| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XXXVIII., S. 154 | 
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                        XXXVIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Die Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten von
                              									Nordamerika.
                           Nach dem neu erschienenen Werk des Ritters v. Gerstner
                              									„uͤber die innere Communication der Vereinigten Staaten in
                                 										Nordamerika (nach dessen Tod aufgesezt, redigirt und herausgegeben von dem
                                 										Civilingenieur L. Klein)“ waren in den
                              									Vereinigten Staaten im Jahr 1840 178 Eisenbahnen mit einer Weglaͤnge von 9400
                              									englischen Meilen (4000 deutschen Wegstunden) theils eroͤffnet oder noch im
                              									Ausbau begriffen. Die Kosten dieser Ausfuͤhrungen erforderten die Summe von
                              									180 Millionen Dollars (388 Mill. Thlrn.). Die wichtigsten Punkte des Landes sind
                              									durch großartige Anlagen von Eisenbahnen und Canaͤlen miteinander verbunden
                              									und ungeachtet vieler dabei vorgekommenen Schwierigkeiten und hoͤchst
                              									unguͤnstiger Terrainverhaͤltnisse mit seltener Ausdauer vollendet
                              									worden. Die Ausfuͤhrung mehrerer Anlagen von Eisenbahnen war um so mißlicher,
                              									als die Erfahrung bereits anderwaͤrts bestehender Bahnen dazu fuͤglich
                              									nicht benuͤzt werden konnte, indem Klima und Beschaffenheit des Terrains so
                              									wie sonstige unguͤnstige oͤrtliche Verhaͤltnisse ganz eigene
                              									Constructionen und Anordnungen dafuͤr erforderten, in vielen Faͤllen
                              									auch die beschrankten Mittel erst einen Maaßstab suchen mußten, das in Frage
                              									stehende Project entsprechend zur Ausfuͤhrung bringen zu koͤnnen.
                           Benennen wir nunmehr die ausgefuͤhrten Eisenbahnen und bezeichnen zuerst die,
                              									welche im Staate New-York, dem reichsten und bevoͤlkertsten der
                              									Unionsstaaten, ausgefuͤhrt oder noch im Bau begriffen sind. Im Anfang des
                              									Jahres 1840 waren in dem Staate New-York 27 Bahnen in diesem Fall –
                              									naͤmlich: 1) Mohawk-Eisenbahn mit einer Gesammtlaͤnge von 18
                              									Meilen und einem Ausfuͤhrungscapital von 1,144,227 Dollars. Diese Bahn hat
                              									zwei schiefe Flaͤchen mit stationaͤrer Dampfkraft; Steigung 1 : 18. 2)
                              									Saratoga-Schenectady, 24 1/2 Meilen lang und 344,276 Dollars Kosten. 3)
                              									Troy-Ballston, 25 Meilen lang, Kosten 468,869 D. 4)
                              									Saratoga-Washington, 40 Meilen lang, 600,000 Doll. Kosten. 5)
                              									Utica-Schenectady, 77 3/4 Meilen lang, Kosten 1,780,842 Doll. 6)
                              									Syracuse-Utica, 52 3/4 Meil. lang, Kostenbetrag 965,600 Doll. 7)
                              									Auburn-Syracuse, 26 Meil. lang, Kosten 630,000 Doll. 8) Skaneateles,
                              									Pferdebahn, 5 1/4 Meilen lang, 30,000 Dol. Kosten. 9) Syracuse-Onondaga, 4
                              									1/2 Meilen lang, Kostenbetrag 42,600 Doll.; wird mit Pferden betrieben nach den
                              									Steinbruͤchen. 10) Auburn-Rochester, 78 M. lang, Kostenbetrag
                              									1,500,000 Doll. 11) Tonawanda, 32 Meil. lang, Kostenbetrag 498,000 Doll. 12)
                              									Rochester, Pferdebahn, 3 Meil. lang, Kosten 30,000 Doll. 13)
                              									Scottsville-Caledonia, 8 Meil. lang, Kosten 32,000 Doll. 14)
                              									Medina-Darien, 20 Meil. lang, Kosten 200,000 Doll. 15)
                              									Buffalo-Niagara-Falls, 22 1/2 Meil. lang, Kosten 165,000 Doll. 16)
                              									Buffalo-Blackrock, Pferdebahn, 3 1/2 Meilen lang, Kosten 20,000 Doll. 17)
                              									Lockport-Niagara-Falls, 24 1/8 Meilen lang, Kosten 195,000 Doll. 18)
                              									Zweigbahn nach Leviston, Pferdebahn, 3 1/2 Meil. lang. Kosten 27,000 Doll. 19)
                              									Ithaca-Owego, Pferde- und Locomotivbahn, 28 3/4 Meil. lang, Kosten
                              									575,000 Doll. 20) New-York-Harlem wird mit Pferden und Locomotiven
                              									betrieben, hat nur eine Laͤnge von 7 3/4 Meil. und hat 1,170,000 Doll.
