| Titel: | Fr. Berndt's Methode, hochgeäzte Zeichnungen auf Stein solchergestalt zu fertigen, daß man Metallabgüsse davon nehmen kann, und ein verbessertes Verfahren, in Stein zu graviren. | 
| Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LXXXIV., S. 384 | 
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                        LXXXIV.
                        Fr. Berndt's Methode, hochgeaͤzte
                           Zeichnungen auf Stein solchergestalt zu fertigen, daß man Metallabguͤsse davon
                           nehmen kann, und ein verbessertes Verfahren, in Stein zu graviren.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 Gewerbfleißes in Preußen 1841, 3te Lieferung.
                        Berndt's Methode, hochgeäzte Zeichnungen auf Stein zu
                           fertigen.
                        
                     
                        
                           1. Verfahren hoch zu äzen.
                           Bestandtheile der chemischen Tusche oder Farbe. – 3 1/2 Loth Unschlitt, 6 Loth
                              weißes Wachs, 6 Loth Seife, 4 1/2 Loth Schelllak, 3 Loth Mastix, 1 Loth frische
                              Butter, 1/2 Loth mittelst Lavendelöhl aufgelöstes Federharz, 2 1/2 Loth Ruß.
                           
                              Zubereitung der chemischen Tusche oder Farbe.
                              Man schabe die Seife, das weiße Wachs und das Unschlitt ganz fein, zerstoße den
                                 Schelllak und Mastix ebenfalls fein, und lasse die genannten Bestandtheile in
                                 einem eisernen Tiegel, bei mäßigem Feuer, zerfließen, gebe die Butter und das
                                 Federharz hinzu, und rühre Alles gut durcheinander. Alsdann zünde man die ganze
                                 Masse an, und lasse sie zwei Minuten lang brennen, lösche sie darauf (durch
                                 Aufdeken eines eisernen Dekels) wieder aus. Nach diesem reibe man diese Masse
                                 auf einer gewärmten eisernen Platte mit einem steinernen Läufer wenigstens 1/2
                                 Stunde tüchtig durcheinander; gebe alsdann den fein abgeriebenen Ruß hinzu, und beginne das
                                 Durcheinanderreiben nochmals 1/4 Stunde lang; erwärme das Ganze endlich, bis es
                                 flüssig wird, und gieße es in runde oder vierekige metallene Formen (je nachdem
                                 man die Stüke wünscht) aus. Ist die Masse kalt geworden, so verwahre man die
                                 Stüke in einem Glase, mit Blase zugebunden, vor der Luft und dem Staube.
                              Den besten Stein zu diesem Zwek bezieht man aus Bayern. Er muß von reinster
                                 gelblichblauer Masse seyn, und wird, nachdem er mit Bimsstein aufs feinste
                                 geschliffen, mit dem besten Terpenthinöhl mager abgerieben, alsdann mit reinem
                                 Wasser abgewaschen, und wenn er wieder troken ist, mit dem Ballen der flachen
                                 Hand nochmals abgerieben.
                              Die Umrisse des Gegenstandes zeichne man mit Bleistift sehr fein auf den Stein,
                                 oder pausche sie durch. Alsdann lege man rechts und links neben die zwei Seiten
                                 des Steins zwei Klöze, welche ungefähr 1/4 Zoll höher als der Stein sind. Ueber
                                 diese kommt ein waagerecht gelegtes Brett, welches 3 Fuß lang, 3/4 Fuß breit und
                                 1 1/2 Zoll dik ist. Auf dieses legt man sich beim Arbeiten mit beiden Armen auf,
                                 um mit der Hand den Stein nicht zu berühren. Nun reibt man die Tusche (oder
                                 Farbe) in eine Porzellanschale ungefähr 1/2 Messerrüken dik troken an, so daß
                                 die inwendige Fläche der Schale allenthalben bedekt ist. Das Auflösen derselben
                                 geschieht mit reinem Regenwasser unter Beihülfe des mittleren Fingers der
                                 rechten Hand. Anfänglich gießt man beim Aufreiben 8 bis 10 Tropfen Regenwasser
                                 bei, reibt es langsam auf, und gießt immer mehr zu, bis die Tusche nach und nach
                                 die substanziöse Dike hat, daß sie beim Hin- und Herbewegen der Schale
                                 ziemlich langsam fließt, und somit ungefähr um 2/3 substanciöser ist, als die
                                 gewöhnliche Tusche zum Lithographiren. Es ist sehr gut, sich daran zu gewöhnen,
                                 die Tusche beim Zeichnen so dik als nur immer möglich zu halten.
