| Titel: | Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LXXI., S. 299 | 
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                        LXXI.
                        Kritische Uebersicht der deutschen
                           technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch.
                        (Fortsezung von H. 3, S. 208.)
                        Karmarsch, kritische Uebersicht der deutschen technologischen
                           Journalistik.
                        
                     
                        
                           Erster Artikel.
                           
                              X. Mittheilungen für Gewerbe und
                                    Handel.
                              Herausgegeben vom Vereine zur Ermunterung des Gewerbsgeistes
                                 in Böhmen. II. Bd., oder 13te–24ste Lieferung; 4. Prag.
                              Der Verein zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen läßt seine Zeitschrift
                                 seit 1834 in zwanglosen Heften (jedes 5 bis 6 Quartbogen stark) erscheinen, von
                                 welchen je 12 einen Band machen. Die typographische Ausstattung derselben ist
                                 gut; Abbildungen werden in Steindrüken gegeben, welche meistentheils gut, wenn
                                 auch nicht eben vorzüglich, ausgeführt sind. Es sind bis jezt 24 Lieferungen
                                 erschienen, nämlich 1 bis 6 im Jahre 1834, 7–12 i. J. 1835, 13–16
                                 i. J. 1836, 17–19 i. J. 1837, 20–22 i. J. 1838, und 23, 24 i. J.
                                 1839. Ich werde die gegenwärtige Beurtheilung über den ganzen zweiten Band, oder
                                 die Hefte 13–24, erstreken, um den Geist der Zeitschrift besser darlegen
                                 zu können. Ein jedes Heft wird in der Regel mit Nachrichten über Angelegenheiten
                                 des Vereins eröffnet; dann folgen, ohne weitere Trennung in Rubriken, eigene
                                 Abhandlungen, Uebersezungen aus ausländischen, so wie Auszüge aus deutschen
                                 Zeitschriften, und Notizen, welche sämmtlich mit einer durch den ganzen Band
                                 fortlaufenden Numerirung versehen sind. An Originalabhandlungen enthält der II.
                                 Bd. folgende:
                              In Lieferung 13, 16 und 17:
                                 eine höchst interessante Untersuchung über den Bau der
                                    Baumwollfaser, der Wolle und der übrigen
                                    Thierhaare, von Corda. Der Verfasser bediente sich hiezu
                                 eines vortrefflichen Mikroskops von Schirk in Berlin,
                                 und gibt im Texte neben der Beschreibung der Structur jener Materialien auch die
                                 Resultate einer sehr großen Zahl von Messungen, auf 12 Steindruktafeln aber die
                                 Abbildungen der untersuchten Baumwoll-, Woll- und Haargattungen.
                                 Diese Arbeit ist mit so sichtlicher Sorgfalt ausgeführt, und bietet so viel
                                 Neues dar, daß ein ganz gedrängter Auszug aus derselben gewiß gern gelesen wird,
                                 a) Baumwolle. Die
                                 braune Haut der Baumwollsamen besteht aus fünf, dicht mit einander verwachsenen
                                 Häuten, deren jede aus Zellen zusammengefügt ist. Die äußerste Zellenschichte
                                 oder die Oberhaut besteht aus vierekigen, dikwandigen, dunkelgefärbten Zellen,
                                 von welchen einzelne wolleartig verlängert und zu jenem Faserstoffe ausgewachsen
                                 sind, welchen wir als Baumwolle kennen. Die Baumwolle ist daher, wie jedes
                                 andere Pflanzenhaar, eine einfache verlängerte Zelle, gleichsam ein Röhrchen mit
                                 gleichartiger, durchsichtiger, fein gerunzelter oder gestrichelter, nicht aus
                                 Schichten zusammengesezter Wand, und mit einer Höhlung, welche an der
                                 Zellen- oder Fadenbasis mit einem gelben harzigen Stoffe gefüllt ist.
                                 Diesem Stoffe verdankt die heilige Wolle (Gossypium
                                    religiosum, Nanking-Baumwolle) ihre äußerst feste gelbe Farbe.
                                 Selten finden sich Fäden, welche aus zwei über einander gesezten (Ende an Ende
                                 zusammengefügten) Röhrchen oder Zellen bestehen. Nach Oben zu erscheint der
                                 Wollfaden nicht mehr rund, sondern so sehr bandartig plattgedrükt, daß die
                                 Höhlung fast geschlossen ist, indem die zwei gegenüber stehenden Wände dicht an
                                 einander liegen; dabei ist er entweder flach, oder der Breite nach hohl
                                 (rinnenartig) aufgerollt, oder schraubenartig gedreht. Die Arten oder Sorten der
                                 Baumwolle unterscheiden sich von einander durch die einer jeden charakteristisch
                                 eigene Beschaffenheit der Fältchen, Runzeln oder Striche, durch die Feinheit,
                                 und dadurch, daß bald ein größerer, bald ein geringerer Theil der Fäden gerollt
                                 oder (stärker und schwächer) gedreht ist. Von den Dimensionen der Fäden geben