                              									gekostet. 21) Eisenbahn von New-York nach Albany ist 140 1/4 Meilen lang, die
                              									Kosten betragen 2,815,000 Doll. 22) New-York-Erie, 454 Meil. lang,
                              									Kosten 6,000,000 Doll. 23) Brocklyn-Jamaica, 11 Meil. lang, Kosten 420,000
                              									Doll. 24) Long-Island, 83 Meil. lang. Kosten 1,584,500 Doll. 25) Zweigbahn
                              									nach Hempstead, Pferdebahn, 2 1/2 Meil. lang, Kosten, 13,000 Doll. 26)
                              									Hudson-Berkshire, 33 3/4 Meil. lang, Kosten 540,000 Doll. 27)
                              									Catshill-Canajoharie, 72 M. lang, Kosten 1,000,000 Dollars.
                           Resumirt man die von Hrn. v. Gerstner in mehreren Tabellen
                              									aufgestellten hoͤchst interessanten Nachweisungen, welche mit allen andern in
                              									der neuesten Zeit erschienenen Benachrichtigungen uͤber das amerikanische
                              									Eisenbahnwesen vollkommen uͤbereinstimmen, so ergibt sich hinsichtlich der
                              									Eisenbahnen von New-York, daß am Schluß des Jahres 1839 455 englische Meilen
                              									oder 98 1/2 deutsche Meilen Eisenbahnen eroͤffnet und im Betriebe waren. Die
                              									ganze Laͤnge aller am Ende des Jahres 1839 theils schon ganz vollendeten,
                              									theils noch im Bau begriffenen Eisenbahnen war 1298 1/2 engl. Meil. oder circa 280 deutsche Meilen. Nebst den obigen 455 Meilen
                              									bereits eroͤffneter Bahnen war noch auf 156 Meil. der Unterbau und theilweise
                              									auch der Oberbau vollendet, und es blieben daher noch 687 Meilen zu vollenden
                              									uͤbrig. Außer den 27 bezeichneten Bahnen waren bis 1839 noch 86
                              									Eisenbahngesellschaften incorporirt worden, deren Actiencapital zusammen auf
                              									26,000/000 Doll. festgesezt war. Die laͤngste von einer Gesellschaft
                              									unternommene Bahn ist jene von Hudson zum Erie-See oder von Toppan nach
                              									Dunkirk, welche 454 Meilen mißt. Die laͤngste von einer Gesellschaft
                              									ausgefuͤhrte Bahn ist die von Utica nach Schenectady von 77 3/4 Meilen. Die
                              									laͤngste und bereits im Betrieb befindliche Eisenbahnlinie ist jene von
                              									Albany bis Auburn von 172 1/2 Meilen, welche von vier Compagnien ausgefuͤhrt
                              									wird.
                           Im Allgemeinen sind die Steigungen bei den Bahnen im Staate New-York weit
                              									groͤßer als bei den europaͤischen Bahnen. Die Ursache davon liegt nur
                              									theilweise in den schwierigen Terrainverhaͤltnissen, denn bei den meisten
                              									Bahnen wuͤrde man viel guͤnstigere Steigungen erhalten haben, wenn man
                              									die damit verbundenen groͤßeren Bauauslagen nicht gescheut haͤtte.
                              									Unter den angefuͤhrten 27 Bahnen gibt es nur drei, deren Maximum der Steigung
                              									unter 30 Fuß per Meile oder 1 : 176 ist. Auch mit den
                              									Kruͤmmungen der Bahnlinien nimmt man es in Amerika weniger genau als in
                              									Europa, denn die Haͤlfte der angegebenen Eisenbahnen haben zum kleinsten
                              									Kruͤmmungshalbmesser weniger als 100 Fuß. Die Locomotiven mit amerikanischer
                              									Construction erlauben in dieser Beziehung weiter zu gehen, indem man keinen Anstand
                              									findet, mit denselben uͤber Kruͤmmungen von 400 ja 250 Fuß Radius (wie
                              									es auch bei der unter Nr. 17 benannten Bahn vorkommt) zu fahren. In Staͤdten,
                              									wo man oft unter rechtem Winkel von einer Straße in die andere einbiegen muß
                              									– jedoch nur mit Pferden fahren darf – werden haͤufig
                              									Kruͤmmungen mit 60 Fuß Radius angelegt. Beinahe alle Eisenbahnen im Staate
                              									New-York sind Holzbahnen mit Flachschienen, mit Ausnahme jener von
                              									Long-Island, welche mit massiven Schienen versehen ist.
                           Das fuͤr Eisenbahnen im Staate New-York am Schluͤsse des Jahres
                              									1839 bereits verwendete Capital betrug 11,144,357
                              									Dollars. Die Baukosten saͤmmtlicher 27 Eisenbahnen im Staate New-York
                              									von 1298 1/2 Meilen Laͤnge werden, wenn die Kostenanschlaͤge
                              									fuͤr deren Vollendung nicht uͤberschritten werden sollten, 22,632,457
                              									Dollars betragen. In diesem Fall werden also die Baukosten einer einfachen Bahn
                              									sammt Gebaͤuden, Locomotiven, Wagen etc. per
                              									englische Meile nur 17,430 Doll. ausmachen. Auf die deutsche Meile berechnet, ergibt
                              									sich ein Betrag von 81,750 Dollars (166,000 fl. C. M.) oder 116,000 Thlr.
                              									dafuͤr. Laͤßt man jene Bahnen, bei denen bloß auf Holz gefahren wird,
                              									ganz außer Rechnung, so erscheinen die Kosten von 1265 Meilen Bahnen mit 22,550,457
                              									Dollars. Mit Auslassung endlich der New-York-Erie-Eisenbahn,
                              									deren Kostenbetrag noch sehr ungewiß ist, erscheinen die Auslagen fuͤr 811
                              									Meilen Bahnen mit 16,550,475 Dollars, und dieses gibt per Meile einfache Bahn mit allen Zubehoͤrungen 20,530 Doll. oder
                              									196,000 Gulden C. M. fuͤr die deutsche Meile.
