| Titel: | Ueber die Prüfung der käuflichen Oehle auf eine Verfälschung; von Apotheker Heydenreich in Straßburg. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XX., S. 58 | 
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                        XX.
                        Ueber die Pruͤfung der kaͤuflichen
                           								Oehle auf eine Verfaͤlschung; von Apotheker Heydenreich in
                           								Straßburg.
                        Aus dem Bulletin de la Soc. industr. de Mulhausen, No.
                              									74.
                        Heydenreich, uͤber die Pruͤfung der
                           								kaͤuflichen Oehle auf eine Verfaͤlschung.
                        
                     
                        
                           Vor Kurzem wurde die Untersuchung einer Partie im Handel als Rüböhl verkauften Oehles
                              									auf seine Reinheit angeordnet. Die Experten glaubten das Vorhandenseyn von
                              									Wallfischthran in demselben zu erkennen, wagten aber, da sie außer einem schwachen
                              									Geruch nach Thran keinen entscheidenden Beweis beibringen konnten, nicht, sich
                              									bestimmt auszusprechen und zogen dann mich zu Rathe, ob die Chemie wohl keine
                              									sichern Merkmale darböte, um die verschiedenen Oehle von einander zu
                              									unterscheiden.
                           Diese Frage ist, namentlich für unsere Stadt (Straßburg), welche wegen ihres
                              									raffinirten Rüböhls (huile de navette et de colza) so
                              									berühmt ist, von großer Wichtigkeit; denn da gar kein Oehl sich so gut reinigen läßt
                              									und zur Beleuchtung so geeignet ist. liegt sehr viel daran, es unverfälscht zu
                              									erhalten. Doch waren jezt zwei Jahre her schlechte Rapssaat-Ernten, wodurch
                              									der Preis natürlich in die Höhe ging und viele Betrügereien und Verfälschungen mit
                              									geringern und wohlfeilern Oehlen veranlaßt wurden. Auch beklagen sich viele unserer
                              									Raffineurs, daß es ihnen jezt so schwer werde, dieselben Resultate wie früher zu
                              									erhalten. Andererseits ist es nicht minder wichtig, daß in den Tuchmanufacturen, wo
                              									man nur nicht troknende Oehle zum Vorbereiten der Wolle brauchen kann, diese von
                              									troknenden Oehlen, wie dem Leinöhl, dem Mohnöhl und dergleichen, frei seyen.
                           Ich suchte nun entscheidende und charakteristische Reactionen ausfindig zu machen,
                              									welche es auch mit der Chemie nicht vertrauten Personen möglich machen, solche
                              									Betrügereien zu entdeken. Zu diesem Behufe hielt ich mich, abgesehen von den
                              									Merkmalen der Farbe, der Consistenz, des Erstarrungsgrades u.s.w., an drei
                              									Versuchsreihen, nämlich:
                           1) An den eigenthümlichen Geruch, welchen die Oehle beim
                                 										leichten Erwärmen entwikeln. Man braucht hiezu nur ein paar Tropfen des zu
                              									prüfenden Oehls in eine kleine Porzellanschale zu bringen und einige Augenblike der
                              									Flamme einer Weingeistlampe auszusezen. Der sich entwikelnde Geruch erinnert dann an
                              									die Pflanze, oder das Thier, welche dasselbe lieferte; vorzüglich wenn man den
                              									Versuch im Vergleich mit einem als rein anerkannten Oehl anstellt, erhält dieses
                              									Merkmal großen Werth. Man erkennt das Vorhandenseyn von Leinöhl oder Wallfischthran
                              									im Rüböhl u. dergl. auf diese Weise ganz gut. Doch darf man nicht vergessen, daß
                              									dieses Merkmal ein etwas gar zu flüchtiges ist und in der That nur dienen kann, um
