| Titel: | Bemerkungen bei Gelegenheit des unglüklichen Ereignisses aus der Eisenbahn zu Versailles (linkes Ufer) am 8. Mai 1842; von Hrn. A. Perdonnet, Bergwerks-Ingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XXV., S. 90 | 
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                        XXV.
                        Bemerkungen bei Gelegenheit des
                           								ungluͤklichen Ereignisses aus der Eisenbahn zu Versailles (linkes Ufer) am 8. Mai
                           								1842; von Hrn. A.
                              									Perdonnet, Bergwerks-Ingenieur.
                        Aus den Comptes rendus, Mai 1842, No. 20, S.
                              									701.
                        Perdonnet, uͤber die Ursachen des Ungluͤks auf der
                           								Versailler Eisenbahn.
                        
                     
                        
                           Die Akademie vernahm in ihrer lezten Sizung den Bericht des Hrn. Combes
                              									Im 2ten Juniusheft des polytechn. Journals (Bd. LXXXIV.) S. 462. über das schrekliche Ereigniß am 8. Mai, so wie die Bemerkungen mehrerer
                              									ihrer Mitglieder über diese Katastrophe. Indessen haben bei dem natürlich Jammer
                              									erregenden Eindruk dieses Ereignisses das Publicum und sogar einige Gelehrte
                              									vielleicht etwas zu schnell die Fragen abgeschnitten, deren Lösung in den Augen der
                              									Techniker nicht so ausgemacht ist. Jezt aber, wo die Gemüther wieder mehr beruhigt
                              									sind und man die Ursachen des Unglükes besser kennt, bringe ich diese Sache im
                              									allgemeinen Interesse vor ein oberstes Gericht. Es steht eben sowohl der Akademie
                              									als der Regierung zu, dieser wichtigen Untersuchung zu obliegen, damit solche
                              									Calamitäten nicht wieder eintreten können.
                           Schon mehr als ein Jahr der Verwaltung der Versailler Eisenbahn (auf dem linken Ufer)
                              									entfremdet, will ich heute keineswegs die Verantwortung einer Sache übernehmen,
                              									welche in keiner Weise auf mir lastet. In Folge des Unglüks am 8. Mai aber glaubte
                              									die Gesellschaft ihren ehemaligen Ingenieur befragen zu müssen, in wie weit sie die
                              									ihr gemachten Vorwürfe hinsichtlich des Maschinendienstes verdiene, in wie weit sie
                              									durch die Handlungen der von ihr dem Materialdienst vorgesezten Beamten
                              									compromittirt werden könne, weßhalb ich mir folgende Fragen sezte:
                           Sind die vierräderigen Locomotiv-Maschinen wirklich gefährlicher als die
                              									sechsräderigen?
                           Ist es, wenn man eine vierräderige und eine sechsräderige Locomotive an der Spize
                              									eines Zuges zusammenhängt, gefährlich, die vierräderige voraus zu stellen; ist es
                              									besser, ihr die zweite Stelle zu geben?
                           Sezen große Züge auf einer Bahn, wie die (linke) Versailler, die Reisenden in größere
                              									Gefahr als mehrere kleine Züge?
                           Die Resultate meiner Untersuchungen hierüber will ich nun der Akademie vorlegen; ich
                              									halte mich um so mehr dazu verpflichtet, weil ich den Auftrag annahm, den Dienst auf
                              									der Bahn (am linken Ufer) wieder herzustellen und also keine Vorsicht versäumen
                              									darf, um das Vertrauen des mit Recht abgeschrekten Publicums wieder zu gewinnen.
                           
                        
                           Ueber die respectiven Vorzüge der vierräderigen und
                                 										sechsräderigen Locomotiven.
                           Diejenigen, welche die Vorzüglichkeit der sechsräderigen Maschinen vor den
                              									vierräderigen für erwiesen halten, sind im Irrthum. In England sind die Meinungen
                              									der Ingenieurs über diesen Gegenstand noch getheilt; einige der geschiktesten wenden
                              									ausschließlich vierräderige an, andere sechsräderige, andere endlich gleichgerne
                              									vierräderige und sechsräderige. In den Railway-Times erhob sich ein Streit über ihre respectiven Vorzüge;
                              									es erschienen zahlreiche Artikel von den erfahrensten Ingenieurs in diesem Journal,
                              									aus welchen hervorging, daß die sechsräderigen Maschinen nicht minder gefährlich
                              									sind als die vierräderigen. Es fand eine Verhandlung im Parlamente statt, um die
                              									Vorsichtsmaßregeln gegen Unglüksfälle auf den Eisenbahnen zu bestimmen, in deren Folge der Gebrauch der
                              									vierräderigen Locomotiven in keiner Weise verboten wurde.
