| Titel: | Ueber die Zusammensezung und Anwendung der Hohofengase; ein von Hrn. Chevreul der französischen Akademie der Wissenschaften über eine Abhandlung des Hrn. Ebelmen erstatteter Bericht. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XIV., S. 34 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Zusammensezung und Anwendung der
                           								Hohofengase; ein von Hrn. Chevreul der franzoͤsischen Akademie der Wissenschaften
                           								uͤber eine Abhandlung des Hrn. Ebelmen erstatteter Bericht.
                        Aus den Comptes rendus, Maͤrz 1842, Nr.
                              									13.
                        Ebelmen, uͤber die Hohofengase.
                        
                     
                        
                           Seitdem ein französischer Hüttenmeister, Hr. Aubertot,
                              									Constructionen zur Anwendung der bei den Hohöfen sonst verloren gehenden Flamme
                              									erfunden hatte, vorzüglich aber seit dem Jahr 1814, wo Hr. Berthier, indem er dieselben bekannt machte, die Aufmerksamkeit des
                              									Publicums auf alle Folgen lenkte, welche die Benuzung einer Wärmequelle herbeiführen
                              									könnte, die bisher vernachlässigt worden war, machte dieser wichtige Gegenstand in
                              									Frankreich leider keine großen Fortschritte. Wenn aber noch ein Zweifel zulässig
                              									wäre, wenn es noch weiterer Beweise für die Richtigkeit dieser Erfindung bedürfte,
                              									um auch Jene zu überzeugen, die ihren großen Nuzen noch nicht einsehen, so würden
                              									die Forschungen eines jungen Professors an der École
                                 										des Mines in Paris, des Hrn. Ebelmen, über die
                              									Zusammensezung und die Anwendung der Hohofengase, alle Ungewißheit in dieser
                              									Hinsicht verscheuchen. Hiemit wird die Akademie zweifelsohne übereinstimmen, nachdem
                              									sie unseren Bericht angehört hat. Wir wollen zuerst an die verschiedenen Theile
                              									erinnern, aus welchen der Raum eines Hohofens besteht, so wie an den Gang, welchen
                              									die in ihm wirkenden Substanzen befolgen.
                           Der Raum eines Hohofens besteht aus viererlei zusammenhängenden Theilen, welche eine
                              									Verticallinie zur gemeinschaftlichen Achse haben; diese sind, von Oben herab
                           1) der Schacht,
                           2) die Rast;
                           diese beiden Theile haben die Gestalt zweier abgestuzten, an ihrer Basis vereinigten
                              									Kegel; die Höhe des Schachts aber verhält sich zu jener der Rast wie 2 2/3 bis 3 1/2
                              									zu 1.
                           3) Das Gestell, ein prismatischer Raum, dessen unterer
                              									Theil die Form oder Formen der die Luft in den Ofen führenden Gebläse aufnimmt.
                           4) Der Herd, ein unterhalb der Form oder der Formen
                              									befindlicher Raum, in welchen die Schlaken und das aus den Eisenerzen reducirte
                              									Roheisen fallen.
                           Durch die Gicht, die obere Oeffnung des Schachts, bringt man das Brennmaterial, das
                              									Erz und den Zuschlag (Fluß) in den Hohofen und durch den Boden des Gestells strömt
                              									unausgesezt die zur Verbrennung nothwendige Luft hinzu.
                           Die Kohle spielt eine dreifache Rolle; ein Antheil derselben entwikelt die zur
                              									chemischen Reaction und zur Schmelzung der flüssig zu machenden Körper nöthige Hize;
                              									ein anderer Antheil führt, indem er das Erz des Sauerstoffs beraubt, das Eisen in
                              									den metallischen Zustand zurük; ein dritter endlich verwandelt das reducirte Metall,
                              									indem er sich damit verbindet, in schmelzbares Roheisen.
                           Demnach sind in einem im Gange befindlichen Hohofen zwei Säulen in Bewegung, eine
                              									aufsteigende und eine absteigende; erstere, durchaus gasförmige, besteht
                              									ursprünglich aus mit ihrem Wasserdunst versehener atmosphärischer Luft, und ist bei
                              									ihrem Austritt aus Stikstoff, allen flüchtigen Substanzen, welche sich aus dem Erze,
                              									dem Zuschlag und dem Brennmaterial entwikeln konnten, und endlich den
                              									Verbrennungsproducten zusammengesezt; die ursprünglich aus festen Stoffen gebildete
                              									absteigende Säule besteht zulezt aus geschmolzenen Substanzen, welche sich in
                              									Schlake und Roheisen trennen.
                           Die nun zu besprechenden Untersuchungen des Hrn. Ebelmen
                              									machen ihrer Ausdehnung nach eher ein Buch als eine eigentliche Abhandlung aus. Sie
                              									hatten drei Hauptpunkte zum Gegenstand:
                           1) Durch directe Versuche die chemische Zusammensezung der aufsteigenden Säule, und
                              									zwar von ihrem Austritt durch die Gicht an bis zu ihrem Ursprung vor der Form zu
                              									erkennen.
                           2) Die Theorie der Hohöfen auf genau ermittelte Tathsachen zu begründen.
                           3) Einige Resultate von Versuchen über die Anwendung der verbrennlichen Gase der
                              									aufsteigenden Säule mitzutheilen, so wie einige Ansichten über das Verfahren, bei der
                              									Eisenbereitung jedes Brennmaterial mit Kohlenstoff und Wasserstoff als Basis zu
                              									benuzen.
                           