                           Im Anfang des Jahres 1840 waren in den oͤstlichen
                              									Staaten 21 Eisenbahnen theils im Betrieb, theils noch im Bau begriffen,
                              									naͤmlich: 1) Eisenbahn von Quiney (nach den Steinbruͤchen zum
                              									Neponsetfluß), die erste, welche im Jahr 1827 in den oͤstlichen Staaten
                              									erbaut wurde. Sie hat eine Laͤnge von 4 engl. Meilen, wird mit Pferden
                              									betrieben und hat einen Kostenaufwand von 600 (?) Dollars erfordert. 2)
                              									Boston-Lowell, 25 3/4 Meilen, Gesammtkosten 1,800,000 Doll. 3) Zweigbahn nach
                              									Charlestown, 1 3/4 Meilen lang, Kosten 100,000 Doll. 4) Nashna-Lowell, diese
                              									Bahn hat eine Laͤnge von 14 1/4 Meilen und erforderte einen Kostenaufwand von
                              									353,662 Doll. 5) Boston-Portland, 19 1/2 Meilen lang, Kosten 530,500 Doll. 6)
                              									Boston-Maine, 15 Meilen lang, Kosten 240,000 Doll. 7) Oestliche (in
                              									Massachusetts), 38 Meilen lang und 8) Zweigbahn nach Marblehead, 3 Meilen lang,
                              									Kostenbetrag 1,435,000 Doll. 9) Oestliche (in Hampshire), 15 1/2 Meilen lang, Kosten
                              									300,000 Doll. 10) Boston-Providence, 42 Meilen und 11) Zweigbahn nach Dedham,
                              									2 Meilen lang, Kostenbetrag 1,947,039 Dollars (Pferdebahn). 12) Zweigbahn nach
                              									Taunton, 11 Meilen lang, Kosten 260,000 Doll. 15) New-Bedford-Taunton,
                              									20 Meilen lang, Kostenbetrag 400,000 Doll.
                           14) New-York-Providence-Boston, 47 1/2 Meilen lang, Kosten
                              									2,500,000 Doll. 15) Boston-Worcester, 44 Meilen und 16) Zweigbahn nach
                              									Milburg, 3 1/4 Meil. lang, Kostenbetrag 1,848,085 Doll. 17) Westliche, 117 Meil.
                              									lang, Kosten 4,299,429 Doll. 18) Norwich-Worcester, 59 Meil. lang, Kosten
                              									1,475,000 D. 19)
                              									Newhaven-Hartford, 37 Meil. lang, Kosten 750. 000 Doll. 20) Housatonie, 73
                              									Meilen lang, Kosten 1,095,000 Doll. 21) Bangos-Orono, 10 Meil. lang, Kosten
                              									150,000 Dollars.
                           Saͤmmtliche Bahnen haben eine Laͤnge von 602 1/2 Meil. und 388 Meilen
                              									waren davon bereits eroͤffnet.
                           Auf saͤmmtlichen Bahnen in den oͤstlichen Staaten waren zu Anfang des
                              									Jahres 1840 74 Locomotiven vorhanden, welche fuͤr 376 Meil.
                              									eroͤffneter Bahnen benuͤzt wurden und im Durchschnitt fuͤr eine
                              									Weglaͤnge von 9 Meilen eine Locomotive erforderlich machten. Auf der kurzen
                              									Quiney-Eisenbahn, der ersten, welche im Jahr 1827 in den oͤstlichen
                              									Staaten erbaut wurde, so wie auf einigen andern kleinen Zweigbahnen bedient man sich
                              									der Pferde zum Transport.
                           Die in dem Staat Massachusetts ausgefuͤhrten Eisenbahnen zeichnen sich durch
                              									ihre solide Construction, ihre geregelte Verwaltung und ihre guͤnstigen
                              									Betriebsresultate vor allen andern Bahnen der Vereinigten Staaten aus. Beleuchtet
                              									man diese Bahnen etwas naͤher, so ergibt sich, daß die Bahnen
                              									Boston-Lowell, Mashna-Lowell, Boston-Portland, Oestliche,
                              									Boston-Providence, Zweigbahn nach Taunton, Boston-Worcester eine
                              									Gesammtlaͤnge von 167 1/2 Meilen und im Durchschnitt berechnet 42,525 Dollars
                              										per englische Meile (317,520 Rthlr. per deutsche Meile) gekostet haben. Der
                              									jaͤhrliche Verkehr dieser Bahnen betrug durchschnittlich 97,000 Reisende und
                              									18,500 Tonnen Guͤterfracht. Der Mittelpreis eines Plazes war 4 Cents per Meile und der mittlere Frachtpreis per Tonne betrug per Meile
                              									7. 6 Cents. Die Betriebsauslagen machten 44 Procent von der Brutto-Einnahme
                              									aus. Vergleicht man den Nettogewinn per Meile Bahnlaͤnge mit den Baukosten
                              									der Bahnen, so ergibt sich, daß der erstere im Mittel 7 Proc. ausmachte. Die
                              									Geschwindigkeit der Fahrten auf den Bahnen in Massachusetts mit Personen ist 18 bis
                              									24, mit Guͤtern 10 bis 12 englische Meilen per
                              									Stunde, wobei aber der Aufenthalt nicht mit eingerechnet ist. Die
                              									Unterhaltungskosten der Bahnen beliefen sich im Durchschnitt auf 404 Doll. per englische Meile und die Unterhaltung der Locomotiven
                              									und Transportwagen auf 17 Cents per Meile Fahrt.
