| Titel: | Ueber einen von Hrn. Combes erfundenen Windmesser, womit man die Luftströmungen in Bergwerksgängen, in Heizungsröhren und Kaminen, und überhaupt in Leitungen von großem Querschnitte messen kann. | 
| Fundstelle: | Band 81, Jahrgang 1841, Nr. CVIII., S. 422 | 
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                        CVIII.
                        Ueber einen von Hrn.
                           Combes erfundenen Windmesser, womit man die
                           Luftströmungen in Bergwerksgängen, in Heizungsröhren und Kaminen,
                           und überhaupt in Leitungen von großem Querschnitte messen
                           kann.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement. Jul. 1841, S.
                              288.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                        Combes' Windmesser.
                        
                     
                        
                           Hr. Combes,
                              Ingénieur en chef des
                                 mines, hat im Jahre 1837 eine Reihe von Versuchen in
                              Bezug auf die Luftreinigung in den Steinkohlenbergwerken des Dpt. du Nord et de la Belgique
                              angestellt. Um den Zwek, welchen er sich vorgenommen hatte, zu
                              erreichen, war es nöthig, die Luftmengen zu messen, welche in
                              den verschiedenen Minen durch die Wirkung der Saugmaschinen mit
                              Kolben etc. in Circulation gesezt werden, mit einem Wort, man
                              mußte die Luftströmungen, welche in gewissen Schachten oder
                              Gängen stattfanden, bestimmen. Zu diesem Zwek hat er einen
                              Windmesser ausführen lassen, womit er die Geschwindigkeit der
                              circulirenden Luft in den Gängen oder in einer Leitung bemessen
                              konnte, und zwar an verschiedenen Stellen eines und desselben
                              Querschnitts, senkrecht auf die Achse dieses Ganges.
                           Dieses Instrument ist von Vorn, von der Seite und von Oben in
                              Fig.
                                 72, 73
                              und 74
                              dargestellt; es besteht aus einer sehr dünnen Achse A, welche in zwei sehr seine Zapfen
                              endigt, die sich in Lagern von Achat B drehen, und welche vier ebene Flügel C, C, C, C trägt, die alle gleich
                              gegen eine zur Achse senkrechte Ebene geneigt sind. In der Mitte
                              der Achse ist eine Schraube ohne Ende a angeschnitten, welche ein Zahnrad D von 100 Zähnen führt, so daß
                              dieses für jeden Umgang der Achse A
                              um einen Zahn fortrükt. Die Achse des Rades D trägt einen kleinen Daumen b, welcher auf das Sperrrad E mit 50 Zähnen wirkt; dieses
                              Sperrrad wird durch eine sehr elastische Stahlfeder F, die an der horizontalen Platte
                              G, auf welcher das Instrument
                              steht, angebracht ist, festgehalten. Bei jeder vollen Umdrehung
                              des Rades D schiebt der Daumen einen
                              Zahn des Sperrrades vorwärts. Diese beiden Räder sind von 10 zu
                              10 Zähnen numerirt; das erste von 1 bis 10 und das zweite von 1
                              bis 5. An der Säule I, die das eine
                              Lager der Flügelachse trägt, sind zwei Zeiger H, H' befestigt, welche die Zahl der
                              Zähne, um die jedes Rad fortgerükt ist und folglich die Zahl
                              der Umdrehungen der Achse A
                              anzeigen. Mittelst einer Sperrung K
                              und zweier Schnüre L, L, welche zu
                              ihrer Bewegung dienen, kann man, von dem Instrument entfernt,
                              die Kreisbewegung der Flügel hemmen oder ihnen ihre Bewegung,
                              welche durch den Anstoß der sie treffenden Luftströme entsteht,
                              gestatten; diese Schnüre sind an den Enden des Hebels c, c, der unter der Fußplatte
                              befestigt ist, angebracht, und dienen, ihn um den Bolzen d zu drehen. Diesen Hebel bewegt die
                              Sperrung K mittelst eines
                              Verbindungsstükes e, welches durch
                              die Oeffnung f, Fig.
                                 74, der Fußplatte G
                              geht.
                           M ist ein kleines verticales, auf
                              der Platte G aufgeschraubtes
                              Stängelchen, welches zum Tragen des Windmessers und zum
                              Festhalten desselben in seinem Kästchen dient. Man kann dieses
                              Stängelchen bei den Versuchen abschrauben. Um das Instrument
                              anzuwenden, stellt man zuerst die Nullpunkte beider Räder ihren
                              Zeigern gegenüber, und bringt alsdann das Instrument auf einen
                              Fuß in den Querschnitt des Ganges, wo die Luft, die man messen
                              will, circulirt; die Achse mit den Flügeln wird in die Richtung
                              der Strömung gestellt, welche die Flügelchen von Vorne gerade so
                              trifft, wie der Wind die Flügel einer Windmühle. Die Sperrung
                              hält die Flügel so, daß sie sich nicht drehen können; alsdann
                              entfernt man sich von dem Instrument und hält dabei in der Hand
