| Titel: | Ueber eine zwekmäßige Behandlung des Marsh'schen Apparates bei Arsenikproben und den Einfluß des Schwefels auf das Erscheinen der Arsenikfleken; von Hrn. Blancard. | 
| Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XCV., S. 425 | 
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                        XCV.
                        Ueber eine zwekmaͤßige Behandlung des
                           Marsh'schen Apparates
                           bei Arsenikproben und den Einfluß des Schwefels auf das Erscheinen der Arsenikfleken;
                           von Hrn. Blancard.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Sept. 1841, S.
                              543.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Blancard, über die Behandlung des Marsh'schen Apparates
                           etc.
                        
                     
                        
                           In der Ueberzeugung, daß die Chemiker, wenn sie sich des Marsh'schen Apparates bedienen, nur dadurch oft zu widersprechenden
                              Resultaten gelangen, daß sie unter verschiedenen Umständen arbeiten, beschäftigte
                              ich mich damit, diesem Apparat eine solche Einrichtung zu geben, daß ich die mir am
                              günstigsten scheinenden Umstände nach Belieben hervorrufen konnte. Ich war unter
                              Beihülfe des Hrn. Véron
                              schon zu ziemlich befriedigenden Resultaten gelangt, als die Commission der Académie des sciences ihre Arbeit bekannt
                              machte.Polytechn. Journal Bd. LXXXI. S.
                                       281. Der gelehrte Berichterstatter gibt, nachdem er sich über das Vertrauen
                              ausgesprochen hat, welches man den Fleken schenken darf, ein eben so einfaches als
                              genaues Mittel an, um die kleinsten Spuren von Arsenik entdeken zu können. Im
                              Bewußtseyn der geringeren Güte meines Apparats hätte ich denselben nicht bekannt
                              gemacht, wenn nicht ein kürzlich in der Academie de
                                 Médecine entstandener Streit einige meiner Versuche, welche zu
                              erklären suchen, wie es kommt, daß Chemiker Arsenik gefunden haben, wo gar keiner
                              vorhanden war, zeitgemäß machen würde.
                           Mein Apparat besteht aus zwei Flaschen von 2 1/2 bis 3 Liter Rauminhalt, welche so
                              stehen, wie es Fig.
                                 30 zeigt.
                           A Mariotte'sches Gefäß.
                           B Glasröhre, welche bis zum Niveau der Linie C, C reicht, die 4 Centimeter (1 1/2 franz. Zoll) über
                              dem Mittelpunkt des Hahns sich befindet.
                           F in dem Pfropf befestigte Nadel, zum Reguliren seines
                              Eindrükens.
                           C, C im Kreis gezogene Linie, durch welche man sich
                              überzeugen kann, daß der untere Theil der Röhre B immer
                              in gleicher Entfernung vom Mittelpunkt des Hahns ist.
                           E Hahn von Messing, dessen Schlüssel mit einem Zeiger
                              versehen ist, welcher sich an einem daran befestigten Kreisbogen bewegen kann.
                           
