagen ist, so daß man dieselben nur in die Presse
                              zu legen braucht. Man zieht zwei Platten Haargewebe aus dem Dampfgehäuse heraus,
                              schließt darin einen Sak ein und legt schnell das Ganze in den Kasten der Presse
                              zwischen zwei heiße BlechplattenDa die heißen Platten alle an ihrem oberen Ende mit einem Oehr versehen sind,
                                    so kann man sie mittelst eines eisernen Hakens, der mit einem über eine
                                    Rolle gehenden Seil in Verbindung gebracht wird, leicht aus dem Dampfgehäuse
                                    schaffen. Uebrigens beträgt die Temperatur der Platten nie ganz 100º
                                    C. A. d. O.; hierauf bringt man einen anderen Sak in ein anderes Paar Haartücher, legt
                              ihn zwischen die vorhergehende Blechplatte und eine darauf folgende und so fort;
                              alsdann preßt man möglichst rasch aus; man läßt ungefähr zehn Minuten in der Presse;
                              die angewandte Masse vermindert sich hiebei sehr, ein großer Theil derselben
                              schmilzt und lauft gefärbt in den Kasten der Presse, mit dem Wasser vermengt,
                              welches die Haargewebe ausgeben; was aber zurükbleibt, ist die reinste und
                              gewöhnlich außerordentlich weiße Talgsäure.
                           Wenn man glaubt, daß die zum Auspressen erforderliche Zeit verflossen ist, nimmt man
                              so schnell als möglich alle Säke aus der Presse und entleert sie sogleich in eine
                              neben derselben stehende Kiste. Das Entleeren der Säke ist um so leichter, da sie am
                              Boden nicht so breit sind wie an der Oeffnung.
                           Um die Masse möglichst rein zu erhalten, braucht man sie nun bloß noch zu schmelzen
                              und zu filtriren, wobei einige mechanische Unreinigkeiten beseitigt werden und sie
                              eignet sich dann sehr gut zur Kerzenfabrication.
                           
                           Was aus der heißen Presse abgelaufen ist, wird noch auf die von uns angegebene Art
                              gereinigt. Bisweilen muß man jedoch das Product, wenn es durch leichte
                              Unreinigkeiten, welche das Filtriren zu sehr erschweren, gefärbt ist, mit gehörig
                              ausgeglühter Thierkohle und mit Eiweiß behandeln.
                           Jeder meiner Säke war vor dem kalten Auspressen beiläufig 40 Cent. (14'' 9''') lang,
                              20 Cent, breit und 5 Cent. (1'' 10''') dik, nach demselben aber nur mehr 2 bis 2 1/2
                              Cent.; mein Rahmen faßte beiläufig 4 Kilogr. auszupressende Masse. Die Säke für das
                              heiße Auspressen sind vor demselben 4–5 Cent, dik, nach demselben nicht unter
                              1 Cent.
                           
