| Titel: | Bemerkungen über die Umstände und Erscheinungen, welche man beim Explodiren und Bersten der Dampfkessel beobachtet. Von Jacob Perkins, Civilingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LXXXVIII., S. 401 | 
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                        LXXXVIII.
                        Bemerkungen uͤber die Umstaͤnde und
                           Erscheinungen, welche man beim Explodiren und Bersten der Dampfkessel beobachtet. Von
                           Jacob Perkins,
                           Civilingenieur.
                        Aus dem Franklin Journal im Mechanics' Magazine, No. 827.
                        Perkins, Bemerkungen uͤber die Erscheinungen beim Explodiren
                           der Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Das Secretariat der Schazkammer der Vereinigten Staaten befahl, daß über die Ursachen
                              der Explosionen der Dampfkessel eine Reihe von Versuchen angestellt werden soll, und
                              übertrug diese Aufgabe dem Franklin Institute. Die von
                              diesem niedergesezte Commission unterzog sich diesem schwierigen Geschäfte mit
                              seltenem Eifer, und scheute bei ihren Forschungen keinerlei Mühen; sie gelangte
                              aber, da sie nicht vertraut war mit einigen Thatsachen, die sich mir bei den
                              Versuchen, welche ich in einer Reihe von 12 Jahren demselben Gegenstände widmete,
                              ergaben, zu einigen Schlußfolgerungen, die ich für ganz irrig halten muß, und
                              welche, wenn sie nicht in Frage gestellt würden, zu schlimmen Folgen führen
                              könnten.Wir haben, wie sich unsere Leser erinnern werden, den höchst wichtigen
                                    Bericht der Franklin Commission, auf den sich
                                    gegenwärtiger Aufsaz des Hrn. Perkins bezieht, im polytechn. Journale Bd. LXI. S. 324 mitgetheilt. A. d.
                                    R.
                              
                           Die gefährlichste unter diesen Schlußfolgerungen scheint mir nämlich die, daß alle
                              von Zerstörung begleiteten Explosionen der Dampfkessel durch den directen Druk des
                              Dampfes verursacht wurden, und daß zwischen dem Explodiren und dem Bersten eines
                              Kessels kein Unterschied ist. Wäre der selige Oliver Evans, der in seinem Fache einer der größten Männer Amerikas war, noch
                              beim Leben gewesen, so würde er, ich bin es überzeugt, eine ganz andere Ansicht
                              aufgestellt haben; denn er hatte mehr dann 600 Fälle aufgezeichnet, in denen eine
                              Berstung eintrat, bevor ihm eine Explosion vorkam, obschon beim Bersten der Druk
                              größer war als bei der Explosion. Ich selbst habe in diesem Fache Erfahrung genug,
                              um vollkommen überzeugt zu seyn, daß zwischen dem Bersten und dem Explodiren eines
                              Dampfkessels ein eben so großer Unterschied ist, wie zwischen dem Zersprengen einer
                              Kanone durch hydraulischen Druk und durch Schießpulver. Das Zersprengen bringt in
                              ersterem Falle bekanntlich keinen Schaden, während es, wenn es durch Schießpulver
                              erzeugt wird, Erscheinungen bietet, deren Heftigkeit und Gefahren gleichfalls Jedermann kennt. Ich
                              war bei den Versuchen, die ich anstellte, um die Eigenschaften und den Werth des
                              Dampfes von hohem Druke kennen zu lernen, so glüklich, es nie zu einer Explosion zu
                              bringen, obwohl ich den Druk des Dampfes sehr oft bis auf 100 Atmosphären trieb;
                              dagegen zählte ich allein mehr dann 100 Berstungen. An dem von mir in der
                              Adelaide-Gallerie aufgestellten Modelle meiner Dampfkanone, an welchem der
                              Dampf durch eine Reihe von 4 Jahren täglich auf einen Druk von 450 Pfd. auf den
                              Quadratzoll gebracht wurde, hörte man selbst in der geringen Entfernung von einigen
                              Fuß nie einen Knall, obwohl der Generator sehr oft zum Bersten kam; ja auch nicht
                              ein einziges Mal kam durch eine solche Berstung auch nur ein Bakstein in Unordnung.
