| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. CV., S. 459 | 
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                        CV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Dampfschifffahrt zwischen England und Amerika.
                           Die englische Regierung hat einen Contract fuͤr 8 Jahre abgeschlossen, welchem
                              gemaͤß vom Mai 1840 angefangen alle 14 Tage ein Dampfboot von England nach
                              Boston abgehen, und dabei Halifax und Neuschottland beruͤhren soll. Drei
                              Dampfschiffe, jedes zu 1000 Tonnen, sind fuͤr diesen Dienst bestimmt, und die
                              Regierung zahlt jaͤhrlich fuͤr den Transport der Felleisen 270,000
                              Dollars. – Ferner werden in Philadelphia und in England zwei Dampfschiffe
                              gebaut, welche in allen Dingen mit Ausnahme der Maschinen vollkommen gleich werden
                              sollen, und die bestimmt sind zu zeigen, welche Maschineneinrichtung die
                              vortheilhaftere ist. Das eine Boot soll naͤmlich liegende Maschinen mit 10
                              Fuß Kolbenhub, das andere dagegen senkrecht stehende Maschinen mit 7 Fuß Kolbenhub,
                              jedoch von gleicher Kraft, bekommen. Beide Fahrzeuge sollen bei 220 Fuß
                              Laͤnge, 39 Fuß Breite und 23 Fuß Kielraum 4650 Tonnen Ladung halten. (Civil Eng. and Archit. Journal. Aug. 1839.)
                           
                        
                           Capt. Smith's Signal für Dampfboote bei Nebel.
                           Hr. George Smith,
                              Capitaͤn in der koͤnigl. großbrit. Marine, hat kuͤrzlich ein
                              Instrument angegeben, durch welches die Annaͤherung eines Dampfbootes im
                              Nebel kund gegeben werden soll. Dasselbe besteht aus einer Art von Tamtam oder Gong,
                              worauf ein Hammer alle 10 Secunden eine gewisse Anzahl von Schlaͤgen macht.
                              Steuert das Schiff nordwaͤrts, so erfolgt z.B. ein einziger Schlag; steuert
                              es oͤstlich, so erfolgen ihrer zwei; bei suͤdlicher Richtung drei, und
                              bei westlicher vier. Der Mechanismus, durch den der Hammer in Bewegung gesezt wird,
                              soll sehr einfach seyn. Auf Fluͤssen duͤrften einzelne Schlage, die
                              alle zehn Secunden erfolgen, in allen Faͤllen genuͤgen, um die
                              Naͤhe eines Dampfbootes anzuzeigen. (Civil Eng. and
                                 Archit. Journal. Aug. 1839.)
                           
                        
                           Leistungen der älteren und der neueren Dampfmaschinen.
                           Hr. Sims stellte in einem
                              Vortrage, den er in der Truro Institution uͤber
                              die Dampfmaschine hielt, einen Vergleich zwischen den Leistungen dieser Maschine zu
                              Watt's Seiten und heut zu
                              Tage an. Die Leistung der Watt'schen Maschinen konnte
                              hienach einem mittleren Durchschnitte gemaͤß nicht hoͤher angeschlagen
                              werden als zu 15,000,000 Pfd., die mit Verbrauch von einem Bushel Steinkohlen einen
                              Fuß hoch gehoben wurden, wogegen nach dem lezten Monatsberichte der HHrn. Lean die mittlere Leistung von 61
                              Pumpmaschinen 54,000,000 Pfd. betraͤgt. Diese 61 Maschinen verbrauchten
                              innerhalb eines Monates 4283 Tonnen Steinkohlen und hoben damit 41,000,000 Tonnen
                              Wasser 100 Faden hoch. Dieselbe Anzahl Watt'scher
                              Maschinen wuͤrde, um dasselbe zu leisten, 15,418 Tonnen Steinkohlen
                              verbraucht haben, so daß die Tonne Steinkohlen zu 45 Schill, gerechnet an 61
                              Maschinen nunmehr monatlich 8352 und jaͤhrlich gegen 100,000 Pfd. Sterl.
                              erspart werden. Die groͤßte Last, welche noch je von einer Maschine gehoben
                              wurde, ergab sich an einer der Maschinen an den Consolidated Mines in Cornwallis.
                              Sie hob naͤmlich bei jedem Doppelhube, den sie machte, 9000 Pfd., und da dieß
                              neun Mal in einer Minute geschah, so hob sie in 24 Stunden 567,022 Tonnen auf 7 Fuß
                              6 Zoll Hoͤhe! (Mechanics' Magazine, No. 831.)
                           
                        
                           Der Boxtunnel an der
                              Great-Western-Eisenbahn.
                           Eine der groͤßten Schwierigkeiten, welche der Ausfuͤhrung der
                              Great-Western-Eisenbahn im Wege standen, ward durch eine zwischen
                              Chippenham und Bath liegende Anhoͤhe, deren hoͤchster Punkt 400 Fuß
                              uͤber dem Niveau der Bahn gelegen ist, und welche den Namen Boxhill
                              fuͤhrt, veranlaßt. Einen offenen Durchstich durch diese Anhoͤhe zu
                              fuͤhren war unmoͤglich, und fuͤr ebenso unthunlich ward von
                              vielen auch ein Tunnel gehalten. Dessen ungeachtet entschloß sich Hr. Brunel mit der ihm eigenen
                              Kuͤhnheit zu einem Tunnel, welcher 4 3/4 engl. Meilen in der Laͤnge,
                              40 Fuß in der Hoͤhe und 30 Fuß in der Breite bekommen soll. Man begann die
                              Durchbohrung dieser ungeheuren, großen Theils aus feinkoͤrnigem Sandsteine
                              bestehenden Masse im Sommer 1836, und hofft im Jahre 1841 damit zu Ende zu seyn,
                              obwohl man mit unsaͤglichen Muͤhseligkeiten zu kaͤmpfen hatte.
                              Das Wasser, welches aus zahlreichen Felsenspalten sprudelte, machte so große
                              Hindernisse, daß man namentlich in der Regenzeit an der Gewaͤltigung
                              desselben verzweilfelte. Im November 1837 stieg das Wasser der unausgesezten
                              Thaͤtigkeit der Dampfpumpen ungeachtet so sehr, daß es nicht bloß den Tunnel,
                              sondern auch den Schacht bis auf 56'' Hoͤhe fuͤllte, weßhalb die
                              Arbeiten bis zum naͤchsten Julius gaͤnzlich ausgesezt werden mußten,
                              obwohl man noch eine weitere, mit 50 Pferdekraͤften arbeitende Pumpe
                              aufgestellt hatte. Im November 1838 erfolgte ein neuer Wassereinbruch, den man
                              jedoch in 10 Tagen, waͤhrend denen die Maschinen taͤglich 32,000
                              Hogsheads Wasser auspumpten, bemeisterte. Zwischen den Schachten Nr. 7 und 8 ist der
                              Tunnel (eine Streke von 1520 Fuß) beinahe beendigt, und die beiden Contrahenten
                              desselben, welche von den beiden Enden her zu arbeiten begannen, haben mit solcher
                              Genauigkeit und Sicherheit gearbeitet, daß da, wo ihre Bauten zusammentrafen, im
                              Niveau auch nicht ein Haarbreit Differenz zu bemerken war, und daß an den
                              Seitenwaͤnden die groͤßte Abweichung von einer geraden Linie nur 1 1/4
                              Zoll betraͤgt. – Von Chippenham aus ist eine Streke von 2000 Fuß
                              Laͤnge durch so festen Sandstein getrieben, daß auch nicht ein Stein
                              Mauerwerk daran erforderlich war, und daß es auch am Boden nichts weiter bedarf, als
                              daß die Schienen darauf befestigt werden. (Civil Eng. and
                                 Archit. Journal. Aug. 1839.)
                           
