| Titel: | Weitere Versuche über die Elektricität des ausströmenden Dampfes (Anwendung der Dampfkessel als Elektrisirmaschinen); von W. G. Armstrong, Esq. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. LXXVI., S. 311 | 
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                        LXXVI.
                        Weitere Versuche über die
                           Elektricität des ausströmenden Dampfes (Anwendung der Dampfkessel
                           als Elektrisirmaschinen); von W. G. Armstrong,
                           Esq.
                        Aus dem Philosophical
                                 Magazine, Jul. 1841, S. 25.
                        Armstrong, über Anwendung der Dampfkessel als
                           Elektrisirmaschinen.
                        
                     
                        
                           Meine Versuche über diesen Gegenstand verfolgend bemerkte ich,
                              daß das Streben der Dampfwolke, negative statt positiver
                              Elektricität zu entwikeln, allmählich, während ich den Apparat
                              zu gebrauchen fortfuhr, zunahm, bis endlich die positive
                              Elektricität im Strahle nur selten mehr wahrzunehmen war, sogar
                              wenn die Umstände ihrer Entwikelung sehr günstig waren.
                           Da ich glaubte, daß dieses zunehmende Vorwalten negativer
                              Elektricität im Dampfe etwa der fortschreitenden Oxydation des
                              mit dem Wasser in Berührung stehenden Metalls zuzuschreiben sey,
                              untersuchte ich den Kessel von Innen; es schien aber auf der
                              Oberfläche des Metalls keine Veränderung des Metalls vor sich
                              gegangen zu seyn, welches sich in dem rauhen Zustande befand,
                              wie Gußwaaren, welche eben aus der Form kommen. Ich wusch
                              hierauf den Kessel mit Wasser aus; der Dampf blieb aber, als ich
                              ihn wieder brauchte, negativ wie vorher. Hierauf wurde der
                              Kessel mit einer Aezkalilösung ausgewaschen, wodurch mir die angenehme Ueberraschung wurde,
                              die positive Elektricität vollkommen wieder hergestellt zu
                              sehen. Dieses auffallende Ergebniß veranlaßte mich zu versuchen,
                              welche Wirkung eintritt, wenn man etwas Kali in dem Wasser auflöst, welches den Dampf erzeugt,
                              und hiedurch wurde die Elektricität erstaunlich vermehrt, so daß
                              der Apparat mir in einer Minute mehr als dreißig halbzolllange
                              Funken gab.
                           Nachdem ich nun einmal einen Fall entdekt hatte, wo die
                              Elektricität von den Bestandtheilen des Wassers einen so starken
                              Einfluß erfuhr, suchte ich auch die Wirkungen anderer Körper
                              kennen zu lernen.
                           Natron hatte beinahe dieselbe Wirkung wie Kali, indem es die
                              Dampfelektricität positiv machte, ohne jedoch eine eben so
                              starke Entwikelung hervorzubringen. Eine äußerst kleine
                              Quantität Salpetersäure brachte die entgegengesezte Wirkung
                              hervor, indem sie den Dampf negativ-elektrisch machte.
                              Salzsäure hatte keinen merklichen Einfluß; eben so wenig
                              Schwefelsäure, selbst wenn Eisenfeilspäne im Kessel enthalten
                              waren. Kalk brachte positive Elektricität hervor, jedoch nicht
                              stark. Kochsalz schien ohne Wirkung zu seyn. Salpetersaures
                              Kupfer machte den Dampf beinahe eben so stark
                              negativ-elektrisch, wie Salpetersäure.
                           Kali, Natron oder Kalk, in Uebermaaß angewandt, verursachten
                              immer, was die Ingenieurs Sprizen (Priming) nennen, d.h. das Ausstoßen von Wasser aus dem
                              Kessel in Verbindung mit dem Dampfe. So oft dieß der Fall war,
                              verschwand die Elektricität entweder gänzlich oder wurde doch sehr schwachsehrsch wach. Es ist mir daher unbegreiflich, wie Hr. Schafhäutl gerade am meisten
                              Elektricität erhielt, wenn der Dampf mit Wasser verbunden
                              war.
