| Titel: | Bericht des Hrn. Péclet, über den tragbaren Stubenofen des Hrn. Victor Chevalier. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. LIII., S. 204 | 
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                        LIII.
                        Bericht des Hrn. Péclet, über den tragbaren Stubenofen des
                           Hrn. Victor
                              Chevalier.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement. Febr. 1841,
                              S. 50.
                        Mit Abbildungen auf Tab. III.
                        Péclet, über Chevalier's tragbaren
                           Stubenofen.
                        
                     
                        
                           Der Zwek, welchen Hr. Chevalier durch
                              seinen Heizapparat erreichen wollte, war: einen tragbaren Ofen
                              herzustellen, dessen Gewicht und Volumen folglich nicht
                              bedeutend seyn darf und der seine Dienste thut, wenn man nur ein
                              kurzes Rohr in das Kamin des Zimmers führt, ohne daß es nöthig
                              wäre, dasselbe zu verschließen, welcher folglich auch benuzt
                              werden kann, um mehrere Zimmer nacheinander zu heizen.
                           Dieser Heizapparat besteht: 1) in einem gegossenen, vertical
                              stehenden Cylinder, welcher den Feuerraum enthält; dieser
                              Cylinder ist mit einer sphärischen Kappe bedekt, unter welcher
                              man mehrere Stüke von Gußeisen anbringen kann, welche, da man
                              durch sie die Länge des Rauchstromes verändern kann, einen
                              größern Nuzeffect herbeiführen und den Zug vermindern; für jede
                              Localität ermittelt man durch Erfahrung die am meisten
                              zusammengesezten Stüke, mit welchen der Ofen Dienst thun kann.
                              2) in einem Mantel von Blech, welcher den Gußcylinder umgibt und
                              höher als dieser ist; die Luft wird erhizt, indem sie zwischen
                              den Cylinder und den Mantel tritt und entweicht entweder
                              seitwärts durch Wärmeöffnungen, welche in dem Blechmantel
                              angebracht sind (wobei sie ein Sandbad, welches an dem obern
                              Theile befindlich ist, erhizt), oder frei durch den obern Theil
                              des Blechmantels, nachdem man die ihrem freien Durchgang
                              hinderlichen Stüke entfernt hat. Diese Heizapparate stehen auf
                              Rollen und haben eine sehr elegante Form.
                           Wir haben damit angefangen zu untersuchen, ob die Apparate, wenn
                              sie in verschiedene Zimmer von sehr verschiedener Größe gebracht
                              werden, von guter Wirkung seyn können, und ob sie ziehen, ohne
                              Rauch zu erzeugen. Ein Apparat wurde in dem Versammlungszimmer
                              des Comité's aufgestellt, andere in kleinen niedern
                              Zimmern bei einem der Mitglieder des Comité's, aber
                              allenthalben arbeitete der Apparat gut, wenn man passende
                              Vorrichtungen zur Circulation des Rauches anwandte; auch war der
                              Zug gut.
                           Um den Nuzeffect des Ofens zu erfahren, begnügten wir uns nicht,
                              wie man es oft macht, die Temperatur zu beobachten, auf welcher
                              ein Zimmer von bekannten Dimensionen durch eine bestimmte Menge
                              Brennmaterial erhalten wird, weil die bei der Feuerung verloren
                              gehende Wärme weit weniger von dem Volumen des Raumes, als von
                              der Größe, von der Beschaffenheit und Dike der Oberflächen, und
                              hauptsächlich von dem Luftwechsel abhängt. Wir haben das einzige
                              Mittel angewendet, welches eine genügende Annäherung geben kann;
                              es besteht in der Beobachtung der Temperatur, womit der Rauch in
                              den Kamin entweicht, und in ihrer Vergleichung mit derjenigen
                              Temperatur, welche die warme Luft haben würde, wenn alle durch
                              das Brennmaterial entwikelte Wärme zu ihrer Erwärmung verwendet
                              worden wäre; es ist klar, daß das Verhältniß dieser beiden
                              Temperaturen den Verlust der Wärme gibt.
                           Die Heizkraft des Holzes im gewöhnlichen ausgetrokneten Zustande
                              ist 2,800, und man braucht in einem geschlossenen Feuerraum 10
                              Kubikmeter oder 13 Kilogramme Luft, um 1 Kilogramm Holz zu
                              verbrennen; hienach würde die Temperatur, auf welche die zur
                              Verbrennung des Holzes benuzte Luft erhoben worden wäre,
                              vorausgesezt, daß alle entwikelte Wärme zu diesem Zwek verwendet
                              würde, gleich seyn
                           (2800 × 4)/13 = 861° C.
