| Titel: | Verfahren und Maschinen zur Fabrication von sogenanntem Filztuch, worauf sich William Hirst, Tuchmacher zu Leeds, am 24. September 1840 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XLIV., S. 181 | 
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                        XLIV.
                        Verfahren und Maschinen zur Fabrication von
                           sogenanntem FilztuchMan vergleiche die Maschinen zu demselben Zwek im polyt. Journal Bd. LXXX. S. 24.A. d. R., worauf sich William
                              Hirst, Tuchmacher zu Leeds, am 24.
                              September 1840 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jul. 1841,
                              S. 24.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Hirst's Verfahren und Maschinen zur Fabrication von
                           Filztuch.
                        
                     
                        
                           Bei Fabrication von Wollen- und andern Tüchern, wobei
                                 der Spinn- und Webeproceß wegfällt, ist es nöthig, sich breite
                              Bänder aus reiner oder mit andern Faserstoffen verbundener Wolle von durchaus
                              gleichmäßiger Dike zu Verschaffen und diese Bänder so zu verarbeiten, daß sie im
                              Verlaufe der folgenden Procedur das Ansehen oder den Grad der Ebenheit, welcher
                              ihnen auf mechanischem Wege ertheilt wurde, nicht verlieren. Die Herstellung solcher
                              breiten Bänder bildet zwar keinen Zweig meiner Erfindung, ich will aber doch das
                              Verfahren beschreiben, welches ich bei Ausübung dieses Wollenmanufacturzweiges
                              vorzugsweise befolge.
                           Fig. 15 zeigt
                              den Durchschnitt einer gewöhnlichen Krempelmaschine, soweit derselbe zur Erläuterung
                              meines Verfahrens dient. Da die Krempelmaschine keinen Theil meiner Erfindung
                              bildet, so finde ich es nicht nöthig, in eine Beschreibung derselben einzugehen,
                              sondern bemerke nur, daß die Wattenwalze a größer als
                              gewöhnlich ist, um ein nach Bedürfniß breites Band zu erhalten; sonst gleicht die
                              Maschine den gewöhnlichen Krempelmaschinen. Wenn ich nun die Maschine in Gang seze,
                              so lasse ich so viele Lagen des Wollenvließes auf der Wattenwalze sich aufwikeln,
                              als der verlangten Tuchdike angemessen sind. Ich habe gefunden, daß 46 Lagen ein
                              sehr starkes und dikes Tuch abgeben; diese Quantität kann sich jedoch je nach dem
                              Gutdünken des Fabrikanten und der jeweiligen Tuchbereitungsmethode ändern. Wenn sich
                              nun das breite Band in der erforderlichen Dike um den Cylinder a gelegt hat, so schneide ich dasselbe vom Cylinder ab
                              und füge in Uebereinstimmung mit der gewünschten Tuchlänge und mit Bezugnahme auf
                              den Umfang des Cylinders a zwei oder mehrere Bänder
                              zusammen, indem ich die Enden dieser Bänder auskämme und sie 1 bis 3 Zoll weit
                              übereinander lege, so daß an der Verbindungsstelle keine Aenderung in der Dike
                              bemerkbar wird. Greifen nun die beiden Enden gehörig übereinander, so drüke ich sie leicht zusammen
                              und gebe dadurch den Fasern an den Rändern einen Zusammenhang, welcher hinreicht, um
                              die verschiedenen auf diese Weise vereinigten Bänder auf eine andere Walze b in einem zusammenhängenden Stük sich aufwikeln zu
                              lassen. Von dieser Walze gelangt das Band in die Maschine, worin der erste Theil des
                              Walkprocesses vor sich geht, nämlich die Verdichtung oder Compression der Fasern. In
                              Folge dieser Procedur schlingen sich die Fasern ineinander und das Wollenband
                              erlangt eine größere Stärke.
                           Fig. 16
                              stellt den Durchschnitt einer Presse dar, welche die Bänder verdichtet und
                              theilweise walkt und die Fasern, vermöge ihrer Eigenschaft sich zu filzen,
                              veranlaßt, sich ineinander zu verschlingen.
                           Fig. 17 ist
                              eine Endansicht der vollständigen Presse, an welcher nur die Leitwalzen weggelassen
                              sind. c, c ist das Gestell der Presse, dessen
                              Beschaffenheit aus der Zeichnung deutlich erhellt. d, d
                              zwei hohle glatte, durch Dampf heizbare Platten von Gußeisen; unumgänglich
                              nothwendig ist es übrigens nicht, diese Platten zu heizen, obgleich diesem Verfahren
                              der Vorzug zu geben ist. e ist die Dampfröhre, welche
                              den Dampf von einem gewöhnlichen Niederdruk-Kessel in die Maschine leitet.