                           H Flasche mit vier Tubulaturen, von Oben nach Unten in
                              Liter-Bruchtheile graduirt.
                           T weites Glasrohr, welches bis auf den Boden der Flasche
                              H hinabreicht.
                           K, K gläserne Hähne, deren untere Theile auf die
                              Tubulaturen T, T' gestekt sind.
                           L Glasröhre, oben in Millimeter eingetheilt und in der
                              Mitte in einen Winkel von beiläufig 100 Graden gebogen; ein Korkpfropf verbindet sie
                              mit dem Hahn K.
                           n, Fig. 31, Messingcylinder,
                              welcher sich an der Röhre L mit Reibung schieben
                              läßt.
                           x, y, z drei Schenkel von demselben Metall, welche am
                              Cylinder n befestigt sind und deren Spizen, wenn der
                              Cylinder an dem Null der Scala steht, sich in gleicher Linie mit der Oeffnung o befinden.
                           m Platinstük am Ende der Röhre L; es endigt sich in eine
                              Oeffnung o von 1 Millimeter Durchmesser.
                           Um meinen Apparat functioniren zu lassen, mußte eine Flüssigkeit ermittelt werden,
                              welche ohne merkliche Einwirkung auf das mit Wasserstoffgas verdünnte
                              Arsenikwasserstoffgas ist. Nach einigen vergleichenden Versuchen mit mehreren
                              Salzlösungen fiel meine Wahl auf eine concentrirte Kochsalzlösung, welche warm
                              bereitet, folglich von der Luft, die das Wasser gewöhnlich enthält, frei war.
                           Will man nun den Apparat in Gang sezen, so taucht man die mit Kochsalzlösung gefüllte
                              Flasche H in eine mit derselben Flüssigkeit gefüllte
                              Schüssel, öffnet die untere Tubulatur und bedient sich einer der oberen Tubulaturen,
                              um die Gase hineinzuleiten, die sich aus einer Phiole, welche die sie erzeugenden
                              Substanzen enthält, entwikeln. Hat man auf diese Art ein gewisses Volumen, z.B. ein
                              Liter, sich ansammeln lassen, so bringt man die Flasche H unter das Mariotte'sche Gefäß und öffnet dessen Hahn. Dieses Gefäß,
                              dessen Theorie hier zu wiederholen überflüssig wäre, gewährt ein constantes und
                              stets gleich bleibendes Ausfließen, bis das Niveau der Flüssigkeit, welche es
                              enthält, unterhalb der Linie C, C gesunken ist. Diese
                              Flüssigkeit, indem sie in die untere Flasche eintritt, nöthigt die darin
                              befindlichen Gase, durch die Oeffnung o mit einer
                              Regelmäßigkeit auszutreten, welche sich nothwendig auch der Flamme mittheilen muß.
                              Nur wenn sie wenig intensiv ist, ist diese in Folge der ihr stoßweise durch das
                              Niedersinken der Kochsalzlösung mitgetheilten Bewegung etwas unruhig. Diesem
                              Uebelstande half ich ab, indem ich in die weite Röhre eine andere von kleinerem
                              Durchmesser stekte, welche unten geschlossen und bei 4/5 ihrer Höhe mit einem Pfropf
                              versehen ist, welcher die beiden Räume trennt; siehe Fig. 32. Oben ist ein kleiner Trichter, und
                              zwar in der Art, angebracht, daß zwischen seiner Biegung und der kleinen Röhre genug
                              Raum bleibt, damit die Flüssigkeit frei abfließen kann. Durch diese Vorkehrung hebt
                              der Pfropf die Wirkung der Schwere auf; die Flüssigkeit steigt in der kleinen Röhre
                              wieder in die Höhe, darüber hinaus, und tritt in die Flasche durch die Wände der
                              beiden Röhren, in denen die Kraft der Capillarität verhindert, daß dieselben
                              Erscheinungen wieder eintreten.
                           Aus dem Vorausgehenden wird erhellen, daß die Intensität der Flamme der Quantität des
                              aus dem Apparate getriebenen Gases proportional seyn muß. Da diese nun durch das
                              Volumen der in die Flasche eintretenden Flüssigkeit repräsentirt ist, so konnte ich
                              mittelst der angebrachten Abtheilungen und einer guten Secundenuhr die
                              Geschwindigkeiten des Austritts von 1, 2, 4, 6 Centimetern Gas secundenweise
                              bestimmen und auf dem an dem Hahn angebrachten Kreisbogen anmerken; ferner konnte
                              ich, indem ich in die Gasometer-Flasche 2 Liter aus reinem Zink entwikelten
