| Titel: | Verbesserungen an den Rädern der Locomotiven und Eisenbahnwagen, worauf sich Daniel Gooch, Ingenieur in Paddington-green, am 28. Mai 1840 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XXIII., S. 84 | 
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                        XXIII.
                        Verbesserungen an den Rädern
                           der Locomotiven und Eisenbahnwagen, worauf sich Daniel
                              Gooch, Ingenieur in
                           Paddington-green, am 28. Mai 1840 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal
                                 of arts. April 1841, S. 84.
                        Mit Abbildungen auf Tab. II.
                        Gooch's Verbesserungen an den Rädern der
                           Locomotiven und Eisenbahnwagen.
                        
                     
                        
                           Vorliegende Verbesserungen an den Rädern der Locomotiven und
                              Eisenbahnwagen besteht darin, daß man die äußere oder wirksame
                              Fläche des Felgenkranzes von Stahl macht, welchem jeder
                              beliebige Grad der Härte gegeben werden kann.
                           Die Anwendung stählerner Felgenkränze bei Eisenbahnrädern konnte
                              bisher wegen der Schwierigkeit, sie zu schmieden und zu
                              befestigen, keine Aufnahme finden. Zur Erläuterung des von dem
                              Patentträger befolgten Verfahrens dienen die in Fig.
                                 13 bis 21
                              dargestellten Durchschnitte.
                           Fig. 13 zeigt ein Bündel schmiedeiserner Stangen.
                              Diese werden zu einer soliden Stange
                              gehämmert oder gewalzt, und darauf, um den in Fig.
                                 14 dargestellten Spurkranz zu bilden, zwischen Walzen
                              hindurchgezogen oder unter den Hammer auf einen Amboß gebracht,
                              welcher eine der Form des Spurkranzes entsprechende Vertiefung
                              besizt. Um nun die Stange so weit herzustellen, daß sie sich mit
                              dem Stahle zusammenschweißen läßt, bildet man mit Hülfe einer
                              unter dem Hammer befindlichen Erhöhung eine längs der Stange
                              fortlaufende Hohlkehle, Fig.
                                 15.
                           Fig. 16 zeigt den Durchschnitt eines Stahlbündels,
                              welches so geschichtet ist, daß wenn dasselbe in
                              die Keilform Fig.
                                 17 gehämmert wird, seine Ränder die breite Oberfläche
                              der Stahlstange bilden, den Strich des Metalls quer
                              durchkreuzend. Darauf werden die beiden Stangen bis zur
                              Schweißhize erwärmt und auf die im Durchschnitt Fig.
                                 18 dargestellte Weise zusammengelegt; a bezeichnet die Eisenstange, b die Stahlstange. Nun erfolgt das
                              Zusammenschweißen derselben unter dem Hammer oder zwischen
                              Walzen, und zulezt gibt man ihnen entweder auf einem vertieften
                              Amboße mit einem Hammer oder mittelst Walzen die in Fig. 19 dargestellte Form. Die geschmiedete Stange
                              wird endlich in einen Reif von der erforderlichen Weite
                              zusammengebogen, wobei a, Fig. 19, die innere und b
                              die äußere Kranzfläche bildet. Nachdem der Kranz gehörig
                              abgedreht worden ist, werden noch Löcher eingebohrt, um ihn an
                              das Rad festnieten zu können.
                           Wenn das Rad auf die gewöhnliche Weise zubereitet worden ist,
                              legt man es platt auf eine ebene Platte Fig.
                                 20 und biegt den bis zu einer gleichförmigen
                              Rothglühhize erwärmten Kranz um das Rad. Das Ganze wird darauf
                              in kaltes Wasser oder eine sonstige Kälte erregende Mischung
                              eingetaucht, um den Kranz vermöge der Contraction an das Rad zu
                              befestigen und zugleich den Stahl zu Härten. Durch den inneren
                              Felgenkranz werden sodann Löcher gebohrt, welche den in dem
                              äußern Kranze bereits befindlichen Löchern entsprechen, und die
                              Theile zusammengenietet. Die Nietnägel können übrigens mit
                              Vortheil weggelassen werden, wenn man den Kranz auf die in Fig. 21 dargestellte Weise um das Rad biegt.
