| Titel: | Ueber die technische Benuzung der Nobili'schen Figuren, von Dr. Elsner. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XVIII., S. 54 | 
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                        XVIII.
                        Ueber die technische Benuzung der Nobili'schen Figuren, von Dr.
                           									Elsner.
                        Elsner, uͤber die technische Benuzung der Nobili'schen
                           								Figuren.
                        
                     
                        
                           Die in England neuerdings patentirten Verfahrungsarten zu galvanischer Erzeugung
                              									farbiger Ueberzüge auf Metallblechen kommen wesentlich mit dem bekannten Verfahren
                              									von Nobili überein.
                           Nobili nahm Silber-, Gold- oder
                              									Platinplatten, gut polirt, legte sie in Auflösungen verschiedener Metallsalze,
                              									leitete auf die Oberflächen der respectiven Metallplatten den positiven und
                              									negativen Poldraht einer galvanischen Säule und erhielt auf diese Art um die Spizen
                              									der Drähte der Säule farbige Ringe. Er nahm zu seinen Versuchen gewöhnlich
                              									Auflösungen von essigsaurem Kupfer und essigsaurem Bleioxyd. – Als er Blei,
                              									Zinn, Wismuth, Spießglanz zu diesen Versuchen anwandte, bemerkte er nichts
                              									Besonderes. – Fechner zeigte, daß sich solche
                              									Figuren schon nach einem weit einfacheren Verfahren darstellen lassen. Er legte ein
                              									Silber- oder Platinblech in eine Auflösung von essigsaurem Kupferoxyd oder
                              									von Kupfervitriol und berührte das Blech mit dem Ende eines Zinkstäbchens; sogleich
                              									bildeten sich um die Mitte des Stäbchens herum concentrische helle und dunkle Ringe.
                              									– Den von Fechner eingeschlagenen Weg hat der
                              									Verf. weiter verfolgt und gefunden, daß sich auch auf Stahl diese Figuren bilden
                              									lassen, die man in Hinsicht ihrer Farbenverschiedenheit beliebig so vervielfältigen
                              									und leicht so verändern kann, daß auf diese galvanische Weise gefärbte Stahlplatten
                              									das Ansehen erlangen, wie das sogenannte marmorirte
                              									Papier, dessen sich die Buchbinder so häufig zum Einbinden der Bücher bedienen.
                           Der Verf. nahm theils polirte, theils mit verdünnter Säure behandelte Stahlplatten,
                              									legte diese in eine Auflösung von Grünspan in Essig, welche Lösung er filtrirt
                              									hatte; die Stahlplatten befanden sich in einem Gefäße von Glas oder Porzellan, und
                              									sie wurden mit der Kupferlösung so weit übergossen, daß sie gänzlich damit bedekt
                              									waren. Nun nahm er einen Zinkstab und berührte mit ihm einige Secunden oder Minuten
                              									lang die Platten; hiebei bildeten sich um den Zinkstab herum farbige helle und
                              									dunklere Ringe, meistens von schwachröthlicher Farbe, und je länger man das
                              									Zinkstäbchen auf die Stahlplatte hält, um so größer werden die Kreise; man hat es
                              									daher in seiner Gewalt, größere oder kleinere Kreise zu erzeugen. Jezt nimmt man die
                              									Platten aus der Kupferlösung heraus, spült sie mit nimm Wasser gut ab, troknet sie
                              									mit einem reinen, weichen Leinwandläppchen und hält sie über die Flamme einer Spirituslampe; man
                              									wird, wenn die Temperatur die zwekmäßige geworden ist, plözlich die vorher einfarbig
                              									hellröthliche Platte mit den schönsten Farben sich überziehen sehen, mit der