                              Wasserstoffs und 0,08 Centimeter Arsenikwasserstoff leitete, die relative
                              Empfindlichkeit von 4 Graden der Flamme bemessen, welche den oben angegebenen
                              Geschwindigkeiten des Austritts entsprechen, und es war die durch Verbrennung zweier
                              Centimeter Gas in der Secunde entstehende Flamme, welcher ich den Vorzug gab.
                           Bei diesem Apparat mit seiner regelmäßigen Flamme kann sich der Punkt der höchsten
                              Empfindlichkeit nicht verrüken. Ich fand, daß, um ihn jedesmal zu finden, ich den
                              kleinen Messingansaz (n) nur um 3,5 Millimeter vorwärts
                              zu schieben und die Porzellantasse an die Spizen der Schenkel x, y, z zu legen brauchte, welche leztere zugleich den Vortheil gewähren,
                              als Stüzpunkte zu dienen.
                           Der Durchmesser der Oeffnung, durch welche die Gase austreten, ist 1 Millimeter weit;
                              hätte man sich noch ferner des Marsh'schen Apparates zu
                              bedienenD.h. statt der von der Commission der französischen Akademie vorgeschlagenen
                                    Verfahrungsarten.A. d. R., so hätte ich den Einfluß zu ermitteln gesucht, welchen eine Verschiedenheit
                              im Durchmesser dieser Oeffnung auf die Empfindlichkeit der Flamme haben kann.
                              Gegenwärtig aber wäre eine solche Untersuchung beinahe unnüz. Auch werde ich nur
                              einige meiner Versuche hier anführen.
                           In welchem Verhältnisse gegeneinander müssen sich die Gase befinden, damit sie
                              anfangen Fleken zu geben? Um diese Frage zu beantworten, bereite ich ein Normalgas
                              mit 1/100 Arsenikwasserstoffgehalt und lasse dann mittelst einer kleinen, in
                              Centimeter und 1/10 Centimeter abgetheilten Gloke, z.B. 0,08 Cent. in die Flasche H übertreten, welche vorher schon 2 Liter Wasserstoff
                              enthält. Gibt dieses Gemenge beim Versuche Fleken? Ich lasse ein bekanntes Volumen
                              davon austreten, erseze es durch ein gleiches Volumen Wasserstoffgas und wiederhole
                              diese Operation, bis der Apparat die Gegenwart des Arseniks nicht mehr anzeigt; nur
                              hüte ich mich kurz, ehe dieser Fall eintritt, den Wasserstoff anders als zu 1/10
                              oder 1/20 des Volumens zuzusezen. Dann bestimme ich mittelst des Gegebenen und der
                              Berechnung das Verhältniß der Gase in dem Augenblik, wo die lezten Fleken erhalten
                              wurden. Folgendes Resultat gab der Versuch. 9/10 von 5/6 von 4/5 von 0,08 Cent. =
                              0,045 Cent.
                           Wirklich geben 0,045 Cent. Arsenikwasserstoff, gemengt mit 2 Liter Wasserstoff, noch
                              schwache Fleken; sezt man aber nur noch 1/10 Wasserstoff hinzu, so ist es unmöglich,
                              nur noch eine Spur Arsenik aufzusammeln. Das Verhältniß der Gase, im Moment, wo sie
                              an die Gränze ihrer Empfindlichkeit gelangen, ist demnach 1/44444.
                           Sollten zufällig nach dem Zusaz noch eines Zehntheils Wasserstoff noch einige höchst
                              unbedeutende Fleken erscheinen, so müßte man aus den beiden lezten Operationen die
                              Mittelzahl nehmen, um den so eben erwähnten Punkt zu erhalten, welcher sich durch
                              die Gegenwart zahlreicher, wenn gleich schwacher, Fleken charakterisirt, so wie
                              durch ihren gänzlichen Mangel, wenn die Gase mit noch 1/10 Wasserstoff verdünnt
                              werden.
                           Destillirter Zink wurde auf die so eben angegebene Weise behandelt, wobei ich fand,
                              daß er nur ein Verhältniß von 1/25000 anzuzeigen im Stande war. Diese Differenz in
                              den Zahlen, welche das Verhältniß der auf denselben Punkt gelangten Gase ausdrüken,
                              kann nicht einer Veränderung des Normalgases zugeschrieben werden, weil ein
                              unmittelbar nach dieser Operation mit dem ersten Zink angestellter Versuch mich
                              wieder zu dem ersten Resultate führte.
                           Eine große Anzahl Versuche bewiesen mir, daß dieses Verhältniß, welches nicht
                              veränderlich war, wenn der Wasserstoff aus demselben Zink gewonnen war, wechselte,
                              wenn lezteres einen anderen Ursprung hatte.
                           Folgende Tabelle wird von diesen Differenzen eine Vorstellung geben:
                           
