| Titel: | Theoretische und auf Erfahrung gegründete Untersuchungen über die Reactionsräder; von Hrn. Combes. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. VII., S. 24 | 
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                        VII.
                        Theoretische und auf
                           Erfahrung gegründete Untersuchungen über die Reactionsräder; von
                           Hrn. Combes.
                        Aus den Comptes
                                 rendus, März 1841, No. 13.
                        Combes' Untersuchungen über die
                           Reactionsräder.
                        
                     
                        
                           Der erste Theil dieser Abhandlung handelt von den Maschinen oder
                              Rädern, in welchen das Treibwasser circulirt, indem es sich
                              dabei von der verticalen Drehungsachse entfernt, und welche
                              keine Zuleitungsrohren haben, aber vorne mit beweglichen Röhren
                              versehen sind, in der Art, daß das Wasser in den
                              Eintrittsöffnungen dieser leztern mit einer absoluten, senkrecht
                              auf die Achse gerichteten Geschwindigkeit ankommt. Es sind Segner'sche Räder, die aus sehr
                              zahlreichen und kurzen aneinander gränzenden Röhren bestehen.
                              Meine Versuche habe ich dann auch auf Räder ausgedehnt, worin
                              das Wasser circulirt, indem es sich dabei der Achse nähert, und
                              welche mit Zuleitungsröhren versehen sind. Der lezte Theil der
                              Abhandlung endlich bezieht sich auf die Saugmaschinen, womit
                              Wasser oder Luft gehoben werden soll.
                           
                        
                           
                           Von den Maschinen
                                 ohne Zuleitungsröhren.
                           Euler gab in seiner ersten Abhandlung
                              über die Reactionsräder von Segner
                              (Abhandlungen der Berliner Akademie vom J. 1751) für die
                              Ausflußgeschwindigkeit des Wassers aus den beweglichen Röhren
                              dieser Räder die Gleichung
                           V = √(2gH + w²r₁²),
                           aus welcher er schloß, daß die absolute
                              Geschwindigkeit des die Maschine verlassenden Wassers nur dann
                              Null seyn könnte, wenn die Geschwindigkeit der Kreisbewegung
                              unendlich wäre.
                           Er nimmt an, daß der Druk des Wassers auf die Eintrittsöffnungen
                              der beweglichen Röhren vergrößert wird, wie wenn die flüssige
                              Masse, welche den Raum zwischen der Achse und diesen Oeffnungen
                              einnimmt, von der Kreisbewegung der Maschine selbst angeregt
                              wäre, und er folgert daraus, daß obige Gleichung in allen Fällen
                              angewendet werden kann, wie wenn die Röhren bis zur Achse
                              verlängert wären.
                           Aus den Gleichungen für die Bewegung von Flüssigkeiten, welche
                              ich bei einem ähnlichen System in meiner ersten Abhandlung über
                              den Ventilator mit CentrifugalkraftPolytechn. Journal Bd.
                                       LXIX, S. 128. aufgestellt habe, folgt: daß wenn man die Reibung außer
                              Acht läßt, die von Euler gegebene
                              Formel wahr seyn wird, ohne daß es nöthig wäre, eine Vermehrung
                              des Drukes, der aus der Kreisbewegung der flüssigen Centralmasse
                              entstehen soll, anzunehmen, für den Fall, wo die Geschwindigkeit
                              des Wassers beim Eintritt in die beweglichen Röhren keine
                              Veränderung erleiden wird. In allen andern Fällen wird ein
                              Verlust an lebendiger Kraft bei diesem Durchgang eintreten, und
                              die Entfernung der Eintrittsöffnungen von der Achse, so wie die
                              anfängliche Neigung der Röhren gegen die Tangenten des
                              Kreisumfanges, welcher durch diese Oeffnungen beschrieben wird,
                              werden in die Gleichung eintreten, welche den Werth der
                              Ausflußgeschwindigkeit angibt.
