| Titel: | Benjamin Hick's patentirter Regulator für Dampfmaschinen, Wasserräder und andere Mechanismen. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XLVI., S. 163 | 
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                        XLVI.
                        Benjamin Hick's
                           patentirter Regulator für Dampfmaschinen, Wasserräder und andere
                           Mechanismen.
                        Aus dem Mechanics'
                                 Magazine. Mai 1841, S. 370.
                        Mit Abbildungen auf Tab. III.
                        Hick's Regulator für Dampfmaschinen
                           etc.
                        
                     
                        
                           Der Zwek und die durch vorliegenden Regulator zu erreichenden
                              Vortheile werden wohl durch eine kurze Erläuterung des
                              gegenwärtig allgemein gebräuchlichen Regulators am deutlichsten
                              in die Augen springen.
                           Das Princip des gewöhnlichen Regulators ist das eines doppelten
                              Pendels, bei welchem die Umdrehungsperiode durch die Pendellänge
                              und die verticale Höhe von der Ebene, in der die Kugeln sich
                              bewegen, bis zum Aufhängungspunkte bestimmt wird. Wenn die
                              Geschwindigkeit der Maschine über ihren gewöhnlichen Stand sich
                              erhöht, so nimmt der Regulator an dieser Erhöhung Theil, die
                              Kugeln stiegen vermöge ihrer Centrifugalkraft weiter
                              auseinander, und vermindern dadurch die zugelassene Dampfmenge;
                              der umgekehrte Fall findet statt, wenn die Geschwindigkeit der
                              Maschine reducirt wird, die Regulatorkugeln fallen alsdann
                              zusammen und öffnen das Drosselventil weiter.
                           Diese Art der Wirkung wurde, von der praktischen Seite
                              betrachtet, bei der Regulirung des Dampfzutrittes zu den
                              Maschinen unter verschiedenen Belastungen als unvollkommen
                              befunden, indem mit jeder Veränderung der Last die Kugeln in
                              anderen Ebenen sich drehen müssen und zwar mit
                              Geschwindigkeiten, welche den Differenzen der Projectionen der
                              Pendellänge in die Verticallinie entsprechen.
                           Farey erläutert in seiner Geschichte
                              der Dampfmaschine diesen Gegenstand mit den Worten:
                              „eine jede dauernde Aenderung des Widerstandes
                                 erfordert eine verschiedene Quantität Dampfes; allein der
                                 Regulator kann eine Aenderung in der Oeffnung des
                                 Drosselventils nur in Folge einer Geschwindigkeitsänderung
                                 der Maschine hervorbringen, und dieß sollte dadurch
                                 vermieden werden, daß man die Verbindung zwischen dem
                                 Regulator und dem Drosselventil nach Maaßgabe jeder
                                 dauernden Aenderung des Widerstandes adjustirte.“
                              
                           
                              „Obgleich daher der gegenwärtig gebräuchliche
                                 Regulator unbedeutende Schwankungen des Widerstandes
                                 ausgleicht, so zeigt es sich doch, wenn eine dauernde
                                 Zu- oder Abnahme der Arbeit stattfindet, praktisch
                                 wünschenswerth, das zugelassene Dampfquantum durch
                                 Abänderung in der Länge der Stangen, welche den Regulator
                                 mit dem Drosselventil verbinden, zu
                                 reguliren. Diesem Fehler im Princip ist auch jene
                                 oscillirende oder unregelmäßige Bewegung des Regulators
                                 zuzuschreiben, welche jedesmal stattfindet, bevor eine
                                 Aenderung in der Geschwindigkeit ausgeglichen
                                 ist.“
                              
                           
                              „Ernstliche Einwürfe läßt die Anwendung des jezigen
                                 Regulators auf große Maschinen zum Spinnen, Weben u.s.w. zu.
                                 In solchen Fällen pflegt man die Geschwindigkeit und
                                 Stellung des Regulators in dem Zeitpunkte zu adjustiren,
                                 wenn die Maschine das ganze Werk treibt, wobei also das
                                 Drosselventil beinahe ganz offen seyn muß. Aber wegen des
                                 beschränkten Raumes, durch welchen man den jezigen Regulator
                                 sich bewegen lassen kann, ist er nicht im Stande, das
                                 Drosselventil ganz zu schließen, selbst wenn die Kugeln in
                                 Folge einer bedeutenden Geschwindigkeitszunahme sich bis auf
                                 die äußerste Gränze von einander entfernt haben. Wird daher
                                 eine Maschine plözlich von ihrer Belastung befreit, so steht
                                 sie nicht mehr unter der Controle des Regulators, sondern
                                 fährt fort, mit erhöhter und sich erhöhender Geschwindigkeit
                                 umzulaufen, woraus öfters ernstliche Folgen
                                 hervorgehen.“
                              