                        
                           Ueber Ericsson's Feilenhaumaschine.
                           Wir sahen kuͤrzlich, schreibt die Sheffield-Iris, die Feilenhaumaschine, auf welche die HHrn.
                              Turton und Soͤhne vor ungefaͤhr drei Jahren ein Patent
                              nahmen, in voller Thaͤtigkeit. Man wird sich erinnern, daß man diese Maschine
                              bei dem ersten Bekanntwerden derselben fuͤr ebenso unpraktisch und
                              unbrauchbar erklaͤrte, wie die fruͤheren zu gleichem Zweke bestimmten
                              Maschinen; und daß man bisher allgemein der Ansicht huldigte, daß das Feilenhauen
                              nur mit Menschenarmen bewerkstelligt werden kann. Zeit und Erfahrung haben jedoch
                              gelehrt, daß sich weder der urspruͤngliche Erfinder der Maschine, Hr.
                              Capitaͤn Ericsson, noch die oben genannten
                              Kaͤufer der Erfindung in ihren Hoffnungen und Erwartungen tauschten. Die
                              dermalen in Gang gebrachte Maschine liefert naͤmlich innerhalb derselben Zeit
                              eine weit groͤßere Menge von Feilen, als mit Menschenhaͤnden erzeugt
                              werden koͤnnen, und zwar Feilen, welche in Hinsicht auf
                              Regelmaͤßigkeit und Genauigkeit des Hiebes uͤber denen stehen, die
                              gewoͤhnlich aus den Haͤnden der Feilenhauer hervorgehen. Als wir die
                              Maschine arbeiten sahen, erzeugte sie 18 zoͤllige runde Bastardfeilen, von
                              denen 6 auf einmal in Arbeit waren, und die wirklich einen Hieb von
                              bewundernswerther Regelmaͤßigkeit zeigten. Die Maschine zeichnet sich
                              besonders durch die Einfachheit ihrer Bewegungen und durch einen hoͤchst
                              sinnreichen Mechanismus aus, durch den der Hieb je nach der verschiedenen Dike des
                              Stahles so modificirt wird, daß ex an der Spize mit geringerer Kraft und gegen das
                              dikere Ende hin mit einer Kraft wirkt, welche in dem Maaße waͤchst, als die
                              Dike des Metalls zunimmt. Nicht minder schoͤn waren die Schlichtfeilen, die
                              wir in unserer Gegenwart aus der Maschine hervorgehen sahen. (Mechanics' Magazine, No. 833.)
                           
                        
                           Plant's
                              Maschine zur Abnahme des Haares von Häuten.
                           Das London Journal gibt in seinem Juniushefte, S. 167,
                              folgende Nachweisung uͤber eine Maschine zur Abnahme des Haares von
                              verschiedenen Haͤuten und Fellen, worauf sich Frederick Plant von Bread-Street-Hill in der City of London am 13.
                              Jan. 1834 ein Patent geben ließ. „Man legt die Haͤute oder Felle
                                 auf ein endloses Tuch, und laͤßt sie auf diesem zwischen zwei
                                 Walzenpaaren durchlaufen. Zwischen diesen beiden Walzenpaaren unterliegen sie
                                 der Einwirkung eines
                                 Schneidmessers, dem eine Hin- und Herbewegung nach der Quere gegeben ist,
                                 wobei sie mit der Fleischseite auf einem unbeweglichen Lager ruhen. Unmittelbar
                                 hinter dem Schneidmesser ist eine Stahlplatte fixirt, und diese wird mit einer
                                 Feder so gegen das Fell angedruͤkt, daß sie das Haar aufrichtet und
                                 ausgerichtet erhaͤlt, so lange das Messer auf dasselbe einwirkt. Die
                                 Felle bewegen sich allmaͤhlich unter dem Messer vorwaͤrts, und
                                 werden, wenn sie abgehaart sind, und nachdem sie durch das obere Walzenpaar
                                 gelaufen, auf eine Tafel niedergelegt.
                              
                           
                        
                           Maschinenfabrik für landwirtschaftliche Instrumente in
                              Moskau.
                           Diese Anstalt, welche die Gebruͤder Butenop gruͤndeten und unter dem Schuze der kaiserl. Moskou'schen Akerbaugesellschaft steht, existirt bereits
                              seit fuͤnf Jahren, und hat sich waͤhrend dieser Zeit nicht allein das
                              Vertrauen der Gutsbesizer zu erwerben gewußt, sondern auch die Aufmerksamkeit der
                              Regierung auf sich gelenkt. Der Hr. Finanzminister hat dieser Anstalt eine Anleihe
                              von 65,000 Rubel auf 15 Jahre ohne Zinsen ausgewirkt, um zu ihrer
                              Vergroͤßerung und zur Anlage von Depots landwirtschaftlicher Maschinen in
                              Charkow, Simbirsk und Kiew verwendet zu werden. Diese Beihuͤlfe erlaubte den
                              Gebruͤdern Butenop, ihrer Anstalt eine
                              groͤßere Ausdehnung zu geben und im Jahre 1837: 50 Schmiede, 50 Schlosser, 70
                              Tischler, 70 Zimmerleute und 40 Lehrlinge zu beschaͤftigen.
                           In den Jahren 1836 und 1837 wurden aus dieser Anstalt verkauft:
                           
                              
                                 Dreschmaschinen
                                   232
                                 
                              
                                 Worfelmaschinen
                                 1312
                                 
                              
                                 Haͤkselschneiden
                                   306
                                 
                              
                                 Pfluͤge
                                   382
                                 
                              
                                 Exstirpatoren
                                   120
                                 
                              
                           und außerdem viele andere Gegenstaͤnde.
                           Eine so bedeutende Nachfrage nach landwirthschaftlichen Maschinen und verbesserten
                              Geraͤthen ist wohl ein sicheres Kennzeichen des Vorwaͤrtsschreitens
                              der russischen Landwirthschaft.
                           Außer der Anstalt der Gebruͤder Butenop wurde noch eine Werkstatt fuͤr landwirthschaftliche
                              Maschinen von dem Mitgliede, Hrn. v. Bibikoff, im Raͤsan'schen Gouvernement gegruͤndet,
                              welche Geraͤthe liefert, die ebenfalls gelobt werden. In Jahre 1837 gingen
                              aus dieser Werkstatt hervor:
                           
