| Titel: | Ueber eine neue Form von Eisenbahn-Schienenstühlen und eine verbesserte Befestigungsmethode derselben. Von Charles May. | 
| Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XLI., S. 168 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLI.
                        Ueber eine neue Form von
                           Eisenbahn-Schienenstuͤhlen und eine verbesserte Befestigungsmethode
                           derselben. Von Charles
                              May.
                        Aus dem London Journal of arts. Sept. 1841, S.
                              133.
                        May, über eine neue Form von Schienenstühlen und ihre
                           Befestigung.
                        
                     
                        
                           Auf Anrathen des Hrn. Cubitt
                              wurde in den Werken der HHrn. J. R. und A. Ransome in
                              Ipswich eine Reihe von Versuchen angestellt, um die vortheilhafteste Form der
                              Schienenstühle und die sicherste Methode, dieselben auf die Unterlagsschwellen der
                              South-Eastern-Eisenbahn zu befestigen, zu ermitteln. Das Resultat
                              dieser Versuche war, daß die gußeisernen Schienenstühle und die hölzernen
                              Befestigungspflöke, welche von dem Verfasser vorliegender Darstellung in der
                              Conferenz vorgezeigt und beschrieben wurden, in Vorschlag kamen.
                           Sollte ein Schienenstuhl zerbrechen, so ist es wünschenswerth, daß der Bruch in der
                              Art vor sich geht, daß keines von den abgelösten Stüken in eine Lage kommt, wo es
                              mit den vorüberfahrenden Trains in Berührung kommen kann. Um diesen Zwek sicher zu
                              erreichen, kommt der schwächste Theil dieser Schienenstühle quer über den Sattel zu
                              liegen; sie sind indessen an dieser Stelle stärker, als jeder andere dermalen im
                              Gebrauch befindliche Schienenstuhl. Um das relative Verhältniß zwischen der
                              Festigkeit der Bake und derjenigen des Sattels zu ermitteln, wurden mancherlei
                              Versuche angestellt, indem man die Form abänderte und die Schienenstühle einmal von
                              der einen Seite, ein andermal von der anderen Seite festkeilte, bis sie zerbrachen.
                              Man konnte nun leicht der Bake eine solche Stärke geben, daß der Bruch beständig
                              quer über den Sattel erfolgen mußte.
                           Um vollkommene Genauigkeit in der Form bei einer glatten inneren Oberfläche zu
                              erreichen, so daß man Keile von gleicher Gestalt und Größe anwenden kann, müssen die
                              Schienenstühle über metallene Kerne gegossen werden. Der Schlußstuhl besizt noch ein
                              oberes Stük, welches den Keil umfaßt, um die Schiene in senkrechter Stellung zu
                              erhalten und zu verhüten, daß das Ende derselben gewaltsam in die Höhe gezogen oder
                              seitwärts gedrükt werde, wenn der Keil zufällig aus seiner Stelle gerükt werden
                              sollte. Diese Form des Schienenstuhles wurde ursprünglich von Hrn. John Harris angegeben, Ingenieur der
                              Stockton- und Darlington-Eisenbahn, wo dieselbe zur Vollkommenen
                              Befriedigung ungefähr 12 Monate im Gebrauch war.
                           
