| Titel: | Ueber einige die Eisenbahnen betreffende Erfindungen des Hrn. W. Curtis. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LXXXIX., S. 408 | 
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                        LXXXIX.
                        Ueber einige die Eisenbahnen betreffende
                           Erfindungen des Hrn. W.
                              Curtis.
                        Aus dem Civil Eng. and Archit. Journal. Jul. 1839, S.
                              241.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Ueber Curtis's Erfindungen bei den Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Zu den neueren, auf die Eisenbahnen bezüglichen Erfindungen des Hrn. Curtis, dessen Bremse und dessen
                              Apparat zur Verhütung des Aneinanderrennens zweier Wagenzüge wir erst kürzlich
                              bekannt machtenVergl. polyt. Journal Bd. LXXII. S.
                                       425. A. d. R., gehört auch die von ihm sogenannte thierische Locomotive (Animal Locomotive), oder eine Maschine, womit er die
                              Geschwindigkeit der Lastthiere zu erhöhen beabsichtigt.
                           Fig. 1 ist
                              eine Frontansicht und Fig. 2 eine seitliche
                              Ansicht einer Maschine, in der ein Thier durch sein Gewicht und durch die
                              Muskelkraft seiner Vorderfüße allein eine Bewegung erzeugt, und zwar auf folgende
                              Weise. An der Welle der Treibräder B sind auf dieselbe
                              Weise wie an den Locomotiven Kurbeln oder Krummzapfen D
                              angebracht, jedoch mit dem Unterschiede, daß die Krummzapfen hier einander gegenüber
                              liegen und nicht unter rechten Winkeln gegen einander stehen, wie dieß an den
                              Locomotiven der Fall ist. An den Krummzapfen befinden sich die Verbindungsstangen
                              G, G, die ihrerseits wieder mit den Tritten E, E in Verbindung stehen. Das Pferd oder sonstige
                              Zugthier H tritt mit seinen Vorderfüßen abwechselnd die
                              Tritte E, E nieder, wodurch die Räder B umgetrieben werden. Die Kraft des Thieres läßt sich
                              erhöhen, wenn man über dessen Rüken einen Riemen I
                              laufen läßt; denn dadurch ist das Thier in Stand gesezt, die Muskelkraft seiner
                              Vorderfüße wie beim Aufheben auszuüben. Die starke und breite Bauchgurte K ist an dem Gestelle der Maschine befestigt, und dazu
                              bestimmt das Thier zu halten, im Falle es auf den Tritten stürzen sollte, oder im
                              Falle einer dieser Tritte bräche. Zwischen den beiden Vorderfüßen des Thieres ist die Scheidewand L angebracht, wodurch verhütet wird, daß das Thier die
                              Füße nicht allenfalls auf den falschen Tritt sezt. A ist
                              das Gestell der Maschine; C sind die Laufräder; F die Gewinde, in denen sich die Tritte bewegen, und
                              welche, wie die Abbildung zeigt, an einem Querbalken der Maschine festgemacht
                              sind.
                           Eine Modifikation dieser Maschine, gemäß welcher das Thier nur die durch seine
                              Muskelkraft bedingte Triebkraft allein ausübt, wie dieß beim Ziehen einer Last der
                              Fall ist, sieht man aus dem seitlichen Aufrisse Fig. 3 und aus dem
                              Grundrisse Fig.
                                 4. Auch hier sind wieder an der Welle der Treibräder B, B Krummzapfen D, D
                              angebracht, mit denen Verbindungsstangen G, G in
                              Verbindung stehen. Allein diese Stangen befinden sich hier in horizontaler Stellung,
                              und sind mit senkrechten G', G' verbunden, an deren
                              unteren Enden die vorderen Enden der Trittstangen E, E
                              angebracht sind. Die Hinteren Enden dieser lezteren sind an den stehenden Stangen
                              M, M befestigt. Die Tritte sind demnach an den
                              stehenden Stangen G' und M
                              aufgehängt, und auf den Stangen E, E sind Bretter
                              befestigt, auf welche das Thier zu stehen kommt, und wie beim Gehen und Ziehen seine
                              Kraft ausübt. Man kann statt der Stangen M, M als Träger
                              für die Enden der Tritte auch Reibungsräder anwenden; doch gibt Hr. Curtis den Stangen M, M den Vorzug. Zwischen den Füßen des Thieres kann
                              man, wie in Fig.