                              die beiden Schnüre der Sperrung; nachdem man sich außerhalb des
                              Luftstromes gestellt hat, zieht man in einem gegebenen
                              Zeitpunkte an der einen Schnur der Sperrung und macht dadurch
                              die Flügel frei, so daß sie sich drehen können. Man zählt nun
                              die Zeit der Dauer der Beobachtung, welche gewöhnlich mindestens
                              2 bis 3 Minuten betragen soll; ist die Zeit, welche man sich zur
                              Dauer der Beobachtung gewählt hat, verflossen, so zieht man an
                              der andern Schnur der Sperrung und hebt dadurch die Bewegung der
                              Flügel auf; man liest alsdann auf dem Instrumente die Zahl der
                              Umdrehungen ab, welche die Flügel während der Zeit ihres
                              Umlaufens gemacht haben. Jeder Zahn des durch die Schraube ohne
                              Ende geführten Rades entspricht einem Umgang der Flügelachse,
                              und die Hunderte von Umgängen werden durch das Rad E von 50 Zähnen angezeigt. Aus der
                              Zahl der von der Flügelwelle gemachten Umgänge schließt man dann
                              durch eine dem Instrumente angepaßte Formel auf die
                              Geschwindigkeit der Luft, welche die Bewegung erzeugt hat.
                           Das ganze Gewicht der Flügelachse und der Flügel ist 2,67 Gramme.
                              Die vierekigen Flügel, deren Seiten 0m,0225 lang sind,
                              wurden aus Rauschgold gefertigt und sind auf einem leichten
                              Rahmen festgemacht. Die Entfernung des Randes
                              der Flügel von der Achse, um welche sie sich drehen, beträgt
                              0m,013.
                           Mit dem Windmesser wurden 15 Versuche gemacht und der Erfinder
                              hat daraus eine sehr einfache Formel abgeleitet, worauf er durch
                              den Druk in Bewegung befindlicher Flüssigkeiten auf eine ebene
                              bewegliche Fläche geführt wurde. Der Windmesser hat dadurch
                              einen Grad von Genauigkeit erlangt, der ihn in allen Fällen
                              schäzbar macht, wo man die Geschwindigkeit der Luft, oder das
                              Volumen eines Stromes, welcher in einer Leitung von großem
                              Querschnitt circulirt, bestimmen will.
                           Es sey a
                              b, Fig.
                                 75, der Querschnitt einer ebenen Fläche, welche sich
                              parallel zu ihr selbst nach der Linie X
                              Y bewegt, die mit der Ebene der
                              beweglichen Fläche einen Winkel aC
                              X macht, welchen der Verf. α nennt. Diese Fläche erhalte
                              den Stoß eines Luftstromes, dessen Geschwindigkeit nach der
                              Linie A
                              B, senkrecht zur Linie X
                              Y, gerichtet ist, und bewege sich
                              gleichförmig unter dem Druke dieses Stromes in der Richtung C
                              X. Angenommen nun, daß C
                              m die Geschwindigkeit des
                              Vorwärtsschreitens dieser Fläche, der Größe und Richtung nach
                              vorstelle, und C
                              n die Geschwindigkeit des Stromes,
                              so trägt man auf die Verlängerung der Linie C
                              X, von C
                              nach Y, die Länge C
                              m' = C
                              m, und vollendet das rechtwinkliche
                              Parallelogramm m
                              'Cn
                              r, worauf die Diagonale C
                              r ihrer Größe und Richtung nach die
                              relative Geschwindigkeit der Flüssigkeit in Beziehung auf den,
                              als unbeweglich betrachteten Flügel, darstellen wird.
                           Nach der allgemein angenommenen Theorie ist der normale Druk der
                              Flüssigkeit auf eine ebene schief gestoßene Fläche proportional
                              der Größe der Fläche, dem Quadrate der Geschwindigkeit des
                              Stromes, projicirt auf die Normale gegen die Fläche und der
                              Dichtigkeit der Flüssigkeit. Bezeichnet man durch I diesen Druk, durch a die Größe der gestoßenen Fläche
                              und durch U die relative
                              Geschwindigkeit, durch π das
                              Gewicht eines Kubikmeters der Flüssigkeit und durch g die Wirkung der Schwerkraft, so
                              wird man haben
                           I = k πa/g
                                 U² sin² MCa          (a),
                           worin k einen
                              numerischen Coefficienten bezeichnet, welcher sich mit der Größe
                              der gestoßenen Fläche ändert.
                           Oder, wenn man durch ν die
                              durch C
                              n repräsentirte Geschwindigkeit der
                              Flüssigkeit bezeichnet, und durch u
                              die Geschwindigkeit der Fläche ab, welche durch Cm
                              = Cm' repräsentirt ist, so hat
                              man
                           
