| Titel: | Ueber die Zucht der Seidenraupen mit drei Häutungen; von Francesco Spreafico. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XXI., S. 67 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXI.
                        Ueber die Zucht der Seidenraupen mit drei
                           								Haͤutungen; von Francesco
                              									Spreafico.
                        Aus dem Repertorio d'Agricultura di Torino im Echo du monde
                                 										savant 1842, No. 724, 726, 727 und 732.
                        Spreafico, uͤber die Zucht der Seidenraupen mit drei
                           								Haͤutungen.
                        
                     
                        
                           Die Race der dreimal sich häutenden Seidenwürmer, welche bei den Chinesen die am
                              									allgemeinsten verbreitete und geschäzteste ist und sogar in Italien zu Vida's und Aldrovande's Zeit
                              									die bekannteste gewesen zu seyn scheint, ist jezt auf einige wenige Bezirke der
                              									Lombardei und des Friauls beschränkt und so in Vergessenheit gerathen, daß viele
                              									Leute in der Brenzia von ihrer Existenz nicht einmal etwas wissen. Dessen ungeachtet
                              									haben viele unserer neuesten und besten Schriftsteller ihrer vortheilhaft erwähnt
                              									und sie den Züchtern empfohlen. Diese aber, in ihrem gewohnten Mißtrauen gegen alles
                              									Geschriebene, nahmen von diesem Lobe wenig Notiz und blieben bei den andern Nacen,
                              									welche hiedurch bei uns allgemein wurden, unsern Bedürfnissen übrigens Genüge
                              									leisten und ein im Handel recht beliebtes Product liefern.
                           Schon seit mehreren Jahren ziehe ich Seidenraupen mit drei Häutungen zu gleicher Zeit
                              									mit gewöhnlichen, zu Hause so wohl als bei Pächtern, und immer mit gutem Erfolg.
                           Die ganz besondere Eigenthümlichkeit dieser Race ist die, von welcher sie auch ihren
                              									Namen hat, nämlich nur dreien Häutungen unterworfen zu seyn. Das Leben dieses Wurms
                              									im Larvenzustand zerfällt demnach nur in vier Alter, welche etwas länger dauern als
                              									bei den gewöhnlichen, zusammengenommen aber etwa vier Tage weniger ausmachen. Die
                              										Dreihäuter unterscheiden sich auch durch ihre
                              									schnellere Entwikelung (sie werden in den frühern Altern schneller groß und dik), so wie auch durch
                              									ihr geringeres Volumen am Ende ihrer Lebenszeit; denn sie sind die lezten Tage
                              									merklich kleiner als die gewöhnlichen Würmer. Der Cocon derselben unterscheidet sich
                              									durch seine Leichtigkeit, durch die Gleichmäßigkeit und Regelmäßigkeit seiner
                              									Gestalt und durch die größere Feinheit seiner Seide. Es gibt deren zwei Varietäten,
                              									die weiße und die gelbe; erstere ist nach Hrn. Gera etwas
                              									matt und nicht sehr reich an Seide. Die andere aber gibt eine sehr feine, glänzende,
                              									und viel Seide. Diese leztere, die einzige, von welcher wir sprechen hörten, wird
                              									von ihm auch empfohlen.
                           Aus diesen wenigen Zügen lassen sich die Vortheile ihrer Zucht auch schon abnehmen;
                              									je weniger Häutungen, desto kürzer die Zucht, desto werthvoller der Cocon. Die
                              									Eigenthümlichkeit, einmal weniger der Häutungs-Krisis unterworfen zu seyn,
                              									bietet schon den Vortheil, daß eine Veranlassung weniger zu verschiedenen
                              									Krankheiten vorhanden ist, welche durch die Unwissenheit und Unachtsamkeit der
                              									Züchter nur gar zu häufig jedes Jahr wiederkehren. Gerade durch diese Umstände
                              									erwächst dem nicht umsichtigen Züchter eine unnüze und außer der Zeit liegende
