| Titel: | Ueber die Anwendung des Gebläses mit heißer Luft zum Ausschmelzen der Bleierze und die Vorbereitung dieser Erze. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XIII., S. 30 | 
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                        XIII.
                        Ueber die Anwendung des Geblaͤses mit
                           								heißer Luft zum Ausschmelzen der Bleierze und die Vorbereitung dieser Erze.
                        Aus Silliman' American Journal of sciences and
                                 										arts. Jan. 1842, S. 169.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Ueber die Anwendung des Geblaͤses mit heißer Luft zum
                           								Ausschmelzen der Bleierze.
                        
                     
                        
                           Die Reduction des Bleies wird in sehr verschiedenen Oefen ausgeführt; viele derselben
                              									sind einfach, andere wieder kostspielig zu errichten und erfordern bei ihrer
                              									Behandlung viele praktische Erfahrung. Die große Ersparung an Arbeit und die
                              									Sicherheit des Gelingens bei Anwendung des unten beschriebenen Ofens rechtfertigt
                              									gegenwärtige Mittheilung.
                           Zur Reduction des Schwefelbleies ist nur erforderlich, daß der Schwefel durch
                              									Verbrennung weggeschafft wird, daher kann der so einfache Proceß zum Theil schon durch die einfachsten Mittel ausgeführt
                              									werden. Doch kann er nur dann immer erfolgreich seyn, wenn die Hize nicht so groß
                              									ist, daß sie den Bleiglanz schmilzt, und wenn alle Theile des Erzes, welche dem
                              									Proceß unterworfen werden, gehörig Luftzutritt erhalten, um diese Verbrennung zu
                              									unterstüzen. Wenn die einziehende Luft vorher erhizt wird und sich gleichförmig
                              									durch die ganze Beschikung verbreiten muß, indem sie zugleich die Flamme des
                              									leichten Brennmaterials, Tannen- oder anderen leichten Holzes, welches nur
                              									wenig Kohle zurükläßt, mit sich fortzieht, dann geht die Reduction des Erzes mit so
                              									wenig Kosten und so schnell vor sich, wie man dieß bisher noch nicht
                              									bewerkstelligte. Folgenden Ofengebläses mit heißer Luft bedient man sich in Rossie
                              									im Staate New-York. Die Form des Ofens ist nicht neu.
                           A, Fig. 16, ist ein 20 Zoll
                              									im Quadrat messendes und 10 Zoll tiefes Reservoir von Gußeisen; das Eisen desselben
                              									ist an den Seiten und am
                              									Boden 2 Zoll dik; an dieses ist der Herd B befestigt,
                              									mit hervorspringenden Flanken an den Seiten, im Ganzen 22 Zoll lang und inclusive
                              									der Flanken 32 Zoll breit. Der Herd hat auf 12 Zoll 1 Zoll Fall und eine Rinne, um
                              									das geschmolzene Blei in das Reservoir C zu entleeren,
                              									in welchem es durch ein kleines Feuer darunter in schmelzendem Zustand erhalten
                              									wird. D ist ein gußeiserner Luftkasten, welcher eine 14
                              									Zoll hohe Wand über den Seiten des Reservoirs bildet. Er ist äußerlich 6 Zoll dik;
                              									das Eisen ist nämlich 3/4 Zoll dik und läßt innerlich einen 4 1/2 Zoll breiten Raum
                              									auf 12 1/2 Zoll Länge. Die Luft tritt in diesen Kasten bei E durch eine Röhre ein und bei F aus und wird
                              									von da mittelst einer gebogenen Röhre durch die gußeiserne
                              										„Form“ im Luftkasten bei G 2
                              									Zoll oberhalb des Niveau's des Bleireservoirs in das Feuer geblasen.
                           Das Bleireservoir A (Fig. 17) wird mit
                              									metallischem Blei angefüllt, welches während des Schmelzprocesses beständig in
                              									schmelzendem Zustande bleibt und, so lange der Ofen in Thätigkeit ist, nicht
                              									herausgenommen wird. Die Beschikung schwimmt auf dem geschmolzenen Blei und das
                              									geschmolzene Metall aus derselben läuft durch die Rinne des Herdes ab. Wenn der Ofen
                              									in Thätigkeit ist, wirft der Schmelzer unmittelbar vor den heißen Luftstrom zwei
                              									oder drei Scheite weichen Holzes von 2 Zoll Durchmesser und 16 Zoll Länge, auf
                              									welche die in Arbeit befindliche Beschikung und frischer Bleiglanz geworfen wird,
                              									der den Ofen beinahe in gleicher Höhe mit dem Luftkasten und abwärts bis zum Herde
                              									anfüllt. Der Luftstrom wird nun eingelassen, zieht über die Scheite hin, wird so
                              									gleichmäßig über die ganze Beschikung verbreitet und reißt die Flamme des
                              									Brennstoffs mit sich.
                           Man begreift, daß die in den hohlen Kasten streichende Luft auf dessen innere Wände
                              									abkühlend wirkt und hiedurch dieselben verhindert, sich so stark zu erhizen, daß sie
                              									sich mit dem Schwefel verbinden könnten, wodurch sie bald zerstört würden; durch
                              									Verhütung einer sich an den Wänden zu sehr anhäufenden Hize wird auch der Ofen in
                              									gleichförmiger Temperatur erhalten, welche ohne diese Mäßigung bald so hoch steigen
                              									würde, daß der Bleiglanz schmelzen und dadurch den Proceß beeinträchtigen würde.
