| Titel: | Bericht des Hrn. Iwan Schlumberger über Caron's Centrifugal-Trokenmaschine (Hydro-extracteur, Wasserauszieher genannt). | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XV., S. 60 | 
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                        XV.
                        Bericht des Hrn. Iwan
                              Schlumberger über Caron's
                           Centrifugal-Trokenmaschine (Hydro-extracteur, Wasserauszieher
                           genannt).
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhausen,
                              1841, No. 65.
                        Mit Abbildungen auf Tab. I.
                        Schlumberger, über Caron's
                           Centrifugal-Trokenmaschine.
                        
                     
                        
                           Der Ursprung dieser Maschine datirt sich vom Jahr 1836, wo Hr.
                              Penzoldt zuerst ein Patent auf
                              ihre Erfindung nahm. Sie bestand damals bloß aus einem Cylinder
                              aus Weißblech, von beiläufig 20 Centimeter (7 Zoll 5 Lin. franz.
                              Maaß) Durchmesser, welcher mit einer hölzernen Welle versehen
                              war, die man durch einen Mann an ihrer Kurbel horizontal
                              umdrehen ließ; die Bestimmung der Maschine war Wäsche zu
                              troknen. Im J. 1837 machte Hr. Penzoldt einige Veränderungen an derselben und nahm
                              neuerdings ein Patent darauf; er ließ die Achse oder Welle
                              vertical durch eine an ihr angebrachte Trommel vermittelst eines
                              Seils drehen.Diese Maschine ist im polytechn. Journal Bd. LXXVI. S. 30
                                    beschrieben und abgebildet. Ungeachtet aller Abänderungen konnte er aber die
                              Resultate, welche er davon erwartete, nicht erzielen; damals nun
                              ließ er durch Hrn. Caron mehrere
                              solcher Maschinen nach einem kleinen Modell ausführen; ihre
                              Construction gestattete jedoch nicht, sie anzuwenden. Da nun der
                              erste Erfinder die Maschine nicht so weit zu vervollkommnen im
                              Stande war, daß sie zum Troknen der Zeuge hätte gebraucht werden
                              können, so stellte Hr. Caron
                              seinerseits Versuche an, und erst im Monat Mai 1838 gelang es
                              ihm, eine kleine Maschine von 50 Centimeter (1 Fuß 6 1/2 Zoll)
                              Durchmesser für die HHrn. Blanc und
                              Comp. (Besizer einer Anstalt zum
                              Appretiren von Shalws bei Paris) zu construiren.
                           Diese kleine Maschine war aber bei weitem noch nicht vollkommen
                              genug, und erst nach vielen Versuchen brachte sie Hr. Caron auf ihre gegenwärtige
                              Construction; die Geschwindigkeit für eine Maschine von 1 Meter
                              (3 Fuß 11 Lin.) Durchmesser, welche 100 Kilogr. Baumwollenzeuge
                              faßte, betrug nämlich damals nicht über 400 bis 500 Umgänge in
                              der Minute. Hr. Caron kam um diese
                              Zeit auf die Idee, an diesen Maschinen eine progressive Bewegung
                              anzubringen, auf deren Erfindung er auch im J. 1839 ein Patent
                              nahm. Mit diesem Motor und indem er das Seil, welches immer
                              glischte, durch ein Räderwerk ersezte, gelang es ihm mit weniger
                              Kraftaufwand als früher, Maschinen von 1 Meter Durchmesser bei
                              derselben Belastung mit Zeugen, 1500 Umgänge in der Minute
                              machen zu lassen. Er trieb diese Geschwindigkeit sogar auf 2000
                              Umgänge in der Minute, hielt es aber für klug, 1500 Umgänge bei
                              dem angegebenen Durchmesser nicht zu überschreiten.
                           Die Maschinen, welche Hr. Caron
                              gegenwärtig fabricirt, kosten (in Paris) bei einem Durchmesser
                              von
                           
                              
                                 1 Meter (1' 11''')
                                 2300
                                 Frank.
                                 
                              
                                 1    
                                    –     5 Cent. (3' 2''
                                    9''')
                                 2500
                                 –
                                 
                              
                                 1    
                                    –  
                                    10    –    (3'
                                    4'' 7''')
                                 2600
                                 –
                                 
