| Titel: | Ueber die Anfertigung der Hartwalzen von Gußeisen, nach der Methode der kaiserl. russischen Gießerei zu Kamensk. | 
| Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. X., S. 31 | 
| Download: | XML | 
                     
                        X.
                        Ueber die Anfertigung der Hartwalzen von
                           Gußeisen, nach der Methode der kaiserl. russischen Gießerei zu Kamensk.
                        Aus dem Annuaire du Journal des mines de Russie. 1836, S.
                              145.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Ueber die Anfertigung der Hartwalzen.
                        
                     
                        
                           Bis zum Jahre 1830 goß die Gießerei zu Kamensk die Walzen für die Ekaterineburger
                              Münze in Sandformen und ließ das Metall von Oben in sie einlaufen; wenn die Walze
                              nach dem Herausnehmen aus der Form als gelungen erklärt wurde, so lieferte man sie
                              an die Münze ab. Der Hauptkörper und die beiden Hälse der Walze wurden alsdann auf
                              einer gewöhnlichen Drehbank abgedreht, und nachdem die Walze ihre richtige Form
                              erhalten hatte, wurde sie in ein Walzwerk eingelegt. Die nach diesem Verfahren
                              gegossenen Walzen waren aber nicht dauerhaft, und ihre Oberflaͤche nicht
                              gleichförmig; während des Walzens, wo sie der Einwirkung des in den Kupferstangen
                              enthaltenen Kupferoxyduls ausgesezt waren, verdarben sie bald, so daß sie nach jeder
                              Arbeitszeit von 12 Stunden und oft noch früher auf der Drehbank wieder abgerichtet
                              werden mußten. Dieser Umstand zog große Nachtheile nach sich; 1) der Dreher, welcher
                              die Ausbesserung derselben auf dem Walzengestelle selbst vornahm, war durch die
                              einzelnen Theile der Maschine, so wie auch durch die zur Reparatur bestimmte Zeit
                              gehindert, diese Arbeit mit der ganz besondern Genauigkeit vorzunehmen, welche bei
                              diesen Walzen durchaus erforderlich ist. 2) Wenn die Walzen auf dem Walzwerk
                              eingesezt werden, haben sie anfangs beide gleichen Durchmesser, durch die in der
                              Folge nothwendigen Reparaturen werden sie aber in verschiedenem Grade abgedreht und
                              behalten daher nicht mehr gleiche Dike, was der Regelmäßigkeit des Ganges der
                              Maschine schadet. 3) Jedes Walzenpaar wurde unbrauchbar, nachdem einmal 3000 bis 5000 Pud Kupfer
                              damit gewalzt waren, was die Kosten sehr steigerte.
                           Um diese Nachtheile zu beseitigen, schlug die Administration der Münze im Jahre 1830
                              vor, die Walzen in eisernen Formen zu gießenDas Gußeisen besizt bekanntlich die Eigenschaft, durch Abschreken, indem es durch plözliches
                                    Abkühlen aus dem flüssigen Zustand schnell in den festen übergeht, dichter
                                    und härter zu werden, und diese Eigenschaft desselben wurde auch schon
                                    längst benuzt, um bei einzelnen Theilen einer Gußwaare diesen Zustand
                                    hervorzubringen; den Engländern aber gebührt das Verdienst, diese Erfahrung
                                    bei der Darstellung gegossener eiserner Walzen zuerst benuzt zu haben. Indem
                                    sie zur Gußform des Walzenkörpers einen
                                    hinreichend starken gußeisernen Cylinder anwandten, die Zapfen daran aber in der gewöhnlichen Formmasse
                                    formten, erreichten sie den Zwek, den Zapfen und dem Kern des Walzenkörpers
                                    die der Natur des zum Guß angewendeten Roheisens zukommende Festigkeit zu
                                    erhalten, während die Oberfläche des Walzenkörpers durch das Abschreken
                                    mittelst der gußeisernen Schale härter und dichter wird.A. d. R. und das flüssige Eisen von Unten in die Form zu führen. Fig. 9 zeigt einen
                              verticalen Durchschnitt der eisernen Form; Fig. 10 zeigt die Form
                              von Außen nebst ihren einzelnen Theilen.
                           a die gußeiserne Form.
                           b die Form von Oben angesehen.