                              
                                 
                                 Temperatur 15° C.
                                 Druk 0,76 Met.
                                 
                              
                                 
                                     Wasserstoff.
                                 Arsenikwasserstoff.
                                 Verhältniß.Dieses Verhältniß drükt die Gränze der Empfindlichkeit der
                                          mittelst der Zinke A, B, C u.s.w.
                                          erzeugten Gase aus.
                                 
                              
                                 A destillirter
                                    Zink
                                      2000 Cent.
                                     0,08
                                        Cent.
                                   1/25000
                                 
                              
                                 B deßgl.
                                       
                                    ebenso
                                    
                                    0,075     –
                                   1/26666
                                 
                              
                                 C gewalzter
                                    Zink
                                       ebenso
                                     0,0725 Cent.
                                   1/27586
                                 
                              
                                 D gekörnter
                                    –
                                       
                                    ebenso
                                    
                                    0,055     –
                                   1/36363
                                 
                              
                                 E destillirter
                                    Zink, aus derselben   Quelle, wie der
                                    vorausgehende,
                                       
                                    ebenso
                                    
                                    0,055     –
                                   1/36363
                                 
                              
                                 F gekörnter
                                    Zink
                                       
                                    ebenso
                                    
                                    0,045     –
                                   1/44444
                                 
                              
                                 G gekörnter
                                    –
                                       
                                    ebenso
                                    
                                    0,035     –
                                   1/57142
                                 
                              
                           Da keine dieser Zinksorten mit dem Marsh'schen Apparat Fleken gibt, müßte man auf den ersten Anblik denken,
                              daß die Zinke F und G,
                              welche ein geringeres Verhältniß von Arsenikwasserstoffgas angeben, bei feinen
                              toxikologischen Untersuchungen den Vorzug verdienen; allein, abgesehen vom Schwefel
                              und Antimon, könnten diese Zinke nicht Arsenik enthalten, dessen Vorhandenseyn, wenn
                              auch auf gewöhnliche Weise nicht entdekbar, doch unter dem Einflüsse der organischen
                              Substanzen an den Tag kommen dürfte?Als das von der Académie des sciences
                                    vorgeschlagene Verfahren mir bekannt wurde, suchte ich mich zu vergewissern,
                                    ob ich mich in meinen Muthmaßungen nicht geirrt habe; allein ich überzeugte
                                    mich, daß mehrere Zinksorten des Handels, welche mit dem Marsh'schen Apparate keine Fleken geben, bald
                                    Arsenik, bald Antimon, und bald beide enthalten. Der oft darin enthaltene
                                    Schwefel kann durch Papier, welches mit essigsaurem Blei getränkt ist und
                                    das man in die Röhre bringt, durch welche die Gase sich entwikeln, sehr
                                    leicht entdekt werden.
                              
                           Dieser Verdacht wurde bald bestätigt, als ich die Gränze der Empfindlichkeit eines
                              Gases benuzen wollte, um die wägbare Menge arseniger Säure, welche einer thierischen
                              Substanz beigemengt war, zu bestimmen. In der That, wenn man jeden Bruchtheil des
                              Volumens des erhaltenen Gases durch ein gleiches Volumen Wasserstoff ersezt, bis man
                              die Glänze der Empfindlichkeit erreicht hat, so kann diese, welche nun bekannt ist,
                              dazu dienen, die am Anfange der Operation im Apparat enthaltene Menge
                              Arsenikwasserstoff zu ermitteln; zieht man ferner noch die Dichtigkeit und
                              Zusammensezung des Arsenikwasserstoffs zu Rathe und bringt die Temperatur und den
                              Luftdruk in Rechnung, so wird man mittelst Berechnung die Menge arseniger Säure,
                              welcher dieses Volumen Arsenikwasserstoff entspricht, leicht bestimmen können.
                              Bedient man sich einer reinen Normallösung von arseniger Säure, so erhält man die
                              befriedigendsten Resultate, wie die folgenden Ziffern zeigen.
                           
                              
                                 
                                   Angewandtearsenige Säure.
                                   Gefundenearsenige Säure.
                                 Differenz.
                                 
                              
                                 
                                       M.
                                    G.
                                       M.
                                    G.
                                    M. G.
                                 