                              									Blätter-Consumtion, welche der Gesundheit der Würmer noch vollends zum
                              									Nachtheile gereicht, indem der Mist dadurch vermehrt und jene Gleichmäßigkeit,
                              									welche der Seidenzucht so förderlich ist, gestört wird. Hiezu kömmt noch das
                              									Wegräumen der Würmer, um die Streu zu erneuern, welche Wegräumung bald zu früh, bald
                              									zu spät, beinahe immer aber nicht sorgfältig genug geschieht. Der Hauptvorzug dieser
                              									Würmer aber, welcher ihnen eigenthümlich ist, liegt in ihrer kürzern Lebensdauer; es
                              									ist in der That auffallend, daß die Folgen hievon nicht schon gewürdigt wurden. Je
                              									kürzer die Zucht, desto weniger sind die Gefahren, desto weniger Möglichkeiten für
                              									Unglüksfälle. Außerdem macht die auf wenigere Tage reducirte Arbeit geringere Kosten
                              									und geringern Aufwand an Zeit und Mühe. Woran überdieß dem Landwirth am meisten
                              									liegt, ist der unangenehmen, ihn oft bedrängenden Alternative einer zu sehr beeilten
                              									Bebrütung oder einer verspäteten Zucht zu entgehen.
                           Beim Anfang einer Campagne überläßt man sich gänzlich der Fürsorge für ein schnelles
                              									Auskriechen, sobald nur das Blatt hinlänglich entwikelt ist, um die Ernährung der
                              									jungen Würmer zu sichern. Man eilt, um nicht in die drükend heiße Jahreszeit hinein
                              									zu kommen, um den Zeitstörungen zu entgehen, um für andere dringende Arbeiten Zeit
                              									zu gewinnen und endlich um den jungen Maulbeersprößlingen Zeit zu lassen, sich gegen
                              									die Strenge des Winters zu erstarken. Während aber der Landwirth die kostbare Zeit
                              									nicht zu verlieren trachtet, sezt er sich den gefährlichen Folgen einer übereilten
                              									und schlecht geleiteten Geburt aus. Wenn unversehens die heiße Jahreszeit hereinbricht, treibt
                              									er die Wärme zu hoch; läßt jene aber auf sich warten und ist die Bebrütung schon zu
                              									weit vorgerükt, so erniedrigt er die Temperatur, um die Geburt zurükzuhalten. In
                              									Folge dieses unregelmäßigen Wechsels erleidet man alle Jahre einen Unfall und ist
                              									sogar manchmal gezwungen, die kaum gebornen Würmer wegzuwerfen; immer aber machen
                              									sich bei der Zucht die schon während der Geburt gebildeten krankhaften Keime
                              									fühlbar. Abgesehen von diesen Unfällen, welchen sich der Landwirth durch zu große
                              									Eile aussezt, steht es auch nicht immer in seiner Gewalt, die Eier zur gehörigen
                              									Zeit auskriechen zu lassen. Wie oft zwingen ihn schlechtes Wetter oder andere
                              									Umstände, die Bebrütung wider seinen Willen zu verlängern! Das Zurükbleiben hat
                              									übrigens wieder seine Vortheile, weil dann das Blatt reichlicher vorhanden,
                              									nährender ist, den Würmern gesünder wird, die Jahreszeit nicht so kalt und
                              									veränderlich, folglich, vorzüglich im ersten Alter, zuträglicher ist. Bei diesem
                              									Conflicte einander entgegengesezter Gründe werden die Landwirthe über die zum
                              									Auskriechen geeignetste Zeit nicht wohl einig. Die meisten beginnen die Campagne mit
                              									der ersten Entwikelung der Blätter, andere ziehen eine beständigere Jahreszeit
                              									vor.
                           Nun ist aber die kürzere Dauer bei der Zucht der dreihäutigen Seidenwürmer diesen
                              									widersprechenden Bedürfnissen ganz angemessen, wegen der Leichtigkeit, womit sie die
                              									Verspätung der Geburt mit der vorzeitigen Ernte zu vereinigen, oder das Aufschieben