                           c Ober- und Untertheil der Form; man füllt sie
                              mit Sand, um die Enden der Walze darin einzuformen.
                           d eine Oeffnung im untern Theile der Form, womit ein
                              Canal von Lehm verbunden ist, um das flüssige Metall in die Form zu führen.
                           f Scheiben von Gußeisen, welche von beiden Seiten auf
                              die Form geschraubt werden; der Durchmesser ihrer Oeffnungen ist so groß als
                              derjenige der Walzenzapfen.
                           k eine der Scheiben von Oben angesehen.
                           l ein Modell von Holz nach der Walze geformt; um das
                              Einformen zu erleichtern, ist einer der Zapfen zum Abnehmen gerichtet.
                           Wenn man das Abformen beginnt, läßt man zuerst das Modell von Holz in die Form ein,
                              sezt die Scheiben und die Außentheile auf und richtet die Form, wenn alles durch
                              Schrauben verbunden ist, vertical; man formt nun die Zapfen der Walze ein, indem man
                              den Raum zwischen dem Holz und dem gußeisernen Aufsaze mit Formsand ausfüllt und
                              einstampft. Die gußeisernen Scheiben f dienen dabei dem
                              Sande als Boden. Hierauf nimmt man die Aufsäze zugleich mit den Scheiben von der
                              Form ab, zieht das Modell von Holz heraus und troknet die eingeformten Enden.
                              Nachdem die Aufsäze mit der Form wieder wie vorher verbunden worden sind, bringt man
                              mit der Oeffnung des untern Aufsazes den Canal e von
                              Lehm in Verbindung, und die Form ist bereit das Eisen aufzunehmen.
                           
                           Im Jahre 1830 goß man zuerst ein Paar Walzen zum Feinwalzen in gußeiserne Formen;
                              ihre Zapfen waren so weich, daß man sie mit stählernen Meißeln abdrehen konnte, der
                              Walzenkörper selbst aber wurde vom Stahl nicht angegriffen und mußte mit Schmirgel
                              geschliffen werden. Diese günstigen Eigenschaften rechtfertigten die Anwendung der
                              gußeisernen Formen vollkommen, allein die Oberfläche der gegossenen Walzen war noch
                              immer unrein und mit ziemlich tiefen Gruben übersäet. Es ist klar, daß diese Fehler
                              durch die Unreinigkeiten entstanden, welche das flüssige Eisen bedekten; denn die
                              Eisenoxyde, ein Theil Schlaken und die Erdtheilchen, womit das flüssige Roheisen
                              beim Durchgang durch den Canal und durch den Sand des Untertheiles der Form in
                              Berührung kommt, befinden sich in Folge ihres specifischen Gewichtes auf der
                              Oberfläche des flüssigen Metalles, steigen zuerst in die Form und gehen durch die
                              ganze Höhe derselben; in dem Maaße aber, als das flüssige Metall steigt, hängen sich
                              diese Theile an den innern Wänden der Form an, so daß das Eisen, wenn es in die Höhe
                              steigt, die Seitenwände der Form von diesen Unreinigkeiten schon bedekt findet. Da
                              diese Unreinigkeiten zwischen der Seitenwand der Form und dem flüssigen Metall sizen
                              bleiben, so muß die Oberfläche der Walze sämmtliche Eindrüke derselben anfnehmen,
                              und also voller Gruben erscheinen.
                           Um während des Gießens den schädlichen Einfluß der fremden Körper, welche die
                              Oberfläche des flüssigen Metalles bedeken, zu vermeiden, schlug man vor, einen
                              Cylinder von dünnem Blech anzuwenden, welcher über dem untern Ende der Walze ins
                              Innere der Form eingesezt werden sollte. Die Oberfläche des Blechcylinders wurde mit
                              Löchern versehen, welche mit dem Meißel eingehauen wurden, damit das Gas, welches
                              sich während des Gießens entwikelt, durch sie entweichen konnte. Auf diese Art
                              wollte man den Schaum und alle Unreinigkeiten, welche sich auf der Oberfläche des
                              flüssigen Eisens befinden, nöthigen, nach dem Durchgehen durch die Sandform sich in
                              den Cylinder zu begeben, statt in die Form durchzudringen. In dem Augenblik, wo das
                              reine Metall anfängt in die Form einzutreten, erhebt man nach und nach den Cylinder
                              in dem Maaße als das Eisen in der Form steigt, und sobald dasselbe am obern Ende der
                              Form ankommt, hebt man schnell den Cylinder weg und mit ihm alle Unreinigkeiten,
                              welche sich darin angesammelt haben.
