| Titel: | Cooke's und Wheatstone's elektrischer Telegraph. | 
| Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. IX., S. 21 | 
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                        IX.
                        Cooke's und Wheatstone's elektrischer
                           Telegraph.
                        Aus dem Civil engineer and architects' Journal. Jul. 1841,
                              S. 237.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Cooke's und Wheatstone's elektrischer Telegraph.
                        
                     
                        
                           Wir haben zwar bereits gelegentlich manche Notizen über diese merkwürdige Erfindung,
                              über ihre Einführung an der Great-Western- und
                              Blackwall-Eisenbahn und ihre überraschenden Leistungen in beiden Fällen
                              mitgetheilt; allein es bleibt uns immer noch übrig, unsern Lesern einen
                              detaillirteren Bericht über den Apparat vorzulegen, um sie in die Lage zu sezen, von
                              der Art seiner Thätigkeit, so wie auch von seiner großen praktischen Wirksamkeit
                              einen vollständigeren Begriff zu erlangen. Wir können nicht umhin, anzunehmen, daß
                              die Erfindung wegen der überwiegenden Minorität des Publicums, welche von derselben
                              unterrichtet ist, nicht rascher in die Welt eingeführt wird; wir glauben daher im
                              Interesse der Eisenbahnen zu handeln, wenn wir das Unsrige möglichst beitragen, über
                              den Werth dieser hochwichtigen Erfindung deutlichere Begriffe zu verbreiten.
                              Nachstehende Beschreibung mit den beigefügten zahlreichen Abbildungen verdanken wir
                              theils der durch Hrn. Professor Wheatstone vor dem
                              Eisenbahncomité des Hauses der Gemeinen gegebenen Erläuterung, theils einer
                              kürzlich durch Hrn. Cooke, Theilhaber an der in Rede
                              stehenden Erfindung, der Oeffentlichkeit übergebenen, mit einer gedrukten Erklärung
                              begleiteten Lieferung von Zeichnungen.
                           Professor Wheatstone wurde von dem Comité des
                              Hauses der Gemeinen ersucht, demselben das Verfahren, wonach er zwischen zwei
                              entfernten Punkten eine telegraphische Communication herzustellen sich anheischig
                              machte, näher zu erläutern. Seine Antwort lautete wie folgt:
                           Ich habe hier eine Copie von der Zeichnung zu der Specification des ersten von mir
                              und Hrn. Cooke genommenen Patentes; das Instrument
                              gleicht in allen seinen Einzelheiten dem bei der
                              Great-Western-Eisenbahn im Gebrauch befindlichen.Ausführlich ist Wheatstone's und Cooke's erstes Patent, dessen Beschreibung in
                                    gedrängter Kürze hier wiederholt wird, bereits im 72sten Band, Seite 57 des
                                    polytechnischen Journals mitgetheilt worden.A. d. R. Man bemerkt eine Art Zifferblatt mit fünf senkrechten Magnetnadeln (Fig. 33). Auf
                              diesem Zifferblatte sind zwanzig Buchstaben des Alphabets vertheilt, welche durch
                              die gegenseitige Convergenz zweier Nadeln, wenn man diesen einen Impuls ertheilt,
                              angezeigt werden. Dreht sich die erste Nadel rechts und die zweite links, so
                              bedeutet dieß den Buchstaben H; weicht die erste Nadel
                              rechts und die vierte links ab, so wird dadurch der Buchstabe B bezeichnet; convergiren dieselben Nadeln nach Unten, so deuten sie auf