                              
                           Zum Troknen von Kattunen werden hauptsächlich solche von 1 Met. 5
                              Centim. Durchmesser, für Wollenzeuge aber von 1 Met. 10 Cent.
                              verlangt; sie müssen in der Minute 1400 bis 1500 Umgänge bei
                              einer Beschikung mit 125 Kilogr. Zeug machen, wobei eine
                              Pferdekraft erforderlich ist. Hr. Caron hat bereits 51 solcher Trokenmaschinen abgesezt,
                              hauptsächlich in Paris und dessen Umgegend, dann in Louviers,
                              Elbeuf, St. Denis, Ronen und Mülhausen.
                           Um die Leistungen der Centrifugal-Trokenmaschine mit der
                              gewöhnlichen WringemaschineDie Wringemaschine
                                    (Ausringmaschine) besteht bekanntlich bloß aus zwei über
                                    einander gelagerten hölzernen Walzen, von denen die
                                    untere durch Elementarkraft bewegt, die obere durch
                                    einen belasteten Hebel bloß aufgelegt wird. zu vergleichen, ließ Hr. Risler sechs Baumwollstüke von 50 Meter Länge, so wie
                              sie aus dem Wasser kamen, zwischen den Walzen der Wringemaschine
                              so stark auspressen, als es bisher je geschah, worauf sie 47 1/2
                              Kilogr. wogen; als man sie dann noch 7 Minuten in der
                              Centrifugal-Trokenmaschine ließ, wogen sie nur mehr 39
                              1/4 Kilogr., so daß sie darin 8 1/4 Kil. verloren. Leztere
                              Maschine entzieht also einem Stük 1 38/100 Kil. Wasser mehr als
                              die Wringemaschine.
                           Man hat den Einwurf gemacht, daß der Aufwand an Handarbeit beim
                              Troknen der feuchten Stüke hauptsächlich im Aufhängen derselben
                              im Trokenrechen und im Wiederabnehmen davon bestehe, und da man
                              die aus der Centrifugal-Trokenmaschine kommenden Stüke
                              ebenfalls aufhängen müsse, so mache es nicht mehr viel aus, ob
                              man sie etwas längere oder kürzere Zeit über aufgehängt zu
                              lassen habe.
                           