                              Die lithographische Stahlfeder hiezu muß durchaus von gewalztem weißem Stahle
                                 gefertigt seyn, einen ziemlich langen Spalt und einen starken Schnabel haben.
                                 Der Zeichner muß die Feder vollkommen in seiner Gewalt haben, um jede beliebige
                                 Strichlage aufs schärfste und saftigste zu geben. Alle Strichlagen suche man
                                 immer möglichst eng zu halten; die ganze Zeichnung muß überhaupt aufs
                                 effectvollste und klarste ausgeführt werden, und stets auf dem Steine um fast
                                 die Hälfte dunkler gehalten werden, als man es beim Abdruk auf dem Papiere
                                 wünscht. Besondere Reinlichkeit ist dem Zeichner zu empfehlen, insbesondere darf
                                 kein Staub je auf die Zeichnung kommen; vor Correcturen hüte man sich
                                 hauptsächlich, und sollte man ja einmal in etwas fehlen, so hebe man das
                                 Unrichtige mit einem
                                 breiten Radirmesser so vorsichtig von der Oberfläche des Steins hinweg, daß
                                 lezterer ja nicht beschädigt wird. Mit einem kleinen und feinen Stükchen
                                 Bimsstein schleift man alsdann die fehlerhafte Stelle etwas auf, präparirt sie
                                 wieder mit Terpenthinöhl, und arbeitet so das Fehlerhafte nach. – Einen
                                 Ton durch Schwarzanlegen und nachheriges Herauskrazen mit der Nadel
                                 bewerkstelligen zu wollen, ist durchaus unanwendbar. – Das Anwenden der
                                 lithographischen Ziehfeder bei geraden, scharfen Linien ist sehr zu empfehlen.
                                 – Die Tusche muß man des Winters viermal, des Sommers jedoch
                                 sechs- bis achtmal des Tages frisch anreiben.
                              Ist die Zeichnung nun geendet, so stelle man sie mit der Rükseite des Steins in
                                 der Nähe eines mäßig geheizten Ofens senkrecht auf, so lange, bis der Stein
                                 lauwarm ist. Im hohen Sommer jedoch ist dieß unnöthig. Nachdem umgibt man die
                                 Oberfläche des Steins mit einem 1 Zoll hohen Wachsrande, und nun beginnt das
                                 Aezen.
                              Auf ein halbes Seidel (Schoppen) reines, möglichst kaltes Wasser nehme man 120
                                 Tropfen Scheidewasser), 20 Tropfen Phosphorsäure und 5 Tropfen Salzsäure; gieße
                                 zu dieser Säurenmischung 1/8 Seidel einer Auflösung von feinstem arabischem
                                 Gummi in Wasser bereitet, welche vorher durch ein Stük feine Leinwand geseihet
                                 worden, schüttle das Ganze etwas durcheinander, und lasse es in einer Flasche
                                 zugestopft 1 bis 2 Stunden lang stehen. Dieses ist die fertige Säure zum Aezen.
                                 Da jedoch die Stärke oder Schärfe genannter Säuren nicht in allen Städten und
                                 Ländern gleich ist, so kann man sich die ziemlich richtige Stärke der Säure
                                 danach abnehmen, daß dieselbe beim Aufgießen auf den Stein in feinstem Schaume
                                 ganz weiß und mäßig milchig wird, ohne jedoch im Entferntesten stark zu brausen,
                                 und demnach ungefähr um 2/3 stärker ist, als die Säure, welche man zum Aezen der
                                 gewöhnlichen lithographirten Zeichnungen nimmt.