                              
                                 Dreschmaschinen
                                   7
                                 
                              
                                 Worfelmaschinen
                                 26
                                 
                              
                                 Reiben fuͤr Runkelruͤben und
                                    Kartoffeln
                                 27
                                 
                              
                                 Mohnreiben
                                 13
                                 
                              
                                 Saͤemaschinen
                                   3
                                 
                              
                                 Pfluͤge und andere
                                    Akergeraͤthe
                                 38
                                 
                              
                           Hier sey auch der Ort, um uns mit Dank der Gabe von Modellen landwirtschaftlicher
                              Geraͤthschaften zu erinnern, die Hr. v. Skalon der Gesellschaft aus dem
                              Hohenheim'schen agronomischen Institute mitbrachte.
                           Diese Modelle wurden den Gebruͤdern Butenop
                              uͤbergeben, welche nach denselben schon mehr denn 50 Schwerz'sche Pfluͤge angefertigt und nach verschiedenen
                              Gouvernements abgesezt haben. Ebenso wurde der in Nr. 2 des landwirthschaftlichen
                              Journals beschriebene Schnellakerer des Hrn. Mayer, und die Egge des Hrn. Titoff, sowie viele andere
                              Akergeraͤthe, nach Angabe und Zeichnung russischer Landwirthe, von den
                              Gebruͤdern Butenop angefertigt. Ein Mitglied, Hr.
                              Sazepin, uͤbergab
                              der Gesellschaft kuͤrzlich das Modell eines Saatpfluͤgers seiner
                              Erfindung, nach welchem ebenfalls von den Gebruͤdern Butenop ein Instrument angefertigt wurde, mit dem die Gesellschaft
                              Versuche anstellen lassen wird, deren Resultate spaͤter bekannt gemacht
                              werden sollen. (Aus dem Berichte der kais. Moskau'schen Akerbaugesellschaft.)
                           
                        
                           d'Harcourt's Verbesserungen in der Papierfabrication.
                           Die Verbesserungen in der Papierfabrication, auf welche dem Hrn. George Robert d'Harcourt,
                              Civilingenieur in King William Street in der City of London, am 15. Aug. 1838 ein
                              Patent ertheilt wurde, und die er selbst von einem Auslaͤnder anvertraut
                              erhielt, betreffen die Fabrication von Papier aus Stoffen, die angeblich bisher noch nicht zu diesem Zweke verwendet wurden. Diese Stoffe
                              sind die Blaͤtter und Staͤngel der Aloen und Agaven, die Spelzen des
                              Mays oder tuͤrkischen Kornes; die Staͤngel der Feldbohnen, so wie auch
                              die Staͤngel und Blaͤtter der Feuerbohnen; die Ranken, Blaͤtter
                              und uͤbrigen Theile des Hopfens; die Staͤngel des Reißes, des
                              Spargels, und endlich die Staͤngel und Blaͤtter der Kartoffelpflanze.
                              Alle diese Stoffe werden, wenn sie ihre Reife erlangt haben, sortirt und in kaltem
                              weichem Wasser macerirt, um ihre schleimigen Theile von den faserigen abzuscheiden.
                              Bei kalter Witterung kann man sie auch einem durch Waͤrme
                              beguͤnstigten Gaͤhrungsprocesse unterwerfen. Sind die schleimigen
                              Theile dieser Pflanzenstoffe durch die Maceration hinlaͤnglich erweicht, so
                              entfernt man sie durch Auspressen. Die hiebei zuruͤkbleibenden faserigen
                              Theile werden sodann in ein aus Kalkwasser und Oehl (welches jedoch kein Fischthran
                              seyn darf) bereitetes Gemenge eine hinlaͤnglich lange Zeit eingeweicht, und
                              endlich in einem geschlossenen Gefaͤße unter fortwaͤhrender Agitation
                              der Einwirkung von Dampf ausgesezt. Die auf solche Weise gebleichten Fasern
                              koͤnnen nach dem gewoͤhnlichen Verfahren mit Stampfen in eine
                              Zeugmasse verwandelt werden, die ein sehr brauche bares Papier geben soll. (London Journal. Aug. 1839, S. 322.)
                           
                        
                           Firniß für die Daguerre'schen Bilder.
                           Hr. Arago berichtete in einer
                              Sizung der Akademie der Wissenschaften in Paris uͤber eine hoͤchst
                              wichtige Verbesserung, welche in der Photographie durch Hrn. Dumas gemacht wurde; die Bilder, welche man nach
                              Daguerre's Verfahren (S. 363 in diesem Bande des
                              polytechn. Journals) erhaͤlt, werden naͤmlich durch die geringste
                              Reibung sehr leicht verdorben; der beruͤhmte Kuͤnstler hatte zwar aus
                              Arago's Veranlassung einen Firniß zum Schuz derselben
                              zu bereiten versucht, welcher die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlte, aber die
                              Bilder etwas undeutlich machte, weßhalb er ihn auch nicht anwandte.
                           Hr. Dumas benuzt hiezu eine
                              kochende Aufloͤsung von 4 Theil Dextrin (dessen Bereitung im polytechn.
                              Journal Bd. L. S. 495 angegeben ist) in 5
                              Theilen Wasser: gießt man diese Aufloͤsung auf die Platte, so wird das Bild
                              durchaus nicht veraͤndert; sie troknet darauf zu einem sehr duͤnnen
                              und vollkommen durchsichtigen Firniß ein, welcher ihr sehr stark anhangt und ohne
                              Beschaͤdigung der Zeichnung spaͤter wieder weggewaschen werden
                              kann.
                           Bei Anwendung dieses Firnisses ist man im Stande die Bilder beliebig oft
                              durchzuzeichnen, ohne daß das Original verlezt wird.
                           Wir wollen bei dieser Gelegenheit bemerken, daß Hr. Sylvestre schon vor zwei Jahren das Dextrin zum
                              Firnissen sehr zarter Zeichnungen empfahl und daß sich Hr. Mirbel desselben mit Erfolg fuͤr
                              Zeichnungen auf chinesischem Papier bediente. Hr. Sylvestre nahm auf 2 Theile Dextrin 6 Theile
                              Wasser und 4 Theil Alkohol.
                           Eine nicht unwichtige Abaͤnderung des Daguerre'schen Verfahrens ist die Ersezung des plattirten Kupfers durch
                              versilbertes; die Plattirung laͤßt sich naͤmlich bei aller Vorsicht
                              doch nie an allen Stellen so gleichfoͤrmig adhaͤrirend herstellen wie
                              die Versilberung.
                           Wir wollen hier nicht die Beweise wiederholen, wodurch Hr. Arago die Behauptung zu widerlegen suchte, daß
                              das Verfahren Daguerre's sehr
                              umstaͤndlich ist, und nur bemerken, daß er alle Vorsichtsmaßregeln angab,
                              welche noͤthig sind, um sogleich ein vollkommenes Resultat zu erzielen; in
                              dem Verhaͤltniß als man sich davon entfernt, wird das Resultat
                              natuͤrlich weniger entsprechen. (Echo du monde savant
                                 No. 469.)
                           
