| Titel: | Boisse's Hydrometer für Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. CVI., S. 416 | 
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                        CVI.
                        Boisse's Hydrometer für
                           Dampfkessel.
                        Aus den Annales des
                                 mines Bd. XVIII. S. 489 im polytechnischen
                              Centralblatt, 1841, Nr. 47.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                        Boisse's Hydrometer für
                           Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Dieser Hydrometer, welcher die Speisung der Dampfkessel zu
                              reguliren bestimmt ist, wird auf Taf. VII. dargestellt durch
                              Fig.
                                 18 in einer Endansicht, Fig.
                                 19 und 20 in
                              zwei Frontansichten, Fig.
                                 25 in einer Projection nach Y,
                                 Y der andern Figuren, Fig.
                                 21 in einem verticalen Durchschnitt (nach X, X der Fig.
                                 19, 20,
                              23,
                              25
                              und 26),
                              Fig.
                                 22 in einem verticalen Durchschnitt (nach X', X' derselben Figuren), Fig. 23 in einem verticalen Durchschnitt (nach Z, Z der Figuren
                                 18 und 21),
                              endlich durch Fig.
                                 26 in einem horizontalen Durchschnitt (nach Y, Y der Figuren
                                 18, 19,
                              20,
                              21 u.
                              23).
                              Fig.
                                 24 ist ein Durchschnitt des Hahnes R. – Das Instrument besteht
                              aus drei Haupttheilen, dem messenden Cylinder, dem
                              Regulirungsapparate für Ab- und Zufluß des Wassers und
                              dem Zählapparate, welcher an einem Zifferblatte sogleich die
                              Anzahl der Kolbenhübe ablesen läßt.
                           Der Meßcylinder (cylindre jaugeur), welcher den
                              Hauptkörper des Apparates bildet, steht einerseits durch T mit der Speisepumpe, andererseits
                              durch T' mit dem Kessel in
                              Verbindung. Ein Kolben P (Fig. 23) gleitet wasserdicht im Cylinder hin und her,
                              und empfängt abwechselnd auf seinen beiden Flächen den Druk des
                              einströmenden Wassers, indem er zugleich auf der andern Seite
                              eine von der Capacität des Cylinders abhängige Wassermenge in
                              den Dampfkessel treibt. Um dieß auszuführen, münden die Röhren
                              T und T' nicht unmittelbar in den Cylinder, sondern in
                              Röhren (Fig.
                                 21, 22,
                              23,
                              u. 25), welche oben und unten an die Cylinderwand angegossen
                              sind, auch mit dem Cylinder gemeinschaftliche Böden haben (Fig. 18) und nur an beiden Enden mit dem Cylinder
                              communiciren. Wo T und T' in diese Röhren einmünden, da
                              befinden sich Erweiterungen und Hähne (Fig.
                                 24) mit zwei Bohrungen. Diese Hähne, R und R', sind so disponirt, daß sie gleichzeitig T und T'
                              stets mit den entgegengesezten Enden des Cylinders in Verbindung
                              sezen. – Die Stellung der Hähne wird nun besorgt durch
                              den
                           Regulirungsapparat, welcher
                              folgendergestalt eingerichtet ist: Die Hebel l, l und l',
                                 l' (Fig.
                                 19 und 20)
                              sind an den Schlüsseln der Hähne befestigt, und ihre Enden durch
                              die Stäbe t und t' mittelst Gewinden verbunden, so
                              daß beide eine völlige Uebereinstimmung der
                              Bewegungen beobachten müssen. Die Hebel a und a' sind ebenfalls
                              mit t und t' verbunden; die an den Enden dieser Hebel
                              angehängten Gewichte π und
                              π' streben daher stets,
                              t und t' herabzuziehen, und wenn man eines der beiden
                              Gewichte hebt, wird das andere eine Bewegung des Hebelsystems
                              herbeiführen. Die Hebel a und a' drehen sich aber um die Zapfen
                              α und α', welche mittelst
                              Stopfbüchsen in den Cylinder treten und innerhalb die Arme b und b'
                              (Fig.
                                 20, 22
                              und 23)
                              tragen. Sobald der Kolben P an das
                              Ende seines Laufes gelangt, stößt er an b oder b', wodurch der
                              äußere Hebelarm und durch ihn das Gewicht der einen Seite
                              gehoben, daher eine Bewegung des Hebelsystems und Drehung der
                              Hähne nach der andern Seite veranlaßt wird. Diese Bewegung tritt
                              indessen erst dann wirklich ein, wenn der Arm a oder a' einen an der Stange t
                              oder t' befindlichen Haken von der
                              Feder c oder c', indem er leztere hebt, frei gemacht hat. Die
                              leztere Einrichtung hat zum Zwek, daß der Kolben auch wirklich
                              seinen ganzen Weg zurükgelegt haben muß, ehe die Umsezung
                              eintritt. Es ist natürlich vortheilhaft, wenn man die
                              erforderliche Hebelbewegung möglichst beschränkt; diese Bewegung
                              muß bei Hähnen mit einer Bohrung (wie in Fig.