                           Der verbesserte Regulator beseitigt diese Mängel gänzlich, indem
                              er die Geschwindigkeit einer Maschine unter jeder Aenderung der
                              Belastung regulirt. Die beigefügten Abbildungen werden diese
                              Einrichtung deutlich machen.
                           Fig. 1 stellt den Aufriß eines Apparates dar, welcher
                              sich wohl zur Anwendung auf Dampfmaschinen am besten eignet. Er
                              besteht aus einer senkrechten, zwischen passenden Lagern in
                              einem gußeisernen Gestell laufenden Spindel, welche wie
                              gewöhnlich über der Krummzapfenwelle der Dampfmaschine
                              angebracht ist. An dieser Welle sizt das kegelförmige Rad,
                              welches in ein an dem Fuße der senkrechten Welle befindliches
                              Kegelgetriebe greift, und dadurch die Rotation der lezteren
                              Welle veranlaßt. In den oberen Theil dieser Spindel ist eine
                              steil unter einem Winkel von ungefähr 45° ansteigende
                              Schraube mit flachen, runden oder ekigen Gängen geschnitten, auf
                              welche eine leicht bewegliche Schraubenmutter paßt.
                           An diese Schraubenmutter, deren Außenseite mit irgend einer
                              ornamentalen Figur verziert seyn kann, sind zwei oder mehrere
                              mit Windflügeln versehene Arme
                              befestigt. Die Flügel sind dergestalt mit den Armen verbunden,
                              daß sie sich der Spindel nähern, von derselben entfernen und
                              dann mittelst schmiedeiserner Bänder und Schrauben feststellen
                              lassen. Diese Bänder gestatten zugleich den Flügeln eine Drehung
                              in die Fig. 2
                              dargestellte schiefe Lage, um den atmosphärischen Widerstand zu
                              vermindern. Die Schraubenmutter ist mit dem
                              Drosselventil auf die gewöhnliche Weise durch Gelenke, Hebel und
                              Stangen in Verbindung gebracht.
                           Aus obiger Beschreibung geht nun hervor, daß wenn die Spindel in
                              einer Richtung umläuft, welche die Schraubenmutter zu heben
                              strebt, leztere mit ihren Windflügeln mit umgetrieben wird, und
                              zwar so lange mit derselben Geschwindigkeit, bis der den Flügeln
                              entgegenstehende Widerstand der Luft mit der Schwerkraft der
                              Schraubenmutter und ihrer Beschläge im Gleichgewicht steht. Wenn
                              aber die Geschwindigkeit der Spindel diesen Punkt überschreitet,
                              so übersteigt der den Flügeln dargebotene atmosphärische
                              Widerstand die Schwerkraft der Schraubenmutter, und nöthigt
                              dieselbe an ihrer Spindel emporzusteigen. In Folge ihrer
                              Verbindung mit dem Drosselventil wird sie daher den Dampfzutritt
                              zu der Maschine vermindern und darnach die Geschwindigkeit oder
                              Rotation der lezteren reguliren.
                           Wenn auf der andern Seite die Geschwindigkeit der Spindel unter
                              denjenigen Grad herabsinkt, welcher erforderlich ist, damit der
                              Widerstand der Windflügel die Schwerkraft der Schraubenmutter
                              übersteige, so wird leztere an der Schraubenspindel
                              herabsteigen, und vermöge ihrer Einwirkung auf das Drosselventil
                              den Weg in der Dampfzuführungsröhre vergrößern.
                           Da nun der den Windflügeln dargebotene Widerstand der Luft
                              beinahe gleichförmig, und die Geschwindigkeit der Flügel durch
                              ein gegebenes Gewicht an der Schraubenmutter bestimmt ist, so
                              wird eine jede Hinzufügung oder Verminderung desselben eine
                              erhöhte oder verminderte Umlaufgeschwindigkeit der Spindel
                              erfordern, und nothwendiger Weise eine entsprechende dauernde
                              Veränderung in der Geschwindigkeit der Maschine zur Folge haben.
                              Mit Hülfe eines adjustirbaren, an demjenigen Hebelarm
                              angebrachten Gewichtes, woran die verticale Stange von der
                              Schraubenmutter aus befestigt ist, läßt sich dieser Zwek
                              vollkommen erreichen.
                           Diesen Apparat kann man, um ihn verschiedenen Situationen
                              anzupassen, auf verschiedene Weise modificiren. Der obere Theil
                              der Spindel kann z.B. hohl gemacht, und in diese Höhlung eine
                              Schraubenmutter geschnitten, die Windflügel aber können an eine
                              am oberen Theil der Schraube sizende Kugel befestigt werden,
                              während der untere Theil der Schraube frei in den inneren Gängen