                              									auf andere Versuche zu leiten, oder um andere Proben zu bestätigen.
                           2) An die Einwirkung der concentrirten Schwefelsäure auf die
                                 										Oehle. Vermischt man ein wenig concentrirte Schwefelsäure mit irgend einem
                              									Oehl (etwa 1 bis 2 Thle. mit 100 Theilen des Oehls), so nimmt man bald eine ziemlich
                              									starke Reaction wahr; es tritt erhöhte Temperatur und Färbung ein; man pflegt dann
                              									zu sagen, die Säure beraube das Oehl seiner schleimigen Theile.
                           Nach den Versuchen des Hrn. Fremy wirkt die Schwefelsäure
                              									bei gewöhnlicher Temperatur auf die Oehle ungefähr wie die Hize oder die Alkalien,
                              									nämlich umwandelnd in Oleïn-, Margarin- und Stearinsäure, indem
                              									sie sich selbst mit dem Glycerin verbindet und Glycerinschwefelsäure (Chevreul's Adipinschwefelsäure) bildet; doch sagt Berzelius, daß die drei Fettsäuren mit den bei der
                              									Zersezung der Seifen entstehenden nicht ganz identisch seyen, und daß die
                              									Glycerinschwefelsäure als ein saures Salz betrachtet werden könne, in welchem das
                              									Glycerin die Rolle einer Basis spielt, indem ein Alkali-Ueberschuß das
                              									Glycerin aus seiner Verbindung mit der Schwefelsäure verdrängen könne. Erhizt man
                              									das Gemisch von Oehl und Säure, vorzüglich wenn leztere in größerem Verhältniß
                              									zugesezt wurde, so entwikelt sich schweflige Säure und das Oehl wird in künstlichen
                              									Gerbestoff und Kohle verwandelt.
                           Es mag sich nun mit diesen Reactionen wie immer verhalten, so sind sie für unseren Zwek
                              									nicht wesentlich. Nur die Färbung der Oehle durch die Schwefelsäure ist für uns
                              									wichtig, denn diese benüzen wir.
                           Legt man ein weißes, ebenes Glas horizontal auf ein Blatt Papier, läßt 10–15
                              									Tropfen Oehl und dann ein Tröpfchen concentrirte Schwefelsäure von 66°
                              									Baumé darauf fallen ohne umzurühren, so nimmt man bald eine Färbung wahr,
                              									welche je nach dem Oehl verschieden ist.
                           Mit dem Rüböhl erzeugt sich nach und nach ein grünlichblauer Kreis in einer gewissen Entfernung von dem
                              									Säuretropfen, während in der Mitte, wo die Reaction am stärksten ist, einige gelbbraune, helle Streifen entstehen.
                           Mit dem Oehl vom schwarzen Senf entsteht ebenfalls grünblaue Färbung; doch muß zweimal so viel Oehl dazu
                              									genommen werden, 25 bis 30 Tropfen.
                           Beim Wallfisch- und Stokfischthran bemerkt man anfangs eine ganz eigenthümliche Bewegung von
                              									der Mitte nach dem Umkreis und zu gleicher Zeit eine Färbung ins Rothe, welche immer lebhafter wird; nach 12 bis 15
                              									Minuten wird der Rand violett und zwei Stunden darnach erhält der ganze Fleken diese
                              									Farbe.
                           Mit dem Leindotter-Oehl (Myagrum sativum) entsteht eine gelbe, später in
                              										lebhaftes Orange übergehende Färbung.
                           Mit dem Olivenöhl ist die Färbung anfangs blaßgelb, dann grünlichgelb.
                           Mit dem Mohnöhl und dem Süßmandelöhl
                                 										ist sie klar gelb, später trüb gelb.
                           Im Leinöhl erzeugt die Säure ein schönes dunkelbraunrothes Nez, welches nach und nach ins Schwarzbraune übergeht.
                           Das Talgöhl oder die im Handel vorkommende Oleinsäure wird