                           Berüksichtigt man nun die Reibung des Wassers im Innern der
                              beweglichen Röhren und die Verminderung der Geschwindigkeit,
                              welche das Wasser beim Durchgang durch die Eintrittsöffnung,
                              welche diesen Röhren vorangeht, erleidet oder erleiden kann, so
                              ergibt sich:
                           1) wenn man die Achsen der beweglichen Röhren auf die Richtung
                              der Drehungsgeschwindigkeit, welche die Zutrittsöffnungen
                              annehmen, um einen Winkel neigt, der bestimmt ist durch die
                              Gleichung
                           cot α =
                              – r₀/r₁ × A/A₁,
                           
                           worin A und A₁ die respectiven Flächen der Eintrittsöffnung
                              und der Ausströmungsöffnungen, r₀ und r₁ die
                              Entfernungen dieser Oeffnungen von der Drehungsachse sind, so
                              wird die doppelte Bedingung, daß der Eintritt des Wassers in die
                              beweglichen Röhren ohne Stoß, und der Austritt aus denselben
                              ohne absolute Geschwindigkeit stattfindet, für eine
                              Umlaufgeschwindigkeit, welche nicht unendlich ist, erfüllt
                              seyn;
                           2) daß diese Winkelgeschwindigkeit von der Reibung und von der
                              Verminderung der theoretischen Geschwindigkeit beim Durchgang
                              durch die Eintrittsöffnung abhängig ist;
                           3) daß für dieselbe Geschwindigkeit die ganze Arbeit des
                              Wassergefälles durch die Widerstände, welche aus der Reibung des
                              Wassers in der Maschine entstehen, aufgezehrt wird, so daß die
                              auf die Maschine übertragene Arbeit Null seyn wird.
                           Bei den Maschinen dieser Art, welche zum Heben von Wasser oder
                              zum Aufsaugen von Luft angewendet werden, ist es unmöglich, daß
                              die zwei Bedingungen des Eintritts ohne Stoß und des Austritts
                              ohne absolute Geschwindigkeit gleichzeitig erfüllt werden, weil
                              die Geschwindigkeitshöhe hier negativ wird, also auch der Werth
                              der Winkelgeschwindigkeit imaginär wird, für welchen diese Höhe
                              gleich wäre der durch die Reibung des Wassers im Innern der
                              Maschine verlornen Höhe.
                           Wenn man die Achsen der beweglichen Röhren dieser Maschinen auf
                              die Richtung der Umdrehungsgeschwindigkeit w
                              r₀ unter einem stumpfen
                              Winkel neigt, der aber kleiner ist als derjenige, welcher der
                              Bedingung entspricht,
                           cot. α =
                              – r₀/r₁ × A/A₁,
                           so wird, wenn das Rad sich mit einer
                              solchen Geschwindigkeit bewegt, daß das Treibwasser ohne Stoß in
                              die Röhren tritt, es dasselbe mit einer absoluten
                              Geschwindigkeit verlassen, welche nicht Null, aber so schwach
                              seyn kann, daß die zugehörige Höhe ein kleiner Bruch des ganzen
                              Gefälles ist. Beim Bauen oder wenigstens beim Entwerfen eines
                              ähnlichen Rades kann man die durch die Reibung des Wassers im
                              Innern der beweglichen Röhren verlorene Höhe annähernd schäzen,
                              welche Höhe ich dem Quadrat der relativen
                              Ausflußgeschwindigkeit, multiplicirt mit einem numerischen
                              Coefficienten, der nur von der Form der Röhre abhängt,
                              proportional annehme.
                           Berüksichtigt man dann, daß in dem Falle, wo das Wasser die
                              Geschwindigkeit beim Eintritt in die beweglichen Röhren ändert,
                              sich ein Verlust an Gefälle oder an lebendiger Kraft ergibt,
                              welche man nach dem Lehrsaz von Carnot berechnet, und beachtet in der Rechnung die
                              durch die Verminderung der Geschwindigkeit beim Durchgang durch
                              die Einströmungsöffnung verlorne Höhe, so kommt man auf eine
                              Endgleichung des zweiten Grades, welche das durch das Rad
                              aufgewendete Wasservolumen unter einem gegebenen Gefälle, als
                              Function der Winkelgeschwindigkeit, die es annimmt, gibt.
                           Für gewisse Fälle nimmt dieses Volumen sehr wenig mit der
                              Winkelgeschwindigkeit zu, weil zwischen der durch den Stoß beim
                              Eintritt in die beweglichen Röhren verlornen lebendigen Kraft
                              und den aus der Vergrößerung der Umdrehungsgeschwindigkeit
                              resultirenden Kräften eine Ausgleichung stattfindet.