                        
                           §. I. Von der chemischen
                                 										Zusammensezung der aufsteigenden Säule des Hohofens.
                           Hr. Ebelmen hatte Hindernisse zu überwinden, um die Gase,
                              									welche er analysiren wollte, mit Sicherheit aus den verschiedenen Theilen des Ofens,
                              									durch welche die aufsteigende Säule streicht, von der Form an bis zur Gicht schöpfen
                              									zu können; dieß gelang ihm, indem er in jeden dieser Theile gehörige Zeit lang eine
                              									(ansaugende) Röhre stekte, deren Material jedesmal nach der Temperatur, welche sie
                              									auszuhalten hatte, gewählt wurde. So konnte er an der Gicht, am Schacht und
                              									unterhalb desselben das Gas mittelst einer Röhre von Gußeisen ausziehen, während er
                              									an der Form sich einer beschlagenen Porzellanröhre bedienen mußte, welche gegen die
                              									unmittelbare Einwirkung des Feuers durch einen doppelten Ueberzug von Eisen und
                              									feuerfester Erde geschüzt war, wobei man noch die Vorsicht gebrauchen mußte, nur
                              									eine Portion des normalen Windes zu geben.
                           Die Saugröhre stand immer in Verbindung mit einer Röhre voll Bimsstein, welcher mit
                              									concentrirter Schwefelsäure imprägnirt war, um den Wasserdampf zurükzuhalten und
                              									dessen Gewicht bestimmen zu können; das getroknete Gas aber wurde bald in ein
                              									Queksilber-Gasometer von 1600 Kubikcentimern gebracht, bald vorläufig in
                              									einem gläsernen Recipienten über Wasser gesammelt, welches mit einer hinlänglich
                              									diken Oehlschicht bedekt war, um das Gas vor aller Berührung mit dem Wasser zu
                              									schüzen. In beiden Fällen wurde das vollkommen trokne Gas in einem System von
                              									Glasröhren einer Reihe Operationen unterworfen, wodurch es
                           1) seine Kohlensäure an Kali abtrat,
                           2) mittelst Kupferoxyd verbrannt wurde, wenn es Kohlenstoff und Wasserstoff in
                              									verbrennlichem Zustande enthielt,
                           3) die Kohlensäure und das Wasser, welche hiedurch erzeugt wurden, gesammelt werden
                              									konnten,
                           4) der Stikstoff, als Rükstand der vorhergehenden Operationen sich direct bestimmen
                              									ließ.
                           Vor dem Einbringen des Hohofengases in den Apparat ließ man durch denselben Stikstoff
                              									strömen, um alle atmosphärische Luft daraus zu vertreiben.
                           Bei jeder Operation wurden 1 1/2 Liter Gas in Arbeit genommen und die Verbrennung
                              									mittelst Kupferoxyd dauerte eine Stunde. Die Menge der analysirten Substanz und die
                              									Dauer der Verbrennung in
                              									einem übrigens gut ausgedachten Apparat bieten alle wünschbare Gewähr für die
                              									Genauigkeit der Resultate dar.
                           Durch dieses Verfahren konnte Hr. Ebelmen sich überzeugen,
                              									daß das Hohofengas bei seiner complicirtesten Zusammensezung aus Wasserdampf,
                              									Kohlensäure, Kohlenoxyd, nicht gekohltem Wasserstoff, Stikstoff, und wenn Holz
                              									gebrannt wird, noch aus Essigsäure und Kohlenwasserstoff besteht.
                           Hr. Ebelmen stellte zwei Reihen von Versuchen an; zuerst
                              									untersuchte er die Gase vom Hohofen zu Clerval (Depart. Doubs), welcher mit
                              									Holzkohle ging; der Wind war 175 bis 190° C. heiß; die Düse hatte 0,065 Meter
                              									Durchmesser; der Druk war = 0,015 bis 0,018 Met. Queksilberhöhe. Dann untersuchte er
                              									die Gase des Hohofens von Audincourt (Depart. Doubs), welcher mit Kohle und Holz bei
                              									250° C. heißem Wind betrieben wurde; die Düse hat 32 Quadratcentimeter und
                              									der Druk betrug 0,070 bis 0,074 Meter Queksilberhöhe.
                           
                              Erste Reihe. – Untersuchung der Hohofengase von
                                    											Clerval; Gase vom Ausgange der Gicht.
                              Diese, wie vorauszusehen, sauerstofffreien Gase enthielten im Mittel:
                              
                                 
                                    Kohlensäure
                                    12,88
                                    
                                 
                                    Kohlenoxyd
                                    23,51
                                    
                                 
                                    Wasserstoff
                                      5,82
                                    
                                 
                                    Stikstoff
                                    57,79.
                                    
                                 
                              Die Quantität von Wasser dam Pf, welche auf 100 Volume der troknen Gase kommt,
                                 										wechselt von 14,38 bis 9,42 Volumen, je nachdem die Gichten eben erst aufgegeben
                                 										oder bereits niedergegangen sind.
                              Die Mengen des Wasserstoffs und Stikstoffs blieben sich ziemlich gleich.
                              Die Summe der Volume des Kohlensäure- und Kohlenoxydgases waren constant; ihre respectiven
                                 										Mengen aber variirten.
                              
                                 Gase aus dem Innern des Schachts.
                                 Hr. Ebelmen fand bei der Analyse der 1,33 M., 2,67
                                    											M., 4,00 M. und 5,33 M. unter der Gicht geschöpften Gase:
                                 1) daß von 1,33 M. bis 2,67 M. das Verhältniß des Wasserdampfes rasch
                                    											abnimmt, während die anderen Bestandtheile der Mischung in wenig
                                    											verschiedenem Verhältnisse vorhanden sind;
                                 2) daß bei der Tiefe von 2,67 M. bis 5,67 M. das Verhältniß des Kohlenoxyds
                                    											zu-, das der Kohlensäure und des Wasserstoffs aber abnimmt.
                                 