                              									der Geburt ohne Verspätung der Ernte, und wieder die Beschleunigung dieser ohne
                              									Uebereilung jener gestattet. Es handelt sich dabei allerdings nur um wenige Tage;
                              									allein diese wenigen Tage können vom größten Nuzen seyn.
                           Der erwähnten Vorzüge wegen verdienen die Dreihäuter mehr Berüksichtigung als bisher.
                              									Diejenigen vorzüglich, welche durch besondere klimatische Umstände, Arbeiten und
                              									andere Ursachen die Seidenzucht zu beschleunigen oder zu verzögern gezwungen sind,
                              									sollten diese Race jeder andern vorziehen. Ich finde es sogar bequem und nüzlich,
                              									diese und die gewöhnlichen Raupen zugleich zu ziehen, indem jene um einige Tage
                              									früher aufsteigen und hiedurch die Arbeit vertheilen; wollte man nach Hrn. Loiseleur-Deslongchamps' Vorschlag, zwei oder drei
                              									Zuchten zugleich zu machen, versuchen, dann wäre sicher die fragliche Race bei
                              									weitem vorzuziehen, eben wegen der kürzern Dauer ihrer Zucht.
                           Der zweite Vortheil der Dreihäuter besteht in der Quantität und Qualität der Seide,
                              									welche die Cocons liefern. Danbolo und nach ihm Moretti, Chiolini, Gera u.a. bestätigen, daß das Ergebniß
                              									der Cocons im Verhältniß größer sey als bei den gewöhnlichen, was sie dem geringern Gewichte
                              									der Puppe und dem regelmäßigem und consistentern Gewebe der Cocons zuschreiben. Alle
                              									Schriftsteller, welche später dieser Seide erwähnten, erklären sie für feiner und
                              									kernhafter. Da ich jedoch fand, daß Hr. Bonafous dieser
                              									Vorzüglichkeit des Seidenproducts keine Erwähnung thut und sich auf die Bemerkung
                              									beschränkt, daß diese Cocons eine gleiche Quantität, aber feinere Seide geben, so
                              									wandte ich mich an mehrere Spinner, welche Gelegenheit hatten, über das Ergebniß
                              									derselben Erfahrungen zu machen, und alle stimmten darin überein, daß die
                              									Dreihäuter-Cocons sich leichter und vollkommener ablösen als die
                              									gewöhnlichen. Ich führe hier nur Hrn. Peter Franz Negri,
                              									Director der Keller'schen Spinnerei zu Rogeno in Brianza,
                              									an, von welchem ich genaue Angaben besize. Derselbe stellte im Jahr 1840
                              									vergleichende Versuche mit zwei Partien Cocons an, deren eine von gewöhnlichen
                              									Würmern und die andere von Dreihäutern herrührte, welche zu gleicher Zeit, mit
                              									gleich gutem Erfolge und in einem und demselben Hause gezogen worden waren. Aus je
                              									10 mailändischen Pfunden Cocons erhielt er von den gewöhnlichen Würmern 27 Unzen,
                              									von den Dreihäutern 28 3/4 Unzen Seide von gleicher Stärke (d.h. von 7,625 Kilogr.
                              									in einem Falle 0,735 Kilogr.; im andern 0,782). Dieser Versuch scheint das bessere
                              									quantitative Ergebniß hinlänglich darzuthun.
                           Der Preis dieser Cocons ist noch nicht festgesezt, indem die Quantität derselben noch
                              									zu gering ist, als daß sie die Aufmerksamkeit hätten auf sich ziehen können. Sobald
                              									diese Race aber allgemeiner bekannt und verbreitet seyn wird, werden ihre Cocons
                              									gewiß von den Spinnern in ihrem wahren Werthe erkannt und verdientermaßen vorgezogen
                              									werden. Ihre Feinheit muß dieser Seide bei dem immer zunehmenden Wetteifer
                              									hinsichtlich der Seidenproducte den Vorzug verschaffen.
                           Dieß Alles zusammengefaßt, geben die Dreihäuter ein Product von größerm Werthe bei