                           Man kann auch die Höhe des verlorenen Gefälles den verschiedenen
                              Winkelgeschwindigkeiten entsprechend berechnen, welche verlorne
                              Höhe aus vier Größen besteht:
                           1) Aus der durch die Contraction beim Durchgang durch die
                              Einströmungsöffnung verlornen Höhe, welche dem Quadrate der
                              Geschwindigkeit der Flüssigkeit durch diese Oeffnung
                              proportional ist.
                           2) Aus der Höhe, welche dem Geschwindigkeitsverlust, der durch
                              den Stoß beim Eintritt in die beweglichen Röhren stattfindet,
                              entspricht.
                           3) Aus dem Verlust an Höhe durch die Reibung des Wassers in den
                              beweglichen Röhren, welcher dem Quadrat der relativen
                              Ausflußgeschwindigkeit proportional ist. Mit dem Verlust durch
                              Reibung fällt der durch die Contraction, welche bei den
                              Ausflußöffnungen statthaben kann, zusammen.
                           4) Aus der Höhe, die der absoluten Endgeschwindigkeit entspricht,
                              und welche dem Quadrate dieser Geschwindigkeit proportional
                              ist.
                           Man kann noch die Höhe hinzufügen, welche der Reibung des Wassers
                              an den Flächen des Rades entspricht, wenn es sich unter Wasser
                              dreht, welche nach der Methode berechnet werden kann, die Hr.
                              Poncelet in seiner Abhandlung
                              über Fourneyron's Turbinen befolgte;
                              sie ist dem Cubus der Umdrehungsgeschwindigkeit des Rades
                              proportional, und steht in umgekehrtem Verhältniß zu dem
                              Wasservolumen, welches das Rad vertreibt.
                           Man muß also untersuchen, welche Winkelgeschwindigkeit dem
                              größten Nuzeffect des zu entwerfenden Rades entspricht, und wird
                              darnach den Entwurf desselben modificiren, indem man die
                              anfängliche Neigung der Röhren, ihre Formen, oder die
                              Verhältnisse ihrer Oeffnungen verändert.
                           Meine Versuche hatten zum Zwek zu ermitteln, wie weit die
                              Erfahrung mit den theoretischen Resultaten übereinstimmt.
                           Ich habe zuerst zwei Modelle versucht, welche in der Größe,
                              Anzahl und der Form der beweglichen Röhren unter sich
                              verschieden waren, bei welchen aber die
                              anfänglichen Neigungen, das Flächenverhältniß der Ein-
                              und Ausströmungsöffnungen, und das Verhältniß; der an diesen
                              Flächen gezogenen Radien-Vectoren, identisch war. Für
                              jedes derselben bestimmte ich annähernd den numerischen
                              Coefficienten der Reibung in den beweglichen Röhren. Der
                              Rechnung nach müßte eines dieser Modelle vortheilhafter als das
                              andere seyn.
                           Die Erfahrung hat dieses Resultat auch bestätigt. Das Modell,
                              welches die geringere Anzahl beweglicher Röhren hatte, bei
                              welchem der annähernd geschäzte numerische Coefficient der
                              Reibung der größte gewesen seyn würde, hat als größten Nuzeffect
                              36 bis 37 Procent gegeben, während das andere nur 45 Proc.
                              gab.
                           Das Wasservolumen, welches von jedem dieser zwei Räder verbraucht
                              wurde, und zwar bei einer Winkelgeschwindigkeit, welche von 20
                              bis 57 Met. bei dem einen, und von 13 bis 50 Met. bei dem andern
                              variirte, stimmte bis auf 6/100 genau mit dem durch die Formel
                              berechneten überein; durch eine geringe Veränderung des
                              Reibungscoefficienten, welcher nur durch eine ungefähre
                              Annäherung bestimmt war, würden offenbar Resultate erlangt
                              worden seyn, die sich weit mehr dem wirklichen Wasseraufwande
                              genähert hätten. Die Formel ergab für das eine wie für das
                              andere Rad einen kleinern Aufwand, als der für die
                              Geschwindigkeiten gleich Null beobachtete war. Es ist klar, daß
                              in diesem Falle die allgemeinen Gleichungen nicht angewendet
                              werden können; die Röhren des Rades werden alsdann Röhren oder
                              Aufsäze, die schief auf den Wänden eines Reservoirs befestigt
                              sind.