                              
                                 
                                 Gase vom unteren Theile des Schachts oder vom oberen
                                       												Theile der Rast.
                                 Ihre Zusammensezung verdient Beachtung, erstens wegen ihrer Beständigkeit und
                                    											zweitens wegen der Abwesenheit von Kohlensäure und Wasserdampf; sie
                                    											enthalten
                                 
                                    
                                       Kohlenoxyd
                                       35,01
                                       
                                    
                                       Wasserstoff
                                         1,92
                                       
                                    
                                       Stikstoff
                                       63,07.
                                       
                                    
                                 Es muß bemerkt werden, daß der Sauerstoff, welcher die Quantität
                                    											atmosphärischen Sauerstoffs überschreitet, wie sie der Stikstoff ergibt,
                                    											dessen Quantität unveränderlich bleibtSiehe unten S. 39 §. II., von der Gicht bis zum unteren Theil des Schachts sich von 10 auf 1
                                    											verminderte; das Erz muß also im Schacht Sauerstoff verloren haben.
                                 
                              
                                 Gase vom unteren Theile der Rast.
                                 Ihre Zusammensezung ist nicht so constant wie die der anderen, wofür aber Hr.
                                    												Ebelmen einen sehr wahrscheinlichen Grund
                                    											angibt; sie ist im Mittel folgende:
                                 
                                    
                                       Kohlensäure
                                         0,31
                                       
                                    
                                       Kohlenoxyd
                                       41,59
                                       
                                    
                                       Wasserstoff
                                         1,42
                                       
                                    
                                       Stikstoff
                                       56,68.
                                       
                                    
                                 
                              
                                 Gase, die unter dem Tümpelstein (einer Oeffnung etwas
                                       												über der Form, aus welcher die Schlaken austreten) ausgezogen
                                       												wurden.
                                 Diese Gase bestanden aus:
                                 
                                    
                                       Kohlenoxyd
                                       51,35
                                       
                                    
                                       Wasserstoff
                                         1,25
                                       
                                    
                                       Stikstoff
                                       47,40.
                                       
                                    
                                 Man sieht, daß hier der Sauerstoff des Kohlenoxyds den
                                    											vom Stikstoff angegebenen atmosphärischen Sauerstoff, so wie den von 1,25
                                    											Wasserstoff angedeuteten, von Wasserzersezung herrührenden, bedeutend
                                    											übersteigt. Wir werden hierauf zurülkommen; auch sieht
                                       												man, daß in der aufsteigenden Säule in geringer Entfernung von der Form
                                       												alle Kohlensäure fehlt.
                                 
                              
                                 Gase dicht vor der Form.
                                 Diese Gase bestehen nur aus atmosphärischer Luft, von welcher einige Procente
                                    											Sauerstoff in Kohlensäure umgewandelt wurden.
                                 Hienach muß man annehmen, daß der Sauerstoff der Atmosphäre sich direct mit dem
                                    											Kohlenstoff verbindet und Kohlensäuregas erzeugt; daß
                                       												aber das Kohlensäuregas unter dem Einfluß der überschüssigen Kohle und
                                       												der in der Nähe der Form entwikelten hohen Temperatur schnell in
                                       												Kohlenoxydgas verwandelt wird; diese Temperatur ist so bedeutend,
                                    											daß ein ihr ausgesezter Flintenlauf glühend wird und nach 1 bis 2 Minuten
                                    											schmilzt, auch eine Porzellanröhre darin schmilzt, wenn sie nicht schon beim
                                    											ersten Eindruk dieser Hize springt.
                                 
                              
                           
                              Zweite Reihe. – Untersuchung
                                    											der Gase des Hohofens in Audincourt.
                              Dieser Ofen ging, wie schon gesagt, mit Kohle und Holz, welches leztere in seiner
                                 										Heizkraft dem Drittheil seines Volumens Kohle entsprach.
                              Hr. Ebelmen, der sich überzeugen wollte, in welcher
                                 										Tiefe des Schachts das Holz in Kohle verwandelt wird, fand, daß 7/4 Stunden lang
                                 										3 Meter unterhalb der Gicht im Schacht dieses 8 Meter hohen Ofens gebliebenes
                                 										Holz sein Aussehen und das ihm beigemengte Erz seine Feuchtigkeit behielt,
                                 										während 1 M. darunter, nämlich 4 M. unterhalb der Gicht, 3 1/4 stündiges
                                 										Verweilen das Holz vollkommen zu Kohle und das Erz zu magnetischem Oxyd
                                 										reducirte.
                              Die Analyse der Gase des Hohofens in Audincourt stimmt mit jener der Gase des
                                 										Ofens in Clerval gänzlich überein, nur daß in der oberen Hälfte des Schachts in
                                 										Audincourt die Gase beinahe zweimal mehr Wasserdampf enthielten- eine
                                 										natürliche Folge der Anwendung von Holz, welches in diesem Theile des Ofens
                                 										austroknet, und daß ferner die Gase Essigsäure und
                                 										Kohlenwasserstoff-Verbindungen enthielten; merkwürdig aber war, daß das
                                 										der Condensation durch Schwefelsäure entgehende Wasserstoffgas frei von allem
                                 										Kohlenstoff war; es glich also in seiner chemischen Beschaffenheit dem Gas eines
                                 										ausschließlich mit Kohle erhizten Hohofens.
                              Endlich beobachtete Hr. Ebelmen, welchem die Umstände
                                 										bei dem Hohofen in Audincourt günstiger waren als bei dem in Clerval, um das Gas
                                 										der aufsteigenden Säule in der Gegend der Form zu schöpfen, hier mit Gewißheit
                                 										die Erzeugung von Kohlensäuregas durch die Einwirkung der Luft auf den
                                 										Kohlenstoff, als der Bildung von Kohlenoxyd vorausgehend. Er konnte sich von
                                 										einer wichtigen Thatsache überzeugen, daß nämlich der
                                    											Sauerstoff der Atmosphäre etwas unterhalb der Form sich in der erzeugten
                                    											Kohlensäure und dem Kohlenoxyd wieder findet, so daß also in diesem Theile
                                    											des Ofens unter dem Einflüsse der Hize und der Luft keine bemerkenswerthe Quantität
                                    											Eisen verbrennt.
                              Endlich fand Hr. Ebelmen, daß in einem kleinen
                                 										Cupolofen à la Wilkinson von 1,67 Meter Höhe,
                                 										der mit Kohks ging, die 0,1 M. unterhalb der Gicht geschöpften Gase
                                 										enthielten:
                              