                              
                                 
                                 Cr² = U² = ν² + u²,
                                 
                              
                                 der Winkel
                                 MCa = MCX –
                                       α.
                                 
                              
                           Ueberdieß gibt das rechtwinkliche Dreiek m'Cr
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 81, S. 425
                              
                           woraus folgt, daß:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 81, S. 425
                              
                           Wenn man die Werthe von U und von sin
                              MCa in die Gleichung (a) sezt, so wird
                           I = k πa/g (ν cos α
                              – u sin
                                 α)².
                           Weil die durch den mit constanter Geschwindigkeit getriebenen
                              Flüssigkeitsstrom gestoßene Fläche sich gleichförmig bewegt, so
                              muß der normale Druk auf die Fläche, projicirt auf die Richtung
                              der Bewegung, gleich dem Widerstand seyn, welchen diese Fläche,
                              geschäzt nach derselben Richtung, findet. Nennen wir diesen
                              Widerstand R und bemerken wir, daß
                              die Projection des normalen Drukes I
                              auf die Richtung CX der
                              Bewegung, gleich I sin α ist,
                              so hat man
                           R = I sin α = k πa/g (ν cos α
                              – u sin α)² sin α,
                           woraus
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 81, S. 425
                              
                           In dem zweiten Gliede dieser Gleichung muß man das Zeichen +
                              nehmen, denn ν muß größer als
                              u tang α seyn, damit der
                              Druk des Flüssigkeitsstromes die Fläche von C gegen X fortzutreiben strebt, wie vorausgesezt wurde.
                           Man kann die Bewegung der Flügel des Windmessers, wenn sie von
                              der Luft getroffen werden, mit der Bewegung der Fläche, welche
                              wir so eben betrachtet haben, vergleichen. Wenn man voraussezt,
                              daß die Widerstände, welche die Flügel, um sich zu bewegen,
                              erleiden, unabhängig von der Geschwindigkeit sind, so wird die
                              Formel (b) auf die Bewegung der
                              Flügel anwendbar seyn, indem man R
                              als eine Constante, unabhängig von den Geschwindigkeiten ν und u betrachtet. Da der Winkel α ebenfalls constant und die Anzahl der
                              Umdrehungen der Flügelachse in einer Secunde der Geschwindigkeit
                              des Mittelpunktes der Flügel proportional ist, so folgt, daß die
                              Geschwindigkeit ν des
                              Luftstromes, welcher die Flügel trifft, und die Anzahl der
                              Umdrehungen der Achse in der Zeiteinheit, durch eine Gleichung
                              von der sehr einfachen Form: ν = a + b × n verbunden seyn müssen, worin a und b
                              numerische Coefficienten sind, wovon der zweite nur von der
                              Neigung der Flügel abhängt, der erste aber nicht nur von dieser
                              Neigung, sondern auch von der Intensität der Reibung, welche die