                                 folgende Beispiele einen Begriff: bei der macedonischen Baumwolle beträgt die Breite des flachen Fadens 0.000860
                                 bis 0.001660 Pariser Zoll, die Dike desselben (d.h. die Breite der Kante) 0.
                                 000165 bis 0.000260 Par. Z., der Durchmesser des gedrehten oder runden Fadens
                                 0.000505 bis 0.001070 Par. Z.; – bei der Sea-Island-Wolle die Breite 0.000565 bis 0.001055, die
                                 Dike 0.000290 bis 0.000300, der Durchmesser im gedrehten oder runden Zustande 0.
                                 000500 bis 0.000860. Von den übrigen untersuchten Sorten will ich nur die Breite
                                 des flachen Fadens anführen, überall wie vorstehend in Millionteln des Pariser
                                 Zolls ausgedrillt: Smyrnische 725 bis 1455, Mako (Jümel, ägyptische) 870–1190, bengalische 580–1285, Surate
                                 450–1110, Bahia 780–1440, Fernambuk 800–915, Maranhan 660–1230, Nickery
                                 800–1350, Surinam 905–1440, Domingo 715–1200, Biancavilla 645–1010, Demerara
                                 880–1230, Louisiana 750–1000, Adena 820–1300, Neu-Orleans 820–1470, Georgia
                                 800–1160.
                              b) Wolle. Die Wollfaser
                                 ist mit einem dichten, zarten, gleichartigen Stäbchen von Hornsubstanz zu
                                 vergleichen, welches keine Höhlung oder Röhrenbildung zeigt, und auf der
                                 Oberfläche mit quer oder schief laufenden (oft verästelten, gezähnten,
                                 gewellten) vorspringenden kantigen Streifen besezt erscheint. Andere, sehr
                                 zarte, Streifen verlaufen an der Oberfläche nach der Länge der Faser, und
                                 verleihen derselben ein gleichsam cannelirtes Aeußeres. Jene gröberen wulstigen
                                 Querstreifen, von welchen die Rauhigkeit der Wolle und ihre Fähigkeit sich zu
                                 filzen abhängt, sind die Folge der inneren Structur des Haares, welches wie aus
                                 trichterförmigen, mit der Spize nach Unten gestellten, in einander geschobenen
                                 Querschichten zusammengesezt ist, so daß die Ränder dieser Schichten
                                 hervorspringen. Die Spize des Wollhaares kann man nur bei noch ungeschorenen
                                 Lämmern beobachten. Nach dem Ende zu verschwinden allmählich die Cannelirungen
                                 oder Längenstreifen, die Zahl der Querstreifen oder Wülste vermindert sich, und
                                 das Haar bildet endlich eine feine, zarte, glatte, nicht cannelirte,
                                 wahrscheinlich aus einer einzelnen Hornfaser oder aus sehr wenigen, vollständig
                                 verflossenen solchen Fasern bestehende Spize. Jede einzelne der schon erwähnten
                                 trichterartigen Querschichten besteht aus zarten Fibern, welche strahlig von
                                 Innen nach Außen und aufwärts laufen, und unten, in der Spize der Trichterform
                                 (welche zugleich in der Achse des Haares liegt) zusammenstoßen. Diese
                                 Faserbildung scheint die Cannelirung der Oberfläche zu erzeugen, und macht es
                                 möglich, daß einzelne Wollhaare sich an der Spize spalten oder wohl gar
                                 pinselartig auflösen. Durch theilweise Trennung der Fasern und dadurch
                                 erfolgende Auftreibung einzelner Stellen des Wollfadens entstehen Knoten, welche
                                 bei häufigem Vorkommen Ungleichheit der Fäden und der Wolle im Ganzen zur Folge
                                 haben. Alle Wollfäden sind gleich gebaut, aber ihr äußerer Charakter wird bei
                                 den verschiedenen Sorten durch das Ueberwiegen einzelner, ihrer constituirenden
                                 Theile bestimmt. So sind die Querstreifen, Wülste (oder Kanten, wie der
                                 Verfasser sie vorzugsweise nennt) oft horizontal (die Achse des Haares vertical
                                 stehend gedacht), oder sie bilden scheinbar eine Spirallinie (Schraubenlinie)
                                 auf der Oberfläche des Fadens; entweder sind sie einfach, von einander abstehend, oder
                                 sie verfließen theilweise mit ihren Rändern; oft bilden die verschließenden
                                 Kanten schuppenartige Vereinigungen, anderemale dagegen ein gleichartiges Nez;
                                 die Kanten sind bald glatt, bald wellenförmig, bald zahnförmig mehr oder weniger
                                 tief eingeschnitten; manchmal sind ihre Ränder wenig, manchmal stark und scharf
                                 vorspringend, manchmal wieder rund und dik; am oberen Theile des Wollfadens ist
                                 die Kantenbildung oft undeutlich oder verwischt. Die feinen Längenstreifen oder
                                 Cannelirungen sind entweder gerade oder wellig, im Uebrigen mehr oder minder
                                 zart, gedrängt oder entfernt stehend, tief oder flach. Im Querschnitte
                                 betrachtet besizt das Wollhaar eine rundliche Gestalt; jedoch ist dasselbe nie
                                 kreisrund oder eiförmig, sondern an einer oder an mehreren Seiten etwas