                                 
                                    Kohlensäure
                                    12,11
                                    
                                 
                                    Kohlenoxyd
                                    11,98
                                    
                                 
                                    Wasserstoff
                                      0,95
                                    
                                 
                                    Stikstoff
                                    74,96,
                                    
                                 
                              woraus folgt, daß die Kohkssäule nicht hinreicht, um alle
                                 										Kohlensäure in Kohlenoxyd umzuwandeln und daß außerdem noch ein Antheil
                                 										Sauerstoff sich mit dem Eisen verbindet und es verschlakt – ein von dem
                                 										vorigen sehr verschiedenes Resultat.
                              
                           
                        
                           §. II. Theorie der
                                 									Hohöfen.
                           Um die in der aufsteigenden Gassäule des Hohofens eintretenden Veränderungen der
                              									Zusammensezung leicht verfolgen zu können, muß eine bestimmte Quantität Stikstoff
                              									als Vergleichungsgröße genommen werden, z.B. 100 Volume, welche 26,26 Volume
                              									atmosphärischen Sauerstoff repräsentiren; da nun der durch die Form eingetretene,
                              									durch 100 Volume repräsentirte Stikstoff bei seinem Austritt aus der Gicht noch
                              									durch dieselbe Zahl repräsentirt wird, so kann man, indem man die Zusammensezung
                              									eines jeden Abschnitts der aufsteigenden Säule darauf zurükführt, die in der
                              									respectiven Menge der die Säure bildenden Gase eintretenden Veränderungen leicht
                              									verfolgen.
                           Hrn. Ebelmen's Analysen thun dar, daß die Zusammensezung
                              									der Säule in einer gewissen Höhe allemal constant ist, wenn die Gasansaugung in
                              									dieser Höhe lang genug fortgesezt wurde und übrigens der aus der Form gestoßene
                              									Luftstrom constant ist.
                           Indessen kann die Analyse der Gase die mittlere Zusammensezung des im Gestell einige
                              									Decimeter von der Form befindlichen Gasabschnittes nicht geben und es muß hier die
                              									oben (Seite 37) erwähnte, von Hrn. Ebelmen aufgestellte
                              									Erklärung der Ursache der von der Analyse angezeigten großen Menge Kohlenoxyds in
                              									den Gasen aus diesem Theile des Ofens erwähnt werden.
                           Da die das Roheisenbad im Herd bedekenden und die den inneren Wänden des Gestells
                              									anhängenden Substanzen kieselsaures Eisen in teigartigem Zustande und Kohle
                              									enthalten, so findet nach Hrn. Ebelmen eine beständige
                              									Reduction des Eisens statt, wodurch Kohlenoxyd erzeugt wird, welches zu gleicher
                              									Zeit mit dem Gase der aufsteigenden Säule von der zum Aufsammeln dieses lezteren dienenden Röhre in
                              									großem Maaße mit eingesaugt wird.
                           Wir wollen nun die Verwandlung der durch die Form in den Ofen eindringenden und durch
                              									die Gicht aus demselben tretenden Luftschicht verfolgen; der zuerst in Kohlensäure
                              									übergegangene Sauerstoff derselben wird vermittelst einer der in der Kohlensäure
                              									enthaltenen gleichen Menge Kohlenstoff bald in Kohlenoxyd verwandelt; das Volumen
                              									des Sauerstoffs wird hiedurch verdoppelt. Diese Umwandlung geht in einem Raume vor,
                              									welcher jenem, wo sich die Kohlensäure bildete, sehr nahe ist.
                           Zu gleicher Zeit wird der mit der Luft eingeführte atmosphärische Wasserdunst in
                              									Kohlenoxyd und reinen Wasserstoff verwandelt.
                           Würde sich nicht kieselsaures Eisen erzeugen, hätte man dem in den Hohofen gebrachten
                              									Erz nicht Schlaken zugesezt, welche sich schwer reduciren, so würde die in der Höhe
                              									der Rast angekommene Gasschicht ausgedrükt durch 100 Stikstoff, 52,2 Kohlenoxyd, plus der durch den Sauerstoff des Wassers erzeugten
                              									Quantität Kohlenoxyd, plus dem Wasserstoff dieses
                              									Wassers.
                           Von der Basis des Schachts bis zur Gicht erscheint die Kohlensäure wieder und nimmt
                              									bis zur Mitte des Schachts zu, wo dann ihre Menge constant bleibt; zu gleicher Zeit
                              									nimmt die Menge des Kohlenoxyds ab, weil sich auf dessen Kosten Kohlensäure bildet,
                              									und im oberen Viertheil der unteren Hälfte des Schachts geht kein anderer chemischer
                              									Proceß vor als diese Umwandlung, welche eine Vermehrung des von dem Eisenoxyd des
                              									Erzes abgetrennten Sauerstoffs von 12,7 auf 17 veranlaßt.
                           Der Wasserstoff nimmt von der Rast bis beinahe 1,33 Meter von der Gicht immer zu.
                           Es versteht sich, daß in der unteren Hälfte des Schachts das Wasser, die Kohlensäure,
                              									kurz alle flüchtigen Bestandtheile des Erzes, des Zuschlags und des Brennmaterials
                              									sich entwikeln.
                           Alle in einem Hohofen wirkenden Substanzen berüksichtigend, kommt Hr. Ebelmen auf folgende Schlüsse:
                           1) Der Schacht eines Hohofens ist eine Vorrichtung, worin die Kohle ihre
                              									Feuchtigkeit, Wasserstoff und Kohlenoxyd, worin das Holz seine Feuchtigkeit und
                              									Wasserstoff verliert, Essigsäure, Oxycarburete und
                              									Kohlenwasserstoff-Verbindungen entwikelt, worin der Kalkstein und das Erz
                              									ihrer Feuchtigkeit und ihrer Kohlensäure beraubt werden;
                           2) zwischen der Kohle und dem Erze findet keine chemische Einwirkung statt;
                           3) zwischen der Kohle und der Kohlensäure, sowohl der aus dem Kalkstein
                              									abgeschiedenen, als der aus dem Brennmaterial und dem Sauerstoff des Erzes sich
                              									erzeugenden, findet keine chemische Einwirkung statt.
                           4) Die einzige chemische Wirkung, deren Schauplaz der Schacht ist, ist die Umwandlung
                              									des Erzes in Eisen oder in magnetisches Oxyd durch die Reaction des Sauerstoffs des
                              									Erzes und des in den unteren Theilen des Ofens erzeugten Kohlenoxyds.
                           5) Sowohl der von der Destillation des Brennmaterials herrührende, als der durch
                              									Zersezung des hygrometrischen Wassers (in der durch die Form eingeblasenen Luft)
                              									erzeugte Wasserstoff scheint im Hohofen durchaus keine chemische Einwirkung
                              									auszuüben.
                           Dieses Resultat stimmt vollkommen überein mit den Versuchen W. Henry's, welche darthun, daß der Sauerstoff bei Gegenwart von Wasserstoff
                              									und Kohlenoxyd sich lieber mit lezterem vereinigt, sowohl unter dem Einfluß von
                              									Platinschwamm, als der Wärme. Auch stimmt es überein mit dem Einfluß der chemischen
                              									Masse zweier Körper; es ist der in größerem Maaße vorhandene Körper, welcher sich
                              									dann vorzugsweise mit dem anderen verbindet. Dieß ist nun der Fall mit dem
                              									Kohlenoxyd im Verhältniß zum Wasserstoff in der aufsteigenden Säule; jenes ist in
                              									viel reichlicherem Maaße vorhanden als dieser.
                           6) Die Menge Kohlenstoff, welche von der Rast an bis dahin, wo sich die lezten
                              									Antheile Kohlensäure in Kohlenoxyd umwandeln, verzehrt wird, beträgt 6 Proc. des
                              									sämmtlichen Kohlenstoffs.
                           7) Das Erz verliert im Schacht 28/33 seines Sauerstoffs durch die Einwirkung des
                              									Kohlenoxyds und die übrigen 5/33 von der Rast bis zur Form durch die directe