                              									Fuͤr Feuerung der Locomotiven wird in der Regel weiches
                                 										Holz benuzt, was jezt keinen Anstand mehr findet, weil mehrfache
                              									Vorrichtungen angewendet werden, welche das Ausspruͤhen der Funken
                              									verhindern.
                           Im Staate Ohio waren am Schluß des Jahres 1839 sechs
                              									Bahnen theils ausgefuͤhrt oder noch im Bau begriffen: 1)
                              									Mad-river-Lake-Erie, 130 Meilen lang, Kosten 910,000 Dollars.
                              									2) Little-Miami, 85 Meil. lang, Kosten 1,000,000 Dollars. 3)
                              									Monroeville-Sandusky, 15 Meilen lang, Kosten 90,000 D. (Pferdebahn). 4)
                              									Cleveland-Newbury, 6 Meilen lang, Kosten 18,140 Doll. (Pferdebahn). 5)
                              									Fairport-Tainsville, 3 Meilen lang, Kosten 22,000 Doll. (Pferdebahn), 6)
                              									Ohio, 177 Meilen lang, Kosten 1,239,000 Doll. Von diesen Bahnen waren erst im Ganzen
                              									39 Meil. eroͤffnet, wovon 15 Meilen mit Locomotiven, die uͤbrigen mit
                              									Pferdekraͤften betrieben wurden. Die ganze Laͤnge der unternommenen
                              									Eisenbahnen betrug 416 Meilen. Zu saͤmmtlichen Bahnen wurden Flachschienen verwendet, mit Ausnahme einiger kleinen
                              									Bahnen, wo wegen noch nicht angeschaffter Schienen auf dem bloßen Holz gefahren
                              									wurde. (Augsb. Allg. Ztg.)
                           
                        
                           Verordnungen hinsichtlich der Eisenbahnfahrten in
                              									Frankreich.
                           Der franzoͤsische Minister der oͤffentlichen Arbeiten hat in Folge des
                              									ungluͤklichen Ereignisses auf der Versailler Eisenbahn provisorisch folgende Verfuͤgungen erlassen:
                           1) Die Anwendung vierraͤderiger Locomotiven
                              									fuͤr den Personentransport ist verboten.
                           2) An die Spize der Zuͤge vor die Locomotiven darf kein vierraͤderiger
                              									Tender oder uͤberhaupt vierraͤderiger Wagen gestellt werden.
                           3) Die Locomotiven muͤssen sich immer an der Spize des Zugs befinden und nie
                              									hinter demselben.
                           Von dieser Verordnung darf nur in dem Falle abgewichen werden, wenn man die Richtung
                              									der Zuͤge an den Stationen aͤndert oder wenn ein Zug durch Zufall
                              									aufgehalten ist und es noͤthig wird, ihm von Hinten Vorschub zu leisten; in
                              									lezterem Falle darf jedoch die Geschwindigkeit des Zugs 22 Kilom. per Stunde nie uͤberschreiten.
                           
                           Es ist ferner durchaus verboten, einen Zug zwischen zwei Locomotiven einzuschließen,
                              									so daß sich eine vor und die andere hinter ihm befindet.
                           4) Bis eine bessere Methode ausgemittelt ist, um die nachtheiligen Wirkungen der
                              									Stoͤße und Collisionen zu vermindern, soll ein Waggon ohne Passagiere an die
                              									Spize jedes aus hoͤchstens fuͤnf Wagen bestehenden Zugs gestellt
                              									werden, und es muͤssen zwei solche Waggons vorangestellt werden, wenn der Zug
                              									aus mehr als fuͤnf Wagen besteht.
                           5) Die Personenwagen duͤrfen niemals gesperrt werden, so daß man sie nur von
                              									Außen mit Schluͤsseln offnen koͤnnte.
                           6) Die Eisenbahngesellschaften haben Buͤcher zu halten, worin von jeder
                              									Wagenachse, es mag eine gerade oder gekruͤmmte seyn, deren Beschaffenheit und
                              									wie lange sie benuzt wurde, aufgeschrieben wird.
                           7) Eine besondere Verordnung wird den Zwischenraum, in welchem zwei Zuͤge
                              									aufeinander folgen duͤrfen, bestimmen.
                           8) Bei der Ruͤkfahrt (bergab) von Versailles nach Paris darf auf keiner der
                              									beiden Eisenbahnen die Geschwindigkeit 39 Kilometer per
                              									Stunde uͤberschreiten.
                           Der Minister hat uͤberdieß eine Commission zur Untersuchung der Fragen
                              									ernannt:
                           1) Ob es bei der Fahrt von Versailles nach Paris und uͤberhaupt bei einem
                              									starken Gefaͤll der Bahn nicht rathsam ist, die Anwendung von mehr als einer
                              									Locomotive zu verbieten; und falls dieß als unnoͤthig befunden wuͤrde,
                              									welche Verordnungen bei zwei Locomotiven zu ertheilen sind.