                                 flachgedrükt, und oft so sehr verflacht, daß es bandförmig wird und sich
                                 rinnenartig (ähnlich den Baumwollfasern) zusammenrollt. Das Schweißfett der
                                 Wolle besteht aus hellen Oehltröpfchen, welche der Fadenoberfläche anhängen, und
                                 sich besonders in der Vertiefung jener eben erwähnten rinnenartigen Haare
                                 ablagern. Sehr treffend sind die folgenden Bemerkungen des Verfassers über die
                                 Natur der Wolle in Bezug auf ihre Brauchbarkeit zur Verarbeitung: „Die
                                    wichtigsten und nothwendigsten Eigenschaften einer feinen Wolle sind
                                    Gleichheit der Wollfäden mit zartem Bau, Geschmeidigkeit und Sanftheit
                                    Verbunden. Gleichheit und zarter Bau wird durch den Durchmesser,
                                    Geschmeidigkeit und Festigkeit aber durch die Substanz des Wollfadens
                                    bestimmt. Es kann Wollen geben (und gibt deren), welche bei geringerem
                                    Durchmesser der Fäden doch sehr straffe Substanz besizen, und für Gefühl und
                                    Fabrication als minder geeignet sich darthun. Das Verhältniß der Durchmesser
                                    der Wollfäden zur Feinheit der Wolle als Fabricationsmaterial ist mithin
                                    nicht constant, und bleibt nur ein Beihülfskennzeichen. Eben so ist auch das
                                    durch die Wollzüchter ermittelte Verhältniß der Bogenzahl zum Durchmesser
                                    oder zur Feinheit des Wollfadens höchst schwankend, da bei der einen
                                    Wollsorte 28 bis 30 Bogen gleich 5º Dollond, bei der anderen aber
                                    gleich 6 1/2 bis 7 1/2° sind, und doch beide Wollsorten sich als
                                    Electa bewähren, und vom Fabrikanten die 6 1/2 gradige wegen ihrer größeren
                                    Sanftheit noch vorgezogen wird. Auch gibt es sehr feine Merinowollen, welche
                                    schlicht sind, und keine Kräuselung oder Bogenbildung zeigen. Ueberdieß kann
                                    man weder mit der Bogenzahl, noch mit Dollond's
                                    Eirometer, noch mit dem Mikrometer die Feinheit eines Vließes oder eines
                                    Sortimentes ausschließend bestimmen; sondern Auge,
                                       Gefühl (Tastsinn) und praktische
                                       Erfahrung sind die Grundpfeiler der Wollkunde, und alle Maaße nur
                                    Beihülfsmittel. Aber die Kunde dieser Beihülfsmittel darf nicht verachtet
                                    noch vernachlässigt werden, wenn auch ihre jezige Anwendung, durch den
                                    Standpunkt unserer Mechanik bedingt, keinen wesentlichen Nuzen
                                    gewährt.“ – In Millionteln des Pariser Zolls ausgedrükt
                                 sind die Durchmesser der untersuchten Wollsorten folgende: Ungarische Zakelwolle 755 bis 2520. Deutsche
                                    Electoralwolle 500–910; deßgleichen 495–935; deßgl.
                                 740–1140; deßgl. 440–850. Spanische
                                    Wolle: Superelecta 500–1120; erste Electa 520–850; zweite
                                 Electa 630–1050; Prima 500–720. Negretti-Wolle: Superelecta 650–955; Electa
                                 550–960; Prima 500–800; Secunda 695–950. Thibetanische Ziegenwolle: Flaum 500–660; Haar
                                 1010–2920. Cassery-Wolle
                                 870–1570. Cheviot-Wolle
                                 990–1650. Zarskoje-Selo-Wolle
                                 (russisch) 670–810. Estremadura-Wolle:
                                 Prima 610–950; Secunda 920–1250. Leoneser-Wolle: Electa 740–1270; Prima 720–1090;
                                 Secunda 910–1305. Leicester-Wolle: vom
                                 Bok 1200–1470; vom Mutterschaf 1040–1645; vom Lamm
                                 860–1450. New-Leicester-Wolle
                                 1150–2150. Lütschena-Wolle: Electa
                                 500–950; Prima vom Bok 650–1040; Prima vom Mutterschafe
                                 620–900. Superelecta, Mallonißer Zucht
                                 (böhmisch) 650–1040. Moldauer Wolle
                                 1520–2360. Rommey-Marsh-Wolle
                                 1130–1730. Südrussische Wolle 570–1510;
                                 zweite Generation 785–1350; dreijährige 610–1000. Schottische Tuchwolle 930–1780. Segovia-Wolle 775–1250. Russische Sjkai-Wolle 1030–2890. Soria-Wolle 670–1600. South-Down-Wolle 960–2080. Iturbieta-Wolle: Electa 560–920; Prima
                                 670–1380; Secunda 910–1320; Tertia 520–1155. Vandiemensland-Wolle: Prima 1060–1565;
                                 Secunda 680–1570; Tertia 570–1320. Böhmische
                                    Mestizen-Wolle: Electa
                                 660–1020; Prima 730–1130; Secunda 870–1270; Tertia
                                 620–1300; Quarta 870–1320; Loken 780–1340. Ueber die
                                 Feinheit der Wolle an Verschiedenen Theilen des Körpers bei dem nämlichen Thiere
                                 geben folgende Messungen an Wolle von der Leicester Race einen Begriff:
                              