                              
                                 Mit dem Zink A
                                       
                                    0,25
                                       0,239
                                    0,011
                                 
                              
                                 Mit dem Zink E
                                       
                                    0,25
                                       0,241
                                    0,009
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                       Mittelzahl 
                                    0,01
                                 
                              
                           Bringt man eine vorher mit Schwefelsäure oder salpetersaurem
                              Kali präparirte animalische Substanz dazu, so findet man sich veranlaßt, mehr
                              arsenige Säure vorhanden zu glauben, als dazu genommen wurde. Es muß sich also zu
                              gleicher Zeit mit dem Wasserstoff und dem Arsenikwasserstoff ein anderes gasartiges
                              Product entwikelt haben, welches die Eigenschaft besizt, das Verschwinden der
                              Arsenikfleken zu verzögern. Ist dem also, so muß dasselbe Product ihr Erscheinen
                              beschleunigen und folglich Spuren von Arsenikwasserstoff sichtbar machen, welche es
                              ohne ihre Gegenwart nicht wären.
                           (A.) 2 Liter Wasserstoff, durch den Zink A erzeugt, wurden mit 0,26 Kubikcent. Arsenikwasserstoff
                              in den Apparat gebracht. Die Flamme zeigte, wie wohl zu erwarten war, keine Spur von
                              Arsenik an. Um die Fleken sichtbar zu machen, hätten sich die Gase in einem
                              Verhältniß von wenigstens 1/25000 befinden, d.h. man hätte den 2 Litern Wasserstoff
                              0,08 Cent. Arsenikwasserstoff zusezen müssen.
                           (B.) 200 Gramme Leber wurden nach dem Danger-Flandin'schen
                              Verfahren behandelt; die gelbe Lösung wurde mit Zink A
                              und reiner Schwefelsäure so zusammengebracht, daß 2 Liter Wasserstoff in der
                              Gasometer-Flasche angesammelt werden konnten. Das Gas gab beim Versuche keine
                              Fleken; man brauchte aber, um diese zu Wege zu bringen, nur 0,05 Cent.
                              Arsenikwasserstoff zuzusezen, während in dem vorhergehenden Versuche 0,06 Cent. dieß
                              nicht bewirken konnten.
                           (C.) 200 Gramme Leber wurden mit salpetersaurem Kali
                              gemengt, getroknet und dann portionenweise in einen rothglühenden Tiegel geworfen.
                              Die mittelst Wasser ausgezogene Kohle erzeugte eine wenig gefärbte Flüssigkeit,
                              welche mit Schwefelsäure behandelt und bis zur Trokne verdampft wurde. Der in Wasser
                              wieder aufgelöste Rükstand gab eine ungefärbte Flüssigkeit, die, wie im vorigen
                              Versuche behandelt, dasselbe Resultat lieferte.
                           (D.) 200 Gramme Leber gaben, ebenso mit salpetersaurem
                              Kali behandelt, 200 Gramme einer ungefärbten Flüssigkeit, welche in Verbindung mit
                              Schwefelsäure auf Zink G gegossen wurde. Dieser Zink, im
                              gewöhnlichen Marsh'schen Apparate geprüft, gab keine
                              Fleken; unter dem Einflüsse der zugesezten Flüssigkeit aber zeigte er bald das
                              Vorhandenseyn von Arsenik an.
                           Die in allen diesen Versuchen erhaltenen Fleken waren in ihrem Ansehen von den rein
                              arsenikalischen Fleken verschieden; sie waren von gelblicher Farbe, flüchtig,
                              spiegelnd, von Metallglanz, sogar in der Wärme in Salpetersäure schwer löslich; aber
                              die zur Trokne verdunstete Lösung erzeugte mit salpetersaurem Silber den
                              charakteristischen ziegelrothen Niederschlag.
                           Vergleicht man die Versuche A, B, C und D, so scheint mir die Annahme unerläßlich, daß einer
                              oder mehrere Stoffe organischen Ursprungs, oder solcher, die sich unter dem
                              Einflüsse der angewandten Agentien bilden, merklich auf das Erscheinen der Arsenikfleken einwirken. Die
                              Beobachtung, daß diese Fleken immer eine mehr oder weniger gelbe Farbe hatten; daß
                              die Flamme im Augenblik ihres Erscheinens blau gefärbt war, daß sie sich in
                              Salpetersäure schwer auflösten, durch einen einzigen Tropfen
                              schwefelwasserstoffsauren Ammoniaks hingegen sogleich verschwanden, machte mich
                              glauben, daß der Schwefel wohl die gelbe Substanz sey, welche den Arsenik
                              begleitet.Seitdem diese Arbeit der Société
                                       d'Emulation mitgetheilt wurde, beobachteten die HHrn. Fordos und Gélis unter andern
                                    Umständen die Erzeugung von Schwefelarsenikfleken, deren Merkmale sie
                                    beinahe eben so beschrieben.
                              