                           Die Versuche, welche auf diese Art gemacht wurden, lieferten Walzen mit ebener
                              Oberfläche, sie ergaben aber auch, daß man den Cylinder während des Gießens
                              unmöglich aus der Form ziehen kann, sondern daß derselbe in der Mitte der Walze
                              steken bleibt und Lüken und Gruben im Innern derselben erzeugt.
                           
                           Dadurch kam man auf die Idee, statt des Cylinders zu demselben Zwek eine Vorrichtung
                              anzuwenden, deren Gestalt das Herausziehen aus der Form begünstigen würde. Man nahm
                              dazu einen abgestuzten Kegel, als am meisten geeignet, den vorgesezten Zwek zu
                              erfüllen, und seit dieser Zeit bedient man sich desselben mit dem besten Erfolg. Der
                              Kegel m ist in Fig. 9 dargestellt; er
                              wurde aus dünnem Blech gemacht. Auf seiner Seitenfläche sind mit dem Meißel kleine
                              Löcher eingehauen; der Durchmesser der großen Basis n
                              des Kegels ist etwas größer als der untere Durchmesser o
                              des Walzenzapfens, und kleiner als der Durchmesser des obern Endes p; r ist ein Steg von dünnem Eisen, welcher an der obern
                              Basis des Kegels fest ist. An diesem Steg ist eine Eisenstange q befestigt, damit der Kegel seine verticale Stellung
                              nicht verliert.
                           Wenn das Ganze zusammengestellt ist, schreitet man zum Gießen. Das für die Walze
                              bestimmte flüssige Gußeisen, indem es durch den Lehmcanal und die Lehmform am untern
                              Theile der Walze geht, treibt die erdigen Theile, welche sich mit den Metalloxyden
                              und einem Theil Schlake auf seiner Oberfläche befinden, vorwärts. Diese fremden
                              Körper erheben sich bis in die Mitte der Form und steigen dann in den schüzenden
                              Kegel empor, welcher sie rings umhüllt und sie dadurch verhindert, mit den
                              Seitenwänden der Form in Berührung zu kommen. So wie das Eisen sich dann nach und
                              nach erhebt, treibt es die Unreinigkeiten, welche in dem Kegel eingeschlossen sind,
                              in die Höhe, und in dem Augenblik, wo der Hauptkörper der Walzenform mit Metall
                              gefüllt ist, hebt man schnell den Kegel an der Eisenstange heraus, und die fremden
                              Körper, welche dem Gusse schaden können, und die der Kegel aufgenommen hat, gehen
                              mit ihm heraus. Alsdann kommt das flüssige Metall erst in Berührung mit der Kapsel,
                              welche vollkommen rein geblieben ist, und nimmt beim Erkalten eine so glatte Fläche
                              wie sie an. In dem Maaße als das Eisen sich erhebt, drükt es gegen die innere
                              Oberfläche des abgestuzten Kegels und nöthigt diesen zu steigen, wodurch es das
                              Herausziehen desselben erleichtert.
                           Die so mittelst Anwendung des abgestuzten Kegels aus Roheisen gegossenen Cylinder
                              erfüllen alle Bedingungen, welche man von den Walzen für die Strekwerke der Münzen
                              etc. fordert; ihre Zapfen bestehen aus weichem Roheisen und lassen sich mit
                              stählernen Meißeln drehen, daher das Einpassen derselben in ihre Zapfenlager und in
                              die Zahnräder des Walzwerkes sehr leicht ist. Der Walzenkörper selbst wird seiner
                              großen Härte wegen mit Schmirgel behandelt; seine glatte Oberfläche erfordert
                              geringere Zeit zum Poliren und verursacht folglich keine großen Kosten zu ihrer
                              Vollendung; eine ganz vollendete Walze für das Feinwalzwerk in der Münze mit Einschluß der
                              Fabricationskosten und dem Ankaufe des Eisens kommt auch wirklich nur auf 42 Rubel
                              und 3 Kopeken zu stehen.