                        
                           Ueber den artesischen Brunnen in Grenelle und dessen
                              Temperatur.
                           Man ist gegenwaͤrtig, wie Hr. Arago kuͤrzlich der Akademie in Paris berichtete, an dem
                              artesischen Brunnen, welcher in Grenelle gebohrt wird, bis in eine Tiefe von 483
                              Meter gelangt. In einer Tiefe von 460 Meter veraͤnderte sich das weiße
                              Kreidenlager in eine gruͤnliche Schichte, welche auf die Erreichung des
                              Thonlagers hoffen ließ. Dermalen wurden mit der Sonde schwarze Fragmente heraufgeschafft, so daß das
                              Wasser wahrscheinlich nicht mehr sehr ferne seyn duͤrfte. Die Bestimmung der
                              in dieser Tiefe herrschenden Temperatur ist von hohem Interesse, allein wegen der
                              vielen Ursachen, welche Anlaß zu irrigen Resultaten geben koͤnnen, auch sehr
                              schwierig. So mußte man den Thermometern mit Inder entsagen; und auch der
                              Thermometer á déversement lieferte in
                              Folge der Erschuͤtterungen, die er erlitt, wenn man ihn versenkte, irrige
                              Angaben; denn das gegen das obere Ende geschleuderte Queksilber wurde in die
                              Capillarroͤhre getrieben, wodurch ein rein mechanischer Austritt einer
                              gewissen Metallmenge veranlaßt wurde. Diesem Uebelstande ließ sich durch eine
                              Erweiterung, die man oben anbrachte, abhelfen. Der Loͤffel, in welchem man
                              das Instrument versenkte, mußte mit einer Schnur gefuͤhrt werden, denn der
                              Mulot'sche Apparat entwikelte durch die Reibung an
                              den Roͤhren zu viele Waͤrme. Um sich endlich auch gegen den Einfluß
                              des erhoͤhten atmosphaͤrischen Drukes sicher zu stellen, wurden die
                              Thermometer mit Roͤhren umgeben, und zwar so, daß zwischen dem Instrumente
                              und der Roͤhre ein Raum von einem Millimeter blieb. Bei diesen
                              Vorsichtsmaßregeln gaben 6 Thermometer in einer Tiefe von 481 Meter eine Temperatur
                              von + 27,5° C. Dieß gibt von der Temperatur des Kellers des Observatoriums in
                              Paris ausgegangen, welche in einer Tiefe von 28 Meter + 11,7° C.
                              betraͤgt, eine Zunahme von 1° C. in 29 Meter. (Echo du monde savant, No. 462.)
                           
                        
                           Wohlfeile Methode sich Kohlensäure in festem Zustande zu
                              verschaffen.
                           In der Sizung der Pariser Akademie der Wissenschaften vom 8. Jul. l. J. ward ein
                              Brief des Hrn. Savaresse
                              verlesen, in welchem der Verf. angibt, sich auf folgende Weise Kohlensaͤure
                              in festem Zustande verschafft zu haben. Er comprimirt das kohlensaure Gas in einem
                              Cylinder, welcher 8 bis 10 Liter faßt, und mit einem Hahne von 0,012 Meter Oeffnung
                              versehen ist, bis auf 6 Atmosphaͤren. Die Muͤndung des Hahnes umwikelt
                              er mit einem 6 bis 8 fach zusammengelegten Tuche. Oeffnet man den Hahn, so bildet
                              sich das aus ihm entweichende Gas eine Hoͤhlung in dem Tuche, wobei es sich
                              zum Theil zu einer festen Masse verdichtet. Wenn man das Tuch vorher befeuchtet, so
                              sammelt sich die Kohlensaͤure in Form einer Kugel. (Echo du monde savant, No. 454.)
                           
                        
                           Bowman's
                              Methode thierische Kohle wieder zu beleben.
                           Bei dem Verfahren, nach welchem man die in den Zukerraffinerien gebrauchte thierische
                              Kohle wiederzubeleben pflegt, wird dieselbe in großen Massen in die dazu bestimmten
                              Retorten gebracht. Da die ganze Kohlenmasse hiebei einem sehr hohen Hizgrade
                              ausgesezt werden muß, so wird die Retorte leicht uͤberhizt, und die Folge
                              hievon ist, daß die den Retortenwaͤnden zunaͤchst liegende
                              Kohlenschichte eine Art Verglasung erleidet und ihrer Bleichkraft großen Theils oder
                              gaͤnzlich verlustig wird, bevor noch der innere Theil der Masse in
                              hinreichendem Grade erhizt worden. Diesem Uebel abzuhelfen ist der Zwek eines
                              Patentes, welches sich Hr. Fred.
                                 Bowman, Zukerraffineur in Great Alie-Street in der Grafschaft
                              Middlesex, am 17. Aug. 1835 auf die von einem Auslaͤnder erhaltenen Angaben
                              hin ertheilen ließ. Man soll naͤmlich dem Patenttraͤger gemaͤß
                              die Kohle in einer duͤnnen Schichte auf ein Blech ausgebreitet in einer Art
                              Flammofen unter Umruͤhren anfaͤnglich einer gelinden Hize und hierauf
                              auf einem anderen Bleche einer staͤrkeren Hize aussezen, wobei jedoch die
                              Temperatur nie bis zum Rothgluͤhen getrieben werden darf. Der
                              Patenttraͤger versichert, daß, wenn man bei diesem Verfahren die Hize
                              gehoͤrig gradweise steigert, die Kohle ihre entfaͤrbende Kraft beinahe
                              vollkommen hergestellt erhaͤlt, und daß kein Verlust durch Verglasung eines
                              Theiles derselben entsteht. (London Journal of arts.
                              Jul. 1839.)
                           
                        
                           Ueber Zubereitung des Leinengarns mit Seife.
                           Hr. Angerstein in
                              Klein-Ilsede, welcher seit Kurzem eine neu errichtete Leinen- und
                              Baumwollenweberei betreibt, hat der Direction des Gewerbevereins in Hannover die
                              Beobachtung mitgetheilt, daß Leinengarn, welches mit Seifenschaum gerieben und
                              nachher troken wieder gerieben wurde, so weich wie Baumwollengarn geworden sey, sich mit dem
                              Schnellschuͤzen besser einschießen ließ und als Kettengarn die Schlichte
                              besser annahm. Auf Ersuchen der Direktion ließ Hr. Olfe in Hannover durch einen seiner Weber das
                              bezeichnete Verfahren in Ausfuͤhrung bringen. Das Leinengarn wurde wie
                              gewoͤhnlich mit Buchenasche gekocht, dann in Wasser ausgespuͤlt.
                              Ferner wurde ein Viertelpfund Seife in einem Eimer voll Wasser zu Schaum gerieben,
                              hierin das Garn bearbeitet, dasselbe dann an der Luft getroknet und troken wieder
                              gerieben. Es zeigte sich nun so weich, daß es mit dem Schnellschuͤzen so
                              leicht wie Baumwollengarn verwebt werden konnte; auch beim Schlichten zeigte sich,
                              daß das mit Seife zubereitete Garn die Schlichte leichter und besser annahm als das
                              gewoͤhnliche nicht zubereitete Garn. (Hannov. Mittheil. 18. Lief., S.
                              334.)
                           