                              Größe von R bestimmt, ferner von der
                              Dichtigkeit der Flüssigkeit, und endlich von der Größe der
                              Flügel, welche den Coefficienten k
                              abändern.
                           Der Coefficient a hängt von der
                              Dichtigkeit der Flüssigkeit ab, welche die Flügel des
                              Windmessers stößt und die im umgekehrten Verhältniß der
                              Quadratwurzel dieser Dichtigkeit variirt. Um mit großer
                              Genauigkeit zu operiren, muß man diesen Coefficienten a nach der Dichtigkeit der Luft,
                              deren Geschwindigkeit man messen will, corrigiren; ist diese
                              Dichtigkeit beträchtlich, so wird der Coefficient a sehr klein und verschwindet vor
                              dem zweiten Ausdruk der Formel, so daß die Geschwindigkeit des
                              Luftstromes alsdann nahezu proportional der Geschwindigkeit der
                              Flügel seyn muß.
                           Wenn man einen Luftstrom messen will, welcher in einer etwas
                              weiten Leitung circulirt, so genügt es, den Windmesser
                              nacheinander in verschiedene Punkte der Fläche eines und
                              desselben Querschnittes der Leitung zu sezen, wobei die Achse
                              der Flügel genau in die Richtung des Stromes gestellt wird. Das
                              Instrument muß übrigens auf einen geeigneten Fuß gestellt
                              werden, dessen Volumen sehr klein ist, damit seine Gegenwart in
                              der Strömung keine merkliche Veränderung erzeugen kann. Man
                              bestimmt in jedem Punkte die Anzahl der durch die Wirkung der
                              Strömung hervorgebrachten Umdrehungen der Flügelachse in der
                              Secunde. Die Flügel des Windmessers werden zuerst durch den
                              Vorfall stillgestellt, und man läßt sie erst in einem bestimmten
                              Augenblik laufen, indem man an der zugehörigen Schnur zieht; man
                              stellt sie nach zwei oder drei Minuten wieder still, indem man
                              an der zweiten Schnur zieht, und liest hierauf die Anzahl der
                              während der Dauer der Beobachtung verstrichenen Secunden ab.
                              Wenn mehrere Versuche in verschiedenen Punkten desselben
                              Querschnittes auf die Achse der Leitung gemacht wurden, so
                              braucht man nur das arithmetische Mittel der Zahlen n zu nehmen, die den verschiedenen
                              Versuchen entsprechen, und hernach durch die gegebene Formel die
                              Geschwindigkeit ν zu
                              berechnen, welche diesem arithmetischen Mittel entspricht. Diese
                              Geschwindigkeit wird die mittlere des Stromes seyn, und gibt,
                              mit der Fläche des Querschnittes multiplicirt, das Volumen der
                              in der Leitung circulirenden Luft in Kubikmetern ausgedrükt.
                           Will man das Volumen eines warmen Luftstromes messen, oder eines
                              Stromes, dessen Druk merklich von dem gewöhnlichen
                              atmosphärischen Druke abweicht, so muß man vorher die
                              Temperatur und den Druk der Luft in dem Strome messen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
