| Titel: | Beschreibung verschiedener Methoden zur Darstellung eines weißen strengflüssigen Glases, von farbigem Glase und von Farben zur Verzierung von bleifreien Krystallgläsern, nach Hrn. Fontenay, Director der Glasfabrik in Plaine-de-Valsch im Departement der Vogesen. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XCVIII., S. 441 | 
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                        XCVIII.
                        Beschreibung verschiedener Methoden zur
                           Darstellung eines weißen strengfluͤssigen Glases, von farbigem Glase und von
                           Farben zur Verzierung von bleifreien Krystallglaͤsern, nach Hrn.  Fontenay, Director der Glasfabrik
                           in Plaine-de-Valsch im Departement der Vogesen.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Jul. 1839, S. 267.
                        Fontenay, Methode zur Darstellung verschiedener
                           Glaͤser.
                        
                     
                        
                           Die Gesellschaft ertheilte dem Hrn. Fontenay in ihrer lezten Generalversammlung am 16. Jan. l. J.
                              mehrere der von ihr in Betreff der Glasfabrication ausgeschriebenen Preise. Sie
                              theilte nämlich zwischen ihm und Hrn. Bontems, Director der Glasfabrik in Choisy-le-Roi, den
                              Preis von 4000 Fr., den sie für die Fabrication eines strengflüssigen weißen Glases
                              bestimmt hatte; den Preis von 3000 Fr., den sie für die Fabrication eines in der
                              Masse gefärbten Glases oder von sogenanntem doppelschichtigem Glase ausgeschrieben
                              hatte; und endlich auch zwischen ihm und Hrn. Robert den Preis von 3000 Fr., der für die
                              Verzierung bleifreier Krystallgläser ausgesezt gewesen.Man vergleiche hierüber das polyt. Journal Bd. LXIII. S. 461. A. d. R. Wir machen hiemit die Methoden bekannt, die uns von Hrn. Fontenay als die von ihm
                              eingeschlagenen mitgetheilt wurden, wobei wir auf den Bericht verweisen, den Hr.
                              Dumas über die Fabricate
                              der genannten Fabrik erstattete.Wir haben diesen Bericht des Hrn. Dumas im Auszuge im polytechn. Journal Bd. LXXIII. S. 150 bekannt gemacht.
                                    A. d. R.
                              
                           
                        
                           
                           1. Weißes strengflüssiges
                                 Glas.
                           Eine der Grundbedingungen zur Darstellung eines Glases, welches hohen
                              Temperaturgraden zu widerstehen vermag, ist die, daß man einen sehr gut ziehenden
                              Ofen zur Verfügung hat, damit man der Glasfritte die möglich geringste Menge
                              alkalischer Schmelzmittel zuzusezen braucht. Das Glas, welches ich in den Handel
                              bringe, besteht aus:
                           
                              
                                 Sand
                                   63
                                 
                              
                                 Alkalischen Schmelzmitteln
                                   26
                                 
                              
                                 Kalk
                                   11
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 
                              
                                 
                                 100.
                                 
                              
                           Dabei kommt aber zu bemerken, daß sich eine ziemlich
                              beträchtliche Menge Alkali während des Schmelzens verflüchtigt, und daß das
                              fabricirte Glas bei der Analyse ganz andere Mischungsverhältnisse zeigt. Kali
                              verdient bei der Fabrication von strengflüssigem Glase den Vorzug vor dem Natron. Im
                              Allgemeinen läßt sich sagen, daß das Glas um so strengflüssiger wird, je geringer
                              die Anzahl der in ihm enthaltenen alkalischen Basen ist. Ein Glas, in welchem z.B.
                              nur eine einzige derlei Base enthalten ist, ist strengflüssiger als eines, welches
                              ihrer zwei enthält; eines mit zwei Basen schmilzt schwerer als eines mit drei,
                              u.s.f.
                           