                           Die Schiene wird so in die zwischenliegenden Schienenstühle eingesezt, daß sie auf
                              den Druk des Keiles auf ihrem Sattel fest niedergehalten wird, und zwar gegen den
                              unteren Theil der Bake und an dem oberen Theile gegen eine etwas hervorspringende,
                              gegen den Hals der Schiene drükende Rippe.
                           Die zur Befestigung dienlichen Löcher sind so angeordnet, daß sie nicht in einer und
                              derselben Linie liegen.
                           Ein großer Theil der laufenden Ausgaben für die Unterhaltung der Eisenbahnen rührt
                              von der Versezung der Unterlagsschwellen her, welche dadurch zersplitterten, daß die
                              Nägel in einer und derselben Linie in das Herz des Holzes eingetrieben wurden.
                           Die Befestigungsmethode ist in diesem Falle folgende: man nimmt Pflöke von trokenem
                              englischem Eichenholz und comprimirt sie bis auf 2/3 ihres ursprünglichen Volumens,
                              indem man sie unter dem Druk einer Schwungpresse in metallene Röhren treibt, worin
                              sie in eine bis auf 66° R. erhizte Kammer gesezt werden, wo sie 16 Stunden
                              bleiben. Der Druk auf den Körper des Pfloks, dessen Kopf keine Compression erfährt,
                              reicht hin, das specifische Gewicht desselben ohne die Faser zu beschädigen, oder
                              die Stärke des Holzes zu vermindern, wesentlich zu erhöhen; und er behält die auf
                              diese Weise ihm verliehene Form so lange bei, bis er in eine feuchte
                              Unterlagsschwelle eingetrieben worden ist, worauf die Expansion hinreicht, ihn zu
                              befestigen.
                           Die gewöhnliche Befestigungsmethode der Schienenstühle mit eisernen Nägeln wurde
                              unvortheilhaft gefunden, indem ein Stoß zu oft eine Rükwirkung äußert und sie häufig
                              auflokert, während Holznägel auf jede beliebige Tiefe eingetrieben und ihre Köpfe
                              nachher nöthigen Falles durch kleine Keile gespalten werden können.
                           Die Schienen sollten so fest gekeilt seyn, daß sie die nöthige Sicherheit gewähren,
                              und daß doch immer der Schienenstuhl einen hinreichenden Ueberschuß an Festigkeit
                              behält, um jedem Stoße zu widerstehen, dem er etwa ausgesezt seyn könnte. Bei
                              Anwendung von Keilen verschiedener Dimensionen können die Schienenstühle, welche
                              häufig von ungleicher Qualität und nachlässig gegossen sind, dem Bruche nahe
                              gebracht werden, so daß sie bei irgend einem hinzukommenden Stoß entzwei gehen.
                              Dieser Uebelstand wurde bei den in Rede stehenden Schienenstühlen und Keilen
                              beseitigt, indem man denselben in ihren Dimensionen eine vollkommene
                              Gleichförmigkeit gab. Die angenommenen Keile, bestehend aus englischem Eichenholz,
                              sind aus vierekigen Klözen geschnitten und so gestaltet, daß sie mit jeder Seite
                              gleich gut gegen die Schiene sich antreiben lassen. Sie werden durch denselben Proceß,
                              welchem auch die Holznägel unterliegen, bis zu ungefähr 5/6 ihres Volumens
                              comprimirt.
                           Aus dieser Form des Schienenstuhles und Keils, so wie der hölzernen Befestigungsnägel
                              fließen mancherlei Vortheile: die zum Legen der Schienen verwendete Zeit wird
                              vermindert; die Löcher für die Befestigungsbolzen können mit geringeren Kosten und
                              größerer Genauigkeit durch eine Maschine in die Unterlagsschwelle gebohrt werden; da
                              die erforderliche Neigung der Bahnschiene in dem Schienenstuhle gegeben wird, so ist
                              das Behauen der Unterlagsschwelle nicht nöthig u.s.w.
                           Man bediente sich seither zweierlei Methoden, Holznägel herzustellen: die eine
                              bestand darin, daß man das Holz gewaltsam durch eine stählerne Form trieb, wobei man
                              aber weder auf die Form, noch auf die Verminderung des Volumens besondere Rüksicht
                              nahm, indem der Nagel, so wie er die Form verließ, ziemlich in sein ursprüngliches
                              Volumen sich wieder ausdehnte. Die zweite Methode bestand darin, daß man das Holz
                              zwischen Walzen hindurch passiren ließ; dieser Proceß veranlaßte jedoch, wie man
                              fand, beständige Beschädigungen der Holzfaser, indem er die Capillarröhrchen
                              zerquetschte und ihnen folglich dadurch einen großen Theil ihrer Stärke benahm. Die
                              in Rede stehende Zubereitungsmethode der Holznägel ist weder dem einen noch dem
                              anderen dieser Einwürfe ausgesezt. Der gewöhnliche Ueberschlag einer doppelten
                              Bahnlinie beläuft sich auf 880 Pfd. Sterl. per Meile für
                              Schienenstühle, Keile und Nägel, während sich die Kosten gegenwärtiger
                              Schienenstühle mit gepreßten Keilen und Holznägeln auf 786 Pfd. Sterl. per Meile herausstellen würden. Der Preis der
                              comprimirten Holznägel für die Zweke der Eisenbahnen würde sich auf 5 Pfd. 10 Sh.
                              per Tausend belaufen, während das Tausend eiserne
                              Nägel 6 Pfd. 5 Sh. losten. Die 2 1/4 Zoll im Querschnitt haltenden Keile kosten per Tausend 2 Pfd. auf jeden Zoll ihrer Länge, so daß
                              die 8 Zoll langen Schlußstühle im Durchschnitt auf 16 Pfd. und die
                              zwischenliegenden, 6 Zoll langen Schienenstühle ungefähr auf 12 Pfd. per Tausend kommen. Jeder Schlußstuhl nebst Keil und
                              Holznägeln kostet 2 Sh. 10 Pence; von den zwischenliegenden Schienenstühlen kostet
                              jeder nebst Zugehör 2 Sh. 1 Pence.
                           Große Ausgaben veranlaßten seither die Brüche der Schienenstühle während des
                              Einsezens. Es ist ein Fall bekannt, wo auf einer Eisenbahnstreke von 20 Meilen
                              entweder durch das Festkeilen oder das Einschlagen der Nägel 180 Tonnen
                              Schienenstühle zerbrachen, so daß jedesmal von 10 Schienenstühlen einer zu Grunde
                              ging. Dem gewöhnlichen Verfahren gemäß werden die eichenen Keile mit einem 14 Pfd. schweren
                              Schmiedehammer eingetrieben, während bei dem neuen Schienenstuhle die comprimirten
                              Keile und Holznägel mit einem leichten hölzernen Schlegel eingeschlagen werden.