                                 2, eine Scheidewand L anbringen, damit die
                              Füße immer nur auf die bestimmten Tritte gesezt werden können. Das Thier wird in ein
                              Kummet gebracht, und die Zugketten I werden an dem
                              Gestelle befestigt, so daß das Thier also ebenso eingespannt ist wie an einem Wagen.
                              Vor dem Thiere befindet sich eine Platform P, auf der es
                              mit seinen Vorderfüßen steht. Zwischen ihr und dem Hinteren Theile E bemerkt man eine an einem Gewinde bewegliche
                              Scheidewand L, damit das Thier bei den Bewegungen, die
                              es macht, immer nur auf die Tritte zu stehen kommt; sie wird niedergesenkt, wenn man
                              das Thier in die Maschine bringen oder aus ihr wieder herausschaffen will. Die
                              Trittstangen E, E laufen, wie durch punktirte Linien
                              angedeutet ist, unter der Platform hin an die Aufhängestangen G', G'. Die schwarzen Fleken H, welche man in
                              Fig. 4
                              sieht, bezeichnen die Stellung der Füße des Thieres auf den Tritten und der
                              Platform. A ist das Gestell der Maschine; C, C sind die Laufräder.
                           Einen anderen Apparat, welcher für gewöhnliche Straßen bestimmt ist, ersieht man aus
                              Fig. 5.
                              Hier ist nämlich das Pferd wie an den gewöhnlichen Gabelfuhrwerken zwischen zwei
                              Gabelstangen B eingespannt, welche mit Hülfe der
                              Schraube F und der Kurbel E
                               emporgehoben oder
                              herabgesenkt werden können, und welche durch das Querstük G mit einander verbunden sind. In lezterem befindet sich eine
                              Schraubenmutter, in der sich die Schraube F bewegt. Die
                              Spize der Schraube bewegt sich in dem fixirten Querstüke K, so daß also die Gabelstangen B durch
                              Umdrehen der Schraube F gehoben oder gesenkt werden
                              können. So weit vorne als möglich ist um das Pferd eine starke Gurte geführt, welche
                              auch an den Gabelstangen festgemacht ist. Wenn das Pferd die Maschine anfänglich
                              durch sein Gewicht und seine Kraft in Bewegung gesezt hat, so schraubt man in dem
                              Maaße, als seine Geschwindigkeit zunimmt, die Gabelstangen allmählich hinauf. Es
                              wird hiedurch ein gewisser Antheil des Gewichtes des Pferdes getragen und auf die
                              Maschine übergetragen, so daß das Pferd längere Schritte und Säze machen kann,
                              gleichwie ein Mensch an einem Velocipede dasselbe zu thun im Stande gesezt ist. Man
                              kann denselben Zwek auch auf verschiedene andere Weist erreichen, z.B. mit einer
                              Feder, welche einer Kutschenfeder ähnlich und an einem über dem Rüken des Pferdes
                              befindlichen Gestelle angebracht ist. Man kann das Thier auch vor dem Wagen
                              einspannen, was den Vorzug vor den Gabeln zu verdienen scheint. Die Aufgabe ist, wie
                              gesagt, die: das Pferd in dem Maaße, als seine Geschwindigkeit zunimmt, von seinem
                              Gewichte zu befreien.