                           Die nach dem beschriebenen Verfahren bisher verfertigten gußeisernen Walzen, welche
                              zum Streken kleiner Kupferstäbe auf dem Feinwalzwerke angewendet wurden, haben sich
                              als merkwürdig dauerhaft gezeigt. So wurden auf einer derselben in 138 Arbeitstagen
                              (zu 12 Stunden) 73600 Pud Kupferzaine und auf einer anderen in 196 Arbeitstagen
                              78400 Pud bearbeitet.
                           Nachdem man sich von der anhaltenden Dauerhaftigkeit der in Kapseln gegossenen
                              Walzen, welche bei dem Feinwalzwerke angewendet wurden, überzeugt hatte, ließ man
                              zum erstenmale im Jahre 1835 nach demselben Verfahren vier Walzen gießen, um
                              glühende Kupferbarren auf dem Grobwalzwerk damit zu walzen; nach 156 Arbeitstagen
                              waren sie noch ganz unversehrt.
                           Das Verfahren beim Gießen der Walzen zu den Grobwalzwerken ist ganz ähnlich dem zum
                              Gießen der Feinwalzen angewandten, mit der Ausnahme, daß die Grobwalzen größer sind,
                              und daher Formen von größeren Dimensionen erfordern. Uebrigens soll die untere
                              Walze, um das erste Einführen der Kupferzaine zu erleichtern, genau in der Mitte
                              einen kleinen Einschnitt von 2 1/2 Werschoks Breite und 1/8 Werschoks Tiefe haben,
                              dem eine Erhöhung auf der innern Fläche der Kapsel entspricht. Deßwegen mußte die
                              eiserne Form aus zwei Theilen gemacht werden, welche die Form eines Cylinders haben,
                              der durch eine durch seine Achse gehende Ebene in zwei gleiche Theile zerschnitten
                              ist. Zur Zeit des Gießens werden die beiden Formhälften durch Schrauben mit Muttern
                              zusammengehalten. Die obere Walze des Grobwalzwerkes hat hingegen eine vollkommen
                              ebene Oberfläche und wird gerade so in eine ganze Form gegossen, wie die Walzen zu
                              den Feinwalzwerken.
                           
                        
                           Zusaz.
                           Die Engländer haben sich bekanntlich zuerst damit beschäftigt, Walzen zu allen Arten
                              von Blechwalzwerken in Kapseln von Gußeisen zu gießen; es ist jedoch nicht bekannt
                              geworden, welche Mittel sie anwenden, um die Oberflächen glatt und ohne Poren zu
                              erhalten.
                           Im Jahre 1820 sezte der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen einen
                              Preis von 200 Thlr. und einer goldenen Denkmünze für die Lösung der Aufgabe:
                              fehlerfreie Hartwalzen zu gießen, aus. Von der Zeit an wurden nun in vielen
                              Gießereien Versuche zu diesem Zweke angestellt; sie führten aber Jahre lang zu
                              keinem günstigen Resultate, weil man die auf dem Eisen schwimmenden Unreinigkeiten von der innern
                              Oberfläche der Form nicht abzuhalten vermochte, bis es endlich im Jahre 1831 einem
                              geschikten Formermeister der königl. Eisengießerei zu Berlin, Namens Erhard, gelang, durch ein höchst einfaches Verfahren,
                              welches von dem oben beschriebenen, in Rußland angewandten ganz abweicht, diese
                              Schwierigkeit zu beseitigen. Er erzeugte nämlich durch eine Abänderung der
                              Einmündung des Eingusses in dem aufsteigenden flüssigen Eisen eine kreisende
                              Bewegung, wodurch die auf der Oberfläche schwimmenden Unreinigkeiten von den Wänden
                              der Kapsel ab und in die Mitte getrieben wurden.
                           Nach einer Reihe von VersuchenSie sind ausführlich beschrieben in einer Abhandlung des Hrn. Berghauptmanns
                                    Martins in den Verhandlungen des preußischen
                                       Gewerbevereins 1834, S. 66, aus welcher das Nachfolgende gezogen
                                    ist. gelang es dem königlichen Ober-Bergamt für die
                              brandenburg-preußischen Provinzen, mit Hülfe dieses Verfahrens vollkommen
                              reine und rizenfreie Hartwalzen zu gießen.
                           Die Figuren 1
                              bis 7 auf Tab.