                              									Einwirkung des Kohlenstoffs. Wahrscheinlich fängt das Eisen in der unteren Hälfte
                              									der Rast sich mit Kohle zu verbinden an, und gewiß ist, daß in einer Entfernung von
                              									höchstens 0,3 Meter von der Form die Schmelzung der Schlake und des Roheisens vor
                              									sich geht.
                           Nach Hrn. Ebelmen ist der Raum des Hohofens, wo sich die
                              									größte Hize entwikelt, sehr klein, und zwar wegen der Schnelligkeit, womit die
                              									Kohlensäure zu Kohlenoxyd wird, indem sie eine der schon in ihr enthaltenen gleiche
                              									Menge Kohlenstoff aufnimmt.
                           Nun stellt Hr. Ebelmen auf den Grund der Dulong'schen Versuche ein scheinbar sehr befremdendes
                              									Resultat auf, welches aber allerdings zugegeben werden muß, daß nämlich die Umwandlung der Kohlensäure in Kohlenoxyd nothwendig eine
                                 										bedeutende Abkühlung zur Folge hat; daher der Raum der größten Hize nur
                              									sehr beschränkt seyn kann und von dieser Stelle angefangen auch die erhizende
                              									Einwirkung der aufsteigenden Säule auf die absteigende viel geringer seyn muß, als wenn
                              									die Kohlensäure der erstern sich nicht in Oxyd verwandeln würde.
                           Wirklich entwikeln 2 Liter atmosphärischen Sauerstoffs, indem sie 2 Liter Kohlensäure
                              									erzeugen, eine Temperatur von 2232° C., während sie bei der Erzeugung von 4
                              									Liter Kohlenoxyd nur 780° entwikeln. Es ist demnach eine beständig wirkende
                              									Ursache vorhanden, welche die Temperatur von 2232° auf 780°
                              									erniedrigt.
                           Offenbar führt diese Beobachtung dazu, ganz besonders zu unterscheiden zwischen
                              									Schachtofen, in welchen die zu behandelnde Substanz mit einer zur Umwandlung der
                              									Kohlensäure in Kohlenoxyd hinlänglichen Menge Brennmaterials gemengt wird, und
                              									Flammöfen, wo das Brennmaterial, getrennt von der zu behandelnden Masse, in dünner
                              									Schicht auf einem Rost liegt.
                           Verfolgen wir mit Hrn. Ebelmen die Ursachen, welche zur
                              									Eisengewinnung die in einem Hohofen entwikelte hohe Temperatur nöthig machen, so
                              									finden wir zuvorderst, daß das Gewicht des Erzes, des Zuschlags und Brennmaterials,
                              									welche hineinkommen, nur die Hälfte vom Gewicht der aufsteigenden Säule, welche
                              									austritt, betragen; ferner, daß die specifische Wärme der drei vorgenannten
                              									Substanzen der absteigenden Säule viel geringer ist als die der Gase der
                              									aufsteigenden Säule; folglich ist es nicht die Erhizung des Erzes, des Zuschlags und
                              									des Brennmaterials, welche die Nothwendigkeit der so bedeutenden Hohofenhize
                              									erklärt.
                           Die Hauptursachen der Erkaltung der aufsteigendes Säule im Schacht sind die
                              									Austroknung des Erzes, des Zuschlags und des Brennmaterials, dann die Austreibung
                              									der Kohlensäure aus dem Kalkstein.
                           Andererseits haben wir gesehen, welchen Einfluß die Verwandlung der Kohlensäure in
                              									Kohlenoxyd auf die Erkaltung des obern Theils des Gestells hat.
                           Nun ist noch eine dritte Ursache der Erkaltung der aufsteigenden Säule vorhanden,
                              									nämlich das nochwendige Verschwinden von Wärme durch die Reduction des Eisens, oder
                              									mit andern Worten, durch den Uebergang des Sauerstoffs feines Oxyds auf das
                              									Kohlenoxyd und den Kohlenstoff, welche Vorgänge nacheinander zuerst im Schacht, dann
                              									in der Rast, vorzüglich aber im Gestell stattfinden.
                           Da, wie Dulong nachgewiesen hat, 1 Liter Sauerstoff, indem
                              									er sich mit Eisen verbindet, 6216 Wärmeeinheiten entwikelt, so muß diese Wärme bei
                              									der Reduction des Oxyds wieder zurükerstattet werden. Da man nun weiß, daß 1 Liter
                              									Sauerstoff, wenn er 2 Liter Kohlenoxyd verbrennt, 6260 Wärmeeinheiten entwikelt, so
                              									kömmt man zu dem merkwürdigen Resultate, daß im Schacht, wo
                                 										das Kohlenoxyd sich
                                 										auf Kosten des Sauerstoffs des Eisenerzes in Kohlensäure umwandelt, eine beinahe
                                 										genaue Ausgleichung zwischen der Ursache stattfindet, welche 6216 Wärmeeinheiten
                                 										latent zu machen, und jener, welche 6260 frei zu machen sucht; folglich reducirt
                                 										sich im Schacht das Eisen ohne merkliche erhizende Einwirkung von Seite des
                                 										Kohlenoxyds.
                           Im untern Theil, wo die Reduction des Eisenoxyds unter Bildung von Kohlenoxyd vor
                              									sich geht, ist es, da 1 Liter Kohlenstoffdampf bei seiner Vereinigung mit 1 Liter
                              									Sauerstoff nur 1598 Wärmeeinheiten erzeugt, während davon 6216 erforderlich sind, um
                              									den Sauerstoff vom Eisen zu trennen, offenbar nothwendig, von
                                 										der directen Verbrennung des Sauerstoffs und Kohlenstoffs die fehlenden
                              									4618 Wärmeeinheiten zu erhalten.
                           Diese Betrachtungen zeigen, daß nur dabei zu gewinnen ist, wenn man das Eisenoxyd
                              									durch das Kohlenoxyd im Schacht reducirt, statt in der Rast und dem Gestell durch
                              									directe Wirkung des Kohlenstoffs, und folglich auch, daß es viel vortheilhafter ist,
                              									mit wohl zertheilten Erzen zu arbeiten, deren Reduction durch das Kohlenoxyd
                              									stattfinden kann, als mit natürlichen wasserfreien Oxyden (Rotheisenerz), und noch
                              									mehr als mit kieselsauren Eisenerzen, welche vom Kohlenoxyd, wenigstens in der
                              									Schachthize, nicht reducirbar sind.
                           Hrn. Ebelmen's Untersuchungen führten ihn zu einer
                              									befriedigenden Erklärung der Uebereinstimmung der innern Form des Hohofens mit
                              									seiner Bestimmung, welche Erklärung gewiß nicht ohne Interesse ist, weil sie den
                              									Beweis liefert, daß es der Praxis allerdings erst nach
                                 										zahlreichen Versuchen gelungen ist, den zur Reduction der Eisenerze geeignetsten
                                 										pyrotechnischen Apparat zu construiren, versteht sich, wenn die heutzutage
                              									gebräuchlichen Brennmaterialien benuzt werden.
                           Die durch das Gebläse horizontal bis zum Windstein gestoßene Luft steigt dann
                              									vertical in das Gestell, dessen ganze Breite sie einnimmt, und die Höhe dieses
                              									Theiles des Ofens muß um so größer seyn, je höher und gleichmäßiger vertheilt die
                              									Temperatur wegen der Strengflüssigkeit der Erze erheischt wird.
                           In der Rast, wo, wie man annehmen kann, die Kohlenstoffung des Eisens und die
                              									Reduction durch die Kohle beginnt, ist die Berührung des Gases mit den Substanzen
                              									der absteigenden Säule nicht mehr so nöthig als im Gestell, wodurch auch die
                              									Erweiterung dieses Ofentheiles sich rechtfertigt.
                           Da endlich das Erz im Schacht durch die Berührung des Kohlenoxyds den größten Theil
                              									seines Sauerstoffs verliert, so hält offenbar die Form dieses Ofentheiles (ein abgestuzter Kegel, dessen
                              									große Basis unten) die Gase der aufsteigenden Säule zusammen, zwingt sie zu einer
                              									innigern und längern Berührung mit dem Erz und unterstüzt dadurch die reducirende
                              									Wirkung des Kohlenoxyds auf das Eisenoxyd.
                           