                              Die Röhre e' speist die obere hohle, in einer
                              Stopfbüchse f gleitende Platte mit Dampf. g, g sind Bandleitungsrollen, welche sich ohne
                              Widerstand in den Lagern h, h drehen. In Fig. 16 sieht man ein
                              fertiges Wollenband auf der Walze b im Begriff durch die
                              Maschine zu gehen. Das Ende des Bandes wird an die Walze i befestigt, auf welcher dasselbe, nachdem es den Druk der Presse
                              erfahren, sich aufwikelt. Der bei der Maschine aufgestellte Arbeiter läßt nämlich
                              die obere bewegliche Platte d niedersteigen, preßt das
                              Fabricat zwischen beiden Platten d, d und windet alsdann
                              das gepreßte Stük auf; dadurch gelangt eine neue Quantität des Fabricates zwischen
                              die Oberflächen; er unterwirft dieselbe wie die erstere dem Druke der Presse und so
                              fort, bis das ganze auf der Walze b aufgerollte Stük
                              gepreßt und von der Walze i aufgenommen worden ist. In
                              diesem Zustande ist das Fabricat geeignet, dem darauf folgenden Walkproceß, welcher
                              in der Fig.
                                 18 und 19 dargestellten Maschine vor sich geht, unterzogen zu werden.
                           Fig. 18 ist
                              ein Durchschnitt und Fig. 19 eine
                              Seitenansicht der Maschine. Das auf die Walze i
                              aufgewikelte Fabricat wird mit Calico bedekt und in die nunmehr zu beschreibende
                              Walkmaschine gebracht. j, j ist ein Trog mit einem
                              durchlöcherten Doppelboden k und einer Scheidewand l. m eine Dampfröhre, deren untere Fläche siebartig
                              durchlöchert ist, so daß von hier aus der Dampf zwischen den Seiten des Trogs und
                              der Scheidewand l niedersteigt. Das aufgerollte
                              Wollenband kommt in den Trog, geht von da über die Walze o
                               nach der Walze p, auf welcher es sich in Folge der Thätigkeit der
                              Maschine aufwikelt. Auf diese Weise bewegt sich das Wollenband fortwährend im
                              Kreise, so daß es an verschiedenen Stellen des Umfanges den Druk der Presse erfährt.
                              q ist eine hölzerne Platte, welche durch die
                              Schraube r in auf- und niedersteigende Bewegung
                              versezt wird. So wird das Fabricat in der Reihenfolge an verschiedenen Stellen
                              gepreßt, wobei es fortwährend seine Lage ändert, so daß in Folge dieses
                              Walkprocesses die Fasern sich filzartig ineinander schlingen. Dieses Walken und
                              Verarbeiten wird dadurch erleichtert, daß es beständig in einem Dampfbade vor sich
                              geht. Obgleich ich es vorziehe, die in Rede stehende, so wie die vorher beschriebene
                              Maschine durch eine Schrauben- oder Schwungpresse in Thätigkeit zu sezen, so
                              muß ich doch bemerken, daß die Operation des Pressens der Oberfläche d im vorhergehenden Falle und der Planke q bei gegenwärtigem Mechanismus, auch auf irgend einem
                              anderen mechanischen Wege vollführt werden kann. s, s
                              sind zwei an den Enden der Walze p sizende Sperrräder.
                              Durch die in die Preßplatte q eingehängten, in die
                              Sperrräder greifenden Stoßstangen t, t wird die Bewegung
                              der Walze p mitgetheilt, indem die Sperrhaken v eine rükgängige Drehung der Sperrräder verhüten.
                           Ich habe es wünschenswerth gefunden, das zu walkende Fabricat mit einem Stük Calico
                              oder einem sonstigen glatten Zeuge auf die Walze i
                              aufzuwikeln, damit die Oberflächen des zu bearbeitenden Fabricates nicht miteinander
                              in Berührung kommen. Diesem Verfahren gemäß kann das Fabricat, ohne aufgewikelt zu
                              werden, länger in der Arbeit bleiben. Ich habe ferner gefunden, daß wenn man das
                              Tuch eine Stunde lang der zweiten Maschine zur Verarbeitung übergibt, dasselbe einen
                              solchen Zustand angenommen hat, daß es sich von der Walze i loswikeln und in Falten von passender Länge zusammenlegen läßt. Das so
                              zusammengefaltete Tuchstük wikle ich der Länge der Falten nach auf, schlage den
                              Wikel in starken Kattun oder Kanvaß und unterwerfe ihn von Neuem jener mechanischen
                              Operation, bis der Walkproceß den gewünschten Grad der Vollendung erlangt hat.
                              Anstatt in der erwähnten Maschine kann der Walkproceß auch in der gewöhnlichen
                              Walkmühle auf die jedem Wollenfabrikanten wohlbekannte Weise zu Ende geführt
                              werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