                        
                           Rich. Badnall's Verbesserungen in der Teppichfabrication.
                           Hr. Rich. Badnall, Gentleman
                              von Cotton Hall in der Grafschaft Stafford, nahm am 27. Jun. 1838 ein Patent auf
                              Verbesserungen in der Teppichfabrication. Die Beschreibung dieses Patentes lautet im
                              Wesentlichen, wie folgt. „Ich beabsichtige keine Veraͤnderungen in
                                 dem Webeprocesse, sondern schlage bloß vor die Muster, welche die Teppiche
                                 bekommen sollen, mit Seide zu erzeugen, anstatt mit Wolle, die in Weiß oder in
                                 lichten Farben uͤberhaupt nicht genug Effect und Glanz zeigt. Man kann
                                 entweder Seide fuͤr sich allein, oder auch in Verbindung mit anderen zur
                                 Teppichfabrication dienlichen Stoffen nehmen. Ich winde meine Seide wie
                                 gewoͤhnlich von den Straͤhnen ab, dublire und zwirne sie und
                                 faͤrbe sie sodann. Die weitere Verarbeitung derselben zu den zu
                                 erzeugenden Mustern geschieht wie die Verarbeitung des Wollengarnes mit
                                 Huͤlfe des Jacquart oder einer anderen aͤhnlichen
                                 Vorrichtung.“ (London Journal of Arts.
                              Jul. 1839.)
                           
                        
                           Stead's
                              Straßenpflasterung mit Holz.
                           Das London Journal enthaͤlt in seinem lezten
                              Augusthefte einen Auszug aus der Beschreibung des Patentes, welches sich Hr.
                              David Stead, Kaufmann von
                              Great Winchester Street in der City of London, am 19. Mai 1838 auf eine Pflasterung
                              mit Holz geben ließ, die ihm angeblich von einem Auslaͤnder mitgetheilt
                              worden, und welcher in dem Berichte uͤber die kuͤrzlich in London
                              angestellten Pflasterungsversuche ruͤhmlich erwaͤhnt wird. Der
                              Patenttraͤger verwendet hienach Eichen-, Foͤhren-,
                              Buchen- oder irgend ein anderes hartes Holz, aus welchem er sechsekige
                              Bloͤke schneiden laͤßt. Diese Bloͤke werden, um ihnen mehr
                              Haͤrte und Dauerhaftigkeit zu geben, mit Theer, welcher in die Poren
                              eindringt und dieselben ausfuͤllt, gesotten. Man sezt sie, wenn die
                              Straßenunterlage fuͤr sie gehoͤrig zugerichtet und vorbereitet worden,
                              senkrecht auf die Faser, und verbindet sie durch Zapfen oder auf irgend andere
                              geeignete Weise mit einander. Die Zwischenraͤume werden mit Pech oder mit
                              Pech und Sand ausgegossen, was jedoch nicht mit zur Erfindung gehoͤrt. Man
                              kann auch drei- und vierseitige Bloͤke anwenden, in welch lezterem
                              Falle sie jedoch der Diagonale nach quer uͤber die Straße gelegt werden
                              sollen, damit keine bestimmte Verbindungslinie eine ploͤzliche
                              Erschuͤtterung erleiden kann. Weiteres geht aus dem angefuͤhrten
                              Journale nicht hervor.
                           
                        
                           Bericht über Schafzucht in Rußland.
                           Jeder Fortschritt einer Industrie bringt auch wieder neue Beduͤrfnisse
                              fuͤr dieselbe mit sich. Die veredelte Schafzucht, die nunmehr fast allgemein
                              auf den Guͤtern der Grundbesizer im suͤdlichen und innern Rußland
                              eingefuͤhrt ist, erfordert gegenwaͤrtig von der kaiserlichen Moskau'schen Akerbau-Gesellschaft eine ganz andere
                              Art von Beiwirkung, als es vor zwoͤlf Jahren erforderlich war. Jezt ist es
                              weniger noͤthig, die Landwirthe zu Anlagen von Schaͤfereien
                              aufzumuntern und sie auf die Vortheile, die sie aus ihnen ziehen koͤnnen,
                              aufmerksam zu machen. Man muß sich vielmehr bemuͤhen, Verbesserungen
                              einzufuͤhren, eine bessere Behandlung der Wolle zu veranlassen,
                              hauptsaͤchlich aber den Wollhandel in einen solchen Zustand zu versezen,
                              welcher, ohne ihn zu einem Monopol zu machen, doch die Schafzuͤchter
                              ruͤksichtlich des angewandten Capitals sicher stellen, ihnen fuͤr ihre Muͤhe eine
                              angemessene Belohnung verschaffen, den Fabrikanten aber und den
                              auslaͤndischen Abnehmern Buͤrgschaft gewaͤhren wuͤrde,
                              Wolle von der verlangten Beschaffenheit und zu angemessenen Preisen zu erhalten. In
                              Uebereinstimmung mir diesen Beduͤrfnissen verfuhr die Gesellschaft auf
                              zweierlei Weise; sie bemuͤhte sich: erstens die russischen
                              Schafzuͤchter mit den beruͤhmtesten Werken auslaͤndischer
                              Landwirthe uͤber diesen Gegenstand bekannt zu machen, und zweitens: die
                              genauesten Notizen ruͤksichtlich der Bestaͤnde der russischen
                              Schaͤfereien und der Ursachen, die ihrem Gedeihen hinderlich seyn
                              koͤnnten, einzusammeln.
                           Die Auswahl der Werke betreffend, war sie der Meinung, daß allgemeine Regeln und
                              Anweisungen schon in hinreichender Menge in russischer Sprache gedrukt
                              waͤren, sowohl in Auszuͤgen und kuͤrzeren Aufsaͤzen, die
                              sich in den ersten drei Jahrgaͤngen des Journals fuͤr
                              Schafzuͤchter gedrukt befinden, als auch durch Uebersezung der Werke
                              Jotam's, Koppe's und Schmalz's. Die Gesellschaft hielt es daher fuͤr noͤthig, von
                              dem Allgemeinen in das Speciellere uͤberzugehen, zur Belehrung in dem mehr
                              Wissenschaftlichen der Schafzucht, ohne welches tiefere Eingehen in die Sache keine
                              solide und sichere Fortschritte moͤglich sind. – Die Abhandlungen, die
                              in diesem Sinne in das Journal fuͤr Schafzucht aufgenommen wurden,
                              koͤnnen in folgende Abtheilungen gebracht werden:
                           I. Den Unterhalt der Schafe betreffend: Elsner: 1)
                              „Wie muß es der Schafzuͤchter anfangen, um die Race seiner
                                 Schafe zu verbessern?“ 2) „Ueber die Nothwendigkeit der
                                 Bildung guter Schaͤfer;“ 3) „Anweisung fuͤr
                                 Schafzuͤchter, gegruͤndet auf Versuche und Beobachtungen, die in
                                 den besten saͤchsischen Schweizereien angestellt wurden.“
                              Loͤhner: „Ueber die Erhaltung der Schafe
                                 im gefunden Zustande, und von der Classification und Numerirung der
                                 Schafe.“
                              Wagner: „Ueber die Merinos und ihre
                                 Wolle.“
                              