                              									geringerer Gefahr und bei größerem Vortheil für den Landwirth, und es ist
                              									unbegreiflich, wie sie in Italien so in Vergessenheit gerathen konnten und noch
                              									gegenwärtig troz neuerer Empfehlung so wenig in Aufnahme kamen.
                           Der gewöhnlichste Einwurf gegen die Seidenwürmer mit drei Häutungen ist die
                              									anscheinend geringere Qualität des Products an Cocons, wegen ihres geringern
                              									Gewichts. Allerdings sind sie etwas leichter als die gewöhnlichen, deren 350 bis 400
                              									auf ein Pfund von 28 Unzen (0,762 Kilogr.) gehen, während man von erstem 440 bis 500
                              									dazu braucht. Aber ein nur geringer Kenner muß die Unhaltbarkeit eines auf bloßer
                              									Täuschung beruhenden Einwurfes erkennen. Der wahre und einzig richtige Maßstab zur
                              									Beurtheilung des Products der Seidenwürmer ist die Vergleichung der Blätter-Consumtion mit dem
                              									Erträgniß der Cocons. Nun beweisen aber die in dieser Hinsicht von mehreren
                              									angestellten und von mir bestätigten Versuche, daß man von einem gleichen Gewichte
                              									Blätter von den Dreihäutern eben so viel, d.h. 1 Pfd. Cocons auf ungefähr 14 Pfd.
                              									Blätter, erhält. Dandolo sagt: „Obwohl die
                                 										Dreihäuter etwas kleiner sind, so verzehren sie, wenn sie ihre ganze Größe
                                 										erreichen, doch mehr Blattrippen als die andern und es geht daher etwas weniger
                                 										Laub verloren.“ Dieses Resultat ist leicht zu erklären, denn daß
                              									diese kürzere Zeit lebenden Würmer nicht so groß werden als die andern, hat gerade
                              									darin seinen Grund, daß jeder etwas weniger Laub verzehrt, daher die Leichtigkeit
                              									des Cocons durch einen geringem Aufwand an Nahrung ausgleicht.
                           Noch eine Thatsache ergibt sich bei der Dreihäuter-Zucht, welche bis jezt
                              									unbeachtet blieb, aber auf den ersten Blik den von uns widerlegten Einwurf zu
                              									bestätigen scheint. Vergleicht man nämlich das Cocons-Product einer Unze
                              									(0,027 Kilogr.) Dreihäuter-Eier mit dem eines gleichen Gewichts gewöhnlicher
                              									Eier, so findet man lezteres bedeutend größer als ersteres, indem das leztere 70 bis
                              									80 Pfd. (53,370 bis 61,0 Kilogr.) erreichen kann, während das erstere nur 50 bis 55
                              									Pfd. (38,120 bis 41,930 Kilogr.) erreicht und selbst unter den günstigsten Umständen
                              									60 Pfd. (45,750 Kilogr.) kaum übersteigt. Ein so bedeutendes Mißverhältniß kann
                              									allerdings viele Leute von dieser Zucht abhalten; denn man glaubt aus einem solchen
                              									Resultat schließen zu müssen, daß diese Race entweder von Natur wenig productiv oder
                              									durch ihre schwache Constitution einem großen Abgang unterworfen sey. Daß sie aber
                              									nicht minder productiv ist als die gewöhnliche Race, beweist obige Vergleichung des
                              									Laubes mit dem Product der Cocons bei den beiden Racen auf das Augenscheinlichste.
                              									Das Endresultat der Zucht anbelangend, bin ich durch eigene Erfahrung überzeugt, daß
                              									diese Würmer, sey es nun aus obigen Ursachen, oder wegen ihres schnelleren
                              									Aufsteigens, sich besser conserviren müssen und weit entfernt sind, einer größern
                              									Hinfälligkeit unterworfen zu seyn. Auch in diesem Punkt ist Dandolo gleicher Meinung, indem er sagt: „Mehrere halten diese
                                 										Race für zarter; mir aber scheint sie im Gegentheil sehr kräftig zu
                                 										seyn.“
                              								