                              
                                 
                                    Koͤrpertheil.
                                        Vom Bok.
                                     Von der Mutter.
                                       Vom Lamm.
                                    
                                 
                                    Blatt
                                    1185 bis 1475
                                      1050 bis 1650
                                      870 bis 1455
                                    
                                 
                                    Flanke
                                    1145  –  1620
                                      1450  –  2010
                                      870  –  1540
                                    
                                 
                                    Flache Gelte des Halses
                                      900  –  1280
                                      1120  –  2010
                                      900  –  1350
                                    
                                 
                                    Keule oder Hose
                                      730  –  1260
                                      1220  –  2220
                                    1010  –  1810
                                    
                                 
                                    Stirn
                                      770  –  1155
                                        735  –  1080
                                      870  –  1400
                                    
                                 
                                    Deßgl. (Stichelhaar)
                                    2870  –  3380
                                      2900  –  3550
                                         . . . . . . .
                                    
                                 
                                    Scheitel
                                      720  –  1160
                                        900  –  1400
                                      850  –  1340
                                    
                                 
                                    Naken
                                      960  –  1290
                                        980  –  1610
                                      710  –  1240
                                    
                                 
                                    Widerruft
                                      850  –  1560
                                      1080  –  1640
                                      930  –  1230
                                    
                                 
                                    Ruͤken
                                      920  –  1350
                                      1020  –  1650
                                      705  –  1510
                                    
                                 
                                    Schwanzwurzel
                                    1160  –  1730
                                      1480  –  1910
                                    1000  –  1290
                                    
                                 
                                    Wolfsbiß
                                    1230  –  1660
                                      1125  –  1980
                                      850  –  1700
                                    
                                 
                                    Bauch
                                      920  –  1430
                                      1315  –  1750
                                      850  –  1360
                                    
                                 
                                    Fuͤße
                                      930  –  1330
                                      1470  –  1780
                                      920  –  1300
                                    
                                 
                                    Wamme
                                      850  –  1370
                                      1190  –  1930
                                      820  –  1450
                                    