                           II. Die Fuͤtterung betreffend: B. Petri's vortreffliche Abhandlung:
                              „Ueber die Fuͤtterung des Viehes mit Schnittwerk.“
                              Schmalz: „Ueber das Weiden der Schafe auf
                                 Brachfeldern.“
                              Tollar: „Ueber die Vortheile der
                                 Stallfuͤtterung der Schafe mit Wurzelwerk “ Boussingault:
                              „Ueber die Quantitaͤt der naͤhrenden Bestandteile in
                                 verschiedenen Futterarten.“
                              
                           III. In Betreff der Wolle: Wagner: „Ueber die
                                 Eigenschaften und die Behandlung der Wolle.“
                              Elsner: „Das Waschen der Wolle.“
                              Féburier: „Beschreibung des
                                 Waschverfahrens, wie es in Frankreich, Deutschland, Spanien und England
                                 eingefuͤhrt ist.“
                              Baumé: „Vergleichende Uebersicht des
                                 Preises und des Werthes der Wolle;“ und Petri: „Untersuchung der Feinheit der Wolle der
                                 vorzuͤglichsten Schafracen.“
                              
                           Petri sammelte Proben der vorzuͤglichsten Arten
                              von Wolle aus allen Gegenden der Erde und bestimmte ihre Feinheit mit dem
                              Dollond'schen Wollmesser. Das feinste Lammhaar zeigte nach seiner Messung 3–4
                              Grad. Solche Wolle kommt gar nicht in den Handel. Die beste russische Electa aus den
                              Schaͤfereien des Fuͤrsten Kotschudei und
                              des Grafen Nesselrode hat 6–7 Grad, und steht
                              daher keiner Art von Merinoswolle nach. Die gemeine russische Wolle hat 55 Grad, die
                              schlenskische 22 Grad. (Man vergleiche Corda's Resultate S. 299 in diesem Bande des polyt. Journals.) Diese
                              Abhandlungen, besonders die von Baumé und Petri, koͤnnen dazu dienen, unsere
                              Schafzuͤchter damit bekannt zu machen, welche Eigenschaften der Wolle auf den
                              europaͤischen Maͤrkten und von den Manufacturisten unerlaͤßlich
                              gefordert werden, und welche Maͤngel vermieden werden muͤssen, wenn
                              sie wuͤnschen, daß ihre Wolle Absaz im Auslande finden soll.
                           Beschreibungen oͤrtlicher Verfahrungsarten in Betreff der Schafzucht in
                              auslaͤndischen Schaͤfereien enthielten nachstehende Abhandlungen: a) gegenwaͤrtiger Zustand der Schafzucht in
                              Frankreich, und b) Schafzucht in Spanien.
                           Als die saͤchsische Regierung zum ersten Male Merinos aus Spanien kommen ließ,
                              schikte sie Commissare dahin, mit Instructionen, in denen alle wesentlicheren Punkte
                              in Betreff der Pflege und der Fuͤtterung der spanischen Schafe
                              beruͤksichtigt waren. Die Abhandlung, die in das russische Journal
                              aufgenommen wurde, enthielt von Vogler, einem jener
                              saͤchsischen Commissaͤre, die Antwort auf jene Fragen.
                           Die Abhandlung von Hrn. Sutei,
                              einem Londoner Wollsortirer: „Anweisung, wie die Schafzucht und
                                 Wollsortirung in Australien verbessert werden koͤnnte“, kann
                              auch russischen Schafzuͤchtern als Anweisung dienen. Die Erfahrungen, die uns
                              in den erwaͤhnten Abhandlungen sowohl, als in Aussaͤzen, wie folgende: „Von
                                 dem gegenwaͤrtigen Zustande der preußischen
                                 Schaͤfereien“; „Einfuͤhrung von veredelter
                                 Schafzucht in Nordamerika“ und „Beschreibung der Anstalten
                                 zur Foͤrderung veredelter Schafzucht in Mecklenburg“
                              mitgetheilt werden, geben den russischen Schafzuͤchtern die
                              Moͤglichkeit an die Hand, sich sowohl uͤber den allgemeinen Zustand
                              und den Gang der europaͤischen Wollproduction, als auch uͤber die
                              zeitgemaͤßen Anspruͤche des Handels und der Manufacturisten an die
                              Wollproducenten, aufzuklaͤren.
                           Aus demselben Grunde wurden auch zu seiner Zeit Nachrichten uͤber den Gang des
                              Wollhandels auf den bekanntesten in- und auslaͤndischen
                              Wollmaͤrkten gegeben, namentlich uͤber den Markt zu Lemberg, Berlin,
                              Warschau, Charkow und Ekatherinoslaw; von dem Gange der Geschaͤfte der St.
                              Petersburg'schen Compagnie fuͤr Schafzucht in Suͤdrußland, und von den
                              Fortschritten der Neubeerberg'schen Schaͤferei, die von dem Grafen Wasiltschikoff, Fuͤrsten Kotschubei, Herrn Seniaͤwin und Baron Bissing gegruͤndet wurde.
                           Unterdessen fanden sich viele Landwirthe durch die uͤbermaͤßige
                              Verbreitung der Merinos und durch das dadurch herbeigefuͤhrte Sinken der
                              Preise der feinern Wollsorten bewogen, ihr Augenmerk auf Erzeugung von Kammwolle zu
                              richten. Aus dem Briefwechsel des Hrn. Direktors der Gesellschaft mit Hrn. Kaulei, einem englischen Kaufmanne,
                              der im Journal fuͤr Schafzuͤchter abgedrukt wurde, ist zu ersehen, was
                              fuͤr bedeutende Vortheile man von der Zucht der langwolligen englischen
                              Schafe erlangen koͤnnte, und unter welchen Bedingungen Hr. Kaulei sich bereit erklaͤrt
                              hat, in der Naͤhe von Moskau eine Heerde Leicester'scher und Tofanter'scher
                              Schafe einzufuͤhren. Nach seiner Angabe gibt ein Schaf jener beiden Racen im
                              Mittel 10 1/2–12 1/2 Pfd. (7 1/2–9 bayer. Pfd.) Wolle von der
                              Laͤnge von 8–12 Zoll, und wiegt im gut gefuͤtterten Zustande
                              5–6 Pud (1 1/2–1 4/5 Cntr.), so daß ein Schaf 2 1/2–3 Pud
                              (70–90 Pfd.) Talg gibt.Die Leicester-Schafe finden nach dem Urtheil erfahrner Landwirthe ihr
                                    bestes Gedeihen nur unter einem feuchten Klima
                                    auf grasreichen nahen Weiden im Sommer und bei saftigem Winterfutter, welche
                                    Erfordernisse, namentlich ein feuchtes Klima, in vorzuͤglichem Grade
                                    in England gegeben sind. Herr Baron von Lotzbek und Hr. Baron von Eichthal haben mit
                                    großen Geldopfern Original-Leicester-Heerden aus England nach