                              										braun gefärbt.
                           Wenn man, statt die Schwefelsäure ruhig auf das Oehl wirken zu lassen, beim Zusezen
                              									des Tropfens beide Flüssigkeiten mit einem Glasstäbchen umrührt, so daß ein
                              									homogenes Ganzes daraus entsteht, dann tritt eine andere Reihe von Erscheinungen
                              									ein.
                           Das Rüböhl nimmt dann eine grünlichblaue gleichmäßige Färbung ohne eine Nuance von Roth an; und zerrührt man es, statt mit einem einzigen,
                              									mit 5 bis 6 Tropfen Schwefelsäure, so nimmt das Ganze eine nicht sehr starke matte rothbraune Farbe an und bleibt nur am Rande grün.
                              										Das Oehl vom schwarzen Senf reagirt eben so, wenn man zwei- bis
                              									dreimal so viel Oehl nimmt; nur bleibt die Farbe etwas matt.
                           Der Wallfisch- und Stokfischthran färben sich beim Umrühren anfangs sehr lebhaft braunroth und gehen hierauf nach und nach ins Dunkelbraune und Violette ohne
                              									eine Spur von Grün über. Verrührt man sie mit 5 bis 6
                              									Tropfen Säure, so wird die Färbung viel intensiver und es erscheint die violette
                              									Farbe viel früher.
                           Das Leindotteröhl wird gelbgrau; nimmt man aber statt 10
                              									Tropfen Oehl 30, so entsteht auch eine leichte blaugrüne
                              									Färbung, welche ein weiters hinzugesezter Tropfen Säure sogleich in Grau umändert; 5 bis 6 Tropfen Säure färben es sehr lebhaft orange.
                           Das Baumöhl, Mohn- und Süßmandelöhl werden alle drei mehr oder weniger schmuzig- oder graulichgelb und durch
                              									einen größeren Zusaz von Säure wird die Reaction nur lebhafter.
                           Das Leinöhl mit einem Glasstab gerührt, gerinnt mit schwarzrother Farbe; sezt man 5 oder 6 Tropfen Säure
                              									hinzu, so bildet das Ganze eine consistente, harzige, schwarze
                                 										Masse. Allerdings verdiken sich alle anderen Oehle ebenfalls mehr oder
                              									weniger bei einem starken Säurezusaz; keines aber in diesem Maaße und mit dieser
                              									schwarzen Färbung wie das Leinöhl.
                           Das Talgöhl färbt sich schmuzig
                                 										dunkelbraun, welche Farbe durch einen größern Säurezusaz nur verstärkt
                              									wird.
                           Wenn man im Handel ein Oehl verfälscht, so sezt man natürlich immer einem theureren
                              									Oehle ein wohlfeileres zu; man wird daher niemals Mandel- oder Baumöhl, oder
                              									Stokfischthran zur Verfälschung des Rüböhls anwenden, wohl aber filtrirten oder
                              									gereinigten Wallfischthran, Leindotteröhl, Leinöhl, manchmal auch Mohnöhl. Wenn man
                              									demnach, vom Geruch veranlaßt, z.B. eine Verfälschung mit Wallfischthran, welche von
                              									allen am häufigsten vorkömmt, argwohnt, so bringt man auf eine Glastafel
                              									10–15 Tropfen Rüböhl, von dessen Reinheit man überzeugt ist, daneben eben so
                              									viel Wallfischthran, ferner eine gleiche Menge des zu untersuchenden Oehls und zu
                              									jedem dann ein Tröpfchen Säure; aus der sich erzeugenden Farbe schließt man auf die
                              									Reinheit des Oehls und aus den Nuancen zwischen dem lebhaften Roth des
                              									Wallfischthrans und dem Grünblau des Rüböhls auf den Grad seiner Verfälschung; es
                              									gelang mir auf diese Weise, eine Verfälschung des Oehls mit der Hälfte
                              									Wallfischthran zu ermitteln, welche dann von der Dichtigkeitsbestimmung bestätigt