                           Seit sieben Jahren, wo ich sie ziehe, bemerke ich mehr Harpionen unter denselben als unter der gewöhnlichen Race; hingegen nicht
                              									so viele gelbe und schwarze.
                           Woran liegt nun der erwähnte Unterschied im Product der beiden Racen? Er ist leicht
                              									aufzuklären und der Grund ist kein ungünstiger. Folgende Zahlen werden von Dandolo selbst darüber gegeben. 
                              									„Die Eier einer Unze (27 Gramme) gewöhnlicher Würmer sind der Zahl nach
                                 										39,168 Stük; die einer Unze der Dreihäuter-Race 42,620 Stük. Sie wiegen
                                 										daher um ein Eilftheil weniger. Wenn nun alle aus diesen Eiern hervorgehenden
                                 										Würmer ihre Cocons spinnen würden, so erhielte man von den gewöhnlichen Würmern
                                 										108 Pfd. von jeder Unze (85,35 Kilogr. von 27 Grammen); vorausgesezt, daß 360
                                 										Cocons 1 Pfd. wiegen. Von den Dreihäutern würde man aber nur 70 Pfd. (53,37
                                 										Kilogr.) erhalten, vorausgesezt, daß 600 Cocons ein Pfund geben.“
                              								
                           Diese Zahlen, welche übrigens in der Praxis ziemlich variiren, klären den
                              									beobachteten Unterschieb sogleich auf. Es müssen überdieß mehrere Beobachtungen hier
                              									berüksichtigt werden. Das Gewicht der Cocons wechselt bedeutend von einem Jahr zum
                              									andern, und wenn man auch die von Dandolo aufgestellte
                              									Zahl 360 für die gemeinen Seidenwürmer als Normalzahl für gute Cocons will gelten
                              									lassen, so weicht doch die für die Dreihäuter angegebene von dem Gewichte der guten
                              									dieser Race bedeutend ab. Noch niemals habe ich sie so leicht gefunden. In den
                              									wenigst guten Jahren machten 520 Stük schon ein Pfund (0,762 Kilogr.) aus, in
                              									bessern Jahren 440 und es dürften noch weniger dazu hinreichen.
                           Zweitens glaube ich, obwohl das Gewicht der Eier auch etwas wandelbar ist, wie Dandolo dieß selbst bemerkte, nach meiner dieses Jahr
                              									wiederholten Erfahrung, die Eier der Dreihäuter für etwas schwerer als die andern
                              									betrachten zu dürfen, indem ich ihre Anzahl immer ungefähr um ein Tausend geringer
                              									fand.
                           Jedenfalls ersieht man aus diesen Daten die wahre Ursache des geringern Products an
                              									Cocons und daß in keinem Fall die empfohlene Zucht der andern nachsteht. Nur muß
                              									derjenige, welcher sich damit befassen will, ungefähr ein Drittheil mehr Eier
                              									bebrüten lassen, um das gewöhnliche Product zu erhalten; dieß schadet ihm aber gar
                              									nicht, weil er in der größern Fruchtbarkeit den Ersaz findet.
                           Eine aufmerksame Prüfung wird daher den Züchter wohl abhalten, sich an der größern
                              									Leichtigkeit der Cocons oder an dem geringem Product der Eier zu stoßen.
                           Unter die Übeln Gebräuche, welche bei nachlässigen Züchtern noch immer
                              									vorherrschen, gehört der Umstand, daß man den Würmern in jedem Alter zu eng
                              									begränzte Flächen einräumt, welche ihrem natürlichen Wachsthum nicht angemessen
                              									sind. Dieser den gemeinen Würmern schon schädliche Gebrauch ist den Dreihäutern
                              									nachtheiliger, weil sie schneller heranwachsen und größerer Oberflächen bedürfen, um
                              									sich gehörig zu entwikeln. Als Anhaltspunkt theile ich hier die Dimensionen mit, wie
                              									sie für jedes Alter der Dreihäuter aus einer Unze Eier hinreichen. Man wird
                              									finden, daß sich die Würmer dabei etwas enger beisammen finden als die gewöhnlichen
                              									Würmer nach Dandolo's Maaßangaben.
                           