                           2) Wie man am besten verhindern kann, daß brennende und brennbare Substanzen durch
                              									die Locomotiven auf die anderen Wagen gelangen.
                           Endlich hat der Minister eine besondere Commission beauftragt Versuche
                              									anzustellen:
                           1) Ueber die Anfertigung moͤglichst vollkommener Locomotiven-Achsen und
                              									daruͤber, wie lange dieselben in Gebrauch bleiben duͤrfen.
                           2) Ueber die verschiedenen Mittel, welche angewandt werden koͤnnen, um die
                              									nachtheiligen Wirkungen von Collisionen aus Eisenbahnen zu vermindern.
                           
                        
                           Neue Mahlgänge.
                           In Berg bei Stuttgart ist nun der Bau der neuen
                              									Getreidemuͤhle vollendet, welchen das koͤnigl. Finanzministerium
                              									daselbst einrichten ließ, und interessant ist es, in einem so kleinen Local vier
                              									neue Mahlgaͤnge probweise ausgestellt zu finden.
                           Der Mahlgang Nr. 1 mit doppeltem Laͤufer wurde in Folge hoͤchster
                              									Bestimmung von dem Hrn. Major v. Brecht erbaut, wozu
                              									derselbe in Berg eine eigene Werkstaͤtte einrichtete, und der Mahlgang dient
                              									zur Probe, was dessen erfundene, ihm patentirte Verbesserungen zu leisten
                              									vermoͤgen, welche sich bereits bei den ersten Versuchen vorzuͤglich
                              									bewaͤhrten. Ueberraschend ist die schoͤne einfache Mechanik, wodurch
                              									der untere, bisher liegen gebliebene Muͤhlstein in entgegengesezter Richtung
                              									mit dem oberen Muͤhlstein in Bewegung gesezt wird. Nur ein Rad ist hiebei
                              									weiter angebracht, um diesen Zwek hervorzubringen.
                           Mit diesem neuen Mahlprincip ist auch der Vortheil vereint, daß die
                              									Muͤhlsteine, mit Beibehaltung des Gegeneinanderlaufens derselben excentrisch
                              									gestellt werden koͤnnen, wodurch die Erfindung der excentrischen
                              									Mahlgaͤnge, wo der untere Muͤhlstein den oberen mitnimmt, somit beide
                              									Muͤhlsteine nach ein und derselben Richtung sich umdrehen, eine wesentliche
                              									Verbesserung erhalten duͤrfte. Als sehr zwekmaͤßig bewahrt sich auch
                              									die Verbesserung, daß das Mehl an jenen Theilen der Muͤhlsteine, wo es aus
                              									der Mahlung hinaus geht, mittelst Einwirkung des Windes in den Beutel kommt (was zur
                              									Dauerhaftigkeit eines troken gemahlenen Mehls wesentlich beitragen soll), woselbst
                              									es auch auf eine neue Art durch ein vertical schwingendes Beutelwerk mir
                              									Doppelschlag gebeutelt wird. Das Reguliren der Muͤhlsteine geschieht auf eine
                              									aͤußerst sinnreiche Art. Das Abheben des Muͤhlsteins, was bisher so
                              									muͤhevoll geschah, wird durch eine sehr zwekmaͤßige neue Vorrichtung
                              									bewirkt, indem der obere Muͤhlstein in das zweite Stokwerk gehoben wird,
                              									woselbst er sich auf eine leichte Art umdreht, um das Schaͤrfen der
                              									Muͤhlsteine vornehmen zu koͤnnen, welches Abheben des
                              									Muͤhlsteins noͤthigenfalls nur durch einen Mann bewirkt werden kann.
                              									Durch diese Vorrichtung wird auch die Muͤhlsteinsarge abgehoben. Desselben Erfindung, wo
                              									feststehende Kammen in sich um ihre Achse drehende Triebstoͤke eingreifen,
                              									deßgleichen die verminderte Friction an den Zapfen der Wellen und deren Lager
                              									bewaͤhrten sich vorzuͤglich, und die ganze Structur dieses Mahlganges
                              									ist solid ausgefuͤhrt.
                           Der Mahlgang Nr. 2 und zwei Walzenmahlgaͤnge wurden von dem Hrn. Kreisbaurath
                              									v. Grundler erbaut, und zwar Nr. 2 mit der Verbesserung,
                              									daß der Bodenstein auf einen eisernen Traͤger zu liegen kommt, wo ihm jede
                              									erforderliche Richtung durch Stellschrauben gegeben werden kann etc. Die
                              									Walzenmahlgaͤnge zeichnen sich durch ihre niedliche Form und schoͤne
                              									Arbeit aus; jeder dieser Mahlgaͤnge hat drei Paar eiserne, theils cannelirte,
                              									theils glatte Walzen, wo die eine jedes Paars der Walzen eine nur halb so schnelle
                              									Umdrehung hat als die zweite zu ihr gehoͤrende, wodurch diese Art von
                              									Muͤhlen eine bedeutende Verbesserung erhalten duͤrfte. (Riecke's Wochenblatt.)
                           
                        
                           Chuard's Gasoskop.