                              I zeigen die Form mit allen einzelnen Theilen, welche zum Gießen einer 10 Zoll
                              langen Hartwalze angewandt wurde.
                           Fig. 1 die
                              gußeiserne cylindrische Kapsel; die Ringe a und b sind von Schmiedeisen und werden glühend aufgetrieben,
                              um das Zerspringen der Kapsel zu verhüten. Die Lappen c,
                                 c dienen zur Verbindung des obern Formkastens mit der Kapsel.
                           Fig. 2 der
                              obere Formkasten zum Einformen des obern Walzenzapfens und des verlornen Kopfes, in
                              Sand.
                           Fig. 3 der
                              untere Formkasten, aus zwei Theilen a und b bestehend.
                           Fig. 4 das
                              hölzerne Gestell, welches beim Einformen in die Kapsel gestellt wird.
                           Fig. 5 die
                              hölzernen Formmodelle: a zu den obern Zapfen und dem verlornen Kopfe, b zu dem untern Walzenzapfen, c zu dem untern Kuppelungszapfen, d zu der Verbindungsröhre.
                           Fig. 6
                              Grundriß, welcher die Gestalt des Eingusses sehen läßt.
                           Fig. 7
                              Längendurchschnitt der Gußvorrichtung.
                           Fig. 8 die
                              fertige und abgedrehte Walze.
                           Die Kapsel A wurde in der Gestalt eines hohlen 10 Zoll
                              langen Cylinders von gutem grauem, weichem Kohks-Roheisen gegossen und zu
                              einem Durchmesser von 5 5/16 Zoll ausgebohrt; nach der Vollendung hatte sie 1 3/8
                              Zoll Eisendike, an jedem Ende aber auf 1 1/2 Zoll Länge einen Einschnitt von 1/4
                              Zoll, um welchen ein 1 1/2 Zoll breiter, 1 7/8 Zoll starker Ring von zähem Schmiedeisen gelegt
                              wurde; die angeschmiedeten Lappen c, c hatten Löcher von
                              3/4 Zoll Durchmesser zur Verbindung mit dem obern Formkasten; in den untern Ring
                              wurden drei Löcher d von gleichem Durchmesser 1 Zoll
                              tief gebohrt, in welche drei aus der Dekplatte des untern Formkastens emporstehende
                              correspondirende Stifte paßten (Fig. 1).
                           Der obere cylindrische Formkasten von Gußeisen, bestimmt für die vereinigte Form des
                              obern Zapfens und des verlornen Kopfs, Fig. 2, hatte 10 Zoll
                              Höhe, 8 Zoll Durchmesser im Lichten und 1/2 Zoll Eisenstärke; an jedem Ende war er
                              im Guß mit einem 3 Zoll breiten, 5/8 Zoll starken Rande versehen; durch den untern
                              Rand wurden vier Löcher von 1/2 Zoll Durchmesser, correspondirend mit den Löchern
                              des obern Kapselrings gebohrt. Vier geschmiedete Bolzen machten die Verbindung des
                              Formkastens mit der Kapsel; der 1/2 Zoll starke Hals der Bolzen paßte genau in die
                              Löcher am Rande des erstern, und, über denselben hinaus mit einem Schraubengewinde
                              versehen, wurde er mittelst einer Mutter daran festgeschraubt; der untere 3/4 Zoll
                              starke, mit einem Splintloch versehene Theil der Bolzen wurde beim Aufsezen des
                              Formkastens auf die Kapsel durch die in den Lappen des obern Kapselrings
                              angebrachten Löcher hindurchgelassen, und die Verbindung zwischen Kapsel und
                              Formkasten durch Vorschlagung der Splinte vollendet. Das in diesen Formkasten
                              einzuformende Modell hatte die Gestalt eines abgestumpften Kegels von 4 3/4 Zoll
                              unterm und 4 Zoll oberm Durchmesser und 10 Zoll Höhe, wovon nach Abzug von 5 1/2
                              Zoll für den Walzen- und Kuppelungszapfen noch 4 1/2 Zoll für den verlornen
                              Kopf blieben.