                              Bei Gelegenheit eines Versuches, den ich vor ungefähr 10 Jahren in Gegenwart einer
                              zahlreichen Versammlung mit meiner Dampfkanone anstellte, ließ auf einmal in der
                              Mitte einer Salve der Dampf aus, und die Kugeln blieben in dem Laufe steken. Ich
                              lief sogleich nach dem Ofen, und fand in der Mitte des kupfernen Kessels, welcher 3
                              1/2 Fuß Länge und 3/4 Zoll Metalldike hatte, einen Riß von beiläufig 8 Zoll Länge
                              und einem Zoll Weite. Als ich der Gesellschaft mein Bedauern ausdrükte, daß der
                              Versuch wegen Berstung des Kessels aufgehoben werden müßte, wollte es Niemand
                              glauben, da keiner der Anwesenden etwas von einer Explosion gehört hatte. Mehrere
                              Mitglieder, die sich mit eigenen Augen hievon überzeugten, waren äußerst erstaunt
                              hierüber.
                           Die von dem Franklin Institute niedergesezte Commission
                              stellte Versuche über einen Gegenstand an, mit dem ich mich selbst schon vielfach
                              beschäftigt hatte, nämlich mit Ermittelung der Frage, ob sich die Kraft von
                              überladenem Dampfe steigern läßt, wenn man ihm soviel Wasser zusezt, daß er auf
                              seine eigentümliche Dichtheit kommt. Ich stellte in einer Broschüre, welche ich vor
                              ungefähr 8 Jahren über die Ursachen der Explosionen der Dampfkessel erscheinen ließ,
                              einige Ansichten über diesen Punkt auf, denen auch viele andere beipflichteten, und
                              welche das Resultat vieler Beobachtungen und Versuche waren. Ich ging jedoch bei
                              diesen Versuchen ganz anders zu Werke als die Commission bei den ihrigen. Ich
                              zündete mein Feuer nämlich unter dem Boden eines sehr starken Kessels, der einen
                              Druk von wenigstens 300 Atmosphären auszuhalten vermochte, auf. Diese große Stärke
                              des Kessels fand ich nicht bloß meiner Sicherheit wegen für nothwendig, sondern auch
                              damit ich den Dampf bei einer sehr hohen Temperatur zu überladen vermochte, und
                              damit über das Resultat kein Zweifel bleiben konnte. Ich zündete das Feuer am Grunde
                              des Kessels beiläufig bis zum vierten Theile der Höhe der Seitenwände hinauf an, so zwar, daß über dem
                              Wasser eben so viel Feuer war als unter demselben, wobei ich besonders noch darauf
                              achtete, daß das Feuer über dem Wasser viel intensiver war als unter ihm. Oben auf
                              den Scheitel des Kessels oder in dessen Nähe brachte ich keine Feuerung, indem ich
                              der Ansicht war, daß die Hize in dem Dampfe eben so wenig abwärts steigt, als in dem
                              Wasser. Hergestellt habe ich dieses Factum in neuester Zeit durch eine neue
                              Modifikation, welche ich an den Kesseln anbrachte, und deren günstiger Erfolg
                              hauptsächlich durch die Eigenschaft des überladenen Dampfes die Wärme zu übertragen
                              bedingt ist. Weiter auf die Eigentümlichkeit dieser Modification einzugehen ist mir
                              dermalen nicht möglich, da ich mir dieselbe noch nicht durch Patente im Auslande
                              gesichert habe. Hätte ich auch auf dem Scheitel des Kessels Feuer aufgezündet, wie
                              dieß die Commission bei ihren Versuchen that, so hätte auch ich wahrscheinlich
                              denselben Mißgriff begangen wie sie, und, anstatt die ganze Masse Dampf zu
                              überladen, hätte ich bloß eine dünne, dem heißen Metalle zunächst gelegene Schichte
                              überladen, während der übrige Theil vollkommen mit Wasser gesättigt und zur Aufnahme
                              eines Wasserstrahles gänzlich untauglich geblieben wäre. Der Wasserstrahl würde
                              nämlich unter diesen Umständen nur zur Verminderung der Temperatur und der Kraft
                              gedient haben, wie dieß denn auch bei den von der Commission angestellten Versuchen
                              der Fall war.
