| Titel: | Botten's verbesserter Gasmesser. | 
| Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XXIX., S. 106 | 
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                        XXIX.
                        Botten's verbesserter
                           Gasmesser.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. Jun. 1841, S.
                              449.
                        Botten's verbesserter Gasmesser.
                        
                     
                        
                           Unter den zahlreichen Verbesserungen, welche an den mit der Fabrication und
                              Vertheilung des Leuchtgases in Verbindung stehenden Apparaten angebracht worden
                              sind, nimmt der Gasmesser eine wichtige Stelle ein. Es
                              sind nun gerade 22 Jahre, seitdem die Societät der Künste Hrn. Malam für seine Erfindung des ersten praktischen Gasmessers die goldene
                              Isis-Medaille zuerkannte, und auf den hohen Werth dieser Erfindung darf man
                              schon aus der Thatsache schließen, daß alle heutzutage im Betrieb befindlichen
                              Gasmesser genau dasselbe Princip in sich schließen und selbst der Construction nach
                              dem ersten Gasmesser beinahe ganz gleich sind.
                           Eine Hauptschwierigkeit ist es indessen, welche schon manchmal die Aufmerksamkeit auf
                              sich gezogen zu haben scheint, nämlich die constante Erhaltung der richtigen
                              Wasserhöhe; und dieß ist ein Gegenstand von der größten Wichtigkeit, indem die
                              Genauigkeit des Instrumentes als Gasmesser beinahe ganz davon abhängt.
                           Unter den im Laufe der gegenwärtigen Woche eingetragenen Patenten befindet sich auch
                              eines von Hrn. Charles Botten, Gasingenieur in
                              Farringdon-street, „für eine gewisse Verbesserung an
                                 Gasmessern“, worin durch eine eigenthümliche, glüklich ausgedachte
                              Vorrichtung für die Erhaltung der Höhe des richtigen Wasserstandes mit dem besten
                              Erfolge gesorgt ist. Folgender Auszug aus der betreffenden Specification mag die
                              Ansicht, welche der Patentträger über diesen Gegenstand äußert und das Princip der
                              getroffenen Vorkehrung näher erläutern:
                           
                              „Sollen die Gasmesser die durch sie strömende Gasmenge genau registriren,
                                 so muß das in denselben enthaltene Wasser auf einer bestimmten unveränderlichen
                                 Höhe erhalten werden. Der Methode zufolge, nach welcher sie gegenwärtig in der
                                 Regel construirt werden, ist die Höhe der Wasserlinie fortwährend der
                                 Veränderlichkeit ausgesezt. Diese Schwankung in der Normalhöhe des Wasserstandes
                                 ist manchmal Folge der Verschiebung oder unvollkommenen Thätigkeit des
                                 Schwimmers, welcher dicht auf das Gas-Einlaßventil schließen sollte, wenn
                                 das Wasser unter seine Normalhöhe sinkt; in diesem Falle fällt die registrirte
                                 Gasmenge zu gering aus. Manchmal aber rührt sie auch von dem Uebermaaße des
                                 eingefüllten Wassers her, in welchem Falle die registrirte Gasmenge im
                                 Verhältnisse dieses Wasserüberschusses geringer als das in der Wirklichkeit
                                 durchströmende Quantum ausfällt. Vorliegende Erfindung nun besteht in der
                                 Construction von Gasmessern, denen die nöthigen Vorkehrungen beigegeben sind, um
                                 das Wasser stets mit vollkommener Sicherheit auf der geeigneten Höhe zu erhalten
                                 (den aus der Verdunstung hervorgehenden Verlust ausgenommen), und um jedes etwa
                                 eingefüllte Uebermaaß an Wasser in eine zu dem Ende vorgerichtete Ausflußröhre
                                 abfließen zu lassen, ohne daß dasselbe den geringsten Einfluß auf das
                                 Wasserniveau äußern könnte.“
                              