                        
                           2. Von den doppelschichtigen
                                 Gläsern.
                           Unter dem Namen doppelschichtige Gläser (verres doubles ou
                                 á deux couches) versteht man weiße Gläser, welche mit einer mehr
                              oder minder diken Schichte eines farbigen Glases überzogen worden. Diese Schichte
                              läßt sich abschleifen, so daß an beliebigen Stellen wieder das weiße Glas zum
                              Vorscheine gebracht werden kann. Die verschiedenen Farben, mit denen ich bisher
                              arbeitete, sind: Blutroth, Rosen- oder Johannisbeerenroth, Blau, Violett und
                              Grün.
                           Roth. Diese Farbe erlange ich mittelst Kupferoxyds,
                              welches ich zu Oxydul reducire, indem ich in dem Augenblike, wo die Glasmasse in
                              Fluß gekommen, eine je nach Umständen verschiedene Menge Eisenfeile, oder noch
                              besser geglühten und gepulverten Hammerschlag in den Tiegel werfe. Das Verhältniß
                              des Zusazes an Kupferoxyd beträgt 1 Proc. der Mischung; das Verhältniß des Eisens
                              wechselt von 1 bis zu 1 1/2 Proc. Um mit diesem Glase zu dubliren oder zu
                              überziehen, nimmt der Arbeiter mit dem Ende seines Blasrohres eine sehr geringe,
                              jedoch der Größe des zu fabricirenden Gegenstandes entsprechende Menge des rothen
                              Glases auf, und bläst hieraus eine Kugel, die er sodann mit dem Blasrohre in einen
                              Tiegel, worin sich weißes Glas befindet, taucht, so daß die rothe Kugel ringsum mit
                              weißem Glase
                              überzogen ist. Er hat dann nichts weiter mehr zu thun als so lange zu blasen und zu
                              formen, als es der Gegenstand erfordert. Wenn dieses Roth schön ausfallen soll, muß
                              es in einer äußerst dünnen Schichte aufgetragen werden, weßhalb es bei dem Gelingen
                              gar sehr auf die Gewandtheit des Arbeiters ankommt.
                           Rosen- oder Johannisbeerenroth. Diese Farbe
                              erlangt man mit Gold, welches in Königswasser aufgelöst werden muß. Diese Auflösung
                              wird an die Glasmasse gesprizt und vollkommen damit vermengt. 12 bis 15 Decigrammen
                              Gold reichen zur Färbung von 3 Kilogr. Glasmasse hin. Man hat mit größter Sorgfalt
                              darauf zu achten, daß die Composition nicht zu lange einer hohen Temperatur
                              ausgesezt bleibt. Ich lasse dieß Glas gewöhnlich verarbeiten, nachdem es 3 bis 3 1/2
                              Stunden der Hize eines Glasofens unterlegen; doch hängt dieß von der Masse ab,
                              welche man zu schmelzen hat. Das Dubliren mit diesem Glase geschieht auf die oben
                              beschriebene Weise.
                           Blau. – Diese Farbe erhält man mit Kobaltoxyd oder
                              wohlfeiler mit dem im Handel sogenannten Zaffer. Die Quantität, in welcher diese
                              Substanz zugesezt wird, wechselt je nach der Intensität des Farbentones, welche man
                              zu erlangen wünscht, von 1 bis zu 3 Proc. Die blaue Farbe muß, da sie mehr
                              Durchsichtigkeit und weniger Ton hat als das Roth und Rosenroth, in weit dikeren
                              Schichten auf das weiße Glas aufgetragen werden. Der Schleifer kann daher auch, je
                              nachdem er mehr oder weniger von dem farbigen Glase wegnimmt, mannichfache
                              Schattirungen erlangen.
                           Violett oder Amethyst.
                              – Manganoxyd, dem eine sehr geringe Menge Kobaltoxyd beigesezt ist, liefert
                              diese Farbe. Das Verhältniß des ersteren wechselt von 2 bis 7 Proc.; jenes des
                              lezteren beträgt kaum einen Tausendtheil.
                           Grün. – Man erhält diese Farbe mit Eisenoxydul und
                              Kupferoxyd. Beide Oxyde können gemeinschaftlich oder einzeln angewendet werden. Das
                              Mischungsverhältniß wechselt von 2 bis zu 5 Proc.
                           Bemerkungen. Die Fritten oder Compositionen, welche man
                              zu dem farbigen Theile der doppelschichtigen Gläser nimmt, sind gewöhnlich
                              bleihaltig. Es ist nicht wohl möglich, in dieser Beziehung bestimmte Regeln und
                              Dosen festzusezen; denn es bedarf eines langen und tiefen Forschens, um farbige
                              Glasmassen zu erlangen, die in Hinsicht auf das Eingehen oder auf die Contraction
                              mit der weißen Glasmasse Harmoniren. Ist dieß nicht der Fall, so sind die
                              doppelschichtigen Gläser sehr zerbrechlich: ein Fehler, der natürlich sorgfältig
                              vermieden werden muß.
                           