                              den Buchstaben V. Diese Magnetnadeln kommen durch die
                              Einwirkung elektrischer Strömungen, welche die unmittelbar hinter ihnen befindlichen
                              Drahtwindungen durchlaufen, in Thätigkeit. Jede dieser Windungen bildet einen Theil
                              des Verbindungsdrahtes, welcher sich auf jede beliebige Entfernung erstreken kann;
                              an ihren Enden stehen diese Drähte mit einem Apparate Fig. 33 in Verbindung,
                              der Communicator heißen mag, insofern durch ihn die Communication der Signale
                              erfolgt. Er besteht aus fünf longitudinalen und zwei transversalen, in einem
                              hölzernen Gestelle befestigten Metallstangen. Die beiden Querstangen werden mit den
                              beiden Polen einer Volta'schen Batterie in Verbindung gebracht, und stehen bei der
                              gewöhnlichen Einrichtung des Instrumentes mit den longitudinalen Stangen oder
                              Tasten, an deren jede unmittelbar ein Leitungsdraht befestigt ist, in keiner
                              metallischen Verbindung. An jeder dieser Tasten sind zwei Knöpfe angebracht, die
                              zusammen zwei parallele Reihen bilden. Wenn ein Knopf der obern Reihe niedergedrükt
                              wird, so bildet die Stange, worauf er angebracht ist, eine metallische Verbindung
                              mit der unter ihr befindlichen Querstange, welche mit einem der Pole der Batterie in
                              Verbindung steht; wird ein Knopf der unteren Reihe berührt, so ist dadurch zwischen
                              einer andern Taste und dem andern Pole der Batterie eine metallische Communication
                              hergestellt; der Strom durchläuft nun beide mit den Tasten verbundenen Drähte, auf
                              welche Entfernung hin sie sich auch erstreken mögen, vorausgesezt, daß sie an ihren
                              Enden miteinander verbunden sind, und afficirt die Magnetnadeln, welche vor den von
                              Streke zu Streke in der galvanischen Kette angeordneten Windungen angebracht sind.
                              Ein ähnlicher vollständiger Apparat muß auf jeder Station aufgestellt seyn.
                           
                              „Ein anderer sehr wesentlicher Theil des Apparates, dessen ich erwähnen
                                 will, betrifft die Mittel, welche wir in Handen haben, vor dem Beginn der
                                 telegraphischen Mittheilung ein Glökchen in Thätigkeit zu sezen, um die
                                 Aufmerksamkeit des Beobachters zu weken. Das Hauptprinzip dieser
                                 Alarmvorrichtung ist folgendes. An den Einfall eines gewöhnlichen Uhrwekers ist
                                 ein Stük weiches Eisen befestigt, und diesem gegenüber befindet sich eine
                                 weiche, in die Hufeisenform gebogene Eisenstange; diese leztere ist in
                                 zahlreichen Windungen mit einem seideübersponnenen Draht umwikelt. Weiches Eisen
                                 hat die Eigenschaft, daß es, wenn ein elektrischer Strom die dasselbe umgebenden
                                 Drahtwindungen durchstreicht, zu einem kräftigen Magnete wird. Sobald nun die
                                 hufeisenförmige Stange magnetisch wird, so zieht sie den Einfall an, und die
                                 Gloke kommt in demselben Augenblike in Thätigkeit; hört der galvanische Strom
                                 auf, so verschwindet auch die magnetische Kraft, und das Glökchen hört auf zu
                                 läuten. Man hat zur Erreichung dieses Zwekes mehrere Vorrichtungen angegeben.