                           Die vierräderigen Maschinen treten bei weitem nicht so leicht wie die sechsräderigen
                              									bei Krümmungen aus den Schienen, was ein großer Vorzug ist.
                           Wenn die Vorderachse an beiden Enden bricht, wie dieß bei dem schreklichen Ereigniß
                              									der Fall war, so fällt die vierräderige Maschine und tritt aus den Schienen; wie wir
                              									aber etwas weiter unten zeigen werden, fällt auch die sechsräderige in diesem Fall
                              									und tritt ebenfalls aus den Schienen.
                           Bricht hingegen eine Kurbel-Achse, so bleiben, da der Bruch beinahe immer
                              									neben der Kurbel stattfindet und diese Achse an sechs verschiedenen Stellen von
                              									Lagern unterstüzt wird – von zweien bei jeder Kurbel und zweien an den
                              									Achsenspindeln – die Räder sowohl als die Achsentheile an ihrer Stelle und
                              									die Maschine geht auf den Schienen fort, ohne umzufallen.
                           Dieß hat die Erfahrung schon mehrmal bewiesen auf der
                              									London-Birmingham-, der Montpellier-Cetté- und
                              									der Liverpool-Manchester-Bahn.
                           Ich sagte, daß die sechsräderige eben sowohl als die vierräderige Maschine fällt und
                              									aus den Schienen tritt, wenn die Vorderachse an den beiden Enden bricht. Dieß hat
                              									seinen Grund darin, daß bei diesen Maschinen jener Theil ihres Gewichtes, welcher
                              									auf dieser Achse ruht, immer der überwiegende ist.
                           Ein vollkommener Beweis, wie wenig Stephenson, der
                              									geschikteste Locomotivenbauer in England, auf die mittlere und die zweite äußerste
                              									Achse rechnet, um die Maschine im Falle eines Bruches der Vorderachse bei einer
                              									sechsräderigen Maschine zu unterstüzen, ist, daß er bei diesen Maschinen den
                              									Spurkranz an den Rädern der Mittelachse wegläßt und hiedurch das Austreten der
                              									Maschine aus den Schienen im Falle eines Bruchs der Vorderachse unvermeidlich
                              									macht.
                           Ich werde die Aufmerksamkeit der Akademie auf diese Thatsache noch specieller lenken;
                              									sie erscheint mir von großer Wichtigkeit.
                           Endlich können die sechsräderigen Maschinen in gewissen Fällen, wenn die Schienen
                              									krumm laufen, nur auf vier Rädern ruhen, indem die beiden andern so zu sagen
                              									schweben. In diesem Falle zerbrechen sie oft die Schienen durch ihr ungeheures
                              									Gewicht – eine neue Ursache zum Austreten aus den Schienen. Die vierräderigen
                              									Maschinen hingegen ruhen beständig auf vier, oder wenigstens drei Punkten auf der
                              									Schiene, und da sie viel leichter sind als die sechsräderigen, so ist ihr Druk auf
                              									die Eisenschiene nicht so stark. Es ist auch allgemein anerkannt, daß die Achsen bei
                              									den sechsräderigen Maschinen viel häufiger brechen als bei den vierrädrigen.
                           Als unwiderlegbarer Beweis für alles dieses muß noch erwähnt werden, daß auf der
                              									London-Birmingham-Bahn, wo man sich ausschließlich vierräderiger
                              									Maschinen, und auf der Liverpool-Manchester-Bahn, wo man sich beider
                              									bedient, die Unglüksfälle weder häufiger noch größer waren als auf den Bahnen mit
                              									ausschließlich sechsräderigen Maschinen.
                           Wenn also einige Ingenieurs, zu welchen auch ich gehöre, die sechsräderigen
                              									Locomotiven vorziehen, so geschieht dieß keineswegs, weil sie weniger gefährlich
                              									sind als die andern, sondern weil sie kräftiger und daher in gewissen Fällen
                              									tauglicher sind, namentlich wenn die Bahn starke Steigungen hat; auch weil sie
                              									glauben, daß dieselben seltener kleine Reparaturen bedürfen und verhältnißmäßig
                              									weniger Brennmaterial erfordern.