                        
                           Von der Anwendung der Talgsäure und
                                 Oehlsäure.
                           Man Pflegte lange Zeit der Talgsäure bei der Kerzenfabrication etwas Wachs zuzusezen,
                              welches, da es eher fest wird als die Talgsäure, deren Krystallisation hindert.
                              Leztere ist nämlich ein großer Uebelstand, weil die Kerzen dadurch in den Formen
                              zerreißen, die unversehrt herauskommenden aber kein gefälliges Ansehen haben und
                              nicht leicht zu glätten sind. Später hat man jedoch gefunden, daß man ein eben so
                              gutes Resultat wie bei Zusaz von Wachs erhält, wenn man die Talgsäure, sowie man sie
                              nach obigem Verfahren gewinnt, bei möglichst niedriger Temperatur in die
                              Kerzenformen gießt.
                           Im Jahre 1833 kannte ich den günstigen Einfluß der niedrigen Temperatur in diesem
                              Falle noch nicht und half mir durch einen Zusaz von Talgstoff, welcher auf die S.
                              286 angegebene Weise bereitet war.
                           Der zwekmäßigste Docht ist nach meiner Erfahrung ein dreiflechtiger von mittelfeiner
                              Baumwolle, der im Ganzen beiläufig 80 Fäden zählt. Manches Baumwollgarn liefert
                              geradezu gute Dochte; in der Regel muß man es aber mit Substanzen tränken, welche
                              die Trennung der Fädchen von einander, die zu sogenannten Räubern etc. Veranlassung
                              gibt, verhindern können: eine dazu geeignete Flüssigkeit ist Schwefelsäure, mit
                              ihrem 8–10fachen Volum Alkohol verdünnt, oder eine Auflösung von beiläufig 3
                              Theilen Boraxsäure in 100 Th. Wasser. Um das für die Zurichtung der Dochte
                              erforderliche Verhältniß von Boraxsäure leicht und schnell zu ermitteln, zertheile
                              ich eine gewisse Dochtlänge in mehrere Stüke, tränke sie in kalten Auflösungen von
                              Boraxsäure, welche 1, 2, 3 und 4 Procent davon enthalten und lasse sie dann gut
                              austroknen; hierauf tauche ich sie in die anzuwendende Talgsäure, ziehe sie sogleich
                              heraus und sobald sie gehörig erkaltet sind, beobachte ich die Art ihres Brennens.
                              Die Dochte müssen
                              etwas eng geflochten seyn; die Stühle, welche Hr. Cresson (rue des
                                 trois-bornes No. 26 in Paris) verfertigt, eignen sich zur
                              Fabrication derselben ganz besonders; ein solcher Stuhl, welcher 140 Fr. kostet,
                              macht gleichzeitig zwei Dochte und liefert davon in zwölf Stunden 200 bis 220
                              Ellen.
                           Die Kerzen werden folgendermaßen verfertigt: man benuzt dazu aus Zinn und Blei (ich
                              glaube zu gleichen Theilen) gegossene Formen; sie sind an der Basis, welche nach
                              Oben zu gerichtet ist, mit einer Erweiterung versehen, welche beinahe so viel
                              Talgsäure fassen kann, als die ganze Form.Ich habe mir auch selbst mittelst der schönsten im Handel vorkommenden
                                    Stearinkerzen Formen aus Porzellanerde verfertigt. A. d. O. Die Dochte werden vorher alle zurecht geschnitten und an einem Ende in
                              geschmolzene Talgsäure getaucht, um hier die Fäden mit einander zu verbinden, damit
                              sie sich nicht von einander trennen, sondern im Gegentheil eine Nadel, welche man
                              quer durchfielt, aufnehmen und festhalten können. Darauf fädelt man das andere Ende
                              in einen gebogenen Eisendraht, welcher mit einer Hornspize versehen ist, und zieht
                              mit demselben den Docht von Oben nach Unten durch die Form, bis die am anderen Ende
                              durchgestekte Nadel, die sich quer über die Basis der Form legt, den Docht aufhält;
                              hierauf stekt man in das Spizenende der Form einen Holzpflok und richtet mittelst
                              der Nadel den Docht genau in die Mitte, wobei man ihn ein paar Mal um sich selbst
                              dreht, damit beim Brennen des Lichts der Docht sich nicht immer nach derselben Seite
                              krümme.
                           Die zugerichteten Formen werden in ein Dampfgehäuse gebracht, worin sie eine
                              Temperatur von beiläufig 55º C. annehmen; wenn dann andererseits die
                              Talgsäure mit Dampf geschmolzen worden ist und man bemerkt, daß sie an den Rändern
                              des Gefäßes zu erstarren anfängt, so gießt man sie schnell in die Formen, bis 4/5
                              der oberen Erweiterung angefüllt sind. Dieser Ueberschuß ist nöthig, damit sich die
                              leeren Räume, welche in der Mitte der Kerze durch die bedeutende Zusammenziehung der
                              Talgsäure entstehen, wieder ausfüllen können. Nachdem so das Gießen bei möglichst
                              niedriger Temperatur vorgenommen wurde, läßt man die Formen auf besondern Gestellen
                              2 bis 3 Stunden hängen und nimmt dann die Kerzen heraus, welche man durch neue
                              Dochte ersezt; auf diese Art kann man leicht dreimal täglich gießen. Wenn die Kerzen
                              an der Form hängen, so stoßt man bloß die Basis derselben sanft auf einen Tisch oder
                              besser, man hält die Form einen Augenblik in das Dampfgehäuse, worin sie sich
                              ausdehnt, so daß die Kerze dann sehr leicht herausgeht. Geht die Kerze dennoch nicht aus der
                              Form, so ist die Form fehlerhaft und muß verworfen werden; bisweilen hat sie nämlich
                              Löcher im Innern, welche sich dann mit Talgsäure füllen und eben so viele das
                              Losgehen der Kerze verhindernde Anhaltspunkte bilden.
                           Nachdem die Kerzen aus der Form genommen sind, schneidet man den breiten Anhang an
                              ihrer Basis ab und wirft ihn in den Kessel zum Umschmelzen; die Kerzen werden nun
                              beschnitten, um ihnen eine gleiche Länge zu ertheilen. Dazu kann man entweder 1) ein
                              ähnliches Messer anwenden, wie man es früher zum Tabakschneiden benuzte, wobei
                              jedoch jede Kerze einzeln vorgenommen werden muß, oder 2) sie alle in eine Kiste
                              bringen, deren eine Seite mit vielen Löchern versehen ist, wobei man alle über
                              dieselben hinausreichenden Kerzenstüke mit einer Säge abschneidet; am reinsten
                              fallen sie aber 3) aus, wenn man sie auf einer Drehebank nach Anleitung einer
                              Schablone beschneidet, und dieses Verfahren ist auch wenigstens eben so ökonomisch,
                              denn ein Arbeiter kann darnach in zehn Stunden leicht 30,000 Kerzen beschneiden,
                              wenn man sie ihm bereit hält und ihm die beschnittenen immer abnimmt.
                           Hierauf werden die Kerzen alle nacheinander auf einen Stempel gedrükt, der auf einem
                              Eisenblech befestigt ist, welches man durch eine darunter befindliche Lampe erhizt:
                              das Blech ist rinnenförmig gestaltet, so daß man das von jeder Kerze Abfließende
                              sammeln kann. Man benuzt dieses (die sogenannte pâte) dann zum Tränken der Dochte, wovon wir S. 292 sprachen.
                           Zulezt werden die Kerzen durch Reiben mit Flanell geglättet und dann pfundweise
                              verpakt (ein Pfund wiegt jedoch selten über 470 bis 475 Gramme); gewöhnlich gehen
                              fünf Kerzen auf das Pfund.
                           Wenn man Talgsäure in Broden verkaufen will, muß man sie einige Tage dem Thau
                              aussezen, wobei sie etwas Wasser chemisch bindet und merklich weißer wird. Die
                              fertigen Kerzen müssen ebenfalls sogleich dem Thau oder dem Dunst des Dampfkessels
                              ausgesezt werden.
                           Die beschriebenen Verfahrungsarten scheinen mir die wohlfeilsten zur Fabrication der
                              Talgsäure-Lichter zu seyn; durch genaue Befolgung derselben erhielt ich
                              Kerzen erster Qualität, wovon mich das Pfund nicht ganz auf 1 Fr. 25 Cent. zu stehen
                              kam; es kosteten mich nämlich:
                           