                           Dieß ist allerdings wahr, aber nur wenn man die Stüke im Sommer
                              an der Luft troknet; im Winter hingegen, wo man geheizte
                              Trokenstuben, welche durchschnittlich 200 Stüke fassen, anwenden
                              muß, ist der Unterschied sehr merklich; benuzt man eine
                              Wringemaschine, so hat man bei jedem Troknen von 200 Stüken 276
                              Kil. Wasser mehr zu verdampfen, also beiläufig 100 bis 150
                              Kilogr. Steinkohlen mehr zu verbrennen, als wenn diese Stüke
                              mittelst der Centrifugalmaschine entwässert worden wären.
                           Zu diesem Vortheil gesellt sich aber noch ein sehr wichtiger; die
                              Wringemaschine zermalmt nicht nur die Gewebe und zieht das
                              Wasser ungleichförmig aus den Stüken aus, sondern verursacht
                              auch den großen Uebelstand, daß viele Fleken entstehen,
                              besonders bei leichten Geweben, wie Musselinen, Jaconets und
                              Organdys. So weiß jeder Praktiker, daß wenn man im Winter die
                              Stüke im Flußwasser auswascht, oft Eisstüke darauf zurükbleiben,
                              so wie zu jeder Jahreszeit Steinchen oder Holzstükchen, wodurch
                              bei starkem Auspressen derselben zwischen den Walzen der
                              Wringemaschine Löcher und Fleken verursacht werden. Zu gewissen
                              Zeiten des Jahrs führt das Flußwasser viele grüne Pflanzen oder
                              Pflanzenüberreste jeder Art mit sich, und wenn solche in den
                              Stüken, welche man zwischen den Walzen auspreßt, zurükbleiben,
                              so entstehen dadurch Fleken, welche manchmal sehr schwer wieder
                              zu beseitigen sind. Diese beiden Uebelstände kommen bei der
                              Centrifugal-Trokenmaschine nicht vor.
                           Endlich lassen sich mit falschen Farben oder Dampffarben bedrukte
                              Baumwollstüke, ferner bedrukte Wollen- oder Seidenzeuge
                              nicht ohne Nachtheil mit der Wringemaschine auswinden, dagegen
                              sehr gut in der Centrifugal-Trokenmaschine behandeln. Für
                              dike wollene Zeuge, wie Tücher, Casimirs, Merinos etc., welche
                              durch die Wringemaschine ganz verdorben würden, wendet man
                              ebenfalls die neue Maschine an.
                           Hr. Risler, welcher nur einen Versuch
                              im Kleinen und unter ungünstigen Umständen anstellte, bemerkt,
                              daß man zum Auspressen von 6 Stüken mittelst der
                              Centrifugalmaschine 14 bis 15 Minuten braucht, was also 24 Stüke
                              per Stunde macht, während zum
                              Auspressen von 6 Stüken zwischen den Walzen 10 Minuten
                              erforderlich seyen, was also 60 Stüke per Stunde geben würde.
                           Um die Leistungen einer Maschine gehörig beurtheilen zu können,
                              muß man die Versuche immer in ziemlich großem Maaßstabe
                              anstellen und sie einige Zeit fortsezen; ferner muß man die
                              Stüke unter denselben Umständen anwenden, wie es in den Fabriken
                              der Fall ist. So ringt man nie die Stüke in dem Augenblik aus,
                              wo sie aus dem Wasser kommen, sondern man läßt sie immer
                              wenigstens einige Minuten abtropfen, wobei sich schon ziemlich
                              viel Wasser leicht davon absondert. Ich ließ daher einen
                              großen Haufen nasser Stüke Herrichten und nach einiger Zeit
                              einen Theil derselben durch zwei Arbeiter mit der
                              Centrifugalmaschine, einen anderen aber durch zwei Arbeiter mit
                              der Wringemaschine entwässern, wobei sich, nachdem die Arbeit
                              eine Stunde lang fortgesezt worden war, folgendes Resultat
                              ergab.
                           Man brachte in die Centrifugalmaschine jedesmal 6 Baumwollstüke
                              von 50 Meter Länge; in einer Stunde machten zwei Arbeiter leicht
                              sieben Operationen und entwässerten also 42 Stüke. Jede Partie
                              von 6 Stüken wog im Mittel 60 65/100 Kilogr. Nachdem die
                              Maschine 6 bis 7 Minuten im Gang war, betrug das mittlere
                              Gewicht derselben 39 35/100 Kilogr.
                           Zwischen den Walzen der Wringemaschine preßten zwei Arbeiter in
                              einer Stunde 74 Stüke aus.Die Anzahl der Stüke, welche in einer Stunde durch die
                                    Wringemaschine passiren, hängt natürlich von dem
                                    Durchmesser ihrer Walzen und von der
                                    Umlaufsgeschwindigkeit derselben ab; was aber das
                                    Auswinden selbst betrifft, so war die zu den Versuchen
                                    benuzte Wringmaschine gewiß eine der vorzüglichsten..
                           Um das Gewicht dieser Stüke mit den anderen vergleichen zu
                              können, wurden sie alle, jedesmal 6 miteinander gewogen. Das
                              mittlere Gewicht jeder Partie von 6 Stüken war vor den
                              Operationen so ziemlich gleich; nach dem Auspressen in der
                              Wringemaschine aber wogen die Stüke im Mittel 48 Kilogr. Die
                              Centrifugalmaschine entzog folglich jeder Partie von 6 Stüken 8
                              65/100 Kilogr. mehr Wasser, oder jedem Stük 1 44/100 Kil. Mit
                              Ausnahme der Anzahl der durch beide Maschinen entwässerten Stüke
                              war also das Resultat im Großen dasselbe wie im Kleinen.
                           Bedenkt man nun, daß mit der Centrifugalmaschine in 12 Stunden
                              500 Stüke entwässert werden können, wobei jedes Stük 1 44/140
                              Kil., oder 26 Proc. mehr Wasser verliert, als in der
                              Wringemaschine, während überdieß die bei lezterer Maschine
                              vorkommenden, oben besprochenen Uebelstände vermieden werden, so
                              wird man der Centrifugalmaschine gewiß den Vorzug
                              zuerkennen.
                           Der Haupteinwand, welchen man bisher gegen die