                           Am Scheitel meines Kessels war die Temperatur wenigstens 3000°, wie ich mich
                              durch eine bei dieser Wärme schmelzbare Legirung überzeugte. Der mit dem Wasser in
                              Berührung stehende Dampf hatte eine Temperatur von ungefähr 300°; die
                              mittlere Temperatur war beiläufig 1500°. Diese Temperatur zugleich mit den
                              heißen Seitenwänden und dem Scheitel des Kessels, lieferte Wärme genug, um zu
                              bewirken, daß der Indicator bei jedem Hube der Pumpe von 50 auf 100 Atmosphären
                              stieg. Da der Dampf fortwährend bei dem für 5 Atmosphären belasteten Ventile
                              entwich, so würde er in ungefähr 15 Secunden bis auf diesen Druk gesunken seyn. Die
                              Schwingungen des Indicators erfolgten 4 bis 5 Mal in jeder Minute; das Steigen
                              geschah plözlich, das Fallen allmählich.
                           Den neunten Versuch unternahm die Commission, wie sie sagt, um die Versuche Perkins's zu wiederholen, und um zu
                              erforschen, ob die von ihm angegebene Repulsion zwischen stark erhiztem Eisen und
                              Wasser allgemein besteht, und um wo möglich den Grad, in welchem diese Repulsion
                              Statt findet, zu messen, damit hieraus der Einfluß, den sie auf die
                              Sicherheitsventile haben könnte, zu entnehmen wäre. Der Versuch, den man in dieser
                              Beziehung mit den durchlöcherten, diken, eisernen Kesseln anstellte, war, so weit
                              man ihn führte, vollkommen genügend. Daß Wasser in einer bis auf 800° F. erhizten,
                              durchlöcherten Schale nicht durchläuft, davon kann sich Jedermann leicht überzeugen,
                              und es wäre dieß ein Versuch, der in jedem Hörsale der Physik wiederholt werden
                              sollte.
                           Die Commission beschreibt hierauf einen nicht gelungenen Versuch, den sie vornahm, um
                              die erwähnte Beobachtung von Perkins zu wiederholen. Da
                              es ihr jedoch nicht schien, daß hieraus etwas hervorgehen dürfte, was bezüglich der
                              Anwendung des Sicherheitsventils von Belang wäre, so hielt sie es nicht für nöthig,
                              die Kosten, die ein zur Fortsezung der Versuche erforderlicher Apparat veranlaßt
                              haben würde, daran zu sezen. Bei dem Versuche Perkins's, auf den sich hier speciell bezogen
                              wird, entwich bei einer Oeffnung, die in einen seiner Dampfgeneratoren, welcher
                              stark erhiztes Wasser mit rothglühendem Metalle in Berührung enthielt, gemacht
                              wurde, weder Dampf noch Wasser; und als man an demselben Generator eine Röhre mit
                              Sperrhahn anbrachte, entwich auch beim Oeffnen dieses Hahnes weder Dampf noch
                              Wasser. Um diesen Versuch zu wiederholen, und dabei zugleich auch die Größe der
                              Oeffnung, bei welcher diese Erscheinung Statt findet, zu ermitteln, wurden in die
                              Seitenwände einer schmiedeisernen Queksilberflasche drei Löcher von 1,16, 1/8 und
                              1/4 Zoll gebohrt. Diese Löcher wurden mit kegelförmigen Pfropfen, die mit Hebeln in
                              Verbindung standen, so daß die Pfropfe mit diesen Hebeln ausgezogen werden konnten,
                              verschlossen. Die Hebel hatten ihre Stüzpunkte an einem schmiedeisernen Cylinder, in
                              den die cylindrische Flasche so gestellt wurde, daß die Achsen beider
                              zusammenfielen. Unter die Flasche und den sie umgebenden Cylinder ward ein aus Thon
                              aufgebauter Ofen so gebracht, daß der Cylinder auf schmiedeiserne Stäbe, welche von
                              den Eken des Ofens getragen wurden, die Flasche hingegen auf einen Stein zu liegen
                              kam, der sich auf dem Roste des Ofens befand. Der Cylinder diente nicht bloß den
                              Hebeln als Stüzpunkt, sondern er gewährte auch Schuz für den Fall, daß die Flasche
                              bei den Versuchen eine Explosion erlitten hätte. Nachdem dieser Apparat in die Grube
                              eines Steinbruches gebracht worden, füllte man die Flasche mit Wasser, brachte den
                              Schraubenpfropf in deren Hals und trieb ihn mit seitlichen Hammerschlägen fest ein.