                        
                           
                           3. Von den verglasbaren Farben zur
                                 Verzierung bleifreier Krystallgläser.
                           Diese Farben werden mit dem Pinsel und auf ähnliche Weise wie in der Porzellanmalerei
                              aufgetragen. Man brennt sie im Muffelfeuer ein. Da die farbige Schichte sehr dünn
                              ist, so kann man mittelst des Schliffes beliebige Verzierungen erzeugen. Bevor ich
                              jedoch die Bereitung der Farben selbst angebe, will ich von den Flußmitteln
                              sprechen.
                           
                              
                                 Flußmittel Nr. 1.
                                 
                                    
                                    
                                 Calcinirter BoraxMennigSand
                                 662
                                 
                                    
                                    
                                 Man schmilzt u. gießt.
                                 
                              
                           
                              
                                 Flußmittel Nr. 2.
                                 
                                    
                                    
                                 Kohlensaures NatronSand
                                 12
                                 
                                    
                                    
                                 Man schmilzt u. gießt.
                                 
                              
                           
                              
                                 Fußmittel Nr. 3
                                 
                                    
                                    
                                 Geschmolzener BoraxPhosphorsaures
                                    NatronSandSalzsaures SilberMennigTrokenes
                                    Kochsalz
                                 350200150    5  40200
                                 
                                    
                                    
                                 Man schmilzt und gießt.
                                 
                              
                           Die vorzüglichsten Farben sind:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 73, S. 443
                              Blau; Kobaltoxyd; Zinkoxyd; Mennig;
                                 Sand; Flußmittel Nr. 2; Kohlensaures Kali; Flußmittel Nr. 1; Borax
                              
                           Das Blau Nr. 1 muß geschmolzen und dann, nachdem man es gepulvert hat, mit dem
                              vierten Theile seines Gewichtes von dem Flußmittel Nr. 1 vermengt werden.
                           
                              
                                 Violett.
                                 
                                 
                              
                                     Goldpurpur,
                                    an Gold repräsentirend
                                   1
                                 
                              
                                     Flußmittel
                                    Nr. 1
                                 30
                                 
                              
                                 Rosenroth.
                                 
                                 
                              
                                     Goldpurpur,
                                    an Gold repräsentirend
                                   1
                                 
                              
                                     Flußmittel
                                    Nr. 3
                                 30
                                 
                              
                           Purpurroth erhält man durch Vermengung des Rosenroths mit
                              dem Violett.
                           
                           
                              
                                 Gelblichgrün.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Kupferoxyd
                                        Chromoxyd
                                        Flußmittel Nr. 1
                                     1,5
                                        0,2  14
                                 
                                    
                                    
                                 Man schmilzt.
                                 
                              
                           Die übrigen Farben sind die auf Porzellan gebräuchlichen.