                           In Fig. 6 und
                              7 sieht
                              man eine Vorrichtung, welche anstatt der in Fig. 1, 2, 3 und 4 benuzten
                              Krummzapfenbewegung dienen kann. Bei lezterer muß das Thier nämlich die Bewegung
                              seiner Füße mit der Stellung der Krummzapfen in Einklang sezen; während es bei der
                              hier angegebenen Sperrradbewegung nicht darauf ankommt, ob das Thier einen langen
                              oder kurzen Schritt macht, oder beide Füße zugleich aufsezt. Das Spiel dieser
                              Vorrichtung ist folgendes. B ist die Welle der
                              Treibräder, an welcher ein Sperrrad C fixirt ist. Der
                              Krummzapfen oder der Kloben D dieses Sperrrades läuft
                              frei an der Welle. In die Zähne des Rades greift ein Sperrkegel E, welcher auf gewöhnliche Weise mittelst eines Zapfens
                              an dem Kloben festgemacht ist. An dem Schwänze F des
                              Klobens befindet sich ein Gegengewicht A, dessen
                              Entfernung von dem Mittelpunkte der Welle B durch das
                              Gewicht der Verbindungsstange G und der mit dem vorderen
                              Ende des Klobens in Verbindung gebrachten Tritten regulirt wird. Dieses
                              Gegengewicht, welches sich mit Stellschrauben fixiren läßt, und die Hebelkraft, die
                              es ausübt, muß so berechnet seyn, daß der Tritt in dem Momente, wo das Thier den Fuß
                              von ihm erhebt, wieder in seine frühere Stellung zurükgelangt; wo dann der Kloben
                              zurükläuft und der Sperrkegel in einen anderen Zahn des Rades einfällt, Das Thier
                              läßt sodann abermals seine Füße und seine Kraft auf die Tritte wirken, wodurch den Rädern ein neuer
                              Impuls mitgetheilt wird.
                           Fig. 8 ist
                              eine seitliche Ansicht und ein Durchschnitt; Fig. 9 eine Endansicht und
                              Fig. 10
                              ein Grundriß einer Modifikation der eben beschriebenen Vorrichtung, durch welche
                              gleichfalls aus einer Wechselbewegung eine rotirende abgeleitet werden kann. Die
                              Vorwärts- und Rükwärtsbewegung wird hier bloß durch den Wechsel der
                              Sperrkegel der beiden Sperrräder hervorgebracht. Die Einrichtung des Sperrrades und
                              des Klobens ist im Allgemeinen dieselbe wie in Fig. 6 und 7; nur sind hier an der
                              Welle neben einander zwei Sperrräder und zwei Kloben, der eine rechts und der andere
                              links, angebracht. Die an den gegenüber liegenden Seiten der Welle B befindlichen Verbindungsstangen G, G sind an einem und demselben Tritte befestigt. Es mag hienach der
                              rechte oder der linke Sperrkegel auf die Sperrräder wirken, so wird eine Vor-
                              und Rükwärtsbewegung erzeugt werden. Die Sperrkegel sind durch den Hebel l, l und die gegliederten Stangen m, m auf solche Weise mit einander verbunden, daß durch eine einfache
                              Bewegung des Hebels k das eine Sperrrad in und das
                              andere außer Thätigkeit gesezt wird; und daß, wenn der Hebel senkrecht steht, beide
                              Sperrkegel aufgehoben sind.
                           Der hier abgebildete Apparat ist hauptsächlich für die in Fig. 1 und 2 dargestellte Maschine,
                              an welcher das Thier in senkrechter Richtung arbeitet, eingerichtet. Um ihn auf die
                              in Fig. 3 und
                              4
                              angegebene Modifikation, bei der das Thier in horizontaler Richtung arbeitet,
                              anwendbar zu machen, muß man entweder den Kloben D unter
                              rechten Winkeln mit dem Schwanze F stellen, so daß das
                              Gegengewicht A vermöge seiner Schwere wirken kann, und
                              die horizontalen Tritte gleich mit dem Kloben D
                              verbinden; oder man muß den Kloben D senkrecht belassen,
                              und die Verbindungsstangen G, G, wie man in Fig. 3 und 4 sieht, mit
                              den senkrechten Stangen G', G' verbinden. Die rükgängige
                              Bewegung der Tritte läßt sich mittelst einer Feder oder auf irgend andere Weise
                              vermitteln. Der Wechsel zwischen der Vor- und Rükwärtsbewegung läßt sich
                              ferner auch erzielen, indem man beide Sperrräder und Kloben lose an der Welle laufen
                              läßt, und indem man zu beiden Seiten an derselben Welle verschiebbare Klauenbüchsen
                              anbringt, von denen die eine oder die andere je nach Umständen mit dem rechten oder
                              linken Sperrrade oder Kloben verkuppelt wird.