                           Bei den Versuchen mit dem im Local der Société d'encouragement aufgestellten
                              Ofen zeigte ein Thermometer, welches in eine mit Sand gefüllte
                              Röhre eingesezt war, die man auf dem Ausflußrohr des Rauches,
                              nahe am Kamine angebracht hatte, niemals eine Temperatur über
                              105° C., als die Verbrennung am heftigsten war; da aber
                              die Temperatur des Thermometers nothwendig niedriger als die des
                              Rauches seyn mußte, weil der untere Theil des Thermometers 2
                              oder 3 Millimeter von der Röhre entfernt war, so wollen wir die
                              Ziffer 120 nehmen, welche gewiß höher als die wirkliche ist,
                              besonders in den gewöhnlichen Fällen einer langsamen
                              Verbrennung; hienach würde der Wärmeverlust des Apparates
                           120/861 = 0,14 = 1/7 seyn.
                           Dieses ist ungefähr der Verlust großer Heizapparate; er ist
                              kleiner als bei vielen Oefen, aber größer als bei solchen Oefen,
                              worin große Heizoberflächen angebracht sind, weil bei leztern
                              Apparaten der Zug während des Heizens ohne Dazwischenkunft des
                              Kamins stattfinden und folglich der Rauch durch passende
                              Einrichtungen auf die gewöhnliche Temperatur herabgebracht
                              werden kann.
                           Die Wechseleinrichtungen unter der Gloke, durch welche der in dem
                              Heizapparat hervorgebrachte Zug auf denjenigen zurükgeführt
                              werden muß, der durchaus nothwendig ist, um die zur Verbrennung
                              nothwendige Luft in den Feuerraum zu führen, sind einfach,
                              leicht einzusezen und wirken gut. Wir haben
                              jedoch Hrn. Chevalier bemerkt, daß er
                              die Versuche, welche das Aufstellen eines solchen Apparates das
                              erstemal erheischt, hätte vermeiden können, wenn er gleich
                              anfangs die am meisten zusammengesezte Vorrichtung angewendet
                              haben würde, wobei er aber die warme Luft zuerst auf dem
                              kürzesten Weg in den Kamin hätte eintreten und erst in der
                              Folge, wenn der Zug im Kamin gut hergestellt gewesen wäre,
                              dieselbe mittelst eines kleinen Schiebers den längern Weg hätte
                              durchlaufen lassen müssen. Hr. Chevalier zeigte uns jedoch die Zeichnung eines Ofens,
                              wobei er diese Einrichtung bereits angewendet hatte.
                           Eine sehr bemerkenswerthe Einrichtung bei dem Apparat des Hrn.
                              Chevalier bieten die Heizflächen
                              dar. Um seinen Heizapparat wirklich tragbar zu machen, also von
                              sehr kleinem Gewicht und Volumen, mußte er die Heizflächen so
                              einrichten, daß er einen großen Effect mit kleinen Oberflächen
                              hervorbringen konnte; und er war auch so glüklich, eine
                              Einrichtung zu finden, welche dem Zwek besser entsprach, als es
                              sich erwarten ließ. Sie beruht auf folgendem Princip: wenn eine
                              verticale Röhre warme Luft einschließt und eine andere Röhre von
                              größerem Durchmesser über sie vorragt, welche so lang ist, daß
                              die Luftsäule in ihrem ganzen Querschnitt ausströmen kann, so
                              nimmt die Geschwindigkeit der Luft in der innern Röhre mit dem
                              Durchmesser der obern Röhre immer zu, so daß diese
                              Geschwindigkeit vielmals größer, als die der ganzen Höhe der
                              warmen Luftsäule entsprechende, werden kann.