                                 Insbesondere richtete Hr. Cooke auf einige andere
                                 Anordnungen in Betreff der Hülfsmittel, zwischenliegende Punkte der
                                 telegraphischen Linie, wo sich keine festen Stationen befinden, in den Kreis der
                                 Communication zu ziehen, seine Aufmerksamkeit. Zu dem Ende wurden längs der
                                 Linie auf jede Viertelmeile Posten aufgestellt, um mit jeder der anliegenden
                                 Stationen eine temporäre Communication herzustellen. Der Conducteur eines
                                 Eisenbahnzugs kann nun ein tragbares Instrument bei sich führen, mit dessen
                                 Hülfe er zu jeder Zeit nach jeder Station hin eine Botschaft senden kann. Die
                                 Drähte werden durch eine Mischung von Baumwolle und Kautschuk, ein sehr gutes
                                 Isolirungsmittel, von einander isolirt; hierauf werden alle diese zubereiteten
                                 Drähte vorsichtig durch eine eiserne Röhre gestekt, welche an einigen Stellen der Linie in den
                                 Boden eingegraben ist, an andern Stellen über denselben sich erhebt.“
                              
                           Lord Granville bemerkt hiebei: „Gesezt, die
                                 Great-Western-Eisenbahn wäre zwischen London und Bristol fertig,
                                 halten Sie es für möglich, Ihren Telegraphen auf dieser ganzen Streke in
                                 Ausführung zu bringen, so daß Sie von London nach Bristol und umgekehrt von
                                 Bristol nach London jede beliebige Nachricht signalisiren könnten?“
                              Professor Wheatstone erwiedert: „der Versuch
                                 wurde bis jezt noch nicht gemacht, doch habe ich alle Ursache zu glauben, daß
                                 dieses ausführbar ist. Ein sehr wichtiger Umstand, wovon ich mich überzeugt
                                 habe, ist der geringe Kraftaufwand, welcher zur Erreichung dieses Zweks
                                 erforderlich ist. Man glaubte früher, daß zur Sendung eines Stroms auf eine
                                 beträchtliche Entfernung eine sehr starke Batterie angewendet werden müsse; in
                                 der That aber ist eine ganz schwache Batterie hinreichend, wenn sie nur aus
                                 einer zur Entfernung im Verhältniß stehenden Anzahl Elementen besteht. So weit
                                 meine Versuche reichen, denke ich im Stande zu seyn, eine telegraphische
                                 Communication zwischen Bristol und London zu effectuiren. Möglicher Weise sind
                                 mehrere Stationen erforderlich, jedoch können allem Anscheine nach die Stationen
                                 in weit größerer Entfernung von einander angeordnet seyn, als dieß bei einem
                                 gewöhnlichen Telegraphensystem nöthig wäre; ich glaube indessen, daß gar keine
                                 Zwischenstationen nöthig seyn werden.“
                              
                           Hr. Loch stellt die Frage, ob in der Transmission einer
                              Nachricht von der Paddington-Station nach dem äußersten Ende der Linie. n
                              welcher der Telegraph gegenwärtig aufgestellt ist, irgend ein merkbarer Zeitverlust
                              stattfinde? Professor Wheatstone: „Einige vor
                                 mehreren Jahren angestellte Versuche, welche ich in den Philosophical Transactions veröffentlichte, als zuerst meine
                                 Aufmerksamkeit auf die Möglichkeit der Herstellung
                                 galvano-telegraphischer Verbindungen hingelenkt wurde, haben erwiesen,
                                 daß die Elektricität einen Kupferdraht mit einer Geschwindigkeit von ungefähr
                                 200,000 Meilen in der Secunde durchlaufe; demnach kann bei der Communication auf
                                 elektrischem Wege kein Zeitverlust wahrnehmbar seyn; den einzigen Zeitverlust
                                 würde etwa der Aufenthalt einer Depesche an den Stationen, wenn solche nöthig
                                 seyn sollten, veranlassen.“
                              
                           
                              Chairman:
                              „Könnten Sie auf diese Weise zwischen Dover und Calais eine Communication
                                 herstellen? – Ich halte es für vollkommen ausführbar.“
                              
                           Professor Wheatstone fügt noch folgende Bemerkungen bei:
                           
                              „Ein elektrischer Telegraph bietet in Vergleich mit einem gewöhnlichen Telegraphen sehr
                                 viele Vortheile dar. Er arbeitet Tag und Nacht, während ein gewöhnlicher
                                 Telegraph nur den Tag über in Thätigkeit ist; er arbeitet ferner bei jedem
                                 Zustande der Witterung, während ein gewöhnlicher Telegraph nur bei gutem Wetter
                                 wirksam seyn kann. Wegen des Wechsels im Zustande der Atmosphäre gibt es im
                                 Laufe eines Jahres viele Tage, an welchen die Transmission von Nachrichten durch
                                 den gewöhnlichen Telegraphen nicht ausführbar ist; aus demselben Grunde werden
                                 außerdem sehr viele Depeschen, bevor sie zu Ende signalisirt sind, unterbrochen.