                           
                        
                           Ueber das bei der fraglichen Bahn angenommene Verfahren, zwei
                                 										Maschinen anzuspannen, indem man die schwache, vierräderige Maschine
                                 										voranstellt.
                           Angenommen, wie ich so eben zeigte, daß die vierrädrigen Maschinen eben so sicher
                              									sind wie die sechsräderigen, und daß sie hauptsächlich den Vorzug haben, bei
                              									Krümmungen weniger gefährlich zu seyn, so ist es natürlich, daß auf der fraglichen
                              									Bahn, wo es viele Krümmungen gibt, die vierräderige Maschine in der Absicht
                              									vorangestellt wurde, daß der Zug sicherer geführt werde.
                           Der geschikte Mechaniker George hatte es selbst angerathen
                              									und der so eben dafür angegebene Grund war, so triftig er auch ist, nicht der
                              									einzige.
                           Die Kraft muß bei der Abfahrt gesteigert werden, anfangs muß sie schwach seyn, damit
                              									die die Waggons miteinander vereinigenden Ketten nach und nach sich anspannen; dann
                              									stärker, um den Zug in Bewegung zu sezen. Es ist daher gut, wenn die an der Spize
                              									befindliche Maschine, welche zuerst in Gang gesezt wird, die schwächere ist.
                           
                        
                           Ueber die Frage, ob es besser ist in großen als in kleinen
                                 										Zügen zu fahren.
                           Die Anwendung mehrerer Maschinen, um große Züge zu ziehen, ist auf vielen Eisenbahnen
                              									gebräuchlich. Meines Wissens wurden bisher keine großen Uebelstände darin
                              									gefunden.
                           Geben wir indessen sogleich zu, daß, weil die lebendige Kraft eines großen Zugs
                              									größer ist als die eines kleinen, auch das Unglük aus diesem Grunde bei großen
                              									Zügen größer ist als bei kleinen. Man muß die Sache aber nicht bloß aus einem
                              									einzigen Gesichtspunkt betrachten. Wenn die großen Züge in dieser Hinsicht auch
                              									gefährlich sind, so gewähren sie doch andererseits wieder größere Sicherheit.
                           Auf den Bahnen in der Umgegend von Paris wäre der Dienst mit kleinen, sehr nahe
                              									aufeinanderfolgenden Zügen an Feiertagen beinahe unmöglich. Es gebräche an Zeit zu
                              									den Bewegungen auf den Ausweichstellen; ja dieser Dienst würde, wie ich zeigen
                              									werde, die Möglichkeit der Unglüksfälle sogar noch vermehren.
                           Auf den Versailler Bahnen gehen alle Halbstunden große Züge ab; kleine Züge müßten
                              									folglich wenigstens alle Viertelstunden abgehen. Würde sich ein Zug mit seinem
                              									Abgang verspäten, sey es in Folge einer Störung in der Maschine oder eines
                              									verlängerten Aufenthalts auf den Stationen, so könnten die aufeinanderfolgenden Züge
                              									zusammenstoßen. Ein großer Unglüksfall ereignete sich auf diese Weise auf der
                              									Saint-Germain-Bahn (Station Asnières), als die Züge alle
                              									Viertelstunden abgingen.
                           Besonders gefährlich sind die nahe aufeinanderfolgenden Züge auf einer Bahn, wo so
                              									viele Ueberfahrten vorkommen, wie auf der Versailler (linken). Da jeden Augenblik in
                              									dieser oder jener Richtung Züge über die Ueberfahrten kommen, so bliebe den Wagen
                              									kaum Zeit darüber zu fahren und wenn einer, wie sich dieß schon ereignete, auf
                              									diesem Punkte der Bahn eben still hielte und das Signal nicht sogleich gegeben
                              									würde, so wäre ein Zusammenstoßen unvermeidlich.
                           Noch von einem andern Gesichtspunkt aus betrachtet scheinen die großen Züge weniger
                              									Gefahren darzubieten als die kleinen. Man denke sich einen von drei Maschinen
                              									gezogenen Zug mit dreißig Waggons; bricht nun eine Achse der zweiten oder dritten
                              									Maschine, so ist es möglich, daß, indem die erste Maschine die beiden andern
                              									fortzöge, die Reisenden mit einem einzigen Stoße davon kommen; theilt man hingegen
                              									den großen Zug in drei kleine, deren jeder aus zehn von einer Maschine gezogenen
                              									Waggons bestünde, so muß, wenn irgend einer Locomotive
                              									ein Unglük widerfährt, ein Theil der Reisenden nothwendig darunter leiden.