                        
                           §. III. Anwendung der Hohofengase
                                 										als Brennmaterial.
                           Zweierlei Fälle kommen bei Benüzung der Hohofengase als Brennmaterial in
                              									Betracht.
                           Der erste Fall ist der, wenn man Massen von mehr oder
                              									weniger bedeutender Oberfläche bloß auf eine mittlere Temperatur erhizen will, wie
                              									z.B. wenn man die Luft der Gebläse, das Wasser einer Dampfmaschine erhizen, Erze
                              									oder Brennmaterial austroknen, Holz dörren, Kalkstein oder Ziegel brennen will
                              									etc.
                           Der zweite Fall ist der, wenn man eine intensive Hize
                              									entwikeln will, wie dieß beim Frischen des Roheisens und der Bearbeitung des
                              									Stabeisens nöthig ist.
                           In diesem leztern Fall müssen die Gase so viel möglich von Wasserdämpfen frei seyn
                              									und so wie die zu ihrer Verbrennung bestimmte Luft, in einen sehr verengten und der
                              									Eintrittsmündung nahen Raum gleichmäßig einströmen, damit die Temperatur dieses
                              									Raumes beständig sehr hoch bleibt.
                           Vorzüglich für Fälle der ersten Art hat Hr. Aubertot in
                              									den Jahren 1809 bis 1811 die brennbaren Gase des Hohofens zu benuzen gesucht.
                           Die Anwendung desselben Brennmaterials beim Frischen des Roheisens und der
                              									Bearbeitung des gefrischten Eisens, eine natürliche Folge der Aubertot'schen Arbeit, beschäftigt gegenwärtig ernstlich die
                              									Aufmerksamkeit der Eisenhüttenmänner; um dieselbe allgemeiner einzuführen und durch
                              									das Licht der Wissenschaft aufzuhellen, widmete ihr Hr. Ebelmen den lezten Theil seiner Untersuchungen.
                           Nach einer Darstellung des von Hrn. Faber-Dufour zu
                              									Wasseralfingen errichteten Apparats zum Puddeln des RoheisensUeber den Betrieb der Gas-, Weiß-, Puddlings- und
                                    											Schweißöfen zu Wasseralfingen mittelst der Gichtgase der Hohöfen nach der
                                    											Methode des Hrn. Faber-Dufour vergleiche
                                    											man polytechn. Journal Bd. LXXX. S.
                                       												235.A. d. R., wendet er die Daten seiner Analysen zur Bestimmung der durch Verbrennung
                              									der Hohofengase erzielbaren Wärmeeffecte an.
                           