                              									wurde. Man muß bei diesen
                              									Versuchen vorzüglich den Anfang der Reaktionen, und zwar nebeneinander, wohl
                              									beobachten; denn nach einer Viertelstunde sind die Farben nicht mehr so deutlich;
                              									auch soll man der größern Sicherheit wegen das erstemal nicht, ein zweitesmal aber
                              									umrühren. Es soll nur ein einziger Tropfen Säure auf wenigstens 10 Tropfen Oehl
                              									genommen werden, indem sonst, wie wir oben sahen, die Reaction zu stark wird.
                              									– So werden auch die Reactionen auf Verfälschung mit Leinöhl u.s.f. durch die
                              									oben angegebenen Farben entdekt.
                           Die Verfälschung mit Mohnöhl kömmt im Handel selten vor, weil der Preis desselben in
                              									der Regel etwas höher ist als der des Rüböhls; dieses Jahr jedoch fand das
                              									Gegentheil statt und es wurde wirklich mit Mohnöhl verfälschtes Rüböhl angetroffen.
                              									In diesem Falle ist die grünblaue Färbung immer nur schwach und zieht ins Gelbliche,
                              									doch nicht deutlich genug, um mit Sicherheit auf die Verfälschung schließen zu
                              									können; die Verschiedenheit der Dichtigkeit der Oehle aber, welche, wie man unten
                              									sehen wird, ein wenigstens eben so entscheidendes Merkmal für die Aechtheit der
                              									Oehle abgibt, als die Farbe, thut auch hier gute Dienste. So auch beim
                              									Leindotteröhl.
                           In Paris soll auch das Talgöhl manchmal dem Rüböhl beigemengt werden; beim Talgöhl
                              									sind aber, außer der braunen Färbung durch Schwefelsäure, der Talggeruch, die braune
                              									Farbe, die saure Reaction und besonders die geringe Dichtigkeit so überzeugende
                              									Kennzeichen, daß man, um sich betrügen zu lassen, die Augen verschließen müßte.
                           3) An die Bestimmung der Dichtigkeit der Oehle.
                           Jedes Oehl, sofern es nur von ein und derselben Pflanze oder demselben Thier
                              									abstammt, hat seine ihm eigenthümliche Dichtigkeit, welche bei gleicher Temperatur
                              									nie mehr als um ein paar Zehntausendtel abweichen kann; diese Dichtigkeit liegt bei
                              									den bisher untersuchten Oehlen zwischen 0,900 (Talgöhl) und 0,961 (Ricinusöhl), das
                              									Wasser bei + 15° C. als Einheit angenommen; was am Gay-Lussac'schen 100theiligen Alkoholometer dem 66° bis
                              									herab zum 34° entspricht. Wir lassen Schübler's
                              									Tabelle der Dichtigkeit der Oehle, welche Berzelius in der neuesten Auflage seines
                              									Lehrbuchs der Chemie mittheilt, folgen und sezen die entsprechenden Grade des Gay-Lussac'schen Alkoholometers bei, welche wir
                              									annehmen zu müssen glaubten, weil dieser Aräometer (in Frankreich) der verbreitere
                              									ist, und ein Instrument mehr durch dasselbe erspart wird. Man könnte sich sehr
                              									leicht auch eine Oehlwaage construiren, bei welcher man für 15° Temperatur
                              									als äußersten Punkt am Fuße der Scala 0,970, oder etwas mehr als die Dichtigkeit
                              									des Ricinusöhls, und oben 0,900, oder die Dichtigkeit des Talgöhls sezte. Man würde
                              									diesen Raum dann in 70 Grade eintheilen, so daß jeder Grad einem Tausendel in der
                              									Tabelle der Dichtigkeiten entspräche.
                           Specifisches Gewicht der Oehle, das Wasser als Einheit
                                 										angenommen.
                           
