| Titel: | Beschreibung eines Ovalographen, oder eines Instruments, mit welchem man Kreise, Ellipsen und Eilinien beschreiben kann; von P. F. Schiereck. | 
| Autor: | Joseph Friedrich Schiereck [GND] | 
| Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LXIV., S. 270 | 
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                        LXIV.
                        Beschreibung eines Ovalographen, oder eines
                           Instruments, mit welchem man Kreise, Ellipsen und Eilinien beschreiben kann; von
                           P. F.
                              Schiereck.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Schiereck's Ovalographen.
                        
                     
                        
                           Zusammensezung des Instruments.
                           ABCD (Fig. 8) ist eine metallene
                              Platte, in der ein Ausschnitt abcd ist, in welchem
                              ein Schieber efgh bewegt werden kann. Durch diesen
                              Schieber geht in H ein runder Zapfen, in welchem über
                              dem Schieber ein Stäbchen IK mittelst einer
                              Schraube festgehalten wird, und unter der Platte ABCD ist an demselben Zapfen ein anderes Stäbchen HG befestigt, und dieß so, daß GIHK in einer senkrechten Ebene liegen.
                           Unter der Platte ABCD ist in einiger Entfernung mit
                              derselben eine andere Platte parallel befestigt, und an dieser ist in der Mitte E mittelst eines runden Zapfens ein Stäbchen EF befestigt, das, sich um diesen Zapfen drehend,
                              zwischen den beiden Platten durchgehen kann.
                           Die beiden Stäbchen EF, HG sind in L
                              vermittelst der Vorrichtung in (Fig. 10) miteinander
                              verbunden. Diese Vorrichtung besteht aus zwei Hülsen, die mittelst eines runden
                              Zapfens, um den sich die eine Hülse drehen kann, übereinander befestigt und an der
                              Seite mit Schräubchen versehen sind. In der untern Hülse wird das Stäbchen EF mittelst des Schräubchens festgehalten, und
                              dasselbe geschieht in der obern Hülse mit dem Stäbchen GH, wodurch denn die beiden Stäbchen in jedem beliebigen Punkte
                              miteinander verbunden werden können, und sich in dem Verbindungspunkte zu drehen
                              vermögen. Wird am Stäbchen GH der runde Stift, der
                              durch den Schieber in H geht, befestigt, und dieser
                              Stift trägt über H eine mit einem Schräubchen versehene
                              Hülse, die GH parallel gerichtet ist, und in
                              welcher das Stäbchen IK geht, dann ist die oben
                              verlangte Bedingung, daß GH, IK in einer senkrechten Ebene seyen, erfüllt.
                           Zur bessern Versinnlichung ist (Fig. 9) das Profil durch
                              die Mitte der Platte ABCD (Fig. 8) dargestellt, und
                              für die verschiedenen Theile sind hier dieselben Buchstaben wie oben gebraucht
                              worden.
                           CD ist das Profil der oben beschriebenen Platte
                              ABCD, mit der parallel die Platte MN mittelst der senkrechten Theile DN, CM verbunden
                              ist und zwei breite Metallstüke OP können sowohl
                              in die Platte MN, als auch in die Platte CD als Füße eingesezt werden.
                           
                           Die Stäbchen EF, GH, IK sind nach obiger Stellung hier
                              verjüngt eingezeichnet, und ist dabei noch zu bemerken, daß bei K eine Hülse ist, in der ein Bleistift oder eine
                              Reißfeder mittelst einer Schraube befestigt werden kann.
                           Dieß sind alle Theile, aus denen das Instrument zusammengesezt wird, deren
                              Dimensionen von der zu beabsichtigenden Anwendung abhängen, und wonach auch die
                              Stärke der einzelnen Glieder zu bemessen ist.
                           