                                 
                              Es geht aus dieser Tabelle (welche nur ein kurzer Auszug
                                 aus der vom Verfasser gegebenen ist, da in lezterer von jeder Wollsorte 10
                                 Messungsresultate aufgeführt sind) klar hervor, daß die Unterschiede der
                                 Feinheit zwischen den einzelnen Haaren vom nämlichen Körpertheile sehr oft eben
                                 so groß oder größer sind, als jene zwischen der mittleren Feinheit der Wolle an
                                 verschiedenen Körpertheilen. Eben so ergeben die weiter oben angeführten
                                 Resultate der Messung verschiedener Wollsorten stets eine sehr große
                                 Ungleichheit in der Dike der Haare, welche zu einerlei Sorte gehören. Hierin
                                 liegt eine neue und vollkommene Rechtfertigung der in der Praxis vorherrschenden
                                 geringen Meinung von dem Nuzen der Wollmesser, so sinnreich und richtig auch
                                 diese Instrumente gebaut seyn mögen.
                              c) Andere Thierhaare. Die
                                 Haare des Menschen und der Säugethiere kann man füglich mit einem Hornstäbchen
                                 vergleichen, welches (meistens) eine in seiner Längenachse liegende, in Zellen
                                 getheilte und mit fremdartiger Substanz gefüllte Röhre enthält. Gegen die Wurzel
                                 und an der Spize verschwindet diese Röhre stets, wodurch das Haar an diesen
                                 Theilen einem durchaus gleichartigen Hornstabe noch ähnlicher wird. Die zwei bei
                                 den meisten Thiergattungen vorkommenden Arten des Haares, nämlich das steifere
                                 Oberhaar, Glanzhaar, Grannen- oder Borstenhaar, und das mehr wollige
                                 feine Unterhaar, Grundhaar, Wollhaar oder Flaumhaar, sind bei dem nämlichen
                                 Thiere gewöhnlich sehr verschiedenen Baues, kommen aber darin mit einander
                                 überein, daß sie beide aus gleichen Theilen bestehen, nämlich aus der Hornsubstanz und der von dieser umschlossenen Marksubstanz. Die Hornsubstanz bedingt die Form des
                                 Haares, und stellt bei den meisten Haaren eine Röhre dar, indem sie den Markcanal gleichsam
                                 in Gestalt einer Scheide umschließt, weßhalb der Verf. ihr den Namen Hornscheide gibt. Sie bildet in den meisten Fällen
                                 eine walzige oder flachgedrükte, selten ekige Spindel, indem das Haar am Grunde
                                 und an der Spize verschmälert oder spindelförmig zugespizt ist. Der Querschnitt
                                 ist nie kreisrund, meistens eiförmig (z.B. bei Menschenhaar, beim Haare des
                                 Damhirsches), öfters vierekig (z.B. beim Goldbär und beim Hasen), oder von
                                 unregelmäßig vielekiger Figur (beim Hasen), oder flachgedrükt und zweischneidig
                                 (beim Dachs, beim glatten Seehund), oder flachgedrükt mit runden stumpfen Eken
                                 (beim Hasen, beim Grauwerk oder Veh, beim Kaninchen). Diese Querschnittsgestalt
                                 wechselt oft bei derselben Thierart, ja bei dem nämlichen Individuum
                                 mannigfaltig; sogar in demselben Haare bleibt sie sich nicht immer gleich, indem
                                 z.B. die Basis und die Spize der meisten flachen Haare rund, oder doch mehr
                                 gerundet als ihre Mitte ist. Vielfältige Abänderungen bietet ferner die
                                 Hornscheide dar in Hinsicht ihrer Stärke verhältnißmäßig zur Dike des Haares, in
                                 Farbe, Durchsichtigkeit, Festigkeit, Zeichnung und Bildung ihrer Oberfläche.
                                 Ihre Substanz scheint durchgängig aus kleinen dikwandigen Zellen zu bestehen,
                                 deren Daseyn indessen bei vielen Arten von Haar nicht deutlich nachgewiesen
                                 werden kann. Diese Zellenbildung erzeugt bei den Haaren eben so eine feine
                                 Kannelirung oder eine Menge zarter Längenstreifen, wie bei der Wolle vorhanden
                                 ist; nur tritt diese Beschaffenheit der Oberfläche bei Haaren selten eben so
                                 deutlich hervor. Die Querstreifen, welche bei der Wolle Kanten genannt wurden,
                                 finden sich auch bei den Haaren, und in eben so mannigfachen Abänderungen;
                                 häufig sind sie schmal, sehr hervorspringend, und nehmen so den schuppenartigen
                                 Charakter an, was besonders am Unterhaare (Flaumhaare) der Fall ist. Die
                                 Schuppen der meisten, wahrscheinlich aller Haare, sind nach Schraubenlinien, die
                                 mit einander parallel laufen, gestellt. Die Markröhre
                                 (der mit fremder Marksubstanz gefüllte Canal im Innern der Hornscheide) ahmt die
                                 äußere Gestalt des Haares mehr oder weniger nach, ist bald enger bald weiter,
                                 und verschwindet oft gänzlich, indem sie durch Wuchern der Hornsubstanz
                                 verdrängt wird, so daß jedes Thierindividuum Haare mit und solche ohne Markröhre
                                 besizt. Die Substanz des Marks ist eine von der Hornscheidesubstanz verschiedene
                                 körnige, feste, spröde, oft hornartige, gefärbte oder farblose Materie, nie aber
                                 weich, schmierig, schleim- oder öhlartig. – Der Verf. hat nicht
                                 weniger als 47 verschiedene Haargattungen der Untersuchung unterworfen,
                                 abgebildet, näher beschrieben und zum Theil in Betreff ihrer Dike gemessen.
                                 –
                              In Lieferung 13 befinden sich ferner folgende
                                 Abhandlungen: 
                                 Gewinnung und Benuzung fossiler Brennmaterialien in
                                    Europa. Die Angaben, welche hierin, besonders über Steinkohlen-
                                 und Braunkohlenproduction zusammengestellt sind, betreffen England, Frankreich,
                                 Preußen und Böhmen, über welches leztere Land sehr detaillirte Nachweisungen in