                              
                              Hohofen von Clerval.
                              Die in der Minute entwikelten Wärmemengen beim Verbrennen der als troken
                                 										angenommenen Gase wären:
                              
                                 
                                    an der Gicht genommen
                                      8849,5 Waͤrmeeinheiten,
                                       												welche
                                    1360° C. geben
                                    
                                 
                                    2,67 Meter darunter
                                      8483,2            –                –
                                    1462        
                                       												–
                                    
                                 
                                    4        
                                       												–        
                                       												–
                                      9484,0            –                –
                                    1637        
                                       												–
                                    
                                 
                                    5,33    –        
                                       												–
                                    10765,0            –                –
                                    1826        
                                       												–
                                    
                                 
                                    5,67    –        
                                       												–
                                    10247,0            –                –
                                    1832        
                                       												–
                                    
                                 
                              
                           
                              Hohofen von Audincourt.
                              Die in der Minute entwikelten Wärmemengen beim Verbrennen der als troken
                                 										angenommenen Gase wären:
                              
                                 
                                    an der Gicht genommen
                                    13910 Waͤrmeeinheiten, welche
                                    1298° C. geben
                                    
                                 
                                    3,33 Meter darunter
                                    13923            –                  –
                                    1693        
                                       												–
                                    
                                 
                                    4,33    
                                       												–        
                                       												–
                                    14990            –                  –
                                    1732        
                                       												–
                                    
                                 
                                    5,50    
                                       												–        
                                       												–
                                    14529            –                  –
                                    1850        
                                       												–
                                    
                                 
                                    6,67    
                                       												–        
                                       												–
                                    16080            –                  –
                                    1850        
                                       												–
                                    
                                 
                                    8,04    
                                       												–        
                                       												–
                                    15084            –                  –
                                    1877        
                                       												–
                                    
                                 
                              Hr. Ebelmen gelangt zu einem sehr bemerkenswerthen
                                 										Resultate, daß nämlich die verbrennlichen Gase der
                                    											aufsteigenden Säule am Ausgang der Gicht eine Menge Brennstoff enthalten,
                                    											welche, wenn das angewandte Brennmaterial 100 Wärme repräsentirt, beim
                                    											Hohofen zu Clerval 62, und bei dem zu Audincourt 67 beträgt. Der Nuzeffect
                                    											des im Hohofen zu Audincourt verbrannten Materials beträgt also nur ein
                                    											Drittel seines wirklichen Werthes.
                              Dieses Resultat ist eher ein Minimum als ein Maximum, weil der Hohofen zu
                                 										Audincourt nach einem guten Muster construirt ist und Hr. Ebelmen bei seinen Berechnungen die anfängliche Temperatur der in den
                                 										Ofen eintretenden Luft, so wie die der entzündlichen Gase der aufsteigenden
                                 										Säule zu Null annahm; endlich weil er die aus dem Holze im Zustande durch
                                 										Schwefelsäure condensirbarer Verbindungen entwikelten brennbaren Substanzen
                                 										nicht in Rechnung zog. Daraus geht offenbar hervor, daß die durch Verbrennung
                                 										der Hohofengase hervorgebrachte Hize, da das Roheisen bei 1200° schmilzt,
                                 										hinreichen würde, um es zu frischen, so wie auch zum Streken des gefrischten
                                 										Eisens.
                              Wo aber sollen die Gase im Hohofen geschöpft werden? Wollte man sie in der untern
                                 										Hälfte des Schachts nehmen, so könnte der Gang des Ofens gefährdet werden; sie
                                 										an der Gicht zu nehmen, hätte den Uebelstand, daß ein Theil ihres Nuzeffects
                                 										verloren ginge. Hr. Ebelman glaubt, daß es besser
                                 										ist, an lezterer Stelle zu schöpfen, wo dann aber vorher bei 300° calcinirtes Erz in
                                 										den Ofen gebracht werden müßte. Befolgt man dieses Verfahren, so könnte dessen
                                 										gute Wirkung noch dadurch erhöht werden, daß man das zerkleinerte Erz mit
                                 										Sägespänen oder Kohlenstaub mengte, die man vorher in kleine Steine geformt und
                                 										dann ausgetroknet hat, wie dieß Hr. Berthier schon
                                 										längst empfahl.
                              Nun stellt sich Hr. Ebelmen die Frage: wäre es nicht zu vielen metallurgischen Zweken
                                    											vortheilhaft, das Brennmaterial statt in fester, in Gasform anzuwenden?
                                 									