                           Bei dem in Frage stehenden Ofen besteht die Heizoberfläche, wie
                              gesagt, in einem verticalen Gußcylinder, der mit einer
                              kugelförmigen Kappe bedekt, und mit einem höhern Cylinder von
                              Blech umgeben ist. Um diese Einrichtung wirksam zu machen, müßte
                              1) der Zwischenraum zwischen beiden Cylindern klein genug seyn,
                              damit die Bewegung der Luft, welche nur in denjenigen Schichten,
                              die unmittelbar mit dem Gußcylinder in Berührung sind, wirklich
                              sich zu erzeugen strebt, weil diese allein erhizt sind, sich auf
                              die ganze Schichte überträgt. 2) der umhüllende Cylinder über
                              den Gußcylinder so viel hervorragen, daß das Ausströmen der
                              warmen Luft allenthalben auf dem Querschnitt stattfindet. Diese
                              zwei Bedingungen sind erfüllt, und obschon der Blechcylinder den
                              gußeisernen nur um 30 bis 40 Centimeter überragt, so wurden doch
                              keine wesentlichen Unterschiede in der Geschwindigkeit an
                              verschiedenen Punkten des Querschnittes bemerkt; die Kugelform
                              der Kuppel, welche den Gußcylinder bedekt, trug viel zum
                              Ausströmen der Luftsäule bei.
                           Man sieht hienach leicht ein, daß die Heizflächen viel besser
                              benuzt werden, als bei den gewöhnlichen Oefen, wo die Luft,
                              welche die Oberflächen berührt, sich nur mit
                              geringer Geschwindigkeit erneuert. Bei den großen Oefen, wie
                              diejenigen in der Pairs- und Deputirtenkammer, wendet man
                              14 Quadratmeter Gußeisen-Oberfläche an, um 10 Kilogr.
                              Steinkohlen in der Stunde zu verbrennen, was 1,4 Meter für 1
                              Kilogr. Steinkohle oder 0,7 Meter für 1 Kil. Holz beträgt; für 5
                              würde dieses 3,5 Meter betragen, während die Heizapparate des
                              Hrn. Chevalier für diesen Verbrauch
                              an Brennmaterial nicht mehr als 0,5 Meter, also nur ein
                              Siebentel besizen.
                           Die Erfahrungen des Comité's haben bestätigt, daß bis zu
                              einem gewissen Verbrauch an Brennmaterial, welcher nach der
                              Größe des Apparates variirt, das Gußeisen nicht bis zur Glühhize
                              kommt, und daß man das Glühen desselben, und folglich den
                              widerlichen Geruch der verbrannten Luft noch mehr verhindern
                              könnte, wenn man das Sandbad und zugleich die Kuppel
                              herausnähme, oder wenn man für ein sehr starkes Feuer, auf den
                              umhüllenden Cylinder noch einen andern von demselben Durchmesser
                              und von 0,4 bis 0,5 Meter Höhe aufsezen würde.
                           Da die Rauchröhren bloß in den Kamin geführt werden, so entsteht
                              dadurch ein Zug und folglich ein Luftwechsel in dem Zimmer,
                              welcher größer ist, als ihn die Verbrennung erfordert. Dieser
                              Luftwechsel wurde in dem Versammlungssaal des Comité's
                              beobachtet. Die Geschwindigkeit der Luft bei dem Eintritt in den
                              Kamin zu verschiedenen Zeiten gemessen, wurde zu 1,75 Meter das
                              einemal und zu 1,55 Meter das anderemal gefunden; der
                              Querschnitt war 0,24 Meter; es folgt daraus, daß die in einer
                              Stunde angezogene Luft in dem ersten Falle
                           1,75 . 0,24 . 3600 = 1512 Kubikmeter,
                           in dem zweiten Falle
                           1,55 . 0,24 . 3600 = 1332 Kubikmeter war.
                           Nimmt man diesen Luftwechsel nur zu 1200 Kubikmeter an, so würde
                              er für 200 Personen genügen; er muß noch viel größer bei
                              Anwendung von Kaminherden seyn.
                           Derselbe Effect wird in jedem Kamin erzeugt, aber das Volumen der
                              angesaugten oder entweichenden Luft wechselt besonders mit der
                              Höhe der Röhren, mit der Einrichtung des Feuerherdes und mit der
                              größern oder geringern Leichtigkeit, womit die Luft in die
                              Zimmer eindringen kann. In einer sehr kleinen Kammer von nur 36
                              Kubikmeter Rauminhalt, welche einen kleinen Kamin enthielt, der
                              so eingerichtet war, daß man einen großen Theil der verlornen
                              Wärme benüzen konnte, wurde die in den Kamin strömende Luftmenge
                              bei einem Verbrauch von 2 Kilogr. Holz in der Stunde, gleich 300
                              Kubikmeter gefunden. Diese ungeheure Menge Luft, welche durch
                              die Kaminherde ausgezogen wird, ist offenbar an dem geringen
                              Nuzeffect des aufgewendeten Brennmateriales schuld, ein Effect,
                              der sogar unter gewissen Umständen negativ wird, wie die
                              Berichterstatter mehreremale Gelegenheit hatten zu
                              beobachten.