                           Bei ihrem Durchgang durch den hohlen Kasten wird die Luft erhizt, dringt in diesem
                              									Zustand durch die Masse des brennenden Schwefelmetalls und reducirt es großentheils
                              									durch Verbrennung seines eigenen Brennstoffs, des Schwefels, denn das bei einem
                              									Product von 2000 Pfd. Bleimasse verzehrte Holz beträgt weniger als eine Viertel
                              									Klafter (cord). Zur Feuerung wird nichts als Holz
                              									genommen und zwar vom
                              									leichtesten. Steinkohle oder anderes dichtes
                              									Brennmaterial gibt in der Nähe des Luftstroms eine zu starke Hize und macht das
                              									Product in einer gegebenen Zeit um ein Drittheil bis um die Hälfte kleiner.
                           Wenn der Ofen im Gang ist, muß er beiläufig alle 10 Minuten beschikt werden, was
                              									dadurch geschieht, daß man die Beschikung auf dem Herd vorwärts zieht (nachdem
                              									vorher der Luftstrom durch eine Klappe abgeschlossen wurde, um die Schmelzer zu
                              									schüzen); die Holzscheite werden gegenüber der „Form“ eingelegt
                              									und die Beschikung wird mit der gehörigen Menge frischen Erzes zurükgezogen, worauf
                              									man sodann dem Luftzuge wieder seinen Gang läßt. Die Oefen werden auf diese Weise
                              									ohne Unterbrechung sechs Tage lang in der Woche Tag und Nacht in Gang gelassen.
                           Die Wirksamkeit dieses Ofens und seine ökonomischen Vorzüge ersieht man aus folgenden
                              									Daten. Beim Schmelzen von 5,000,000 Pfd. Blei an den Schmelzwerken in Rossie war das
                              									durchschnittliche Product jedes Ofens per Tag von 24
                              									Stunden 7500 Pfd. Die Anzahl der erforderlichen Leute war immer zwei zu gleicher
                              									Zeit, also vier bei jedem Ofen; das verbrauchte Holz betrug 3/4 Klafter täglich. Die
                              									Kosten des bloßen Schmelzens, ohne die Abnüzung des Werks, die Erzeugung des
                              									Luftstroms und die Beaufsichtigung zu rechnen, betrugen 6 1/2 Dollars für ein
                              									Product von 7500 Pfd. oder 1 7/10 Dollar per Tonne.
                           Vorbereitung des Erzes. – Wo Ersparung an Arbeit
                              									so wichtig ist, wie hier zu Lande, möchte eine Beschreibung des Verfahrens und der
                              									Vorrichtungen zur Vorbereitung des Erzes in Rossie nicht uninteressant seyn. Die
                              									Schmelzwerke liegen an einer Wasserkraft am Indiafluß in passender Entfernung von
                              									den Gruben. Das Erz in diesen liegt in Muttergestein von Kalkspath, in welchem es in
                              									Krystallen von allen Größen und in allen Verhältnissen eingestreut ist, Bleiglanz
                              									mit einigen Procenten Gangart bis zur Gangart mit sehr unbedeutendem Gehalt von
                              									Bleiglanz, so daß eine große Menge des Gesteins zermalmt und verwaschen werden
                              									muß.
                           Fig. 18 ist
                              									eine Zerkleinerungsvorrichtung (Quetschwalzen) von Gußeisen. In diese wird das Erz
                              									und die Gangart geworfen und zu Stüken zermalmt, die nicht größer seyn dürfen, als
                              									einen halben Kubikzoll, während möglichst wenig davon sehr fein zerrieben werden
                              									darf. a gezahnte Treibwalze. b Rad an der unteren Quetschwalze c: d obere
                              									Quetschwalze mit Blei gefüllt und von dem Hebel d
                              									niedergedrükt. Der Druk des ganzen Quetschwerks beträgt 4000 Pfd.
                           Fig. 19 ist
                              									ein Schöpfsieb; A eine vierekige Büchse mit fein
                              									durchlöchertem eisernem Boden, in der Wasserkufe B
                              									hängend, worin sie durch
                              									den Hebdaumen C geschüttelt wird. Das von den
                              									Quetschwalzen zerkleinerte Gestein wird in dieses Sieb geworfen und der Hebel in den
                              									Hebdaumen gestekt; hiedurch ordnet sich der Inhalt des Siebes sogleich je nach dem
                              									specifischen Gewicht der Theile in Schichten; obenauf reine Gangart, dann Mittelgut,
                              									aus Kalkspath mit anhängenden Erztheilchen bestehend (dieß wird bei Seite gethan, um
                              									noch einmal zerkleinert zu werden); hierauf folgt Bleierz, dessen Oberfläche mehr
                              									oder weniger von der Gangart anhängt; die unterste Schicht ist beinahe reines
                              									Bleierz. Das Erz, wie es verschmolzen wird, enthält 5 bis 10 Proc. anhängenden und
                              									durch dasselbe zerstreuten Kalkspath. Das durch das Sieb gehende Erz wird aus der
                              									Kufe genommen und auf einer geneigten Tafel durch einen Strom Wasser verwaschen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