                           Daß die Berechnung die auf das Rad übertragene Arbeit nicht mit
                              derselben Genauigkeit wie den Aufwand an Wasser gibt, läßt sich
                              leicht erklären, weil ein dem Reibungscoefficienten beigelegter
                              irriger Werth weit mehr Einfluß auf den berechneten Werth der
                              übertragenen Arbeit, als auf den berechneten Wasseraufwand hat,
                              und weil die Formel keinen Ausdruk für die durch die Reibung
                              zwischen den festen Theilen der Maschine aufgezehrte Arbeit
                              enthält.
                           Dessen ungeachtet war der Unterschied zwischen der berechneten
                              Arbeit und der durch Beobachtung, mit Hülfe des Prony'schen Zaums bestimmten,
                              gleichbedeutend mit dem Unterschied zwischen dem berechneten und
                              gemessenen Wasseraufwand. Das Resultat der Rechnung entfernte
                              sich weit mehr von dem beobachteten bei den Versuchen, wo die
                              relative Geschwindigkeit des eintretenden Wassers der Art war,
                              daß der Stoß des Wassers gegen die Scheidewände des Rades in
                              umgekehrter Richtung zur Bewegung des Rades gerichtet war, als
                              bei denjenigen, wo dieser Stoß in die Richtung dieser Bewegung
                              geleitet war; die Ursache davon ist leicht einzusehen. In Folge
                              der schiefen Richtung auf die Achse der Röhre, unter welcher sich
                              die flüssige Masse darbietet, müssen sich offenbar zwei Wirbel
                              bilden, einer außen ganz nahe an der Mündung der Röhre, und der
                              andere innen, welcher leztere sich bis auf eine ziemliche
                              Entfernung von der Einströmungsöffnung erstreken kann. Diese
                              Wirbel bilden sich auf den entgegengesezten Seitenwänden, je
                              nachdem der Stoß in der einen oder der andern Richtung erfolgt.
                              Der erste Wirbel erzeugt eine Wirkung ähnlich derjenigen, wenn
                              man die anfängliche Neigung der Achse der Röhre verändert, so
                              daß sie sich der Richtung der relativen Geschwindigkeit des
                              ankommenden Wassers nähern würde, wodurch sich in jedem Falle
                              der Verlust an lebendiger Kraft beim Eingang vermindert. Der
                              zweite Wirbel scheint in kurzen Röhren, wie die unserer Räder
                              sind, bedeutend auf die Richtung der relativen
                              Ausflußgeschwindigkeit der Flüssigkeit influenciren zu müssen,
                              welche in einem Falle, wenn nämlich der Stoß in der Richtung der
                              Bewegung erfolgt, sich der an den äußern Radumfang gezogenen
                              Tangente nähern, in dem andern Falle hingegen sich davon
                              entfernen würde.
                           Bei den Versuchen, von denen ich eben gesprochen habe, war das
                              Wasser durch nichts verhindert, durch die Reibung in die
                              drehende Bewegung der obern Fläche des Rades ein wenig
                              mitgerissen zu werden; ich habe zwei ebene, feste Diaphragmen
                              angebracht, welche dieser Bewegung vorbeugten. Sie schienen mir
                              einen schädlichen Einfluß auf die dem Rade mitgetheilte Wirkung
                              auszuüben.
                           Die Anwendung der Formeln zeigte mir an, daß ich die auf das Rad
                              übertragene nüzliche Arbeit vermehren würde, indem ich die Größe
                              der Ausströmungsöffnungen der beweglichen Röhren, während alles
                              Uebrige dasselbe bleibt, verminderte; ich habe diese Veränderung
                              gemacht, und der übertragene Nuzeffect stieg von 45 auf 50 Proc.