                              Man gießt nun diese Säure auf den Stein in den eingeschlossenen Wachsrand
                                 ungefähr einen starken Messerrüken hoch. Der Stein muß genau waagerecht liegen,
                                 damit die Säure auf jede Stelle gleichmäßig wirke. Es entstehen nun während des
                                 Aezens auf dem Steine, besonders am Rande der Strichlagen, unzählige kleine
                                 Bläschen, welche man mit einem ganz zarten und feinen, gewöhnlichen, 1/2 Finger
                                 diken Malerpinsel fortwährend wegstreicht, da sie dasAnmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Der Verfasser hat unterlassen, sowohl die Stärke der Salpetersäure und
                                       Salzsäure näher zu bezeichnen, als auch eine Mittheilung zu machen, wie
                                       concentrirt die Auflösung der Phosphorsäure seyn solle.A. d. O.
                                 gleichmäßige Aezen
                                 beeinträchtigen. Wenn man zum erstenmal die Säure aufgießt, läßt man sie
                                 ungefähr 5/4 Minuten lang wirken, gießt sie nachdem ab, und spült den Stein mit
                                 klarem, möglichst kaltem Brunnenwasser rein ab, stellt ihn senkrecht an die
                                 Wand, damit das Wasser ganz ablaufe, bis er ganz troken ist, und beginnt alsdann
                                 das Aezen zum zweitenmal ebenfalls 3/4 Minuten lang, spült den Stein abermals
                                 mit Brunnenwasser rein ab, läßt ihn troken werden, und wärmt ihn (mit der
                                 Rükseite gegen den Ofen gestellt) wiederum 5 bis 6 Minuten lang. So fährt man
                                 mit dem Aezen fort, bis daß man bei allmählichem Höherwerden der Zeichnung die
                                 Säure nach und nach schwächer nimmt (durch Wasserzugießen); das Wärmen wird nach
                                 jedesmaliger Aezung wiederholt. Je höher man die Zeichnung bringt, desto
                                 leichter und reiner kann sie später der Buchdruker druken, doch darf man das
                                 Hochäzen nicht übertreiben wollen, da sonst die Säure die Striche unterfrißt,
                                 sie unrein und zum Abgießen sehr erschwerend macht. Sehr gut ist es, wenn man
                                 die Zeichnung nicht in einem Tage gleich fertig zu äzen braucht.Ueber obiges Hochäzen habe ich noch nachträglich beizufügen, daß man,
                                       wenn auf der Zeichnung sehr feine Töne vorkommen, welche die bezeichnete
                                       Höhe der Aezung natürlich nicht erreichen können, und, wenn man glaubt,
                                       daß diese feinen Strichlagen ungefähr etwas höher als breit sind (die
                                       einzelnen Striche), diese Töne nun als fertig betrachtet, und das übrige
                                       stärkere mit einem zarten gewöhnlichen Malerpinsel allein weiter äzt. Es
                                       werden diese Strichlagen später beim Druken dennoch nicht schmuzen, da
                                       die Walze nicht hinein kann.
                                 
                              Hat die Zeichnung endlich die nöthige Höhe erreicht, welche ungefähr diese Stärke
                                 betragen muß (), so löst man die Tusche mit Terpenthinöhl (und feinem
                                 Makulaturpapier) rein auf, wäscht den Stein mit Seifenwasser mehrmals ab,
                                 troknet ihn mit feiner Leinwand, und entsäuert (?) ihn alsdann mit einer
                                 Mischung von acht Theilen Wasser und einem Theil Essig, indem man ihn damit
                                 überstreicht. Ist der Stein abermals troken, so wird man nun die Zeichnung aufs
                                 schärfste und reinste zum Abgießen in Metall vollendet finden. Daß das
                                 Stereotypiren (Abgießen in Metall) mit möglichster Sachkenntniß geschehen müsse,
                                 ist um so dringender nöthig, als die feinsten Nüancen, die höchste Schärfe und
                                 Reinheit auf der Matrize (Gypsform) vorhanden seyn, und in diese das feinste
                                 Letterngut gegossen, das Original (die Steinäzung) aufs genaueste wiedergeben
                                 muß. Ich habe meine hochgeäzten Zeichnungen meist in der Buchdrukerei und
                                 Schriftgießerei des Hrn. Sollinger in Wien stereotypiren lassen, welcher nach der
                                 englischen Methode (mit Senkkasten und Metallkessel) arbeitet, die bereits schon
                                 lange in ganz Deutschland und Frankreich als die vorzüglichste Methode
                                 angewendet wird.