                           
                              
                                 25 Kilogr. geschmolzener Talg
                                 
                                 
                                 31 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
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                                 15 Kilogr. Kerzen erster Qualitaͤt
                                    zu 3 Fr. das Kilogramm
                                 45 Fr.
                                   0 Cent.
                                 
                                 
                              
                                 8 Kilogr. Oehlsaͤure, welche
                                    wenigstens werth sind
                                   6 –
                                 72   –
                                 
                                 
                              
                                 3 Kilogr. (hoͤchstens)
                                    Verlust
                                   0 –
                                   0   –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 51 Fr.
                                 72 Cent.
                                 
                                 
                              
                                 Zieht man davon die Kosten des Talgs
                                    ab
                                 31 Fr.
                                   0 Cent.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 so bleibt Brutto-Gewinn
                                 20 Fr.
                                 72 Cent.
                                 
                                 
                              
                                       Kosten der Behandlung von
                                    25 Kilogr.:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 4 Kilogr., 25 gebrannter Kalk
                                   0 Fr.
                                 25 Cent.
                                 
                                 
                              
                                 8 Kilogr., 50 Schwefelsaͤure
                                   1 –
                                 70   –
                                 
                                 
                              
                                 7 Kilogr., 50 Steinkohlen
                                   0 –
                                 40   –
                                 
                                 
                              
                                 Handarbeit
                                   0 –
                                 90   –
                                 
                                 
                              
                                 Abnuzung der Apparate und
                                    Preßtuͤcher
                                   0 –
                                 75   –
                                 
                                 
                              
                                 Unvorhergesehene Kosten
                                   0 –
                                 50   –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                   4 Fr.
                                 50 Cent.
                                 also 4 Fr. 50 C.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Ueberschuß
                                      16 Fr. 22 C.
                                 