                              der aufgewendeten Arbeit. Bei dem so veränderten Modelle gab die
                              Formel den den verschiedenen Winkelgeschwindigkeiten
                              entsprechenden Wasseraufwand mit einer weit größeren Annäherung
                              als das erstemal, nämlich für alle Geschwindigkeiten, die weder
                              zu groß noch zu klein waren, denn für leztere ist sie
                              fehlerhaft.
                           Die Abweichung zwischen der berechneten und der durch den Zaum
                              gemessenen Arbeit war auch beträchtlich vermindert für
                              diejenigen Geschwindigkeiten, welche ein wenig unter derjenigen
                              waren, wobei die Richtung der relativen Geschwindigkeit des
                              einströmenden Wassers tangential auf die von den Seitenwänden
                              der Röhren gebildeten Schaufeln gerichtet ist.
                           Die Rechnung gab einen geringeren Effect als der beobachtete für
                              kleinere Geschwindigkeiten, und einen viel zu großen für größere
                              Geschwindigkeiten, wo das Wasser die Schaufeln bei seinem
                              Eintritt in die Röhren von Hinten traf.
                           Ich habe die Ausströmungs-Oeffnungen noch mehr
                              verkleinert; die mit diesem Modelle gemachten Versuche führten
                              auf eine Untersuchung, welche ich hier nicht vornehmen kann.
                           
                        
                           Von den Rädern,
                                 welchen das Wasser durch Röhren zugeführt wird.
                           Ich komme nun auf die mit Röhren zum Zuleiten des Wassers
                              versehenen Räder.
                           Ich bemerke zuerst, daß man durch eine sehr einfache Gleichung
                              das Verhältniß ausdrüken kann, welches zwischen den Flächen der
                              Einströmungs- und Ausströmungs-Oeffnungen der
                              beweglichen Röhren, ferner zwischen den Entfernungen dieser
                              Oeffnungen von der Achse und zwischen den Neigungswinkeln der
                              Zuleitungs- und der beweglichen Röhren gegen die
                              Tangenten an den Kreisumfang, welcher durch die
                              Eintrittsöffnungen der beweglichen Röhren beschrieben wird,
                              bestehen muß, damit das Rad das Wasser ohne Stoß empfangen und
                              ohne absolute Geschwindigkeit verlassen kann.
                           Diese Relation ist:
                           cot β =
                              cot α + r₀/r₁ × A/A₁,
                           in welcher β der Neigungswinkel der Zuleitungsröhren, und
                              α die Neigung der
                              beweglichen Röhren gegen die zu der Fläche A (worauf die festen und beweglichen
                              Röhren endigen) tangirenden Ebenen ist.
                           Diese Relation sezt allein voraus, daß die Oeffnungen der festen
                              und der beweglichen Röhren dieselbe Weite in der auf die
                              Richtung der Umdrehungsgeschwindigkeit w
                              r₀ senkrechten Richtung
                              haben, und daß von beiden hinlänglich viele vorhanden sind,
                              damit man annehmen kann, daß die respectiven Oeffnungen, welche
                              in einer und derselben Fläche liegen, gegenseitig unter sich in
                              dem Verhältniß der Sinuse der Neigungswinkel β und α stehen, wie es Euler in seiner in den Denkschriften der Berliner
                              Akademie im Jahre 1754 erschienenen Abhandlung angenommen hat;
                              endlich daß alle diese Röhren ganz und gar gefüllt seyen. Diese
                              Relation ist nicht von den Gesezen der Mechanik abgeleitet, sie
                              ist folglich unabhängig von der Höhe des Gefälles und von dem
                              Werthe der Reibungscoefficienten. Es ist ein einfaches
                              geometrisches Verhältniß, und wenn ihm Genüge geleistet wird,
                              kann man versichert seyn, daß wenn das Wasser mit einer gewissen
                              Winkelgeschwindigkeit ohne Stoß in das Rad tritt,
                              es auch ohne absolute Geschwindigkeit dasselbe verlassen wird,
                              und umgekehrt.
