| Titel: | Verfahren Oxalsäure (Kleesäure) zu fabriciren, worauf sich John William Nyren, in Bromley, Grafschaft Middlesex, am 26. Jun. 1840 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XXXV., S. 125 | 
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                        XXXV.
                        Verfahren Oxalsäure
                           (Kleesäure) zu fabriciren, worauf sich John William Nyren, in
                           Bromley, Grafschaft Middlesex, am 26. Jun. 1840 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of
                                 Patent-Inventions. Jun. 1841, S.
                              363.
                        Nyren's Verfahren Oxalsäure zu
                           fabriciren.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht in einem Verfahren, die Oxalsäure durch
                              Verwendung eines aus Kartoffeln oder aus Roßkastanien erhaltenen
                              Productes zu bereiten.
                           Die Kartoffeln werden gewaschen und zu einem feinen Brei
                              gerieben; dieser Brei wird dann zwei- bis dreimal wohl
                              ausgewaschen, indem man ihn in Wasser bringt und darin wohl
                              umrührt, hierauf absezen und das Wasser ablaufen läßt. Dieses
                              Waschen ist gerade nicht unerläßlich, doch ist die Reinigung
                              wünschenswerth, ehe man weiter verfährt. Der Brei kömmt nun in
                              ein offenes Gefäß, am besten ein bleiernes oder mit Blei
                              überzogenes; man sezt so viel Wasser zu, als darin zum Kochen
                              gebracht werden kann. Es werden nun in die Mischung 2 Proc. vom
                              Gewicht der angewandten Kartoffeln Vitriolöhl gerührt, was 8 bis
                              10 Proc. im Verhältniß zu dem in den Kartoffeln enthaltenen Mehl
                              beträgt. Das Ganze wird einige Stunden lang gekocht, bis das
                              Mehl in den gewünschten Zustand übergetreten ist, was man
                              dadurch erkennt, daß man einer kleinen, auf einem Glasplättchen
                              befindlichen Menge der Flüssigkeit einen Tropfen Jodtinctur
                              zusezt. Ist ein Theil des Mehls noch nicht umgewandelt, so wird
                              sich die Flüssigkeit purpurn färben, außerdem aber ungefärbt
                              bleiben. In diesem lezteren Falle wird die Flüssigkeit filtrirt,
                              zu welchem Zwek ich Roßhaarzeug vorziehe, wodurch man eine
                              sehr helle Flüssigkeit erhält, die sorgfältig abgedampft wird,
                              bis der Gallon 14 bis 14 1/2 Pfd. wiegt (= 42 –
                              45° B.), wo sie sich dann zur Bereitung der Oxalsäure
                              eignet, zu welchem Zwek man sie mit Salpetersäure auf dieselbe
                              Weise behandelt, wie dieß jezt auch bei Anwendung von Zuker
                              geschieht. Die Flüssigkeit wird hierauf in irdenen oder
                              bleiernen Gefäßen der Wärme ausgesezt, bis die Zukersubstanz
                              zersezt ist. Man läßt sodann abkühlen und krystallisiren; die
                              Mutterlauge wird abgeschüttet und, wie es den Fabrikanten der
                              Oxalsäure wohl bekannt ist, mit neuer Flüssigkeit wieder
                              verbraucht.
                           Die Roßkastanien werden eben so behandelt, brauchen aber nicht
                              gewaschen, sondern nur von ihrer Schale befreit zu werden.
                           Das Kartoffel- so wie das Kastanienmehl können auch mit
                              Diastase behandelt werden, um eine Flüssigkeit zu erhalten, die
                              der durch Abdampfen des Mehls mit der Schwefelsäure erhaltenen
                              gleicht. Ich bereite in diesem Falle die Flüssigkeit gleich auf
                              einmal von der gehörigen Stärke, wodurch das Filtriren und
                              Abdampfen erspart werden. Im Uebrigen wird wie oben verfahren.
                              – Obige Bereitungsart mit Schwefelsäure ziehe ich jedoch
                              vor, da sie die wohlfeilste ist.
                           Was die Arbeitsgefäße betrifft, so sind die irdenen Gefäße zur
                              Verwandlung der Flüssigkeit in Oxalsäure durch Erhizen derselben
                              mit Salpetersäure wegen ihrer kleinen Dimensionen für die
                              Fabrication im Großen sehr kostspielig; ich habe aber gefunden,
                              daß bleierne oder mit Blei überzogene Gefäße zur Behandlung
                              der Flüssigkeiten mit obigen Säuren sich wohl eignen, und also
                              die Anwendung großer Gefäße zur Oxalsäure-Bereitung
                              möglich machen, was bedeutende Vortheile gewährt; ich benuze
                              solche von vierekiger Form, nämlich 8 Fuß Länge und Breite und 3
                              Fuß Tiefe; auch lassen sich hölzerne, mit Blei belegte Gefäße
                              benuzen, auf deren Boden man, um die Flüssigkeit zu erhizen,
                              einen Kreis von Bleiröhren legt, worin Dampf oder heißes Wasser
                              circulirt; eine 48 Fuß lange und 1 Zoll weite Röhre ist bei
                              einem Gefäße obiger Art genügend.
                           Die nach obigen Angaben (oder auf die bisherige Weise) bereitete
                              Flüssigkeit wird in solchen Gefäßen so lange erhizt, bis die
                              gewünschte Zersezung eingetreten ist, endlich mittelst eines
                              Hebers oder eines Hahns am Boden des Gefäßes in flache bleierne
                              Gefäße zum Abkühlen und Krystallisiren abgelassen.