                           Hr. Chuard uͤbergab der Société philomatique in Paris sein Gasoskop, einen Apparat
                              									zur Verhuͤtung der Explosionen des Einfachkohlenwasserstoff-Gases (der
                              									sogenannten Schwaden), so wie der Explosionen und
                              									Asphyxie in Folge ausgetretenen Leuchtgases (Doppeltkohlenwasserstoffs) in Zimmern
                              									und oͤffentlichen Gebaͤuden. Dieser Apparat beruht auf dem Princip des
                              									Araͤometers, nimmt wenig Raum ein und wird im oberen Theile des Zimmers, wo
                              									man sich desselben als Indicator bedienen will, angebracht.
                           Die Dichtigkeit der atmosphaͤrischen Luft, als Einheit angenommen, ist
                              									bekanntlich das specifische Gewicht des Doppeltkohlenwasserstoffs 0,67. Wenn der
                              									Apparat demnach in der atmosphaͤrischen Luft im Gleichgewicht ist, so wird
                              									dieses gestoͤrt werden, sobald sich das Gas in der Wohnung verbreitet.
                              									– Das Gasoskop besteht aus einer Luftkugel von sehr duͤnnem Glase,
                              									welche mittelst eines verticalen Stabes von einem Araͤometer getragen wird.
                              									Das Ganze haͤlt sich im Gleichgewicht in einem Gefaͤße mit
                              									destillirtem Wasser, welches leztere um seine Verdunstung zu verhindern, mit einer
                              									Schicht Oleins bedekt ist. Man sieht leicht ein, daß dieses Gleichgewicht durch eine
                              									und dieselbe Kraft, die der Schwere erhalten wird. Um aber die unmittelbare Wirkung
                              									dieser Kraft einleuchtender zu machen, wollen wir sie in zwei andere zerlegen. Die
                              									eine bezieht sich auf das Araͤometer selbst und haͤlt oder tragt den
                              									ganzen Apparat mittelst des Wassers im Raume. Die andere Kraft aͤußert ihre
                              									Wirkungen in der atmosphaͤrischen Luft; auf diese haben wir die
                              									Aufmerksamkeit zu richten. Die Luftkugel, welche in der reinen Luft so schwimmen
                              									kann, daß sie vollkommen im Gleichgewicht bleibt, aͤndert darin ihre Stelle
                              									nie, weil die atmosphaͤrische Luft immer ein spec. Gew. = 1 hat; sobald aber
                              									mit dieser reinen Luft sich Doppeltkohlenwasserstoff-Gas mengt, so wird sich
                              									das spec. Gew. der ersteren nach Maaßgabe des hinzukommenden Gases verringern. Der
                              									Antheil Gas, welcher noͤthig ist, um den Apparat in Wirksamkeit zu sezen,
                              									betraͤgt 1/170 bei einer Kugel von 12 Centimeter Durchmesser, welche auf
                              									einem 1 Millimeter diken Stab ruht. Bei dieser Proportion sinkt der Apparat um einen
                              									Centimeter. Der ganze Abstand, den er durchlaufen kann, ist 5 Centimeter; der
                              									Erfinder hatte aber die Idee, den Rest des zu durchlaufenden Abstandes von 4
                              									Centimetern, um das Gasoskop empfindlicher zu machen, auf die Kraft eines dem
                              									Apparat beigefuͤgten Magnets zu uͤbertragen. Auf dem Dekel
                              									naͤmlich des Wassergefaͤßes liegt ein Hufeisenmagnet, welcher sich
                              									also an dem unteren verticalen Theile der Luftkugel befindet, die selbst unterhalb
                              									mit einer Eisenscheibe versehen ist. Da der ganze vom Apparat zu durchlaufende
                              									Abstand 5 Centimeter betraͤgt (1 Centim. durch das Gas, 4 durch den Magnet),
                              									die Attractionssphaͤre des Magnets sich auf 4 Centim. erstrekt, und die
                              									Eisenscheibe der Kugel 5 Centim. entfernt ist, so kann unter diesen
                              									Verhaͤltnissen keine Bewegung des Apparats stattfinden. Sobald aber 1/170 Gas
                              									dazukommt, so faͤllt die Kugel in die Anziehungssphaͤre des Magnets
                              									und der ganze Zwischenraum wird dann rasch durchlaufen. Beim Herunterfallen auf den
                              									Magnet stoͤßt die Scheibe auf den Hebel einer Allarmgloke, welche 12 Stunden
                              									lang spielen kann; man wird auf diese Weise von dem Entweichen des Gases schon viel
                              									fruͤher benachrichtigt, als eine Explosion erfolgen kann, da diese erst bei
                              									1/12 eintritt; die Asphyxie tritt ungefaͤhr bei 1/8 in sehr kurzer Zeit
                              									ein.
                           Das Gasoskop wurde in der Gasbereitungsanstalt zu Grenelle, welche unter der Direction der
                              									Gebruͤder Pernot steht, im Großen benuzt. (Echo du
                                 										monde savant 1842, No. 725.)
                           
                        
                           Zum Gebrauch der Stahlfedern.