                           Die Winkelgeschwindigkeit und der Wasseraufwand, unter welchen
                              der doppelten Bedingung Genüge geleistet wird, werden von der
                              Höhe des Gefälles und von den passiven Widerständen, die das
                              Wasser in der Maschine findet, abhängen. Diese
                              Winkelgeschwindigkeit könnte selbst imaginär werden, wann einer
                              der Winkel α oder β gewisse Gränzen
                              überschreitet, welche von dem Gefälle und von den Reibungen
                              abhängen; sie kann endlich verschieden von derjenigen seyn,
                              welche dem Maximum der auf das Rad übertragenen Arbeit
                              entspricht, und sie wird diese nothwendig übertreffen, wenn das
                              Volumen des aufgewendeten Wassers sich in demselben Sinne
                              verändert, wie die Umdrehungsgeschwindigkeit.
                           Bei wiederholt und sehr sorgfältig angestellten Versuchen mit
                              einem ähnlichen Rade, welches das Wasser innen aufnahm, um es
                              außen abzugeben, und wobei der oben gegebenen Gleichung sehr
                              nahe entsprochen war, fand ich, daß die Geschwindigkeit, welche
                              dem Maximum der übertragenen Arbeit entspricht, sich wirklich
                              sehr wenig von derjenigen entfernte, für welche die Summe der
                              durch den Stoß und die absolute Endgeschwindigkeit des Wassers
                              verlornen Höhen ein Minimum war. Die beweglichen Röhren dieses
                              Rades hatten überdieß eine geringe Länge und ziemlich großen
                              Querschnitt, so daß die Reibung des Wassers in ihrem Innern viel
                              geringer seyn mußte, als bei den Rädern ohne Zuleitungsröhren,
                              von denen ich zuerst gesprochen habe. Gleichwohl hat sich der
                              größte Nuzeffect nur in dem Verhältniß von 50 zu 55 in runder
                              Zahl vergrößert. Ich schloß daraus, daß das Uebermaaß der
                              Reibung bei den Rädern ohne Zuleitungsröhren zum Theil durch
                              eine andere Ursache des Widerstandes in den andern Rädern müsse
                              ausgeglichen werden, und ich zweifle nicht, daß man es einer
                              weit größern Verminderung der theoretischen Geschwindigkeit des
                              Wassers beim Durchgang durch die Zuleitungsröhren werde
                              zuschreiben müssen. Wenn diese theoretische Geschwindigkeit von
                              einem Coefficienten abhängt, der nicht viel über 0,80 oder 0,82
                              beträgt, so folgt daraus der wichtige Schluß, daß diese
                              Maschinen nur dann mit Vortheil arbeiten können, wenn die
                              Geschwindigkeit durch die Zuleitungs-Oeffnungen geringer
                              als die Geschwindigkeit ist, welche aus dem ganzen Gefälle
                              folgt, und daß folglich der Wasseraufwand weit geringer mit dem
                              Rade ist, als wenn es weggenommen wäre.
                           Diese Bemerkungen sind aber auf eine sehr bestimmte Art sowohl
                              durch meine frühem Versuche bestätigt, als auch durch
                              diejenigen, wovon ich noch zu berichten habe.
                           
                           Bekanntlich hat der verstorbene Manoury d'Ectot kurz vor dem Jahre 1812 ein Rad construirt,
                              welches unter Wasser gehen sollte, aus ebenen verticalen
                              Schaufeln gebildet war, die zwischen zwei horizontalen Scheiben
                              angebracht waren und das Wasser von Innen empfing, um es nach
                              Außen auszugießen. Der Raum zwischen zwei aufeinanderfolgenden
                              Schaufeln hatte die Form divergirender Aufsäze, und da man im
                              Voraus nicht versichert seyn kann, daß diese Aufsäze das Wasser
                              als ganz und gar damit gefüllt ausgießen würden, so ist es wenig
                              wahrscheinlich, daß die auf die Hypothese der Stetigkeit der
                              Flüssigkeit gegründeten Berechnungen darauf angewendet werden
                              können. Aber wenn man das Treibwasser von Außen statt von Innen
                              eintreten läßt, so daß es sich bei seiner Circulation der Achse
                              nähert, so wird man convergirende Aufsäze haben, und die
                              Gleichungen für die Bewegung der Räder mit Röhren werden auf
                              dieses System anwendbar seyn, welches dann bloß ebene Schaufeln
                              enthält.