                           Fig. 22 ist
                              die Frontansicht eines Gasmessers, wobei ein Theil der Vorderplatte weggelassen ist,
                              um die Verbesserung sichtbar zu machen; Fig. 23 ist ein
                              Querschnitt des Apparates. A ist die gewöhnliche
                              Gaseinlaßröhre und B die Austrittsröhre; C eine Röhre zum Einfüllen des Wassers; D eine dicht zugelöthete, verschlossene Kammer, welche
                              mit dem übrigen Meßapparate nur durch eine kleine, am Boden derselben befindliche
                              Oeffnung g communicirt. Die Wasserröhre C geht ein kurzes Stük weit in diese geschlossene Kammer
                              hinab, biegt sich darauf rükwärts und öffnet sich in einen breiten und flachen Weg
                              c, d, welcher in das Innere des Meters führt. Auf
                              der Außenseite der geschlossenen Kammer und innerhalb des vierekigen Kastens V, V, V, V befindet sich eine senkrechte Röhre e, welche oben offen ist, und am Boden in die oben
                              erwähnte Oeffnung g einmündet. Die Höhe dieser Röhre e ist genau der Höhe gleich, auf welcher das Wasser in
                              dem Gasmesser stehen soll, um die Quantität des durchströmenden Gases ohne Fehler zu
                              registriren. Es ist nun klar, daß, wenn Wasser durch die Röhre C eingefüllt wird, dasselbe in den inneren Raum des
                              Gasmessers gelangt; von hier aus tritt dasselbe durch eine in der Mitte des Meters
                              befindliche Oeffnung in den vierekigen Kasten und steigt darin bis zur Höhe der
                              Röhre e; in diese hinabfließend gelangt das Wasser durch
                              die Oeffnung g in die verschlossene Kammer D. Wird noch mehr Wasser hinzugegossen, so steigt es
                              auch in D bis zur Höhe des in der lezteren befestigten
                              Ausflußrohres h, welches mit der Röhre e gleiche Höhe hat, und gleichfalls oben offen ist, so
                              daß jezt der geringste Ueberschuß an Wasser überfließt und durch die Röhre h nach Unten entweicht.
                           Die beigefügten Abbildungen zeigen die Röhre h unten
                              durch eine Schraube geschlossen, deren Kopf zur Kammer D
                              herausragt; der Apparat arbeitet indessen eben so gut, wenn auch jene Röhre offen
                              ist.
                           Aus dieser Constructionsmethode geht hervor, daß, wenn das Wasserniveau einmal genau
                              adjustirt, d.h. mit dem oberen Ende der Röhren e und h in eine Linie gerichtet
                              ist, das Wasser stets aus diesem Niveau verharren wird (den aus der Verdunstung
                              resultirenden Verlust bei Seite gesezt). Es folgt ferner daraus, daß, wenn das
                              untere Ende der Röhre h durch einen Schraubenstöpsel
                              oder auf eine sonstige Weise verschlossen werden und eine größere Quantität Wasser
                              in diese Röhre fließen sollte, als dieselbe faßt, durch Oeffnen des Stöpsels
                              sogleich der Ueberschuß an Wasser wahrgenommen, und daß in
                                 demselben Augenblik das Wasser im ganzen Meßapparat den ihm angewiesenen
                                 Normalstand wieder einnehmen wird.
                           
                        
                           Zusaz.
                           Der Patentträger macht allerdings auf zwei Unvollkommenheiten der bisher bekannten
                              hydraulischen Gasmesser, nämlich auf die Nachtheile der Ueberfüllung und des Wasserverlustes
                              aufmerksam, seine Verbesserung bezieht sich jedoch nur auf den ersten Fall; über den
                              Wasserverlust in Folge der Verdunstung geht er flüchtig hinweg, wie wenn diese als
                              unwesentlich gar nicht in Betracht zu ziehen sey. Die Nothwendigkeit des öfteren
                              Nachgießens, um das verdunstete Wasser zu ersezen, wird demnach durch seinen Apparat
                              nicht beseitigt. Allein selbst an seiner die Möglichkeit der Ueberfüllung
                              beseitigenden Verbesserung ist kein Vorzug vor derjenigen zu bemerken, welche bereits an den von
                              Clegg und Crosley
                              patentirten Metern (siehe polyt. Journal Bd. III.
                                 S. 178) angebracht ist. An diesen ist die Röhre C durch eine mit einer Schraube verschließbare Oeffnung dergestalt ersezt,
                              daß während des Ganges der Maschine ohne Störung der Beleuchtung Wasser nachgefüllt
                              werden kann. Die senkrechte Röhre h, welche auf der Höhe
                              des richtigen Wasserstandes offen ist, vertritt bei Crosley's oder Clegg's Gasmesser eine in
                              derselben Höhe angebrachte kurze horizontale Röhre; dadurch ist offenbar bei beiden
                              Metern gleicher Zwek durch beinahe gleiche Mittel erreicht und gegen die eine der
                              bezeichneten Unvollkommenheiten die nöthige Sicherheit gegeben, nämlich gegen die
                              Ueberfüllung, welche übrigens beim Crosley'schen
                              Gasmesser, wenn sie durch Unvorsichtigkeit oder Willkür dennoch stattfinden sollte,
                              den Durchgang des Gases durch den Apparat absperrt, und somit eine unrichtige
                              Messung durch Ueberfüllen in jedem Fall unmöglich macht.
                           In Betreff der Nachtheile durch Wassermangel ist jedoch bei keinem der hydraulischen
                              Gasmesser gesorgt. Hr. J. G. R. Schiele, technischer
                              Director der Frankfurter Gasfabrik, bedient sich schon seit einer Reihe von Jahren
                              mit dem besten Erfolge einer bei Oehllampen längst bekannten Vorrichtung, um den
                              durch Verdunstung entstehenden Wasserverlust sogleich zu ersezen. Er läßt nämlich
                              durch die am äußeren Wasserkasten befindliche Füllöffnung eine Röhre treten, welche
                              auf der Linie der Wasserhöhe mündet und an ihrem oberen Theile mit einem hermetisch
                              verschlossenen Gefäße von erforderlichem Rauminhalte verbunden ist. Dieses Gefäß
                              wird durch eine an seinem Boden befindliche verschließbare Oeffnung mit Wasser
                              gefüllt, dann umgekehrt und auf die erwähnte Weise mit dem Apparate in Verbindung
                              gebracht. Vermindert sich nun der Wasserstand in Folge der Verdunstung, welche sich
                              öfters an warmen Orten auf 1 Maaß per Monat beläuft, so
                              kommt die untere Röhrenmündung über Wasser, und es wird so lange Wasser aus dem
                              Gefäße und das entsprechende Volumen Luft in dasselbe treten, bis die Mündung der
                              Röhre wieder unter Wasser steht und das richtige Niveau wieder hergestellt ist.
                           Frankfurt a. M., den 10. Sept. 1841.
                           Dr. A. Poppe, jun.