                              
                              Jeder Schriftgießereibesizer kennt dieß Verfahren so genau, daß sicher auch in
                                 Berlin von hochgeäzten Steinzeichnungen vollkommene Abgüsse werden erhalten
                                 werden. Es gehört zu diesem Abgießen eine bedeutende Vorrichtung und ziemlicher
                                 Raum. Erfahrung und fortwährendes Ausüben ist dabei unumgänglich nöthig, und es
                                 darf deßhalb meist nur von ein und derselben Hand bewerkstelligt werden.
                              Hat man nun von dem Stein einen vollkommen guten Abguß, so ist es es nöthig, die
                                 größeren, weiß bleibenden Stellen mit dem gewöhnlichen
                                 Kupferstecher-Grabstichel auszustechen, oder mehr zu vertiefen. Je größer
                                 der weiß bleibende Raum ist, desto tiefer muß man ihn ausheben, um das spätere
                                 Schmuzen beim Druken zu verhindern. Es gehört zu diesem Ausstechen eine
                                 ziemliche Gewandtheit, den Grabstichel zu führen; hat man jedoch diese
                                 technische Fertigkeit erlangt, so ist man in wenigen Stunden mit einer mittleren
                                 Platte fertig, von welcher man nun die ebenfalls noch nöthigen Platten
                                 abgießt.
                              Die nun geendete Platte wird mit kleinen Stiftchen entweder an den Nebenseiten,
                                 oder in dem großen, weiß bleibenden leeren Raume der Zeichnung auf ein Holz
                                 (welches die Schrifthöhe hat) befestigt, und ist nun zum Druk fertig.
                              
                           
                        
                           2. Verfahren in Stein zu
                                 graviren.
                           Je näher die Producte der Lithographie an die der Stahl- und Kupferstechkunst
                              angränzen, desto vollkommener ist sie, und um desto mehr kommt sie ihrem
                              vorgestekten Ziele nach. Jede beliebige Strichlage läßt sich in Stein ausführen, und
                              nur das Technische blieb bisher hinter der Kupferstecherkunst zurük. Die
                              Gravirmanier, welche stets die vollkommenste und anwendbarste fast für alle Arbeiten
                              der Lithographie bleibt, zog hauptsächlich mein Augenmerk auf sich. Ich fand sehr
                              bald, daß das nöthige Aezen des Steins, welches dem Graviren stets voran geht, die
                              Schärfe der Striche, so wie die Weichheit der Töne ungemein beeinträchtige, indem
                              der Stein durch das Scheidewasser porös und rauh wird. Dieses zu beseitigen war mein
                              Hauptzwek, und ich wandte demzufolge Nachstehendes mit bestem Erfolge an.