                           Der untere Formkasten von Gußeisen (Fig. 3) hatte im
                              Durchschnitt der Höhe die Gestalt eines länglich-vierekigen Rahmens von 20
                              3/4, Zoll Länge, 15 3/4 Zoll Breite und 1/2 Zoll Eisenstärke; der Höhe nach
                              getheilt, war der für den untern Walzenzapfen und den Einguß bestimmte obere Theil 2
                              3/8 Zoll hoch, am obern Rand in der Mitte jeder Seite mit einem Lappen, am untern
                              Rande an jeder langen Seite mit zwei Lappen versehen; durch jeden Lappen ein Loch
                              gebohrt. Eine Dekplatte, welche mittelst vier Schraubensplintbolzen auf die vorher
                              bemerkte Weise auf dem obern Formkastentheil befestigt wurde, war an der für die
                              Form des Wellzapfens bestimmten Stelle von einer 6 1/2 Zoll weiten runden Oeffnung
                              durchbrochen, um welche im Dreiek drei hervorstehende Stifte eingeschraubt waren,
                              die, wenn die Kapsel aufgesezt wurde, in die vor deren untern Stirn eingebohrten
                              drei correspondirenden Löcher paßten. Vom Mittelpunkt jener Oeffnung 8 1/2 Zoll
                              entfernt, war der Mittelpunkt einer zweiten kleinern runden Oeffnung von 3 Zoll
                              Durchmesser in der Dekplatte, um die Verbindungsröhre des Einfallrohrs mit dem Einguß
                              hindurchzulassen. Der untere Theil des Formkastens, 6 Zoll hoch, für den untern
                              Kuppelungszapfen bestimmt, hatte, correspondirend mit den vier Lappen am untern
                              Rande des obern Theils, am obern Rand ebenfalls vier Lappen, durch deren Löcher der
                              Hals von Schraubensplintbolzen hindurchgelassen und von Unten mittelst
                              Schraubenmuttern befestigt wurde, während der stärkere Theil des Bolzens über dem
                              Lappen emporstand, um beim Aufsezen des obern Formkastentheils durch die erwähnten
                              vier Lappenlöcher desselben hindurchzureichen, und mittelst vorgeschlagener Splinte
                              beide Formkastentheile miteinander zu verbinden.
                           Das Modell zum untern Kuppelungszapfen hatte die Gestalt einer vierseitigen Säule von
                              2 1/2 Zoll Breite der Seiten und 4 Zoll Höhe, ließ also von der 6zölligen Höhe des
                              untern Kastentheiles noch 2 Zoll für die untere Massedike der Form; das Modell zu
                              dem untern Wellzapfen, die Gestalt eines abgestumpften, umgekehrten, 3 Zoll hohen
                              Kegels, dessen kleinerer Durchmesser 3 1/2 Zoll, der größere 1 3/4 Zoll, gleich dem
                              zu dem obern Wellzapfen, betrug. Die Formen zu beiden Wellzapfen erhielten also da,
                              wo sie sich an die 5 5/16 Zoll weite Kapsel anschlossen, einen um 9/16 Zoll
                              geringern Durchmesser, als leztere, welcher beim Guß dem Eisen in den Zapfenkegeln
                              einen hinreichenden Spielraum übrig ließ, um dem in der Kapsel früher und stärker
                              schwindenden Eisen des Walzenkörpers zu folgen. Dem Gestell Fig. 4, welches beim
                              Formen der Zapfen in die Kapsel gestellt wird, war nur gerade die Höhe der leztern
                              gegeben; es wurde also kein Theil des Walzenkörpers, wie bei den größern Hartwalzen,
                              in Masse geformt, weil bei der geringern Länge desselben kein Theil des
                              Walzenkörpers der Abschrekung entzogen werden durfte. Die Formmasse wurde aus fünf
                              Maaßtheilen Lehm und zwei Maaßtheilen etwas grobkörnigen Sand zusammengesezt.
