| Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zum Treiben der Schiffe mittelst Dampf, worauf sich Frederic Edouard Fraissinet im Coventgarden Square, Westminster, am 26. Jul. 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LXXVII., S. 343 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXVII.
                        Verbesserungen an den Maschinen zum Treiben der
                           Schiffe mittelst Dampf, worauf sich Frederic Edouard Fraissinet im Coventgarden Square, Westminster, am 26. Jul. 1838 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Jul. 1839, S.
                              238.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Fraissinet's Vorrichtung zum Treiben der Schiffe.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung, welche ich von einem Ausländer mitgetheilt erhielt, beruht auf dem
                              Treiben von Schiffen, Booten und anderen Fahrzeugen mittelst einer schraubenartigen
                              Vorrichtung, welche mit der Archimed'schen Schraube
                              einige Aehnlichkeit hat. Sie unterscheidet sich jedoch von dieser Schraube, die, wie
                              ich wohl weiß, schon mehreremale, obwohl mit nicht ganz entsprechendem Erfolge zu
                              dergleichen Zweken angewendet worden, durch einige Eigenthümlichkeiten, welche ich
                              sogleich näher angeben will.
                           Untersucht man nämlich eine nach den wahren Principien gebaute Archimed'sche Schraube, so wird man finden, daß ihr Gang oder ihre
                              Oberfläche vom Anfange bis zum Ende eine gleichmäßige Schnekenlinie bildet, indem
                              derselbe stets senkrecht auf der Spindel steht. Ich habe nun aber die Bemerkung
                              gemacht, daß Schnekengänge, welche einander parallel sind, wie dieß an der Archimed'schen Schraube der Fall ist, wenn man sie zum
                              Treiben von Schiffen benuzt, denselben Nachtheil haben, den man dem gewöhnlichen
                              Ruderrade zum Vorwurfe macht; und zwar deßwegen, weil, um einen fortwährenden Druk
                              gegen das Wasser zu erzielen, die Schrägheit des Schraubenganges in einem größeren
                              Verhältnisse steigen muß, als jenes ist, in welchem sich das Schiff vorwärts bewegt.
                              Um diesem von der eigentlichen Archimed'schen Schraube
                              unzertrennlichen Uebel abzuhelfen, habe ich statt der parallelen eine parabolische
                              Curve für den Schraubengang gewählt. Die Neigung dieser parabolischen Curve muß eine solche seyn, daß
                              das äußere Ende des Schraubenganges beim Eintritte in das Wasser keinen der Kraft
                              der Maschine entgegenwirkenden Stoß erzeugt; und diese Neigung muß beim Umlaufen der
                              Schraube in solchen Verhältnissen zunehmen, daß ihre ganze Oberfläche vom Anfange
                              bis zum Ende fortwährend gegen das Wasser drükt, und von Seite des Wassers
                              fortwährend den Widerstand erfährt, welcher nöthig ist, damit sich das Fahrzeug
                              vorwärts bewegt.
                           An der Archimed'schen Schraube ist ferner die den
                              Schraubengang bildende schnekenförmige Oberfläche in der Art an die Achse oder
                              Spindel gefügt, daß sie von der Spindel bis zu dem äußeren Rande des Schraubenganges
                              nur eine einzige ganze Schnekenoberfläche bildet. Ich dagegen habe gefunden, daß die
                              Vorrichtung mit mehr Leichtigkeit arbeitet, wenn zwischen der Spindel und dem Gange
                              oder der treibenden Oberfläche der Schraube ein freier Raum gelassen ist, d.h. wenn
                              der Gang nur an einzelnen Stellen an der Spindel festgemacht ist, und wenn das
                              Wasser demnach in der Nähe der Spindel ausfließen kann, sobald es seinen Widerstand
                              gegen die Oberfläche des Schraubenganges ausgeübt hat.
                           Ich muß ferner bemerken, daß man bei allen den Methoden, nach welchen man die Archimed'sche Schraube bisher zum Treiben von Schiffen zu
                              benuzen versuchte, sich einer zu großen Anzahl von Spiralgängen bediente. Ich wende
                              nur einen oder zwei solcher Gänge an, indem ich eine größere Anzahl von solchen
                              nicht bloß für unnüz, sondern für wirklich nachtheilig halte, und zwar wegen der
                              großen Reibung, die aus dem raschen Umlaufen der Treibvorrichtung gegen das Wasser
                              erwächst. Es ist dieß eine Thatsache, die bisher noch nicht gehörig beachtet
                              wurde.
                           Die Entfernung zwischen den beiden Enden der Spirale ist beinahe dem äußeren
                              Durchmesser der Schraube gleich; und dieser Durchmesser hängt von der Größe des
                              Schiffes ab. Für ein Schiff von 120 Fuß Länge und 13 Fuß Breite können die an den
                              beiden Seiten anzubringenden Schrauben z.B. 5 Fuß Durchmesser haben.
                           Fig. 62 ist
                              ein seitlicher Aufriß und Fig. 63 ein Grundriß
                              eines Fahrzeuges, an dessen beiden Seiten der von mir verbesserte Treibapparat
                              angebracht ist. Fig. 64 zeigt einen dieser Apparate von Vorne gesehen. a, a ist die Hauptwelle oder Spindel; b, b der auf das Wasser wirkende Schraubengang, welcher
                              von den aus Holz, Eisen, oder einem anderen geeigneten Materiale bestehenden Armen
                              c, c getragen wird. Bei d,
                                 d sieht man den freien Zwischenraum zwischen dem Schraubengange und der
                              Spindel, durch den das Wasser zur Verhütung von Erschütterungen fließen kann.
                           Ich behalte mir vor, die hier beschriebene Schraube in jeder beliebigen Stellung
                              anzubringen, z.B. vor, hinter oder an den Seiten des Fahrzeuges, und zwar entweder
                              ganz oder zum Theile untergetaucht; leztere Anordnung dürfte für Schiffe, welche für
                              die See bestimmt sind, den Vorzug verdienen. Die Geschwindigkeit des Fahrzeuges wird
                              von der Umlaufsgeschwindigkeit der Schraube abhängen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