                           Eine kleine, an beiden Enden geschlossene Röhre, welche in der Mitte mit einer
                              Oeffnung versehen war, wurde so gebogen, daß sie eine Art Retorte mit Recipienten
                              vorstellte. An einem Ende befand sich eine Lösung von salpetersaurem Baryt; am
                              andern die salpetersaure Lösung der in den Versuchen B
                              und C erhaltenen Fleken. Als dieses Ende erhizt wurde,
                              trübte sich die erstere Flüssigkeit; die Fleken enthielten demnach Schwefel.
                           Der Zink A läßt, wenn er mit Schwefelsäure oder Salzsäure
                              behandelt wird, keinen Schwefelwasserstoff entweichen. Hingegen kömmt dieses Gas zum
                              Vorschein, wenn man eine Flüssigkeit hinzubringt, welche durch Einwirkung des
                              Wassers auf animalische Stoffe erzeugt wurde, die man auf die obenerwähnte Weise
                              präparirte. Wie soll nun die Gegenwart des Schwefels hier erklärt werden? Ich
                              glaube, daß gegen das Ende der Verkohlung der Substanzen mittelst der Schwefelsäure,
                              ein Theil der durch die Reaction der Säure auf die Kalksalze erzeugten
                              schwefelsauren Salze sich in Schwefelmetalle umwandelt, welche sich dann im Wasser
                              auflösen. Was jenen Schwefel betrifft, welchen auf andere Art gewonnene
                              Flüssigkeiten manchmal enthalten, so kann ich ihn nur der animalischen Substanz
                              selbst zuschreiben, deren Schwefel zuerst unter dem Einflüsse des salpetersauren
                              Kali's in den Zustand schwefelsaurer Salze und dann unter jenem der Kohle in den
                              Zustand der Schwefelmetalle übergeht. Sezt man nicht vor dem Abdampfen der
                              Waschwasser einen Ueberschuß von Schwefelsäure hinzu, so entgeht ein Theil dieser
                              Schwefelverbindungen der Zersezung und bildet später Schwefelwasserstoff, der die
                              Eigenschaft hat, das Erscheinen der Arsenikfleken zu beschleunigen.
                           (E) Es wurden in der That 2 Liter Wasserstoff, vom Zink
                              C erzeugt, in einen Apparat mit 0,06 C.
                              Arsenikwasserstoff gebracht, welches Verhältniß nicht hinreichte, um die Gegenwart
                              des Arseniks zu entdeken. Der Zusaz eines gewissen Volumens Schwefelwasserstoff zur
                              Mischung rief sogleich das Erscheinen von Fleken hervor, die in Betreff ihrer physischen und
                              chemischen Kennzeichen den in den Versuchen B, C und D erhaltenen Fleken vollkommen ähnlich waren. Damit
                              diese Erscheinung recht sichtbar auftrete, muß darauf Acht gegeben werden, daß die
                              schwefelhaltige Substanz im Verhältniß zum Arsenikwasserstoff in Ueberschuß
                              vorhanden ist; doch darf das Maaß nicht zu sehr überschritten werden, weil sonst der
                              Schwefel sich in zu großer Quantität auf der Porzellantasse absezt und die Gegenwart
                              des Arseniks maskirt.
                           Auf diese verschiedenen Versuche mich stüzend, bin ich zu glauben geneigt, daß der
                              Schwefelwasserstoff die Substanz ist, welche das Erscheinen der Arsenikfleken
                              beschleunigt und zwar erkläre ich mir folgendermaßen die Rolle, welche er bei dieser
                              Erscheinung spielt. Indem er zu gleicher Zeit mit dem Arsenikwasserstoff in die
                              Flamme gelangt, zersezt er sich, bildet zum Theil schweflige Säure, welche sich
                              entwikelt, und läßt anderntheils Schwefel fallen, welcher Arsenik in gebundenem
                              Zustand zurükhält. Dieses Sulphurid muß also, da es mehr Masse ausmacht als das
                              Metall, welches es enthält und weniger flüchtig ist, auf dem Porzellan früher
                              erscheinen als der Arsenik selbst.
                           Die meisten Zinke des Handels entwikeln mehr oder weniger Schwefelwasserstoff, wenn
                              man sie mit einer Säure behandelt; doch ist diese Quantität nie groß genug, um die
                              Erzeugung von Schwefelarsenik hervorzurufen, welcher sich nur bei vorhandenem
                              Ueberschuß von Schwefelgas bildet. Jedoch ist nicht zu zweifeln, daß das aus dieser
                              Quelle herrührende Gas seinestheils zu der eben angeführten Erscheinung
                              beiträgt.
                           Ich wollte die Versuche B und C mit einer Auflösung von SalpeterkohleD.h. einer Kohle, welche man bei der Zersezung animalischer Stoffe mittelst
                                    Salpetersäure erhält.A. d. R. wiederholen; allein die Schwierigkeiten, die Gegenwart salpetersaurer und
                              salpetrigsaurer Dämpfe in den Gasen zu vermeiden, deren Existenz unverträglich ist
                              mit jener des Arsenikwasserstoffs und des Schwefelwasserstoffs, erlaubte mir nicht,
                              hinreichend genaue Beobachtungen anzustellen. Jedoch bemerkte ich zuweilen ein
                              Zurükbleiben in dem Erscheinen der Fleken, was zu beweisen scheint, daß diejenigen
                              Chemiker, welche die Salpetersäure zur Zerstörung der animalischen Substanz
                              anwandten, sich in die für die Entdekung des Arseniks ungünstigsten Umstände
                              versezten.
                           