                                 23) 90° betragen, bei doppelt gebohrten (Fig. 24) kann sie viel geringer seyn. Widerhalte am
                              Hahnschlüssel oder am Gehäuse verhindern jede Bewegung über die
                              erforderliche Gränze hinaus. – Es ergibt sich aus dem
                              Bisherigen, daß der Kolben P bei
                              jedem Stoße den Inhalt von C in den
                              Kessel treibt. Dieß gibt ein Mittel an die Hand, durch Zählung
                              der Kolbenstöße das Speisewasser zu messen, da der Inhalt von
                              C bekannt ist.
                           Der hiezu nöthige Zählapparat ist
                              folgender: der Hebel l trägt den mit
                              einer Feder versehenen Stoßzahn d,
                              welcher ein Rad k (Fig.
                                 20) herumstößt, das durch δ an rükgehender Bewegung gehindert wird. Bei
                              jedem Hin- und Hergange wird also k um einen Zahn fortgestoßen, und der an der Achse von
                              k sizende Zeiger A geht um einen Theilstrich fort.
                              Die Achse von k trägt aber einen
                              Zahn, welcher bei jedem ganzen Umgange von k das Rad o um einen Zahn und den Zeiger A' (Fig.
                                 19) um einen Theilstrich fortrükt. Soll aber A' nach derselben Richtung
                              fortschreiten, wie A, so muß man
                              eine Verbindung zweier Zahnräder (wie in Fig.
                                 20) zu Hülfe nehmen. A'
                              wird also die ganzen Umdrehungen von A zählen, A dagegen die
                              darüber hinausliegenden Kolbenstöße. Haben nun k und o
                              jedes 50 Zähne, so kann man bis 2500 Kolbenstöße zählen, von
                              denen jeder, da hier darunter ein Hin- und Hergang von
                              P verstanden wird, das doppelte
                              Volumen von C an Wasser in den
                              Dampfkessel schafft. Faßt C 2 Liter,
                              so läßt sich demnach die Wasserconsumtion einer 100pferdigen Dampfmaschine während vier Arbeitsstunden messen. –
                              Sollte man so genaue Messungen beabsichtigen, daß selbst ein
                              unvollendeter Kolbenstoß in Frage käme, so würde P mit einem Stabe versehen werden
                              können, der mittelst einer Stopfbüchse durch den Boden von C geht und außerhalb den bereits
                              zurükgelegten Weg messen läßt. – Der ganze
                              Regulirungsmechanismus ist übrigens zwischen den beiden Platten
                              p und p' (von denen die leztere in Fig.
                                 20 entfernt ist) eingeschlossen und theils an der
                              vordern Fläche der ersten, theils an der hintern der zweiten
                              befestigt. Nur Zifferblätter und Zeiger sind an der Vorderwand
                              von p' sichtbar. Der Raum zwischen
                              p und p' bleibt oben und unten wegen der Bewegung der Hebel
                              offen; seitlich aber wird er durch Lappen der Bodenplatten,
                              welche das Ganze vereinigen, mit geschlossen.
                           Der Cylinder C ist hier liegend
                              dargestellt. Der ganze Apparat kann eben so gut stehend
                              angebracht werden, mit dem einzigen Unterschiede, daß dann die
                              Gewichte π, π' nicht
                              an den nachher aufrecht stehenden Armen a und a' selbst, sondern
                              an Nebenarmen der Achsen α
                              und α' aufgehängt werden.
                              – Es würde nicht unzwekmäßig seyn, den Hebel l auch mit einem kleinen Stifte zu
                              versehen, der bei jedem Stoße an eine Gloke schlägt, deren
                              Schweigen dann als ein sicheres Zeichen einer im Gange des
                              Speiseapparates eingetretenen Störung dienen würde.
                           Der beschriebene Apparat kann an jeder Dampfmaschine angebracht
                              werden, indem man aus dem Speisungsrohre ein Stük ausschneidet
                              und die Enden mit den Röhren T und
                              T' verbindet.
                           Bei Beginn eines Versuchs muß man natürlich P an den Anfang seiner Bewegung und
                              die Zeiger auf 0 stellen. – Wenn man die Hähne R und R'
                              so einrichtet, daß sie auch eine Passage von Wasser durch C ohne Bewegung von P möglich machen, so würde dieß den
                              Apparat sehr schonen, da Regulirungs- und Zählapparat
                              dann nur während der Versuche thätig sind. – Der Cylinder
                              C muß denselben Druk aushalten
                              können, wie der Dampfkessel, und seine Dimensionen müssen
                              hinreichend groß im Verhältniß zum Kessel seyn, daß die
                              Kolbenbewegung nicht zu schnell zu seyn braucht. Wenn in einem
                              Cylinder von 0,2 M. Länge der Kolben mehr als 20 Spiele in der
                              Minute macht, so wird die Messung schon ungenau. Wenn nun eine
                              Dampfmaschine pro Pferdekraft und
                              Stunde 25 Liter Wasser consumirt, so erhält man die für einen
                              Dampfkessel mindestens erforderliche Capacität von C, wenn man die Anzahl der
                              Pferdekräfte mit 25 multiplicirt und das Product durch 1200
                              dividirt. Für kleinere Maschinen wird dann das Instrument um so
                              passender seyn, da dann die Kolbenbewegung langsamer
                              wird. Alle Theile müssen übrigens mit der größten Sorgfalt
                              gearbeitet seyn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