                                 Inconvenienzen dieser Art finden beim elektrischen Telegraphen nicht statt. Ein
                                 weiterer Vortheil liegt darin, daß die Kosten der separaten Stationen in keiner
                                 Hinsicht mit denen des gewöhnlichen Telegraphen zu vergleichen sind. Der Apparat
                                 bedarf keines Beobachters, und kann in jedem Raume, in welchem sich die ihn
                                 bedienenden Leute befinden, in Thätigkeit gesezt werden. Noch einen andern
                                 Vortheil hat der elektrische vor dem gewöhnlichen Telegraphen voraus, nämlich
                                 die Schnelligkeit, mit welcher man die Signale aufeinander folgen lassen kann.
                                 In einer Minute lassen sich bequem 30 Signale machen, eine Anzahl, welche der
                                 gewöhnliche Telegraph nicht liefern kann.
                              
                           
                              Durch die vorangegangene Darstellung habe ich die Aufmerksamkeit des
                                 Comité auf den gegenwärtig an der Great-Western-Eisenbahn
                                 im Betrieb befindlichen Telegraphen hingelenkt. Nun ergreife ich aber die
                                 Gelegenheit, noch einen besonderen Gegenstand näher zu berühren. Neuerdings
                                 beschäftigte ich mich nämlich mit der Ausführung zahlreicher Verbesserungen, die
                                 sich mir darboten, und so erlangte ich denn in Gemeinschaft mit Hrn. Cooke, der seine Aufmerksamkeit zum großen Theil
                                 demselben Gegenstande zuwandte, ein neues Patent für ein telegraphisches System,
                                 welches meines Erachtens dem gegenwärtig existirenden gegenüber ganz bedeutende
                                 Vortheile darbietet. Er läßt sich an der gegenwärtig fertigen Linie ohne irgend
                                 eine hinzukommende nachträgliche Ausgabe anbringen; man braucht nur die neuen
                                 Instrumente an die Stelle der älteren zu sezen. Dieser neue Apparat erfordert
                                 nur ein einziges Paar Drähte, welche ganz dieselbe Wirkung thun, was gegenwärtig
                                 mit fünf Drähten erzielt wird, so daß augenbliklich drei von einander
                                 unabhängige Telegraphen an der Great-Western-Linie aufgestellt
                                 werden könnten; er ist gleichfalls allen Buchstaben des Alphabets zugänglich,
                                 nur nach einer andern Reihenfolge, und dabei so außerordentlich einfach, daß
                                 Jedermann ohne vorläufige Einübung eine Nachricht zu expediren und die Antwort
                                 abzulesen im Stande ist.“
                              
                           Die kürzlich durch Hrn. Cooke veröffentlichten Zeichnungen
                              mit der beigefügten gedrukten Beschreibung, welche wir oben erwähnten, mögen die Verbesserungen
                              begleiten, worauf sich Professor Wheatstone in der obigen
                              Erklärung bezieht.
                           Beifolgende Abbildungen (Fig. 34 bis 43) sind
                              verjüngte Copien der erwähnten Zeichnungen, denen Hrn. Cooke's Erläuterung beigefügt ist.
                           Die Figuren 34
                              und 35 zeigen
                              die Anordnung des elektrischen Telegraphen in Tunnels.
                           ₁A, ₂A,
                              Telegraphen in die Wächterhäuschen in der Nähe der Tunneleingänge befestigt.
                           B, Zwischentelegraph in der Nähe des Luftschachtes,
                              welcher stets bereit steht, im Falle der Noth mit ₁A und ₂A zu arbeiten.
                           C, Schuzröhre für die Leitungsdrähte.
                           CE,CE, eine nach dem Warnungsapparat (Fig. 36 und 37) führende
                              Röhre.
                           Fig. 36 zeigt
                              die Art und Weise, wie der elektrische Telegraph an Durchkreuzungen, Ausweichzungen
                              u.s.w. anzubringen ist.
                           ₁A, ₂A,
                              ₃A, Telegraphen in Wächterhäuschen, 1 oder 2
                              Meilen von einer Durchkreuzungsstelle oder einer Station entfernt.