                              Sodann zündete man ein Feuer in dem Ofen auf, wobei man den Raum zwischen dem
                              Cylinder und der Flasche bis zu 5 Zoll von dem Pfropfe der Flasche hinauf mit
                              Brennmaterial anfüllte. Von dem mit dem kleinsten der Pfröpfe in Verbindung
                              gebrachten Hebel führte man eine Schnur bis zu dem Schuzdamme. Das Feuer brannte
                              bald sehr lebhaft, und man merkte bald, daß mit dem schwachen Rauche und der heißen
                              Luft, welche von dem Apparate aus emporstieg, eine geringe Menge Dampf vermengt war.
                              Ungefähr 20 Minuten nach dem Beginnen des Experimentes, wo das Entweichen des
                              Dampfes stärker zu werden schien, machte man einen unvorsichtigen, jedoch
                              erfolglosen Versuch, dasselbe zu verhindern, wobei man die Flasche dunkel
                              rothglühend sah. Man dachte, daß durch die unbedeutende Oeffnung, welche die nicht
                              vollkommen genau passende Schraube gelassen hatte, nur wenig Wasser in Dampfform
                              entwichen seyn konnte, und beschloß, einen der Pfropfe auszuziehen, nachdem man der
                              Flasche noch einige Minuten Zeit gelassen, um vollkommen zum Rothglühen zu kommen.
                              Mittlerweile ereignete sich jedoch eine äußerst heftige Explosion, bei der die
                              Flasche in die Luft flog, der eiserne Cylinder, welcher dazu gedient hatte, dem Ofen
                              eine größere Höhe zu geben, von seiner Stelle geschleudert wurde, der Ofen in Stüke
                              zerschmettert und das Feuer weit herum aus einander geworfen wurde. Nachdem das
                              Feuer gelöscht war, ergab sich, daß der eiserne Cylinder, welcher 51 3/4 Pfd. wog, 4
                              Fuß weit von seiner Unterlage weggeschleudert worden; daß die in die Flasche
                              eingesezten Pfröpfe außen an der Flasche kurz weggebrochen waren; daß der Boden der
                              Flasche in den von den Trümmern des Ofens aufgewühlten Erdboden, welcher weit herum
                              naß war, eingetrieben worden; und daß einer der Eisenstäbe, auf denen der Cylinder
                              geruht hatte, in einer Entfernung von 30 Fuß drei Zoll Tief in den Boden versenkt
                              war. Den Körper der Flasche fand man 30 Fuß von dem Orte, an dem sie sich
                              ursprünglich befand, entfernt, drei Zoll tief in den Boden eingesenkt. Der Knall,
                              den die Explosion veranlaßte, kam jenem eines Zwölfpfünders gleich. Dieser Versuch
                              bewies, daß Dampf, aus sehr hoch erhiztem Wasser entwikelt, durch eine
                              außerordentlich kleine Oeffnung zu dringen vermag; dagegen bewies er nichts in
                              Hinsicht auf das Verhalten einer Oeffnung, welche an einem Gefäße, in welchem bloß
                              Wasser allein enthalten ist, gemacht wird; sondern er zeigte die Wirkung, welche
                              Statt findet, wenn eine sehr geringe Menge Dampf im Gefäße ist. Er bewies den schon
                              aus der Theorie hervorgehenden Saz, daß sich nur eine sehr kleine Menge stark
                              erhizten Wassers in Dampf expandiren kann, wenn es plözlich von dem Druke befreit
                              wird. „Er bewies, wie die Commission sagt, daß es gegen die Ansicht Vieler
                                 mit großer Gefahr verbunden ist, Wasser selbst in Gefäßen, in denen es nur sehr
                                 wenig Raum zur Expansion hat, auf eine bedeutende Höhe zu erhizen; und daß die
                                 Wiederholung des Perkins'schen Versuches sehr
                                 gefährlich ist, ausgenommen man hat Apparate, welche den stärksten Druk
                                 auszuhalten vermögen, zur Verfügung.“ Obschon es scheint, daß der
                              Kessel, mit dem die Commission ihre Versuche anstellte, zuerst mit Ablaufwasser gefüllt war, so wurde