                           Die deutschen Oefen werden in Frankreich, besonders von der
                              Mittelclasse, fast nie angewandt, wenigstens in den beständig
                              bewohnten Zimmern, weil sie, ungeachtet des großen Nuzeffectes,
                              den man selbst bei schlechter Construction von dem Brennmaterial
                              erhält, wegen der Unzulänglichkeit der Lufterneuerung, welche
                              sie erzeugen, ungesund sind.
                           Nach den oben angeführten Erfahrungen aber sollte man denken, daß
                              eine geeignete Ventilation und eine gute Verwendung des
                              Brennmaterials sehr leicht zu vereinigende Sachen wären, wenn
                              man den Heizapparat des Hrn. Chevalier oder irgend einen Ofen anwendet, aus
                              demselben aber den Rauch ungefähr 100° C. heiß in den
                              Kamin entweichen ließe, die untere Kaminöffnung vollständig
                              verschlösse, und nur eine einzige große Oeffnung darin
                              anbrächte, welche man mehr oder weniger verschließen könnte;
                              dann würde man leicht den nöthigen Luftwechsel erzielen und
                              dabei doch einen sehr großen Theil der entwikelten Wärme zur
                              Heizung benuzen können.
                           Beschreibung des tragbaren Stubenofens.
                           Fig. 20 ist ein verticaler Durchschnitt
                              desselben.
                           Fig. 21 ein horizontaler Durchschnitt, nach der Linie
                              X, Y.
                           Die Figuren
                                 22, 23
                              und 24
                              sind gegossene Stüke, welche in das Innere des Apparates
                              eingesezt werden können.
                           Fig. 25 ist der Kamin, in welchen man die Rauchröhre
                              einführt.
                           A, A, A, A ist ein Cylinder von
                              Gußeisen, in welchem sich der Feuerherd befindet. B, der Rost, auf welchem das
                              Brennmaterial brennt. C ein
                              Gußeisenstük, welches den Rauch nöthigt, an den Wänden des
                              Cylinders hinzustreichen, um sich in die Röhre M zu begeben, welche den Rauch ins
                              Kamin führt. Dieses Stük ist von Oben und von der Seite in Fig. 23 dargestellt. Fig.
                                 22 zeigt ein Stük, welches die Bewegung der warmen
                              Luft erleichtert und angewendet wird, wenn das erste den Zug zu
                              viel hindert. Fig.
                                 24 zeigt ein mehr zusammengeseztes Stük, welches den
                              Rauch nöthigt, einen größern Umweg zu machen, jedoch nur
                              angewendet werden kann, wenn die äußere Luft noch ziemlich
                              leicht in das Zimmer dringen kann. C',
                                 C' eine Kappe von Gußeisen, welche das Stük C bedekt. D,
                                 D Oeffnungen für die warme Luft. E ein Sandbad. F eine
                              Kuppel, welche mit einer großen Zahl Löcher versehen ist, durch
                              welche die warme Luft entweicht. G
                              Thüre zum Feuerherd; sie gleitet in zwei verticalen Führungen,
                              und wird durch ein Gegengewicht von Gußeisen in
                              allen Stellungen im Gleichgewicht gehalten. H eine Oeffnung, durch welche die
                              Asche in das bewegliche Stük I
                              fällt. K die äußere Hülle von
                              Eisen- oder Kupferblech. K',
                                 K' Oeffnungen, durch welche die äußere Luft zwischen
                              den Blech- und den Gußeisen-Cylinder eingeführt
                              wird. L ein Dekel, welcher zum
                              Verschließen des Rauchrohrs dient, wenn der Ofen von einem
                              Zimmer ins andere gebracht werden soll. M, M eine Röhre, durch welche der Rauch entweicht,
                              wenn man sie in einen offenen Kamin einführt; sie endigt in ein
                              Knierohr von 0,5 bis 0,6 Meter Höhe. N eine Klappe, durch welche man den Zug des Feuers
                              reguliren kann. P eine Stüze für das
                              Rauchrohr. Q Oeffnungen zur
                              Ventilation; sie sind in einer Platte von Zink, welche den Kamin
                              verschließt, angebracht und mit einem Schieber versehen, womit
                              man die Größe der Oeffnungen verändern kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