                                 dieser Beziehung gegeben werden. – Benuzung der
                                    Rükstände von der Chlorbereitung zur Sodafabrication. Von Storch. Der
                                 Berf. empfiehlt diese Rükstände (welche aus schwefelsaurem Natron,
                                 schwefelsaurem Manganoxydul und etwas freier Schwefelsäure oder auch unzerseztem
                                 Kochsalz bestehen, und deren flüssiger Theil meist ein specifisches Gewicht von
                                 1. 300 bis 1. 400 hat) mit gesiebtem Steinkohlenklein in solchem Verhältnisse zu
                                 versezen, daß die Masse dik genug ist, um sich mit einer Schaufel in den Ofen
                                 eintragen zu lassen; dieselbe in einem gewöhnlichen Sodaofen bis zur Trokenheit
                                 so wie bis zum gänzlichen Entweichen des Chlorgases und der Schwefelsäure zu
                                 rösten; das Geröstete (worin das Mangansalz zerstört und fast nichts
                                 Auflösliches als Glaubersalz enthalten ist), nachdem es, in dünnen Schichten
                                 ausgebreitet, durch Verwitterung zerfallen ist, mit ungefähr zwei Drittheilen
                                 des Volums gesiebten Steinkohlenkleins und zwei Neuntel Hammerschlag zu
                                 vermengen; es abermals im Ofen, bei allmählich steigender Hize, bis zum breiigen
                                 Flusse zu behandeln, dann an einem kühlen Orte dünn ausgebreitet zerfallen zu
                                 lassen, und endlich mit weichem Wasser auszulaugen. Die Lauge ist siedewürdig,
                                 wenn sie das spec. Gew. 1. 200 zeigt; sie wird in eisernen Kesseln zur Salzhaut
                                 abgedampft und dann der Krystallisation überlassen. Die ausgelaugten Rükstände
                                 enthalten hauptsächlich Schwefeleisen. – Ueber den
                                    Handel mit Federkielen und metallenen Schreibfedern. Von J. J. Partl. Eine Zusammenstellung oberflächlicher Notizen
                                 ohne eigenthümlichen Gehalt, ohne wahren innern Zusammenhang, ja ohne eine
                                 strenge logische Ordnung, kurz eine Arbeit ohne erheblichen Werth. Man sieht,
                                 daß der Verf. noch mit den Schwierigkeiten des literarischen Anfängerthums
                                 kämpft. Dieß beweisen auch die übrigen Artikel desselben, welche auf ziemlich
                                 gleicher Stufe wie der eben genannte stehen, und höchstens zum Theil als
                                 mittelmäßige Compilationen einiges (doch nur geringes) Verdienst haben, nämlich
                                 in Lief. 15: über die Fabrication der Meerschaumpfeifen;
                                    und über den Handel mit Menschenhaaren; – in Lief. 16: Dampfmühlen und Mehlfabrication; – in Lief.
                                 20: Die Luftpumpe und ihre Anwendung auf Gewerbe;
                                 – in Lief. 23: Beiträge zur Fabrication künstlicher
                                    Hefen; Beiträge zur Geschichte deutscher Erfindungen; zur Geschichte
                                    deutscher Gewerbevereine und Gewerbeschulen; – in Lief. 24: über die Fabrication der Darmsaiten; das Thermometer und
                                    seine Anwendung in Gewerben; Beiträge zur Geschichte deutscher
                                    Gewerbeschulen.
                              Lief. 14. Ersazmittel für
                                    Verrohrungen. Mitgetheilt von A. Wach. Eine
                                 Construction von Zimmerdeken aus mit Ruthen versehenen Latten, zwischen welche
                                 flache Dachziegel dicht neben einander eingeschoben werden, worauf das Ganze mit
                                 gutem Kalkmörtel beworfen wird. Bei der Ausführung in Prag haben sich solche
                                 Deken als sehr haltbar bewiesen.
                              Lief. 16: Ueber die Einführung
                                    der Seidenzucht in Böhmen. Von Chr. Liebich.
                                 Eine durch Tatsachen unterstüzte Empfehlung.
                              Lief. 17: Ueber Erzeugung der
                                    Schwefelsäure unmittelbar aus Schwefelkiesen in Bleikammern. Von Neumann. Auf einer böhmischen Fabrik ausgeführt, hat
                                 die Methode, durch Verbrennen von Schwefelkies (statt Schwefel) das in die
                                 Bleikammer zu leitende schwefeligsaure Gas zu erzeugen, sich durch fortgesezte
                                 Erfahrung in jeder Beziehung bewährt. Die gegenwärtige Abhandlung enthält keine
                                 praktisch-technischen Details hierüber, sondern nur historische Angaben
                                 und Kostenberechnungen etc.
                              Lief. 18: Ueber die Anwendung
                                    der Aräometer in Künsten und Gewerben. Von Prof. Balling. Eine gute Darstellung, begleitet
                                 von neuen Tabellen über die den Aräometergraden entsprechenden specifischen
                                 Gewichte. Der Verf. beschreibt hiebei ein von ihm vorgeschlagenes Centesimal-Aräometer. Dieses umfaßt die spec.
                                 Gewichte von 0. 500 bis 1. 000 und von 1. 000 bis 2. 000, und wird in zwei
                                 besonderen Instrumenten gegeben, wovon eins für Flüssigkeiten schwerer als
                                 Wasser, das andere für Flüssigkeiten leichter als Wasser bestimmt ist. Die
                                 Einrichtung des erstern wird durch Folgendes erläutert, wonach man zugleich von
                                 dem ganz analog beschaffenen Instrumente für leichtere Flüssigkeiten sich einen
                                 Begriff machen kann. Auf einer an beiden Enden zugeschmolzenen, cylindrischen Glasröhre (es wird nicht gesagt, wie
                                 man die unvermeidlichen Abweichungen von der Cylindergestalt corrigiren soll)
                                 ist etwa 1 Zoll vom oberen Ende der Nullpunkt angegeben, bis zu welchem (durch
                                 gehörige Belastung mit Bleischrot) das Instrument in destillirtem Wasser von +
                                 14º R. einsinkt; von da an ist die Hälfte der Entfernung zwischen Null
                                 und dem untern Ende des Rohres in 100 gleiche Theile
                                 getheilt. Bis zu 100º wird demnach das Aräometer in einer Flüssigkeit vom
