| Titel: | Ueber den Farbstoffgehalt des Polygonum tinctorium; ein im Namen des Ausschusses für Chemie, der Société industrielle in Mülhausen am 24. Febr. 1841 von Hrn. Eugen Ehrmann erstatteter Bericht. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XVII., S. 68 | 
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                        XVII.
                        Ueber den Farbstoffgehalt des
                           Polygonum tinctorium; ein im Namen
                           des Ausschusses für Chemie, der Société industrielle in Mülhausen am 24.
                           Febr. 1841 von Hrn. Eugen Ehrmann erstatteter
                           Bericht.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhausen, No.
                              67.
                        Ehrmann, über den Farbstoffgehalt des Polygonum tinctorium.
                           
                        
                     
                        
                           Wenn man die Arbeiten mehrerer Chemiker, welche sich mit der
                              Ausziehung des Indigo's aus dem Polygonum
                                 tinctorium beschäftigten, vergleicht, so muß man über
                              die oft außerordentlicheaußerordenliche Abweichung ihrer Resultate in Betreff der Menge des
                              erhaltenen Farbstoffs erstaunen. So sind in verschiedenen, in
                              den Bulletins der Société
                                 d'Encouragement, der Société d'Agriculture du département
                                 de l'Hérault, und im Journal de Pharmacie enthaltenen Abhandlungen auf 100
                              Theile der frischen Blätter der Pflanze folgende Angaben der
                              Ausbeute zu finden:
                           1/8, 1/4, 1/2, 3/4, 7/10, 1 und bis 3.
                           Doch sind die einem 1/2 Proc. sich
                              nähernden Brüche die häufigsten. Obwohl man hieraus schließen
                              sollte, daß diese Zahlen sich je nach der Reinheit des Products
                              und nach der Gewinnungsweise und Geschiklichkeit des
                              Experimentators von der Wahrheit mehr oder weniger entfernen, so
                              würde man doch mit Unrecht die Hauptursache dieser
                              Verschiedenheit hierin suchen wollen. Es ist vielmehr durch die
                              oben erwähnten Arbeiten dargethan, daß eine Menge, zum Theil
                              örtlicher, Ursachen auf den Farbstoffgehalt der Pflanze Einfluß
                              haben; wir erwähnen hievon den Einfluß des Alters und des Grades
                              der Reife der Pflanzen, den der Temperatur und des Klima's, der
                              geographischen Lage des Landes, hauptsächlich aber den der
                              Beschaffenheit des Bodens. Ein der Industriegesellschaft in Wien
                              am 2. Nov. 1840 erstatteter Bericht (von welchem wir nach diesem
                              Bericht einen Auszug geben) bestätigt diese Bemerkungen. Nach
                              demselben wurde der Indigo auf die einfachste und ergiebigste
                              Weise ausgezogen und man erhielt nur 1/4 bis 1/3 Proc., während
                              man das vorhergehende Jahr 1 Proc. bekommen hatte, woraus der
                              Berichterstatter schließt, daß die Witterung des Jahres 1840 der
                              Cultur des Polygonum nicht günstig
                              gewesen sey; er macht darauf aufmerksam, daß diese Pflanze
                              wirklich erst gegen den 8. Sept. blühte, während im Jahre 1839
                              die Blüthen sich schon Ende Julius zeigten. Leider sagt der
                              Bericht nicht, ob das Product der beiden Ernten hinsichtlich der
                              Reinheit des Indigo's gleich war, und ob in den beiden Jahren
                              der Anbau in gleichem Boden und unter gleicher Bearbeitung und
                              Düngung geschah. Hierauf ist um so mehr zu
                              sehen, als in der vortrefflichen Abhandlung der HHrn. Girardin und Preiser, Professoren der Chemie in Rouen, bewiesen
                              ist, daß derselbe Same, in einem und demselben Jahre, in,
                              denselben meteorologischen Einflüssen unterworfenem, aber in der
                              Beschaffenheit verschiedenem Boden gesäet, in seiner
                              Ergiebigkeit aus einem und demselben Gewichte der Blätter die
                              größte Verschiedenheit darbot, wie folgende Zusammenstellung
                              zeigt:
                           
                              
                                 auf humusreichen Wiesen war das
                                    Product       
                                 1,65
                                 
                              
                                 in sandigem, stark gedüngtem Boden
                                 1,12
                                 
                              
                                 in guter Gartenerde
                                 0,79
                                 
                              
                                 in sandigem, nicht gedüngtem Boden
                                 0,67
                                 
                              
                                 in festem, thonigem Boden
                                 0,66
                                 
                              
                           woraus hervorgeht, daß humusreiche Wiesen
                              der zum Anbau des Polygonum
                              passendste Boden sind, indem es in diesem kräftiger,
                              blätterreicher und farbstoffreicher wird. Das Polygonum verhält sich hierin wie
                              die indische Indigopflanze, welche vorzüglich gerne an den Ufern
                              der Flüsse, besonders in angeschwemmtem oder oft überschwemmtem
                              Erdreich wächst. Die angeführte Abhandlung kann denjenigen,
                              welche sich für diese neue Indigopflanze interessiren, nicht
                              genug empfohlen werden; sie bildet in Gemeinschaft mit Hervy's gekrönter PreisschriftMan vergl. polyt. Journal Bd. LXXVIII. S.
                                       63 u. S. 66. das Vollständigste, was über diesen Gegenstand vorhanden
                              ist.