| Titel: | Verbesserungen in der Präparation der Papieroberflächen, auf welche sich Hr. Henry Martin in Nordon Terrace, Camden Town, in der Grafschaft Middlesex, am 30. März 1840 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XCIX., S. 378 | 
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                        XCIX.
                        Verbesserungen in der
                           Präparation der Papieroberflächen, auf welche sich Hr.  Henry
                              Martin in Nordon Terrace, Camden Town, in der
                           Grafschaft Middlesex, am 30. März
                              1840 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of
                                 Patent-Inventions. Jul. 1841, S.
                              50.
                        Martin's Präparation der
                           Papieroberflächen.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht 1) in einem Verfahren
                              Papier-Oberflächen zu präpariren, indem ich sie mit einem
                              Oehlanstrich bekleide und dann erhabene oder andere Muster
                              darauf druke, oder sie glasire (glätte); 2) in der Bekleidung
                              des Papiers mit einem Oehlanstrich mittelst Walzen.
                           Es ist bekannt, daß der Oehlanstrich auf Papier, wenn er, wie
                              gewöhnlich, mit dem Pinsel geschieht, eine etwas rauhe
                              Oberfläche bildet; der Oehlanstrich ist daher bei Papier, wo man
                              eine schöne Farbenoberfläche verlangt, Einwürfen ausgesezt,
                              welchen ich durch mein Verfahren feine, glatte und angenehmer
                              ins Auge fallende Oberflächen zu erzeugen, begegne. Ich lege
                              gewöhnliches oder gefärbtes Papier auf einen flachen Tisch, der
                              die Länge und Breite des Papiers hat; das Papier kann grundirt
                              werden oder nicht; im erstem Fall kann man es ein- oder
                              zweimal mit ordinärem oder feinerm Grund anstreichen. Die
                              Präparirung des Papiers durch Anstrich nehme ich vorzüglich auf
                              zwei Arten vor, nämlich entweder auf die bekannte Art
                              anzustreichen, wozu ich mich des gewöhnlichen kleinen
                              Anstreichpinsels von der mäßigen Härte einer Kleider-
                              oder Schuhbürste bediene, mit welchem ich leicht über die ganze
                              Fläche und zwar, um die Spuren des Pinsels zu verwischen, in
                              kreisförmiger Bewegung fahre, oder auf die unten näher
                              beschriebene Weise. Hierauf nehme ich einen trokenen, zarteren,
                              gewöhnlich von längerem und feinerem Haar, am besten von
                              Dachshaar verfertigten Pinsel, und überfahre damit leicht die
                              Fläche, wodurch sie noch glätter wird. Wenn mehr als Ein
                              Farbengrund gegeben wurde, dann sollte diese Operation
                              wiederholt werden.
                           Mein zweites Verfahren den Oehlanstrich auf das Papier zu
                              bringen, besteht darin, daß ich das Papier mit einem Filz oder
                              andern Zeug ohne Ende zwischen zwei Walzen hindurch laufen
                              lasse. Dieser Filz wird beim Umdrehen, wo er durch einen Trog
                              und unter einer Walze vorbeikommt, welche zum Theil in die
                              Anstreichfarbe taucht, mit Oehl versehen, und ein
                              Schaber ist zu dem Zwek angebracht, um den Filz bei seinem
                              Herabkommen zu berühren und seiner Ueberladung mit Farbe
                              vorzubeugen, also die Nachlieferung der Farbe in Ordnung zu
                              erhalten. Man kann das Papier auf diese Weise zwei- oder
                              dreimal, je nachdem man die Farbe dik aufgetragen haben will,
                              durch die Walzen laufen lassen. Bei dieser Art der
                              Farbenauftragung erhalte ich eine schöne und regelmäßige
                              Oberfläche. Das auf diese oder die obige Weise mit Oehl
                              überzogene Papier wird, wenn es troken ist, erhaben gemustert,
                              indem es durch zwei zu diesem Zweke gravirte Walzen läuft. Die
                              so erhaltenen erhaben gemusterten Papiere haben eine sehr reiche
                              Oberfläche, welche das gewöhnliche, ohne Oehlanstrich so
                              bearbeitete Papier weit übertrifft. Bei der Verfertigung von
                              Tapeten wird das Papier, nachdem es die gewünschte Grundfarbe
                              erhalten hat, dann auf die gewöhnliche Weise mit Holzformen
                              bedrukt; ich erhalte auf diese Weise sehr schöne Tapeten, welche
                              an der Wand gewaschen werden können.
                           Bei Bereitung des marmorirten Papiers ziehe ich das bekannte
                              Verfahren vor, wo das Dessin auf einer Flüssigkeit erzeugt wird,
                              und bedruke die angestrichene Papierfläche ehe diese troken ist;
                              es wird hiedurch eine bessere Wirkung hervorgebracht, weil man
                              dann mit dem Pinsel die Farben noch verschmelzen kann.
                           Zur Erzeugung glasirten Papiers nehme ich gewöhnliches, oder
                              gefärbtes oder Papier mit Wasser-Farben-Grund, und
                              trage die Oehlfarbe auf angegebene Weise auf; doch ziehe ich es
                              vor, die Oehlfarbe zu dieser Papiersorte in dikem Zustande zu
                              nehmen und sie mit Terpenthinöhl zu verdünnen. Wenn der Anstrich
                              auf das Papier gebracht und einige Zeit verstrichen ist, in
                              welcher das Terpenthinöhl verdunsten konnte, so sezt sich die
                              Farbe; man kann nun mit einem Polirmesser darüber fahren, ohne
                              die Oberfläche zu beschädigen, und diese sollte dann so bald als
                              möglich glasirt werden. Ich lege das Papier zu diesem Zwek auf
                              Wollenzeug, Baumwollsammt, oder einen andern zarten Stoff, der
                              eine feste, aber dabei sanfte Unterlage bildet, nehme dann ein
                              gut polirtes Separirmesser, lege es flach auf die angestrichene
                              Papierfläche und fahre unter leichtem Druk darüber hin; die
                              gesezte Farbe gibt dem Druke nach, wodurch der Glanz
                              hervorgebracht wird. Wenn die Oberfläche troken ist, kann sie
                              durch die bekannten glasirenden und glättenden Mittel noch
                              verschönert werden. Solches geglättetes Papier bietet eine
                              schöne Oberfläche dar, um den Druk von Kupfer- oder
                              andern Platten aufzunehmen, so wie auch um zu Tapeten und andern
                              Zweken zu dienen.