                                    Bayern kommen lassen. Allein die Erfolge der Zuͤchtung haben gezeigt,
                                    daß ungeachtet der aufmerksamsten Fuͤtterung und Haltung doch die
                                    Nachkommen an Koͤrpergroͤße und Wollertrag merklich
                                    zuruͤkgingen, aller Wahrscheinlichkeit nach deßwegen, weil das Klima
                                    auf dem Flachlande Bayerns zur Erhaltung der Eigenthuͤmlichkeiten
                                    jener Schafrace zu troken ist. Von den nach Bayern gekommenen
                                    Original-Leicester-Schafen haben einzelne Stuͤke zwar
                                    6–7 bayerische Pfund Wolle gegeben. im Durchschnitt ganzer Heerden
                                    trafen aber auf das Stuͤk nur 4 Pfd. Und selbst von den
                                    groͤßten Muͤttern betrug das lebende Gewicht nur
                                    120–130 Pfd. Diese im Großen gemachten Erfahrungen beweisen
                                    wenigstens, wie nothwendig es sey, vor der Einfuͤhrung fremder
                                    Viehracen die Bedingungen ihres Gedeihens genau kennen zu lernen, um nicht
                                    durch uͤberspannte Lobeserhebungen angereizt – fruchtlos große
                                    Opfer zu bringen. A. d. R. Die Gesellschaft hat außerdem noch mehrere andere Aufsaͤze,
                              ruͤksichtlich dieses Gegenstandes, druken lassen, und in einer ihrer lezten
                              Sizungen, auf Vorschlag des Hrn. v.
                                 Samarin, den Director der Gesellschaft beauftragt, mit Hrn. Kaulei wegen Anschaffung einer
                              Heerde Leicester'scher Schafe zu unterhandeln. Die Gesellschaft zweifelt nicht, daß
                              die Einfuͤhrung der langwolligen englischen Schafe in Rußland moͤglich
                              und vorteilhaft sey.
                           Ein Gegenstand von dringendster Notwendigkeit ist die Herausgabe eines Handbuchs
                              uͤber Behandlung der Schafkrankheiten. Auf Veranstaltung der Gesellschaft
                              wurde schon der Anfang durch Uebersezung und Herausgabe von Beschreibungen der in
                              unserm Klima am haͤufigsten vorkommenden Schafkrankheiten gemacht. Die in
                              dieser Hinsicht erschienenen Aufsaͤze sind folgende: Gruͤnwald: „Beobachtungen uͤber die paralytische
                                 Schwaͤche der Laͤmmer;“
                              „von der Gelbsucht der Schafe;“
                              „von der Schafrinde.“
                              Kanert: „Beobachtungen uͤber die
                                 Schafpoken;“ und Schrader:
                              „Kurze aber vollstaͤndige Anweisung zur Heilung der
                                 Schafkrankheiten.“ Diese Abhandlungen wurden auf Veranstaltung der
                              Gesellschaft gedrukt und vertheilt. Auch wurde von der Gesellschaft beschlossen, mit
                              der Herausgabe der Beschreibung von Schafkrankheiten, der Nachfrage gemaͤß,
                              fortzufahren.
                              Gegenwaͤrtig ist die Abhandlung: „Ueber das Hinken der
                                 Laͤmmer“ unter der Presse; ein Unternehmen, welches der Hr.
                              Commerzienrath Schiraeff
                              auf eigene Kosten zu bestreiten unternommen hat.
                           Die Verbindungen der Gesellschaft mit ihren Correspondenten haben keine Unterbrechung
                              erlitten. Außerdem, daß sie Nachrichten aus fast allen Gouvernements, in denen man
                              sich mit Schafzucht beschaͤftigt, erhielt, haben auch viele Mitglieder
                              thaͤtigen Antheil an den Beschaͤftigungen der Gesellschaft genommen.
                              Der ehemalige Generalgouverneur des oͤstlichen Sibiriens, Hr. v. Bronewski, und das Mitglied, Hr.
                              Basnin, ertheilten der
                              Gesellschaft fortwaͤhrend Nachricht uͤber den Zustand der veredelten
                              Schafzucht in Ostsibirien. Nach dem Zeugniß des Hrn. General Bronewsky verdankt die sibirische
                              Schafzucht sehr viel den Bemuͤhungen und dem Eifer des Hrn. Oberstlieutenants Slobin, welcher
                              auch eine Anweisung zur Schafzucht fuͤr die dortigen Gegenden schrieb. Das
                              Mitglied, Hr. Schumakoff,
                              stellte der Gesellschaft einen sehr beachtenswerthen Aufsaz zu: „Ueber die
                                 Landwirthschaft, namentlich in Bezug auf die veredelte Schafzucht im
                                 Dneprow'schen Kreise“ und einen andern nicht weniger interessanten:
                              „Anweisung fuͤr diejenigen, welche veredelte Schafzucht in
                                 Neurußland einzufuͤhren wuͤnschen.“ Beide
                              Aufsaͤze enthalten viele interessante Bemerkungen uͤber den Zustand
                              der Schafzucht in jenen Gegenden, uͤber die Ursachen, welche die Ausbreitung
                              dieser Industrie verzoͤgern, uͤber die Krankheiten, die dort am
                              haͤufigsten die Schafe befallen, und Berechnungen, aus denen hervorgeht, daß
                              daselbst die Schafzucht auch dann noch Vortheil bringt, wenn die Preise der feinern
                              Wolle auch bis auf 25 Rbl. per Pud heruntergehen
                              sollten. Die Berechnungen des Hrn. Schumakoff werden uͤbrigens durch die Angaben des Hrn.
                              Demol bestaͤtigt,
                              die sich in seinem „Handbuche fuͤr die Schafzuͤchter
                                 Neurußlands“ befinden. Hr. Demol zeigt durch vergleichende Berechnungen, daß unter drei Arten
                              von Hausthieren, deren Zucht die Landwirthe Neurußlands besonders
                              beschaͤftigt, den Pferden, Ochsen und Schafen, die leztern bei weitem den
                              groͤßten Gewinn bringen.
                           Hr. Kiriakoff theilte der
                              Gesellschaft sehr befriedigende Nachrichten von dem Zustande der Schafzucht im
                              Cherson'schen Gouvernement mit: „Das Streben, Schafzucht bei sich
                                 einzufuͤhren,“ schreibt Hr. Kiriakoff, „ist bei uns allgemein
                                 geworden. Die deutschen Colonisten namentlich beschaͤftigen sich mit dem
                                 besten Erfolge mit der veredelten Schafzucht. Sie verbreitet sich
                                 uͤberhaupt so allgemein, daß die Pferdezucht, die fruͤher bei uns
                                 einen der wichtigsten Zweige landwirthschaftlicher Industrie ausmachte, nicht
                                 allein in Verfall geraͤth, sondern ihrem gaͤnzlichen Untergange
                                 nahe ist.“
                              