                           Man hat schon mehrere Mittel zum Puzen derselben vorgeschlagen und doch den rechten
                              									Punkt nicht beruͤksichtigt, worauf es eigentlich ankommt. Wenn wir
                              									naͤmlich die Natur des Gaͤnsekiels gegen jene der Stahlfeder
                              									betrachten, so sehen wir, daß der erste mit einer Art von fettiger Haut umgeben ist,
                              									an welcher die Dinte langsam hinabgleitet. So lange an den Stahlfedern noch keine
                              									Oxydation stattgefunden hat, oder so lange der Firniß, mit welchem sie
                              									oͤfters uͤberzogen sind, aushaͤlt, ist dieses Hinabgleiten der
                              									Dinte ebenfalls bemerkbar. So wie aber der Stahl angegriffen ist, haͤngt
                              									diese sich inniger an ihn an, die Feder gibt keine Dinte von sich, man druͤkt
                              									darauf, ohne seinen Zwek zu erreichen, und zerreißt nur noch das Papier. Aus dieser
                              									Ursache ist so vielen Personen der Gebrauch der Stahlfedern zuwider, und nicht mit
                              									Unrecht.
                           Dem Uebelstande des Festhaltens der Dinte abzuhelfen, ist aber nur noͤthig,
                              									die dem Gaͤnsekiel eigenthuͤmliche Fettigkeit nachzuahmen, und dieß
                              									geschieht ganz leicht, indem man sich einen fetten Lappen haͤlt, mit welchem
                              									man nach gemachtem Gebrauch die Feder jedesmal abwischt. Dieser Fettlappen wird am
                              									zwekmaͤßigsten auf die Art gefertigt, daß man halb Terpenthinoͤhl und
                              									halb Baumoͤhl zusammen mengt und die Leinwand damit trankt. Das
                              									Terpenthinoͤhl verfluͤchtigt sich und laͤßt das Baumoͤhl
                              									auf eine solche Art zertheilt zuruͤk, daß die Fettigkeit nirgends zu stark
                              									hervorstechend ist, um die Dinte zusammenlaufend zu machen. Man kann auch irgend
                              									eine nicht zu steife Salbe vorraͤthig halten, in welche man die Feder nach
                              									gemachtem Gebrauch eintaucht und mit einem Leinwandlappen auspuzt. Es wird aber
                              									jeder, wenn er hierauf aufmerksam ist, die Stahlfedern gleich den andern gebrauchen
                              									koͤnnen. Auch halten sie viel laͤnger, als wenn man sie gleich vom
                              									Roste anfressen laͤßt, (v. Babo's landw.
                              									Berichte.)
                           
                        
                           Verfahren pulverige Farben mit der Papiermasse im Holländer
                              									sehr innig zu vereinigen, um bunte Papiere zu erzeugen.
                           Der klebrige Bestandtheil der Kleie bildet mit chemischen
                              									Niederschlaͤgen (z.B. chromsaurem Bleioxyd) klebrige Verbindungen, die sehr
                              									fest auf Zeugen haften und durch starkes Reiben in Wasser nicht mehr ganz
                              									wegzubringen sind. Aus diesem Verhalten kann besonders der Papierfabrikant Vortheil
                              									ziehen, da es ihm mittelst des Kleienklebers moͤglich wird, pulverige Farben mit der Papiermasse im Hollaͤnder
                              									sehr innig zu vereinigen. Loͤscht man z.B. gebrannten Gyps mit Wasser, schuͤttelt ihn mit Kleienabsud und bringt ihn auf ein Filter, so bleibt nach dem Troknen kein
                              										Gypspulver, sondern eine fest
                              									zusammenhaͤngende Masse. Diese vereinigt sich vor dem Troknen sehr leicht und
                              									gleichfoͤrmig mit dem Papierzeuge, so daß man, um hievon im Großen Gebrauch
                              									zu machen, nur noͤthig hat, den geloͤschten Gyps mit Kleienabsud
                              									angeruͤhrt in den Hollaͤnder zu bringen; Gyps, Kleienkleber und
                              									Papierfaser werden sich dann gleichfoͤrmig verbinden.
                           Ganz vortrefflich eignet sich dieses Verfahren zur Darstellung bunter Papiere, deren Farbe es nicht gestattet, sie in der Masse zu
                              									faͤrben, z.B. Rosa. Man hat sehr schoͤnes
                              									rosa Briefpapier, allein seine Farbe ist unaͤcht und sehr
                              									vergaͤnglich. Durch Krapplak und Kleienabsud laͤßt sich eine haltbare
                              									erzielen. Es gehoͤrt dazu eine Sorte Krapplak, die sehr weich und
                              									abfaͤrbend ist (wie sie z.B. Hr. Kruͤger in
                              									Berlin, Muͤnzstraße Nr. 18 bereitet). Wenn man einen solchen erst fuͤr
                              									sich sehr fein zerreibt, dann unter dem Reiben erst wenig, hernach mehr Kleienabsud
                              									hinzusezt und nun mit Papiermasse zusammenschuͤttelt, so erfolgt eine
                              									Vereinigung und man kann aus diesem Gemenge ein Papier darstellen, welches selbst im
                              									Sonnenlicht nicht verbleicht. Dunkel gefaͤrbte Papiere sind auf diese Weise
                              									leichter zu machen als helle, weil das Lakpulver schon aͤußerst fein seyn
                              									muß, um eine gleichfoͤrmige Vertheilung zu
                              									bewirken, durch langes Reiben und Schlaͤmmen wird es aber zu erreichen seyn.
                              										(Runge in seiner Farbenchemie, Bd. II. S. 83.)
                           
                        
                           
                           Pommereux's Verfahren die
                              									Bierhefe auszutroknen.