                           Beim Einformen des oberen Formkastens wurde die eiserne Kapsel auf eine horizontale
                              Unterlage gestellt, das hölzerne Gestell Fig. 4 eingesezt; der
                              Zapfen-Formkasten mittelst der Bolzen und Splinte auf der obern Stirn der
                              Kapsel befestigt; das mit hölzernen Zapfen am Boden versehene Modell zu dem
                              Walzen- und Kuppelungszapfen Fig. 5a, mittelst der in correspondirende Löcher der obern
                              Gestellscheibe passenden Zapfen e, e, auf der leztern in
                              die richtige, genau senkrechte Stellung gebracht und durch ein Gewichtstük
                              beschwert; der Raum zwischen dem Modell und dem Formkasten mit einer aus der Hälfte
                              Lehm und der Hälfte groben Mauersand zusammengesezten, nicht zu fetten Formmasse,
                              die in Schichten von 4 bis 5 Zoll Höhe eingetragen und mittelst eiserner
                              Stampfkeulen fest eingestampft wurde (wobei man jede Schichte durch Auflokern der Oberfläche mit der
                              folgenden verband) ausgefüllt und die Oberfläche ganz glatt ab-, auch um das
                              Modell herum noch besonders mit dem Streichblech festgestrichen. Weil die Formmasse
                              nicht zu feucht seyn darf, so pflegt man, damit sie besser an den Wänden des
                              Formkastens hafte, diese vor dem Aufsezen des leztern mittelst eines Pinsels mit
                              Wasser zu benässen. Der eingeformte Formkasten wurde dann von der Kapsel abgehoben,
                              wobei das Modell in der Form verbleibt; hierauf wurde die Kapsel selbst, mit dem
                              darin befindlichen Gestell, umgekehrt auf dieselbe Unterlage gestellt.
                           Zum Einformen des untern Formkastens wurde zuerst dessen oberer Theil Fig. 3a mit der daran befestigten Dekplatte f auf die mit dem Gestell versehene Kapsel gelegt, und unter dem Theil,
                              welchen die Oeffnung für die Verbindungsröhre enthält, durch einen Holzkloz von
                              gleicher Höhe mit der Kapsel unterstüzt. Die runde Verbindungsröhre Fig. 5d von 1 1/4 Zoll Durchmesser wurde, gleich Wie der Kegel Fig. 5b zur untern Walzenzapfenform, über ein
                              Holzmodell in Masse eingeformt und, nachdem die Oberfläche der Masse in der Höhe des
                              obern Kastentheils mit dem Streichbrett gerade abgestrichen, und mit dem
                              Streichblech geglättet worden, der untere Kastentheil Fig. 3b auf den obern befestigt, das mit Zäpfchen versehene Holzmodell
                              zu dem Kuppelungszapfen Fig. 5c, auf die mit correspondirenden Löchern versehene Stirnfläche
                              des Walzenzapfenmodells aufgesezt, beschwert, die Massefläche des obern Kastentheils
                              mit trokenem Streusand bestreut, und das Kuppelungszapfenmodell eingeformt.
                           Nach Vollendung dieser Form wurden die beiden Kastentheile von einander genommen, die
                              Holzmodelle mittelst einer starken eisernen Holzschraube durch sanftes Klopfen
                              vorsichtig gelöst und herausgezogen. Hierauf wurde in der noch feuchten Masse, auf
                              der untern Fläche des obern Kastentheils, von der Verbindungsröhre aus in einer
                              sanften Krümmung nach den beiden entgegengesezten Seiten der Wellzapfenform, die
                              Canäle zu den tangirenden Eingüssen mit einem Messer vorgerissen, ausgeschnitten und
                              sorgfältig geglättet; von einer Breite von 2 1/2 Zoll und Tiefe von 1 Zoll an der
                              Stelle, wo die Verbindungsröhre einmündete, verengten sich diese Canäle allmählich
                              bis auf 1 1/2 Zoll Breite und 1/2 Zoll Tiefe, womit sie in die Wellzapfenform
                              traten. Fig. 6
                              zeigt einen tangentirenden Einguß in vergrößertem Maaßstabe.
                           Durch diese tangentirende Richtung der Einmündung des Eingusses in die untere
                              Zapfenform, statt der bisherigen Richtung auf den Mittelpunkt derselben, wird das
                              einströmende Eisen genöthigt, an der Form und Kapselwand der Kreisform derselben zu
                              folgen, und, indem es am Schlusse des ersten, weitesten Kreises dem zufließenden
                              Strom begegnet, in gleicher Richtung einen innern Kreis und so fort mit zunehmender
                              Geschwindigkeit eine Schnekenlinie, und im Mittelpunkt derselben einen Strudel oder
                              Trichter zu bilden, welcher den Schaum und andere Unreinigkeiten, da er sie in die
                              viel dichtere und specifisch schwerere Masse des flüssigen Eisens nicht hineinziehen
                              kann, über sich concentrirt und im fortwährenden Aufsteigen emporträgt; dabei wird
                              die Geschwindigkeit des einströmenden Eisens durch die Verkleinerung des
                              Querschnittes der Einmündung in die Form, und die Geschwindigkeit der kreisenden
                              Bewegung in derselben überdieß noch dadurch vermehrt, daß der Einguß nicht auf einem
                              Punkt, sondern auf zwei einander entgegenstehenden Punkten an der Kreiswand, in
                              correspondirender Richtung tangentirend, in die Form des untern Walzenzapfens
                              mündet.