                           Der Stein, von härtester und reinster Qualität, wird mit Bimsstein naß spiegelglatt,
                              ohne feine Löcher und Rize, geschliffen. Nach diesem überschleift man ihn 10-
                              bis 14mal hin und her mit feinstem trokenem Bimsstein, welches Verfahren den Stein
                              für das spätere Ansprechen der Nadel viel empfänglicher macht, und das Abbrechen
                              selbst der feinsten Spize der Nadel bedeutend verringert. Hierauf erhält die
                              Oberfläche des Steins eine Präparation, damit er beim späteren Einreiben der Farbe
                              leztere nicht annehme. Diese Präparation besteht in Folgendem:
                           Man nehme auf ein halbes Seidel (Schoppen) Wasser eine kleine Hand voll feinstes
                              arabisches Gummi, löse es darin auf, gieße 6 bis 8 Tropfen gewöhnliche Schreibtinte
                              (von Galläpfeln bereitet) hinzu, und lasse dieß in einem reinen Topfe beim Feuer bis
                              zum Sieden kommen. Nachdem diese Masse gänzlich wieder erkaltet ist, seihet man sie
                              durch die feinste Leinwand, überstreicht den ganz reinen Stein vermittelst eines
                              zarten, breiten, großen Pinsels ungefähr messerrükendik, läßt ihn (vor Staub gut
                              beschüzt) im Kalten troknen, und wenn es die Zeit erlaubt, 2 bis 3 Tage lang in
                              Gummi stehen. Nachher nimmt man mit einem feinen Schwamm und Wasser die Gummideke
                              aufs reinste herunter, gießt auf ein halbes Seidel Wasser 30 bis 40 Tropfen
                              Phosphorsäure, übergießt den Stein damit, und nun ist er dergestalt präparirt, daß
                              beim späteren Einreiben mit Oehl und Farbe auch nicht der leichteste Schmuz des
                              Farbeannehmens zu Gesicht kommt, welches das gewöhnliche Wegäzen des angenommenen
                              Schmuzes der Farbe (welches der Zeichnung und besonders den feinen Tönen so äußerst
                              nachtheilig ist) gänzlich enthebt. Die Oberfläche des Steins bleibt hiebei ganz
                              glatt und fein, wie sie war.
                           Um die gravirten Striche und deren Effect zu sehen, ist es nöthig, dem Stein eine
                              Farbe zu geben. Das Beste hiezu ist feinster schwärzester Ruß, welcher mit Spiritus
                              sorgfältig abgerieben das Geeignetste ist. Da jedoch der Ruß bloß mit Wasser
                              aufgetragen nicht fest hält, so koche man mittelst Stärke gewöhnlichen Kleister,
                              schlage ihn durch feine Leinwand, nehme einen gewöhnlichen Kleisterpinsel, tauche
                              ihn in den Kleister, streiche ihn wieder an der Außenseite rein ab, und wasche ihn
                              in 1/2 Seidel Wasser so lange aus, bis das Wasser etwas milchweiß ist. Nun nimmt man
                              eine Bürste (etwas größer und in Form der gewöhnlichen Kleiderbürsten) von den
                              feinsten und zartesten Haaren, besprengt oder pudert den Stein stellenweise
                              weitläufig, doch gleichförmig mit dem Ruß, besprengt ihn ebenfalls mit dem
                              weißlichen Kleisterwasser, und streicht nun mit der Bürste von allen Seiten so
                              darüber, daß die Oberfläche einen gleichmäßigen Ton hat, welcher jedoch nie eine
                              substanziöse Dike, sondern bloß ein leichttöniger Hauch seyn darf, um das spätere
                              Graviren nicht im Geringsten zu erschweren. Diesen Grund habe ich nach vielfachen
                              Proben als in jeder Hinsicht vollkommen und zwekentsprechend befunden.