                           C, Leitungsröhre zum Schuz für die Drähte, welche
                              entweder mit einem Dache versehen auf Pfosten ruht, oder unter dem Boden fortgeführt
                              wird.
                           D, Telegraphen an den Stationen oder
                              Durchkreuzungsstellen, mit ₁A, ₂A, ₃A
                              correspondirend.
                           ₁E, ₂E,
                              ₃E, „Warnapparate“ (engine-warners), (deren Details aus Fig. 37, 38, 39 und 40 abzunehmen
                              sind), durch welche eine Locomotive in einer Entfernung von 1 oder 2 Meilen nach A u. D, Fig. 37, von ihrer
                              Annäherung Nachricht gibt. Soll die Station oder die Durchkreuzung stelle offen
                              seyn, so gibt D dem Wärter bei A die Ordre, je nach Umständen den Zug passiren zu lassen oder zu hemmen;
                              der Maschinist kann es nie wagen, an A vorüberzufahren,
                              als bis der Bahnwächter das Signal zum Vorüberfahren gegeben hat. Dieß schärft die
                              Aufmerksamkeit des Bahnwächters. Sollte er indessen zufällig abwesend seyn, so würde
                              der Conducteur durch den Telegraphen A bei D um Erlaubniß, weiter zu fahren, anfragen. In Fig. 36 haben
                              die Wächter bei ₁A und ₂A von D die Erlaubniß
                              erhalten, ihre respectiven Trains passiren zu lassen, was durch die Zeigerspizen der
                              Telegraphen bei D, welche mit den Signalen der
                              Telegraphen ₁A und ₂A correspondiren, angezeigt wird. Der Wächter gibt sodann auf die
                              gewöhnliche Art durch die weiße Flagge das Zeichen, daß die Bahnlinie frei sey. Der
                              Zug 3e ist in Folge eines von der Station D erhaltenen Signals und in Erfüllung des durch die Locomotive von
                              ₃E aus von ihrer Annäherung gegebenen
                              Warnungszeichens von dem Bahnwächter bei ₃A
                              angehalten worden.
                           NB. Das von dem Warnapparat E bei A und D
                              gegebene Zeichen „Halt“ wird von dem Auslösen eines Wekers
                              begleitet. Dieses Signal bleibt so lange stehen, bis von D die Antwort zurükkommt.
                           Fig. 37 sind
                              Telegraphen zur Transmission zweier Signale, wie A, B
                              und D zeigt, deren jeder mit einem Weker a versehen ist, welcher in Thätigkeit kommt, wenn von
                              E, D, A oder B aus ein
                              Signal ertheilt wird.
                           31 Telegraphen, jeder für zwei solcher Signale, sind auf der
                              Blackwall-Eisenbahn von 8 Uhr Morgens bis Nachts 10 Uhr zwischen den
                              Stationen und den Endpunkten der Linie in Thätigkeit, um den Betrieb der stationären
                              Dampfmaschinen zu leiten.
                           E zeigt die nähere Einrichtung des Warnungsapparates.
                              Durch eine der Bahnschienen geht nämlich ein senkrechter Bolzen, dessen oberes Ende
                              ein wenig über die Schiene hervorsteht, so daß dasselbe durch ein Locomotivrad, oder
                              durch andere schwere, darüber hinweggehende Körper niedergedrükt wird. Das untere
                              Ende des Bolzens ruht auf dem Arme eines Hebels, der durch eine Feder unterstüzt
                              wird, welche einen wenigstens dem halben Druke eines Wagenrades gleichkommenden
                              Widerstand darbietet.
                           Fährt nun ein Tram darüber, so wird der eine Hebelarm niedergedrükt; dieser
                              unterbricht sofort, indem er den andern Arm erhebt, die galvanische Kette bei e, löst bei A und D den Weker aus und gibt dadurch das warnende Signal.
                              Die andern Räder des Trains haben keinen weiteren Einfluß. Sobald auf die Warnung
                              von D aus die Antwort erfolgt ist, wird die elektrische
                              Kette des „Warners“ für ein anderes Signal wieder hergestellt.