                           Fig. 11 und
                              12 zeigen
                              eine Modifikation, welcher gemäß man eine größere oder geringere Hebelkraft auf die
                              Krummzapfen oder Räder wirken lassen kann, je nachdem die Maschine sich in Ruhestand
                              oder in Bewegung befindet. Man ist hiedurch in Stand gesezt, in Fällen, wo eine größere
                              Kraftanstrengung erforderlich ist, z.B. beim Abfahren der Maschine, einen längeren
                              Hebel wirken zu lassen, während, wenn der Wagen einmal im Laufe ist, ein kürzerer
                              Hebel und eine raschere Bewegung der Räder genügen. Die Sperrräder und das
                              Gegengewicht sind, was die allgemeine Einrichtung derselben betrifft, den oben
                              beschriebenen ähnlich; das Krummzapfenende ist jedoch länger, so, daß das Ende der
                              Verbindungsstange G, welches in den früheren Fällen
                              durch ein Stiftgelenk an dem Krummzapfen D festgemacht
                              ist, sich längs des Krummzapfens schiebt, und mittelst der Schraube I und der Schraubenmutter K
                              dem Mittelpunkte der Welle näher gebracht oder weiter davon entfernt werden kann.
                              Wenn man nämlich die Kurbel K umdreht, so wird die
                              Schraubenmutter K mittelst der Schraube I an das äußerste Ende des Hebels D gebracht, wo dann die Stange G die durch
                              punktirte Linien angedeutete Stellung einnimmt. Wenn nun in dem Maaße, als die
                              Geschwindigkeit steigt, die Schraubenmutter auf gleiche Weise dem Mittelpunkte näher
                              gebracht wird, so wird dadurch die Hebelkraft vermindert, und mithin bei gleicher
                              Bewegung der Füße des Thieres die Geschwindigkeit der Räder erhöht. Fig. 12 ist eine
                              Endansicht des Hebels D, der Verbindungsstange G, der Schraubenmutter K und
                              der Schraube I.
                           Fig. 13 ist
                              eine Modifikation derselben Vorrichtung, welche jedoch nur in der Gestalt des Hebels
                              D und in der verschiebbaren Schraubenmutter K abweicht. Hier ist nämlich der Hebel massiv, und die
                              Schraubenmutter K eine hohle Scheide, welche sich längs
                              des Hebels schiebt, und welche mittelst des Griffes H
                              vor- und rükwärts bewegt wird. Die Feder I bildet
                              an ihrem unteren Ende ein Winkeleisen und ist mittelst eines Stiftgelenkes an dem
                              Stiele des Griffes befestigt. Wenn die Feder niedergedrükt und dicht an den Griff
                              gebracht wird, was der Fall ist, wenn ein Mann den Griff sammt der Feder mit der
                              Hand erfaßt, so wird ein an dem unteren Ende befindlicher Zapfen aus den für ihn
                              bestimmten Ausschnitten n, n, n gehoben, wo man dann die
                              Scheide und die Verbindungsstange längs des Hebels vor- oder zurükbewegen
                              kann. Läßt man die Feder und den Griff los, so fällt der Zapfen wieder in einen der
                              Ausschnitte n, n, womit die Scheide K wieder an dem Hebel fixirt ist. Man kann auf diese
                              Weise offenbar die Stellung der Verbindungsstange G in
                              Bezug aus den Hebel beliebig modificiren. Fig. 14 ist eine
                              Endansicht derselben Figur; D ist der Hebel; H der Griff; I die Feder;
                              M der Zapfen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