                              der hohlen Spindel spielt, wie Fig. 3
                              zeigt.
                           Eine andere Modification desselben Apparates wird dadurch
                              erreicht, daß man die Schraube an das untere Ende der Spindel
                              schneidet, und diese mit Hülfe zweier Schnurräder, mit denen sie
                              in Verbindung gebracht ist, sich drehen läßt. Das eine dieser
                              Räder sizt an der Kurbelwelle fest, das andere dreht sich frei
                              um eine separate Achse. Nach Maaßgabe der
                              Geschwindigkeit, mit welcher diese Rollen umlaufen, steigt oder
                              sinkt die Spindel und Schraube mit ihren Flügeln auf die oben
                              erläuterte Weise.
                           Aus dieser Beschreibung wird nunmehr das Princip des verbesserten
                              Regulators deutlich seyn. Seine Wirkung hängt nämlich von dem
                              gleichförmigen Widerstand ab, welchen die Luft oder eine andere
                              Flüssigkeit von gleichförmiger Dichtigkeit den sich drehenden
                              Windflügeln darbietet, und auf reciproke Weise kommt bei jeder
                              Zu- oder Abnahme der Geschwindigkeit der die Flügel
                              umtreibenden Achse eine gleichförmige Schwerkraft in Thätigkeit,
                              so daß dadurch die Geschwindigkeit der Dampfmaschine oder
                              sonstigen bewegenden Kraft, womit der Apparat in Verbindung
                              steht, regulirt wird.
                           Noch deutlicher wird das Princip, wonach dieser Apparat thätig
                              ist, aus der Fig.
                                 4, welche eine weitere Modification des verbesserten
                              Regulators darstellt. Diese Einrichtung ist nämlich da
                              anwendbar, wo die Krummzapfenwelle, wie z.B. bei
                              Schiffsdampfmaschinen, in der Höhe angebracht ist. In diesem
                              Falle werden die Windflügel durch ein endloses Band, an welchem
                              das beschwerende Gewicht hängt, in Bewegung gesezt. Bei der
                              berechneten Geschwindigkeit der Maschine reicht das
                              präponderirende, die Schwerkraft repräsentirende Gewicht hin,
                              die Widerstand leistenden Flügel mit einer gewissen
                              Geschwindigkeit, welche der Geschwindigkeit der Maschine genau
                              entspricht, umzutreiben.
                           Jeder Zuwachs dieser Geschwindigkeit hebt, anstatt die
                              Geschwindigkeit der Flügel zu beschleunigen, das Gewicht, und
                              vermindert daher die zur Maschine zugelassene Dampfmenge; und
                              jede Verminderung dieser Geschwindigkeit veranlaßt ein Sinken
                              des Gewichtes und erhöht dadurch die zugelassene Dampfmenge in
                              entsprechendem Verhältniß.
                           Hie und da kann man sich als Widerstand leistendes Medium des
                              Queksilbers oder Wassers bedienen, wo nämlich die Lage eine
                              solche Anordnung als passend erscheinen läßt. In diesem Falle
                              sind die schief gestellten Flügel in die Flüssigkeit, worin sie
                              sich bewegen, eingetaucht, und steigen oder fallen im Verhältniß
                              ihrer Geschwindigkeit, wobei sie auf die oben beschriebene Weise
                              auf das Drosselventil oder irgend eine Triebkraft der Maschine,
                              deren Geschwindigkeit regulirt werden soll, wirken.
                           Was die praktische Anordnung betrifft, so versteht sich, daß der
                              verbesserte Regulator in jeder Lage angebracht werden kann, wo
                              der gewöhnliche Pendelregulator in Thätigkeit ist, und in
                              manchen Fällen sogar, ohne das gewöhnliche Gestell entfernen zu
                              müssen.
                           Er läßt eine sehr ausgedehnte Bewegung zu, indem er in Beziehung auf den Raum, durch welchen er sich bewegen soll, um
                              das Drosselventil einer Dampfmaschine, die Schuzfalle eines
                              Wasserrades zu öffnen und zu schließen, oder die Bewegung irgend
                              einer andern Maschine, mit der er in Verbindung steht, zu
                              reguliren, nicht beschränkt ist.
                           Die Geschwindigkeit einer Maschine, an welcher er angebracht ist,
                              läßt sich nach Belieben ändern und bestimmen, indem eine solche
                              Aenderung durch eine einfache Erhöhung oder Verminderung der
                              gravitirenden Kraft erzielt werden kann.
                           Nähere Auskunft über diesen Regulator ertheilen Benjamin Hick und Sohn, Ingenieure zu Bolton,
                              bei denen derselbe auch bestellt werden kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