                           Hr. Elie de Beaumont bemerkte, daß bei zwei Maschinen
                              									doppelte Ursache zu Unglüksfällen vorhanden sey; dieß ist allerdings wahr; es sind
                              									aber auch zweimal so viel Waggons fortzuziehen, und die Reisenden, welche sich in
                              									der zweiten, Hinteren Hälfte des Zugs befinden, laufen im Falle eines Austretens aus
                              									den Schienen gar keine Gefahr. Würde der Zug aber getheilt und die Maschinen
                              									getrennt, so wäre für die zweite, von der ersten getrennte und von der zweiten
                              									Locomotive gezogene Hälfte des Zugs dieselbe Gefahr vorhanden wie für die erste. Auch sagte
                              									der gelehrte Geognost, daß die Maschinen keine Einsicht haben und daß es daher
                              									schwer sey, sie in übereinstimmenden Gang zu bringen. Eine vollkommene
                              									Uebereinstimmung aber ist nicht nöthig, und wenn auch die Maschinen keine Einsicht
                              									haben, so haben sie doch die Maschinenführer, welche ihre Maschinen besser leiten
                              									und zusammenhalten, als die Postillons ihre Pferde.
                           Doch könnte eine zweite Maschine in gewissen Fällen, wie ich zugebe, den Bewegungen
                              									der ersten entgegen arbeiten; in andern Fällen aber leistet sie ihr nüzliche
                              									Beihülfe. Gesezt z.B. man habe auf der Bahn unerwartet ein Hinderniß wahrgenommen,
                              									einen auf einer Ueberfahrt im Koth steken gebliebenen Wagen, so wäre es leichter
                              									gewesen, den von Versailles nach Paris gehenden Zug mit zwei Maschinen anzuhalten
                              									als mit einer; man hätte dann über eine doppelte Kraft zu disponiren. Der Impuls des
                              									Zugs könnte wohl von zwei Maschinen bewältigt werden, nicht aber von einer einzigen.
                              									Man muß nicht bloß den besondern Fall, welcher sich ereignete, berüksichtigen.
                           Ich komme also zu dem Schluß, daß die vierräderigen Maschinen nicht gefährlicher als
                              									die sechsräderigen sind; bei Krümmungen sind sie sogar sicherer.
                           Werden eine vierräderige und eine sechsräderige Maschine zusammengespannt, so gehört
                              									die vierrädrige voran.
                           Die großen Züge sezen nicht mehr Gefahren aus als mehrere kleinere; es braucht nur
                              									ihre Geschwindigkeit gemäßigt zu werden.
                           Diese Schlüsse, könnte man sagen, sind nicht ganz beruhigend; sie sprechen nicht zu
                              									Gunsten der Eisenbahnen; denn wenn die Reisenden eben so großen Gefahren ausgesezt
                              									sind mit sechsräderigen, wie mit vierrädrigen Locomotiven, wenn die kleinen Züge
                              									eben so gefährlich sind wie die großen, muß man dann die Sache nicht aufgeben? Und
                              									wenn ich mich eines zwar trivialen, aber richtigen Ausdruks bedienen soll, muß man
                              									nicht sein Testament machen, ehe man in die Waggons steigt?
                           Nein, die Eisenbahnen sind kein so gefährliches Communicationsmittel, als man nach
                              									dem Schrekens-Ereigniß vom 8. Mai glauben möchte, und mit der Bekämpfung
                              									dieser Meinung will ich meine Bemerkungen schließen.
                           Ich habe zuvörderst zu bemerken, daß sich verschiedene Umstände auf ganz besondre Art
                              									vereinigen mußten, um diesen Unglüksfall herbeizuführen, wie es wahrscheinlich nie
                              									wieder geschieht.
                           Die gebrochene Achse mußte der ersten Maschine angehören; es mußte die Vorderachse
                              									seyn; sie mußte in einem Augenblike an beiden Enden brechen; die Maschine mußte in geringer Entfernung
                              									den Fangschienen einer Ueberfahrt begegnen; endlich mußte das Brennmaterial der
                              									Maschinen gerade an der Stelle sich verbreiten, wo die Waggons umgeworfen
                              									wurden.