                           Die starke Wirkung, welche Wasser, das etwas Kali enthielt,
                              hervorbrachte, läßt mich kaum zweifeln, daß ein eigens
                              construirter Dampfelektricitäts-Apparat alle Dienste
                              einer Elektrisirmaschine thun würde. Mein eigener Apparat,
                              obschon klein und unvollkommen, vertritt nicht schlecht die
                              Stelle einer solchen, und wenn die scharfen Eken, Spizen und
                              Rauhigkeiten nicht daran wären, dann würde seine Wirksamkeit
                              unfehlbar weit größer seyn, als sie wirklich ist. Ein Gallon
                              Wasser ist das höchste, was er faßt, so daß noch hinlänglicher
                              Raum für den Dampf übrig bleibt. Aber ein zehn Gallon fassender Kessel würde nicht zu groß seyn
                              und, mit einer verhältnißmäßig großen Heizfläche versehen, zehnmal so viel Dampf, also auch zehnmal so viel Elektricität
                              ausgeben, als der meinige. Es ist gerade nicht nothwendig, die
                              Gestalt meines Kessels beizubehalten, welche nur in Bezug auf
                              seine Stärke den Vorzug verdient. Die Erfahrung
                              hat gezeigt, daß nicht viel dabei gewonnen ist, wenn man den
                              Druk des Dampfes über 60 oder 70 Pfd. auf den Quadratzoll hinaus
                              erhöht, und ein Kessel, der diesen Druk aushält, ist stark
                              genug. Die gewundene Kupferröhre meines ApparatesBeschrieben im 1sten Juliusheft des polyt. Journals S.
                                    6. kann weggelassen werden, indem ich die stärkste Wirkung
                              immer bei Entladung des Dampfes durch eine 6 oder 8 Zoll lange
                              Glasröhre erhielt. Nothwendig ist es, den Apparat zu isoliren,
                              weil die Elektricität viel leichter von dem Kessel als von dem
                              Strahle zu sammeln ist. Der Dampf sollte nicht rascher entladen
                              werden, als er erzeugt wird, denn eine Verminderung des Druks
                              vermindert die Elektricität immer in größerem Maaße, als es der
                              bloßen Abnahme der Dichtigkeit entspricht und ändert die
                              Elektricität des Dampfes sehr oft von der positiven in die
                              negative um. Die bequemste Art, meinen Apparat zu gebrauchen,
                              ist, ihn vor das Hausthor zu stellen, und die Elektricität
                              mittelst eines Drahts in das Haus zu leiten. Wenn jedoch der
                              Dampf horizontal entladen wird, kann man ihn in einen Kamin oder
                              vor ein Fenster leiten, und hiemit wären die Einwürfe gegen den
                              Gebrauch des Apparats innerhalb des Hauses größtentheils
                              beseitigt.
                           Dr. Ure,
                              welcher die meisten der von mir beschriebenen Versuche
                              wiederholte, gab ein Verfahren an, den Kessel nachzufüllen, ohne
                              den Dampf auszulassen. Er schlug nämlich vor, an den Kessel ein
                              cylindrisches Gefäß von gehöriger Größe zu befestigen, welches
                              oben zur Aufnahme des Wassers mit einem Hahne und unten mit
                              einem zweiten Hahne versehen wird, der die Verbindung mit dem
                              Kessel herstellt. Wenn man nach dem Füllen des Gefäßes mit
                              Wasser den oberen Hahn schließt und dann den unteren öffnet, so
                              muß das Wasser in den Kessel übergehen, ohne daß eine
                              Entweichung von Dampf stattfinden kann. Diese Vorrichtung möchte
                              ich Jedermann empfehlen, der sich einen
                              Dampfelektricitäts-Apparat anschaffen will.
                           Die Elektricitätserzeugung durch Dampf hat einige bedeutende
                              Vorzüge vor der gewöhnlichen. Ein
                              Dampfelektricitäts-Apparat ist selbstthätig, was dem
                              Experimentator volle Freiheit gewährt, die Resultate zu
                              beobachten. Seine hohe Temperatur macht seine Wirkung unabhängig
                              von der atmosphärischen Feuchtigkeit, welche die Wirksamkeit der
                              Elektrisirmaschine so sehr beeinträchtigt; endlich kann er wegen
                              seiner großen Einfachheit nicht so leicht beschädigt werden oder
                              in Unordnung kommen.