                              
                           Das Kilogramm kalt ausgepreßter Talgsäure kam mich also nur auf 1 Fr. 91 Cent. zu
                              stehen.
                           Die Gestehungskosten der heiß gepreßten Talgsäure lassen sich nicht so genau angeben,
                              weil man hie Rükstände, wovon man sehr wandelbare Quantitäten erhält, reinigen muß.
                              Doch bin ich überzeugt, daß sie höchstens um 20 Cent. per Kilogr. höher zu stehen kommen kann; rechnen wir aber auch 30 Cent.
                              per Kilogramm, so kostet uns das Kilogr. reine
                              Talgsäure doch nur 2 Fr. 21 Cent.; schlagen wir dazu die Kosten für die
                              Kerzenfabrication, welche von allen Fabrikanten zu 20 Cent. per Kilogramm angenommen werden (Papier und Bindfaden inbegriffen), so
                              belaufen sich die Gestehungskosten eines Kilogramms Kerzen erster Qualität auf 2 Fr.
                              41 Cent. Bis jezt hat man aber das Pfund Talgsäure-Kerzen erster Qualität
                              noch nicht zu 1 Fr. 50 Cent, verkauft, obgleich wir bei diesem Preise 20 Proc. vom
                              angewandten Capital Nettogewinn hätten. Wir wollen deßhalb noch eine ausführliche
                              Berechnung mittheilen:
                           
                              
                                 1000 Pfd. Talg kosten netto im Durchschnitt
                                 
                                 620 Fr.
                                 
                              
                                 und liefern im Mittel 610 Pfd. Talgsaure,
                                    wovondas Pfund in Kerzenform jezt wenigstens 1 F. 50 C.gilt
                                   915 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 320 Pfd. Oehlsaͤure, wovon das Pfund
                                    wenigstens42 Cent, gilt
                                   134 –
                                 
                                 
                              
                                 70 Pfd. Verlust (hoͤchstens)
                                       0
                                    –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 1049 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 Davon abgezogen
                                   620 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 bleibt Brutto-Gewinn
                                   429 Fr.
                                 429 Fr.
                                 
                              
                                       Kosten zur Behandlung
                                    dieser 1000 Pfd.:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 170 Pfd. gebrannter Kalk
                                       5
                                    Fr.
                                 
                                 
                              
                                 340 Pfd. Schwefelsaͤure
                                     34 –
                                 
                                 
                              
                                 Heizungskosten
                                       8
                                    –
                                 
                                 
                              
                                 Sechs Tageloͤhne
                                     18 –
                                 
                                 
                              
                                 Abnuzung der Apparate und
                                    Preßtuͤcher
                                     15 –
                                 
                                 
                              
                                 Unvorhergesehene Kosten
                                     10 –
                                 
                                 
                              
                                 15 Cent. per
                                    Pfd. als Kosten fuͤr das heiße Auspressen
                                     91 –
                                 
                                 
                              
                                 10 C. per Pfund
                                    Kosten fuͤr die Kerzenfabrication
                                     61 –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 242 Fr.
                                 242 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Netto-Gewinn
                                 187 Fr.
                                 
                              
                           Also 21,7 Proc. des angewandten Capitals.
                           Zieht man hievon den Preis der Oehlsäure ab, so ergibt sich 1 Fr. 19 Cent, für die
                              Gestehungskosten eines Pfundes Kerzen.
                           Nach dem S. 286 erwähnten Verfahren würde sich die Rechnung folgendermaßen
                              stellen:
                           
                              
                                 1000 Pfd. Talg kosten netto
                                    
                                 
                                 620 Fr.
                                 
                              
                                 und liefern: 610 Pfd. Talgsaͤure,
                                    welche zu Kerzen verarbeitet jezt gelten
                                   915 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 220 Pfd. Oehlsaͤure, wovon der
                                    Centner um 42 Fr. verkauft wird
                                     92 –
                                 
                                 
                              
                                 100 Pfd. Oehlstoff, wovon das Pfd.
                                    wenigstens 4 Fr. werth ist
                                   100 –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summa
                                 1107 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 Zieht man ab
                                   620 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 so bleibt brutto
                                    
                                   487 Fr.
                                 487 Fr.
                                 
                              
                                       Kosten der Behandlung
                                    dieser 1000 Pfund:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) Kalk und Schwefelsaͤure
                                     10 Fr.
                                 