                              Centrifugalmaschine machte, ist die Gefahr, womit ihre Anwendung
                              verbunden zu seyn scheint, indem drei oder vier der zuerst
                              aufgestellten Maschinen zerrissen oder gewissermaßen zerplazten.
                              Daran war jedoch entweder die Unvorsichtigkeit der Arbeiter oder
                              der Fabrikanten selbst Schuld, welche, um in einer bestimmten
                              Zeit mehr Stüke mit den Maschinen zu entwässern, leztere über
                              ihre Kraft belasteten. So zerplazte eine Maschine von 1 Meter
                              Durchmesser bei den HHrn. Veillère, Wollenfärbern zu Puteaux bei Paris,
                              weil man 10 Stüke anstatt 8 hineinlegte, und eine ähnliche bei
                              den HHrn. Roger zu Puteaux, weil die
                              Geschwindigkeit von 1800 Umgängen in der Minute auf 3000
                              gesteigert wurde. Eine andere zerriß bei den HHrn. Ratier zu Elbeuf wegen eines
                              sonderbaren Umstandes; man hatte nämlich ein Stük Tuch in die
                              Maschine gelegt, welches an mehreren Stellen gefroren war, so
                              daß das Wasser an den einen ausgezogen wurde, an anderen aber
                              nicht, wodurch ein so ungleichförmiger Druk entstand, daß die
                              Seitenwände des Behälters der Stüke gänzlich verbogen wurden.
                              Bei den HHrn. Girard in Rouen hatte
                              der Arbeiter vergessen die Stopfbüchse zu schmieren, worin der
                              senkrechte Wellbaum geht; dieser zerbrach, die Trommel, welche
                              die Stüke enthielt, wurde gegen ihr Gehäuse geschleudert und
                              ging in Stüke, ohne jedoch aus dem Gehäuse herauszutreten. Diese
                              Maschinen sind nun sämmtlich durch andere ersezt, womit man
                              vollkommen zufrieden ist. Uebrigens bemerkt Hr. Caron selbst, daß die metallenen
                              Trommeln oder Cylinder, worin die Stüke eingeschlossen sind,
                              anfangs nicht mit so großer Sorgfalt verfertigt wurden, wie
                              jezt, was zum Zerreißen der genannten Maschinen etwas beitragen
                              konnte.
                           Das Ergebniß aller meiner Beobachtungen und Mittheilungen ist
                              also, daß die Centrifugal-Trokenmaschine zwar dieselben
                              Vorsichtsmaßregeln erheischt, wie jede mit großer
                              Geschwindigkeit gehende Maschine, aber
                           1) ihren Zwek vollkommen erfüllt und aus allen nassen Stoffen
                              besser als die bisher angewandten Maschinen das Wasser
                              auszieht;
                           2) daß sie das Wasser vollständiger als die Wringemaschine
                              auszieht, ohne mehr Triebkraft zu erfordern und mit Vermeidung
                              der bei lezterer vorkommenden Uebelstände;
                           3) daß man durch ihre Anwendung viel Brennmaterial bei den
                              Trokenstuben ersparen kann, und
                           4) daß man darin das Wasser selbst aus solchen Stoffen ausziehen
                              kann, die sich nicht in der Wringemaschine behandeln lassen.
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 Abbildung des Caron'schen Wasserausziehers.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen gleiche Stüke in allen Figuren
                              (1–6 auf
                              Taf. I).
                           C, C ist das gußeiserne Gestell,
                              welches den zur Fortleitung der Bewegung mittelst Rollen und
                              Zahnrädern angebrachten Wellbäumen als Träger dient.
                           D eine Gabel zur Führung des Riemens
                              von einer Rolle zur andern, wenn die Geschwindigkeit der
                              Umdrehung verändert oder ganz abgestellt werden soll.
                           E eine Führungsschraube zur Bewegung
                              der Gabel D.
                           F eine Kurbel, welche auf dem Herz
                              eines Zahnrades befestigt ist, das die Bewegung auf ein auf der
                              Führungsschraube E befestigtes
                              Getriebe überträgt, um die Ortsveränderung des Riemens von einer
                              Rolle zur andern zu beschleunigen.
                           G ein Wellbaum, welcher durch
                              Winkelräder die Bewegung auf den verticalen Wellbaum überträgt,
                              worauf der Wasserauszieher angebracht ist.
                           H der verticale Wellbaum des
                              Wasserausziehers; er dreht sich unten in einer Pfanne, die in
                              einem Oehlbehälter eingeschlossen ist, und in seiner Mitte in
                              einer Stopfbüchse. (Fig. 5
                              und 6).
                           I, I der Wasserauszieher, aus einem
                              doppelten Cylinder von Kupfer bestehend, dessen äußere Wand mit
                              einer großen Anzahl kleiner Löcher durchbohrt ist, durch welche
                              die Centrifugalkraft das Wasser der Zeuge herausschleudert.
                              Dieser doppelte Cylinder ist durch Schließen auf dem verticalen
                              Wellbaume H befestigt.
                           K, K das äußere Gehäuse oder der
                              kupferne Mantel des Wasserausziehers; in ihm sammelt sich das
                              ausgeworfene Wasser, welches durch die Röhre K abfließt.
                           L auf dem Boden befestigte
                              gußeiserne Füße, welche untereinander durch eiserne Reife
                              verbunden sind; sie bilden so einen Korb, um den daran
                              befestigten kupfernen Mantel zu tragen.
                           M ein flacher kreisrunder Boden mit
                              Rändern versehen; er hat in der Mitte eine Büchse zur Aufnahme
                              der Stopfung (Fig. 5
                              u. 6) und
                              ist an den gußeisernen Füßen L
                              befestigt.
                           N ein Kreuz von Schmiedeisen mit
                              Scharnieren; es dient die Verschließung der Dekel des
                              Wasserausziehers zu sichern und den Korb an seinem obern Theile
                              zu verbinden. (Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhausen, 1841,
                              No. 67.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