                              Die Gränze der in den Feuerräumen erreichbaren Temperatur, indem man Kohle durch
                                 										einen Ueberschuß von Luft verbrennt, ist, wenn diese 0° hat,
                                 										2232°, wenn sie 300° hat 2518°. Diese Temperatur ist aber
                                 										auf einen kleinen Raum beschränkt wegen der Schnelligkeit, womit die anfangs
                                 										erzeugte Kohlensäure sogleich in Kohlenoxyd verwandelt wird.
                              Wenn man daher auf dem Roste eines Flammofens mittelst eines Gebläses Kohle
                                 										verbrennt, so steigt, wenn die Schicht des Brennmaterials dik ist, die
                                 										Temperatur nur in einem sehr kleinen Raum in der Nähe des Rostes, weil die bald
                                 										zu Kohlenoxyd reducirte Kohlensäure Erkältung veranlaßt; ist hingegen die
                                 										Kohlenschicht dünn, so ist ein Luftüberschuß schwer zu vermeiden; in lezterem
                                 										Falle drükt dann dieser Ueberschuß die durch die Bildung von Kohlensäure
                                 										erzeugte Temperatur herunter. Da beide Extreme vermieden werden müssen, so
                                 										begreift man, wie schwer es ist, allen Nuzeffect der Kohle zu gewinnen.
                              Von diesen Betrachtungen ausgehend, construirte Hr. Ebelmen einen kleinen Ofen, worin er Kohlenoxydgas erzeugte, indem er
                                 										Luft durch eine hinreichend dike Kohlenschicht streichen ließ, und leitete dann
                                 										dieses Gas, noch mit aller seiner fühlbaren Wärme versehen, in einen andern
                                 										Ofen, dem warme Luft zuströmte, um es zu verbrennen; die so entwikelte
                                 										Temperatur reichte zum Schmelzen des Roheisens hin.
                              Endlich kam Hr. Ebelmen, nachdem er die Unmöglichkeit
                                 										eingesehen, die Kohle im Hohofen vortheilhaft mit Wasser zu verbrennen, weil bei
                                 										der Reaction dieser Körper zu viel Wärme latent wird, auf den Gedanken,
                                 										unmittelbar über dem Rost des obenerwähnten kleinen Ofens einen Strom
                                 										Wasserdampf einzuleiten, während unter dem Roste Luft eintrat. Mittelst dieser
                                 										künstlichen Vorrichtung erhielt er ein Gemisch von Kohlenoxyd und Wasserstoff,
                                 										dessen Verbrennung Wärme genug entwikelte, um das Roheisen zu schmelzen. Dieser
                                 										Versuch beweist die Möglichkeit, die nöthige Hize zur
                                    											Bearbeitung des Eisens mittelst Anthracit, trokner und erdiger Steinkohlen von
                                    											schlechter Qualität, Lösche, Kohlenstaub, Torf etc. (welche bei dem
                                    											gewöhnlichen Verbrennungs-Verfahren wenigstens nicht mit Vortheil
                                    											benuzt werden können) hervorzubringen.
                              Es ist zu wünschen, daß Hr. Ebelmen in der Folge die
                                 										Temperatur der verschiedenen Theile des Hohofens direct bestimmen möchte, denn
                                 										so wenig man auch die Richtigkeit der berechneten Temperaturen bezweifeln kann,
                                 										wäre doch eine Controle durch den Versuch höchst schäzbar.
                              Die Wichtigkeit des Gegenstandes, seine Schwierigkeiten und die Geschiklichkeit,
                                 										mit welcher dieselben überwunden wurden, so wie die Genauigkeit der Resultate
                                 										werden sicherlich die Ausführlichkeit dieses Berichtes rechtfertigen. Durch
                                 										diese Untersuchungen haben wir jezt einen richtigen Begriff von dem, was ein
                                 										Hohofen wirklich ist und wissen, daß die hohe Temperatur der untern Hälfte des
                                 										Gestells nur unter einem bedeutenden Sinken der Temperatur in Folge der
                                 										Verwandlung der Kohlensäure (des ersten Verbrennungs-Products) in
                                 										Kohlenoxyd entwikelt wird; wissen ferner, daß durch eine Art von Compensation
                                 										dieses gasförmige Oxyd 4/5 des Erzes im Schacht zu reduciren vermag und daß
                                 										gegenwärtig weniger als ein Drittheil der entwikelten Wärme in den Hohofen
                                 										wirklich nuzbringend verwendet wird.