                              
                                 Namen der Oehle.
                                 Specifisches Gewichtbei +15° C. (12°
                                    											R.)
                                   Entsprechende Grade
                                    											des100theiligen Alkoholmeters.Die dem unbewaffneten Auge unsichtbaren Bruchtheile wurden
                                          													weggelassen.
                                 
                              
                                 Talgoͤhl
                                         0,9003
                                             
                                    											66
                                 
                              
                                 Zwetschgenkenoͤhl
                                         0,9127
                                             
                                    											60 3/5
                                 
                              
                                 Ruͤboͤhl
                                         0,9128
                                             
                                    											60 3/5
                                 
                              
                                 Rapssaatoͤhl
                                         0,9136
                                             
                                    											60 1/5
                                 
                              
                                 Fruͤhkohloͤhl
                                         0,9139
                                             
                                    											60
                                 
                              
                                 Erdkohlruͤbsamenoͤhl
                                         0,9141
                                             
                                    											60
                                 
                              
                                 Weißsenf-Oehl
                                         0,9142
                                             
                                    											60
                                 
                              
                                 Dikruͤbenoͤhl
                                         0,9167
                                             
                                    											58 4/5
                                 
                              
                                 Schwarzsenf-Oehl
                                         0,9170
                                             
                                    											58 2/3
                                 
                              
                                 Olivenoͤhl
                                         0,9176
                                             
                                    											57 2/3
                                 
                              
                                 Mandeloͤhl
                                         0,9180
                                             
                                    											58 1/4
                                 
                              
                                 Rettigsamenoͤhl
                                         0,9187
                                             
                                    											58
                                 
                              
                                 Weinkernoͤhl
                                         0,9202
                                             
                                    											57 1/5
                                 
                              
                                 Buchekeroͤhl
                                         0,9225
                                             
                                    											56
                                 
                              
                                 Filtrirter Wallfischthran
                                         0,9231
                                             
                                    											55 4/5
                                 
                              
                                 Kuͤrbissamenoͤhl
                                         0,9231
                                             
                                    											55 4/5
                                 
                              
                                 Tabaksamenoͤhl
                                         0,9232
                                             
                                    											55 3/4
                                 
                              
                                 Gartenkresseoͤhl
                                         0,9240
                                             
                                    											55 1/4
                                 
                              
                                 Haselnußoͤhl
                                         0,9242
                                             
                                    											55 1/4
                                 
                              
                                 Mohnoͤhl
                                         0,9243
                                             
                                    											55 4/4
                                 
                              
                                 Tollkirschen
                                    											(Belladonna-)Oehl
                                         0,9250
                                             
                                    											55
                                 
                              
                                 Leindotteroͤhl
                                         0,9252
                                             
                                    											54 3/4
                                 
                              
                                 Tannensamenoͤhl
                                         0,9258
                                             
                                    											54 1/2
                                 
                              
                                 Waͤlschnußoͤhl
                                         0,9260
                                             
                                    											54 2/5
                                 
                              
                                 Sonnenblumenoͤhl
                                         0,9262
                                             
                                    											54 1/3
                                 
                              
                                 Hanfoͤhl
                                         0,9276
                                             
                                    											53 2/3
                                 
                              
                                 Nachtviolenoͤhl
                                         0,9282
                                             
                                    											53 1/3
                                 
                              
                                 Fichtensamenoͤhl
                                         0,9312
                                             
                                    											51 1/2
                                 
                              
                                 Leinoͤhl
                                         0,9347
                                             
                                    											50
                                 
                              
                                 Wauoͤhl
                                         0,9358
                                             
                                    											49 1/2
                                 
                              
                                 Spillbaumoͤhl
                                         0,9360
                                             
                                    											49 /13
                                 
                              
                                 Ricinusoͤhl
                                         0,9611
                                             
                                    											33 3/4
                                 
                              
                           Wenn man diese Tabelle durchgeht, so findet man unter den im Handel vorkommenden
                              									Oehlen, namentlich unter jenen, die zur Verfälschung benuzt werden, bedeutende
                              									Verschiedenheiten der Dichtigkeit; so wiegt das Rüböhl bei 15° C. 60
                              									3/5° am Alkoholometer, während das Buchekeröhl 56°, der Wallfischthran
                              									55 4/5, das Mohnöhl 55 1/4, das Leindotteröhl 55 3/4, das Leinöhl 50° zeigt.
                              									Sobald also das Rüböhl weniger als 60° zeigt, kann mit Sicherheit daraus
                              									geschlossen werden, daß es mit einem andern vermischt ist u.s.f.; freilich erfahren
                              									wir dadurch nicht, mit welchem; dieß zeigen uns aber die oben angeführten
                              									Kennzeichen. Ist einmal das zur Verfälschung angewandte Oehl bestimmt, so erfährt
                              									man durch den Alkoholometer das quantitative Verhältniß genau.
                           