                                 
                              
                                     Heizungskosten
                                       8
                                    –
                                 
                                 
                              
                                     Zwei
                                    Tageloͤhne
                                       6
                                    –
                                 
                                 
                              
                                     Abnuzung
                                    der Apparate
                                     10 –
                                 
                                 
                              
                                 2) Dieselben Kosten wie vorher, im Betrag
                                    von
                                   242 –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                   276 Fr.
                                 276 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Bleibt netto
                                    
                                 211 Fr.
                                 
                              
                           Also 23,6 Proc. des angewandten Capitals; zieht man davon den Preis der Oehlsäure und
                              des Oehlstoffs ab, so erhält man 1 Fr. 15 Cent. für die Gestehungskosten eines
                              Pfundes Kerzen.
                           Wenn es sich darum handelt, den Preis der Stearinkerzen möglichst zu erniedrigen, um
                              sie allgemein in Anwendung zu bringen, so bieten sich uns zweierlei Methoden hiezu
                              dar: 1) man könnte Gemenge von heiß gepreßter Talgsäure mit bloß kalt gepreßter
                              machen und würde dadurch sehr schöne Kerzen erhalten, welche mit denen erster
                              Qualität fast den Vergleich aushielten, aber in folgendem Verhältniß wohlfeiler zu
                              stehen kämen:
                           
                              
                                 6 Kil. Saͤure zu 1 Fr. 88 C. = 11
                                    Fr. 28 C.4 Kil. Saͤure zu 2 Fr. 21 C. =   8 Fr. 84
                                    C.
                                 
                                    
                                    
                                 10 Kilogr. = 20 Fr. 12 Cent.
                                 
                              
                           
                           2) wenn man zu den Kerzen bloß kalt ausgepreßte Talgsäure
                              verwenden würde, welche sehr troken und hart ist, sehr gut brennt und sich von der
                              anderen nur durch einen schwachen Talggeruch unterscheidet (der übrigens um so
                              schwächer ist, je weniger Masse man in jeden Sak bringt und je länger man sie in der
                              Presse läßt), so würde das Kilogramm Kerzen nur auf 2 Fr. 8 Cent, zu stehen
                              kommen.
                           Die Oehlsäure, welche man auf die angegebene Weise gewann, läßt man einige Zeit in
                              guten Fässern ruhig stehen und filtrirt sie dann durch sehr dichte Zeuge. Bisher
                              benuzte man sie hauptsächlich zum Verfälschen anderer Oehle, besonders solcher,
                              welche an und für sich stark riechen, so daß der eigenthümliche Talggeruch der
                              Oehlsäure verkappt wurde; man verkauft sie aber auch geradezu unter der Benennung
                              huile de suif (das Pfund zu 65 bis 70 Cent.) an die
                              Goldschmiede, Fabrikanten platirter Waaren, Knopfmacher etc., welche mit der Lampe
                              löthen; sie gibt nämlich eine eben so starke Hize wie das Rüböhl und kommt überdieß
                              wohlfeiler zu stehen.Einer meiner Freunde verfährt folgendermaßen, um mit Oehlsäure eine Flamme
                                    hervorzubringen, welche zum Löthen sehr großer Stüke von Goldschmiede arbeit
                                    ausreicht: er bildet vor der Düse seiner Esse aus Kohkstüken einen Haufen,
                                    in dessen Mitte sich die Düse des Gebläses befindet; in dem Augenblik, wo
                                    gelöthet werden soll, richtet er auf die glühenden Kohks einen dünnen Strom
                                    Oehlsäure, welche sich entzündet und mittelst des Gebläses eine sehr schöne
                                    Flamme von 1–1 1/2 Fuß bildet. A. d. O.
                              
                           Die Oehlsäure eignet sich auch ganz gut zur Seifenfabrication; um harte Seifen zu
                              erhalten, muß man sie aber noch mit anderen Oehlen oder Fetten oder mit Harzen,
                              welche von ihren wesentlichen Oehlen möglichst gereinigt worden sind, vermengen und
                              mit Soda verseifen.
                           Wenn der Oehlstoff durch langsames und allmähliches Pressen gewonnen wurde, ist er
                              sehr flüssig, vollkommen klar und hellgelb gefärbt. Ehe man ihn in den Handel
                              bringt, wascht man ihn noch mit alkalischem Wasser aus, um etwas Schwefelsäure, die
                              er noch zurükhält, und welche ihn zur Maschinenschmiere ungeeignet machen würde,
                              daraus zu entfernen.