                           Hr. Skiadan theilte der
                              Gesellschaft einen sehr interessanten Aufsaz mit: „Ueber das
                                 vorteilhafteste Verhaͤltniß zwischen der Anzahl von Teglos
                                 (Bauerfamilien), zu der Menge von Schafen und Land, und uͤber die
                                 Vermehrung der Einkuͤnfte der Guͤter durch veredelte
                                 Schafzucht.“ Nach seinen Berechnungen bringt die veredelte Schafzucht
                              in allen Gegenden Rußlands, wo der Preis des Heues nicht hoͤher als 25 Kop.
                              per Pud, und der des Strohs nicht hoͤher als
                              1 Rubel per Fuhre ist, auch dann noch Vortheil, wenn die
                              Wolle zum Preise von 15 Rubel per Pud verkauft werden
                              sollte, ein Preis, der uͤbrigens nie vorkommen kann.
                           Hr. Rimsky-Korsakoff theilte der Gesellschaft seine Bemerkungen
                              „Ueber das zeitige Lammen“ mit. „In Betreff der
                                 Verbreitung der Schafzucht“ bemerkte er, „daß sie sich in
                                 den Steppen ungemein vermehre; sogar in Gegenden, wo man bis jezt die veredelte
                                 Schafzucht nicht kennt, bemuͤhe man sich, die gemeine Schafrace zu
                                 verbessern. Die Wolle, die aus jenen Gegenden auf die Markte gebracht werde,
                                 zeige sich merklich besser, als fruͤher; die Huͤter hatten
                                 aufgehoͤrt, die Wuͤsche im ersten besten schmuzigen
                                 Fluͤßchen vorzunehmen, sie fangen an, die Staͤlle reiner zu
                                 halten, und brachten auch ungewaschene Wolle zu Markte, bei deren Verkauf sich
                                 Kaͤufer und Verkaͤufer besser staͤnden.“
                              
                           Hr. v. Samarin theilte eine
                              Beschreibung seiner Schaͤferei im Suͤßranskischen Kreise mit, welche
                              eine besondere Beruͤksichtigung der Landwirthe verdient, weil die darin
                              mitgetheilten Berechnungen einen sehr großen Zeitraum umfassen und deßhalb den
                              uͤberzeugendsten Beweis der Vortheile der Schafzucht gewaͤhren. In
                              dieser Beschreibung heißt es: „Vom Jahre 1809 bis zu Ende 1836 wurden
                                 fuͤr die Schaͤferei verausgabt 114,272 Rubel. In diesem
                                 Zeitraͤume wurde dagegen nicht allein dieses Capital wieder
                                 zuruͤkbezahlt, sondern auch noch außerdem die Summe von 361,977 Rubel
                                 gewonnen, wobei der Bestand der Heerde, aus 18,520 Stuͤk Schafen, gar
                                 nicht in Anschlag gebracht wurde.“
                              
                           B. Petri theilte der Gesellschaft die Beschreibung seiner
                              Schaͤferei spanischer Schafe bei Wien mit. In dieser Abhandlung befindet
                              sich, außer der interessanten Beschreibung dieser Heerde, auch noch eine fuͤr
                              russische Schafzuͤchter wichtige Bemerkung uͤber Verbesserung der
                              Heerden durch Inzucht.
                           Das Handelshaus Schlitter in Lauenburg an der Elbe schlug
                              der Gesellschaft seine Vermittelung bei Ankauf von Schafen in Deutschland,
                              namentlich in Sachsen, Boͤhmen, Mecklenburg und Preußen vor, und versprach
                              einen Rabatt von 50 Proc. gegen die fruͤher gezahlten Preise. Die
                              Gesellschaft theilte diesen Vorschlag ihren Mitgliedern mit.
                           Der Hr. Generalmajor
                                 Schamscheff schikte an den Direktor der Gesellschaft Wollproben von
                              Ziegen und von Schafen, die er aus Persien mitgebracht hatte. Diese Wolle, besonders
                              die von den Ziegen, war vorzuͤglich wegen ihrer Laͤnge und Weichheit
                              beachtenswert!). Die Gesellschaft erklaͤrte ihre Bereitwilligkeit, die
                              Kaufleute auf diese Wolle aufmerksam zu machen.
                           Im Allgemeinen nahmen fast alle Mitglieder der Gesellschaft an ihren Arbeiten Theil,
                              auch erhielt sie neuerdings Nachrichten uͤber den Bestand folgender
                              Schaͤfereien der Herren:
                           
                              
                                 A. P.
                                 
                                    Wassiltschikoff
                                    
                                 5,957 Stuͤk.
                                 
                              
                                 S. N.
                                 
                                    Kotschubey
                                    
                                 5,083   –
                                 
                              
                                 A. W.
                                 
                                    Wassiltschikoff
                                    
                                 7,896   –
                                 
                              
                                 
                                 
                                    Galagan
                                    
                                 3,203   –
                                 
                              
                           Theilweise Beschreibungen von Schaͤfereien erhielt die Gesellschaft von den
                              Mitgliedern: Hrn. Larionoff,
                              eine sehr interessante Mittheilung uͤber die Einfuͤhrung veredelter
                              Schafzucht bei seinen Bauern, Hrn. Rimsky-Korsakoff, Bemerkungen, die Einfuͤhrung
                              veredelter Schafzucht in waldigen Gegenden betreffend; von den Herren Kondiby, Sussalin, Gorlenko, Lesewitzky, Kolesnikoff,
                              Baron Wolf, Sumarokoff, Klepazky und Bantisch.
                           Die Wollsortiranstalt sezt ihre Arbeiten unter der Protektion der Gesellschaft
                              fort.
                           In den lezten zwei Jahren wurden folgende Quantitaͤten spanischer Wolle
                              sortirt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 73, S. 468
                              Von den HHrn.
                                 Schafzuͤchtern; Von den HHrn. Fabrikanten; Zoͤglinge wurden
                                 aufgenommen; Eintretende; Maͤnner; Austretende; Am 1. Januar 1838
                                 befanden sich in der Anstalt an Wolle; Von den HHrn. Schafzuͤchtern; Von
                                 den HHrn. Fabrikanten
                              
                           Die an die Anstalt abgelieferte Wolle wurde fuͤr die Summe von 50,000 Rbl.
                              Ass. assecurirt.