                        
                           Bericht des Hrn. Penot über vorstehende
                                 									Abhandlung.
                           Es fehlte bisher an Mitteln, die so häufig vorkommende Verfälschung der Oehle zu
                              									entdeken. Mit dem Olivenöhl allein wurden, seines hohen Preises wegen, in dieser
                              									Hinsicht Versuche angestellt und in deren Folge mehrere Mittel zu dessen
                              									Untersuchung angegeben; diese sind: Rousseau's
                              									Diagometer, Poutet's Probe mit salpetersaurem Queksilber,
                              									die von Felix Boudet mit Untersalpetersäure, Faure's Ammoniakprobe, Lipowitz's Chlorkalkprobe. Doch geht aus einer Reihe von Versuchen, welche
                              										Soubeiran und Blondeau
                              									anstellten, hervor, daß keines dieser Verfahren vollkommen genüge.Polytechn. Journal Bd. LXXX. S.
                                       											45. Hr. Heydenreich schlägt zur Untersuchung der
                              									Oehle dreierlei gemeinschaftlich anzuwendende Proben vor.
                           1) Der Geruch. Dieser kann, so flüchtig er ist, auf die Entdekung einer Verfälschung
                              									führen, namentlich, wenn auch das beigemischte Oehl sich durch den Geruch verräth.
                              									Doch muß bemerkt werden, daß dasselbe, d.h. das von einer und derselben Frucht oder
                              									demselben Samen gewonnene Oehl nicht immer denselben Geruch hat. Vorzüglich ist dieß
                              									bei dem Olivenöhl der Fall, dessen Geruch oft nach dem Lande, von welchem es kömmt,
                              									verschieden ist, und auch bei andern Oehlen, je nachdem sie kalt oder warm
                              									ausgepreßt wurden.
                           2) Die Reaction der Schwefelsäure von 66°. Ich stellte solche Versuche mit 22
                              									verschiedenen Oehlsorten an. Statt 10–15 Tropfen Oehl auf je einen Tropfen
                              									Säure nahm ich aber von jedem Oehl 20 Tropfen und operirte in Schälchen von weißem
                              									Porzellan. Die Erscheinungen wichen von jenen des Verf. hie und da etwas ab, wie es
                              									sich nicht anders erwarten ließ.
                           Außer der Schwefelsäure bediente ich mich auch noch eines andern Reagens, nämlich
                              									einer kalt bereiteten, gesättigten Auflösung von rothem
                                 										chromsaurem Kali in Schwefelsäure. Auch von dieser gieße ich 1 Tropfen auf
                              									20 Tropfen Oehl und rühre um. Alle damit probirten 22 Oehle zeigten
                              									charakteristische Erscheinungen. Die Reactionen beider Prüfungsmittel sind in
                              									folgender Tabelle zusammengestellt.
                           
                        
                           
                           Wirkung eines Tropfens Reagens auf 20 Tropfen
                                 									Oehls.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 85, S. 65
                              Oehle; Schwefelsäure; ohne
                                 										umzurühren; gerührt; Auflösung von doppeltchromsaurem Kali; Oehlsäure;
                                 										Röthlicher Fleken, röthlicher Ring; Braunroth; Mandelöhl; Klares Gelb,
                                 										orangerothe Fleken; Schmuziggrün; Gelbliche Klümpchen; Wallfischthran; Röthliche
                                 										Klümpchen auf braunem Grunde; Weinhefe; Rothbraune Klümpchen auf braunem Grund;
                                 										Hanföhl; Braune Klümpchen auf gelbem Grunde; Grünlichbraun; Gelbe Klümpchen aus
                                 										grünem Grund; Rapssaatöhl, Wenig merkt. Fleken; Grün; Gelbe Klümpchen auf
                                 										chromgrün. Grund; Stokfischleberthran; Dunkelbraun; Dunkelbraun; Dunkelbraun;
                                 										Leinöhl (v. Oberrhein); Dunkelbraunroth; Braune Klümpchen a. grauem Grund;
                                 										Braune Klümpchen auf beinahe farblosem Grund; Leinöhl (von Paris); Weniger
                                 										dunkles Braunroth; Braune Gerinnung auf grünem Grund; Braune Klümpchen auf
                                 										chromgrün. Grunde; Madiaöhl; Schwach braunroth, obendrauf eine dünne grauliche
                                 										Schicht; Olivengrün; Kleine braune Klümpchen auf olivenfarbenem Grund; Rüböhl
                                 										(jähriges, bei Grün. gelinder Wärme gepreßtes); Grün; Bläulichgrün; Gelbe
                                 										Klümpchen auf chromgrün. Grunde; Rüböhl (jähriges, bei gelinder Wärme gepreßtes,
                                 										aus einer andern Fabrik); Grün; Blaulichgrün; Gelbe Klümpchen auf schmuziggrünem
                                 										Grund; Rüböhl (frisches); Grün; Bläulichgrün; Gelbe Klümpchen auf chromgrün.
                                 										Grund; Nußöhl; Braungelb; Dunkelbraune Gerinnung; Braune Klümpchen. Nußöhl
                                 										(jähriges); Gelb; Weniger dunkles Schmuzigbraun; Braune Klümpchen. Nußöhl
                                 										(jähriges, aus Orangegelb; Schmuzigbr.; Braune Klümpchen. Olivenöhl (von
                                 										Beaucaire); Schwach gelb; Schmuzigbr.; Bräunlich-olivengrün; Olivenöhl
                                 										(unreines); Schwache Fleken; Grünlichgrau; Bräunlich-olivengrün;
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 85, S. 66
                              Oehle; Schwefelsäure; ohne
                                 										umzurühren; gerührt; Auflösung von doppeltchromsaurem Kali;
                                 										Olivenöhl(sogenanntes Fabriköhl (huile tourante),
                                 										aus gegohrnen Oliven; Orangegelb; Bräunlichgrau; Braun. Mohnöhl (frisches, kalt
                                 										gepreßtes); Gelber Fleken; Bräunlich olivengrün; Gelbe Klümpchen auf weißem
                                 										Grund; Mohnöhl (jähriges, bei gelinder Wärme gepreßtes); Grünlicher Fleken;
                                 										Blaßgrün; Gelbe Klümpchen auf grünem Grund; Ochsenklauenöhl; Blaßgelber Fleken;
                                 										Schmuzigbr; Braune Klümpchen auf braunem Grund; Inländisches Ricinusöhl;
                                 										Unbedeutender gelber Fleken; Beinahe farblos; Sehr blaßgrün; 
                              