                              Sollte auch der Warner durch boshafte Personen mittelst eines Hebeisens zerstört
                              werden, so entsteht doch keine weitere Unannehmlichkeit daraus, als daß die
                              Erwartung des Wächters die Zeit über, welche der Zug braucht, um den Raum zwischen
                              E und A zurükzulegen,
                              gespannt wird, worauf der Thatbestand an den Tag kommt, um sofort durch ein Signal
                              nach D hin berichtet zu werden. Der Zwek des
                              Warnapparates kann sonst noch durch mannichfache mechanische Mittel erreicht
                              werden.
                           Fig. 38 und
                              39 sind
                              Telegraphen zum Behuf ausgedehnterer Mittheilungen als die obigen. Mit Hülfe eines
                              auf einem festen Zifferblatte sich drehenden Zeigers, welcher nach den darauf
                              verzeichneten Buchstaben weist, geben diese Telegraphen 30 bis 60 Signale. Die
                              signalisirende Person dreht den concentrischen Zeiger t
                              so weit, bis seine Spize, wie Fig. 38 zeigt, dem zu
                              transmittirenden Signale gegenüber steht, worauf augenbliklich der Zeiger g bei
                              allen correspondirenden Telegraphen der ganzen Linie, nämlich in Fig. 38, 39, 40 u.s.w., auf dasselbe
                              Signal hinweist.Mit dieser Anordnung erscheint offenbar der Telegraph in seiner
                                    vollkommensten Form, und selbst Steinheil's
                                    Apparat (polyt. Journal Bd. LXX. S.
                                       292), in welchem die elektrische Telegraphie zu einer nie geahnten
                                    Höhe sich herangebildet hatte, scheint obiger Einrichtung nachzustehen,
                                    indem derselbe zur Bezeichnung eines Buchstabens mehrere Schwingungen beweglicher Magnetnadeln erfordert, während
                                    bei Wheatstone's neuem System jeder Buchstabe nur
                                    eine Bewegung erheischt.A. d. Uebers.
                              
                           Fig. 40 ist
                              ein zwischenliegender und tragbarer Telegraph, welchen jeder Train mit sich führen
                              soll. Es kann leicht die geeignete Anordnung getroffen werden, daß dieser Telegraph
                              im Falle der Noth an jedem Meilenpfosten oder jeder Brüke längs der Linie sich
                              anlegen lasse. Der unterhalb Fig. 40 abgebildete
                              Durchschnitt einer Eisenbahn mag diesen Gegenstand erläutern. Ein eiserner, am
                              Meilenpfosten befindlicher Dekel wird aufgeschlossen und abgehoben. Darauf fügt man
                              den portativen Telegraphen in ein zur Aufnahme desselben bestimmtes Gestell, wobei
                              die nöthigen Verbindungen mit den Leitungsdrähten hergestellt werden, worauf
                              derselbe in der Lage ist, mit jenen Telegraphen Fig. 38 und 39 zu
                              arbeiten. Diese Art Telegraph läßt sich augenbliklich durch jede Person bedienen und
                              bedarf keiner besonderen Batterie.Die nähere Einrichtung dieses portativen Telegraphen und der Mittel, wodurch
                                    er mit in den galvanischen Kreis der Telegraphenlinie gezogen wird, liegt
                                    sowohl der Beschreibung, als den dargebotenen Abbildungen nach noch im
                                    Dunkeln.A. d. Uebers. Er ist mit einem wasserdichten Ueberzug und einer Laterne versehen, um bei
                              Regenwetter und bei Nacht gehandhabt werden zu können.
                           NB. Die Thätigkeitsäußerung aller Gattungen dieses
                              elektrischen Telegraphen ist wechselseitig, d.h. sie liefern gleiche Signale sowohl
                              in dem Zeichen gebenden als auch in dem Zeichen empfangenden Apparat, und spielen in
                              gleichem Sinne, sey es von irgend einem Ende der Linie oder von einem
                              zwischenliegenden Punkte aus.
                           Fig. 41
                              stellt eine sehr einfache Gattung von Telegraphen dar, welche ganz nach demselben
                              Princip, wie Fig.