                              									verschiedenartigsten Grundfarbe und zu gleicher Zeit mit den im schönsten
                              									Farbenspiel erscheinenden Pfauenaugen, die dort entstehen, wo das Zinkstäbchen die
                              									Platte berührt hatte. Es läßt sich durchaus nicht angeben, welche Farben entstehen,
                              									indem es ganz auf die bei dem Verfahren angewandten Temperaturgrade ankommt; allein
                              									man sieht deutlich die Farben nach und nach auf der Oberfläche der Stahlplatte
                              									entstehen, und man darf nur die Platte der Einwirkung der Temperatur entziehen, wenn
                              									gerade eine Farbe entstanden ist, die man gern zu haben wünscht; auch sizen die
                              									Farben fest genug, um ein ziemlich starkes Reiben vertragen zu können. Befolgt man
                              									in der Richtung des Aufsezens des Zinkstäbchens auf die Platte eine gewisse Ordnung,
                              									so erscheinen auch nach dem Erhizen die Pfauenaugen auf farbigem Grunde in einer
                              									gewissen Ordnung; immer hat die ganz farbige Fläche mehr oder minder das Ansehen von
                              									wolkigen farbigen Ringen auf buntem Grunde. Die Farben sind meistens goldgelb,
                              									stahlblau, orangeroth, violett, bronzefarbig. Nimmt man statt Kupferlösung
                              									essigsaure Bleilösung, so entstehen etwas anders gefärbte Pfauenaugen, die das
                              									Eigenthümliche haben, in der Mitte stets einen dunkeln Flek zu zeigen, um welchen
                              									herum beim Erwärmen die farbigen Kreise entstehen; man kann daher eine gewisse
                              									Mannichfaltigkeit in diese Art galvanischer Färbung bringen, indem man zuerst eine
                              									Stahlplatte mit Kupferlösung und einem Zinkstäbchen, dann mit einer essigsauren
                              									Bleilösung und einem Zinkstäbchen behandelt, hernach dieselbe troknet und erhizt.
                              									Will man größere farbige Pfauenaugen auf farbigem Grunde haben, so braucht man nur
                              									Zinkstäbchen oder Zinkcylinder von größerem Durchmesser anzuwenden, um den
                              									gewünschten Erfolg zu haben. – Hat man die Stahlplatten vorher, ehe man sie
                              									in die Kupfer- oder Bleilösung einlegt, mit verdünnter Salzsäure etwas
                              									angebeizt und wieder mit Wasser abgespült, so werden die Farben matter, nicht so
                              									glänzend. Verdünnte Salpetersäure nimmt sogleich die farbigen Ringe fort, und der
                              									Stahl erscheint mit seiner früheren Farbe. – Auch auf Silber- und
                              									Platinblech wurden schöne Pfauenaugen erhalten, besonders auf Platinblech mitunter
                              									von schöner grüner Farbe. Uebrigens ist kaum zu erwähnen, daß beide Seiten einer solchen Metallplatte sich auf die angegebene Art mit
                              									Farben überziehen lassen.
                           Der Grund dieser Erscheinung beruht aber darauf, daß durch das Zink metallisches
                              									Kupfer oder metallisches Blei in höchst zarten Schichten auf die Stahl-,
                              									Silber- oder Platinplatte niedergeschlagen wird, wobei es sich fest auf die
                              									Stahl- etc. Platte auflegt. Dieser Vorgang ist ein rein
                              									elektro-chemischer (galvanischer), denn die Fällung des Bleies oder Kupfers
                              									geschieht, wie leicht ersichtlich, nur durch Berührung der zwei verschiedenen
                              									Metalle, des Zinks und Stahls, oder Zinks und Silbers, oder Platins oder Goldes.
                           Die Erscheinung der schönen Farben beim Erwärmen der Platten hat einen anderen Grund.