                                 spec. Gew. 2. 000 eintauchen. Für die Zwischengrade kann nöthigenfalls (die richtige
                                 Cylinderform des Rohres freilich vorausgesezt!) das entsprechende spec. Gew.,
                                 nach einer sich von selbst ergebenden Formel, leicht berechnet werden. Der Verf.
                                 scheint Werth darauf zu legen, daß die Zahl der Grade auf seinem Instrumente
                                 eben 100 sey; für den chemischen Praktiker möchte dieß ein sehr gleichgültiger
                                 Umstand seyn.
                              Lief. 20: Der Bau der
                                    Runkelrübe, mikroskopisch untersucht von A.
                                 Corda. Diese
                                 interessante und sehr lesenswerthe, mit einer Tafel Abbildungen begleitete
                                 Arbeit gestattet nicht wohl einen kurzen Auszug.
                              Lief. 21: Ueber das Chromoxyd
                                    und dessen vortheilhafteste Bereitung. Von Fr. Marian. Nach einer kurzen, kritischen Uebersicht der von verschiedenen
                                 Chemikern angegebenen Methoden zur Darstellung des Chromoxyds (Chromgrüns)
                                 beschreibt der Verf. sein eigenes Verfahren, durch welches er aus
                                 doppeltchromsaurem Kali 50 bis 51 Proc. eines vorzüglich schönen und wohlfeilen
                                 Chromoxyds gewinnt. Das doppelt-chromsaure Kali (4 Theile) wird mit
                                 Kartoffelstärke (1 Th.) im höchst fein zerriebenen Zustande innig vermengt und
                                 in einem Tiegel gut durchgeglüht, der Rükstand mit Wasser ausgewaschen und das
                                 Oxyd gelinde geglüht. Durch Schwefel oder Salmiak kann man, ohne Aenderung des
                                 Resultats, einen Theil der Stärke ersezen; nur fällt das mit Anwendung von
                                 Salmiak dargestellte Grün etwas dunkler aus. Für diesen Zwek empfiehlt der Verf.
                                 folgende Mischungen: 10 Theile doppelt-chromsaures Kali, 1 Th. Stärke, 1
                                 Th. Schwefel; – 7 Th. doppelt-chromsaures Kali, 1 Th. Stärke, 1
                                 Th. Salmiak. – In einem Anhange zu Marian's
                                 Abhandlung gibt K. Ludwig an, daß man ein vollkommen
                                 schönes Chromoxyd erhalten kann, indem man 240 Th. doppelt-chromsaures
                                 Kali, 32 Th. Kohle von weichem Holze, 10 Th. Salpeter, 5 Th. Schwefel, 5 Th.
                                 Salmiak innig vermengt, daraus einen konischen Haufen bildet, denselben mittelst
                                 einer Kohle anzündet, den nach der Verbrennung bleibenden Rükstand einige Zeit
                                 im Glühen läßt, endlich mit heißem Wasser auswäscht und das Oxyd glüht. Das
                                 Product beträgt auch hier 50 bis 51 Proc. von dem Gewichte des chromsauren
                                 Kali.
                              Lief. 24: Ueber Einfuhrverbote
                                    aus dem Standpunkte der Gewerbe. Von W. Haidinger. Eine verständig und gemäßigt geschriebene Apologie des
                                 Prohibitivsystems, welche aber, gleich allen ähnlichen Versuchen, manchen
                                 wesentlichen Einwürfen nicht entgehen könnte.
                              Aus dem Vorstehenden mag sich ergeben, daß die Mittheilungen für Gewerbe und
                                 Handel manche schäzenswerthe Originalaufsäze enthalten, wenn gleich der
                                 größere Theil des Inhaltes aus solchen Gegenständen besteht, welche anderen, und
                                 zwar größten Theils deutschen, Zeitschriften entnommen sind. Ein Vorwurf kann
                                 und soll in dieser Bemerkung an sich nicht liegen: der Verein, dessen Organ
                                 diese Zeitschrift ist, hat überdieß auf so vielseitige Weise seine nüzliche und
                                 höchst achtungswerthe Thätigkeit entwikelt; und insbesondere ist das bei
                                 demselben Statt findende patriotische Zusammenwirken ausgezeichneter und
                                 hochgestellter Männer eine so seltene und erfreuliche Erscheinung, – daß
                                 um so mehr der Wunsch entstehen muß, auch die Zeitschrift einen völlig
                                 entsprechenden Standpunkt einnehmen zu sehen. Diesen nimmt sie aber jezt,
                                 namentlich in Beziehung auf das Redactionsverfahren bei entlehnten Artikeln,
                                 nicht ein. Manchmal ist die Auswahl der lezteren so, daß sie recht unglüklich genannt werden muß. So befindet sich in
                                 der 19. Lieferung, S. 275–277 (aus „Heusinger's allgemeinem Gewerbeblatt“ genommen) ein
                                 Aufsaz: „Die Bereitung der
                                       Porzellan-Chromfarben“ überschrieben, von dem man
                                 nicht begreift, wie er in die Zeitschrift eines Vereins gerathen konnte, welcher
                                 aus so vielen vorzüglichen Technikern und wissenschaftlichen Männern besteht.
                                 Man muß das genannte Machwerk selbst lesen, um es ganz in seiner naiven
                                 Schlechtigkeit zu würdigen; hier mag es genug seyn, anzuführen: daß bei
                                 Erwähnung von Liebig's Methode der Chromgelbbereitung
                                 (aus schwefelsaurem Bleioxyd und chromsaurem Kali) deren Wohlfeilheit gerühmt,
                                 und dabei vorgeschrieben wird: das dazu erforderliche
                                    schwefelsaure Bleioxyd durch Auflösen von Blei in Salpetersäure und Zusaz
                                    von Schwefelsäure darzustellen; – daß unter den Vorschriften zur
                                 Fabrication des Chromgrüns (nebst der von Frick mittelst Schwefelblumen und
                                 jener aus chromsaurem Queksilberoxydul) auch die beiden figuriren, wonach man
                                 diese Farbe aus rothem Bleispath (!) und aus Serpentin (!!) gewinnt; – daß die Bereitung
                                 einer blaugrünen Porzellanfarbe gelehrt wird, welche
                                 nichts anderes ist, als Chromoxydulhydrat; –
                                 daß eine Anweisung vorkommt, kohlensaures Kali durch
                                    Tränken von Sägespänen mit Potaschenauflösung, Glühen, Auslaugen und Abdunsten zu