                           Ich habe ein Modell von einem ähnlichen Rade ausführen lassen,
                              welches 15 Centimeter im äußern Durchmesser hatte und mit 36
                              ebenen Schaufeln versehen war, die an dem äußern Umfang der
                              Scheibe anstoßend nur 7 Millimeter breit waren. Die Flächen der
                              Schaufeln schnitten den innern Umfang unter einem Winkel von
                              5°9'. Um das ganze Rad herum brachte ich 36 ebene
                              Leitschienen an, welche eine kreisrunde Reihe von
                              Ableitungsrohren bildeten, die um 10° auf die Tangente
                              geneigt waren; dieser Winkel von 10° war berechnet nach
                              der Formel
                           Cot β =
                              cot α × r₀/r₁ . A/A₁.
                           Das Modell, unter einem Gefäll von 0,35 Met. angebracht, gab mir,
                              indem es 2 1/2 Liter Wasser in der Secunde verbrauchte, als
                              größten Nuzeffect 50 Proc. der aufgewendeten Arbeit. Für die dem
                              Maximum des Nuzeffectes entsprechende Geschwindigkeit war die
                              doppelte Bedingung des Eintritts ohne Stoß und des Ausganges
                              ohne absolute Geschwindigkeit nahezu erfüllt. Als die 36 ebenen
                              Leitschienen durch 38 Leitschienen ersezt wurden, welche nach
                              einem Kreisbogen gekrümmt waren, der zu dem innern Umfang
                              tangirte und auf dem äußern ungefähr normal stand, und die
                              nöthigen Bedingungen, damit das Wasser ohne Stoß eintreten und
                              ohne Geschwindigkeit austreten konnte, ebenfalls erfüllt waren,
                              betrug das Maximum des Nuzeffectes nicht mehr als 43 Proc. Hier
                              war die Reibung des Wassers durch die beweglichen Röhren gewiß
                              viel geringer, als in dem ersten Fall; aber die Geschwindigkeit
                              des Wassers durch die Zuleitungsrohren war fast derjenigen
                              gleich, welche aus dem Gefälle folgt. Ein directer Versuch,
                              wobei man das Rad wegnahm und das Wasser frei durch
                              die Zuleitungsröhren ausströmen ließ, ergab als Werth des
                              Coefficienten für die Verminderung der theoretischen
                              Geschwindigkeit 0,826; diese Erfahrungen sind völlig
                              übereinstimmend mit meiner obigen Bemerkung über die Wichtigkeit
                              des Gefällverlustes in Folge der Contraction des Wassers bei
                              seinem Durchgang durch die Zuleitungsröhren.
                           
                        
                           Von den
                                 Saugmaschinen.
                           Der beträchtliche Einfluß der Reibung und der Contraction in den
                              Röhrenmaschinen muß noch um vieles stärker in den Saugmaschinen,
                              z.B. den Ventilatoren, seyn, wenn der Unterschied zwischen dem
                              innern und äußern Druk etwas groß ist. In meiner Abhandlung über
                              die Ventilatoren, und selbst in meinem Traité de l'aérage habe ich diese
                              Ursache der passiven Widerstände nicht gehörig berüksichtigt.
                              Ich mußte folglich diese Arbeit noch einmal durchsehen, oder
                              lieber sie gänzlich umarbeiten. Ich habe bei dieser Gattung von
                              Maschinen die Erfahrung gemacht, daß es von Vortheil ist, die
                              Zuleitungsröhren wegzulassen und die Zahl der Flügel so viel als
                              möglich zu vermindern, was gerade das Umgekehrte von dem ist,
                              was bei den Treibrädern stattfindet, wo es vortheilhaft ist, sie
                              sehr zu vermehren. Ich gebe endlich in diesem lezten Theile der
                              Abhandlung die Theorie und die Regeln zur Construction der
                              Schraube zum Luftansaugen oder ausblasen, welche kürzlich durch
                              einen Mechaniker in Belgien, Hrn. Motte, zum Ventiliren der Bergwerksgänge angewendet
                              wurde, und die, wie ich glaube, schon vorher zum Ventiliren des
                              untern Raumes der Schiffe von Hrn. Sochet angewendet wurde.