                           Die fertigen Masseformen wurden 12 Stunden in der verschlossenen, durch Steinkohlen
                              und Torffeuer stark erhizten Darrkammer vollkommen ausgetroknet, die Gußflächen der
                              Masseformen noch warm mit einer aus Weizenmehl und Kohlenstaub in Wasser gekochten,
                              dann mit Wasser verdünnten Schwärze, mittelst eines starken Pinsels überzogen, und
                              bleiben dann bis zur Zusammenstellung der Gußform in der noch warmen Darrkammer,
                              worin auch die Kapsel handwarm durchwärmt wurde. Die Gußform wurde bis zur obern
                              Kante des obern Formkastens in den Formherd eingesenkt, das aus drei ineinander
                              geschobenen gebrannten Lehmröhren von 1 3/4 und 1 1/4 Zoll Durchmesser gebildete
                              Einfallrohr, in einer von der senkrechten um 25° abweichenden Richtung, auf
                              die Verbindungsröhre gestellt und beides mit Herbsand eingedämmt. Vor dem
                              Einfallrohr wurde im Herdsande ein kleiner Tümpel gebildet, dessen Sohle gegen die
                              Mündung des ersten etwas vertieft war, damit das Eisen aus der Pfanne sich nicht
                              unmittelbar in das Rohr ergießen konnte, sondern erst den Tümpel füllen und aus
                              diesem in das Rohr überfließen mußte, so daß das Zurükhalten von Unreinigkeiten
                              erleichtert wird.
                           Um zu ermitteln, welche Sorte Eisen sich zum Gießen von Hartwalzen am besten eignet,
                              so wie auch, um die nöthige Stärke für die anzuwendende Kapsel zu erhalten, wurde
                              eine Reihe von Versuchen angestellt. Das Resultat dieser Abschrekungsversuche ergab:
                              daß Roheisen, welches mit Holzkohlen bei einem regelmäßigen Gang des Hohofens aus
                              Erzen gewonnen ist, welche ein derbes festes, haltbares Eisen liefern, nachdem es
                              hienächst im Flammofen noch einmal umgeschmolzen worden, sich zum Hartwalzenguß am
                              besten eignet. In Bezug auf die Stärke der Kapseln läßt sich anführen, daß je diker
                              die Masse des
                              abzuschreienden flüssigen Eisens ist, um so diker muß auch die Masse des
                              abschrekenden Eisens seyn, wenn ein gleicher Grad der Abschrekung bewirkt werden
                              soll. Da mit der Größe der Walze zugleich auch die Forderungen an die Haltbarkeit
                              der Kapsel steigen, so kann man als Schlußresultat der Versuche annehmen: daß bei
                              Hartwalzen von einem und demselben Durchmesser die Dike der Kapsel zur Verstärkung
                              der Abschrekung nichts beiträgt; daß aber, um einen gleichen Grad der Abschrekung,
                              der Härte der Oberfläche, bei Hartwalzen von verschiedenem Durchmesser
                              hervorzubringen, die Dike der Kapsel mit der Größe des Durchmessers verstärkt werden
                              muß. Ferner hält man es für rathsam, der Kapsel mindestens 1/3 des Durchmessers der
                              Walze zu geben.
                           Ein ganz vollendetes Paar kleiner Hartwalzen, wie Fig. 8, wog 1 Cntr. und
                              58P fd.; der Verkaufspreis dafür ist auf 70 Thlr. für den Centner gesezt, welches
                              auf das Paar 106 Thlr. 27 Sgr. 3 Pf. und für das Stük 53 Thlr. 13 Sgr. 8 Pf.
                              beträgt.
                           D. Red. d. polyt. Journals.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