                                 37, 38 und 39 ausgeführt ist, aber die Wirkungen beider in sich vereinigt. Der Pfeil
                              gibt zwei Signale zu dem oben erläuterten Zwek, für den Fall nämlich, daß der
                              Telegraph in Tunnels, bei Durchkreuzungen u.s.w. angebracht wird; der kleinere
                              Zeiger g dient, wenn es die Umstände erfordern, zu einer
                              extensiveren Correspondenz.
                           M, Fig. 42, ist der
                              elektrische Entdekungsapparat oder „Entdeker“ (electric detector), um die aus der Berührung mit der
                              Röhre oder unter sich
                              selbst, einem Bruche oder aus dem Eindringen von Wasser hervorgehenden
                              Beschädigungen der Drähte zu entdeken.
                           m ist eine kleine Batterie; 1m, 2m sind „Fühler“ (feelers), welche mit der Batterie und dem Detector in
                              Verbindung stehen. Wenn diese Fühler einander berühren, so geht ein elektrischer
                              Strom von der Batterie aus, wirkt auf den Zeiger des Detectors M und dreht ihn um seine Achse. J, J sind eiserne Büchsen, welche in kurzen Intervallen längs der Linie
                              sich vorfinden. Jede derselben ist mit einem Schraubendekel versehen und mit der
                              Röhre c so verbunden, daß sie mit der lezteren ein
                              ununterbrochenes System bilden. Die Enden einer jeden Drahtseillänge treten in die
                              Büchse und jeder Draht ist mit seinem Gefährten an ein in den Boden der Büchse
                              eingepaßtes Holzstük geschraubt, so daß der mit 1 bezeichnete Draht seiner ganzen
                              Länge nach ununterbrochen und durch die Schraube 1 in jeder Büchse längs der Linie
                              erkannt werden kann. Die Oeffnungen, durch welche die Drähte aus der Röhre in die
                              Büchse eintreten, sind mit einer Composition hermetisch versiegelt; übrigens geht
                              als Fortsezung der Hauptleitungsröhre eine dünne Röhre durch die Büchse, welche eine
                              freie Communication der Luft von einem entfernten Reservoir aus gestattet. Gesezt,
                              der Draht 1 sey entweder durch metallische Berührung oder durch Eindringen von
                              Wasser mit der Röhre stellenweise in Contact gekommen, so öffnet man die Büchse, an
                              welcher der Draht probirt werden soll, nimmt die Schraube 1 heraus, und bringt den
                              Fühler 1m mit dem einen Ende der separirten Drähte, den
                              andern Fühler mit der Röhre in Berührung. Ist dieser Theil des Leitungsdrahtes
                              unschadhaft, so bleibt die Nadel des Detectors unbeweglich; bringt man dagegen den
                              Fühler 1m mit dem andern freien Drahtende in Berührung,
                              so dreht sich der Zeiger des Detectors um seine Achse, und gibt auf der graduirten
                              Scale den Grad des zwischen dieser Abtheilung und der Röhre stattfindenden Contactes
                              an.
                           Gesezt, man mache den Versuch mit der folgenden Büchse, und es stelle sich heraus,
                              daß der Contact zwischen den beiden Büchsen liege, so tauscht man das
                              zwischenliegende schadhafte Stük Draht gegen den fehlerlosen mit 0 bezeichneten
                              Reservedraht aus. Es versteht sich, daß auf diese Weise in zahlreichen kurzen
                              Intervallen mehrere Stüke Reservedraht zum Ersaz für einen beschädigten Draht längs
                              der Linie vorgerichtet seyn können, so daß man nicht nöthig hat, die Linie im
                              Allgemeinen in Unordnung zu bringen. Die geringste Veränderung in der Isolation der
                              Drähte in Folge von Feuchtigkeit u.s.w., kann durch dieses schäzbare Instrument
                              entdekt und dadurch corrigirt werden, daß man von dem Behälter aus einen trokenen
                              Luftstrom durch die Röhre streichen läßt.