                              das Wasser und der Dampf bei so ungeheurem Druke doch rasch durch die kleine Spalte,
                              welche zum Vorscheine gekommen, getrieben; und in dem Maaße, als sich die
                              Wassermasse Verminderte, und als sich zwischen dem Metalle und dem Wasser ein Raum
                              bildete, wurde das Wasser von jeder Stelle des Kessels zurükgeworfen, ausgenommen
                              von jener, an der sich die Spalte befand, und welche durch ihre schwarze Farbe
                              andeutete, daß an ihr in Folge des Austrittes des Dampfes und Wassers die Temperatur
                              viel niedriger war. Wäre der ganze Kessel rothglühend gewesen, wie es die Commission
                              angibt, so hätte kein Wasser mit dem Metalle in Berührung stehen können, sondern
                              dasselbe wäre durch eine dünne Schichte eines schlechten Wärmeleiters davon
                              geschieden gewesen; denn wäre das Wasser bis zum dunklen Rothglühen erhizt gewesen,
                              so hätte selbst ein Kessel von zwanzigmal größerer Stärke, als sie der zu den
                              Versuchen verwendete Kessel hatte, nicht dem hiebei Statt findenden Ducke
                              widerstehen können. Ich zweifle keinen Augenblik, daß die Temperatur des Wassers
                              eine viel niedrigere war, als jene des Dampfes, der mit ihm in Berührung stand, oder
                              als jene des Metalles, welches mit dem Dampfe in Berührung war. Die Commission
                              beobachtete, daß unmittelbar vor der Explosion ein stärkeres Entweichen von Dampf
                              Statt fand; und ohne Zweifel war es auch dieß, was die Explosion veranlaßte. Man hat
                              schon oft die Bemerkung gemacht, daß, wenn sich das Wasser im Kessel so sehr
                              verminderte, daß über dem Wasser Wärme eindringen und den Dampf überladen, sowie
                              auch den oberen Theil des Kessels erhizen konnte; und daß, wenn unter diesen
                              Umständen das Sicherheitsventil plözlich so weit gehoben wurde, daß der Dampf
                              schneller entwich, als er sich erzeugte, die Oberfläche des Wassers so sehr von dem
                              Druke befreit wurde, daß das Wasser sich in Schaum erheben, dem überhizten Dampfe
                              sowohl als dem Scheitel des Kessels Wärme entziehen, und sich dadurch vollkommen
                              sättigen konnte, wo dann nothwendig eine Explosion eintreten mußte. Der Kessel, mit
                              den: die Commission experimentirte, befand sich nun gerade unter diesen
                              Verhältnissen; denn wenn die Spalte oder der Riß so weit geworden, daß der in dem
                              Kessel enthaltene Wassercylinder des Drukes entledigt wurde, so mußte das Wasser
                              aufschäumen, dem überladenen Dampfe sowohl als dem Metalle Wärme entziehen, und dann
                              die von der Commission beobachteten Erscheinungen hervorbringen. Wenn nun vor dem
                              Eintritte der Explosion der Pfropf ausgezogen worden wäre, so würde aus dem Loche
                              Dampf und Wasser ausgeströmt seyn; denn was hätte anderes geschehen können? War
                              nicht jeder Theil des erhizten Kessels in einen Zustand gekommen/ in welchem er das
                              Wasser von sich abstieß? Die Oeffnung war die einzige Stelle, an der ein Entweichen möglich war; und so kam
                              es, daß es schien, als wäre der Versuch, den ich seither bekannt machte, gänzlich
                              irrig. Dagegen habe ich aber zu bemerken, daß die Commission sich von der
                              Richtigkeit des Factums überzeugen kann, wenn sie sich die Mühe geben will, den
                              Versuch so anzustellen, wie ich ihn anstellte, oder wie er von Alexander Gordon, Civilingenieur zu London, angestellt wurde.