                              
                                 1stes Alter
                                   5,33
                                 Quadratmeter
                                 
                              
                                 2tes    –
                                   3,50
                                         –
                                 
                              
                                 3tes    –
                                   8,85
                                         –
                                 
                              
                                 4tes    –
                                 24,75
                                         –
                                 
                              
                           Wir wollen mit diesen Zahlen jene Dandolo's für die
                              									gemeinen Würmer vergleichen:
                           
                              
                                 1stes Alter
                                   1,40
                                 Quadratmeter
                                 
                              
                                 2tes    – 
                                   2,80
                                         –
                                 
                              
                                 3tes    –
                                   6,70
                                         –
                                 
                              
                                 4tes    –
                                 15,90
                                         –
                                 
                              
                                 5tes    –
                                 35,40
                                         –
                                 
                              
                           Obige Dimensionen sind nach dem natürlichen Wachsthum der Würmer berechnet und haben
                              									sich durch die Erfahrung bewährt. Sie sezen einige Bedingungen voraus, nämlich 1)
                              									wohl aufbewahrte Eier von guter Qualität und regelmäßige Bebrütung; 2) Beobachtung
                              									aller Regeln einer guten Zucht; 3) Nichteintreten aller jener außerordentlichen
                              									Zufälle, die den Würmern schaden, ohne daß man ihnen vorbeugen könnte. Wo diese drei
                              									Bedingungen stattfinden, entwikeln sich die Würmer regelmäßig und obige Dimensionen
                              									werden vollkommen von ihnen ausgefüllt mit dem einzigen Unterschied, daß sie bald
                              									mehr, bald weniger eng aneinander liegen, je nachdem diese Bedingungen mehr oder
                              									weniger erfüllt sind. Das Product der Würmer wechselt bei solcher Behandlung bei der
                              									Race mit vier Häutungen von 70 bis 80 Pfd. (53 bis 60 Kilogr.) von der Unze Eier und
                              									bei den Dreihäutern von 50 bis 60 Pfd. (38 bis 45 Kilogr.).
                           Man sieht auf den ersten Blik, daß die von den gemeinen Würmern im lezten Alter
                              									eingenommene Fläche viel größer ist als die von den Dreihäutern, welche, wie
                              									bemerkt, ungefähr von gleicher Anzahl, aber von Natur kleiner sind. Dieser
                              									Mehrbetrag der Fläche steht genau im Verhältniß zu dem Mehrbetrag des von den
                              									gemeinen Würmern bei gleichem Gewicht gegebenen Products, so daß bei gleichen
                              									Flächen das Product der beiden Racen auch gleich ist. Ich mache hierauf aufmerksam,
                              									weil man nach dem, was über die Nothwendigkeit, den Dreihäutern eine größere Fläche
                              									aufzusparen, gesagt wurde, glauben könnte, daß man, um eben so viel Product zu
                              									erhalten, weiterer Locale bedürfe als bei den gewöhnlichen Zuchten. Wenn man das
                              									Wachsthum der beiden Racen in jedem Alter aufmerksamer betrachtet und vergleicht, so
                              									wird man es bei den Dreihäutern sogleich größer finden, indem sie am Ende ungefähr
                              									dreimal so viel Raum als im vorhergehenden Alter einnehmen, während er bei der
                              									gemeinen Race kaum über ein Drittheil mehr als das Doppelte ausmacht. Hieraus geht
                              									klar hervor, daß, wenn man den Dreihäutern dieselben Flächen einräumen würde, wie
                              									den andern, sie auf den Hürden zu gedrängt wären und ihnen der Raum zur vollen
                              									Entwikelung abginge. Wie schlimm wäre es also, wenn man der beklagenswerthen
                              									Gewohnheit so vieler Züchter folgte, welche den Würmern höchstens eine nur zweimal
                              									so große, manchmal noch geringere Fläche als im vorausgehenden Alter einräumen?
                              									– Die Erfahrung hat alle Mängel dieses Verfahrens sogar unter den sonst
                              									günstigsten Umständen dargethan, indem das Product immer unter dem Zwang der Würmer
                              									leidet. Um so schädlicher ist es bei den Dreihäutern, deren Zunahme von Alter zu
                              									Alter im Verhältniß bedeutender ist. Hienach muß sich also, wer sich mit ihrer Zucht
                              									abgeben will, sorgfältig richten.