                           Man bringt in einer Kammer oder Stube, deren Groͤße in Verhaͤltniß
                              									steht zu der Menge Hefe, welche taͤglich ausgetroknet werden soll, rings
                              									herum Bretter an, welche einen Fuß uͤbereinanderstehende Faͤcher
                              									bilden und, in Form eines Pultes, sich von Hinten nach Vorn etwas neigen. Diese
                              									Bretter oder Tische werden mit einer Schicht Gyps belegt und muͤssen zusammen
                              									eine Flaͤche von ungefaͤhr 25 Quadratmetern auf 25, Kilogr. frischer
                              									Hefe, welche auf einmal getroknet werden soll, ausmachen. In der Mitte der Kammer
                              									bringt man einen ihrer Groͤße entsprechenden Ofen an, womit sie
                              									noͤthigenfalls auf 34 bis 36° C. geheizt werden kann; auch versieht
                              									man sich mit einem kleinen Ventilator und verschiedenen Utensilien, wie Pressen,
                              									Sieben, einem flachen Reibeisen und einer Handmuͤhle, um die Hefe nach dem
                              									Troknen zu Pulver zu mahlen.
                           Behandlung. – Wenn die fluͤssige Hefe unter
                              									der Hebelpresse hinlaͤnglich troken und in der Consistenz erhalten wurde, wie
                              									sie im Handel geht, zerbricht und zerkruͤmelt man sie auf einem Sieb; die so
                              									vorbereitete Hefe breitet man nun auf den Brettern so duͤnn als
                              									moͤglich und ungefaͤhr so aus, daß 4 Kil. Hefe 1 Quadratmeter der
                              									Bretterflaͤche bedekt. Die Feuchtigkeit der Hefe wird zum Theil vom Gyps
                              									eingesogen, zum Theil durch den Ventilator und die Ofenwaͤrme verjagt.
                           Sobald die Hefe ausgebreitet ist, laͤßt man die aͤußere Luft eintreten,
                              									sezt den Ventilator in Bewegung und ruͤhrt waͤhrend seiner
                              									Thaͤtigkeit die Hefe oft um, damit sie auf allen Seiten austroknen kann und
                              									sich nicht am Gypse anhaͤngt.
                           Wenn die Hefenkluͤmpchen unter dem Finger zu widerstehen anfangen, so
                              									laͤßt man den Ventilator ruhen, verschließt das Zimmer und heizt den Ofen,
                              									bis die Temperatur des Locals 34 oder 36° C. betraͤgt) man
                              									laͤßt dann das Feuer ausgehen und wendet die Hefe bestaͤndig um, um
                              									ihr Austroknen zu befoͤrdern. Nach 36 Stunden ist sie so troken, daß sie nach
                              									Belieben gemahlen werden kann. Man verpakt sie in Faͤsser, welche innen mit
                              									Papier ausgelegt sind. (Descript. des Brevets Bd.
                              									XLII.)
                           
                        
                           Bereitung einer verbesserten Toiletteseife.
                           Man loͤst nach Hrn. Faguer Laboullée 1 Pfd.
                              									gut bereiteter Seife in ebensoviel rectificirten Weingeist von 38 bis 40° in
                              									der Waͤrme auf und sezt der Loͤsung einige Tropfen Essigsaͤure
                              									zu, um den Alkali-Ueberschuß zu saͤttigen, welcher beinahe immer in
                              									den bestbereiteten Seifen vorhanden ist. Man bringt die Mischung nun in die
                              									Destillirgeraͤthschaft, um so viel Weingeist als moͤglich davon
                              									abzuziehen, und sezt sodann dem Ruͤkstand einen aus 1 Loth Traganthgummi
                              									bereiteten Schleim zu. Man mischt aufs innigste und parfumirt hierauf die Seift. Die
                              									so behandelte Seife hat ihre schaͤdliche Einwirkung auf die Haut nun ganz
                              									verloren und ist sehr milde und zart. (Descript. des
                                 										Brevets Bd. LXII.)
                           
                        
                           Seifenwasser im Brode.
                           Eine Klagsache, worin ein Baͤker einen seiner Leute beschuldigte, absichtlich
                              									Seifenwasser in das Brod gebracht und dadurch das Gehen desselben verhindert zu
                              									haben (ein Schabernak, der den Baͤkern in Paris nicht selten gespielt werden
                              									soll), veranlaßte Chevallier, den Einfluß des
                              									Seifenwassers auf den Proceß des Brodbakens zu pruͤfen. Es ergab sich, daß
                              									dadurch zwar keineswegs ein irgendwie schaͤdliches Product entstehe, daß aber
                              									in der That schon eine sehr geringe Menge Seife die Faͤhigkeit habe, die
                              									Aufblaͤhung des Teiges, das sogenannte Gehen, zu verhindern, so daß es dann
                              									unmoͤglich sey, dem Gebaͤk eine bestimmte runde Form zu ertheilen. Es
                              									bleibt niedrig und unansehnlich und wegen der Abwesenheit der Luftblasen und der
                              									Verminderung der Zaͤhigkeit des Klebers hat es natuͤrlich ein
                              									dichteres Gefuͤge; zum Verkauf wird es demnach voͤllig unbrauchbar,
                              									selbst wenn der Geschmak die Verunreinigung nicht zu erkennen vermag. (Aus den Ann. d'Hyg. publ. April 1842 im polyt.
                              									Centralblatt.)