                           Der Patentträger bemerkt, daß er sich nicht auf obige beiden
                              Befestigungsmethoden des Radkranzes beschränkt, indem man sich
                              nöthigen Falles noch anderer bedienen kann. Zur Bildung des
                              Kranzes kann jede Gattung oder Qualität Stahles verwendet
                              werden; er gibt indessen dem besten Blasenstahl, dem deutschen
                              Stahl oder dem Gußstahl den Vorzug. Zur Herstellung des äußeren
                              Kranzes läßt sich auch Schmiedeisen mit quer über den
                              Metallstrich gehender Oberfläche verwenden, welches nachher mit
                              Hülfe des gewöhnlichen Stahlbereitungsprocesses ganz oder
                              theilweise in Stahl verwandelt werden kann. Vor dieser
                              Umwandlung gibt man der Dike und Breite ein hinreichendes Stük
                              zu, damit sich das Ganze nachher tüchtig hämmern lasse.
                           Manche wichtige Vortheile ergeben sich aus der Anwendung
                              stählerner Radkränze bei Eisenbahnrädern. Außer der aus ihrer
                              größeren Dauerhaftigkeit unmittelbar hervorgehenden Ersparniß
                              erreicht man eine bedeutende Verminderung der Abnüzung der
                              Maschinen, Wagen und Schienen, während zugleich
                              die Bequemlichkeit und Sicherheit des Betriebes eine weitere
                              Annehmlichkeit in sich schließt.
                           Bekanntlich erzeugt die starke Friction, welcher das Rad
                              unterliegt, eine rasche, von sehr nachtheiligen Folgen
                              begleitete Abnüzung; es bildet sich bald durch die beständige
                              Berührung mit den Bahnschienen eine Höhlung in dem Radkranze,
                              welche der Leistung des Rades Eintrag thut, und die Sanftheit
                              der Bewegung vernichtet. Dieselbe Ursache beeinträchtigt auch
                              die Leistungen der Maschine selbst. Indem nämlich jede Umdrehung
                              des Locomotivrades alle Theile in ungleichförmige Thätigkeit
                              versezt, wird die Abnüzung, deren diese Theile fähig sind,
                              wesentlich erhöht. Auch die Eisenbahn, auf welche die Räder bei
                              jeder Umdrehung wie eben so viele gewichtige Hämmer wirken,
                              erleidet großen Schaden.
                           Man hat es vortheilhaft gefunden, der wirksamen Fläche der Räder
                              eine konische, von dem Spurkranze aus verjüngt zulaufende
                              Gestalt zu geben; allein die konische Fläche des eisernen
                              Felgenkranzes nüzt sich bald ab, und das Rad wird nach
                              entgegengesezter Richtung konisch, ein Umstand, welcher einen
                              bedeutenden Verlust an Zugkraft und eine Erhöhung der Friction
                              an allen betreffenden Theilen hervorruft. Durch den Gebrauch
                              stählerner Kränze sind diese Uebelstände gänzlich beseitigt,
                              indem die außerordentliche Härte der Oberfläche sie in den Stand
                              sezt, den Einwirkungen der Bahnschienen auf geraume Zeit ohne
                              Nachtheil zu widerstehen.
                           Der Patentträger bezeichnet als die Gegenstände, worauf er seine
                              Ansprüche begründet:
                           Erstens, die Methoden stählerne Radkränze zum Gebrauch für
                              Eisenbahnen zu verfertigen und zu Härten. Zweitens, die
                              Anwendung des Stahls auf die Radkränze der Locomotiven und
                              Eisenbahnwagen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