                              									Dieselben schönen Farben des Farbenspectrums, ganz so, wie sie erscheinen, beim
                              									Erwärmen der eben genannten Platten, auf denen sich Kupfer oder Blei
                              									niedergeschlagen hat – ganz dieselben Farben sieht man in folgenden Fällen:
                              									bei Luft, die sich zwischen kleinen Rizen, Spalten u.s.w. befindet, z.B. bei
                              									Krystallen, die sehr feine Sprünge haben, bei Eis, welches Sprünge, Risse hat, bei
                              									Fensterscheiben, die aus einem schlechten Glase bereitet sind, welches durch die
                              									feuchte Luft an der Oberfläche theilweise aufgelöst wird, wodurch zarte Rinnen,
                              									Erhöhungen und Vertiefungen entstehen; beim starken Erhizen der sogenannten unedeln
                              									Metalle, als bei Kupfer, Blei, Zinn, Eisen, und ausgezeichnet schön bei
                              									krystallisirtem Wismuth: bei diesem deßhalb, weil die einzelnen Krystalle aus einer
                              									Menge einzelner Blättchen bestehen, die immer getrennt sind durch sehr feine
                              									Streifungen, welche eigentlich sehr feine Vertiefungen sind. – Auch die
                              									Farben des schmelzenden Silbers haben sicherlich ihren Grund nur darin, daß sich die
                              									schmelzende Silberkugel in einer rotirenden wellenförmigen Bewegung befindet, wobei
                              									wieder Erhöhungen und Vertiefungen stattfinden; es ist hier die einem jeden
                              									Hüttenkundigen bekannte Erscheinung des Silberbliks gemeint. – Ganz dieselben
                              									Farben zeigen die Seifenblasen, dünne Häute, Perlmutter, Federn, Haare, wenn man
                              									gegen die Sonne sieht und dieselben vor die Augen so hält, daß das Licht an
                              									denselben vorbeigeht.
                           Diese Farben sind bei den verschiedensten eben angegebenen Körpern überall ein und
                              									dieselben, und dieß berechtigt zu der Annahme, daß sie einen ganz allgemeinen, für
                              									alle Fälle anwendbaren Erklärungsgrund haben müssen, und dieser kann kein anderer
                              									seyn, als der als Beugung des Lichts bekannte: denn es ist unbezweifelt, daß wenn
                              									das Licht bei Körpern an deren Rändern vorbeigeht, es eine Beugung erleidet, wodurch
                              									die Farben erscheinen; in allen den genannten Fällen finden sich aber überall sehr
                              									zarte Risse, Spalten, Rize, an denen sich das Licht beugt, wodurch die Farben
                              									entstehen müssen. Auf die Stahl-, Silber-, Platin- oder
                              									Goldplatten haben sich aber sehr zarte Ringe metallischen Kupfers oder Bleies
                              									niedergeschlagen, welche beim Erhizen der Platten sich sehr wahrscheinlich an
                              									verschiedenen Stellen mehr oder minder ausdehnen; hiedurch entstehen aber die
                              									zartesten Erhöhungen und Vertiefungen, und es tritt der vorige Fall ein: das Licht
                              									wird sich an diesen beugen, und es müssen hiedurch die Farben entstehen nach dem
                              									allgemeinen Gesez.
                           Die Erscheinung des Anlaufens der Metalle hat gewiß auch nur hierin seine Erklärung;
                              									denn es bilden sich bei der Erhizung an ihrer Oberfläche mehr und minder durch die
                              									Wärme ausgedehnte Stellen, an denen sich das Licht beugt, wodurch folglich Farben
                              									entstehen müssen; so z.B. bei dem Anlaufen des Stahls u.s.w. Man könnte auch
                              									annehmen, daß bei dem Erhizen der Metallflächen sich verschiedene dike Oxydschichten
                              									der Metalle bildeten, wodurch ebenfalls eine Beugung des Lichts und eben deßhalb
                              									Farben entstehen müßten; allein die Oxyde oder Metallkalke sind gewöhnlich matt und
                              									reflectiren das Licht nicht, man müßte denn annehmen, daß sie bei der Erhizung in
                              									einen geschmolzenen Zustand übergingen, in welchem sie das Licht reflectiren.
                              									– In beiden Fällen müssen aber auf der Oberfläche der erhizten Metalle zarte
                              									Erhöhungen und Vertiefungen entstehen, welche zur Entstehung der Farben, aus dem
                              									angegebenen Grunde, Veranlassung geben, und dieses ist der Grund, warum stets
                              									dieselben Farbennüancen, selbst bei den verschiedenartigsten Körpern und unter
                              									scheinbar gar nicht mit einander vergleichbaren Fällen, auftreten müssen. (Gewerbeblatt für
                                    											Sachsen, 1842, Nr. 29.)