                           Aus dieser Tabelle ist zu ersehen, daß gleichbenannte Oehle mit denselben Reagentien
                              									nicht immer gleiche Reactionen geben. Es hängt dieß von dem Orte ihrer Herkunft,
                              									ihrem Alter, ihrer Bereitungsweise u.s.f. ab. Doch läßt sich durch einen
                              									vergleichenden Versuch mit reinem Oehl die Verfälschung wenigstens mit
                              									Wahrscheinlichkeit erkennen. So erhielt ich, als ich 10 Theilen Rapssaatöhl bald 1
                              									Th. Wallfischthrans, bald 1 Th. Leinöhls oder Oleinsäure zusezte, folgende
                              									Resultate:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 85, S. 66
                              Gemische; Schwefelsäure; ohne
                                 										umzurühren; gerührt; Auflösung von doppeltchromsaurem Kali; Rapssaatöhl u.
                                 										Wallfischthran; Rötherer Grund als beim Rapssaatöhl;
                                 										Bräunlich-olivengrün; Röthliche Klümpchen auf grauem Grund;
                                 										Rapssaat- u. Leinöhl; Kein merklicher Unterschied gegen Rapssaatöhl;
                                 										Olivengrün; Stärker rothe und zahlreichere Klümpchen auf dunkler grünem Grund;
                                 										Rapssaatöhl u. Oleïnsäure; Kein merklicher Unterschied gegen Rapssaatöhl;
                                 										Grünlichbraun; Röthliche Klümpchen auf olivengrünem Grunde;
                              
                           Ist durch diese Andeutungen eine Verfälschung nachgewiesen, so sucht man das
                              									zugesezte Oehl durch Reagentien oder den Geruch (bei gelindem Erwärmen) zu erkennen
                              									und als Gegenversuch eine ähnliche Oehlmischung darzustellen, die sich in Allem eben
                              									so verhalten muß.
                           3) Die Dichtigkeit betreffend, glaube ich nicht, daß gleichbenannte und gleichreine,
                              									aber nicht identische Oehle auch dieselbe Dichtigkeit haben müssen; doch dürfte der
                              									Unterschied nie bedeutend seyn; so fand ich auch die von Hrn. Heidenreich angegebenen Dichtigkeiten beinahe immer bestätigt.
                           Wenn der Alkoholometer und der Geruch eines Oehls eine Verfälschung desselben
                              									vermuthen lassen, so dienen die oben erwähnten Reagentien, um die Art und Menge des
                              									zugesezten Oehls zu erkennen.