                              Lezterer sagte mir nämlich, daß er vor einiger Zeit einen Versuch machte, welcher
                              als Beweis für die Thatsachen, die ich bezüglich der Repulsivkraft der Wärme
                              behauptete, dienen kann. Er bemerkte mir, daß er den Versuch schon längst gemacht
                              haben würde, wenn er ihn nicht als den physikalischen Gesezen gänzlich
                              widersprechend gehalten hätte; und daß er auch jezt noch nicht daran gekommen wäre,
                              wenn ihn nicht Hr. Ogle, der
                              durch das Ausbrennen der Böden seiner Röhrenkessel so belästigt wurde, dazu
                              veranlaßt hätte. Hr. Gordon
                              bemerkte nämlich Hrn. Ogle,
                              daß, wenn die von mir aufgestellten Behauptungen richtig wären, dieses Ausbrennen
                              leicht darnach zu erklären wäre; und empfahl daher einen hierauf bezüglichen Versuch
                              anzustellen. Ogle's Kessel
                              bestand aus einer Röhrengruppe von 3 1/2 Fuß Länge, 4 Zoll Durchmesser, und weniger
                              dann 1/8 Zoll Metalldike, welche senkrecht und dicht neben einander standen, und
                              zwischen denen das Feuer emporstieg. An einer dieser Röhren wurden nun vom Boden aus
                              angefangen bis nach Oben in Entfernungen von 4 bis 5 Zoll von einander Hähne
                              angebracht, welche ungefähr 1/4 Zoll inneren Raum hatten, und welche zur Beobachtung
                              der Veränderungen, welche bei verschiedenen Temperaturen mit dem Wasser und dem
                              Dampfe vorgehen, dienen sollten. Nachdem unter dem Boden dieses Kessels ein gelindes
                              Feuer aufgezündet worden, entwikelte sich schnell Dampf, den man fortwährend, so
                              schnell als er sich entwikelte, entweichen ließ. Die Röhren enthielten ungefähr 2/3
                              Dampf und 1/5 Wasser, als man den unteren Hahn zum erstenmale öffnete, wobei, wie
                              bei dieser Temperatur zu erwarten stand, Wasser bei demselben ausfloß. Nach
                              Absperrung dieses Hahnes und bei Eröffnung des obersten Hahnes strömte bei diesem
                              Dampf von beiläufig 200 Pfd. Druk auf den Quadratzoll aus. Als hierauf der Boden der
                              Röhre auf eine höhere Temperatur erhizt wurde, entwich beim Oeffnen des untersten
                              Hahnes Wasser und Dampf; und als dieser Hahn verschlossen und dafür der oberste
                              geöffnet wurde, entwich auch bei diesem wieder Wasser und Dampf. Man verstärkte
                              sodann die Feuerung noch mehr, so zwar, daß der Boden des Kessels zum dunklen
                              Rothglühen kam, und als man unter diesen Umständen den untersten Hahn öffnete, kam
                              an demselben bloß Dampf zum Vorscheine während beim Absperren dieses Hahnes und beim Eröffnen
                              des obersten Hahnes bloß Wasser ausfloß: zum offenbaren Beweise, daß sich alles
                              Wasser in dem oberen Theile der Röhre befand. Man trieb hieraus die Heizung noch
                              weiter, so daß der Boden Hellroth glühend wurde, und als man unter diesen Umständen
                              den Hahn eröffnete, hörte man nicht nur nichts, sondern man sah auch nicht einmal
                              Dampf ausströmen; dagegen glaubte Hr. Gordon, Wasserstoffgas zu riechen, was auch, wie ich glaube,
                              unstreitig der Fall war.