                           
                           Soll in Folge einer eingetretenen Beschädigung ein Stük Drahtseil weggeschafft
                              werden, so nimmt man an jedem Ende des Stüks die Verbindungsschrauben in den Büchsen
                              heraus, sodann knüpft man das eine Ende des fehlerhaften zu beseitigenden Drahtes an
                              das Ende einer frischen, auf einer Trommel aufgewikelten Drahtlänge, zieht das
                              andere Ende aus der Röhre hervor und windet es auf eine leere Trommel auf, wobei der
                              neue Draht allmählich seine Stelle einnimmt. Nun werden nur noch die Schrauben mit
                              den Drahtenden vereinigt, und die Linie ist somit vollkommen wieder in den Stand
                              gesezt. Das schadhafte Drahtstük aber wird nach gehöriger Untersuchung und Reparatur
                              für den Gebrauch wieder hergestellt.
                           Jeder Draht ist abgesondert mit Baumwolle und einer Kautschukauflösung überzogen; die
                              Drähte werden zu einem Strik zusammengewunden, welchen man, bevor er durch die Röhre
                              gestekt wird, durch einen heißen harzigen Firniß zieht.
                           Fig. 43 zeigt
                              eine Luftpresse, deren Zwek darauf hinausgeht, das Wasser von der Röhre entfernt zu
                              halten, wenn diese unterirdisch fortgeführt ist, und etwaige Fehler in der
                              Röhrenleitung anzuzeigen.
                           H ist eine Luftpresse oder ein mit trokener Luft von
                              beliebiger Compression gefüllter Luftbehälter von passendem Rauminhalt. 1 h, eine Drukwaage in Form eines Hebels; 2h, ein Ventil, welches mittelst einer ganz kleinen
                              Oeffnung die Communication zwischen dem Reservoir H und
                              der Röhre C herstellt. Angenommen nun, man habe es für
                              wünschenswerth befunden, das Innere der Röhre einem Druke von 2 oder 2 Pfunden
                              (welchen man als hinreichend berechnet hat, um den größten Wasserdruk, dem die Röhre
                              unterliegen kann, unschädlich zu machen) auszusezen, so muß die Waage 1h nach Verhältniß dieses Druks belastet werden. Sollte
                              nun irgend eine Luftentweichung aus der Röhre stattfinden, so wird der Hebelarm 1h niedersteigen und das Ventil 2h so lange offen erhalten, bis die comprimirte Luft im Reservoir den Druk
                              im Innern der Röhre auf den erwünschten Grad gesteigert hat, worauf die Drukwaage
                              1h wieder steigt und das Ventil 2h schließt. Ein Barometer C
                              kann die Aenderung des Druks in dem Reservoir oder in der Röhre anzeigen. Wenn das
                              Reservoir in Folge eines Lekes in der Röhrenleitung bald leer geworden ist, so wird
                              dasselbe mit Hülfe einer Luftpumpe von neuem gespeist, wobei der geringe Druk von 2
                              oder 3 Pfd. mit gar keinen Schwierigkeiten verbunden ist. Sollte indessen der
                              Barometer eine plözliche Luftentweichung anzeigen, so muß die Aufmerksamkeit ohne
                              Verzug den längs der Linie in kurzen Zwischenräumen angeordneten Probirbüchsen J zugewendet werden.
                           In oder nahe an der Büchse steht ein Dreiwegehahn auf eine schikliche Weise mit der Röhre
                              in Verbindung, an dessen Rohr ein tragbarer Barometer C geschraubt werden kann. Ist
                              die Leitungsröhre schadhaft, so bleibt, wenn man den Hahn nach der einen Richtung
                              dreht, der Druk auf den Barometer unverändert; dreht man dagegen den Hahn nach der
                              andern Richtung, so nimmt der Druk in Folge der Luftentweichung rasch ab. Sezt man
                              den Versuch bei andern Probirbüchsen fort, so wird man die zwei Büchsen finden,
                              zwischen denen die Luftentweichung statt hat. Die zwischen diesen zwei Punkten
                              liegende Röhre muß darauf sorgfältig untersucht werden, um den schadhaften Theil zu
                              entdeken.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