                        
                           Folgerungen.
                           1) Wenn die Oeffnung, durch welche sich die Gase entwikeln, einen Millimeter im
                              Durchmesser hat, so ist die Flamme, welche die größtmögliche Empfindlichkeit besizt, jene, welche aus der
                              Verbrennung zweier Centimeter Gas in der Secunde hervorgeht; der Marsh'sche Apparat ist daher keineswegs desto
                              empfindlicher, je schwächer seine Flamme ist.
                           2) Wenn keine secundäre Ursache die Reaction stört, zeigt reiner Zink die Gegenwart
                              von Arsenik an, wenn die erzeugten Gase sich wenigstens in dem Verhältniß von
                              1/25000 befinden.
                           3) Wenn die Zinke des Handels ein geringeres Verhältniß anzuzeigen scheinen, so
                              enthalten sie fremdartige Substanzen, Schwefel, Antimon, Arsenik, deren Gegenwart in
                              den Gasen das Gesez ihrer Empfindlichkeit verändert.
                           4) Der Schwefel, sowohl wenn er von der Zersezung organischer Substanzen, als aus den
                              angewandten Reagentien herrührt, besizt die Eigenschaft, das Erscheinen der
                              Arsenikfleken zu beschleunigen, folglich auch die Spuren Arseniks sichtbar zu
                              machen, welche zuvörderst der Empfindlichkeit des Marsh'schen Apparats entgangen wären.
                           5) Wenn man mittelst der Wärme und eines Ueberschusses von Schwefelsäure die
                              Sulphuride in der der Analyse unterworfenen Flüssigkeit zersezt, so ist es mit
                              meinem Apparate und mit Hülfe der bekannten Gränze der Empfindlichkeit eines Gases
                              möglich, die Spuren arseniger Säure, welche in einer Flüssigkeit enthalten sind,
                              (quantitativ) zu bestimmen, welche Spuren sonst durch die empfindlichste Waage nicht
                              mehr bemessen werden könnten.
                           Dieß dient zur Erklärung des Irrthums, in welchen mehrere Chemiker verfielen, welche,
                              keinem Zinke mißtrauend, den sie im Marsh'schen Apparat
                              geprüft hatten, der Substanz, welche sie untersuchten, den Arsenik zuzuschreiben
                              sich verleiten ließen, welchen sie in den Fleken fanden. Um sich in diesem Sinne
                              auszusprechen, brauchten sie nur einen dem Zink G
                              ähnlichen anzuwenden, dessen Arsenik nur durch die Einwirkung des
                              Schwefelwasserstoffs zu Tage kam. Wenn dem nun also ist, so darf man sich nicht
                              wundern, daß andere Chemiker, welche dieselben Substanzen untersuchten, zu anderen
                              Resultaten gelangten, wenn sie, abgesehen von den verschiedenen Umständen, in die
                              sie sich versezt haben konnten, sich eines Zinks von anderer Beschaffenheit
                              bedienten, welcher sich dem Zustand der Reinheit mehr näherte, als der eben
                              besprochene.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