                                    erhalten! – In der nämlichen 19. Lieferung folgt unmittelbar auf die
                                 eben erwähnte Abhandlung eine andere (aus derselben Quelle entlehnte):
                                 „Die Bereitung der Flüsse für die
                                       Porzellan-Schmelzfarben.“ Hier kommt die zuvor
                                 gerügte Stelle über das kohlensaure Kali wieder vor, indem es heißt:
                                 „Kohlensaures Kali. Das im Handel unter diesem Namen vorkommende
                                    Salz ist ein nicht ganz mit Kohlensäure gesättigtes Kali, sondern es ist mit fremden Körpern verunreinigt. Um
                                    vollkommen mit Kohlensäure gesättigte Potasche zu erhalten, läßt man eine
                                    Auflösung von Potasche in flachen Gefäßen an der Luft
                                       stehen, und zwar vornehmlich an Orten,
                                    wo gährende Flüssigkeiten sind; oder, indem man Kohlensäure aus gährenden
                                    Flüssigkeiten, verbrennenden Kohlen oder Kreide durch Säuren entwikelt, in
                                    sie leitet, oder auch, indem man Sägespäne mit Potaschenauflösung tränkt,
                                    dann in einem verschlossenen Gefäße glüht, das Geglühte auslaugt, die Lauge
                                    seiht und eindünstet.“ – Dem Magazin
                                    der neuesten Erfindungen (einer von der Redaction der
                                 „Mittheilungen“ gern benuzten Quelle) ist in Lief. 19,
                                 S. 288, der (aus dem Französischen schlecht übersezte) Aufsaz über das Färben der Hölzer mit allen seinen Fehlern
                                 entnommen. Wie kann man einen Artikel unverändert wieder abdruken lassen, worin
                                 Ausdrüke vorkommen, wie: helle Marone statt: hell
                                 kastanienbraun; atlasartiges Holz st. Atlasholz; Acaju st. Mahagoni; Schwefel-Potasche st. Schwefelleber oder Schwefelkalium; Gummilak in Täfelchen st. Schellak; Ofen, der die Gestalt einer Galeere besizt (!),
                                 u.s.w.?
                              Die aus anderen Zeitschriften genommenen Aufsäze sind mehrmals ohne Bezeichnung
                                 einer Quelle übertragen; dieses ist z.B. der Fall mit folgenden: Lief. 21: Neue
                                 Methode, um Metalle auf nassem Wege zu vergolden (bis auf den Schluß, aus den
                                 Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen);
                                 – Lief. 22: Verbesserungen in der Darstellung des wachsartigen Talges und
                                 der Lichte (aus der polytechn. Zeitung); – Lief. 23: Ueber die
                                 Fabrication des Leiocoms (mit wenig veränderter Stylisirung aus dem polytechn.
                                 Centralblatte oder aus Dingler's polyt. Journale, in
                                 welches der Aufsaz aus jenem übergegangen ist); – Ueber das Brüniren und
                                 Schwärzen der Flintenröhre (aus der Berliner polyt. Monatsschrift). – Wo
                                 sich eine Quelle angegeben findet, ist diese nicht immer diejenige, aus welcher
                                 unmittelbar geschöpft wurde. So ist in Lief. 20 der Artikel über Elkington's Methode zu vergolden, und jener über die
                                 Fabrication des Schießbleies (lezterer ein ganz unnüzes, nichts Neues
                                 enthaltendes Product), dann in Lief. 21 die Abhandlung über Polygraphie,
                                 wörtlich – und also mit allen Härten der Uebersezung – dem Magazin
                                 der Erfindungen entnommen, ungeachtet nur das London
                                    Journal of arts und das Journal des
                                    connaissances ussuelles citirt werden, u.s.w.
                              Unter der bedeutenden Anzahl „vermischter technischer
                                    Notizen“, welche jede Lief. enthält, befindet sich gar manches
                                 Werthlose und (durch Inhalt oder Form) Unbrauchbare. Das Magazin der Erfindungen
                                 wird hier fleißig benuzt, als ob es eine der besten Zeitschriften wäre, und getreulich
                                 schreibt der Redacteur der „Mittheilungen“ alle Barbarismen
                                 jener Quelle nach, z.B. Liest 15, S. 137: Graveurs
                                 statt Kupferstecher; hydrochlorsaures Ammoniak ganz
                                 unnöthig und vielen Technikern unverständlich st. Salmiak; eben so: Chlor-Sodium st. Kochsalz; ferner: grünes Kupferoxyd (!); Salpetersalz; Meersalz st. Kochsalz; Ammoniaksalz st. Salmiak; Metall, um damit die Blizableiter zu bewaffnen (als ein Bestandtheil desselben wird:
                                 „altes Erz“ genannt);
                                 durch die Gefäße wird der Branntwein häufig mit Kupfersalz versezt (st. verunreinigt). – Viele aus dem Magazin der
                                 Erfindungen nachgedrukte (und diesem selbst nicht eigenthümlich gehörende)
                                 Notizen sind ohne alle Quellenangabe gelassen; so in Lief. 20 die Nummern 5, 7,
                                 8 (wo der Gallicismus: „gefirnißt“ st. „glasirt“ steht), 9 (wo als Zuthat zu schwarzer
                                 Wedgwood-Nasse: „gehörig zerriebenes
                                       Messing“ angegeben wird), 14, 16, 17; – bei
                                 anderen der Art ist zwar das Magazin der Erfindungen nicht, dagegen die in
                                 lezterem benannte ausländische Quelle citirt; z.B.
                                 Lief. 21, Nr. 6 (wo getreulich: „kochendes
                                    Oehl“ st. „gekochtes Oehl“ nachgeschrieben
                                 steht) etc. – Eine Unaufmerksamkeit der Redaction ist es, daß eine Notiz
                                 über Transparentseifen zwei Mal (in Lief. 14, S.
                                 94, und Lief. 17, S. 206) ganz gleichlautend vorkommt.
                              Diese wenigen Proben eines leichtfertigen und zum Theil kenntnißlosen
                                 Redactionsverfahrens mögen, damit ich den Raum nicht verschwende, genügen.
                              
                           
                        
                           
                              (Der Beschluß folgt im nächsten
                                 Hefte.)