                           Mit der Hand, oder mit Unterlage eines Tuches (wie dieß fast allenthalben der Brauch
                              ist), den Stein zu berühren, ist äußerst nachtheilig, weßhalb ich die Kanten des
                              Steins mit einem Rande aus diker Pappe, in Streifen geschnitten, stets umgebe, sodann
                              ein Brett (wie dieß bei der Federmanier der Fall ist) darüber lege, um die Arme
                              darauf ruhen zu lassen, und so, ohne alle Berührung der Oberfläche des Steins, die
                              Zeichnung vollende. Ein mit Röthel gefärbtes, dünnes, ganz glattes Postpapier
                              (jedoch nur auf einer Seite geröthet) dient als Unterlage die Pausche (Vorzeichnung)
                              zu bewerkstelligen; ist leztere geendet, so haucht man den ganzen Stein an, wodurch
                              der Kleistertheil des Rußtons die Vorzeichnung anzieht und sich beim Abstauben des
                              Gravirens die Pausche nicht verwischt. Alle Contouren muß man stets mit der
                              englischen Stahlnadel vorreißen, mit Ausnahme der geraden Linien oder Kreise, welche
                              durchaus ihrer Gleichförmigkeit halber mit der Diamantnadel (welche ich später näher
                              bezeichnen werde) ausgeführt werden müssen. Die breiten Nadeln zum Ausschaben,
                              Ausarbeiten oder Schattiren der Schrift oder Zeichnung dürfen durchaus nicht von
                              beiden Seiten halb platt, sondern müssen von einer Seite fast ganz flach, von der
                              andern Seite jedoch stark oval, fast halb kreisförmig geschliffen seyn, welches
                              stets die höchste Schärfe der Striche bewirkt. Alle Strichlagen, welche nicht ganz
                              fein sind, muß man stets mit einer Ausarbeite-Nadel arbeiten, da im
                              Gegentheil eine spizgeschliffene Vorreißnadel stets rauhe Striche erzeugt. Bei allen
                              Strichlagen soll man die Ausarbeite-Nadel stets zwischen dem Daumen und dem
                              ersten Finger haben (dieß ist jedoch bei Schrift nicht der Fall, sondern bloß bei
                              Zeichnungen anwendbar); bei allen andern dikeren Strichen jedoch nehme man diese
                              Nadel zwischen den ersten und zweiten, so wie bei den stärksten Strichen zwischen
                              den zweiten und dritten Finger, welches viel schneller geht und die höchste Schärfe
                              erringen läßt. Zu den feinsten und zartesten Tönen wende ich eine ganz feine
                              Diamantspize (Splitter) in Stahl gefaßt an, welche Striche von der höchsten
                              Weichheit gibt und die höchste Ausdauer gewährt.
                           Zu kleiner weißer Schrift, welche man bisher stets im schwarzen Grunde aussparte (mit
                              unendlicher Mühe und Unvollkommenheit), habe ich ein anderes Verfahren angewendet.
                              Die schwarze Stelle, welche man mit weißer Schrift oder Verzierungen u.s.w. bedeken
                              will, schabe man mit einem flach geschliffenen Radirmesser ganz gleichmäßig flach
                              und glatt aus, präparire dieselbe mit Terpenthinöhl ganz mager, reibe sie mit
                              Löschpapier glatt ab, und zeichne nun mit einer Stahlfeder und folgender Präparatur
                              das Gewünschte darauf:
                           Präparatur. 2 Theile Phosphorsäure, 4 Theile gewöhnliche Schreibtinte, 1 Theil
                              aufgelöstes arabisches Gummi (dikliche Lösung). Diese drei Ingredienzien reibt man
                              auf einem Steine (besser ist hiezu eine dike Glasscheibe) tüchtig durcheinander,
                              gibt nachher so viel mit Spiritus abgeriebenen Ruß hinzu, bis das Ganze gehörig schwarz, und ungefähr die
                              Dike von dik abgeriebener chinesischer Tusche hat, so daß es sich äußerst leicht und
                              angenehm fließend auf den Stein mit der lithographischen Stahlfeder zeichnen läßt.
                              Beim Nichtgebrauch muß diese Dekmasse in einem Glase gut verschlossen werden. Diese
                              Masse hat die Kraft, daß selbst der feinste Strich, welchen man auf eine
                              ausgeschabte Stelle damit dekt, ganz scharf und rein weiß erscheint. Jeden
                              Fehlstrich kann man damit leicht corrigiren, und die schönsten Dessins in
                              Rastrirungen, Untergründen u.s.w. (Weiß in Schwarz) äußerst leicht erzeugen, welche
                              ausgespart dreimal so viel Zeit erforderten und doch nie diese Schönheiten
                              erlangen.
                           Man hat bisher den großen Vortheil, durch sehr tief gestochene Striche einen großen
                              Effect in die Zeichnung zu legen, in Stein nicht angewendet, weil dieß mit den
                              gewöhnlichen Ausarbeite-Nadeln in Stein ihrer Form halber nicht möglich war.