                           Die Schraube, von welcher es sich hier handelt, arbeitet ganz
                              anders als die sinnreiche Maschine, welche den Namen ihres
                              Erfinders, Hrn. Cagniard-Latour, führt; sie ist der
                              Archimed'schen Schraube analog, wenn das Ende des Rohres ganz in
                              das Wasser eingetaucht seyn und sie sich um eine verticale Achse
                              drehen würde. Euler gab eine Theorie
                              der so wirkenden Schraube im Vten Band des Nouveaux Commentaires de
                                 Pétersbourg. Jakob Bernoulli hat ebenfalls in den Memoiren der Akademie
                              von Petersburg im Jahre 1786 eine Abhandlung über die Maschine,
                              die er pitotienne nennt, und welche
                              auf eine ähnliche Art arbeitet, mitgetheilt.
                           Endlich hat sich Hr. Navier in den Notes sur l'Architecture hydraulique de
                                 Bélidor damit beschäftigt.
                           
                        
                           Allgemeine Regeln
                                 zur Construction.
                           Nachdem ich die Ursachen, welche bei den Rädern mit Röhren jeder
                              Art Einfluß auf den Effectverlust haben, angezeigt, und die theoretischen Grundsäze ihrer Herstellung gegeben habe, will
                              ich mit der Angabe eines allgemeinen Grundsazes endigen, der auf
                              alle diese Apparate anwendbar ist, und die praktische Regel für
                              ihre Construction bildet.
                           1) Ein Rad mit Röhren wird für alle Gefälle mit gleichem
                              Vortheile arbeiten, wenn man die Volume des aufgewendeten
                              Wassers proportional den Quadratwurzeln der Gefälle nimmt, und
                              die respectiven Winkelgeschwindigkeiten denselben Quadratwurzeln
                              proportional;
                           2) zwei ähnliche Räder, aber von verschiedenen Dimensionen, unter
                              dasselbe Gefälle gesezt, werden mit gleichem Vortheil arbeiten,
                              wenn die aufgewendeten Wassermengen proportional den Quadraten
                              ihrer Lineardimensionen, und die Winkelgeschwindigkeiten im
                              umgekehrten Verhältnisse eben dieser Dimensionen genommen
                              werden.
                           Diese Grundsäze bleiben für alle Reibungs- und
                              Contractions-Coefficienten gültig. Es ist dabei bloß
                              vorausgesezt, daß die aus diesen beiden Ursachen entstehenden
                              Widerstände den Quadraten der Geschwindigkeiten proportional
                              sind, was nahezu der Fall ist, wenn die Geschwindigkeiten etwas
                              groß sind.
                           Aus diesen Voraussezungen kann man folgern, daß wenn man einmal
                              ein Rad construirt hat, welches mit Vortheil unter einem
                              bekannten Gefälle und bei einem genau gemessenen Wasseraufwande
                              functionirt, dieses Rad als Muster für die Construction aller
                              andern wird dienen können.
                           Wenn man das Gefälle und die für das zu erbauende Rad
                              aufzuwendende Wassermenge kennt, so macht man es ähnlich dem
                              Musterrade; seine Lineardimensionen müssen aber zu den
                              Dimensionen des ersten Rades im geraden Verhältniß der
                              Quadratwurzeln der aufzuwendenden Wassermengen und im
                              umgekehrten Verhältnisse der vierten Wurzeln aus den Höhen des
                              Gefälles stehen; seine Winkelgeschwindigkeit muß zu der des
                              Musterrades im geraden Verhältniß der vierten Wurzeln aus den
                              Kubikzahlen der Höhen des Gefälles, und im umgekehrten
                              Verhältnisse der Quadratwurzeln aus den Wassermengen stehen.
                           Ich theile in der Abhandlung (woraus dieser Auszug entnommen ist)
                              auch die Berechnung und die Einrichtung eines Rades ohne
                              Zuleitungsröhren mit, welches entworfen ist, um einen Kubikmeter
                              Wasser bei einem Meter Gefälle zu verbrauchen. Die Einzelheiten
                              der mit dem Rade verbundenen und sich mit ihm drehenden Schüze,
                              wodurch man die Höhe des ganzen Rades dem nach der Jahreszeit
                              veränderlichen Wasservolumen anpassen kann, sind auf der
                              Zeichnung im zehnten Theile der wirklichen Größe ausgeführt.