                        
                           Anwendung des Instruments zum Construiren von Ellipsen und
                                 Kreisen.
                           Ist die große und die kleine Achse der zu beschreibenden Ellipse gegeben, dann wird
                              der vierte Theil des Unterschiedes der beiden Achsen die Länge angeben, die man vom
                              Mittelpunkte E nach L zu
                              nehmen hat und die der von H nach L gleich ist, wodurch das Feststellen der Hülsen (Fig. 10) bestimmt wird.
                              Die Länge HK wird der halben kleinen Achse gleich
                              gemacht, und wenn dieß geschehen ist, dann bringt man die Mitten von AB und BC über
                              die Linie, welche die Lage der großen Achse angibt und beschreibt mittelst des
                              Stiftes in K die verlangte Ellipse, indem man den Punkt
                              L zwischen den beiden parallelen Platten durchstößt,
                              wenn E, L und K in gerader
                              Linie sind.
                           Ist die große Achse größer als die Länge der Platte ABCD, bann werden die beiden Füße OP mit
                              der Platte MN verbunden und das Stäbchen IK geht über der Platte ABCD her und führt den Stift K um ABCD herum; ist
                              aber die große Achse kleiner als die Länge des Instruments, dann werden die beiden
                              Füße OP mit der Platte ABCD verbunden und der Stift K geht unter derselben her. Macht man HK der Länge des Halbmessers eines Kreises gleich
                              und bringt EF und GH übereinander, dann beschreibt der Punkt K
                              den verlangten Kreis.
                           Das Verfahren ist so einfach, daß es keiner weitern Erörterung bedarf, und die
                              kleinen Handgriffe zum Handhaben des Instruments wird Jeder nach einigen Versuchen
                              leicht ausfinden.
                           
                        
                           Anwendung des Instruments für Eilinien.
                           Die Eilinien unterscheiden sich von den Ellipsen darin, daß ihre größte Breite nicht
                              gerade in der Mitte der großen Achse ist, und es ist daher nöthig, außer der großen
                              und kleinen Achse noch den Punkt in der großen Achse zu kennen, wo die größte Breite
                              seyn soll.
                           Es sey nun (Fig.
                                 11) AB = a
                              die große Achse; CD = b die kleine Achse; EF = c die Entfernung des Durchschnitts der kleinen und großen Achse vom
                              Mittelpunkte der großen Achse der zu beschreibenden Eilinie; so ist für das Anwenden
                              des Instrumentes folgendes Verfahren zu beobachten.
                           Die Länge HK werde die Hälfte der kleinen Achse =
                              b/2; LH
                              = (a – b)/2 = dem
                              halben Unterschied der beiden Achsen;
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 82, S. 272
                              
                           oder wenn man dieß durch eine geometrische Construction finden
                              will, trage die Länge DE von A nach G und mache EI = FG; ziehe
                              IF und mache EH = EF und beschreibe mit FH den Bogen IK,
                              bis er die Linie AF in K trifft; ziehe HI und mit dieser die
                              Parallele KL, so ist LF die verlangte Länge für EL (Fig. 8). Es
                              können hiebei Fälle eintreten, wo der Punkt K über H hinausfällt, wobei dann der Punkt L in der Verlängerung von FI seyn wird.
                           Bei den Eilinien wird der Stift in K immer unter der
                              Platte ABCD zu bewegen seyn, und es wird daher die
                              Länge der großen Achse immer kleiner als die Länge des Instruments seyn müssen.
                           
                        
                           Theoretische Auseinandersezung des beschriebenen
                                 Ovalographen.
                           Mit der Linie AE sey in A eine andere Linie AB = a solchergestalt verbunden, daß diese sich um A drehen kann (Fig. 12). In B sey ebenfalls eine um diesen Punkt sich drehende Linie
                              BC = b angebracht,
                              jedoch so, daß der Punkt genöthigt ist auf der Linie AE zu bleiben, so wird die Verlängerung von BC, oder auch irgend ein Punkt in derselben beim Fortbewegen dieser Linie
                              eine Curve beschreiben, deren Form von den Verhältnissen der Linien abhängen wird.
                              Sezt man die Verlängerung von BC, nämlich die CD = c und fällt von
                              D und B auf AE die Perpendikel DE, BF, so sind AF, BF die
                              Coordinaten der durch den Punkt B zu beschreibenden
                              Curve, die ein Kreis seyn wird, und AE = x, DE = y sind die Coordinaten der durch den Punkt D entstehenden Curve.
                           Die Dreieke BCF, CED sind ähnlich, wodurch
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 82, S. 272
                              
                           und
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 82, S. 272
                              
                           Hieraus ergibt sich für den Fall, wenn a = b ist, also
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 82, S. 273
                              
                           daß die Curve eine Ellipse ist, deren kleine Achse = 2 c, große Achse = 2 (2 b +
                              c) ist, und wenn c
                              negativ wird, d. i. wenn es zwischen BC oder über
                              B hinaus liegt, bann ist die große Achse = 2 (2 b – c).
                           Wird b kleiner als a, dann
                              entsteht eine Eilinie, und ist b größer als a, dann beschreibt der Stift in K eine Art Lunula.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