                              Da dieß jedoch bei Kupferstichen so häufig glänzend angewendet wird, so habe ich zu
                              diesem Behufe die dreiekig geschliffenen Kupferstecher-Grabstichel mit bestem
                              Erfolge angewendet; jedoch gehört hiezu viel Uebung, da der Stein wegen seiner
                              Sprödigkeit leicht ausspringt. Die hierauf verwandte Mühe lohnt sich aber
                              bestens.
                           
                              Auszug eines Gutachtens über das Verfahren des
                                    Lithographen Berndt.
                              Was das Recept zur Tusche für den Hochdruk betrifft, so scheint leztere besser,
                                 als alle bekannten, zu seyn. In den leztern, und namentlich in den Leipziger und
                                 Prager Recepten zu Hochdruktusche, walten die fetten Substanzen verhältnißmäßig
                                 zu sehr vor, als daß es möglich wäre, Abdrüke in der Schärfe und Reinheit zu
                                 erzielen, wie die von Berndt eingereichten;
                                 wenigstens ist dieß die Ansicht hiesiger Sachverständiger, denen die Probedrüke
                                 desselben vorgelegt wurden. Dieß rührt daher, daß jene sehr fetten Tuschen sich
                                 auf der Steinfläche breiter ausdehnen und deßhalb jene Schärfe und Klarheit
                                 nicht erzielen lassen, welche die von dem Verfertiger eingesendeten
                                 Musterblätter auszeichnen. Leztere ist offenbar eine Folge der größeren Menge
                                 des zugesezten Wachses und der harzigen Substanzen, so wie vielleicht auch des
                                 Federharzes. Diese Substanz und auch der Zusaz der Butter, die, nach dem Muster
                                 zu urtheilen, sich als nüzlich bewährt haben muß, scheint neu zu seyn.
                              Wenn auch in der Mischung der Aezsäure nichts wesentlich Neues angeführt wird
                                 (obgleich die Phosphorsäure hier in Berlin nicht gebraucht wird), so scheint es
                                 doch wahrscheinlich zu seyn, daß die große Genauigkeit, man könnte sagen Aengstlichkeit, beim
                                 Aezen selbst sehr viel zu den gelungenen und in allen Theilen äußerst scharfen
                                 Abdrüken beiträgt. Bei allen, sowohl hier, als in Prag und Leipzig gemachten
                                 Versuchen scheint mehr darauf hingearbeitet worden zu seyn, eine bedeutendere
                                 Höhe der Platte, als gerade größere Schärfe und Präcision zu erzielen, und
                                 deßhalb wurde, nach Aussage hiesiger Sachverständiger, weniger langsam und in
                                 Intervallen, als kräftig und scharf geäzt, und es scheint natürlich, daß dadurch
                                 die vielleicht auch gelungen zusammengeäzte Tusche mehr angegriffen und zerstört
                                 werden mußte. Deßhalb hat es auch den hiesigen Lithographen bisher noch nicht
                                 gelingen wollen, jene hohen, fast en relief
                                 vortretenden Lichter, die man in englischen Lithographien so häufig bemerkt, und
                                 die mit der Tonplatte aufgedrükt werden, hervorzubringen. Bei dem Verfahren des
                                 Berndt scheint dieß jedoch keinen Schwierigkeiten
                                 mehr zu unterliegen.
                              Was nun die Berndt'sche Methode zum Präpariren der zum
                                 Graviren bestimmten Steine betrifft, so möchte es noch fraglich bleiben, ob auf
                                 härteren und weicheren Steinen gleich gelungene Arbeiten hervorzubringen sind,
                                 und dieß wird, troz der besten Voräzmittel, immer auf gutes Material und gute
                                 Instrumente, demnächst aber auf eine geschikte Hand ankommen. Indessen scheint
                                 die von dem Berndt angegebene Präparatur des Steins
                                 durchaus neu zu seyn, da nicht ausgemittelt worden ist, ob eine Beimischung
                                 gewöhnlicher Schreibtinte schon anderweitig angewendet worden sey.