                           Wenn nur eine einzige dieser Ursachen nicht mitgewirkt hätte, so wäre der Unglüksfall
                              									gar nicht eingetreten, oder doch bei weitem nicht so groß gewesen. Auf andern
                              									Eisenbahnen ist schon öfters die Vorderachse gebrochen, aber an einem andern Ende
                              									und der Maschinenführer hatte noch Zeit, seine Maschine anzuhalten. Eine
                              									Viertelminute mehr und der Zug am 8. Mai hätte zu gehen aufgehört. Der Führer der
                              									zweiten Maschine hätte nun schon Zeit gehabt den Gang umzukehren; ein Pfiff hätte
                              									die Waggons-Conducteurs aufgefordert zu bremsen. Diese Viertelminute wäre
                              									bestimmt vorübergegangen, ehe die erste Maschine aus den Schienen getreten wäre,
                              									wenn nicht zum größten Unglük die Ueberfahrt bloß 45 Meter von dem Punkte entfernt
                              									gewesen wäre, wo die Achse sich losmachte.
                           Der Maschinenführer Dupin, welcher mit George auf dem Mathieu-Murray um das Leben kam,
                              									befand sich auf der Montpellier-Cette-Bahn zweimal auf einer gerade
                              									solchen vierräderigen Maschine. Die Kurbelachse zerbrach und er konnte die Maschine
                              									ohne Unglüksfall anhalten.
                           Die kleine Anzahl Unglüksfälle, welche bisher auf den Eisenbahnen vorfielen, wo man
                              									sich der gegenwärtig gebräuchlichen Maschinen bedient, flößten wirklich den
                              									Ingenieurs und Direktoren der Eisenbahnen zu große Sicherheit ein. Jezt, nachdem
                              									ihre Aufmerksamkeit erwekt ist, werden sie zweifelsohne mit Beihülfe der Gelehrten
                              									die Mittel auffinden, um solche Unglüksfälle so zu sagen unmöglich zu machen.
                           Die Aufgabe, Vorsichtsmaßregeln vorzuschreiben, ist viel schwieriger als man glaubt.
                              									Der Hr. Minister der öffentlichen Arbeiten wird, um diesen Gegenstand zu
                              									untersuchen, ohne Zweifel eine aus Gelehrten, Ingenieurs, welche schon Eisenbahnen
                              									ausführten und Locomotivenfabrikanten zusammengesezte Commission ernennen und zu
                              									derselben noch fremde, in der Construction der Eisenbahnen und Locomotiven erfahrene
                              									Ingenieurs berufen.
                           Die Arbeit einer solchen Commission allein kann der öffentlichen Meinung eine
                              									bestimmte Richtung geben. Ich beschränke mich hier, und zwar nur um das Publicum zu
                              									beruhigen, auf folgende Bemerkungen:
                           Daß man in den Vereinigten Staaten achträderige Locomotiven anwendet, welche alle
                              									mögliche Sicherheit zu gewähren scheinen. Daß diese Locomotiven in Frankreich noch
                              									nicht eingeführt wurden, erklärt sich dadurch, daß wir bis jezt noch keinen so
                              									erschreklichen Unglüksfall wie den am 8. Mai durch das Brechen einer Achse
                              									herbeigeführten erlebt haben und weil sie übrigens zu großen Geschwindigkeiten
                              									weniger geeignet sind, als die englischen Maschinen;
                           daß ferner einige Techniker schon mit dem Publicum darauf dringen, man solle gewisse
                              									Maßregeln zur Sicherheit der Passagiere vorschreiben, z.B. das Holz der Waggons
                              									durch chemische Mittel unverbrennlich machen, vor und hinter den Zug mit
                              									Frachtgegenständen beladene Waggons bringen und die Maschinenmeister (ingénieurs mécaniciens), Directoren des
                              									Eisenbahnmaterials und Locomotivführer vor ihrer Anstellung einer Prüfung
                              									unterwerfen.
                           Was die vorlezte dieser Maßregeln betrifft, so wird das Beigeben mit
                              									Frachtgegenständen belasteter Waggons vorn und hinten für die Nuzung solcher Bahnen,
                              									auf welcher keine Waaren geführt werden und wo die Steigungen ein gewisses Maaß
                              									überschreiten, sehr belästigend seyn. Das nicht nuzbringende Gewicht wird dadurch
                              									über Gebühr vermehrt.
                           Die lezte Maßregel hingegen scheint mir eine der wichtigsten zu seyn.